Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 02.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-02
- Monat1876-05
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.05.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»un>,, LggvOr^r. >>» »I« N>ck,«I, «tn,» Maniäcrt»«, «»«»> sich »te «.I »ich! »ertlndli »I. «.dzcU», Ich. I"str»tkN>Snn»dm> ,«». Wärt»: uv» »»»>»' in Himburg, Ber lin, Wien, Lctp»Ig, Balek, vrcllau, Nranliurt ». M. — La». ««», in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Kranksurt a. M., Mün chen. — V»vix> « La. in Üranisur» a M. - kr. »°>rt in Lpemni». — II». b»«,L»ätt», Iluiiiar » L», ln Bait«. Tagcblntt str Politik, Unterhaltung n. Geschiistsverkchr Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch (e Reichardt in Dresden. Verantw. Redacteur: Frktök. Goedsche in Dresden ««w »,»„ ««ne», «>r»t« lü »n-»,«»»i» Hi» LI,. .'»Um, SoNvIHLW :»>» Mittag» »2 um. 8» Maniiad«: grob, »laiier- s^,Use b bi« Nachm. » Utzr. — Der Visum «ine» ei»- Ipaltiaen Petitzeile toll«» Ib PIge. VNnae>andi «i» Zeile rv Eine itaranlie sür b»I »»chiliiigi,« ltrlchei» «en der Inserate «U» nicht gegeben. Iluiiwärtige glnnriiten» Lusträge «an un» «i>dc» tannien sltrmen xnb Ve,. saaen inlertren wir nur »tge» Priin um r rando st »dl 2N« durck, Lrtet- marlen »der Pajicinzali- luna. Sicht Silben koslen II- gjiae. ^nskrate >ür die Montag» > Nummer «der nach emein Frülag» »«e Veillzrile 20 P!ge. Nr. 123. Giimudzwanrigster Jahrgang. Lffttredacleur Für das yrutlieton: vr. klinll I.nNvirr irurlin»»»». Dressen, Dienstag, 2. Mai 1876. Pvlitijchcs. Durchgepcitscht in drei Sitzungen und mit 41 Stimmen Mehrheit angenommen. Damit ist das Schicksal der Eisenbahnvor lage im preußischen Landtage entschieden. Die dritte Lesung, die heute bevorsteht, bringt vielleicht einen kleinen Unterschied in den Ziffern der Ja's und Nein's, was aber unerheblich ist; dann geht die Vorlage an jene Versammlung, die man Herrenhaus nennt. Dieses stimmt, gefügig wie es ist, um so lieber der Vorlage zu, als die in ihm maßgebenden Junker ans den östlichen Provinzen Preu ßens hoffen: m Zulunst werden ihnen aus den Geldern Baierns, Sachsens, Badens, Würtembergs u. s. w., kurz aus dem vollen NeichSsäckel die Eisenbahnen gebaut werden, die ihnen zu bauen Preußen allein zu arm ist. Die Zustimmung des Herrenhauses ist übrigens Bagatelle; sobald das Abgeordnetenhaus heute zur drillen Lesung Ja gesagt, imrd nicht nur der von seinem Bismarck von Tisch und Pult geschiedene Delbrück weit weg von Berlin sein, son- oern auch Bismarck ernstlich daran denken, sich zur Erholung nach Varzin wieder zurückzuziehen, was man im modernen Gcsetz- gebungs-NeichSdeutsch „Aevarzination" nennen könnte. Der letzte Versuch Bismarck s, die Stimmen der Fortschrittspartei zu gewin nen, ist gänzlich gescheitert. Einmüthig hat diese Partei eS abge lehnt, den letzten Nest allgemeiner Freiheiten, öffentlicher Volts- cechte durch das Neichseisenbahnunglück zertrümmern zu lassen. Uebersehen wir einmal einen Augenblick die schweren wirthschaft- lichen Nachtheile, die eine Concentration von 48,000 Kilometern Eisenbahnen in einer Hand haben muß, fragen wir nicht darnach, ob dann die Einzelstaatcn noch bestehen können, sondern fassen wir nur das Recht der Volksvertretung, des Reichstages ins Auge. Mit den Mitteln, wie sie der Besitz eines so werthvollcn Eigenthums, wie die deutschen Bahnen, an die Hand gicbt, kann die Negierung jederzeit sich über das Budgctrecht des Reichstages hinwegsetzen. Die. Gewißheit, Geld zu finden, kann den Entschluß, das Geld da zu nehmen, wo man es findet, nur fördern. Ist das etwa eine blose Fantasie? Im preußischen Landtage rühmte sich noch 1866 ein NegierungScommissar: Preußen habe zwei Kriege (den dänischen und den deutschen Bürgerkrieg) geführt, ohne eine Anleihe aufzu nehmen und ohne die Volksvertretung darum zu fragen. Preußens Regierung verkaufte damals einen Theil ihrer Bahnen und machte sich so das Geld. Gerade so kann es wieder kommen. DaS Volk mag noch so großen Widerwillen gegen einen Krieg haben, der Reichstag unter allen Umständen das Geld dazu verweigern — die Regierung schafft sich doch die zur Kriegssührung erforderlichen Millionen, indem sie die Reichsbahnen verkauft, verpfändet oder verpachtet. Damit, daß nian auf dem Papiere so etwas wie Ministerverantwortlichkeit anführt, daß einige Geheimräthe Minister titel bekommen und sich Excellenzen nennen lassen, ändert sich hieran nichts. Fürst Bismarck, ausdrücklich von Richter aufgefordert, seine Meinung über die politischen Folgen der Eiscnbahnvorlage, über die unausbleibliche Umgestaltung der NeichLverfassung zu äußern, zog vor. sich völlig darüber auSzuschweigen. Sollte er etwa zugeben, daß die nächste Folge des EisenbahnprojccteS ein Absolutismus sein würde, wie ihn vor zehn Jahren die kühnste Fantasie eines Reactio- nairS für unmöglich erklärte? Mit Hurrahruf aber stimmten die Nationalservilen dem Pro- ;ecte zu. Kuvro in sorvitium — drückt's in seiner schneidigen Kürze TacituS aus, wenn Jemand es nicht erwarten kann, seiner Freiheit verlustig zu gehen. Ist cS nicht ein widerliches Beispiel, wenn der Bandwurm-Redner LaSker den neben ihm sitzenden Für sten Bismarck mit demüthiger Geberd« und zitternder Stimme fragt, ob derselbe den Nationalliberalen wohl gestatte, sich „die poli tischen Freunde des Herrn Reichskanzlers zu nennen?" und Bis marck in einer aus Gnade und Hohn zusammengesetzten Bewegung mit dem Kopfe nickt? Die ganze Scene erinnerte, wie Schorlemer sehr glücklich bemerkte, an die Servilitäten des weiland römischen Senates unter TiberiuS. Wie anders wirkst du, Camphausen, auf mich ein! Dieser war doch ehrlich genug, zuzugcben, daß das ge mischte Eisenbahnsystem und die Privatbahnen viel Segen über Deutschland gebracht haben, und daß er selbst ursprünglich ein Gegner des Projektes war. Auffällig wurde es bemerkt, daß in dem Augenblicke, wo Herr Camphausen seine Rede begann, der Reichs kanzler, seine Arbeit im Stiche lassend, den Saal verließ und erst wieder in demselben erschien, als der Finanzminister seinen Vortrag beendet hatte. Doch genug von den Eisenbahnen für heute. Die Delbrück- Dichtung dauert fort. Nach der Darstellung der „Germania" fühlte sich Delbrück durch die Formen des Verkehrs mit seinem Chef so genirt, daß er schließlich die Unabhängigkeit des Privatlebens höher schätzte, als den Schimmer seiner hervorragenden Stellung. Er ziehung hätten ihn an andere Umgangsformen und Behandlungsart gewöhnt. Ein Hamburger Blatt behauptet, daß Delbrücken es schwer verletzt habe, wie hinter seinem Rücken das Kuratorium der NeichSlande besetzt wurde. Delbrück soll jedoch keineswegs die feste Absicht des Rücktritts gehegt, vielmehr mit seinem Demissionsgesuch nur bezweckt haben, durch den Kaiser zum Verbleiben im Amte ge drängt zu werden. Zu seiner großen Enttäuschung wäre das Ge such ohne Weiteres angenommen und die ganze Sache in zwei Tagen abgemacht gewesen. Da wäre e» ja Delbrücken gegangen, wie im Kleinen der Soubrette Fräul. Pichler, die auch die alt fränkische Ansicht hegte, daß sie für das Hoftheater unentbehrlich sei und binnen 24 Stunden auf ihr EntlaffungSgesuch ihr vom vicki aoospi erhielt. Recht kränkend muß es für Delbrück sein, daß die selben Blätter, die ihn bis zu seiner Entlastung in den Himmel hoben, nunmehr seinen Nachfolger Hofmann bi» in den grünen Klee loben. Hofmannj aber wird sich verwundert die Augen reiben: Bis vor Kurzem noch bescheidener hessischer BundeS-Commiffar, „der sich nicht mausig machen durfte", nun: „jugendlicher süddeutscher Staats mann". -warmer Patriot" u. dergl. Daß Hofmann ein Nicht» preuße ist, dem sich die älteren preußischen Minister nicht so leicht unterordnen werden, liest sich freilich nicht so verlockend, hat aber den Vorzug wahrer zu sein. Auf dem Kriegsschauplätze im Orient haben die Türken einen nicht verächtlichen Erfolg damit errungen, daß ihnen die Verprovian- tirung der Festung Niksic gelang. Oesterreich geht mit dem türkischen Siege die Gelegenheit verloren, Bosnien zu besetzen. Freundlicher lassen sich auch die Meldungen über einen günstigen Ausgang der Verhandlungen zwischen beiden Neichshälften über Zoll- und Stcuerverhältnisse vernehmen. Damit wird hoffentlich auch der grauenhaften Entwerthung österreichischer Papiere Einhalt gethan, unter der auch die deutschen Eapitalistcn so leiden. Freilich, wenn in Oesterreich keine größere Solidität mit den Börsenpapieren zur Geltung kommt, ist eine dauernde Besserung nicht zu hoffen. Da hat jetzt ein Frankfurter Besucher der Wiener Börse, David Aul» nennt sich der Herr, die Äeußerung gethan: „Ein Staat, dessen ga- rantirte Effekten einen so tiefen Coursstand erreicht haben, verdiene keinen Credit" Das ist sehr wahr, aber unbedacht, denn Herr Aub ist für diese Äeußerung sofort aus ganz Oesterreich landeSverwiesen, oder wie es im k. k. Gendarmerie-Deutsch heißt: „für die sämmt- lichen, im ReichSrathe vertretenen Länder ab geschafft worden!" Locales und Sächsisches. — Prinz Georg, k. H., hat sich in seiner Eigenschaft als com- mandirender General, zu Inspektionen nach Grimma begeben. — S. K. H. der Großherzog von Oldenburg ist vor gestern nach Weimar abgereist. — Der Amtshauptmann Martens in Döbeln ist zum Vor tragenden Rath im Ministerium des Innern mit dem Prädicat „Re gierungsrath", der Rcgierungürath vr. Schmidt zum Amtshaupt mann, der Gerichtsamtmann Lommatzsch in Frauenstein in Ruhe stand mit Pension versetzt, und dem Transport-Oberinspector der Staatseisenbahnen, Baß, der König!. Preußische Kronenorden 3. Elaste verliehen worden.« — Die kupfernen und silbernen Fünfpfenniger, die Ein- und Zw ei-Neugroschen, sowie die Z w eiu ndei n- Halb-Groschenstücke gelten im Verkehr nur noch bis 31. Mai dies. Jahres, werden dann bloS noch von den sächsischen Staats kassen umgewechsclt und verlieren nach dem 31. August 1876 voll ständig ihre Giltigkeit. — Der letzte Sonntag spendete der Residenz und nächster Umgebung ein recht schönes Wetter, und waren die Baumbluth- plantagen von Meißen bis Pillnitz gut besucht. In der säch sischen Schweiz jedoch gingen von Wehlen aufwärts nach HerrnS- kretschen Nachmittags von 2 bis 3 Uhr mehrere Gewitter mit star kem Regen nieder, und haben namentlich Rathen und Königstein ihren guten Theil Master abbckommen. Auf der Elbe hat sich die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrt alles Lob verdient, da kein Schiff überfüllt war, trotz des Andranges. Durch zahlreicheNcserve- boote begegnete man allen Bedürfnissen. Die coulante Direktion möge indeß einmal untersuchen, wie es wohl kommt, daß ganz zu gleicher Zeit, auf gleicher Tour, also bei genau demselben Wetter, das eine Boot die schützende Marguise gegen Sonne oder Sprüh regen aufschlägt, das andere Boot aber nicht. Der kleine Mehr verbrauch von Leinwand spielt kaum eine Rolle gegen die Annehm lichkeit, und wahrscheinlich ist es nur Versehen der Unterbeamten, wenn hierin allzu sehr gegeizt wird. — Das große Loos ist zum Schrecken aller Haupt-und Untercollecteure und zum Aerger aller Spieler heraus, denn es fiel am gestrigen ersten Ziehungstage der Hauptgewinn von 500,000 Mark auf Nr. 80,042 in acht Achtelloosen in die Hauptcollection von Anton Wallerstein jun. hier. — Der letzte Wurf der Löwenmutter deSZoologischen Gartens, die drei jungen Löwen, sind jetzt dem Publikum sichtbar, nach dem sie bisher von der Alten in der oamer» odsoura gehalten wurden. — Im kgl. Großen Garten begann man gestern bereits mit dem Mähen des Grases. Seiten der AmtShauptmannschaft wird jetzt die Straße zwischen dem Zoologischen Garten bis an's Palais neugebaut und wesentlich verbreitert. Auffällig ist es, daß die Mar morgruppen immer noch ihre Holzumhüllungen tragen. Am 1. Mai, dächten wir doch, liefen die Centarken nicht mehr Gefahr, sich in un serem nordischen Klima einen Schnupfen zu holen. — Die diesjährigen Wollmärkte in Sachsen fallen in Bautzen auf den 14. Juni, inDreSden auf den 15. Juni, in Leipzig auf den 16. und 17. Juni. — Auf den Militärneubautenist gestem früh ein Un glücksfall vorgekommen, der dem davon betroffenen Arbeiter, einem Böhmen, wahrscheinlich das Leben kosten wird. Dieser Arbeiter hatte in Gemeinschaft mit einem Andern ein Kalkfaß in die Höhe ge wunden, als die Kette plötzlich sprang und das schwere, gefüllte Faß aus einer Höhe von 3 Stockwerken herabfiel und dem genannten Arbeiter das linke Bein und einen Arm zerschmetterte. Der Ver unglückte ist sofort nach der Diaconiffenanstalt geschafft worden, wo selbst ihm alsbald das verletzte Bein amputirt worden ist. — Gestern Mittag ist in ihrer Wohnung in der Neuegaffe eine ledige Frauensperson in Folge Einathmung von Kohlen dämpfen erstickt. — Ein Gutsbesitzer und Gemeindevorstand aus der Gegend von Meißen, ein Mann von 51 Jahren, hat sich am vorigen Donnerstage aus seinem Wohnorte entfernt, ist am Nachmittag jenes Tages hier in Stadt Metz, wo er ein Glas Bier getrunken hat, von Bekannten zuletzt gesehen worden, seitdem aber verschwunden. Es ist zu vermuthen, daß er sich das Leben genommen hat und zwar als ein Opfer de» Krach». Er hat eine Handtasche mit seinem gesamm- ten Vermögen, in Papieren im Nominalwerthe von ca. 90,000 M., bei sich geführt, vor seiner Entfernung den Seinigen erzählt, daß er »on einem Freund aufgefordert worden sei, nach Dresden zu kom men, woselbst Gelegenheit vorhanden sei, die Papiere zu verkaufen, wird aber hier wohl die Gewißheit erlangt haben, daß die Papiere nichts werth sind und darauf in der Verzweiflung seinem Leben ein Ende gemacht haben. — Im Köhlenbahnhofe ist gestern früh ein Wagcn-Nangirer, Namens