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Dresdner Nachrichten : 08.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188001082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 3-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-08
- Monat1880-01
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- Dresdner Nachrichten : 08.01.1880
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Asedl-Islvxrkuvmv. 1880. 8VÜVNÄV 6 tMk« Kvlumät- SÜtvIttlvL Lur ü«- t8>vork« UvMLM nt. Hiupkuns ur Vvr- Änäis H ^ (I . .'I. ,10. ianz schmalen brik. »1i»I»1v und rcrscyicdenrn L. ^r. 19, ist neues >- lm Ton, mit ii» '.'Uiitragc, !ir l:^TI' r.. ür »«>, «»u, l itt Tlslr., aittgen g, mit 146 c u«»v Schwechten, »ct, Fenrich, cmp'ieblt zu ikpreijcn zum LMM, ^ SL. hme Ich an. »tu- . 4 Part. abrikare in räinsn Elt. von bis zu den asi-Zwirn- ». ^si2er> äinsn on «r Mk.! rillanlesten no„,iort - tür I -:) um Garn- dluug ttlnerstr. >6», lel,» u.Blrr- >. aeivickr und rzügliche iette "-rcsteu en Raguta, 7. Januar. Die Albanesen concenirtr- ten sich in den lebten Taae» in der Nähe Gu- stnle'S. (Lin Angriff ans Monteur,iro wird beiürch- tet Die Montenegriner bcschlossr» i» der Deten- slvc zu verharre». Tageblatt für Politik, ttilterhaltuny. Geschäftsverkehr. Lörse»bericht,Frki»de»tiste. SiNeraie «erdn, Msrtenlirat« >1 bis Abds. i Uh, -vuuw«, SIS Mt»>.„r es Ni». 2r „ur a„ eu^chkuiasc»: a>. !Uo!lcrsai„ Nr.ülNuchm, 4M,,. — Dc, Kaum eiuc, .tnipalttsrn VeNijrnriolil, ic.Piac. Ui„ge1»vbt di« ZkNk uu Psgc. 8>nr iÄarouiil für daß nächtz- t»»igk Lisch,,„ci, dcr Lnserstc >oird au g« acdrn. Au-ioäUis- Anuoiic«»- Aus,rage vo» uns u„d,ka>ii„<»girme» und Pcrloncn mlccueu wir „urac-cn Prüuunirraiido .gahlun, durch Briesniailru oder 's>oj,ct»,ad!u»!>. Ach, Sildcu kosir» id Pia,. ?,»- lernte jur dir Montag» . Nummer oder nach einem uriitage die Petit» -eite 20 P!gc. Mittkdacicnr vr k n»il >Nor« v Für das FeulU.. In»1«ig; Druck und tilge,ttdum der Herausgeber: Vcrantwortl Redakteur t L.1«pu«N ^>e ILirtdiur«»» in Dresden. LLvIurttl» »»viele nls in Dressc -. Koi»pvI «K s!o., IR e» i» I« ^ « v I» n t t, 8,'KI08X-8tl'U8!M 14. Mtiouitder clor 8i>oror^a8t,<i Hu- mul Voikuut iillvl Lrsatspupisrs, pfancibrivfoM Hvtivn sin Hu8/.»sstun<- ullor OoujwNti. vimntr-oltlinli» h Ouutrolv ilt't Vvrloosung allen >VortI,>nlstisro. Hilft» nnult tz nul'hriolliolisitt ^Vc-o». Nomioüstvllv für ^Veelisvl. ^ I VcrlLitti clt^itiilc t i:ic!i8 >Vit>iioi' 1^it,on F ^ llen dilIjA8ten ^.itlikius ab-! Litilvi^it880 ^r. 4, I Rr.8. 2». ^oloftler Oiti tb lobo, bluit'onueu ete. ^ ^.WittcrungsuuSsichten: Trübe, neblig, ruhig, gelegentlich Niederschläge, Tcmpcrat, dieicl e. 8. Politisches. Den Bmnnen deckt »lan erst zu, wenn das Kind hineingefallen ist. So ist es allerorten. Äuch der jüngste Eisgang aus dem Nheinc mit seinen vielen Dammbrüchen, Ueberschivemwungen und Zer störungen liefert dafür einen Beweis. Er hat das Verfehlte und geradezu Widersinnige der sogenannten „Nheinloneltion" selbst den eigensinnigsten Wasserbantechnikern deutlich vor Augen gerückt. Der Menschenwitz vermißt sich, gewaltigen Strömen neue Bahnen anzuweisen ; man baut stundenlange Dämme und erwartet nun, daß beim Eisgang das Element so gütig sein soll, den ihm entgegen den ewigen Gesetzen der Natur