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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-28
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1871
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Lalle», ° ttolq,, ?rv litz, r > M. la»d i)" 0'« '«i in di- ms ^ ff'. R.» MlL >vmbn U lmLtijl S-r, -Sqidt. > >lobn Sgr.yrz Io r.«. >loin- -r'chkwt liiglich ^ i llhr. I >Ü«.1t»> -»kiilüm z.^-w^zsit </L. i.kctc.1cm /i -äniia. Wtc t. Rctactwn HWüV« rc« II—>2 Ubr 1 Akll 4^^ 1»di der für die nüchst- ,bimmcr bestimmten ,a dm Wochentagen i/W «achmi'.regs. Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. «llflage LWOO. Xdovoemmtrpret» Blrrletlüdrlick, , Tblr. 7'/' Nqr^ mcl. Bnngerlvbn I Thlr. io Ngr, Zaseralr die Spaltzril« l'/«Ngr. Urciamro voter d. LktaeltoiirstNch die Spaltzril« 2 Ngr. Filiale Otto Klemm, Unwcrfitätsstraße 22, Loral-tivmplotr Hainstraße 2 t: M. Montag den 2>>. August 187, -Te, >cH Beaft >alt lehr inn Sch stein, dich, 5, ench nacn beidaß Milden! sichten anfi SMlei im s rleiennatt i Sgesallen. . daß dmj Journal en. Der Der „Sich ührung dell es in Äsas - zu lches ist in! allen ilri vel; da- indn sich I Die Aalst >en 108 dn Aan»>i Hinaus die Erhchm nzministn ^ rd betont die! nnahmen,» ern eneich!» Haltung der^ eiben de-s e zugl-ie tirter vu rangen ml lscben Gei« rlten Schiel len niii > Abend i auflml euie Ä j n Mm 4 ie jZrMw^ steten )ndi he leistete ml rppen Ln obei zmei' rdm. Die l g- >r. a Weimr . Frauke»,« )or:r-cht, <-'«, . Mzdedmz, j GtArali» n! r au» Wn» , a. Baicetleil lio, p. Sr Lebe'» H«t«l. Sttsteah.-ii, bst, und >aaen. tz. ' Jäger, S-i» imker a rid, Müller'» i , Ritter, Hanffe. ns, wnßer Lebe« H»rel. stou. St tmmtz, bla«»! rri«. H. de L tropr. Pani Schwerin, and »amdnrg, H Bekanntmachung, die Landtagswahlcn betreffend. De Liste der in den Leipziger Wahlkreisen I und II wohnhaften für die Landtags wähl slimm- gien Personen liegt rem 23. bis 20. l. M. und zwar am 27. d. M. von 10»/, drü 1 Uhr und 8—5 Uhr Nachmittags und an den übrigen Tagen von 8—12 Uhr Mittags und von st llhr Aacbmiuags auf dem Rarhhaus !. Stock r« der Richrerstube für die Betheiligten zur D ras Xeclrmalionen sind nack §. 26. deS Wahlgesetzes vom 3. December 1868 nur biS zum Ablauf sy. l. M. znläisig. Leipzig, den 22. August 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Kock. Reichel, Rfvr. Der I. Wahlkreis vnrfatzt folgende Stadttheile: Di« ganze iunere Stadt und von dem Vorstädte» folgende Straßen: AugustuS- j tk. 3t>, -t, 5 und 6, Bahnhofstraße. Berliner Straße, Blücherplatz, Blücherstraße, Eulritzscker 'ze, Am Exercierplatz, Gerberstraße, Georgenstraße, Por vem Halle'scken Thore, Humboldtstraße, slop, Loryingstraße, Neue Straße, Packhofgaffe, Pfaffendorf, Pfaffendorfer Straße, Winler- Me, Zöllnerstraße. Der H- Wahlkreis umfacht folgende Stadttheile: dmstraße, Am AugustuSplatz Nr. 1—3, Blumengaffe, Bosenstraße, Carlstraße, Dörrienstraße, n Straße, Grimma'scker Sleinweg, Eaelstraße, Eifenbahnstraße, Felixstraße, Gartcnstraße, iiche, Gerichtsweg, HoSpitalstraße, Jnfelttraße, JohanniSgaffe, Königsstraße, Kreuzstraße, pbraße, Lange Straße, Marienstraße, Mitklstraße, Pvstflraße, Querstraße, Ranft'sches Gäßchen, pr Straße, Roßplatz, Salomonstraße, Schützcnstraße, Am Täubchenwege, Tauchaer Straße, vsk, Bauhofstraße, Bayerischer Platz, Brüderstraße, Kärolinenstraße, Dößener