Angst aus Löbtau, ein lediger Mann von 24 Jahren, zwischen die Puffer zweier Wagen gekommen und dadurch so gequetscht worden, daß er bald darauf gestorben ist. — Am Sonntag Nachmittag ist in der Nähe deS GondelhafenS ein 3-jähriger Knabe, Sohn eines in der Amalienstraße wohnhaf ten Barbiers, beim Spielen am Flußufer in die Elbe gefallen, von dem schnell zur Rettung herbcigeeilten Fischermeister Krüger aber nicht ohne Gefahr und Anstrengung wieder herausgeholt wor den. Das Kind war bereits untergesunken und unter einen Fisch kasten gerathen, als es Herr Krüger dort fand. Trotz der Bewußt losigkeit des kleinen Knaben bei seiner HerauSlangung, kam er bald wieder zu sich und konnte seinen Eltern lebend übergeben werden. - Landtaa. Die Berathung über daS Einnahmebudget, soweit die Ausbringung beö ordentlichen Staatöauswandeö durch directe Steuern in Frage kommt, bat gestern in der -'.Kr. aus Grund des von uns auszugsweise schon früher berührten Berichtes der Finanzdeputation begonnen, ohne daß man auch nur zum Abschluß der allgemeinen Debatte gekommen wäre, in welcher anher dem Hanpt-Reierentcn Kirbach, die Referenten der beiden Minoritäten, die Abgg. Krause und v. Oebl - schlag el» sowie die Abgg. Schnoor, Riedel, Fah- nauer, vr. Heine, Richter-Tharandt, Waller, Mchncrt und Strauch während der säst vierstündigen Sitzung daS Wort von 4 verschiedenen Standpunkten ans ergrif fen und sür die heute folgende Fortsetzung eine ganze Reihe von Rednern bereits angemcldet ist. Darf aus dem Gehörten ein Schluß ans daS Schicksal der in drei abweichenden Richtungen sich bewegenden, auö der Deputation kommenden Anträge gezogen werden, so würde jener die Mehrheit der Kammer auf sich sam- mein, welcher sich in der Hauptsache an die Regierungsvorlage anschllcßt, jedoch mit den vom Seeretär Or. Gensel vorge- schlagencn Movlficationen. daß man in dem ersten Jahre der lausenden Flnanzpericde, also 1876, die Grund-, Personal- und Gewerbesteuer in der bisherigen, dagegen im Jahre 1877 die Grundsteuer nach Höhe von 4 Pfennigen auf die Einheit erhebt, zur Deckung des noch sestzustcllcnten weiteren Bedarfs aber eine entsprechende Anzahl Simpla der Einkommensteuer vcrwilllgt. wenn schon ein Antrag des Abg. Günther nur im ersten Punkte mit dein Gensel'schcn zusammcngebt. Der Letztere will außerdem die Regierung ersuchen, dem nächsten Landtage eine Vorlage wegen Nachschätzung der in der Culturart ver änderten Grundstücke zu machen. Ein Antrag tcö Abg. 1>r. Heine wieder verlangt für den nächsten Landtag eine Regicrungö - Vorlage, welche alle andern directen Steuern beseitigt und neben der Einkommensteuer eine Vermögenssteuer einsührt. Traten auch wahrend der Verhandlung die Gegensätze zwischen Stadt und Land i» der früheren Schärfe, wenigstens der Form nack', nicht vervor, so liegt die Zeit deS Jntcressenkampfeö doch noch lauge nicht hinter uns, er wird auch seine Fortsetzung auf rein politischem Gebiete finden, da Abg. Walter sür den Fall der Annahme der Regierungsvorlage beantragte, die Re gierung zu ersuchen, dem nächsten Landtage den Entwurf cincö neuen Wahlgesetzes vorzulcgen, wonach die Vertretung der Städte und deö platten Landcö i» der 2. Kammer der Stänteversammlung nach richtigem Verhältnis) der zu den Staatsbctürsnisscn zu leistenden Stcucrdeiträge hergestellt werbe. Aus Anrathcn deS Präsidenten Haberkorn zog zwar Walter seinen Antrag an vieler Stelle zurück, wird ih» aber alö selbst ständigen bei der Kammer einbringcn. Von den oben genannten Rednern verwandte sich nur Abg. Riedel für Beibehaltung des bISbcrigen Steuersystems unter der Bedingung einer Revision desselben: doch war seine scharte Opposition gegen die Einkommen steuer mehrfach in daS humoristische Gewand gekleidet uub die Kammer brach in schallendes Gelächter auS, alö er. den Bericht dcö Referenten kritisircnd, gestand, er habe beim Lesen einer Stelle desselben im Stillen gedacht: „Liebste wie de bist!" — Sin die öffentliche schloß sich eine geheime Sitzung der Kammer. In welcher wohl der Inhalt cincS-kgl. DccrctS Gegenstand der Bc- rathung war, welches den Erwerb der Leipzig-Dresd ner Etsenbahn durch den Staat betrifft und beute schon zur allgemeinen Vorberaihung in öffentlicher Sitzung steht. - Verein Dresdner Gastwirt he. Hatte schon jenes Fäßchen vorzüglichen Stoffes, der bei Prüiung dcö neuen Leuschner'jchen Bier-ApparateS zur Verwendung kam. die Idee wachgerufen, der Radeberger Brauerei einen Besuch abzustatten, so that dicö umsomehr eine sreunkliche Einladung seitens deö DircctorlumS, so daß am vorigen Donnerstag der Verein unter starker Bethciliaung von Frrunden und Gästen, ca. 260 an der Zahl, sich gen Radrberg. tdeilö per Bahn, tbeilS zu Wagen und Picrde aufmachte. Nachdem man zuern de» vereinigten Glas fabriken und der großartigen Wagen- und Maschinen-Aauanstait „Saxonia" nicht geringe Aufmerksamkeit geschenkt, begab man sich unter Führung einiger Directorial-Mitglicdcr und BetricbS- bcamler in die Aktien-Brauerei. die sieb die Gunst, zumal des Dresdner Publikums innerhalb weniger Jahre, man kann wohl sagen, im Sturm erobert hat. Mälzerei und Kühlräume zeugen von musterhafter Ordnung und Reinlichkeit, der Eiskeller von gründlicher, technischer und ökonomischer Ilmsicht. Großes Lob erntete daö erst unlängst eingetührte böhmische Bier, daö den besten echten BrcunProduktcn aus Pilsen und Leitmrritz an Güte und Gehalt mindestens glclcvkommt. Die Excursion endete mit einem recht fröhlichen geselligen Zusammensein im Saale deS „Deutschen HauseS", das die liebenswürdige Gastfreundschaft des DircctorlumS den Besuchern bereitete. — Daß auö dem KatholiciSmnS heraus noch Immer tiefe Schatten auf den Protestantismus fallen, daö zeigt ein in diesen Tagen auö Ingolstadt in Obcrbaicrn hier eingegangencr Brief, ln welchem ein Dresdner Kind seinem Vater — einem hiesigen geachteten Bürger erzählt, warum er i» Piaffe ri tz ölen auö der Arbeit entlassen wurde. Der junge Mann ist Buchbinder. ES wird hier zu Lande keinem Protestanten cin- fallen, einen andcrer Eonsession angcbörigcn Gesellen deshalb der Arbeit zu entlassen und das Nachfolgende ist, Gott sei Dank, hier gar nicht denkbar. Wir geben die Hauptstcllcn aus dem Briese wörtlich: „Liede Eltern! Soeben muß ich Euch davon unter richten, daß ich bloS Glaubens halber habe müssen wieder aui- hören zu arbeiten. Dies geschah so. AIS ich am 3. Osterfcicr- tag bei dem Buchbinder <in Piaffenhofen, erschien, waren die Leute so freundlich, daß ich mich gleichsam wie zu Hause befand. Ich hatte den Tag daraus von früh 6 bis 8 Ubr Abends ge arbeitet und war trotz wieder am Werktisch zu stehen, da begann nach vem Abendessen zwischen dem Meister ein Gespräch über mich; «ch wurde gefragt, wad ich für Confessivn hätte, weil ich M W
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite