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Dresdner Nachrichten : 23.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186910234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18691023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18691023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-23
- Monat1869-10
- Jahr1869
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- Dresdner Nachrichten : 23.10.1869
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Arrserate „rd» <wg»u«nm«n: »t,»vend»y,«vn«. tag« bi« «tttag« 1» lltzr: Mnrlenstr«-« 1>. >»tztig in dies. Blatt« -ad«a«ta« trf»l-,«ich« ««rbwttME. «ofla«,: L«M»o «remplare. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch ^ Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Inlk»s Nkichardl. Dresden, den 23. Oktober. — Die Herren geh. Finanzrath v. Nostitz-Wallwitz und Merlandbaumcister Hüne! aus Dresden, Mitglieder der Com mission für den Dresdner Theater Neubau, besichtigten dieser Tage daS neue Theater zu Leipzig in allen seinen Cintheilungen und Einrichtungen, sowie in Bezug auf die im Thcatergebäude gehandhabte Ordnung. — Vom Landtage. Der bekannte Eiscnbahnldnlg in Berlin, in. Strausberg, welcher bereits bei der Eisenvahrmuie Großenhain Cottbus auf sächsischem Territorium seinen Unter- e Füllhorn icineö Ministerium des — ., 'Anderem auch oom Cousul Walk in Dresden, dem Fabrikanten Krancr in Chem nitz, dem Bürgermeister von Schöncck, den Firmen Tb. Pilz zu Brasolltz und Richard Harttnann zu Chemnitz Unterzeichner ist, und km folgende Ermächtigung gebeten: „ihm für die von ihm zu bildende Gesellschaft die Concession zur Erbauung und zum Betriebe einer Eisenbahn von Chemnitz über Zwönitz und «lue «ach Schönhaide, von Frietrichögrün über Schöncck nach'A vrk, nebst Zweigbahnen von Thaiheim über Stollbcrg nach Lugau »ud von Schöneck über Graplitz nach Falken»» mir xinem Grundkapital von ilO, Millionen, wovon 6,750,000 Tylr. in Stammaktien, V,750,<X>0 Thir. aber durch eine vierpiocentige Prämienanleihe zu beschaffen, erthcilcn zu wollen." Bel Jeman dem, der mit den Millionen nur so herumwttst. wie »r. Straus berg, versteht eS sich von selbst, baß das Attienkayitai längst gezeichnet und daß er bereit ist, bei Ertheilung der Concession sie Einzahlung von 20 Procent auf die Aktien vorzunchinen. Er wird dann l ie Gesellschaft gründen, den PerwailurgSrath elnsctzen und was sonst noch für Acte der Negierungsgewmt bei einem derartigem Commandanten von Millionen notbwentig sind. Daß er bereits 250,000 Tblr. bei dcr Hauptdevvsilenkasie einaczahlt hat, ist eine kaum crwähnenöwerthc Lappalie. Wie verhält sich nun die Negierung gegen dieses großartige Pcolcct < bei dem wir allerdings nicht vergessen wolle-', daß der große Etsenbavumonarch sich dabei x ohlzustehen die Absicht batDie Coneeision kann sie deshalb vor der Hand dem Berlu er Crösuö nicht geben, weil die Beschlüsse des letzten Landtags entgegrn- ftehen. Die »tegierung ist aber, wie sie ausführlich i» einem allerhöchsten Dccret nachwcist, nicht in der Lage, dein betreffen den Landcstheil eine Ehenbahn auf Staatskosten zu erbauen. Dem Staate liegen andere Eisenbahnbauren zur Zeit ob und Sis Finanzministerium will di.se zunächst kräftig zu Ende füh ren und seine Geldmittel nicht zu sehr zersplittern. Geld wäre allerdings in Folge der letzten 20 Millioncu-Anlcihe noch voi- yanden, aber man wird eö nur billigen, wenn, ta bei der ietzi- aen Höhe des Zinsfußes und dem davon