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Dresdner Nachrichten : 15.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188002152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-15
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.02.1880
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»rrl««.14.8e»ruar. ««« VundeSrathe atug em sreunricvt'tt».. Hau- dtl->. SchlMahrl«- und aoniularvemaa »willen Deuticdland und dem Kd« «lgrei» Havaitnsela zu. Ferner ein Antrag de« stielchSkanzler« um die Er mächstgung über den Freunbichait«-. Handel«-» Schlffsgbrt«- und Consu- Tageblatt für Fokitik, Uutkrhaltnng, Geschäftsverkehr. Lürsenbecicht, Frem-eutifte. Mstredaetcur: vr Luatt Für da« Feuill«: Aü»rt»»> Druck und Si^enthmu der Herausgeber lo Dre<de». D^ttch,anb"unb'MaH« gaSkar mtt der Hovare« aieruna zu vcrb-mdel», daß dadurch dev devtich«,, RelchSaogcbtriaen ln Via« daga«kae dieselben Rechte wie den Angchbrign» qn derer «»aalen, besonder« auch da« Recht zur Er werbung dcSGrunddesItze» zugrstcbert werbe. rOUPvI L (!0., 8u!r!t»Lü-8UuLi>v 14, ^ ^ftoutidbr fttir LpuroiM^o. , ^ll- Uttft Vvrlcuut' allvi Zlsstspsplorv, pfsnelbrlvss, Mellon etu ^ui-LsIiIu»«,' ullor EoupvNL. ^nsnts;slhlio.ks Oonlrolv clor Vvrloosung »Iler >VvttI»l»itpimo. cVUvv:muR uui lwwtlwlw-m iV>^> llomlvilslvllo für Lkseks«!. les^di verantwottl. Redakteur: üL«ü»»t«I» L»»A1e»U in Dresden r LIvMNL und eomtorlü^l viu^neltwtv (igr6orodtiu''k 8» ««.ie.,«Meie..e , u-StaUunzen. VorrAri».-l»vr Uvituutsrriotit kur Dam^n. Ilneec-n II» «r I,»«,^>'»>>»11 XiuUvr ^uzvclvi-1 u^-8/ost. äuMilmu olvMutt r lloiipsorckv u. t-«n»ioilssi»uungen u. b ut»dirr«; /iim 8«,-I>»j>ftcut^l.liji'vu. äuliutömv vnn s'o„- -. 1 siJ t I'»>ik>n , ^>ao-i>gt!nloo.i;ra>>u zud>vulil ^UII Iltätpß-nliai /u>u > uricitul. Rr74«^M7Jal,ra71880I Witterungsaussichten: Zeitweise aufklärend, Temperatur dieselbe. 15. PoUltsche«. Bekanntlich wird der deutsche Reichstag sich auch über die Verlängerung des Sozialistengesetzes schlüssig zu machen haben. Wenn nun schon außer Zweifel steht, daß eine «veit überwiegende Majorität der Regierungsvorlage zustimmen wird, so spielt sich doch soeben in Frankreich eine Demonstration ab, welche auch Diejenigen für das soz. Ausnahmegesetz stimmen dürfte, die bislang gegen seine Nochwendigkeit opponirten. In Paris hatte Louis Blanc der bestehenden gemäßigt republikanischen Regierung eine große Verlegenheit mtt dem Antrag auf völlige Amnestie der Communard'ü bereitet. Dieser Antrag ist nach dem festen Auftreten des Präsidenten Freycinet von der Kammer mit 313 gegen 115 Stimmen abgelehnt worden und damit der Willen der Majorität constatirt, mit der Republik nicht in die Bahnen der Ultra-Linken einlenten zu wollen. Run sehe man zu. wie giftig die Blätter der äußersten Linken über den Beschluß der Kammer herfallen. Es geht ihnen in Frankreich nicht bunt genug zu und die Seitenblicke, welche da« ..Llor, ä'orärv dabei auf Deutschland wirft, sind wohl im Stande uns vor den letzten Tendenzen der Sozialisten aus s "Reue zu ivarnen. Zunächst »sendet sich das sozialistische Organ gegen Gambetta und seine „Königvliebe." Zn drei Spotten wird das Thema variirt, daß Gambetta statt mit den Böllern