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Dresdner Nachrichten : 01.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186911012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18691101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18691101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1869
- Monat1869-11
- Tag1869-11-01
- Monat1869-11
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- Dresdner Nachrichten : 01.11.1869
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Montag >e« 1. November 186S. Nr. 805. vierzehnter Jahr». Erscheint: Li^i» fnltz 7 llhr. Lkserale «rrdtii »ngrnommen: »»«Ndendlti.Eonn- tagt tl« Mittags 1» Ubr: Martenstral» l>. »n,kig la dlts. Blair» Ivltu »ta« «rsslgrttch, v«ror«,wug Rostag»: Ereu«plar«!. Tageblatt M Ultterhaltuug and EeWstsvcüehr. Mttredacteur: Theodor Krodisch. Druck und Eigenthu« der Herausgeber: Et pp sch öc Reich ardt. — VerantworUicher Redactrur: Illilv- Netchardl. Fßovuemem: «trN»ltLhrl>ch 20«», dcl unentgeldlichrrLt^ Irrung iu » Hau« Durch die König! vtertrltLhrl. 22>„N-, Tiiijrtn« Nummrrv l Ngr Anseratenpieisr. Wr de» Raum «m grspaltrnrn Zeit» I Ngr. iLrrtrr „EingescvdN dt« ZrU« 2 Ng» Dresden, den I. November. — V » La » tta ge. In dreitägiger gründlicher und llclicnwcise auch pitziger Debatte btt die chvcttc Kammer die groben Pmieiptcn «ertttzen, welche sie alö Giundsäcilen in eine tünstigc neue Grmeintcversassung auigcnowmen z» sepen wünscht. Die Veranlasst»!.» dazu gab ein Antrag d,s Vicepräsidenien streit, welcher bei dcr Nc >ic«t»>g die Ansarecitung einer iür L-adt- und Landgemeinden bestiuunten tscmeindevrdnung vca,»tragt, »ne Veröffentlichung zum Iwctt der DiScussion in der Preise und im öffenUichcn Leben wünscht und schließlich die Vorlage tieseö Eiitionris an de» näck slen Landtag beUangt. Vicepräsidcitt Sttcit bat nun die Grundsätze. welche er in dieier (^emeiiideversassung vcc Urkilcht zn ieben wünscht, in '.»Punk en ivlniulirt. Gleichzeitig lag noch ei» weit« rer Streit'scher An trag vor, welcher beriiw setzt viö zum Erlaß der neuen Ge- meiaidcordnung ein plovisorischrö Gesctz wünscht, daö unterAn- deren» litt alle Gemcinden in Betreff der Erwerbung des vollen Gcmeiudcbürgerrett'tö gieicbe Gruni sätzc au stellt und für die Dtadtvcrordnetenwablen aligemciuev gieickeö Stimmreckt der Bürger, directe und geheime ruslimmung verlangt. Das linte Zentrum hat dum die Abgg. in. Hahn und Schreiber cbr.z- iaiis ein provisorisches Gesetz deaittragt, daö unter Anderem dir:etc Watzlc» und den Wegfall dcö Bestätignngorcchtö der üiatbcinitglieder tauber dem Bürgermeisler» verlangt. Endlich lag ein Antrag der Abgg. Oebmickn», Knechte! und Genossen vor, welche eine Necraanisation der Berwaltnng im Linne einer au> gedehnten Selbstsläneigkcit der Gemeinten, Wcgsaü der Privilegien der Rittergutsbesitzer u> k eine freisinnige BezirkS- unt K eidverfasfong verlangen, lieber alle diese Antrüge wurde nu» Tage lang grüadlick, bitzig und eiscköpscnd geivrvcben und tag Resultat war folgendes: Die Slreit'ickcn Grunderiiu eipicn einer neuen Geineindeveriassung wurden im großen Gau- cen in der ersten Lesung angenommen und bteraus ebenso wie das Ltrett'schc und Hab» ?chicibersche provisorische Gesetz und der Oeb michel« sch e Antrag an die erste Deputation zur wetteren Berichten stastnng verwiesen Die ganze Angclegenbctt wirk ta- bcr nn» noch einmal die Zwecke Kammer beschäftigen, sodann gelangt sie an die Erste Kammer unb, taS provis rische Gesetz mag aus diesem Landtag angenommen oder abgeichnt werden, io wird die Hauptschlacht erst bei künftigem