bedingten niedrigen Kurse aller WeithSeffrcten e n raicher Verkauf der vierprocen- ilgen Staatspavicre den Kurs nur noch mehr drücken und un berechenbare B:rmögentzvcrluste für alle Inhaber sächsischer Stäatspapiere herbciführen würde, wenn das Finanzministerium von diesem Wege, sich Gerd zu verschaffen, abschen will. Das Ministerium har daher, um den bcttcffendenLandeStheilcn bald möglichst die ersehnte Effeubah» zu geben, den Landtag ausgc- chrvert, Über das Conccssionsgutachtcn dcö vielfachen Million n s nr. Strouöberg zu entscheiden, rcsv. die Beschlüsse dcS letzten Landtags abzuändcrn Das Ministerium läßt es aber o>>» Eisenbahriocculanten SttouSberg gegenüber nicht an der nöthi- gen Vorsicht fehlen; sie will ihm nur daun gcstatten, die Prä mienanleihe aufzulegen, wenn 40 Procent des Aktienkapitals nicht nur eingezahlt. sondern auch in das Unternehmen wirklich verwendet, d. h verbaut worden sind. Wir hüten noch das weitere Verlangen, daß dieser Bahnbau in Bczug auf seine sollte Ausführung gehörig überwacht werde, da z. B. die Berlin-Gör- litzer Bahn, die derselbe M llionär erbaute, zu manchen Zwei teln in Bezug auf ihre Haltvarkeir Anlaß aiebk. — Einänderest Decret schlagt die Aushebung der landwirthrchastliclea Ablheilung der Akademie tür Forst- und Laudwiltbe in Tbarandt vor. Die Sffentlichc Meinung geht bekanntlich dahin, daß höherer land- wirtbschtrstlicher Unterricht vollkommener ur d zweckmäßiger aus Universitäten erkheilk werde, als auf besonderen Akadcmieen. Die Frequenz der Landwirtbe in Tharandt ist fortwährend ge fallen. Im letzten Sommer studtrten nur l Inländer und 7 Ausländer Landwirthschast in Tharandt. Uingckehrt ist die 'ianbwlrthschaftliche Seciion der Leipziger Universttät in fort- »ährcrtder Blüthe. Soinir rechtfertigt sich die Absicht der stie ßt rmg. Doch sollen, da mit der Verwaltung vieler Staats- forftrcvlere die BewIrthschastung ausgedehnter künstlicher A lesen verbunden ist und v eie Forstbeamte in Privatbcsitzun ;cn zu gleich landwiithschaftliche Kenutnlsse haben müssen, auch serncr noch bei der Forslakadcmle die Eiemente der Laudwirtbschait, der Betriebslehre, der Wilsenbau und tie Lehre von der Ent- unv Bewässerung voractraacn werden.- In ihrer lctz'en Sitz ung lehnte die Zweite Kammer einiiimmig das Decret ab, welches eine verankerte Erhebung dcs Cha ssccgeidcs vorschlug, nahm setoch mit 26 gegen 34 Stimmen einen 'Antrag des Aba. Eule an, daß sich der Landtag im Princip für Aushebung dcS Chausseegeldes aut-sprcchcn solle. In warmen Worten sprach sich Abg. Oehmicken geoen die Swlach steuer aus, deren we nigstens thei weise Ermäßigung er für dringender erklärte, a'S die Aufhebung des CbaussecgeldrS. wiewohl er natürlich auch dessen Beseitigung, sobald cd die finanzielle Lage des Staates gestalte, wünschte. — Von einer grcßcn 'Anzahl Abgeordneten find Antsäge bet der Kammer eingelauien. Ein Antrag dcö «bg Israel bstrlfft die Einführung des Elnpkennlgtarifö beim Transport der Braun- und Steinkohle» bei Staats- und Pri- vatbahnen. Ein Antrag deö Abg. May (Potenz) lichtet sich gegen die fiskalischen Jagdgelechtsamc. Radikal, wie immer, verlangt ferner »r Wigard, baß die Negierung soion den jetzigen Landtag anflösen und eine auf Grund des 48er Wahl gesetzes gewählte Kammer einberufen soll. Mit dieser soll die Erste Kammer kaistrt und daö Etnkammeriystcm Angeführt werden Andere Abgeordnete bereiten einen Gegenantrag vor, «ach welchem dleRegieruna aufgefordert werden soll, über