angewiesenen neuen Pfad zu wallen. Statt dessen benutzt der sich seiner Kräfte bewußt werdende mächtige Strom jede Oeffnung, jede Lücke, um neue unberechnete Strömungen zu erzeugen, Dämme und Krippen zu zerstören; er vermeidet die ihm bestimmten Ueberschwemmun.,seltenen, läßt sie eisfrei und fuhrt Wasserfluthen unv Eisstöße nach Flächen, die er theoretisch nie betreten dürste. Umsonst hat sich am Nhcine die seit undenklichen Zeiten wohnhafte Bevölkerung gegen das blinde Bestreben der Wassertechniker ausgesprochen, dem Rheine einen „wissenschaftlichen" Weg zu geben. Nachdem Heuer die Natur mit so unwiderleglicher Beweiskraft gesprochen, dürfte das Verbauen von Millionen in den Rheinfluthen nunmehr wohl aushörcn und man vielmehr beginnen, die (außerdem so häßlichen, Steindämme wieder zu entfernen Wenn wir Elbbewohncr auf einen so glatten Eislauf blicken dürfen, so hat wohl die Mutter Natur das Beste dabei gethan, die cs bewirkte, daß das Eis aus der Obcrelbe sich erst in Bewegung setzte, nachdem gleichsam etappenmäßig das Eis der Unterelbe abgegangen war. Profitircn wir aber an der Elbe wenigstens von den Erfahrungen am Rhein! Bon sehr einflußreicher Seite wird der Gedanke vorbereitet, daß eigentlich die Millionen, welche Sachsen seit Jahr zehnten in die Elbe verbaut, wcggcworfeneS Geld seien. Die „Correction" der Elbe besteht bekanntlich darin, überall eine für die Schifffahrt genügende Wasscrtiefe zu erlangen. Dieses berechtigte Verlangen hat außerdem den Vorzug, daß es sich nicht vermißt, 'in die ewigen Gesetze der Natur einzugreifen, sich vielmehr daraus beschränkt, die Naturkräfte den menschlichen Bedürfnissen auf's Zweckmäßigste dienstbar zu machen. Statt dessen erklärt man: nach dem Vorbilde Frankreichs müsse man die deutschen Flüsse nicht „corrigiren" sondern „kanalisiren", also im Interesse der Flußschiff fahrt auch die Elbe als lange Schleuße ausbauen und sie mit Schleußenthorcn und ähnlichen Einrichtungen versehen. Ohne dies Thema weiter zu erörtern, sei nur auf die Verschieoenartigkcit der Natur der französischen und deutschen Flüsse hingewicscn und hier nur betont, daß die Sicherheit der Uferbemohner der oberste Grund satz ist. dem sich selbst ein so hohes Interesse, wie das der Hebung der Schifffahrt, unterzuordncn hat. Der Abgang des französischen Botschafters in Berlin, des Grafen von St. Ballier, ist neuerdings wieder einigermaßen zweifelhaft geworden. Jedenfalls hat die beabsichtige Ernennung von Challemel-pacour auf den Berliner Botschasterpostcn beim Fürsten Bismarck nicht die freundliche Aufnahme gefunden, welche für eine eispn.ßliche Wirksamkeit desselben im Sinne des Friedens unerläßlich ist. Nachdem vielmehr Fürst Bismarck durch den Fürsten Hohenlohe in Paris eine für das neue Ministerium so wohlwollende Sprache geführt und von demselben ebenso freundliche Worte ver nommen hat, glaubt der bisherige Botschafter Graf St. Vallicr wenigstens vorläufig auf seinem vcrantivortungSreichen Posten in Berlin ausharren zu sollen. Italien ist abermals der Schauplatz eines argen politischen Skandals geworden. In Rom wurde der greise General Avcnazza beerdigt, der 1849 Kricgsmiiristcr der römischen Republik, später einer der rücksichtslosesten Vertreter des Gedankens war, alle Ge biete, in denen die italienische Zunge erklingt, für Italien zu annek- tiren. Er war das Oberhaupt der sog. Unversöhnlichen, der It-ckia ieri'loiito, welche von FrankreichCorsica und Nizza, von der Schweiz das Tessin, von England Malta, von Oesterreich Tirol bis zum Brenner, sowie Triest und Dalmatien fordert. Als der Tod diesen Haudegen zur Ruhe verwies, beschloß die Jrridenta, das Lcichen- begängniß zu einer großartigen Demonstration zu benutzen. Die Regierung benahm sich höchst zweideutig. Der Premier Cairoli wohnte demonstrativ der kirchlichen Feier bei und zwei andere Minister, Miccli und Depretis, schlossen mit den anderen Häuptern der Jrridenta, namentlich einem gewissenJmbriani, einen förmlichen Vertrag dahin ab, daß die Regierung zwar dem Leichcnbegängniß keine Hindernisse in dcn Weg legen wollte, daß aber die Führer keine ärgerlichen Demonstrationen zuließcn. Dieser Vertrag wurde aber seiten der Unversöhnlichen nicht gehalten. Auf dem Kirchhof er schienen Banner der Republikaner und der Unversöhnlichen, sowie Deputationen der Tricstiner und Tricntincr, die Kränze auf den Sarg Avenazza's niederlcgen wollten. Die Polizei verbot das Entfalten jener verhüllt auf dcn Kirchhof getragenen Fahnen, die aber am offenen Grabe doch entfaltet und als thcure Andenken in Tausend kleine Thcile zerrissen wurden. Es kam zum Handgemenge zwischen den Gräbern, Reden dursten nicht gehalten werden und schließlich siegte die Polizei. Wüthcnd darüber, daß die Polizei die ärgsten Ausschreitungen zu verhindern im Stande war, veröffent licht nun Jmbriani Namens der Unversöhnlichen eine Broschüre, worin er der Regierung einen Vertragsbruch nachweist und be hauptet, sie hätten ihre volle Sympathie für die Strebeziele der Jrridenta bekundet. Offenbar hat der Oesterreichersresser Jmbriani die reine Wahrheit berichtet; dem italienischen Ctaatöministcr ist es aber natürlich äußerst unangenehm, daß sie jetzt als offenbare Lügner dargcstcllt werden, die Oesterreich gegenüber bethcuren, das, sie mit der italienischen Annektionspartei Nichts zu thun haben wollen und doch im Geheimen mit derselben fraternisier». Um den üblen Ein druck dieser Enthüllungen abzuschwächcn, haben die italienischen Minister den Sohn Ganbaldi's, Menotti, der ihrer Unterredung mit Jmbriani beiwohnte, bewogen, ein chrer Loyalität gegen Oesterreich günstiges Zeugnis; auszustellen. Niemand glaubt ihm natürlich. Der Sohn eines Mannes, der wie kein anderer seines Volks die Sehnsucht der Italiener nach österreichischem Besitz verkörpert, heuchelt ebenso wie die Regierung selbst loyale Gesinnungen. Der Länderhunger Italiens nach fremvem Eigentyum ist — diese Lehre zieht man allerorts aus dem neuesten Skandale — ein bedrohlicher Faktor für den Weltfrieden, denn jede Macht, die daraus ausgeht, die Brandfackel zu schwingen, darf sicher auf die Italiener als Ge nossen beim Versuch von Länderraub rechnen. Neueste Telegramme vcr..Dressier Nachrichten." Berlin, 7. Januar. Die „Norddeutsche" erklärt die Dlättcrnachrlcht, in der letzte» Bundeoratl ölltzuiici lei Seitens des Präsidiums die Vorlegung von Geletzciilwütie» über Er- böi'ung der Brausieuer und Elnlübrnng einer Börlenstcucr ange- künblgt, als unbegründet. ES bade keine derartige Mttthcilung staltgcfunden. Locales aud