Landtage, wenn die Negierung init einem auSgearbeitcteii Gesetz vor die Kam mern treten wird, geschlagen werden. Jetzt wurde nur gleich »am daS Kampfg stlde . bgestettt und zugleich maßen sich die Parteien iin Voraus bei denjenigen streitigen Streit',eben Punk ten. welche die Kern- und Angelpunkte einer Nefo m der Gc- mcindcverfassung bilden. Dieser Uim:a->d, daß cö sieb jetzt nur um nicht entscheidende Kämpie bandelt, wird eö rcttttscrtigen, wenn wir nnS im Ganzen nnr aus eine Wiedergabe der Be schlüsse nnd dcö Ganges der Berhandlnngen beschränken. Im ttebrigen bat die Bcratbung gezeigt, daß mitunter sich die Par re«cn viel naber standen, a>ö cs den Anschein hatte und man kann dttie altt-gcdcbnten Bcratlmngcn aiö ein e ie künstige Einig ung vorbereitendes, vielerlei wlchlig'S Material hcibeis-r affen- des und dem Lande segensreiches W-rk bezeichnen und aner kenne». Ai» Donnerstag winden von den Gen:dpnncipic>', tic B'cepräs. Dt c t iür eine künftige Geincindegcsetzgcbung auine stellt zu ichcn wünscht, folgende augcnomimn: an die königl. Ctaatseegicrung den »Antrag zu richten, daß hochdüseibc als bald eine für Statt und Landgemeinden bestimmte Gemeinde, ordnnng ei.twe.sen lasse, welche I» -i» die V nassnng der Ge meinden unk die Vc waliung der Gem i»eca>>gelegc beiten nur mögliei si allgcmcinc Grundzügc aufst lir und die »äbceen Be- stimmilngcn über Auviübrung dieser G:ii»kzüge in den einzel nen Gemeind.« der onögeictz i.hcn F.stücllnng überläßt, dabei ledoch inobeienocre 2j den Gemen den möglichst auogcdebitte Selbstrcgiernna dur.h srcigcwäbile Bert eter unk Beamte ii.belt, welche der Bcstäligmig der Negierung nicht bedürfen. D c De kali. bewegte sieb zu Punkt I oanpisachlih darum, ob die küultige «»st'mcludcgtsctzgebung ciuGc'ctz umfassen oder in nrci für Siatt uiiv La,.d w.iali » soll.. Ea Hab keinen Ncdner, der nicht die Nolbwultigkeit, die jetzige Srätie- und Landgc meinteordnung zu rcfonniren, aneikm »t bättc. Iür eine Ne >orm, die sich an daS Zi cstcbcndc und bcwäbrte Gutc anschlösse, sprach unter Anderen der Präsident hat erlern und der Abg. Hl inrich Borna, sowie die Abgg.Günlhcr unt Uiemann, weletw. ebne die Nelormbctürstigkeit zu verneinen, doch aiü Vertreter iändlichcr Gemeinten vor zu wcitgcbcnden Schlitten warnte» und für eine Berüttsichtlgung der nun einmal vorhandenen Verhältnisse eintraten Iür eine gründliche Neform, die unbe dingt auf nächstem Landtag zu etfolgcn babe, erklärten sich, z«m Theil unter Hervorhebung besonderer Gesichtspunkte, d-e Abgg. Debmichen, Streit, Bitte: mann, Ackermann, Iabnavcr, Schreck, Ludwig, Dietel und >>r. Hein?. Alle Ncdner aber er kannten die Noibwendigkcit an, ain die cigenthümlichen Ver hältnisse Sachsens, wo aus einem kleinen Tenitorinm der bun teste Wechsel zw scheu großen, in ttlen und kleinen Stätten, Dörfern mit ackerbautreibender und sabrikindnstrielicr oder auch gemischter Bevöllerung sei In dem neuen Gesetz, möge cö nun in zwei Hauptabtheilungen zerfallen oder In besonderen Ka piteln sich der Pflege der besonderen Verhältnisse widmen, ge- bührcnde Nücksicht za nehmen. Den radikalsten Standpunkt nahm der Abg. Ludwig ein, welcher die sofortigeSelbstttändlg- kcitSerklärung verlangte und nicht dis znm nächsten Landtag warten wollte. Der Minister von Nostip Wallwitz gab die bei- iäckig ausgenommene Erklärung ab. casj die Negierung dem nächsten Landtage außer der Vorlage über die Nefonn der Ver- waltungsbebördeii auch eine Vorlage über die Neform der Ge mein devcrfassung vorlegcn werde. Beide Gesetze hängen in zwei Punkten: in welcher Ausdehnung den Gem'-tichen die Po lizei zu überl ssen sei und welcher Behörde daö Auf'ichtSrecht über die Gemeinden zu überwebcu sei, zusammen Beide Ge setze sollst», daher gleichzeitig vorgelegt und erlassen werden. Der Minister dankt dem Vtceprästdenstn, daß seine Anträge diese hochwichtige Frage In die veratbung gezogen baden; er sprach sich für Berücksichtigung der verschiedenen Verhältnisse aus, betonte aber, daß man gewisse große Princlpten gesetzlich feftstellen müsse unk nicht Alles den Lcralstatuten überlassen düric. ä<> 2 »ahm die Kammer insbesondere den '-Zusatz dcS Abg. Hab» an, wornach die Gemcinccvertleter nicht der Be stätigung der Negierung bedürfen sollen. Der Minister von No'iitz-Waliwitz stritte einen vollständigen Verzicht ler Negie- rn, g aus d w BcslätigungSrccht nicht in Aussicht, da die Bür germeister in gewisse» Fällen iz. B, als Inhaber der Polizei- gewait! Träger der Staatsgewalt seien; o »gegen ließ er ictnc M!iici,ttbcit dnrchhiicken, das BcsiätigungSrecttt der Negierung nur aus die Bürgermeister nstcht auch wie jetzt aus die Sllttl- rälbel zu clstcccke», sowie die Geneigtheit, die Versagung der Bestätigung nur nach gewissen Voraussetzungen eintreten zu lassen. Von liberaler und demokratischer Decke verlangte man unbedinate» Wegsall deö Bestätigungörectttcö, der Abg. v. Ein siedel eine Beschränkung desselben und Vertagung der ganzen Frage bis zur Eiörtenmg der Verwaltungorcorganisation. Die Kammer entschied wie oben mitgetbcilt. lFortsetzung folgt s — In der Dctoberversammlung der Gartcnbaugesellschaft Flora nahm zunächst ein Aufsatz des Herrn von Zehmen „über die auch für rauhere Gegenden geeigneten Lbstsorten" die Aus merksamkeit der Versammlung in Anspruch. Der Herr Ver fasser gab die Gründe und Bedingungen an, unter welchen auch in rauheren Lagen ein günstiger Ertrag des DbstbaueS zu hoffen ist und fügte ein aus Erfahrungen basirtes Verzeichnis; von auch für rauhere Gegenden geeigneten Aepscl- lind Birnensorten hinzu. Der Aufsatz erregte lebhafte Discussion und soll die selbe, nach Gesellschaftsbcschluß, auch weitern Kreisen durch den Druck zugänglich gemacht werden. Nach Vorlage und Inhalte angabe verschiedener Bücher pomologischen, vinetologischen nnd botanischen Inhaltes, gab Herr Baumschulenbesitzer Lämmerhirt in Obergorbitz einen erschöpfenden Bericht über die letzte Herbst ausstellung. Ist durch dieselbe auch ein peeuniärcr Vortheil nicht erlangt worden, was bei solchen Ausstellungen wohl nie oder höchst selten der Fall sein wird, so war doch die Bethei- ligung bei derselben von allen Seiten, sogar von Obstzüchtern außerhalb Sachsen eine höchst erfreuliche, daS Studium dersel ben für die Gesellschaftsmitgtieder und alle Obstsreunde über haupt ein nutzbringendes und belohnendes und der Umstand, daß zum erstenmal unsre Staatsrcgicrung die Bestrebungen der Gesellschaft unterstützte, ebenso ausmunternd als belebend. — Das Nesormationssest wurde gestern in sämmtlichen protestantischen Kirchen unserer Stadt mit besonderer Wärme und Innigkeit begangen. Soviel wir hören, haben alle Predi ger bei diesem passenden Momente Gelegenheit genommen, an das Eoncil zu erinnern, das in 5» Wochen in Rom zusammen- trcten wird. Ihre Worte und der Eindruck, den sie auf die vcrsamnulte Gemeinde macht-ni, gestalteten sich so zu einem le bendigen Proteste, der durch die einfache prunkiose Weise, in ter er sich audsprach, als Sache der innersten Ueberzeugung seine wahre Bedeutung erhielt. — Die erste Anregung zu einem Verzicht der Ritterguts besitzer ans die ihnen zustehenden Vorrechte ist, wie wir hören, von dem Abg. Knechte! ausgegangen. — D>n» Dresdner Puoltkum ist das treue Bewahren seiner Neigung zu k.w-n, d.e es lieb gewonnen, eigen. So konnte Herr Rudo'f Genöe trotz des m ffenqatten Ang-.kotcS interkffaatcr Vorl.sungcn einen neuen EycluS 'einer Vo-leiungen vor einem zahlreicheglanzenden Auditor»»« eröffnen. Er bc ; a n mit Calderons „Leben ein Traum." Wen» die leuch tende Gcstalt d s Sigismund, w>e sie Meister Devrient hier vorfehrte, noch vor Augen sich», der durste mit gerechter Spannung dem Vorrraae Gew-e's entgegensehen Die tief, sinnige Mystik ins 'pa iscsen DickterL veckangt förmlich, um recht zu Herz und Verstand sprechen zu können, des scenischcn Lpparatcs. Herr Geiwe aber verstand drs Bild des inifftischen Träumeis, des in seinem Thurme gefeffelien Philosophen, des seine Macht mißbrauchenden kettenlosen Sclaoen und des dann zu geläuterter Lebensweisheit cirpordringeitten jungen Fürsten mit einer Meisterschaft rorzusühren für welche ihm daS Auditorium einen zwar stellen, aber innigen Dank zollte. — Der Kgl. Sachs. Er'enbahnbeamce Har Fritziche hier selbst, weicher bereits seit ls-57 einen Fahrplan für Sachsen hcrausgiebt, hat vom 1. November ab eine neue Auflage die'es Fahrplans, a Ngr. erscheinen lassen, und zwar in Buchform, mit sehr praktischen Verbesseiungen. Ja seiner j tzignr Gestalt ist dieses Büchlein für Jedermann fast unentbehrlich, weil es eben Alles bietet, was Effenbahmeisenden zu wissen wünschens werth ist. — Man schreibt uns aus Schwarzenberg: Die Agitation bei der bevorstehenden Nachwahl im 4L. ländlichen Wahlkreise d-S piatten Landes war eine ganz unglaubliche. Ve'onnllich hatte die zweite Kammer d»e Wahl des Abg. Nestler, Erblehn Achter in Mrtweida wegen dabei vorgekommeirer Formfehler kassnt. Aus diele Formfehler Halle ein W-Hlgehülfe in RitterS- grün das liberale Wallcomitee in Schönh yde aufmerksam ge macht, statt, wie zunächst zu erwarten, bei der Wahl selbst auf deren Abstellung zu dringen. DaS Schönheyder Wahlccmitee erließ hierauf einen Ausruf, worin diese Formfehler als gesctz» widrige Mittel der Gegenpartei, die „reaktionär" genannt wurde, bezeichnet wurden Das genannte Comitee v rsügte über ganz bedeutende Kräfte, »hm ge-ö-tm mehrere Friedens richter in Schönheyde, Blamenthal und Pöhla, Geistliche und Schultihrer an und cs entfaltete eine THLtigkeit, welche die Scenen bei der Mende'schen Wahl im Freiberger Bezirk wie derholten. Geld war in Fülle vorhanden, davon wurden Ag-nten bezahl« welche von Dorf zu Dorf zogen, ein Aufruf für den Candldaten, Handelskammer S.cretär Kirboch in Plauen, jagte den andern und daß der Gegencandidat Nestler gehörig auf am -rikanische Weise zerzaust wurde, läßt sich denken. D:e Wahlaufrufe brachvn die bekannte schwunghafte Redesigur „daß ganz Deutschland aus diese Wahl sehe." Trotzdem er langte der also poussirte Candidat nicht die Mehrheit dcr Stimmen; das Vertrauen des Wahlkreises wendete sich wiederum dem Erblehnrichter Nelller zu. Ja der garzen Schwarzen- berger Gegend wird »ran aber noch lange von dieser Wahl spr.chen. — Ein Moritzburger Wildschwein hat abermals in Großenhain die Ruhe und Sicherheit gestört und noch dazu in nacht'chiafer.ier Zeit. DaS Thier hatte nothgedrungen aus der Freiheit des frischen Moritzbvrgcr Waldes seine Nci»e nach be sagtem Städtckcn antretcn müffen, um, wie seine frühere Vur.» teSzevossin zur „edlen Httz" zu dienen. Damit dcr Wilde vor seine: Arbeit mehr Ruhe hatte, um dann besser laufen und den Nrchsetzenden mehr Spaß machen zu kor nen, wurde er uaterdcß in einem Gehöfte und zwar in einem festen Käsig ur.rerg.'bracht. Die