Ein führung des SInkammerMemö und Ausdehnung deö Wahl rechts mit den jetzigen Kammern Vereinbarung zu treffen Aussichtslosigkeit beider Anträge liegt wohl aus der Hand: die Regierung wird eben so wenig die Erste Kammer aus ccr Liste der Lebenden streichen, wie ii.se selbst Lust verspüren wird, einen Selbstmord zu vollziehen. Außerdem beavtrazt Or. Wi gard noch die Einlübrulig der obligatorischen Civilehe und tie Ueberweisung der Füorung der Register über die Geburten und Todesfälle an die Civilvebörden. Endlich sollen Austritts- Erklärungen aus einer Eonsession vor den Civiiobrigkeiten vor- gcnommen werden. — 0. Wenn die Liebe zum Vaterlandc nicht blos im Reden und Schreiben darüber besteht, sondern in thätiger Theil- nahme an allem Oeffentlichen, in Wärme für das Glück einer Stadt u. s. w., so hat sich solche namentlich in letzterer Zeit bewährt, wo es gilt, den von Unglück Hcimgesuchten hilfreiche Hand zu reichen. Mit Hinblick auf die Brände in Fraucnstein, Zschopau und Lichtenstein veranstaltete am vorgestrigen Abend die Dresdner Liedertafel die erste Abenduntcrhaltung im Saale der „Harmonie", und zwar mit gütiger Unterstützung mehrerer Mitglieder des kgl. Hoftheatcrs. Daß heute die Elite der Gesellschaft hier verkehre, zeigten Abends in der siebenten Stunde die zahlreichen Equipagen, welche in der Landhausstraße voifuhren. In dem schönen Saale, wo man eine nette Bühne aufgebaut, erfreute schm der Anblick der reichen Toiletten, wo mit sich die Damenwelt geschmückt hatte. Der Borhang der kleinen, aber sehr hübsch decorirtcn Bühne erhob sich und man erblickte die Mitglieder der Liedertafel, um ein größeres Ge sangsstück „Im Walde" zur Aufführung zu bringen. Gedicht von Or. E. Gärtner, für Männerchor und Orchester componirt von Julius Otto. Orchester unter Leitung des Herrn Stadtmusildirectors Puffhvldt. Bon dem Altmeister Julius Otto war in künstlerischer Hinsicht nur Schönes und Gutes zu erwarten. Der Wald, diese Vethalle der Natur, dieser Ehren dom der Schöpfung, Meister Otto hatte ihn in seiner ganzen Romantik erfaßt und in zwölf Gesangsstücken wiedergegeben. AuS Waldesstille der Nacht, geheimnißsollem Rauschen der Bäume gestaltet sich, der Sonnenaufgang. Der Morgengniß «n den Wald bricht ^ich Bahn in den Stimmen, das Herz wird voller in der Einsamkeit, unter dem mächtigen Rauschen der Wipfel senkt sich das Knie zum Morgcngebet. Die Schneide der Axt lichtet Bahnen in die umnachtcte Waldung, man ver nimmt das Lied des Holzhauers, bis sich das Häslein in dem grünen Gras dahinstreckt, das Herannahen der Jagd vernimmt, der Ehor der Jäger und nach dem Berlieren der Jagd das Lied des Wanderburschen im Walde ertönt. Die Waldmühle klappert, ein Ständchen, sowie die Betrachtung in der Wald herberge erklingt, bis uns die Töne der Instrumente das Hcrcinbrechcn der Dämmerung, Sonnenuntergang und Läuten der Heerdcn- ivie Abendglocken verkünden. Nun aber ist der Componist der Worte eingedenk: „Lauter und stärker als Alles ging von jeher die Stimme des Herrn durch die Wälder" und so beginnt das Abendgebet, Nacht, Heimkehr, Elfentanz und „Gute Nacht an den Wald". Wie dereinst Birgil mit Wor ten, so malt der Componist mit Tönen, aber Otto stellt sich nicht über seinen Text, sondern fügt sich seinem Wohllaut, die sen in 'Noten umschreibend und ausschmückend. Das Still leben der Natur ist ihm trefflich gelungen, er hat die Natur mit dem Ohr der Seele belauscht und so konnte es nicht feh len, daß Werk und Ausführung