Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187105240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-05
- Tag1871-05-24
- Monat1871-05
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rfafflliy»- von de» vielmehr ver Friede licht durch e Geguer k bisherige »cgeu du mm, die en. Die Mißtrau« betont, dch s Minlste- bereüs ci>- nden Vor- >ung sei«, ünden cut- schlechthch Gestalt uug edankeu de: stitutioueL eichöhälfte» teichcs roll- vrganisirrn ; der Kräfte er Land«-- der Refcrw Frschetut täglich früh 6»/, Uhr. »rduetti» u»d Erpeditlo» JohaimiSgaffe 4/b. VnMw. Redacteur Fr. Hüttner. Svretstunde d. Rcdactiou Vorwittag» von N—12 Uhr Rachwttiag« roa 1—h Uhr. »ouchmr der für die nächst- «rt-elldt Nummer bestimmten -»Krake in dm Wochentagen dt- 3 Uhr Nachmittags. Vchügtr.TagMM Anzeiger. Amtsblatt de? Kömgl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. «»fl»ge 9000. Ld«unemra»»prrt§ BierteljLkirlich t Tdlr. 7'/, Nqr., incl Bnngerlobn 1 Thlr. 1v ^izr. Inserate die Spaltzeile 1'/« Ngr. vectamro unter d. Ncdatliourflrlch die Spaltzcile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm, UniverfttälSslraße 22, Loeal-Comptoir Haiustraße 21. M 144. Mittwoch den 24. Mai. 1871. rndlage sich rinefüstline d die Potte ere Depesche rlamcmair- ördlich vom fort Moul- xndS 7 Uhr arch Auieml rer Gurtel- ur schwach« »wie andere unden. lalversaM- die Dring sich mit den nvernehma neu, wo die »atioii Gar en möchten ordern, die tser Truppe» nnil Ro<be- Meaus ver- h Versailles trS', welche- daß einigen die gegen- lgende »nt- welche sich igen, haben tre Truppen l besäiäitlgi lnd niemals s im gegeu- r der Com- retten. Zur Nachricht. Die Lotlerie-Hauptexpedition und Darlehnscasse bleiben wegen vorzunehmender Restaurirung der Eassenlocalitäten für die Tage vom 27. bis LI». Mai d. I. geschäftlich geschloffen. Leipzig, den 23. Mai 1871. König! Lotterie-Directto«. Ludwig Müller. Bekanntmachung, die Regulirung der Schornsteinfegerarbeiten hier betreffend. Die Streitigkeiten mit den Wittwen der hiesigen Schornsteinfegermeister, bis zu deren Ausgleich auf Anordnung des Königlichen Ministerium des Innern die von uns bereit« im Jahre 1869 beschlossene und veröffentlichte Aufhebung der Schornsteinfegerbezirke hiesiger Stadt und der für die Schornsteinfegerarbeiten bestehenden Taxen sowie die damit zusammenhängende Freigabe des Schorn- stcinsegeraewerbes verschoben werden mußte, haben nunmehr ihre Erledigung gefunden und ist deshalb von der Königlichen KreiSdirection auf Grund tz. 39 der Bundesgewerveordnung zu der Aufhebung der in hiesiger Stadt bestehenden Schornsteinfegerbezirke und gänzlicher Freigebung des Schornstein- segeraewerbes Genehmigung ausgesprochen worden. Wir machen deshalb fernerweit bekannt, daß die zur Zeit hier bestehenden Schornsteinfeaer- iezirke, sowie die für Schornsteinfegerarbeiten festgesetzten Taxen aufgehoben werden, und die Annahme per Schornsteinfeger dem Belieben der Hausbesitzer, die Höhe der denselben zu gewährenden Arbeits- lehae dagegen der freien Vereinbarung unterliegt. Zugleich haben wir jedoch behufs wirksamer Ueberwachung des rechtzeitigen Kehrens und einer Gewährleistung für die sachgemäße Ausführung desselben, um feuerpolizeiliche Unzuträglichkeilen zu vermeiden, nachstehende Bestimmungen getroffen: 1) Jeder Schornstein, in welchen eine Küchenseuerung mündet, muß in der Regel allmonatlich wenigstens einmal — 2s jeder Schornstein, in welchen blos Slubenofenrohre führen, muß in der Zeit vom 1. Oktober bis Ende April jeden Monat ebenfalls mindestens einmal — 3) jede Waschhausesse muß in der Regel alle 12 Wochen mindestens einmal gekehrt werden. 