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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-15
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1871
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Redactiou »°a ll—l, Uhr »Ol» 1—5 U5r. UnpMtr TtlMM ,«r für die nüchst- , lummer bestimmte« tu dm Wochentage« Anzeiger. Auflage Svvff. Ldonnementsprei» vierteljährlich l Thlr. 7«/, Ngr,' tncl. Bringerlohn 1 Thlr. 10 Agr, Zaseratr die Spaltzeile 1'/« Ngr. Rrclamen unter L. Rrdactiouoftrich die Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm, Universitätsstraße 22, 1,1 lltzr Nachmittags. Amtsblatt des Kinigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Local-Comptoir Hainstraße 2k. B LN. Dienstag den 15 August 1871. Bekanntmachung. Dai 10. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für daS Königreich Sachsen bei uuS eingrgangen und wird bis zu« 3R August d. I. auf dem Rathhaussaale zur Ein- hluahme cfientuch auSHLngen. Dafielve enthält: dir. 64. Verordnung, die nächste Volkszählung betreffend, vom 27. Juli 1871; , KL. Verordnung, die Erweiterung deS Bahnhofs Kieritzsch belr., vom 2!». Juli 1871; , htz. Bekanntmachung, die NichtungSlmie der Leipzig Zeltzer Eisenhahn betreffend, vom 2. August 1871; , 87. Bekanntmachung, die Betriebseröffnung der SlaatSeisenbahnstrecke Größschönau- WarnSdors betreffend, vom 8. August 187 l. Leipzig, am 14. August 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. K o ch. Jerusalem. Bekanntmachung. jvik Jubelfeier de- Verein- Deutscher Visenbahn- Perwaltungen. r. Mig, U August. In diesen Tagen be- hi dn Pnn»deutscher Eisenbahn-Verwaltungen , W sciiit- fünfundzwanzigjährigen Sestedkiit. gestört ist die deutsche RelckShaupt- diEerlii, woselbst zugleich ein sogenannter 'ilchiag stausindet, welcher den Zweck hak, Neige nützlicher Reformen im Eisenbahn- »zu beschließen. Recht interessant und lehr- iü ein statistischer Rückblick auf die Entwicke- ng des Verkehrs der dem Verein angehörenden seibahnen während der letzten zwanzig Jahre. LI wurden aus den Bahnen der dem Verein scherendeii Verwaltungen befördert: w Jahre Personen Ctr. Güter 18L« 13 271 872 ' 58 585 592 1851 28 867 367 114 017 495 185! 27 812 492 160 378 153 18LZ 24 508 798 183 651 263 1854 28 131 854 240 999 741 18SL §3 321 541 327 817 135 185« 40 839 061 396 592 784 1857 43 611 714 448 187 617 1858 51 462 484 502 733 808 185S 59 992 994 517 818419 1860 60 179 799 615 014 067 1881 65 665 760 728 914 774 186! 71918 602 829 913 155 186Z 81 132 700 896 719 515 188! 86 441 432 1 033 940 430 1865 92 87? 221 1 184 435 690 1866 98 805 257 1 184 812 431 1867 103 545 793 1 429 498 999 1868 117 313 524 1 664 689 057 M 131 098 825 1 895 380 168 ES wurden eingenommen: Jak Ueberhaupt Pro Meile Bahnlänge 185« Thlr. Thlr. 17 868 756 31 745 1851 31 438 098 35 107 185! 42 986 726 41 304 1855 38 639 679 40 774 1854 47 278 513 46 631 1855 61 381 899 53 734 185« 79 630 218 56 814 1857 82 239 568 58 511 1858 90 833 552 56 604 1859 108 220 538 59 112 1866 114 465 451 57 038 >881 132 279 289 60 800 >862 142 775 907 62 162 >863 144 608 168 60 118 >864 162 338 022 63 129 >865 173 604 525 65 525 185 779 022 66 842 ist)/ 2l2 098 885 70 861 ivd8 1 237 380 145 74 564 254 450 878 72 615 Überschuß hat betragen» ' 1850 ' 1851 ' 1852 1853 1854 ' 1855 ' 1858 ' 1857 1858 ' 1859 ' 1860 " 1881 ' 1862 ° 1863 ' 1864 1885 ' 1866 ' 1867 ' 1868 ' 1869 überbaupt Thlr. Procente des verwendeten Anlage Capitals. 