sich großen Beifalls erfreuten. — Mit Erwartung sah das Publikum dem Moment entgegen, wo die Gardine sich wiederum erheben sollte. Es geschah und Frau Bayer, die Hosschauspielcrin erschien, um den von Herrn r Lindner gedichteten Prolog zu sprechen. Das Gedicht, meisterhaft vorgetragcn, verfehlte seine Wirkung nicht, zumal cs auf die Situation cinging und an das Herz anzuklingen wußte. Ein Grundgedanke des Prologs, daß das Unglück dcmüthige und klein mache, und somit das Spiel der Musen aus dem Prachttcmpcl in einen kleinen Raum flüchten müsse, äußerte sich rührend und wurde von allen Anwesenden tief empfunden. — Es folgte hierauf die Darstellung der Lustspiele: „Die Ball schuhe" und „Badekuren". In Ersterem wirkten die Fräuleins Langenhaun und Guinand, in dem Letzteren Fräulein Berg, Fräulein Guinand, sowie die Herren Hanstein und Wähclmi, Alle natürlich mit der bekannten Virtuosität, wahrend Herr Meister sich der Regie unterzogen hatte. Es war interessant, die Mitglieder der Hosbühne einmal auf so kleinem Raume zu sehen, der freilich der Entfaltung ihres Spieles manche Fessel anlcgte. Lang anhaltender Beifall, Blumenspcnden von allen Seiten in üppiger Fülle, krönte ilne Mitwirkung zur Erreich ung eines edcln Zweckes. Den Schluß der Vorstellung, die bis nach 10 Uhr währte, bildeten humoristische, von der Dresdner Liedertafel ausgeführte Scenen, wo Alles dm leichten Schein des Natür lichen, wie von selbst sich Bei stehenden, an sich trug. Und dies ist das Wahre in der Kunst, gleichviel ob Schauspiel oder Gesang. — Am gestrigen Abend wurde die selbe Vorstellung in allen ihren Theilen trotz des hohen Ein trittspreises (das Billet 1 Thlr. 15 Ngr.) wiederholt. — Der schon einmal erwähnte unter uns weilende neue Apostel, der sogenannte „Evangelist Müller", ein Tischler aus Stettin, hat jetzt in der ersten Etage des Hauses Nr. 13 auf der Halbegaffe, seine Canzel aufgeschlagen. Es war am Sonn tag Nachmittag um 4 Uhr, als wir uns in die Kirche, d. h. in jenen Saal des genannten Hauses verfügten, der an die Werkstätte einer Pianoforte-Fabrik stößt. Vor uns stiegen eine Menge Andächtige die enge, wenn auch ziemlich moderne Trepp: hinan, Frauen, Männer, Kinder, Jünglinge und Jungfrauen, zumeist nur der arbeitenden Klaffe angehörig. Eine feierlich: Stille, wie man sie vor jedem Gottesdienst bemerkt, empfing uns auch hier. Der Saal war schon dicht gefüllt, alle Stühle besetzt, und so mußten wir uns im Vorhaus mit einem sehr unbequemen, sogenannten Stehsitz begnügen. Von kirchlicher Einrichtung war keine Spur. Der Altar bestand aus einen: Notenpult, auf dem eine alte Bibel ausgcschlagen und mit «er gilbten Blättern lag und an dessen einer Ecke eine Blechdille mit einer darin steckenden halben Stearinkerze angesteckt war Den Hintergrund bildete, gleichsam als Altarbild, ein großer Spiegel mit Goldrahmen. Am Eingang standen zwei junge Männer, aus dercn ernsten Physiognomien und Empfangsfeier lichkeiten wohl man den Schluß ziehen mußte, daß sie das Amt eines Küsters oder Kirchenvorstandes verwalteten, eine ihnen auf dem Tische zur Seite stehende Sammelbüchse gab auch Kunde, daß sie die Finanzen in ihr Ressort zählten und das; am Schluß des sonderbaren Gottesdienstes das Portemonnaie der Gläubigen, unter denen eine Menge Neugieriger war, ein« unbequeme Rolle zu spielen hatte. Der Gottesdienst begann. AuS einem Seitenzimmer trat ein schwarz gekleideter, etwa 4l» Jahr alter Mann — der „Evangelist Müller". Ein sehr pri