4) Nach jedesmaligem Reinigen einer Este ist der Ruß aus derselben zu entfernen und nach einem sicheren Aufbewahrungsorte zu bringen oder auS dem Gebäude fortzuschaffen. 5) Bei Gelegenheit der Reinigung ist genau nachzusehen, ob die Esse sich in gutem baulichen Stande befindet, und jede diesfallsige Schadhaftigkeit dem Hausbesitzer, sowie bei dem Rache der Stadt Leipzig anzuzeigen. Dafür, daß letztere Anzeige vorschriftsmäßig erfolgt, ist nicht nur der Hausbesitzer, sondern auch der mit Reinigen der Este beauftragte Schornsteinfeger verantwortlich. 6) Die bisherigen regelmäßigen halbjährlichen Feuervisitalionen werden beibehalten. 7) Jeder Hausbesitzer ist verpflichtet, den Namen und die Wohnung deS von ihm angenommenen Schornsteinfegers, sowie jeden Wechsel in der Person desselben innerhalb 3 Tagen bei unserm Bauamle schriftlich anzuzeigen. 8) Diese Bestimmungen treten mit dem 1. Juli laufenden Jahres in Kraft, und ist die An- ' Meldung der von den Hausbesitzern angenommenen Schornsteinfeger spätestens bis zum 15. Juni l. I zu bewirken; dagegen sind vom 1. Juli l. I. an alle unsere früher über das Schornsteinfegergewerbe ergangenen Bekanntmachungen aufgehoben. 9) Zuwiderhandlungen gegen obige Bestimmungen Seiten' der Hausbesitzer, beziehentlich der mit dem Kehren der Schornsteine Beauftragten, welche die bestehenden feuerpolizeilichen Be stimmungen auf daS Sorgfältigste in Obacht zu nehmen haben, werden für jeden einzelnen nach 8 368 8»i) 4 des Deutschen Strafgesetzbuchs vom 3t. Mai 1870 zu beurtheilenden Fall mit einer Geldstrafe bis zu Zwanzig Thalern oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen und im Uebrigen für jeden einzelnen Fall bis zu Einhundert Thalern Geldstrafe oder mit angemessener Haflstrafe geahndet werden. Leipzig, am 19. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Koch. Jerusalem. Bekanntmachung. Das Stadtbad im alten Jacobshospüale bleibt bis auf Weiteres unverändert im Betriebe und kann in den Wochentagen von früh 6 dis Abends 8 Uhr und Sonn - und Feiertag- von früh 6 bis Mittags 1 Uhr wie zeilher benutzt werden. Leipzig, am 15. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. Schl I>r. Koch. vchleißner. H. z MmS. . de B-dinr. köaig-dekg, und j au« Verl», n. Tt Hamb. r.itr, g. Sieb, g. Hotel,m» Bovine, ster. Sumal- Ru,fie. St. Lauda», t Berlin, öerlin, Hotel kirchen, Hotel tel de Ruisie. St. Socha. He, Lebe « lMburg, Hotel d. Han«. Tochter »»« nd t a. Ditlde». ech. d frohnr, Heiel FmauMer Wochenbericht. An der Börse herrschte Waffenstillstand. Nach den großen Hauffestrapszen früherer Wochen blieb nichts übrig als sich auszuruhen und die Ent wickelung der weiteren Coursbewegung dem TageS- spiel zu überlassen. In Wien klagte man über GrschästSlosiakeit, d. h. über Ungeneigtheit deS großen Publikums auf den vielfach hin geworfenen Köder anzubeißen. Indeß