Weg, Friedricks- Uockenstraße, Bor dem Hospitaltbor, Im Johanniöthal, Lindenstraße, LöSniger Straße, Play, Kohlenstraße, dkürnberger Straße, Rvßstraße, Sckrötergäßchen, Sternwartenflraße, Teich- , Tirmnstraße, Ulrichsgaffe, Waisenhausstraße, Wedergaffe, Windmühlengaffe, Bor dem Wind- ithne. m enikksWort in ernster Stunde! k«ir rier Wecken wird in Blättern, in öffent- maLocaltN und Familienkreisen die Desin fec- ^itsrage LebaUirl, und man darf wohl be- «>, es ist ein wahrhaftes Unglück, baß dieselbe immer nickt vollständig gelöst ist, daß «ählknb di« furchtbarste aller Seuchen, die na, die unsere Stadt wiederholt in imegender Weife heimgefucht, unS bereits auf dem Nacken sitzt — noch immer die Maßregeln, welche behördlich eingelcitet u, obwalten, Maßregeln, die auf den „Ge- imsm" der Bürger bauen! Wir wollen in vieler leziehuug beni Gemeinsinn unserer Bürger nicht i iahe uelen, aber Das können wir mit Fug und tl behaupten, bei der Desmfeclion ist daS Ber ti auf diese Bürgertugend meist schlecht ange- >i, e- ist nicht gerechtfertigt, wofür sich fckla- >e, ja überraschende Beweise beibringen lassen. ! daS Alles sind bekannte Thatsachen und über können, wenn irgend Jemand noch daran sollte, die WohnungSmicther am besten ist geben. Ein andere- Factum steht aber, iiiimistößlich fest: waS bis jetzt zur Des- >i,d. h. zu einer durchgreifenden, grüvd- lbtgiflung in unserer Stadt geschehen, ist »Ni ror dem Richterstuhl der medicinischen lssoM und der allgemeinen Wohlfahrt mehr l op-geub, eS ist, gelinde gesagt, eine Srlbst- r, »ie die Desinfektion eine- Orte-, Ä am Etadt, geschehen soll, sind nicht nur ! Sttchieu, sondern auch gebildete Laien einig, ieautwortet wird diese Frage in einer r, die 1867 in einem Leipztger Verlag r) uiler folgendem Titel erschienen ist: InhalluugSregeln zur Verhütung de- IttchenS der Cholera und wahrend einer videmie. Für Behörden und für daS Rach den neuesten wissenschaftlichen Ersah- lwd den Lnaaben der berühmtesten Lcrzte ueugkstellt." In dieser Schrift heißt es »m fitsten Abschnitt: „Da- Entgiftungssystem, und sowohl der Gruben, der Aborte und .de- nalhel, als auch der Kleidungsstücke, der Betten, i Wohmnigtn u. s. w. aller an der Cholera kaikien und Gestorbenen ist unter keiner Sediugung der Willkür der Privaten an stelle». sondern hat durch von Behörden hüte Leute zu geschehen. ES ist daher sofort Herannahen der Krankheit für jede ie Ortschaft a) ein Sachverständiger in zu nehmen und so gut zu bezahlen, daß » seiner Zeit so viel als nöthra darauf »de» kann, die Entgiftung zu letten und sorgfältig zu überwachen: o) diesem ist ein s-nnigeure», eidlich zu verpflichtende-Personal ' Anfügung zu stellen, und er ist c) bei bedeu- "r Eoilveniionalstrase für jede Zuwider Hand- , dafür verantwortlich zu machen, daß die gislnng allenthalben rechtzeitig und voll- sindig rorgenommen wird: «l^ namentlich hat darauf zu sehen, daß k«»e Grube eher nt wird, aü bi-deren Inhalt vollständig »igislct worden ist, und daß beim Beginn einer «drmie alle Gruben vollständig geräumt I enden, sowie daß alle Gußsteiue gehörig und fest Iwychlosien werden können. Bor allen Dingen ist «scher völhig, daß die Entgiftung gleichmäßig IM,at einem bestimmten Systeme (jetzt «! der behördlich voraeschriebenen Süvern'lchen Iletütlecliontmaffe) erfolge, wenn nicht da- Geld 1-islr weggeworsen sein soll." te, Lern diele- Entgiftung-syfinn- möge man berücksichtigen, denn alle anderen Maßregeln, welche nicht auf einer strengsten Zwang--Desin fektion, ausgesührl durch em eiduck verpflichtetes Meisterhand den Genießendem umfängt, sobald ihm - rechtlich cinaebürgert wurde. Der „Basilio" des auS der gelungenen Neprodueüon Mvzan'lcker ! Herrn Re bl tng darf als Musterleistuna in Ge- Geist entgegenströmi. Unleugbar darf die gestrige ! fang, Mimik und faiyrilckem Ausdruck bezeichnet Infcenefetzung der Leipziger Bühne diese gereckte Anerkennung für die correcte, lebensvolle Wie dergabe des Kunstwerkes unter gewissenhafter Personal beruhen, sind eitle Experimente. Die Gefahr für unsere Stadt ist groß, möge endlich bezüglich der Desmfeclion von Seiten der städtischen Behörde die längst erwartete, entscheidende Thal geschehen, ehe es zu spät ist. Möge Niemand sein Gewissen mit einer Unterlassungssünde beladen, denn „der Uebel größte- ist die — Schuld!" Neues Theater. Leipzig, 26. August. Nachdem Mozart'S Oper no/re di kiMro" am 1. Mai 1786 zum ersten Male da- Publicum begeistert Halle, gestal teten sich die Wiederholungen zu großartigen Triumphen für den genialen Tondichter, dessen Feinde mit Salieri an der Spitze „Himmel und Erde" inBewegungsetzlen, um da- glänzende Pro duct des größten Meisters herabzudrücken. Trotz der gesponnenen Inlriguen vermochte man weder die Ausführungen noch die Ovationen von Seilen der Zuhörer auS der Welt zu schaffen, und es gereichte daher dem Vater de- Tonschöpfers, dessen Besorgnisse vor der Inscenesetzung gewiß nicht unbegründet waren, zur besonderen Genugthuung, an dre Schwester WolsgangS schreiben zu können: „Bei der zweyteu Aufführung von der Opera Deine- Bruder- (3. Mai) sind fünf Stück und bey der dritten Aufführung (8. Mai) sieben Stück repetirt worden, worunter ein kleine- Duell o (Briefduett?) dreimal hat müssen gesungen wer den." In der Thal ist auch die Mnfik so inhalt- reich und formell so wunderbar schön gestaltet, daß acwiß der spitzfindigste Splitterrichter a» diesem herrlichen Denkmal deutscher Ersiadnnalkraft nicht ein Stäubchen entdecken dürfte, welches den Glanz der künstlerischen Arbeit auch nur im Mindesten zu beeinträchtigen vermöchte, da jede einzelne Nummer ebenso originell erfunden wie charakte ristisch durchgeführt wurde. Wie nun die m jeder gebildeten Familie heimische Musik, über deren un vergänglichen Werth und mustergültige Form wir un» schon oft ausgesprochen haben, alle drama tischen Compositionen m gleichem Genre überragte, war auch da- Textbuch so glücklich angelegt, daß kein andere- Werk mit der Mozart'schen Oper hinsichtlich der Handlung zu wetteifern vermochte. Ein bei aller LaScivität doch scenisch gm geordne te- Lustspiel „Oe mariage «Ie b'ignro" von Beau marchais lag zu Grunde und L» kvnte, der Li- brettodichter Mozart'S, loste in Anbetracht der da maligen Zeit mit außerordentlichem Geschick die nicht leichte Ausgabe, die anstößigsten Stellen de« Vorgangs zu entfernen und ohne Verkümmerung der wirksamen Charakterzeichnung seine Verse den Intentionen de» stet» selbst angebenden Tondich ters gemäß einzurichten. An den nicht immer auf moralischer Grundlage ausgeführten Verhält nissen, in welchen sich die Intrigue bewegt, nahm man um so weniger Anstoß, als in jener Zeü eine Menge Romane, Erzählungen, Theaterstücke nicht gerade die sittlichsten Tendenzen enthielten — und wie schon gesagt — I)a ?vnto mit großer Gewandtheit da- Grovsinnliche gänzlich vermieden hatte. Die in jedem Moment spannende Handlung, durch eine ganz originelle, bezaubernde und unnachahmlich sein gearbeitete Musik in die höchste Kunstsphäre erhoben, mußte auf das empfängliche Wiener Pu blicum unwiderstehlichen Reiz auSüden, gleichwie fich> noch heutzutage jeder Mensch mit gesunder, Sfreier An und umsichtiger Direction de- Herrn Capellmeister G- Schmidt beanspruchen. Der trefsltchen Aus führung lag bekanntlich die ausgezeichnete Parlitur- ausgabe der Herren Breitkopf L Härtel zu Grunde, und die darstellenden Hauptpersonen be-, mühten sich aufrichtig, den in jener Edition nie- i dergelegten Tongehalt (m,t Ausnahme geringer Abweickungen in den Eadenzen) nach Kräften zu vermitteln. In erster Linie ist wiederum Frau Peschka-Leutner zu erwähnen, deren „Susanne" zu den bedeutendsten Leistungen der Bühnenwelt gehört; alle Gaben des Talents, die vorzüglichste Ausbildung und die anmutbende äußere Ersckei- nung wirkten hier zur Vollendung deS Gesammt- bilves zusammen, welches unS die Mischung von „Empfindung und Sinnlichkeit", diese besondeis von der darstellenden Künstlerin zu ckarakterisirende Eigenschaft der Susanne, in poetischer, genialer Auffassung erkennen ließ. Die ganz ausgezeichnete Gesangstecknik, die Grazie selbst an den Stellen, wo Susanne das angeborene Wildfangnamrell nicht unterdrücken kann, die Pietät in der Behand lung ihre« Organs zur würdigen Ausführung der Vorschriften des Tondichters: kurz, die ganze musi kalische und dramatische Haltung in allen Situa tionen war nur dazu geeignet, die hohe Achtung und Verehrung vor der unübertroffenen Leistungs fähigkeit der Künstlerin in jeder Beziehung aufS Neue zu befestigen. Desgleichen bekundete Herr Gura als „Gras Almaoiva" daS tiefste und gründ lichste Studium, sowie die glänzendste Reproduc- iwnskrafl in Auffassung, Gesang und Darstellung. Von dem bedeutenden Sänger, welcher unbestreit bar zu den Celebritäten in seinem Facke gehört, halten wir eine feinfühlige und edle Vermittelung zwar erwartet; die ganze Beherrschung deS Cha rakters aber üdcrtraf noch bei Weitem unsere Hoff nungen, sie legte nicht allein von der Gewissen werden, ebenso krackten Frau Bachmann (Mar- seltne) und Herr Ehrke (Bariolo) ihre Partien in pietätvollster, bester Weise und mit vollkommen entsprechender Anion zur Geltung, während Frl. Preuß als „Eherubino" Gewandtheit im Spiel entwickelte und durch reizende Erscheinung für sich einnahm, Frl. Gutzsckbackals „Bärbchen" genüge, die Herren Gilt (Antonio) und Web er (Don GuS- mann) daS Ensemble sehr achtungSwerlh vervollstän digten. Vielfach wurde man, abgesehen vom Chor, ver sucht, diese Inscenesetzung der „Hochzeit de« Figaro" nickt allein als „Mozartaufsührung", sondern so gar hinsichtlich einzelner Abschnitte als „Muster vorstellung" zu regiftriren. Hoffen wir, daß man der Don Iuan-Neproduction ein gleiches Lob zuerkennen darf. I>r. Oscar Paul. Tagrsgeschichtliche Urbcrslcht. lieber die Stellung, welche die deutsche Ne gierung zu dem Verbleiben des Herrn Thier« ,m Amte einnimmt, gehl der „Köln. Zlg." die folgende, jedensallS gut unterrichtete Eorrespondenz zu: Der Rivel'sche Antrag wird in Gastrin als ein dringend nothwendiger Versuch, die Stellung deS Herrn Thiers zu befestigen und, als wie in Frankreichs Interesse unternommen, so auch durch aus unserem Interesse entsprechend, unsere Er wartungen vom FriedenSschluß sichernd, aufgefaßl. Die zweifelhafte Haltung der Mehrheit der Na tional-Versammlung in Versailles, die entschiedene Feindseligkeit, welche der Club deS Reservoir- und die Anhänger Gambetia's gegen die beanspruchte Eonfolidirung der Stellung des Herrn ThierS und damit der gelammten Zustände in Fiankreich an den Tag legen, muß unbedingt unser Vertrauen aus die Besonnenheit der französischen VolkSver tretung schwächen. Man braucht nock nickt an Gambelta'S Beliebtheit bei einem großen Thttle der Armee zu denken, fick ihn noch nicht als Erben , der Gewalt, als Diclalor zu malen, wenn Thiers Hastigkeit und Treue im Zusammensaffen icder t durch ein derartiges Mißtrauensvotum, wie es die einzelnen Tongruppe, so zu sagen im praktischen Analystren des musikalischen Gehalts der Grafen partie, sondern auch von dem im Innern des aus gezeichneten Künstlers lebenden Geiste, welcher die Charaktere gewissermaßen für die eigene Indivi dualität wiederschafft und bearbeitet, ohne die In tentionen des Tonschöpfers zu verletzen, ein Zcug- niß von ganz hervorragender Gültigkeit ab. Herr Gura hat durch die Wiedergabe des Grasen be wiesen, daß er ein ebenso exquisiter Interpret der älteren dramatischen Musik ist, wie er als solcher bei Vermittelung neuerer Tondichtungen fungirt und unbedingt unter den Baritonisten der Gegen wart einen sehr hohen Rang einnimmt. Die große Arie nach der Zusammenkunft mit Susanne war geradezu ein CabinetSstück mustergültigen Vortrags, gleichwie Herr Reß als „Figaro" in seiner letzten Arie die glänzenden Eigenschaften eines excellenten Bassisten entwickelte. Noch nie haben wir die ebrngeuannten beiden Männerrollen in so vorzüglicher Besetzung gefunden wie dieses Mal auf der Leipziger Bühne, weil beide Künstler, Herr Gura und Herr Reß, so durch und durch musikalische Naturen sind, daß ihnen auch nicht die geringsten Momente feiner Nüancirung ent gingen. Der Figaro behandelte nun nicht allein die letzte Arie, sondern überhaupt den ganzen Charakter in wirklich musterhafter Weise, gegen welche sich auch nickt die mindeste Einwendung von Seilen eines mit der Sache genau vertrauten Musikers erheben läßt. Brillante, äußerst aus giebige Stimmmittel, schöne Technik, gewandtes, lebhaftes und dabei sehr nobles Spiel vereinigten nenmove, Bühne auch recht häßliche Moden. Fräul. Mahl- vorurtheUSsreter Anschauung dem Zauber nicht r kneck t ist natürlich für diese Kleinigkeit gar nicht wird entziehen wollen, mit welchem das Erzeug-i verantwortlich zu machen, di- Sache sei nur er- niß der genialsten Laune und der auSgebildc:sien 'wäbn:, wer! sie au* den me si n Th.'atern rrider- Majoritäk zu beabsichtigen scheint, sich zum Rück tritt veranlaß! sähe. Jede Erschütterung, welche die Stellung des Mannes erfährt, der mit uns den Frieden abgeschlossen hak und der ihn ohne Zweifel als umsickttger und verständig das Können und Nichlkönnen ,Frankreichs beurtheilender Poli tiker loyal zu erfüllen entschlossen ist, muß unS mißtrauisch machen, da sie die Zukunft Frankreichs undurchsichtiger und ungewisser macht. Sein Ver bleiben am Ruder in festerer Position ist unS die beste Bürgschaft für die günstige Gestaltung