mitiver Gesang, aus dem weder Melodie noch Harmonie her auszufinden war, eröffnete den Actus. Müller declamirte im prägnantesten Stettiner Dialect jede Zeile des Liedes aus einem uns unbekannten Gesangbuch vor und der Chorus siel dishar monisch ein, sehr illustrirt durch die Stimmen alter Mütterchen, nur hier und da griff eine männliche Baß- ober Altstimme hilfreich mit ein. Heilige Stille endlich — ringsum! Der Evangelist ergriff das Wort und predigte nun eine ganze Stunde im wahren Dominikancrtone über das Evangelium vom Feigenbaum, der abgehauen werden solle nebst den anderen Bäumen und gipfelte seinen ganzen unzusammenhängenden Vortrag in der Idee, daß der Messias sich dem noch lebenden Gcschlechte bald persönlich zeigen werde. Die Zeit, sowie die Sendung des ganzrn Menschengeschlechtes sei crfüllt, die Welt sei vollkommen, der Messias müsse erscheinen und das Men schengeschlecht sich auf seine baldige Ankunft würdig vorbereiten Insofern stünden uns die Juden mit derselben Idee zur Seite. So kam folgende interessante Stelle: „Meine Brüser!" (der anwesindin Schwestern gedachte er niemals) „Haunt ihn" (näm lich — ab) „den Feigenbaum und die anderen Bäume! Die Zeit ist da, wr der Erretter kommt, wo Alles, wo die Schrift erfüllt wird. Wer hätte geglaubt vor 50 Jahren, daß einst die Schiffe ohne Segel und Masten auf dem Meere fahren, daß wir per Telegraph in einer Minute mit anderen Welt- theilcn sprechen würden? O, die Zeit ist erfüllt! Wer das geglaubt hätte vor 50 Jahren, der wäre verbrannt morden heute ist es Wirklichkeit. Darum haunt ihn —" rc. Nachdem der Evangelist Müller noch in seiner Weise die Bibelstellen aus Lucas 13, Matthäus 24, Prophet Joel 2 und Offenbar. Johannis 13 bearbeitet und illustrirt hatte, schloß er seine Predigt und die Gläubigen stimmten in obenerwähnter Weise das letzte Lied an, aus dem wir uns nur die Worte gemerkt haben: „Wasch Deine Kleider bell und rein. In Jesu Blute wieder" rc. Hierauf erfolgte der Segen, an dessen Schluß die Versamm limg in ein lautes, allgemein!s „Amen" einstimmte. Müller cnlließ die angeblich erbaute Menge mit der Beinerllüng, daß alle Diejenigen, welche noch etwa über diesen cdcr jenen Punkt nähere Belehrung haben wollten, noch privatim mit ihm sofort sprechen könnten. Ob es Jemand gelhon, wissen wir nicht; denn wir waren eiligst im Freien, ivo uns die lübe Abend sonne eine höhere Wahrheit predigte, als der Stettiner Evan gelist, aus dessen ganzem Vorträge wir bis heute noch nicht herausfinden konnten, was der Apostel eigentlich gewollt. — Wiederholt haben wir vor einer Betrügerin gewarnt, die sich in verschiedenen hiesigen Geschäften als daö Dienst mädchen irgend einer dem Geschäftsinhaber bekannten Herrschers t geriet, für diese diverse Waaren verlangt und solche auch meistens erhalten hat. Dieselbe hat auch dieser Tage eine hie sige Tapissericwaarcnhandlung mit ihrem Besuche beglückt, in dieser für ihre angebliche Herrin, einer in der 'Nähe wohnendem Dame, zur Auswahl drei gestickte Ruhekiffen verlangt und ist mit denselben auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ob sie auf ihrem Raube sanft wird schlummern können, dürfte schon deshalb zu bezweifclu sein, als sie jedenfalls sofort die Kisten versilbert hat. Denn weiter hatte der Schwindel doch keinen Zweck. — Als die Hausbesitzerin des Hauses Nr. 18 der Stärken gaffe gestern früh ihre HauSthüre öffnen wollte, w»r die rechte
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