7 039 231 3,ii 13 695 176 3,o, 19 775 552 4,80 19 689 227 5,,o 24 141 233 3,58 29 073 627 3,5, 37 997 805 5,SI 43 639 779 6,957 45 231 026 5,10 57 241 324 6.9 63 025 013 6,v 75 743 436 6,80 81 332 086 6,8 V 81 552 861 6,z„ 93 182 270 6,95 99 005 200 6,957 104 808 964 7,1,8 117 632 057 7,5» 131 210 804 7,705 140 460 065 7,„8 Die „Allgemeine Unfall-Versiche rungs-Lank in Leipzig" erfreut sich, wie dieS bei einem so zeitgemäßen Unternehmen nicht anders zu erwarten war, in immer weiteren Kreisen einer lebhaften Sympathie und einer stetig wachsenden Theilnahme. Nach dem bekannten Vorgänge anderer indu striellen Vereine hat nun auch der Zollvereins - ländische Eisenhütten-Verein unterm 26. Juli e. ein Eirculair an seine Mitglieder erlassen, wodurch er sie zum Masseneintrilt in die „Allgemeine Un- fall-Versicherungs-Bank in Leipzig" aussordert. Dieser Verein hatte, wie in dem Eirculair ge sagt wird, zuerst die Absicht, einen eigenen Ver sichere ungS-Verein für seine zahlreichen Mitglieder rnS Leben zu rufen. Inzwischen sei aber die „Allgemeine Unfall-Ver- sicherungS-Bank in Leipzig" begründet worden und zwar auf einer BasiS, die allseittg als rationell und gesund bezeichnet und anerkannt werde. Eine billigere und einfachere VersicherungSart als diejenige, welche bei der „Allgemeinen Unfall- VersicherungS-Bank in Leipzig" für die Unter nehmer gegen die gesetzlich zu tragenden Unfälle eingeführl ist, könne von keiner anderen Seite geboten werden, und es empfehle sich für die Mit glieder des Zollvereinsländischen Eisenhütten-Ver- eins daher der Massenanschluß an die „Allgemeine Unfall-VersicherungS-Bant in Leipzig" um so mehr, als eine eigene Unfall-Versicherungs-Genossenschaft für die Vereinsmitglieder unverhältnißmäßige Ver waltungstosten verursachen würbe. Diesen richtigen Erwägungen, welche gegen die Errichtung kleinerer Unfall-Bersicherungs Ver eine sprechen, ist noch hinzuzufügen, daß auch die Sicherheit und Dauer der letzteren eine sehr zwei felhafte sein würde, da schon eine größere Kata strophe die Existenz derselben erschüttern und den verhältnißmäßig weniger Mitgliedern enorme Opfer auserlegen würde. Es dürfte ferner noch der Gesichtspunkt in Betracht zu ziehen sein, daß die Selbstverwaltung derartiger Vereine leicht zu Mißhelligkeiten führen könnte, weil die VerwaltungS-Organe offenbar nicht unabhängig und selbstständig genug den ein zelnen Mitgliedern gegenüber dastehen würden, um nach allen Seiten hin die nochwendige Unpartei lichkeit und strenge Gerechtigkeit ausüben zu können. Ueberhaupt aber wäre eS eine Thorheik, die nur mit der völligen Unkenntniß der Grundprincipien des Assecuranz-WesenS zu entschuldigen wäre — wollte man eine Menge kleinere Genossenschaften von zweifelhafter Existenz und Dauer ins Leben rufen, anstatt sich einer großen, ganz Deutschland umfassenden Versicherungsbank anzuschlteßen. Es wäre das gewifiermaßen eine Fortsetzung des deutschen ParticulariSmuS auf dem volkswrrth- schaftlichen Gebiete — nachdem derselbe in der Politik glücklicher Weise keinen Spielraum mehr hat. Jedem Laien muß es einleuchten, daß mit der wacbsenden Mitgliedcrzahl die Sicherheit einer gegenseitigen Versicherungsgesellschaft in gleichem Maße wächst, während anderer SeilS die Beiträge für den Einzelnen um so niedriger werden müssen, je größer die Zahl der Mitglieder ist, auf welche die Schäden und Lasten proportionell vertheilt z werden. Ausflüge in Uachbar-Hirchen. Mitgctheilt von -tzit« W,skr. IV An der Merseburger Chaussee, unfern dem durch seine Flora berühmten Bienitzwalde, liegt ein GasthauS, „Zum Sandberge" genannt, wo wir daS Mittagessen bestellten und bann den halb stündigen Weg nach Großdölrig einschlugen. Die hiesige Kirche präsentirt sich schon auS weiter Entfernung als altersgrauer stattlicher Bau. Auch hier fanden wir recht freundliche Aufnahme durch Herrn Pfarrer Dr. Franke. Großdölzig scheint ein sehr wohlhabende- Dorf zu sein, wie dieS insbesondere auch die an der Kirchhofsmauer an- gebauten Erbbegräbnisse bezeugen. ES hat zwei Rittergüter, die wohl ursprünglich ein einzige- gebildet haben. Bon den Besitzern wird 1519 nn Herr von Rcchenberg genannt, der den Chor Die ««entgeltliche Impfung der Echutzpotke« wird allen unbemittelten, in hiesiger Stadt wohnhaften Personen jeden Alters, namentlich auch schon früher geimpften Erwachsenen zur Revaccination hiermit angeboren, und soll bis auf Weiteres jeden Mittwoch Nachmittag- von L—4 Uhr im Büffetsaale deS alten Theater- stattfinden In Berücksichtigung der z. Z. häufig vorkommenden Pockenerkrankungen fordern wir das betyeiligte Publicum auf, von vorstehendem Anerbieten fleißig Gebrauch zu machen. Leipzig, am 27. März 1571. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Koch. Jerusalem. die Kirche betreten zu dürfen, die unS mit liebenS' würdigster Bereitwilligkeit gestattet wurde. Die Kirche wurde 1715 für 1614 Altschock erbaut, doch blieb der alte Thurm stehen. Der erste protestan tische Pfarrer hieß Johann Nikolaus. Ein ge schnitzter Flügelaltar wurde kürzlich in daS Alter- lhumSmuseum nach Dresden abgegeben, dock, ist noch ein sehr alter Taufstein mit romanischen Verzierun gen vorhanden. Fünfzehn Gemälde vergegenwärtigen in nicht übler Darstellung die Geschichte der Erde vom ChaoS bis zum jüngsten Gericht. Zwei Glocken stammen aus dem 15., eine wohl auS dem 14. Jahrhundert. Vor vielen Jahrhunderten soll in RückmarSdorf ein Jahrmarkt abgehalten worden sein, der wegen eines dabei vorgekommenen MordeS nach Horburg verlegt wurde. Im 3vjäh- rigen Kriege fielen Kroaten ein und steckten, nach dem sie geplündert harten, das Dorf in Brand. Der 82jährige Pfarrer Johann Reusche flüchtete 1642 vor den Mißhandlungen der Schweden nach Leipzig, wo er starb. Die Pfarre brannte 1699 und nachmals 1721 ab, wobei der Pastor Meißner kaum daS nackte Leben davon brachte. — DaS Petrikloster kaufte von 1250 bis 1271 in Rück- marSdorfer Flur 19 Hufen Feld ; sonst gehörte daS Dorf zum Gundorfer Klostergute. — Merkwürdig ist die nunmehr fett länger al- vierthalbhundert Jahren bestehende Rückmarsdorfer Spende. Als im Jahre 1508 ein Fräulrin von Branden stein, aus dem Hause Dölkau, auf einer Reise nach Leipzig bei Rückmarsdorf erkrankte, wurde sie von dem hier lebenden Kaspar von Weißback» und dessen beiden Töchtern, sowie dem Psarrherrn freundlich ausgenommen und verpflegt. Aus Dank barkeit schenkte sie nach ihrer Genesung der Ge meinde 65 Acker Holz, wovon jeder Nachbar eine und der Pfarrer vier „Kabeln oder Quoten" er hielt, doch waren damit verschiedene Verpflichtungen verbunden. Der Pfarrer mußte an jedem Montage der Leipziger Michaelißmeßwvche eine Messe lesen, eine Predigt halten und den Armen die Füße waschen. Der Bader zu Markranstädt hatte die eben so wenig wie das Fußwaschen appetitliche Verpflichtung, alle armen Leute, die eS verlangten, an einem steinernen Röhrtroge zu schröpfen, ihnen die Haare zu verschneiden und vorhandene Schäden »u verbinden. War dies geschehen, fand eine Spei sung der Armen ohne Ausnahme statt. Und so ist es, nach kurzer Unterbrechung, auch jetzt noch. Es setzt Brod, Brühsuppe, Gemüse, Fleisch und Bier. Der Richter ist Rechnungsführer, und vier Hausfrauen machen die Wirthrnnen. Die Zahl der Armen betrug mehrmals gegen 100 Köpfe. Geschröpft, frisirt und verbunden werden sie in dessen nickt mehr. Herr Pastor Hlina hatte die Güte, uns nach seinem Filial Lindennaundorf zu begleiten, daS nur ein kleines Viertelstündchen entfernt liegt. Es ist ein schöner, mit stattlichen Gütern und breiter, gerader Straße, wie fast jede altdeutsche Nieder lassung, versehener Ort. Die slavischen Dörfer zeigen eine bogenförmige Lage, mit der Kirche als mittelstem Radienpunct. Die hiesige Kirche ist, Tank einer früheren Restauration, ohne jede Merk würdigkeit Die Glocken sind sehr alt, jedoch ohne Schrift. Aus dem GotleSacker fällt ein prächtige- Grabmonument in die Augen. Lieber Gott, der Schläfer drunter und ich haben in mancher freund lichen Stunde, die wir zusammen verlebten, auch nicht geahnt, daß wir einander auf dein Friedhofe zu Lindennaundorf wieder begegnen würden! Es ist der kaiserl. russische Hofschauspieler Alexander Köckert, vielen Leipzigern noch als tüchtiger Künstler unserer Bühne auS den fünfziger Jahren bekannt, der 1869 beiin Besuche seines Bruders, eines Guts besitzers, in Lindennaundorf vollendete und hier sein Ruhebettlein fand. Von Lindennaundorf brachen wir nach Franken- Heim auf, wobei der Kutscher fuhr und wir zu Fuße gingen. Herr Canror Schellenberg öffnete unS sreundlichst seine Kirche, und wir fanden darin den dörflichen Kunstgeschmack auS der Zeit Kyau's in der glänzendsten Weise vertreten. Johann Da niel Greiz, Maler auS Hohenlohe, hat sich hinter dem Altäre durch eine Inschrift verewigt, welche Eitelkeit ihm der Himmel noch im Grabe vergeben mag. Wahrhaftig, eS sind doch auch in neuerer Zeit Kirchenrestauralionen in unserer Nach barschaft voraekommen, bei deren Betrachtung man die Hände überm Kopfe zusammenschlagen möchte, der Kirche erbaute. Im 16. Jahrhundert findet, sich hier noch die Familie von Oebschelwitz, 1612 j Günther von Bünau und Balthasar von Schköhlen. s An Albert von Goldstein erinnert ein Epitaphium j von 1660 und Katharina von Weißenback wurde > im Sarge liegend abgebildet; doch hat jetzt dieses > unheimliche Gemälde seinen Platz im Thurmge-' mäuer gefunden. Von dieser frommen Dame wurden mehrere Legate, darunter auch eins zu Gunsten des Schulmeisters gestiftet, der es bei dem damaligen Zustande der pädagogischen Glück seligkeit wahrscheinlich am besten brauchen konnte. Noch verdienter nm die Kirche zu Großdölzig machte sich der Rittergutsbesitzer und Commerzien- rath Andreas Rosenthal, ein reicher Leipziger Kauf und Handelsherr. Er schenkte der Kirche 1706 einen neuen Altar und 1708 eine neue Kanzel und stiftete 1712 für die Gemeinde eine Herings spende, vielleicht weil er eine Brauerei daselbst angelegt hatte. Er war 1656 in Halberstadt