Sau schwenkte sich jedoch des Nachts so lange in ihrem Käfig unter mannigfachen Befreiungsversuchen hin uns her, daß endlich die Schranke siel. Der erste Besuch galt dem Schlafzimmer der Hausfrau, zu deren Fenster daS Borst-.nthier unheimlich hineingrunzte. Es läßt sich denken, daß in der Schlalstube sofort sich ein lebendiges Leben ent wickelte, d,nn man war nach den da draußen ausgestoßenen uncnticulirten Gruvztöncn, den Trommelmelodien an den Fensterscheiben, sehr bald im Klaren, daß der Vogel seinem Käfig entflohen und der Sehnsucht nach der Moritzburger Hei- malh Luft machte. Auf den Ruf der erschrockenen Frau eilte nun das Personal, wenn auch im primitivsten Kostüm herbei unv das Vorspiel der Jagd in einem Akt sollte beginnen, indeß, es wogte sich Niemand in den dunklen Hof, weil man seine Gl'sdmaßen nicht gern den Hauzähnen einer so ganz unge schickten Bcstie preisgeben wollte. Rath mußte aber geschafft werden und so machte sich mdlich in aller Herzen eine allge meine Ve>zwe.flurg geltend und mit spannkräftigem Muth in der B-.ust jagre die Menge drauf los, hinter dem Moritz- burger Schutzvcr v ndten her und trieb ihn so in die Enge, daß er endlich, selbst verzweifelnd, mit einem kräftigen in Gioßenhain noch von keinem Künstler gezeigten salin mnrtiile durch die oberen Scherben eines Fensters voltigirte und der Klicke einen nächtlichen Be'uch abstattcte, die, wie sich denken läßt, in w rügen Sekunden durch die Bohr-, Stoß- und Kratz- versuche -'es Erud.incckingö eine solche Phyfignomie annahm, wie die S. aßen von P-ru beim Erdbeben des vorigen Jahres. J desi, hier sollte daS Spiel ein Ende haben. Die muthig gewordene Menge bewaffnete sich mit wollenen Pferde Decken und stürzre sich massenhaft über dor Ruhestörer her, rer nun ftstg-packt und in wolliges Dunkel gehülli unter Strampeln und Grunzen wieder in seinen Käsig zurück balarcirt wurde. Am andern M.rgen ging man ihm im „Wildcwald" ernstlich zu Leibe — der nächtliche Plagegeist endete nach wilder Jagd durch einen St-.ch von — schöner Damenhand. — In voriger Woche ist der Lehrling eines, auf hiesiger Webergaffe bcsindlichm KaufmannegeschültS gefänglich «ungezogen worden. Derselbe soll dcm Vernehmen nach seit Vrerteljachres- frrsi siirrem Prinnpal nach urd nach gegen 200 Thalrr unter schlagen und vergeudet hab-.n Mgchrm sich doch rech; vr.l jumre Leute an dicsim Opfer der Genußsucht ein warnendes Bnspicl nehmen. — Auch aus der Leipziger-Dresdener Eis.nbahn tritt von heute an ein vor n derter Fahrplan in Krasi. — Die bcl'cbie und bekannte Gesellschaft „Thespck-" wird Monteg, den 1. NovrmNr ihre diesjährige Theater ai vn in B.aun's Hotel eröffnen uns zwar mit der beliebten Ee- sang'äpoffe .dce E rquartirung" von Starke — New Bork 29. Okwber. Der Dampfer „Stonewall ' ist auf der Fahrt von St. Louis nach New Orleans ver brannt. 200 Personen, darunter Frauen und Kinder, sind in den F'ammcn umgekommen oder ertrunken. — Tagesordnung für die k'i. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer, Montag, den 1. November 1869. Vormit tags 10 Uhr. 1 Mündlicher Bericht der 1. Deputation über den Gesetzen« wurs, die Verminderung der Instanzen in Admi nistrativ Justizsachen betreffend. 2 Vorberathung im Plenum über den Antrag des Herrn Abg. Ur. Wigard, die Civilstands- rcgister, obligatorische Civilehc u. s. w. betreffend. 3 Vorbc- rathung im Plenum über den Antrag desselben Abgeordneten, den gegenwärtigen Landtag, Einberufung eines anderen nach dcm Gesetze vom 1b. November 1848 u. s. w. betreffend.
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