Sächsisches. — Sc. Maj. der König und Se. K. H. Prinz Georg wobnten gestern der Sitzung deS GesammtmInlsterlumö von 2 Uhr Nachmittags an bet. — Der Rendant Süß in Schwarzenberg hat das Nlbrechtö- kccuz, der Ebaussccwärter Seidel in Schcllcnberg taö allge meine Evrcnzcichen erhalten. — Der bekannte Georginenzllchtcr In Wehlen. Herr Ludwig Pomscl, ist von Sr. Mai. dem König zum „Kgl. Hoflieferanten" ernannt worden. — Landtag. Gestern hielten beide Kammern Sitzungen ab. Die l. Kr. ditzkutirtc über die Fortbildungsschule. Der Referent, v. Watzdort-Sollschwitz, bemerkte, die ministe rielle Vorlage über die mit der Fortbildungsschule gewachten Eriabrungcn enthalte mchr Lichtseiten, als cs de» tbatsächltcven Verhältnissen entiprcchc, was Eultuömlnister 1)r. v. Gerber entschieden bestritt. Gr habe bisher auch nur immer das entge gengesetzte Urtheii darüber vernommen. Bürgermeister Hirsch- vcrg meinte, daß unter vielen Mitgliedern der Kr. eine fast leidenschaftliche Voreingenommenheit gegen die Fortbildungs schule herrsche, und verbreitete sich dann über die Vortbcile dicieö Instituts, das mit der Berufsbildung zusammenhänge: denn wer jetzt nicht lesen und schreiben könne, tauge zu keinem Berufe. In England lehle cS an einer solchen Berufsbildung; wohin das führe, zeige daS Unglück aus dem Tay <I). v. ErdmannS- dvrs kvnstatirte, daß sich aus den Beschlüssen der 1. Kaiiimer keine gegnerische Tendenz gegen die Fortbildungs schule hcrbelsübren lasse. DIcsebc sei nvtbwendlg zur Befestigung dev in der Schule Gelernten und zur Schaffung einer für die Zeit der Flegclsahre nötbiacii Autorität. Er wünschte jedoch, daß dlc verschiedenen Verhältnisse von Stadt und Land wcbr Berücksichtigung finden möchten. G>a> N c r bekannte sich aiö Freund bei Fortbildungsschule. Wenn bisher nur geringe Fort- scvritle damit gemacht wurden, so erkläre sich d>cs auö der Neu heit des Instituts. Seiler ist durch Erfahrungen ein entschie dener Gegner der obligaloriichcn, nicht fakultativen Fortbildungs schule geworden. Man dränge dem Volke Wohlthatc» am, die nur tür die Einen Wohlthatc». iür die Anderen aber verhaßte Lasten seien. Die Fortbildungsschule fördere nicht, sondern hemme die BerniS - Bildung. Was die Dtszivlin anlangt, entgegne er, daß das Zusaiiiwenkommcli vieler junger Leute Uniug im Geiolge habe. Was sei denn die Disziplin der Forrvilduiigsichulc k Ihr letztes Mittel bestevc i» dem Ausstößen auv der Schule, was denen, die es betrifft, jetzt die größte Freude wact t. Er enthalte 'ich eines Antrages, weil taö Voiksschulgeietz üverhauvt eine Revision erfahren müsse, v. Burgk wüistchtc, daß die Fortbildungsschule vom Sonntag so viel als möglich getrennt werke, und zwar im Interesse des Gortccklcnstcs. Oberiwivrediger Ist-, K o v I s eb ü t t e r erklärt sich als Frcund der Fortbildungsschule und war erstem, daß die Schulbehörden so viel als möglich aus die Erhaltung des Sonn tags hingcwirki. P c l tz thelltc nach den Erfahrungen ans seiner Gegend mit, daß Lehrer und Schüler durch den Fortbildungs- umcrricht übcraiigcstrcngt würden, v. M etzsch und v. Schö »- bcrg-Bornitz plaidlrkcn für Berücksichtigung der religiösen Er- zicbung in der Fortbildungsschule Kultusminister Ilr.v. Gerber dankst für die erthciltc» Winke, trat Seiler gegenüber