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Dresdner Nachrichten : 14.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188008141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-14
- Monat1880-08
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 14.08.1880
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Prcszbaum und Weidlingen sind inunditi, die Brücken nnd Stege sind wcggcrissen, sowie große Quantitäten LM" SiavUt-IchlsU»»»»»«. Ratibor. Die Wolkenbrüche im Oppa- und Zlnnathale führten abermal- ein großes Hochwasser herbei. DerWasserstand Ist hier 5 Meter. Die Niederungen sind überschwemmt; viele kaun, getrocknete Wohnungen sind wieder unter Wasser gesetzt. Der Schaven ist bedeutendst. Die Hochfluth läuft aber rasch ab und das Wasser fällt. V. Holz und HauSgeräthe weggeschwemmtl Der Schaben Ist kicutend. Bis Attttag war baö Wasser wieder 3 Schuh gr au bedeutend. falle», auch die ausgetretene Schwechat bei Baden ist wieder gefallen. Bei Mäbr.-Ostrau und Wcißkirchen ist die Gefahr vorüber. LrimkollkLdrstüblv (auost loidvvisv) in killen Oröksou in der Lindervagvn-k'abrik von « L. LLültzva, itänlgdbrilvkerstrasse 72, klorltr-/zilee 4, r^Ingeesteav»« 8. Illuutr!»tiont.-n gratis uncl t'ruixo. ^ Türkei. Die Psortc Ist geiaht , eventucU die 2Laffcngcwali gegen die Albanesen anzuwcnden, welche biöber eine geringe Nei gung zeige», weder die Aprilkonvention noch die Abtretung Tul- clgnoS widerstandöleö durchsühre» zu lassen. Rr. 227. , emirenii^ vom ,v. v,»q„„ ? emvomdker Vikar vdlold. Mallslrate7 lt.) I ',ös Min.. lett aesicrn uiivdrüudcn. TI>c»nou>clldar. ».Nrrum.: n»rs„ ntcdr. Teuw. ! I!»/. » lii'chsie 2» u W, Nord Wind. Pormi». Nc»cn. Nachm, kcdcikl. Abdo. ausllärend. I Aussichten für den 14. August: Wenig Aenderung. Somiabeiiv, 11 Augnst. PottttschkS. In den politischen Kreisen Berlins ist inan ziemlich überrascht worden von der Ernennung des preußischen Ministers und Bundeü- rathspräsidenten Hofmann zu», Staatssekretär von Elsaß-Lothringen. Vor einigen Woche», als Gerüchte auftauchtcn über die eventuelle Neubesetzung deS durch Herzog's Abgang freiwerdenden Straßburger höchsten Eivilpostcns, versicherte die offiziöse Presse, der Platz werde wahrscheinlich zunächst gar nicht besetzt werden. Und nun kommt plötzlich die Ernennung resp. Degradation des Ministers Hofmann zu jenem Posten. Das würde immerhin noch nicht so pikant sein, wenn nicht andererseits versichert würde, Herr Herzog würde preußischer Minister an Herrn Hof»,an,,'s Stelle. Ein solcher Tausch der Posten wäre ziemlich unerhört; unmöglich ist er nicht. Seit der Ernennung Mantcuffel'S zum Statthalter in Elsaß, welche Ernennung das persönliche Werk des Kaisers ist, der zu seinem Wasfcngefährten und Feldmarschall ein absonderliches Pertrauen hegt, war die Stelle eines Civükanzlers immer dornenvoller geworden. Der Statthalter spielt mit bestechender Liebenswürdigkeit in den neuen Reichslai,den den unabhängigen Fürsten und gefällt damit den beweglichen, von französischen Elementen durchdrungenen vornehmen Kreisen Straß- burgs, wie den Landlcutcn der Provinz, denen ein persönlicher Regent etwa vorkommt wie eine größere Selbstständigkeit ihres Landes. Die trockene preußische Bureaukratie, welche Herzog vertrat, kann natürlich daneben nicht gedeihen und da Herzog ziemlich starr von Charakter sich erwies und in Nichts der neuen Auffassung der Dinge nachgab, blieb ihm nur der Abschied. Dem Fürsten Bismarck mag das sehr fatal gewesen sein, denn er war cs, der Herrn Herzog in die Stelle gebracht und ihn, die Direktive vorgezeichnet hatte. Der in der allmächtigen Gunst des Kaisers stehende Statthalter und Feldinarschall gab aber ebensowenig „ach — und so wich der Schwächere, Herr Herzog. Während dieses Neibungsprozesscs im Elsaß, dem, wie ein Protest BiSmarck's gegen die seinem Staats sekretär angethane Unbill, der Rücktritt des jungen Grasen Bismarck aus der Rcichsregicrung zu Straßburg folgte — während dieser Affaire nahm in Berlin das Verhältniß des Reichskanzlers zu dem von ihm aus Hessen berufenen Minister Hofmann eine immer kühlere Temperatur an. Die große Gewandtheit und Schmiegsamkeit dieses Beamten scheint man plötzlich in Berlin nicht mehr zu gebrauchen und während er, im Range eine gehörige Stufe abwärts steigend, nach Straßburg rückwärts befördert wird, soll der Fürst Reichskanzler Herrn Herzog zum preußischen Minister zu machen wünschen und nur die Hofkreise stünden diesem Projekt noch entgegen. Dort würde eine Beförderung deS Herrn Herzog auf böses Blut stoßen, weil er eigentlich dadurch, wegen seiner Unbotmäßigkeit gegen den kaiserlichen Statthalter, durch ein Bismarck sches Ministerportefeuille belohnt werden würde. Auch nationalliberale Stimmen machen sich gegen den Rollen wechsel Hosniann-Herzog geltend. Ein Ministerstuhl erledigt — wo ist Bennigsen? Denn nun ist ja abermals die Gelegenheit geboten, für Deutschland die rettende parlamentarische Aera zu gründen, durch Jnstallirung eines Ministers aus der liberalen Gruppe. Wir brauchen indeß die nationalliberale Presse nicht erst darauf aufmerk sam zu machen, sie hat es schon von selbst herauSgefunden und formulict ihre Wünsche. Wenn indeß wider Erwarten Bismarck die neue Vacanz mit Herrn v. Bennigsen aussüllt, so thut er es mög licherweise nicht für, sondern gegen den Nationalibcralismus. Gegen eine neue großliberale Partei könnte der Fürst Reichskanzler nichts Wirksameres thun, als Bennigsen zu ministerialisiren. Nicht nur er selbst würde statt liberal alsbald gouvernemental werden und bis zum liberalen Konservativen rcchtsschwenken, sondern auch ein Theil des rechten Flügels der Nationalliberalen würde mit von Bennigsen ministeriell bis weit rechts mitlaufen. In Cherbourg sind die Flottenfeste verrauscht und die Toaste zu Ende. Als Appendix der vielen Essen und Banqueltc boten die Handlungsreisenden — oommis vo^agvurs—Gambetta einen solen- > nen Festpunsch, den er sehr liberal annahm und bei dem er sehr leb haft sprach, unter Anderem auch über sich selbst, daß er von ärmste», Herkommen sei, nie seine bescheidene Herkunft vergessen könne und nichts weiter von sich weise, als Gelüste zu eine», Staatsstreich oder einer persönlich glänzenden Carriäre. Immer werde er ein guter Demokrat blechen. Von Revanche hat Gambetta nicht gesprochen, gestern der Telegraph hat nur seine Auslassungen über die Wiederaufrich- > Rcbcleld, welchen Aufenthalt tung Frankreichs verstümmelt wiedergegeben. Sonst ist nur noch! I die irischen Bauern gar nicht zur Sprache gebracht, so hätte dieser § Bahne» Sccundärbciricb cingcErt ist Krebsschaden des Landes ruhig ivcitergefressen. Durch die förmliche Ablehnung der liberalen Vorlage ist die Krankheit erst offenkundig genug. England, das seine civilisatorischcn Aufgaben im Zululande, in der Türkei und in Indien stets im Munde führt (böse Zungen behaupten freilich, die Philantropie der Briten führe sich auf den Wollsack zurück), dieses christliche England pflegt in Irland eine ge radezu mittelalterliche Agrarverfassung, eine Art Leibeigenschaft, an welche die edlen Lords auch heute noch nicht rühren lassen wollen. Was einst ein Russe in grimmer Ironie von der „Constitution" des Zarenreiches sagte, galt auch bis zun, Jahre 1870 von der Agrar verfassung Irlands: „Ein Grundbesitzer-Absolutismus gemäßigt durch den Meuchelmord." Ein Grundherr konnte jederzeit ohne Weiteres seine Pächter von Haus und Hof jagen; zahlreich fielen aber auch Landlords und Agenten — noch vor 2 Jahren der harte Earl of Leitrün — der Bolksrache zum Opfer. So griff eine Ver wilderung des Volkes, eine Verwirrung aller Eigenthumsbegriffe natürlich mehr und mehr u», sich. Zwar auch in Großbritannien, mächtiger aber noch in Irland machten sich Bestrebungen zu Gunsten einer Agrarreform geltend, deren eifrigste Vertreter unter den irischen Homerulers das radikale Büttel der Umwandlung der rechtlosen Pächter in grundbcsitzende Kleinbauern unter Abfindung der Groß grundbesitzer in's Auge gefaßt haben. Aber das Einzige, was er reicht ward, war das Bugcständniß, daß ein Pächter bei Rücktritt von seinem Pacht, der auf Wunsch des Besitzers erfolgt cdie vielfach die Felder lieber zur Jagd brach liegen lassen), durch einige JahreS- pachtsun'.me» zu entschädigen und ihm auch Drainirungen und Melio rationen zu entschädigen seien. Aber — und das war der Fehler — die Entschädigung entfiel, wenn der Mann mit dem geringsten Pacht in Rückstand geblieben war; dann ward er rechtlos von Haus und Hof verjagt und seine Hütte wurde für die herrschaftlichen Jagdhunde eingerichtet. Die Büßernten seit 1878 haben nun aber den Nothsiand in Irland gräßlich gesteigert, mit dem Pacht ist man cher brave Bauer im Rückstand. Und hier setzte Gladstone an: die Herren sollten milde sein und Pachtvergütung auch dann gewähren, wenn ein Pachtrest vorliege. Und das lehnten die Lords ab, und auf diese Thatsache gründet sich die gährende Stimmung in Irland. «eueste Telegramme ver „Dn-dner Ra »richten." Lübeck, 13. August. Heute früb 8 Ubr fand au» dem in, Haien liegenden Dampfer.,Hansa" eine Benzlnexplosio» statt. Das Scdiff ist verbrannt, 7 Feucrinäimer und 5 Maiinschalten sind verwundet. Stuttgart, 13. Slugust. Der „StaatSanzelger" tbellt mit. dao Relä'Siustlzamt werde demnächst den Bundesregierungen Mlttbeiluiig bezüglich der Revision der Ncichtgcsctzc, betreffend das Gcbübrenwese», zugehen lasse». Prag, in. Augusk. Ei» Wolkenbruch Ist bei Gllnöko „ie- tergegangc». Der Bahnverkebr ist unterbrochen. ES ist eine immense lieberschwemmung, selbst die Vorstädte von Ebrudim sind inundirt. Frankreich. Am I. Ociobrr erscheint cin Connnuimrten- Blatt, „Die Emancipatton" genannt. Bebel und Liebknecht sind Mitarbeiter. Türkei. Dtt Morte antwortet morgen aui die letzte Note der Mächte, sie bittet um eine Nachtrist von t—2 Wochen, sallö der.Kriegsminister nicht in der Lage iei, die .Konvention zur be stimmte» Frist auözusübre», auderniaus lehnt die Piorte die Verantwortlichkeit, sowie die Bethklitgung an den Maßregeln de. Machte ab. Berliner Börse vom 13. Slugust. Die beutige Börse zeigte gegen die gestrige t», Durchschnitt etwas Ablchwächung aus alten Gebieten bet geringem Verkehr. KausordreS von aus wärts geben nur höchst mäßig ein und Io mangelt rle Speku lation der nötbigcn Unterstützung. ES Ist nur tür die ElntagS-Spckulation Raum, welche beute daS zu realtslrei, trachtet, was sie gestern gewann. Die Glasgow-Melbuiig lautete wieder niedriger lb-i.tt). trotzdem waren cö gerade Montanwertbc. die sich noch am meisten behaupteten. Von sächsischen Bankpapiercn waren Leipziger Credit l.30. Cbemnltzer Bankverein '/«Proc. Höver alS gestern. Sächsische und Dresdner Bank unverändert. Schönberr 1'/», a». während Gußstalst Qctte,reichliche Prioritäten still, aber fest. Proc. vovcr mo gcucrn. «aaiuicur uno ^.icvvncr dert. Aus dem Gebiete der Jndustrlcpaxicre zogen , Stäblaben. Solbrlg und Hartmann Bruchtbeile iußstabl. ZInimcrmann und Frister solche adgaben. Lokales und Sächsisches. II. MM. der König und die Königi Vormittag mittelst Ertrazugeö von dem kgl. Ia ln kamen . _ ^ _agdschlosse die Höchsten Herrschaften mit dem e bereits wieder ausgcgeben baden, nach der Residenz -in n-i """ ""M» Seine Maleslät zunächst lm kgl. Schlosse die Mcld- em Toast eines Engländers ber den Cherbourger Festen von Interesse. ^ Herren Offiziere und von >/rI2 Ubr an die Vorträge Der Marinen,inister Ialirögulberrh^ankte den, Präsidenten > Herren Staatsmlnisler. sowie der der höheren Hoschargen -c. der Republik und trank dann auf das Wohl der englischen Ma rine, „der Feinde von ehedem, der Freunde von beute." Der Secretär der englischen Admiralität entgegnete in englischer Sprache: „Der Marlneminlstcr erinnert daran, bah die lranzö- silche und englische Flotte langsäbrlge Fetnbe waren. Wenn eve- ben, el» Engländer nach Frankreich gekommen wäre und gesehen hätte, waö wir beute sehen, 3dre prächtigen Geschwader, Jbr vervollkommnctcS Material, Ihre erfahrenen Mannschaften, ivarc er schnell über den Kanal -urückgrkebrt und hätte gesagt: „John Bull, heraus mit deinenTöalern, bereite und rüste deine Schiffe." Heule Ist dem nicht mehr so: die Engländer nebmen die Nachricht von der Entwickelung Ihrer Geschwader alS eine srobe Kunde aus. Seit sechzig Jahren haben wir keinen Krieg gehabt, und ln diesem langen Frieden erblicke ich ein Pfand ewigen Friedens. Ebenso birgt mir sür den Frieden die Aebnlichkelt unserer Re glerungen, welche, obwohl der Form nach verschieden n„l densel ben liberalen und parlamentarischen Prinzipien ruhen und dle Elrügung Frankreich» unMnglanbö für den Sieg der Clvillsatlon Für da» Königreich England ist die Aehnlichkcit der Republik Frankreich» vielleicht etwa« erstaunlich. Ebenso erstaunlich ist die Gewähr für den „ewigen Frieden", welche Redner aus der augen blicklich guten Freundschaft mit Frankreich schöpft. Im Innern bat England nichts weniger als den Frieden. Hätte da» Wbigt-Ministerium Gladstone die SntschädiaunaSbik für entgegen. Die Abfahrt der Kgl. Majestäten „ach der Sommer- residenz Pillnitz, welche Höchsidlelelben noch auf einige Wochen beziehen, erfolgte Nachmittags tn der dritten Stunde. — Die könlgl. Wasserbau-Direktion meldet über wachsenden Wasserstanb folgendes Telegramm ans Prag 2 Udr 50 Min. Nach,».: Wasscrstand der Moldau ln BudweiS 140. brr Sa« zawa in Deutschrod 125 Centlmeter über Null. Elftere lm Steige» begriffen. — Der Präses des katbollsch-gelstllchen ConslstorlumS. Hol, kaplan Franz Stolle, hier, hat das Ritterkreuz I. Kl. vom Verdienstorden, der Postdlreltor August Fischer ln Riesa baS Ritterkreuz 2. Kl. vom Slibrcchtöorden erhalten. — Ans den deutschen Bahnen, mltAusschluß BalernS, wurden i», Juni 252,013 Züge befördert. Davon kommen auf die sächsischc» Staat 0 vahne „ 32.752 Züge. Bezüglich der Fahrgeschwindigkeit bleiben die Züge der sächsischen Staats« bahne» blntcr bc», Durchschnitt der deutschen Eisenbahnen zurück. Während aus de» deutsche» Bahnen die Courierzüge durchschnitt« ltch 40, die Perloucnzügc 34 und die gemischten Züge 23 Kilo- mctcr pro Stunde Gesanimtlahrzeit einschließlich Aufenthalt zu- rüälcgtc», ergeben sieh sür dle sächsischen StaatSbahncn folgende Ziffern: 30. 2!» und >0 Kilo»,. Hierbei ist inkeß In Betracht zu daß bei der dichte» Bevölkerung Sachsens die Haltestelle» schnell am cinandcr tolge». daß kleben, zahlreiche Ortschaltrn pal langsameres Fahren vrbinat wlr! 'aß zahlreiche Weac-Uc passirt werben »ilissen, wird, und daß aus ein« Ucbergängc bc- wodurch ein eine Anzahl von wozu bei de» Gebirgs bahnen noch zu überwindende Steigungen komme». — INtt. Reisebrieie. Obe, ammer g n u. Verschlafen kan» man de» Anfang der Passionöspiclc nicht. Seit Morgens 4 Uhr dröhnen halbstündlich Böllerschüsse durch taö Thal, um 5 Uhr macschirte ein Trommlcrzug und die Kapelle mit klingen dem Spiele durch die lange Dorfgasse, dann trieben Bube» die Kuh- und Ziegendeerden am die Gcmelntcalp: unnnlcrbrochen wälzte sich eine Fluid von Eguiragen, Steil- und Leiterwagen aller möglichen uno der vorsündfluthlichstcn Koustruktioncn schreiend, knallend und streitend vorüber; Fußgänger, worunter die katholische Geistlichkeit, die Engländer und die meist gruppen weise amtrctende» Tiroler Bauern die charakteristischen Elemente bilde», wallfahrten naM dem Theater - nur tie Qbcraminerganer ziehen zuvor nach der Kirche, um sich zu dem gollwodlgeiäUigen Werke der Pastionsjpieie durch einen Gottesdienst verzuberciten. Nicht wenige dieser Dorischausplcler rommunlcire,, sogar vor jeder Auffübrnng, u», i» der weihevollsten Stimmnng Ihrer künstleri schen Aufgabe gerecht werden zu können. Welch eine Mischung Irdischer und religiöser Gesichtspunkte und Bilder dielet sich bar, wenn man, sein Billct glücklich erobert, V-7 ttbr seine Morgen- Cigarre zum Gassenseniler binauoraucht! — Allo hatte ich vor der Aufführung die AugendlickSsilmmmig zu Papier gebracht. Und jetzt, eine Stunde nach derselben, wo die Seele »och voll ist der erhabensten und erschütterndsten Bilder, wo der Geist darnach ringt, der mächtigsten, lebenslänglichsten Eindrücke Herr zu werten, seht erscheint mir Alles, was an Aeußerlichkcitcn. an Beschwerden, an Schacher, an Kuppelei und Anstößigkeiten um diele frommen Baucrnspicle drum und dranpängt. so nebensächlich, daß es sich kaum der Müde lohnt, von den Schlacken zu sprechen, welche diesen edlen Guß umgeben. Ich muß mich hüten, über schwenglich zu »'erden, aber eS entspricht nur der Thatsache, daß die böchstgespanntcsten Erwartungen durch die Leistungen dieser Landleute, die noch '/-> Stunde vor der Aumihrung ihr Vieh füttern und kurz nach derselben an der Schnitzbank sitzen, über- troffen werden. Jedermann muß zwellcln, ob cs menschlicher Darstellungskunst gelingen kann, die Jdcalgestalt von Jesuö auf einer Schaubühne zu verkörpern. Der Heiland, „dieser vertrauteste Gegenstand unserer EinbilbungSkrait von Jugend aus", durch Lehre, Schritt und Bilv von Meisterhand Jedermann alö Ideal eingeprägs, wie soll ihn ein Mensch glaubwürdig und unanstößig Vorspielen? Und doch empfängt man von diesem Joseph Mahr ein Bild unaussprechlicher Hoheit und Scelengröße. So unzer störbar Ist die Reinheit und Erbabenbelt dieses Gcsannnteindrucks. baß selbst Dinge, die aus der Bühne leicht mißglücken und ins Lächerliche auSschlagen, bei diesem Jesus sich edel und würdig ansnabmen. Als er sich bei der Fußwaschung ein Laken vorband, alS er von den römischen Krlegskncchtc» Backensirciche empfing, alS er wiederholt auf dem Wege zur S chädelstcittc unter der Last seines Kreuzes zu Boden stürzte, tbat er Alles mlt überwäl tigender Hoheit. Joseph Mahr bringt allerdings zu der Erlöser- Rolle Alles mlt: eine bochgcbicteiide Gestalt, ein edclgeschnitteneS, von langem Bart und Haar umwalltes Antlitz, ein sonores aus giebiges Tenorvrgan, das selbst bei dem letzte» Seufzer: „ES ist vollbracht!" im letzten Winkel dieses offenen Naturtheaters deutlich vernommen wird. Wie er durch die Straßen von Jerusalem schreitet, das Volk leb« und segnet, die Arme ansbrcitct, dle Beschimpfungen per Kriegsknechte duldet, am Kreuze hängt und verscheidet — das Alles thut er in vollkommener Vornehmheit, ein lebendig gewordener NubcnS! Soll man etwas tadeln, so ist es eine gewisse Sentimentalität des Tons, die gleich von Anfang an vorwaltet und bisweilen ins Hohle und Unschöne übergeht. Lim größesien erschien mir nicht der sprechende, leh rende, seine Jünger unterweisende, sondern der stumm handelnde und leidende Christus. Die lange Fußwaschung ohne ein Wort dazwischen, die Einsetzung des Abendmahls mit den weni gen bekannten Worten, die Lcenen vor dem Hohenpriester und Pilatus, vor Allem aber die im Oelberg und ans Golgotha waren van unaussprechlicher Wirkung. Bolle 22 Minuten hing der Heiland, mittelst eines Kummirieinenö umstrickt, am Krerne, eine auch physisch unendlich anstrengende Leistung. Es rrar eigenthümlich, mir welcher Sorgfalt Ihn Nicodemus vom Kreuze abnadm. Vorher batte der römische Hauptmann ihm mit einer Lanze, an deren Spitze cin vcm Zuschauer unsichtbarer kleiner Beutel mit Blut hängt, der bei der Berührung mit dem Körper zerplatzt, den Stich in die Rippen versetzt. Nun löst NicotcmuS. von hinten aus einer Leiter emporgesticgcn, ihm die Hände und üvergiebt jede dem vorn emporgestiegenen Joseph von Arimathia. Langsam aber führen Beide die Hände aus der steifen Lage — ein ruckigcS Nachströmen deS Blutes könnte leicht einen Schlag fluß herbetsübren. Bei dieser ganze» Sterbcscenc hörte ich rings um schluchzen und nicht bloS von Bauern und Frauen; kaum cin Auge blieb trocken. Wen sollte eS nicht auch erschüttern, an diesem lebendigen Cruclfixr zu erleben, wie sich die Menschheit an ihrem Ideal versündigte! Vorher war ln glaublichster An- i schaultchkelt vorgciührt worden, wie Alles von ihm abfällt, wie ! ein Jünger ihn vcrrätb. ein zweiter ihn verleugnet, wie alle ihn ' verlassen, und nun in dieser trostlosen Einsamkeit geht das ewige Abbild des MenschheltS-IdcalS mit der uncrmcßllchcn Liebe in der Brust lür dieses elende Menschengeschlecht den, Tode ent gegen ! Vorzüglich gelungen ist dem Verfasser tcö Baucrnsptclö dle Charakter-elchnung deö Judaö. Dieser Vcrräthcr ist, wie Eduard Devrient trefflich dargcthan, Nichts alö ein AUtagö- mensch, die Verkörperung her begeistcrungslosen Prosa, immer bereit und geneigt, vaö ihm unbegreifliche Erhabene für irdischen Vorthell zu verkauscn. Als Predigen und agitatorisches llmhcr- ziehen lm Lande den Beutel füllte, den er führte, stand er seinem Meister treu zur Seite; als der Beutel leer war und JrstiS bei > den Worten vom Scheiden sür die Zukunlt der Jünger nicht , sorgt, sorgt JudaS in seiner Weise sür sich. Reue über sein Thun ergreift ihn, er erhängt sich. Die „totale Verlorenheit seiner l schlaffen Seele" Ist von furchtbarer Wahrheit. Diese JudaS- Flgur hatsür diese»Volksschauspiel den Werth einer so laimliären Deutlichkeit, daß dieser Judas an sete Brust der 5000 Zuschauer zu klopsen und zu «ragen scheint: Bist Du nicht auch wie Ich? Wirst Du nicht auch heute oder morgen um Deine Sicherheit oder zeitlichen Gewinn, oder um Deinen Priestern und Vorge setzten zu Willen zu sein, die ewige Wahrheit vcrrathen?" Ge spielt wurde JudaS vom Bildschnitzer Lechner mlt realistischer Treue, beweglich, mit zuckenden Grbcrden der Unruhe und leich tem Mauscheln In der Sprache und gekrümmten Beinen. Hin gegen ist eS falsch, tn dem PasslonSsplel zu Oberammergau eine Verholmung des JudcnthumS zu finden. Nicht eine Spur da von ! Die Israeliten halten sich allerdings mit gutem Takte meist von diesen Spielen lern und bei vielem Seltsamen, was dieses Baueiniplcl bietet, ist cS nicht daS geringste Ungewohnte, weder von der Bühne iübeln zu börrn. noch aut den ersten Plätzen deS ZuschauerrauincS Juten zu gewahren. Dle Schauspieler sprechen natürlich alle de» breiten obeedairlichcnDialekt. Aberda dies In der „alben Welle geschieht wie Alles bet dem Spiele, so stört daS nicht. Die Letzte thun. als verstünde st» eben Alles von selbst.
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