nutze man die Zeit zu Vorbereitungen für den bereit- in unser« var^en Berichte erwähnten Schwindel mit Kohlenacnen. La- bleibt zuletzt auch noch übrig? — Eisen- babnen, Banken, Fabriken haben für den Augen blick ihren Dienst gethan; warum soll der schwarze Diamant nicht zeitweilig an ihre Stelle rücken? — In Amerika wurden schon mehrfach auf betrügerische Weise Actionaire zur Betheiligung angelockt, indem man hingeworfene- Gold finden liest und darauf einBcrgwerkSunternehmen gründete. Die Geschichte, welche Wiener Berichte über versuchten Betrug mit Kohlengruben bringen, lauten bereits ziemlich ähn lich. Und wenn auch diese neueste Aera deS Schwindels vorüber, wenn kein Grund mehr zu gründen vorhanden, waS dann? — Vielleicht kommt dann, wie wrr es ja schon erlebt haben, das Wiederauslösen von Gründungen daran. WaS den Actionairen theuer verkauft wurde, wird ihnen, nachdem fie hinlänglich mürbe geworden, auS Barm herzigkeit für ein Spottgeld wieder abgenommen, und so findet sich denn immer etwa-, wobei es zu verdienen giebt. Das Statur der Berliner Wechslerbank, wobei bekanntlich Wiener Firmen die Pathenstelle ver traten, bestimmt alS Zweck de- Institut- den Be trieb von finanziellen, industriellen und Handels geschäfte» jeder Art, ferner da- JnSlebenrufen von selbstständigen Handelsgesellschaften und Unter nehmungen u. s. w. Also wiederum ein voll ständiger Lreckit mobilier. Was die BörsencomptoirS und die Wechslerbanken durch das Befördern deS BvrsenspielS beim Publicum m Wien für Unheil anrichlen, ist genügend bekannt. Berlin ist um die neue Geißel nickt zu beneiden. Vorerst ist wohl Hauptadsichl dieser Wiener Filialen: der Vertrieb österreichischer Effecten, die im Jnlande keinen ge nügenden Absatz haben. Es ist ja einmal daS Vorrecht deS österreichischen PapiermarkteS, daß alle anderen an seinen Schmerzen theilnehmen, während er selbst kühl bis ins Herz hinan den fremden Effecten gegenüber sich verhält. Berlin gilt in Wien als der stärkste Abnehmer für österreichische Prioritäten, im Norden und Süden Deutschlands wimmelt es von dergleichen, und so bietet sich, da immer reue Sorten davon erscheinen und die Quelle unversiegbar sich auSnimmt, fortgesetzt Ge legenheit zu Placirungs - Geschäften. Schon um den Banken Beschäftigung zu geben, müssen neue Eisenbahnen gegründet werden, wo und wie das find Dinge, die sich dem alles andere beherrschenden Gewinngedanken unterordnen müssen. So sahen wir denn zahlreiche Eisenbahnünternehmungen in Oester reich entstehen, die den Keim eines langen Siech- lhumS in sich trugen und der Regierung fortwährend Qpfer auferlegen. Das Land erhalt so zwar Cchienenstraßen, aber es hat dieselben theuer zu bezahlen, und muß das zuaesetzle Geld in die Taschen der Unternehmer fließen sehen. Der Unterschied zwischen den Bahnunterneh- mllngen früherer Zeit, wo die Kosten durch Aus gabe von Papieren aufgebracht wurden, wo Nominal- nnd Ausgabecours sich einander deckten und zwischen denen der späteren Aera, wo der Gründergewinn und das Disagio eine kolossale. Differenz zwischen den nominellen und wirklichen Kosten zur Folge hatten, muß nothwendigerweise in dem siechen Zu stande sich bemerklich machen, mit denen wir so viele dieser Bahnunternchmungen kämpfen sahen