warm für das junge Institut ein und wies endlich ans die Schwierigkeiten einer evcnt. Revision des BolkSschul- gcsctzcü, da durch dasselbe die inanuichsachsten sich widerstrebenden Interessen berührt werden, v. Tauebnttz, der bekanntlich mit dcn englischen Veivältnissen sehr vertraut Ist. nahm die In genieure Hirlchberg gegenüber In Schutz. Nachdem noch Sup. 1)r. Lcchler und v. B öbIan gesprochen, faßte die Kammer bei dem Berichte des Ministeriums über die mit der Fortbildungs schule gemachte» Erfahrungen Beruhigung und überwies die dazu eingegangenen Veiilioncn idic meist Herabsetzung der Fvrt- dtlduiigsjchulpflicht aus 2 Jahre verlangen) der Regierung zur Kcnmilißnahme, lehnte aber den Beitritt z» dem Beschlüsse der zweiten Kammer ad, der die Regierung ersucht, dem nächsten Landtage wieder eine Vorlage über die Erfahrungen mit der Fortbildungsschule zu machen. - Die zweite Kammer hielt eine vierstündige Generaldebatte über dc» Justiz? tat. Die Rkgierungölascln glichen einer wohlbesetztcn Festung; der Herr Jlistizmlntster sühne seine besten Krätte in'o Feld. An der Spitze des Vvrdertreffcns stand natürlich Ercellcnz von Abeke» selbst, während Geh. Rath Held die Reserve sühne. Den Rcdckamvi cröffnete Adg. Frey tag mit einer Kritik der neue» Rcick S - Iusilz.iesetze. Das matcrnRe Recht habe bisher unstr einer sti'lechten Piozcßorbnung gelitten; man habe kcstür mit Unrecht die Rechtsanwälte veranworllich gemacht. Er aner kannte, daß sich unsere Richter ln die neue Ordnung schnell hin» elngearbcitct haben, wenn auch Mißgriffe nicht zu vermeiden gewesen wären. Die ietzlgc Prozeßordnung werbe den Rtchter- stand von unfähigen Elementen säubern. Das Zulleliungs- und Voilstreckungöwclen aber gebe zu berechtigten Klagen Anlaß. Et» wahrer Krebsschaden aber, den die Iustlzgcsctze mit sich gebracht habe», sei die unerschwingliche Höhe der Gertchtükostcn, die nur woblbabenden vser ganz armen Leuten, die aus das Armcnrccht Anspruch erbeben, zn prozcsiirc» gestatte. Die Iustizmaichliir arbeite gar nicht, bevor nicht Geld ausgeschütkct werde; erst müsse ver Kostenvorschnß erlegt sein, ehe der Prozeß überhaupt beginne» könne. Wenn man durch die Vertbeuerung des ProzessircnS die Piostffe vermindern wolst, so sei das eine verwcrstiche Abschreckungstheorle, da sic eine Rechts- unsichcrbcit in der Bevölkerung schaffe. Diele RcchkSunslcvcrhrlt entstehe, wenn E ncr ein Recht zn haben .staube, dastelde aber wegen Mangel an «M-lb nickst verfolge» könne und dabei »och zuiehen müsse, wie iem bcinitteiterNa stdar zu leincniRechte komme, hlvoweil dieser eben mehr Geld bat. Viele Unbemittelte verzichteten gewiß ans ihr gutes Recht, um nicht das Armenreebl in Anipruch neh men zu müffcn. Er b anhagtc icksticßlich: die Regierung zu er suche», beim Bundcsraihe dahin zu wirken, daß das Gcrimts- kostengcsetz abgeäntert und die Kostensätze ab ge mindert werde». Iustizminister v. Abc ken cntgcgnete, baß erst Erfahrungen avunrarkc» seien, ehe man an eine nerabsetzung der Gedährcuscitze heranircten könne. Die meisten Klage» rich teten sich gegen die Kostcnvorschüsie; in denselben liege aber lener große Vortheil, der im Allgemeinen erreicht würde, wenn man überhaupt mit der Kreditgcbung weniger weit ginge. Abg. Ur. Krause schloß sich dem Minister, Abg. Ackermann aber bezüglich der l oben Gcbübrcniätze dem Frcylag'schcn Anträge an, obgleich er iürchlelc, derselbe werte für jetzt ohne Effekt sein. Weiter änßcrle sich Abg. Ackermann gegen das Zusicllungover- lahrcn durch die Pott. Der Brieiträger solle heutzutage ein Universalgenie sein; jetzt macke man ihn sogar gewissermaßen zum Gcricbtöbeamtcn. Der Postbote habe viel zu sehr Elle nölblg, als baß er derartige Aniträge mit der nötbigen Sorgsalt ausiühren könne. Er hoffe, daß sich daS Zuttellnngtzversahren kur» Gerichtsvollzieher ebenso billig werde ausiühren lassen als durch die Post. Abgeordneter'Astalter sprach tür ten Antrag Frcytag'o; wenn derselbe tn Wirksamkeit werbe treten kennen, würden auch Er'abrungcn genug vorliegen. Aut die letztere Aeußening dcS Ministers erwledcrtc er, baß unsere Geschä'tövcrbältnisse das Kretitgcbe» bedingten. Vlcepräsibent Streit nab Abg. Schreck erklärten sich gleichfalls gegen die heben Gcrichlötostcn. Bezüglich des ZustellungsversahrenS meinte Letzterer, daß man der Post erst Zeit lassen müsse, sich einzu- arbeitm. 'Abg. Frcvtag er»lederte auf des Ministers Ent- gegnuna, daß bezüglich der Wirkung der hoben GcricbtSkosten schon Erfahrungen vorlägen, kenn mit ten Kosten lange jeder Prozeß an. Ein armes Mädchen, dessen Ehre aut'S Tiefste be schimpft werte, müsse den Schimpf, Einer, der geprügelt werde, dlc Prügel ruhig hlnnchmcii, wenn sie nickst 10 Mt. Kostenvor- schuß blnlegcn könnten. Betreffs des ZusteliungSvcrtahrcnö sei ec tür Ackermann; durch die Post sei ein wal rcs Ebaos entstan den. Redner tadelte eö endlich, daß die Dienstinstruttloncn kur die GcrIcktSschreibcr erst so kurze Zeit vor rem 1. Oktober er schienen seien. Iustizminister v. Abeken erklärte, daß die Einleitung und Fortiührung tcö ProzeneS keineswegs von der Erlegung beö Kostenvorschussco abhängig lei. Dle Kosten würden mit dem Beginn dcS Prozesses clngetrieben und wenn sie nicht cintrclbbar seien, gebe doch der Proceß tort. Er bedauerte selbst, daß die Dicnsiinslrukt'oncn für die Gerichts- schreib« erst so spät erschienen seien, aber es sei eben nicht eher möglich gewesen. Ucbrigens sei die Herausbildung ter GcrichtS- schrcibcr nur durch die PrariS möglich. Wenn Frcvtag von einein Dunkel über die Verhältnisse der Gerichtsvollzieher ge sprochen. so bitte er doch den Abgeordneten, dem Ministerium durch einen Gesetzentwurf aub d escm Dunkel heranöznhclsen. Abg. 11r. Sck' assrath nahm hieraus, obgleich heiser, dao Wort. Zwar bestätigte er, daß die Einleitung keö Prozesses nickst direkt von der Erlegung dcS KostcnvorschiisscS abhängig sei; aber ber Kläger, der denselben nickst erlege, werde auögepiänbet, waS natürlich die Unbemittelten abschrecke, ihr Recht zu suchen. Eine Menge Bestimmungen seien ans dem VcrortmingSwege erlassen worden, die eigentlich tcr ständischen Genehmigung bedurft hätten, so die Friedeiisrietstcrordnung. Eö würde Manches anders, vielleicht auch besser geworden sein, wenn dlc ständi'che Mitarbeit in Anspruch genommen worden wäre. Er hoffte schließlich, daß um'er Minister mit aller Macht aus eine Herabsetzung der Ge- llckstskosten hinwirken werde. Abg. Pc »zig rühmte bezüglich dcS SchicdSrlckstcrwcsens Preußen als Muster. Geh. Rath Held crwlckerle, daß dasselbe 1d«4«', aus preußischer Basis bei unS ein- geführt worben, sich aber nickst bewährt habe. Durch ten Zwang, in BcieldigungSsachc» die Mitwirkung des Friedensrichters tn Anspruch zu nehmen, werde sich das Publikum nach und nach an die srledcnSrlctstcrlichc Vermittelung gewöhnen. Durch die er lassenen Verordnungen lei die Verfassung in keiner Weise verletzt worden. Abg. F- reytag tbelit einen Gesetzentwurf, auS drei Varagrapbcu bestehend, über die Gerichtsvollzieher »stt. welcher dieselbe» zu Staatsbeamten macht. Zum Gesekemachen seien eigentlich die Minister da. Jusiizmintster von Abeken rcpli- cirte, daß man leist über die dcfinlttve Einrichtung dcS Instituts der GcrlchtövoNzieber noch kein Unheil bilden könne; erst müsse man dcn Umfang ihrer Arbeit in normale» Zeiten kennen lernen. Außer dem Anträge Freytag lagen noch Anträge der A bgg. L ehmann und Ocbmichen vor. Erster« er suchte die Regierung um eine Gesetzvorlage, nach welch« von den Gemeindevertretungen erwählte SchiedSmänncr oder Frie densrichter wegen Beleidigungen obligatorisch, in bürgerlichen ReckstSstreitigkeiten aut Anrufen einer oder beider Parteien «akul- tativ, in beiten Fälle» ad« tür die Parteien kostenfrei die Sühne versuchen. Ferner verlangt der Antrag Lehmann GerlchtS- gebübrentrclbeit tür dle nach 8 47l der Elvilvrozeßorknung ab- znhaltcndc» Lühncvei suche, sowie für alle die Amlögcrickstösachen, die gleich im I. Termine verglichen werden. Der Antrag Oehmt- chcn bezweckt gleichfalls eine erweiterte Eomvetcnz der Frlekenö- l kickst«. Beide Anträge wurden an die GcsctzgebungSdevutation verwiesen. Der Antrag Frcvtag wurde angenommen und darauf i Justizministerium nebst Kanzlei und Sportelfiscalat mit einem ! Zuschuß von 188,250 Mark bewilligt. - Dem wackeren bäuerlichen Abg. May. welchen kaö ! Vertrauen seiner Wahl« 2 5 Jahre hintereinander ununter brochen in die Kammer gesendet hat, gab am hohen NcuiahrS- ^ tage anläßlich dieses Jubiläums die 2. Kammer ein solennes > Diner in dcn geschmückten Räumen des Belvedere der Terrasse. AIS der Jubilar unter seinen Kollegen — alle Parteien, auch dle Sozialdemokraten, waren vertreten - erschien, begrüßte Ihn Namens derselben Präsident Haberksrn. der selbst vor Kurzem kaö gleiche Fest begangen batte, mit einer An'prache und über reichte ihm aiö Fcstgeschenk ein kunstvolles Album mit reichen Silberbeschlägen, die photographischen Bildnisse sämmtlich« Ab» geordneten enthaltend, sowie ein zweite Album, welches eine llebcrstcht her parlamentarische» Thätlgkeit des Jubilars bot. Bei der Taicl begrüßte ilm ber Abg. Pcnzig nochmals mit berz lichcn Worten, Abg. Heger feierte ihn tn einer schwungvollen i Ode, die In alkäischem Versmaße gedichtet war. Zwei äußerst gelungene Taselllct«, aiö deren Dichter die Abgg. Schreck und ^ Lebmann bekannt wnrden, beleuchteten in scherzhaften Wendungen die crwlgrcichc Thätigkeit des Jubilars, der in der ihm eigene» ^ beicheikcnen Weile alles Verdienst von sich ablehnte und herzlich für alle Ltcde dankte. - Vom rranerbausc Annenstraßc Nr. 8 cu,s kand am 6. Januar 2 Ilbr Nachmittags daö Begräbnis) deö könlgl. sächs. Obtt-LanbbanmeistcrS EarlMorItz Haenel, Conilhur re., unter der regsten Rctbeillguna von Beamten. Künstlern. Fach«
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