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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar; Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-22
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1871
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täglick» 6>,Uhr. Nit tkMlli» llszafle t/L. let-acm Fr -i!I»n d. Rrdatticn j, n rc, »-12 Ud, ,r:i« »r» 1—ü Udr. Sn für die nächst. > s.ernincr destiinnucn >« Len Wcchcnlngrn jL»e Nichniiilags. Anzeiger. Amtsblatt dcS Kbnigl. BcMzcrichtS und des Raths dcr Stadl Leipzig «ullage WV». ALovvkinrntsprkt« Viertel,äbrlich 1 Tblr. 7'/, trrU. Lrmgcrlobn I Thlr. lo Ngr, Zlllkialr dt« Spaltzeile I'/«Ngr. Arciaiücn votte S. Rrdacitoasfirlch di« Lpaltzeile 2 Ngr. Ftllatr Ttlo Klemm, Uniocrsirälsstraße 22, Local »Evmploir Hainstraße2l; 231. Dienstag den 22. August. 1871. Bekanntmachung. mirntgetttrLhe Impfung, der Schntzpockcn wird allen unbemittelten, in hiesiger Mhasien Personen zeder Alters, namentlich auch schon früher geimpften Erwachsenen zur Men biermit angeboren, und soll biS auf Weiteres jeden Mittwoch Nachmittags 1 ll vbr «n ViiiffetPaple deS alte« Theaters stallfinden. Perücksichäigung d-er z. Z. häufig vorkommenden Pockenerkrankungert , mir das berhelligt-r Publicum aus, von vorstehendem Anerbieten fleißig ,inh zu machen Der Rath der Stadt Leipzig. ' ' " - ' """ - " Ierusale Bckaniltmachiing. ziz. am 27. März 1871. ^us Ltadt und Land. 2l. Lugasi. Bekanntlich ging vor x Wochen eine umfängliche Notiz wegen Linz einer ExLrafahrt von Leipzig nach xhurg durch du Blätter, aber llUemand «Erfahrung bringen, von wem das Unter- 2 Amtlich auSgche. Endlich, vorige Woche, «i> Herrn F. A. Lenhardt in Döbeln iij «ogetündrgt, daß die angeregte Extra- ^ ,m heutigen Tage stattsinden solle. Den tzr wurde aber eine so kurze Frist, fi'« zu können, gefetzt, daß inan dem ein günstiges Prvgnoslikon nicht LAU, auderr.falls wäre, trotz vorgerückter HL, die Betheiligung an der Extrafahrt, W m Thüringen, eine nicht unerhebliche Le kamen gestern mehrere Familien aus , , sogar aus der Jenaer Gegend hier » ßt an der Exlrafahrt zu betheiligen und M wenig verblüfft, in den April geschickt zu fein, denn eme Abfagung der Exlra- »rr osn dem Unternehmer nickt verösfent- »orden. Einige der fremden Familien, Md Tarnen, welche sich im Hotel de Prusse Mt Hallen, wollten sich daheim nicht etwa laßen und brachten ein nickt unbedeutendes taduräi, daß sie gestern NachtS mit dem H nach Siratzburg reisten. Die Art und irie ron Döbeln aus urplötzlich eine Extra- «iMstalle! wurde, wird dem Publicum eine Ag fein, sich ferner auf solche AuSfckrciben !«wannler Galgenfrist nicht mehr einzulassen. üiW, 21. August. Die „Dresdner ^Nach te»" sind, wie allbekannt, berühmt wegen der ! i Harmlosigkeit und Naivetät, mit welcker Hn werden. Die neueste Nummer dieses Wattes ilbcririffl aber Alle?. Man höre, ij treibt, und staune: Mm Lehagen erzählt das Leipziger Tageblatt. ' in einem Tone in der Nähe Leipzigs ein Haus tein gebildet hat, der die schlimmen Folgen des Mgtwobnsitzgesetzes abzuwenden sucht. Da nach jesip der zweijährige Aufenthalt an einem Orte Mden einen Unterstiitzungswohnsitz erwirbt, sch die Hausbesitzer jenes Dorfes solidarisch i, einem Nichtortsangeböigen, der nur einmal tarüllülichen Abführung des Miethzinses ver- Ä?. nieder Quartier zu geben, so daß er keinen ! w spätere Unterstützung im Fall dcr Per lUngt, sondern ohne Weiteres dann nach einem Scre „geschoben" wird. Hiermit tritt die Folge de inner Zeit im Reichstag der Abg. v. Zehmen «werblichen Unterstützungswohnsitzgcsetz prophe «et ein« große Llaffr von Heimathlofen geschaffen, et die Bemeinden durch Privatverabrebnngen ganz jkt machen, einen zweijährigen Aufenthalt an lr« und damit einen Unterstützungswohnsitz zu In anderen Dörfern haben sich, wir wir die Lauern verbunden, ihr Gesinde nur so , daß es ganz unmöglich ist, daß Knecht lagt zwei Jahre in einem Dorfe dienen, damit «ti m Erkrankmigsfalle der Gemeinde zur Last statt über diese Verabredungen sich zu freuen, Amtsblatt des Leipziger StadtrathS thut, sollte r sich gegen seinen Bürgermeister Stephani , durch dessen Einfluß im Reichstag seiner Zeit ioeise das alte sächsische Heimathrccht begraben 1 imbeilvolle Unterstützungswohnsitzgesctz geschaffen Ran kann cs schließlich den Landbewohnern tel uebmen, wenn sie sich aus ihre Weise gegen dieses Gesetzes wehren; aber soll man kein mit den Armen haben, die durch das Gesetz es Macht und von Dorf zu Dorf geschoben ? Nach altem sächsischen Heimathrccht konnte leine Heimathlofen geben. Durch das neue Gesetz recht einmal unseren Land» und Stadtgemeinden übe geführt, wohin es kommt, wenn sie national- Abgeordnete wählen, die ohne Rücksicht auf Das, M bestellt, die Gesetze, die für die dünn be- -ckerbautteibenden östlichen Provinzen Preußens sein mögen, aus lauter Gleichmachereisucht bei bren. Denn auch der jetzige Vertreter des er- LorieS bei Leipzig ist rin National-Liberaler: Mn daS erste beste bejabrte Frauenzimmer, seinem ganzen Leben keinen Blick in die lc. giihan hat, herbeiriefe und ihm die in »dem so schauderhaft behandelte Angelegen- Ltgutachlung vorletzte, wahrlich — so un- dlicd komisch würde sie sich nicht ausdrücken. töne Borreckt bleibt ungeschmälert den — ' Nachrichten. dm, 2V. August. Die Brühl'sche Terrasse in den ersten NackmittagSstundrn dicht lrnlten angefüllt, welche der Abfahrt Hestern angekommenen Prager Ruder regatta" und unserer beiden RubrrclubS Mittwoch den 23. August d. Z. soll die diesjährige Probe der Biertelsspritzen Nr.<i und 13; desgleichen Freitag den 25. August d. 3. die der Biertelsspritzen Nr. l, 10 und 15, so wie Montag den 28. August d. Z. die der Biertelsspritzen Nr. 5, 7 und 8 stattsinden. An jedem der genannten Tage haben sich hierzu, die zu den verschiedenen Spritzen zugetheilten Mannschaften Nachmittags Uhr in den betreffenden Spritzen-Localen euizufinden. vr. Koch. Jerusalem. ,/Neptun" und „Triton" nach Blasewitz beiwohnen wollten. Es war eine kleine Schaar stattlicher Moldau- und Elbmatrosen, die sich dazu eingefun den halte. „Regatta" erschien etwas stutzerhaft, in dunkelblauer Jacke und Beinkleidern mit Ga maschen und einem blaugestreiften Malrosenhemd, „Triton" in weiße,n Hemd mit blauem Ueberfall- rragen und blauen Beinkleiderr, „Neptun" in rother Jacke und weißen Beinkleidern. Sechs Boote verschiedener Größe, darunter ein Segel boot und ein Schwanenboot ü In Lohengrin, setzten sich Punct 3 Uhr in Bewegung dem erwähnten Ziele zu, und bald waren sie, trotz der Fahrt strom aufwärts, den Blicken der Zuschauer entschwunden. Am längsten sichtbar blieben die 12 Rothjacken mit ihrem großen Boote, daS sie mit kräftigen Ruderschlägen stets in gleicher Linie mit den andern Booten erhielten. Zn einigen Tagen werden unS diese Prager Gäste, die, wie eS unS schien, ein österreichisches, ron einem deutschen, daher nicht Hohenware'scken Willen geleitetes Bölkergemisch im Kleinen darstelllen, wieder verkästen. — Unsere Dresdener Börse in der Zahnsgasse, im Gasthvf zum schwarzen Adler, ringt immer mehr nach Be deutung, eS wird ihr darum auch in dem bishe rigen erbärmlichen Local zu enge und sie hat sich ein Grundstück in der Nähe deS Victoria-Hotels erworben, auf welchem sie sich ein eigenes Gebäude errichten will. Zn diesen Tagen svrach man auf der Börse von der Absicht der Sächsischen Bank, eine Filiale, just in Metz zu errichten, da sie doch dergleichen noch nirgends in der Ferne be stellt habe. Dabei wurde denn die sehr richtige Bemerkung gemacht, daß die Eoncurrenz mit der Preußischen Bank seine Schwierigkeiten haben dürfte; allein da wußte einer der weisen Börsen-Thebaner sehr schnell dem Einwurf damit zu begegnen, daß er von der Beliebtheit unserer Sachsen in Frank reich sprach. Abgesehen davon, daß Metz jetzt denn dock zu Deutschland gehört, scheint der Mann auch Gravelolte (St. Privat), Sedan und Paris verschlafen zu haben, sonst müßte ihm ja die Helle Schamröthe bei seinen eigenen Worten rnS Gesicht gestiegen sein, wovon Fama wenigstens Nichts meldet. — Vorgestern war großes Eoncert von 23V Musikern unter Leitung des Sladtmusikdirec- tvrs Pufsholdt in dem schattigen Bierpark zu Reisewitz. Konnte die Musik auch nicht höheren Ansprüchen genügen, die ungeheure Zahl der Be sucher unterhielt sich doch prächtig und spendete namentlich den deutschen patriotischen Stücken rei chen Beifall. Abends war das Local glänzend beleuchtet, und in dieser Ausschmückung machte es wirklich einen zauberhaft schönen Eindruck. Um so übler sah es leider außerhalb des LocaleS aus, denn nicht eine Laterne wie- Fahrenden und Fuß gängern Weg und Steg, so baß eS nur zu ver wundern ist, wenn kein Unglück geschehen. — Die Gewerbeausstellung wird in vierzehn Tagen geschlossen, bald wird ihr auch die Kunstaus stellung folgen und nur die Holbeinaus stellung soll noch biS zum 15. October geöffnet bleiben. Letztere kann natürlich nur auf den häu figen Besuch einer gewählten Schaar Kunstlieb haber rechnen. — AuS unserem Theaterleben ist nur daS Gastspiel des Komikers Knaack zu erwäh nen, daß ja Leipzig einige Zeit früher schätzen gelernt hatte. Es heißt, daß die königliche Hof- lheaterintendantur auf die Jagd nach Komikern zur Ersetzung deS verstorbenen Räder auSgehe; nun Knaack wird sich schwerlich der Wiener Kunst - atmosphäre entziehen können, noch weniger sicher lich, als wie eS ihr anscheinend bei dem Hambur ger Komiker Thomas gelungen, denselben dem Thaliatheater abspenstig zu machen. — Wie Arbeiterfragen auch ohne gewalt same Ausschreitungen von Seiten der Arbeiter durch eine ruhige gegenseitige Verständigung zum Wohle aller Betheiligten ihre Erledigung fin den können, das hat die durch den Bürgermeister Stephan in Allenberg vermittelte friedliche Verhandlung zwischen Znspection und ca. 35V Ar beitern der dortigen ZwitterstockSgewerkschast zur Genüge dargethan. T,e Znspection, der man mit Reckt nachrühmen kann, daß sie die Interessen ihrer Arbeiter lederzeit wohlwollend vertritt, ist den Letz teren, welche fick bei gedachter Verhandlung durchaus würdig und anständig benahmen, infolge besten in anerkennenswcrther Weise entgegeugekommen und hat die Erfüllung, wenigstens deS größten TheileS der Arbeiterwünsche, die in der Hauptsache auf eine Verkürzung der bisherigen achtstündigen Schicht zeit in eine sechsstündige absielten, in sichere Aus- Leipzig, am 17. August 1871. DaS Vommando der Feuerwehr. Dost. V. Schindler. sicht gestellt, auch ihre Bereitwilligkeit und ihren » Wunsch zu erkennen gegeben, mit den Arbeitern; ferner in ähnlicher Weise verkehren zu wollen, so' daß das bisherige gute Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern in keiner Weise ge trübt worden und somit den Herren Social demokraten für diesinal und hoffentlich für immer der Triumph entgangen ist, sich hier eines Erfolges ihrer unheilvollen Thätigkeit für oder vielmehr gegen die Arbeiter unv das Gesammtwohl rühmen zu können. — Die städtischen Eollegien zu Chemnitz haben beschlossen, jedem zurückgekehrten Reser visten oder Landwehrmanne, sofern derselbe zur Zeit seiner Einberufung in Chemnitz wohn haft war und von dem UnterstützungScomilL für die hülfsbedürftigen Familien der Vaterlands- verlheidiger unterstützt worden ist, eine Ehrengabe von 5 Thalern zu gewähren. Aus Altenburg. * Ein betrübender Vorfall beschäftigt das Publi cum um so mehr, je verschiedener er erzählt und von beiden Seilen ausgebeutet wiro. Nur das Factum steht fest, daß eine Schild wache im Schloßhofe in der Nacht von dem die Ronde habenden Lieutenant D. mit dem Degen ver- wu.rvet und inS Lazareth gebracht worden und dort von dem gerade auf kurze Zeit anwesenden Herzog vor seiner Abreise nach Hummelshain be sucht worden ist. Allgemein herrscht in der Stadt die Ansicht, daß der Posten, weil er auf drei maligen Anruf keine Antwort erhalten und dem zufolge daS Gewehr gefällt hat, im Rechte war, aber erst die Untersuchung wird cs ergeben, ob die an und für sich brutal erscheinende Handlung dcs Lieutenants zu verlheidigen ist. Man sollte klauben, daß die große ernste Zeit, die das neue deutsche Reich geboren hat, auch den jungen mili- tairischen Heißspornen eine höhere Ansicht von ! ihrer Stellung dem deutschen Volksheere gegen- ! über beigebracht hätte. Wir Hallen die Subor dination im Militairdienste für eine Nothwendia- kcit, aber bekennen uns auch zu den sehr woyl damit vereinbaren Grundsätzen der Humanität. Die Schildwacht war nach den alten Militair- acsetzen heilig und hohe Strafen standen auf einer Verletzung derselben. Zndesten ist man nach und nach daran gewöhnt worben, den Mißbrauch eines MesterS im Civrlversahren schwer bestraft, den Mißbrauch der Waffe aber, die nur dem Dienst des Vaterlandes geweiht sein sollte, weit glimpf licher beurtheilt zu sehen. Das Militair hat ein mal seine eigene Gerichtsbarkeit, und wir brauchen nickt weit rn die Vergangenheit zurückzugehen, mn uns daran zu erinnern, daß im 'Nachbarlande dem Militair anaehörige Mörder, oder ivenn man glimpflicher sprechen will Todlschläger, nur mit Festungsstrafe belegte wurden, der die Begnadigung leider unverdient nur zu schnell nachfolate. Andere Unlhaten predigen daffelbe Eapuel. Zn unserer Stadt hat stets daS beste Einvernehmen zwischen Civil und Militair stattgefunden, der General von TreSkow, früher hier im Dienst, wurde sogar wegen seiner bürgerfreundl chen Gesinnung zum Ehren bürger der Stadl ernannt. Bei einem Volke in Waffen muß eS auch so sein. Wenn aber die Brutalität, sei es im Civil oder Militair auf die Bühne tritt, ist es die Pflicht der Presse Diejenigen öffentlich zu kennzeichnen, die sich derselben scbulvig machen, gleichviel wer sie sind und ob sie einerlei cver zweierlei Tuch tragen. Verschiedenes. — Unter den Entschädigungsforderungen, die an die deutsche Gesandtschaft in Paris ge langt sind, siguriren mitunter recht seltsame Artikel. Siebzehn Jungfrauen aus Strelitz haben sick dorthin gewandt, um siebzehn französische Lfficiere für internationale Thaten der Minne zur Rechenschaft zu ziehen. Acht von den siebzehn Patriotinnen gehören den sogenannten besseren Ständen an. Da die „Uoeliorc lie <le Ia i>»ternit6" in Frankreich nicht gestartet ist, so fehlt jede Aus sicht auf Erfolg dieser Reklamationen, abgesehen davon, daß derartige „Beschädigungen" wohl im Frankfurter Frieden nicht berücksichtigt worden sind. Darf es uns wundern, wenn die Franzosen über die deutsche Frauenwelt Spottreden loSlaffen, welcke die Röthe der Scham in die Wangen trei ben.-' Man beantrage, in künftigen Fällen den Strelitzern nur Schwerverwundert anzuvertrauen und die halbwegs Geheilten sofort wegruschasfen. — Aus Greiz wird von einem Strike unge wöhnlicher Art berichtet. Wie die „Bl. v. d. Saale" beriet! len, sind daselbst die Väter der Stadt Collegen der Berliner Maurer u. s. w. geworden und haben seit dem 1. August ihre Functionen eingestellt. In Greiz sollte nämlich am genannten Termine eine neue freisinnige Gemeindeordnung mit Ge- meinderalh und Gemeindevorstand, wie in den anderen thüringischen Staaten, in das Leben treten. Aber die fürstliche Regierung verzögerte die Publication der Ausführungsverordnung und die Anordnung der erforderlichen Maßregeln, so daß der bezeicynete Termin heran kam und noch Nichts zur Einführung ver neuen Gemeindeord nung geschehen war. Zn Folge dessen haben die Stadtverordneten und ein Theil des Stadtraihes erklärt, ihre Functionen nicht länger ausüben zu können, weil sie nickt mehr zu Rechte bestehen. — (Verstümmelung von Kindern.) Die Criminal-Abtheilung des obersten Gerichtes in Pest hat dieser Tage einen Proceß beendet, der sich mit den schrecklichsten seiner Art messen kann. P. N. giebt folgende Sküze von der betreffenden Angelegenheit: Zm April 'vergangenen ZahreS verschwand auf dem Wege von Mada nackr Gyönayös der ll jäh.ige Soh» drr armen WUlwe Elisabeth Laszlo. Die Behörden begannen sofort Nachfor schungen anzustellen, jedoch erfolglos, und nur der Zufall sühne auf die Spur des Vermißten. Die Tante des Knaben war nach Ghöngyös gegangen, und nachdem sie in der Kirche ihre Andacht ver richtet hatte, trat sie auf den Platz und spendete allen Bettlern der Reihe nach Almosen. Plötzlich erblickte sie einen Knaben, dessen Gefickt ohne Zweifel dasjenige des vermißten kleinen Zvhann war, aber seine Hände und Füße waren verrenkt und auf seinem Rücken war ein Höcker sichtbar. Die Frau nannte ihren "Neffen bei seinem Namen, aber der Knabe blickte seilswärls und murmelte sein Gebet weiter. Die Frau sprach das Kind nochmals an. fragte, ob es nicht der Sohn der Wittwe Laszlo wäre, worauf der Knabe nichts weiter als „Pst! Pst!" wie zur Warnung rief; als er aufstehen wollte, trugen ihn seine aus- gerenklen Glieder nickt, unv er sank zusammen. „Frau Tante," sagte er endlich, „so wie Sie mich jetzt sehen, hat mich eine Hexe besprochen, unv wenn ick jetzt nicht bei diesen Menschen bleibe, so holt mich der leibhaftige Teufel." Die Frau Tante fürchtete sich aber trotz deS Teufels vor diesen Menschen nicht und rief einige Stadlpanduren herbei, welche die ganze Bettlerbande, bestehend aus dem Krüppel Joseph Kmecz, seiner Frau und noch etwa zehn biS zwölf verstümmelten Kindern, festnahmen. Die gerichtliche Untersuchung ergab, daß die erwähnten Bettler den kleinen Knaben auf dem Wege zwischen Mada und Gyönghös aufge- halten, ihn mit Süßigkeiten in ihre Hütte gelockt und dort mit irgend einem süßen Trank berauscht hatten. AlS der Knabe aufwachle, war das Ver brechen der Verstümmelung an ihm vollbracht. Man machte ihn glauben, daß daS Alles Hcxenwerk sei und schüchterte ihn mit Drohungen ein Gleiche Aussagen, aus sich bezüglich, thaten auch die übrigen verstümmelten Kinder, unv es ergab sich, daß die bezichtigten Bettler dieses Schandgewerbe schon seit Jahren treiben, so daß ihre unglücklichen Opfer nicht zu zählen sind. So hatten sie einem Mäd chen die Augen auSgestocken, daS aber unter ihren Händen starb, einem anderen Kinde die beiden Beine abgehackt. Es trafen sich auch entmenschte Mütter, die ihre verkrüppelten Kinder um einige Gulden an diese Bettler losscklugen. — Joseph Kmecz und seine Frau, die eigentliche Miffethäterin, leugneten anfangs, gestanden jedoch später Alles. Die Frau starb während der Untersuchungshaft. Joseph Kmecz wurde zu fünfzehnlährigem schweren Kerker veurtheilt. Handel und Industrie. Nach der „Börsenieitung" soll, bevor die Münz- resormfrage vom deutschen Reichstage in Angriff ge nommen wird, noch eine Enauö-le stattnnden, und sind bereits die einzelnen Vundesregiernngen zur Ernennung von Sachverständigen veranlaßt worden. Wie aus Wien telegraphisch nach Berlin gemeldet wird, soll Preußen den deutsch-vsterreichischen Tele graphen Vertrag gekündigt haben. Nach dcr ..Vörsenzeiluna" beabsichtigt die Sächsische Lank in Metz eine Filiale zu errichten
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