und noch sehen. Es wäre überhaupt ein großer Fehler, die Zustände deutscher Eisenbahnen mit denen österreichischer zu vergleichen. Meist ist ein gewisser Mangel an solider Fundirung, sei es in ErneuerungSfvntzl, in zweiten Gleisen, in den Baueinrichtuugen, mehr oder weniger zu gewahren. EinS der merkwürdigsten Beispiele, wie ein großes Bahn-Unternehmen in der autokratischen Hand des ersten Bankhauses zu einem skelett artigen Zustande verkümmern kann, bietet die österreichische,Südbahn. Jetzt müssen die Ligurischen Bahnen und der Mont-CeuiS-Tunnel als rettende Engel in der Nacht der Verwirrung dienen, welche in den finanziellen Verhältnissen der Bahn ein gerissen ist, und die Actie derselben zu einer der schlecktrentirendsten ihrer Art gemacht hat. Der alte JameS Rothschild, welcher das Geheunniß der schlechten Lage, in welche er die Lombarden ge bracht hatte, mit inS Grab nahm, hinterließ seinem Nachfolger die keineswegs angenehme Nothwendigkeit, nach ^lud nach die gleißnerische Hülle von dem Man erinnert damals gespielt KrankheilSrustande hinwegzuziehen, sich noch der Komödie, welche wurde, als nach dem Tode deS Vaters der 'Sohn zum ersten Male der Generalversammlung präsi- dirte, und die VerwaltungSräthe den jungen Baron als Nachfolger deS alten mit einer gewissen Osten- tation feierten. Man erinnert sich gleichfalls noch des HauptschwindelS, der kurz vor der nieder schmetternden Enthüllung von kühnen Spielern mit den Actien unternommen wurde. Gewiß hat Herr AlfonS Rothschild in der guten Schule, kn welcher er ausgewachsen ist, eS gelernt, auch ferner auS den Lombarden, trotz oder vielleicht wegen ihrer Schadhaftigkeit, so viel herauszuschlagen, wie sich für einen Bankier, der sich mit Kleinigkeiten nicht abgiebt, ziemt. Einen ansehnlichen Rückgang erlitten die Actien der Galizischen Carl - LudwrgSbahn. Es liegt auf der Hand, daß eS dem Unternehmen nicht sobald wieder gelingen wird, 8 Proc. an die Actionaire zu verlheilen, falls die Einnahmen nicht ununter brochen bedeutend steigen, also ungleich höher aus- fallen als im April der Fall war. (An der Wiener Börse colportirt man bereits daS Gerücht von schlechten Maieinnahmen der Bahn.) Mit der Zeit erhält die Bahn noch mannigfache Zuflüsse und dies mag ihrem einseitigen Charakter als Productenbahn in etwas aufhelfen. Dagegen können doch nicht fort und fort Jahresabschlüsse gemacht werden, welche den Stempel der Unge sundheit an der Stirn tragen und für die Zukunft keine Reserven lassen. In Petersburg hat, wie wir berichtet, ein Con- sortium Erlanger und Genossen wieder eine neue Bank gegründet; dann kam London daran, und jetzt soll es auch in Madrid loSgehen, wo, wie die Wiener Blätter sagen, man 15, 20 Procent im Handumdrehen zu machen gedenkt — wenn man sich selbst nicht etwa daber die Hand verrenkt. Schrecklich haben seinerzeit die Pcreire mit ihrem spanischen Credit mobtlier dort gehaust, und massenhaft im Ruin, Bankerotten, Selbstmorden ihre Spuren gezeichnet. Bei dem zum waghalsigen Spiel leidenschaftlich sich neigenden Charakter der Spanier ist es erklärlich, daß ein Credit mobilier- institul dort reiche Gelegenheit findet, Unheil zu stiften. Das Gesetz Uber Prämienanleihen ist in wieder holter Lesung im deutschen Reichstage durchgegangen und harrt nur noch ver Schlußabstimmung. Demnach dürfen fernerhin Prämienanleihen über haupt nur zu Anleihezwecken für einen Bundes staat oder für das Reich auSgegeben werden. So wird denn auch der Verdienst möglicher Corrup- tion für Bewilligung von Prämienanleihen e.n Privatunternehmungen ausgeschlossen. Die massen hafte Zudringlichkeit, womit in der letzten Zeit allseits neue Prämienanleihen an den deutschen Markt gebracht wurden, mußte einen tiefen Ekel an dieser Ausbeutungsweise der Unerfahrenheit erregen; und es ist nur zu billigen, daß, da man einmal auf kein früheres Datum deS Verbots als den 30. April zurückgehen wollte, das Amende ment von Blankenburg über die Abstempelung der coursirenden fremden Prämienanleihepapiere gleichfalls Annahme fand. Komisch war der Ver such, das Annoncenrecht verbotener Prämienanleihen zu retten, und zwar unter dem Schiboleth der Preßfreiheit. Dadurch wäre daS Gesetz zum Kin- derfpott geworden, und wir können unser.e Ver wunderung nicht darüber zurückhalten, daß eS Ab geordnete gab, welche zu einer solchen Verhunzung eineS legislativen Acts ihre Hand boten. Was das von den Vertretern der sogenannten „Interessen der Börse" vorgespiegelte gefährliche Reizmittel deS Verbots anbelangt, so möchte das Publicum, welche- sich insgeheim verbotene Prämien anleihen zulegt, denen die Publicität abgeschnitten ist, im Wesentlichen doch nur auf die bemittelten Classen beschränken, mag auch ein oder da- andere Mal daS kleinere Capital dazu verlockt werden. Jedenfalls kann sich ein solcher geheimer Verkehr nur auf ein ganz außer Betracht kommende- Minimum reduciren. Bei der Reducirung des Zinsfußes der deutschen Börseneffecten, wie sie durch daS Steigen der Actiencourse und der Preise der ZinSpapiere hervorgebracht worden, ist die Ausgabe von Prämienanleihen keine Notbwendig- keit, wenn eS auf sicher fundirte Papiere für gute Unternehmungen ankommt, und solche zweideutigen Charakters dürfen keinen besonderen Vorschub in Anspruch nehmen, sollen nickt durch Ver sprechungen gefördert werden, deren Erfüllung vielleicht gar nickt in Aussicht steht. Wenn es so fortging wie bisber, wenn kein Riegel vorgeschoben wuroe, so erlebten wir noch, daß jede der wie Pilze an allen Ecken und Enden aufschießen ven Aclienbrauereien oder Masckinenfabriken mit einer Prämienanleihe debütirte. In den Blättern war verschiedene Male die Mittheilung zu lesen, daß ein Eonsortium die Raab-Grazer Loose übernommen habe. ES scheinen in der Thal allerlei Versucke damit aemachl worden zu sein; indeß zeigt sich, daß dieselben zu keinem Resultat geführt haben; Venn die neuesten Nach richten nennen als diejenigen, welche die Loose übernommen haben sollen, die Emittenden selbst. Man handelt jetzt in Berlin diese Loose als „holländische"; für den Unkundigen mag dies nebenher alS verlockend gelten. Also soll doch Dresden mit einem Credit mobilier beglückt werden. Er soll in die dortige Börsen spekulation eingreifen, der sächsischen Industrie Credit eröffnen u. s. w. Eine hüosche Zusammen stellung. Gewöhnlich pflegen die Credit mobilier mehr mit dem Gelde Anderer zu wirrhscbaften. Es ist ja übrigens auch ganz gleich wo diese Mobilierinstitute Hausen; das Wiener Element darin sagt genügend wessen Geistes Kind die- Jnstitut zu sein beansprucht. — Daß ein Dresdner Gründerconsortium auch in böhmischen Braun- kohlcnactien eine Compagnie eröffnet, haben wir unter den vermischten Notizen bereits gemeldet. In der „Börsenzeitung" liest man: „Berliner Bankoereinsacrien, die noch nicht zur Ausgabe ge langen, wurden mit 10> Agio gesucht." In die sen wenigen Worten ist da» Ganze de- modernen Emissionsschwindels enthalten. Es istj eben Nie mand anders, als die Gründer selbst, welche ihre Actien angeblich suchen, und so lange suchen und darin unter einander handeln, bis sie Leute finden, die sie ihnen abnehmen. — In England macht man daS einfach ab. Man notirt jede neue Emission mit so ober so viel Schilling Prämie; was davon zu Hallen ist, weiß Jeder. Des tragikomischen Schicksals der Euliner Volks-Bank haben wir be reits unter den finanziellen Mannigfaltigkeiten Er wähnung getban. Das ist nun freilich ein muster hafter Bankbirector, der eine solche Ordnung wal ten läßt, daß die Gläubiger aufgefordert werden mußten, selbst Licht in das ChaoS zu bringen. — Der neue Vorfall mit dem im Börsenspiel circa 40,000 Thlr. defraudirenden Bankbirector der Co- burger Credübank bildet nur ein Vorspiel dessen, was fick in Zukunft noch viel häufiger wiederholen wird und wozu die Vergangenheit uns Muster genug liefert. Wo dem Börsenschwindel überall mit Ostenlaiion gehuldigt wird, da ist es nickt zu verwundern, wenn auch die Bankbeamten sich dem selben ergeben und die Demoralisation immer größere Fortschritte macht. Der anonyme Versuch, welcher gemacht wurde, um die Inhaber von Pfandbriefen der Sächsischen Hypothekenbank zum Umtausch derselben gegen Stolzenburgcr Actien zu bewegen, war wohl wenig geeignet, diesen Zweck zu erreichen; ganz im Geaen- lheil konnte er nur den Verdacht erregen, daß eS um eine Speculation zu thun sei, unv die armen Psandbrieftnhaber sind wohl nicht mehr naiv genug, um zu glauben, daß diese Speculation zu ihrem Besten unternommen werde. Wir finden es über haupt sonderbar, daß die „Börsenzeitung" von einer bevorstehenden Erklärung der Trrcciion der Sächsischen Hypothekenbank sprechen darf, diese indeß nicht erfolgt, und statt derselben eure ano nyme, ganz dasselbe enthaltende Aufforderung er scheint. Dergleichen Dinge sind vollständig danach angethan, die Obligationarre noch mehr zu miß- stimmen. (Schluß folgt.) Aus Stadt und Land. * Leipzig, 23. Mai. Eine Bekanntmachung des. Generalpostamtes in Berlin besagt: Es besteht nock vielfach die Gewohnheit, die mit der Post zu ver sendenden Packete nur durch Buchstaben oder Zeichen zu signiren. Bei der starken Zunahme deS Posi- PackelverkehrS ist es aber zur Vermeidung von Verwechselungen auf das Dringendste zu empfehlen, wenn irgend möglich die vollständige Adresse des Empfängers, übereinstimmend mit dem Begleitbriefe, auf dem Packete anzugeben, also nach dem üblichen technischen Ausdruck, die Packete per Adresse zu signiren. Dadurch wird eine erhöhte Sicherheit für die richtige Ueber- kunft der Sendungen erreicht. Dies hat fick in überzeugendster Weise bei dem Feldpost-Verkehr herausgestcllt, wo ohne das Hülssmittel der Sig- nirung per Adresse der Päckereidienst nicht aus-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite