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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186804284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18680428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18680428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1868
- Monat1868-04
- Tag1868-04-28
- Monat1868-04
- Jahr1868
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1868
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* - er,- l>. an. her- it. tr.3. Nasch. 93.25. 00.25, 87.5», nzmter !67.5», Ü9.U, 7.7'-,. öl loco eichend, eitnuß lttatt- Mau» aus > zwei Hau-» »« deS - vor- nkreich Md Anzeiger. Amtsblatt des Knizl. BmikSallichtS und drs RatP dn Stadt SchM. M 11». Dienstag den 28. April. 1868. Finanzieller Wochenbericht. Die Haltung der Börse war die ganze Woche über eine feste, und die Coursbcwegung nur geringfügig. Selbst österreichische Papiere hielten fick ziemlich unverändert, trotzdem die Möglichkeit einer noch stärkern Zinsreduction näher tritt. Oder glaubt die Börse, daß noch eine große Generalpause in der Kur eintreten wird, welche mit den Staatsfinanzen vorgenommen werden soll? So lange die Aerzte mit einander uneinig sind, ist allerdings noch Aussicht (wir hätten bald gesagt für den Kranken) für die Staats gläubiger vorhanden, daß der tiefe Schnitt in ihr Fleisch sich ver zögern wird. Fehlt es doch nicht an solchen, welche vorläufig durch die von Brestel vorgeschlagene schwebende Schuld von zwanzig Millionen und den Erlös aus zu verkaufenden Staatsdomainen auf ein Jahr das Deficit zu decken Vorschlägen, um indeß die ge- sammten Bedürfnisse des Staatshaushalts kennen zu lernen und während dessen die rettende Steuerreform auf angemessene Weise ins Werk zu setzeu. Unglücklicherweise rührt dieser Vorschlag von Leuten her, die selbst nicht an emen genügenden Erfolg der Steuer reform glauben. Erwägt man, daß außer der Bedeckung des Deficits im Staatshaushalte die Herstellung der Valuta und die Abtragung der Schuld von achtzig Millionen Gulden an die Bank noch zu den Aufgaben gehören, die früher oder später gelöst werden müssen, so wird man begreifen, wie leicht eS dem Pessimismus werden muß, sich geltend zu machen. In wie weit die von Skene behauptete Steuerübcrbürdung im Wesentlichen mehr auf einer un gleichen Vertheilung beruht, vermögen wir nicht zu beurtheilen, Das Ministerium hat sich zwar für jeden Verbesserungsvorschlag seiner Anträge, aber gegen den Bankerott erklärt. Bankerott wäre demnach jede weitere Zinsreduction, die sich nicht durch den Minder steuerbeitrag Ungarns motiviren ließe, als wenn für Jemand, der eine schlechte Spekulation gemacht hat, seine Gläubiger die Zeche rechtlich bezahlen müßten. Mit Recht moquiren sich daher österreichische Blätter über die curiose Fiction, daß eine Zinsreduction bis 44/10 F keinen Bankerott, dagegen auf 4X einen Bankerott vor stellen solle. Wenn unzweifelhaft nachgewiesen werden könnte, daß die paar Zehntel Procent den Finanzzustand Transleithaniens gründlich herzustellen vermöchten, so würden die StaatSgläubiger mit einer Verzinsung von 4 Procent gewiß zufrieden sein, da dann der Cours der österreichischen Papiere immer noch niedrig genug wäre, um Käufer anzulocken. Aber die Herstellung deS Gleich gewichts im Staatshaushalt müßte auch eine definittve sein, keine Spur der alten Krankheit dürfte mehr Zurückbleiben. Das setzt wieder die gänzliche politische und wirtschaftliche Regeneration der Reichshälfte voraus, und Jeder weiß, daß die Beichte meist nicht dazu dient, um sich zu bessern, sondern um neue Sünden zu be gehen, womit wir allerdings dem derzeitigen cisleithanischen Ministerium nicht zu nahe treten wollen. Ganz recht haben aller dings diejenigen, welche meinen, daß wenn man einmal Bankerott hätte machen wollen, dies vor dem Ausgleich, also gemeinschaftlich, mit dem dazu sehr bereit gewesenen Ungarn hätte geschehen müssen, nicht erst jetzt, wo die ganze Gehässigkeit davon auf Westösterreich allein fiele. Uebrigens würde, wollte man daS regierungsseitig angegebene Deficit blos durch die Couponsteuer und die Unistcation der Staats schuld bestreiten, nur ein Zins von über 2X für die StaatS gläubiger übrig bleiben; mit Hinzufüguna der angeblichen Er sparungen an der zu verändernden Wehrverfassung, und deS Mehr- ertrags von der Branntweinsteuer würde sich indeß der Betrag der Staatspapierverzinsung auf 3 bis 4 X erhöhen, waS immerhin nicht ungünstig genannt werden kann. Die Aussichten für ein näheres Eingehen des