von armen Eltern geboren worden und brachte es durch Fleiß und Umsicht bis zum Millionär. Auch in Leipzig hat er bedeutende Legate und fromme Vermächtnisse gestiftet, darunter einen Freitisch im Convict mit der Bestimmung, daß, wenn ein AkavemicuS an seinem Namenstage ihm alljährlich eine Lob- und Dankrede halten würde, er dafür nicht nur eine Stelle an diesem Tische, sondern auch eine Reihe von Jahren die Zinsen eines zu diesem Zwecke ausgesetzten Eapitals genießen solle. Ein solcher Lobredner dürfte sich leicht gefunden haben. Der Commerzienrath Rosenthal starb ain 23. November 1712 und wurde in die Pauliner- kirche begraben. Später werden als Ruterguts- inhaber die Familien Berger, Kusss und Schmeil genannt. — Die Kirchglocken sind neu, und vom Thurme genießt man eine herrliche Aussicht. Eine Gedenktafel an der äußeren Kirchenwand nennt die Namen der im letzten Kriege gefallenen Ange hörigen der Gemeinde. Vor der Ktrchlhür liegt ein uralter Tausstein, der wahrscheinlich bis zur Aufstellung eines neuen im Gebrauche war. Als Curiositäl muß noch der Knopf eines auf dem Tacke sitzenden Giebelthürmchens genannt werden. Denselben hat vor Zeiten ein Blitzstrahl getroffen, und seit dieser Zeit hängt er nicht nur seitwärts, wie ein angehackker Kohlkopf, sondern bewegt sich auch im Winde, als bestände seine Spindel aus Kaulschuck. — Bei einem Besuche in der Pfarre durchwandelten wir auch den Garten, in welchem Herr Pastor Franke, alS vorzüglicher Blumen züchter, uns verschiedenes ungewöhnlich Schöne und Seltene der Pflanzenwelt zeigte. Unser Programm führte uns nunmehr wieder zurück nach dem „Gasthofe zuin Sandberge", der früher im Dorfe lag und vor ungefähr fünfzig Jahren unter seinem jetzigen Namen heraus an die Landstraße gebaut wurde. Wir gingen den Weg von Großdölzig bis Rückmarsdorf größ tenteils zu Fuße, und der Kutscher saß lachend auf dem schwerfällig dahin kriechenden Walfische und freute sich wie ein Schneekönig über seine I beiden angespannten Greise, die verdrüßlich mit: den Schwänzen wedelten und denen sichtlich an j diesem AuSfluge gar Nichts lag. Während die beiden alten Thiere'und der Kutscher auSruhten,' nahmen wir, gleich den Pferden vom vielen Gehen s ermüdet, wie diese unser MittagSessen ein und; gingen dann nach dem etwa fünf Minuten weit - entfernten Dorfe. Dasselbe liegt an einer gegen i 50 Ellen aufsteigenden, mit drei Linden gekrönten s Anhöhe, welche seit dem 30jährigen Kriege der i Wachberg heißt. Von hier aus überschaut man auf drei Meilen in der Runde 8 Städte, 61 Dör fer und mehr alS 100 Kirchthürme. Der Wach- berg gilt als Wetterscheide, und Thatsache ist, daß, die auS Westen kommenden Gewitter sich hier fast: immer theilen. 'Früher zogen die jungen Ehepaare! am Tage nack ihrer Hochzeit mit sämmtlichen s Gästen und einigen Musikanten auf den Wachberg,' um daselbst ein Tänzchen zu machen. Die Ge meinde RückmarSdorf hat den Wachberg mit seinen drei Linden alS OrtSsiegel angenommen. Auch ein Bach fließt hier, die Sckamber genannt, der bei unserer Anwesenheit ziemlich trotzig that und sogar eine Ueberschwemmung versucht hatte, wäh rend er gewöhnlich an Wassermangel leidet und in warmen Sommern die hiesige Mühle zur Ironie macht. — Wir stellten uns dem OrlSpfarrer Herrn vr. Hlina vor und baren um Erlaubnis;
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