dieser Zukunft. Geht er, so haben wir nur Parlei- kämpfe zu befürchten, und diese Befürchtung ist sehr geeignet, unS vor Nachgiebigkeit, namentlich in allen die Räumung betreffenden Fragen zu warnen und uns die größte Zurückhaltung zu empfehlen. Die Eisenbahn-Gesellschaften werden endlich durch energisches Vorgehen des preußischen HanvelSministerS belehrt, daß Institute, die mit so hoben und gewinnbringenden Privilegien aus gestattet sind, nicht allein auf fette Dividenden ihr Augenmerk gerichtet halten dürfen. Leben und Gesundheit der Passagiere verdienen eben falls einige Beachtung, und sollten selbst die Divi denden um ein Bruchtheil knapper ausfallen, so muß die Sorglosigkeit aufhören, mit der die Magnaten der Schienenwege ihre Tributpflichtigen zu behandeln lieben. Die Berliner „Tribüne" be merkt darüber: Daß gerade mit der Görliyer Bahn der Anfang gemacht werden mußte, ist allerdings ein ihr eigenthümlicheS Geschick. Sie hatte schon Pech genug, als ein Kind Strousberg scher Unter sich zur allseitig befriedigenden Gesammlwirkung! nehmungSlust in die Welt gesetzt zu sein. Auch des fesselnden künstlerischen Charakterbildes. ; einen Director zu erhalten, von dem sie sich mit Auch Fräulein Mahlknecht reproducirte die! Aufopferung von ungefähr -10,000 Thalern loS- Rolle der „Gräfin" mit glücklichstem Gelingen! kaufen mußte, war keine besondere Gunst des und bewies mir ihrer Leistung, daß sie durch sorg-! Glücks. Und nun ist sic auch noch die erste, die fälliges und gewissenhaftes Studium in Leipzig! für die traditionelle Sorglosigkeit büßen soll, die zur bedeutenden Sängerin heranreifle, welche jetzt i sie von ihrer älteren Schwester überkommen hak. mit Recht unter den Vertreterinnen Mozari'scker Indessen kann uns dieses besondere Pech der Berlin- Partien eine höchst ehrenvolle Stufe behaupiet. In der großen <' dur-Arie heißi aber bei der ver kommenden Tonleitersigur im Umfange dcS zwei gestrichenen l-' und eingestrichenen 0 i Partitur Seite 270, Tact ll) daS erste Achtel nickt u", sondern e"; denn eS fehlt jeglicher historischer Anhaltepunct, daß M'ozan bei Wiederholung der Figur eine solche sogenannte Steigerung mit läng:rem Drucker auf dem gestattet habe, auch läßt sich die Bariante wohl kaum mit musikalischen Gründen rechtfertigen, weil dieselbe in das Gebiet des Dilettantismus hinüberstreift; es genügt nicht, zu sagen, die Steigerung sei Büh- eS giebt ia selbst aus der deutschen Görlitzer Bahn nickt weiter kümmern ; wir danken es der Aufsichtsbehörde aufrichtig, daß sie endlich einmal den Eisenbahnverwaltungen ihre Pflicht gegen das Publicum zu Gemülhe führt. Hoffent lich läßt sie eS bei den Nachlässigkeiten, welche die letzten Unfälle verursachten, nickt bewenden. ES giebt noch eine Anzahl sehr lästiger, wenn auch nickt in diesem Grade gefahrbringender Rücksichts losigkeiten, die gleichfalls eine ernste Rüge ver dienen, und auch sie empfehlen wir der Aufmerk samkeit des HandelsministerS. AuS Paris, 2l. August, schreibt man der „Köln. Ztg.": Zwei Blätter, der „TempS" und ver royalistische „FrancaiS", versichern, daß endlich eine Maiorität in der Commission Rivet auS seckL Mitgliedern, die von Anfang her der Proposition Rivct S günstig gewesen seien, und auS drei Mit» gl edcrn der anderr Partei Ock gebilcrt habe. Die
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