Abgeordnetenhauses auf da- Finanzprogramm des Ministers sollen gestiegen sein. Welche Nachlässigkeit noch in der Geschäftsgebahrung auch der wichtigsten Staatsfächer in Oester reich herrscht, zeigt die Entwendung von Notenplatten auS der StaatSdruckerei, mittels deren eine Menge Falstficate von Zehn- kreuzerscheinen inS Publicum gebracht wurden, so daß die Regierung, wie die Nachrichten besagen, sich genöthigt sehen wird, dieselben durch entsprechendes Silbergeld von geringem Gehalt zu ersetzen. Ein Seitenstück liefert allerdings Italien, wo massenhafte Fälschungen von Bankscheinen exiftiren. — Dem Fallissement der Schellenhofer- schen Bierbrauerei ist rasch das der Wiener Export- und Import gesellschaft nachgefolgt, welche noch in der letzten Generalversamm lung eine Dividende von 18'/»X erklärt hatte. Die Passiva be tragen das Doppelte der Activa. So häufige Katastrophen haben den Iustizminister Herbst zur Abfassung eines allgemeinen Gesetzes über Aktiengesellschaften veranlaßt. Angeblich soll darin das Institut der Regierungscommifsaire ganz aufgehoben und den Actionairen die Wahrung ihrer Interessen in erhöhtem Maße ermöglicht sein. Freilich die Oberaufsicht, wie sie die österreichische Regierung bisher ausübte, war nichts werth; in entsprechenderer Weise gehandhabt halten wir sie aber doch für förderlich. Wir werden ja sehen, was err Herbst für Mittel ausfindig gemacht hat, um sie zu ersetzen, ielleicht eine erhöhte Verantwortlichkeit der Verwaltung und der Revisoren? — Es ist keine geringe Zahl, die herauskommt, wenn man die in den letzten anderthalb Decennien durch die Verwal tungen von Industrie-Unternehmungen geprellten Actionaire auch nur in Deutschland zusammenrechnet. Die Programme der Lici- tationsbank Eichborn in Berlin stöbern häufig genug Ueberreste aus der Schwindelperiode auf, und wecken Erinnerungen aus jener Vergangenheit, welche man längst zu Grabe getragen wähnt. Fristet doch noch immer das Jammerbild der Defsauer Credit- Anstalt, ein wahrer Spott des Courszettels, sein elendes Dasein, bis die angestellten Directoren den letzten Groschen aufgezehrt haben werden. Die Versammlung der englischen Eisenbahnactionäre zu Man chester möchte allerdings trotz der gemachten bitteren Erfahrungen von Staatsaufsicht nichts wissen, sondern will suchen selbst ihren Verwaltungen gegenüber sich zu helfen. Indeß auch der „Eco nomist" bezweifelt, daß es ihnen gelingen wird, sich den Fallstricken der Direktionen zu entziehen und ihnen genügend auf die Finger zu sehen. Die Coursbewegungen während der Woche aufzuzählen halten wrr diesmal für Überflüssig. Das Goldagio in New-Pork war wiederum im Steigen begriffen, und berührte den Cours von 40. Bei der Preußischen Bank nahmen in voriger Woche die Wechsel um 1,638,000 Thlr. zu, während die Oesterreichische Nationalbank eine Abnahme des Wechselportefeuille um circa 2 Millionen Gul den erlitt. Der Schlesische Bankverein zahlt 71/2X, die Meininger Creditbank 7X Dividende. Die Märzeinnahme der hessischen Lud wigsbahn erreichte 52,000 Fl., die der Thüringischen Bahn 9000 Thlr. Die Köln-Mindener hatte auf der Hauptbahn ein Minus von 8000 Thlr. Die Franzosen haben laut der letzten Wochen- publication 246,000 Gulden, die Lombarden 92,000 Francs mehr eingenommen, wobei das wie stets nothleidende italienische Netz mit einer Mindereinnahme paradirte. Die Dividende der Lom barden beträgt immer noch 6S/5X Wie wäre sie nach der bei preußischen Bahnen üblichen strengen Berechnung ausgefallen? — Der Rechnungsabschluß der Galizischen Karl-Ludwigsbahn ist für die Actionaire trotz der Mindereinnahmen in der zweiten Hälfte deS vorigen Jahres günstig genug. Danach werden 9X vertheilt und 2X für laufendes Jahr zurückgelegt werden. Charakteristisch dabei ist, daß in den Reservefonds nur die statutenmäßigen 4X, nämlich 66,000 Fl. kommen, während der Verwaltungsrath 160.000 Fl. Tantieme erhält! Als Curiosum erscheint auf den ersten Blick, daß von den 20,000 Stück neuen Aktien, welche den alten Actionairen zu pari angeboren waren, 4000 unbehoben blieben, trotzdem die Actien damals ein Agio zwischen 10 und 20 «/o hatten, und die neuen Actien bereit- an der Dividende Theil nahmen. Später freilich fielen die Actien unter pari. Ob diese 4000 Stück nicht m den Händen gut Unterrichteter sich befanden?— Am 1. October d. I. sollen die neuen Bahnen nach Brody u. s. w. dem Verkehr über geben werden, und tritt damit ein neuer Moment für die Bahn m Wirkung.
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