gegen die Könige, umgekehrt mit den Letzteren gegen die Böller sqmpathisire. „2m Innern" — lagt baS genannte Blatt - „opiert Gambetta die Republikaner tcn Royalisten; im Auslände opicrt er die Völker den Königen. Er umarmt Caffagnac «Äambetta widmete dem verstorbene» 'Manier de Cassagnae in der Deputirtcnkmiimcr eine» ovlektlv gebastenen Nekrolog» unv stößt Tringuet iCom- uiunarv) zurück. Er begrüßt Kaiser Wilhelm und verdammt Hövel." Die meu»elmördcrische Thal Hödel'« wird auch an einer ankeren Stelle glorlftcirt. „Wenn derselbe", heißt cö. „gegen seinen König, den grüßten Feind Frankreichs und der Republik, ein Attentat verübt, für wen nimmt dann die '„Rep. Franoalse" Partei? Für die Republikaner? Rei», tür den König." Aus welche Sette vlernact, das radikale Blatt sich stellt, ist selbstver ständlich. ES ist »vegen unserer deutschen Zustände lm Augenblick nicht unnütz, kleb zu betonen. Um keinen Zweitel zu lassen, daß der Königsmord «in Prinzip gepredigt wird und nichk blob die nationale Feindschaft gegen „den größten Feind Frankreichs, der Republik" hier spricht, preist daö Eoinmnnardenblatt auch de» Mordgesellen, der jüngst ans daö spanische Königöpaar seine Schüsse loödrückte. „Wenn in Spanien Otcro aui Moncasi folgt, um den Fehler des Opportunisten Castclar wieder gut zu machen, wenn er. französisches Volk, in Spanien eine Schwesterrevubiik ker Delnigen schaffen will, für wen ergreift dann dte„Republlc>ue Frangaise" Partei? Für die Republik? Nein, sür den König." Wenn nun auch die deutschen Führer der sozialistischen Bewegung nicht alle und nicht offenkundig mit den Mordbrennern paktiren mögen, welche inan jetzt nach Frankreich zurück amnestiren wollte, so find doch die FraternisirungSreden mancher unserer Sozialisten »nit der Commune sattsam bekannt und dis deutschen Regierungen erfüllen nur eine Pflicht gegen das friedliebende Bürgerthuin und den ehrsamen Arbeiterstand, wenn sie Aufreizungen, wie du: obigen aus Frankreich, eitirten, in Deutschland im Keime ersticken und das 1881 ablaufende Sozialistengesetz schon jetzt verlängern. Die Gründe, warum schon jetzt diese Verlängerung beschlossen werden muß, gehen aus dm Motiven des Entwurfes hervor. Der Antrag geht darauf hinaus, die Dauer der Geltung des Gesetzes bis zum 31. März 1886 zu verlängern und führt aus: Zn dem am 0. September 1878 dem Reichstage vorgelegtcn Entwürfe war ein Endtermin für die Geltung nicht vorgesehen, »veil e» unmöglich erschien, den Zeitpunkt im Voraus zu bestimmen, mit welchem die Hoffnung, das Gesetz in Zukunft entbehren zu können, in Erfüllung gehen würde. Auf Vorschlag des Reichstags ist damals die Dauer bis zum 31.März 188 l beschränkt worden. DasGesetz ist alsbald nach seinem Erlasse unter sorgfältiger Einhaltung der durch dasselbe ge zogenen Grenzen zur Ausführung gebracht und seitdem in gleicher Weise gehandhabt wordm. So »veit die Voraussetzungen des Ge setzes zutrafen, sind die Vereine der Sozialdemokratie geschlossen, ihre Versammlungen verhindert, ihre Presse verboten. Dadurch ist die sozialdemokratische Agitation in geivissen Schranken gehalten und insbesondere erreicht wordm, daß ihre lauten Kundgebungen und offenen Verhöhnungen von Gesetz und Recht nicht mehr durch un gehinderte Duldung dm Stempel des gesetzlich Erlaubten erhalten. In Folge dessen sind weitere Kreise des Volkes von dem Drucke der Agitation befreit und der Wiederherstellung der vielfach gestörten Eintracht zwischen den verschiedenen Klassen der Bevölkerung, soivie dm Bestrebungen zur Hebung des Wohles der arbeitenden Klassen die Wege geebnet »vorden. Dagegen datiert die Hoffnung bei den Führern fort; so »vird im Stillen überall hin colportirt und in den Druckschriften der Partei aus London und Zürich offen gepredigt: Am 31. März 1881 sind wir der Bedrückung ledig, dann erlischt das Ausnahmegesetz, bis dahin »rur haltet noch aus. Diesem Wahn muß vorgebeugt, es niuß seiten der Regieruitgen gezeigt werden, auch nach dem 31. März und noch »veit darüber hinaus »vird der Staat keine Partei offen dulden, die an der Vernichtung seiner Eri stenz arbeitet. Und da alle Ordnungsparteim zugebm müssen, daß die Polizei und die Gerichte mit großer Mäßigung mit dem Sozia listengesetz vorgegangm sind und daß nicht, wie auch wir befürch teten, das freie Wort überhaupt, sondern nur sein ärgster Mißbrauch getroffen werden sollte und getroffen wordm ist, so »vird man den Regierungen getrost auch für fernere fünf Jahre die Schutzwehr an vertrauen, welche alle Bürger des Staates gegen die demonstrirm- dm Bestrebungen dieser einen Partei schützen muß. Auch mit der Verlängerung der Legislaturperioden des Reichs tages werden sich unterdeß manche Volksvertreter befreundet haben, »velche ursprünglich vermeinten, cS bedeute eine Schädigung der Volksrechte, wenn der Reichstag nicht jedes Jahr über die Budget fragen und nöthigm Gesetzgebungsarbeite» zusammmträle. Abc-, ist nicht der Hauvtpunkt des ständischen BewilliaungSrechteü, das MiftWbudget, ohnehin der alljährlichen Cognition der VolkSver tretung entgegen ? Und repräsmtirt das eiserne Militärgesetz nicht fast 4/z unserer sämmtlichm Ausgaben, welche ohne jede Vor- oder Nachbewilligung beschafft werden müssen- Und was die „noth- »vendigen Gesetzgebungsarbeiten" anlangt, so wäre es, wie das öfter gesagt, eine Wohlthat, wenn darin endlich einige Ruhe einträte. Ueberschwennnt sind wir von neuen Gesetzen und haben keine Zeit, dieselben in Fleisch und Blut ausnehmm zu können. Liegt zwischen ihren ganz unstreitig nöthigm Revisioirm und Verbesserungen iminer ein Zeitraum von zwei Jahrm, so wird man mehr zur Be sinnung kommen, minder sich überstürzen und nicht die einschneidig sten Gesetze fabrikmäßig „machen", sondern ihnen Zeit gönnen, organisch aus dm fortschreitenden Bedürfnissen herauszuwachsm. Manchen Paragraphen, den »vir vor'm Jahre beschlossen haben und den »vir jetzt bereits wieder abandern müssen, hätte man vielleicht in eine genügendere, nicht gleich »vieder abänderungabedürstige Form gebracht, wenn er nicht bei der Durchpeitschung von der Entmurss- stätte bis zu Bundesrath und Reichstag binnen nur wenigm Mo naten hätte fertig gestellt werden müssen. Daö wird bei der zwei jährigen Legislatur besser werden, und nicht gering ist auch der Vortheil zu veranschlagen, daß man dann leichter die gleichzeitige Tagung der Landtage mit dem Reichstage — wie sie eben wieder in Sachsen und Preußen vorlommt — »vird vermeiden lernen. Neueste Telegramme ver..Dresdner NachrtLten." Berlin, 14. Februar. Der Botschafter St. VaUier »vird morgen vier zurückcrwarkct; der Botschafter Savurew ist nach Petersburg abgrrelst. Wien. l4. Februar. Bei gemeinsamer Abstimmung beider Delegationen über die Differenzpunkte betreffs beSKasernenbauet In Szegedin stimmten 46 Ungarn »nit Ja. 46 Oesterreich» mtt 'Rein; dcmer ist der Kasernenbau abgelebnt und eine Ueöerein siiminung deö gemeinsamm Voranschlages erzielt. London, 14. Februar. Bei der Parlaments Wahl in Soutbwark ist an Stelle deo verstorbene» Locke tlibcral) Clarke tkoiiscrvatlv» mit likwSt.aewählt worden. Der UberaleGegen« kandibat crbiett 6830 Stimmen. Locale- nn» SStbstsche». — Se. Mal. derKönig nadm am Freitag Vormittag von >/s12 Ubr an vle Vorträge der Herren StaatSminister und der böbrren Hoschargen re. entgegen. Morgen Montag findet Nach mittag« >/r6 Ubr in der r. Etage de« Königlicher» Schlosse« große-, sogenannte« LaubtagSdiner Mrtt.-gu dem die Herreo v« 2. Kammer und eine Anzahl anderer bMlngulrter PersönIichkette» Einladungen erhalten baden. Die Tafel wird ans circa 70Cou vert« besteben. — Der Klrchschullchrer Kasten in Flößbcrg bat daö Ber- diensikreuz crbalken. — Gestern unicrnabinc» die Herren Geb. Finanzrätbe Rachel und Köpcke, sowie Finanzrätbe Nvwotnv, Strick und Maschlnciwberinspcktor Pagcnstecher eine Probnahrt »nit der Scku » därbah», in aschinc „Berggießbilbct" »ach Pot- schappel. den» Wlndbcrg :c. Dieselbe isl vorgestern auö der Sächs. Maschinenfabrik in Cbenmig vier eingelrossen und für die Strecke Pirna-Berggicßbübel bestimmt. — Die Delegation der 5 Bezirkdvercine Dresdens hat in ivrer gestrigen Sitzung aus Antrag ihres Referenten Direktor Müller, »nit drci'achcr Stimmen - Mchrbelt beschlossen, den städtischen Verwaltungöorganen zu empfehlen. denscnigen ThctI derGemeindcbcdürsntsse. »reicher durch indirekte und sonstige Ei»- nabmen nicht gedeckt werden kann, durch eine st ä dt i s ch e E l n- kommen st euer auizubringcn. Diese Modalitäten derselben sollen in der nächste» Sitzung beraiben wcrdcn. Bekanntlich baden die meisien sächsischen Städte das Prinzip der Einkom- »nenbestruerlnig angenommen, nur die Hauptsiatt bat bisher an der verkehrten, »veil ungerechte» Miethzinö- und Gruntwerths- Bestcucrung ieiigebalten. — Aus Löbtau »vird bezüglich der Ermordung der 83jäbr. Mehlbäntlerin in Lockwitz noch solgcndcö Einzelne gemcltet. Der Mörder Mathe, der sich bei seiner Veibaftung iebr rubig be- nabm und auöfiuchtslo« Alles gestand und erzäblte, ist demnach völlig planvoll aus dag gräßliche Verbrechen zugegange» und nicht etwa wir dies viel'acb der Fall Ist - erst dann zum Morde vcrschrlttcn, a!s ibm die Absicht des Steblens vereitelt worden wäre. Nachdem er durch daö Küchenicnster eingcdrungen und sich in den ersten Stock bis zur Schlaskammcr seiner Groß tante geschlichen, hörte er dieselbe «ragen: „Wer ist denn da?" und da er sich still verhielt, bemerkte er. daß sie ibr Laaer ver lassen. Da sprang er zu, »würgte die unglückliche alte Frau an der Gurgel und al« sie ganz still war und nicht mehr zuckte, legte er sie wieder auiS 'Bett, brannte Licht an und verließ bann da« Hau« unter Mitnahme der kleinen Labe. In welcher sich, wie er wußte, VaS Gelb der Großtante betäub. Gegen l l Ubr ist der entsetzliche Mensch nochmals in die Wohnung eingcstlege» und bat nachges'hen. ob lei» Opfer wirklich kott sei. Am Mittwoch Morgen subr er dann mit einein Fubrinann nach Dresden und Nachmittags gegen 4 Ubr kam er wieder nach Löbtau und brachte die Lade in da« HauS seines Bruders; hier ward er bald darauf verhaltet. Mathe ist ein FaNklnd und al« ei» liederlicher, schlechter Mensch allgemein bekannt. Der Gendarm deö betr. Bezirks, der sotort Verdacht auf Matbe batte, eilte im Lauie der Mittwoch nach DrcSben, wo die Mutter Matbe'S wobitt, und irug da nach dem Sohne. Er erfuhr hier, daß er hinaus nach Löbtau zum Bruder gewollt habe. Bei der Obtucllon der Leiche blieb der Verbrecher ziemlich gefaßt. — Man schreibt dem „B. B.-C." aus Dresden: Von dem Dresdner Schreckenstage, dein 2l. September >869, an dem das alte Hoft eatcr eine Beute der Flammen wurde, erzählte »na» mir neulich eine rührende Episode. Alö das Feuer noch am Acrgstcn wütbete, und seinen grellen WIedcrschcin drohend und warnend aus die benachbarte Geinäldegalcrie warf, da sei plötzlich das Kommando gegeben worden, tie Spritzen von der Brand stätte zurückzuzteben und sie sämmtlich an der Rorkwefi-Ecke de« Museums aufzufiellen. Hier, Iin Angesicht des Feuermccres hät ten die Löschmannschaften lange Stunden aut der Wacht gestan den. die Oper mochte brenne», sie mochte i» Schutt und Asche zerfallen, aber dieser Eckpavillon sollte behütet werden, ihn sollte daö grimme Element nicht mit den» beißen Hauche seinesAtbeinS zu sirclten »ragen - den» er schloß ein köstlich Kleinod Dresdens ein, er barg Raphael'« Madonna. Unwillkürlich mußte ich dieser Episode gedenke», als ich vor einiger Zeit zur VeSver uuiere katholische Hoiklrcbe betrat. Wie c« Etiiem »ult den Lehcnowür- blgkei rn der eigenen Stabt stets ergebt, — ich komme nur hin und wieder da «mein, und auch die« Mal luchte ich eigentlich n,.r Schutz vor dem lungeninörderlichcn Oiiwlnd, der schneidend über de» von eisiger Todeösiarre umklammerten, gewaltige» Fluß zog. Am Pfingstsonntag war ich zuin letzten Mal drinnen gewesen, wo eine zahllole, hin- und berwoge»re Fremtenschaar die von der Junisonne ml b durchwärmten Räume der Kirche bi« aus da« letzte Sttzchen auvsüllte; beute glng'S bct Weltein stiller zu. Die Kirche war leer, recht leer, und nur vier und da huschte In der kalten Dämmerung derselben ein 'Andächtiger bei mir vorüber, in der Hand die Kerze nagend, deren Lickt i», Zugwind unsiät flackerte und unruhige Schatten aui die Wände und Säulen lm Scklff wart. ES war Alles anders geworden, nur Ein« war dasselbe geblieben, das war die Mu'ck. die bvin Chor brrnieder- rauschte. dieselbe herrliche Musik, die Jabr ein, Jahr au« Tau sende von Etnbeimlschen und Fremden magisch anzievt und eraulctt und erbebt. Wavrltch, wer je elnein teierlicken Hochamt ln unserer Hoskirckc beiwohnte, wild eö begreiflich finden, »vle selbst daö spottzersctzte Gemüth eine« Heinrich Heine den emenlbümllcheii Reiz, der »un einmal dem katholische» Kultus tnncwodnt, willig aus sich einwicken lasse» konnte, ick aber mußte bei diesen Klängen gedenken, mit welcher Ebrturckt Elbfiorenz die Schätze zu hüten trachtet, tle e« dem Süden verdankt. Denn »vle man einst. An gesichts der brennenden Oper, entschlossen »vor. lene«Gemälde »u hüten um irden Preis, jenen Raphael, von dem dlc Sage gebt, baß er in» Heimatblante de« Malers, unerkannt ln seinem wahren Wertb. Proccsslonen als Banncrflagge diene» mußte, so juckt man noch heutigen Tageö bei uns seinen Stolz darin, die Gaben, welche Italien in bas glnhcnbc Herz eines Hasse, elneS Nau mann u.s.w. legte, den Andächtigen wabrbaft vollendet zu Gehör zu bringen, während die Werke ihrer großen Lehrmeister ln dm Kirchen senselt« der Alpen schon meist verschollen und vergessen sind. — Wem aber verdankt Dresden i» erster Linie diesen ewig sprudelnden Quell reinster Genüße? Werten Sie etnen Blick zun» Cvor hinau», wo die Herren Kammermusiker placirt sind! Da stehen sie. rlngebüllt in Pelze und dlckr Ueberzieber, um d<ß> Hai« wollene Shawl« und a» den Füßen riesige Filzschuhe. — Bärlatlcken sagen die Dresdener — und mancher schützt durch ein Käppchen den spärlichen grauen Haarwuchs. Denn rö ist bitter kalt in der Kirche, und da ist'« Musiciren keine angenehme Sachc. Aber wa« schert de« Wetter« Unbill diese »rackeren Künstler. Ob ibncn die Giuth deö Hochsommer« säst de» Athen» benimmt oder ob deö Winters Frost de» Bogen in der Hand erstarren »nacht, uneiitwegt wissen sie ihrer Kunst Geltung zu verschaffen, »vle sie die«. Dank dem Geifie. der unter ihnen herrscht, unter den miß lichsten Umständen tn lenem Breterbau getban haben, der den Dresdenern viele Javrc da« abgebrannte Theater ersetzen »nutzte. Ustv dieser »vai rbait künstlerische Geist, der In unserer König lichen Kapelle lebt, ist'«, den jeder Unbetangene bewunvern muß. Die Mitglieder derselben haben einen schweren Dienst, die Oper und ihre viele Proben absorblren viel Zeit, und dazu kommt an Sonn« miv kattwUlchev Festtagen der zweimalige Kirckentlenst. Und da den Musikern der ganzen Welt zwei Dinge gemetulam zu sein pstegen, nämlich Empfänger einer nicht abzu hoben Gage, dafür aber Oberhaupt einer gewöhnlich zahlreichen Familie zu sein, so muß außer dem Dienst durch unablässiges Unterricht- ertheilen noch fleißig geschafft werben. Sobald sie aber vcrelntim Orchester sitzt» und der Taktstock ve« Dirigenten klopft zum .Be ginn, wissen bieMitgstedcr unserer Kapelle alle Lasten und Sorgen de« Tages, manchmal wobt auch besten ganze Misöre von sich ab- znschüttcili, und ein wahres Seiam ver Musik östnet sich vordem Auditorium. „Wo kein Herz ist, ist keine Musik", sagt ein neuerer Schriftsteller, ich füge hinzu, nicht solche Musik. Und da« lst das Geheimnis; der traditionellen Größe und des Weltrul« unserer Kapelle. Vom ersten Cvncertineister an, dem Virtuosen mit glän zendem 'Rainen, biö zu lenem bescheidenen Mann da hinten, in» äußersten Winkel, der ein paar Takte mit dem Tambourln zu klirren bat, sind diele Männer »nit ihrem ganzen KünstlerverW bei der Sache; sie spielen eben mit derLust und Liebe de«Künst lers, und nicht »nit der hausbackenen Nüchternheit de« lebens länglich angesielltcn Beamten »nit Pensionsberechtigung. Da «lebt eö kein effektbaschenbes Verdrängen deö Einzelnen zum Nachtbeil des Ganzen eö giebt nur ein Anschmicgen an die leisesten In tentionen des Dirigenten, e« giebt nur einen Wertester, den. vie „Stimme" so gut wie möglich „herauözubrtngen" und um Ht»n- mcls Willen »iä'tö daran zu „verpuvcln"; ich bln überzeugt, wem» einem der Biäicr Vas Allzumenschliche paisirt, daß ihm der Ton umschiägt, daß er „ktrt". wie die Orchesterleute sagen, bann hat er eine schlechte Nacht. — Prag, 13. Februar. sOrig.-Korresp.) Mit aufrichtiger Freude las jeder echte österreichische Patriot von den Svmpathie- bezcugungen. »velche unserem Thronerben bei seinem letzten Be suche am sackst. Königöbofe auö allen Kreisen der Dresdner Bevölkerung entgeaengebracht wurden und boftentlich wirb daö innige Freundichastsband, welche« trotz mannigfacher Zwischen fälle seit ieber zwilchen Sachsen und Oesterreich bestand, durch das dynastische Band, welches zwischen den» sächsische» KönIgS- bause und Habsburg in Kürze geschlossen werden dürfte, nur noch mebr befestigt werden. Kronprinz Rudolf lst tvatläcklich dazu angetban. allenthalben Sympathien zu erwecken und kann er fick bei unö in Prag, wo cr jeit l'/s Jahren seinen ständigen Wohnsitz in der alten Königsburg ain Hravsckin auigelcblagen, einer an seinen großen Ahnen Josef II. mahnenden Popularität rübincn. Wo er sich zeigt, ist er Gegenstand der lebhaftesten, aufrichtigsten Ovationen, insbesondere wenn cr an schöne» Nach mittagen. bloß von einem Diener begleitet, lein leichtes Pbaötou mit zwei nach russischer Art vor einander gespannten Isabellen auf unserm Korso blrigtrt, leben Gruß mit freundlichem Kopf nicken crwicternd. — Daß Kronprinz Rudolf tüchtig wissenschaft lich gebildet ist, nebst dein Französischen last alle Sprachen unsere« polyglotten KaiicrstaateS fließend spricht und daß cr Insbesondere am dein Gebiete der Naturwissenschaftcn ernste Studien noch immer betreibt, ist wohl allgemeiner bekannt, das letztere Faktum inöbeiondcre seit der, freilich nur für die intimeren Kreise bc- rcchncleii Veröffentlichnng seines Werkes: „Fünfzehn Tage aus der Donau", über ,reiches hervorragende Gelehrte odne Rücksicht aus den dvhen Autor ein lehr günstiges lirtbell fällten. Weniger bekannt dürften aber einige Züge aus seinein Leben sein, welche ich I» der Voraussetzung, daß sic jetzt i» Dresden und ganz Sachsen intcrressiren werden, nun mlttbeilcir will: Unseren Klerikalen »var es seit lange ei» Dorn iin Auge, daß sich Kron prinz Rudolf iu so enger Freunksck'aft an den stark darwlniststch angebauchten Naturiorscyer l)r. Brebm anschloß und denselben mitunter aus Wochen zu sich In die Hofburg zu Gaste luv. Alle Hebel wurden von de» Kuttemnännern in Bewegung gesetzt, um dieser intime» Freundichaft ei» Ende zu machen, dock - ohne Er«olg, denn alö der.nronprinz davon erfuhr, sagteer: „Ich bin doch hoffentlich chonMaii» genug, um selbst bieKreise bestimmen zu dürfen, aus cne» ick) mir meine Freunde wählen will!" — D'ß Kronprinz Rudolph Kunst und Künstler, die Wissenschaft und ibre Jünger ausgiebig unterstützt und von den bei seinem Oberslhofinris.eriintt in großer Menge einiüulenven BIttstttuchen kie btrücksichtigi,ng"wmbtn stet« günstig erledigt werden» t4von
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