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Dresdner Nachrichten : 14.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187805147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18780514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18780514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-14
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.05.1878
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Politisches. DieNevolverschüsse, welche am Sonnabend ein ebenso Unsinniger als Lerabscheuungswerther auf die geheiligte Person dcö deutschen staiscrS abdrückte, haben, so weit die deutsche Zunge klingt, als Echo vie stürmischesten Ausdrücke der Verehrung und Liebe hcrvorgerufen. Fürsten, Minister, der Reichstag, Staats- und Stadtbehörden, die ganze ossicielle Welt, und was mehr besagt, die gesainmte Nation vereinte sich und wetteiferte in Kundgebungen des Dankes gegen die Vorsehung, die eS gnädig ungeschehen ließ, daß ein ruhmreiches Leben armselig durch Meuchelmörderhand endete und die Geschichte Deutsch lands durch die Schandthat eines verlorenen Sohnes des eigenen Vaterlandes befleckt wurde. Dem schon durch sein hohes Alter ver- chrungöwürdigcn Monarchen gestaltet sich damit der 11. Mai, der so entsetzlich hätte enden können, zu einem Tage stolzer Genugthuuna, denn er entfesselte aller Orten die Gefühle, die in Millionen Herzen schlummerten. Es ist das dritte Mal, daß Kaiser Wilhelm die Ziel scheibe einer verbrecherischen Pistole wurde. Als er 1840 nach Baden ging, um das Eommando gegen die Aufständischen zu über nehmen, wurden bei Mainz aus einem Weinberge Schüsse auf den Wagen des damaligen „Prinzen von Preußen", abgcscuert, wobei der Postillon eine Verwundung davontrug. 1861 verursachte ihm in Baden-Baden der Schuß des Studenten Oskar Becker (auch aus Leipzig) eine leichte Contusion am Halse. Bei dem dritten Mord versuch blieb der Kaiser unverletzt. Er wollte es lange Zeit über haupt nicht glauben, daß die Schüsse ihm gegolten. Er blieb wäh rend des Schießens völlig ruhig und man mußte ihm die gefährliche Situation, in der er sich befunden, wiederholt erklären und immer schüttelte Se. Maj. ungläubig den Kopf dazu. Wollte doch der Himmel, daß die Untersuchung in der That die Wahrheit der Behauptung des Leipziger Klempnergescllcn Hödel er härtete, daß er kein Attentat auf den Kaiser, sondern einen Selbst mordversuch unternommen habe! Manches widerspricht allerdings dieser Darstellung Hödels, die den Eindruck einer vorher zurechtge legten Ausrede macht. Allerdings ist bisher noch keine der fünf ab- gefeuertenKugeln aufgefunden worden,Niemand hat auch eineKugel sausen hören ; wenn Hödel jedoch dieNevolvermündung auf sich und nicht denKaiser richtete, würde er sich nicht selbst wenigstens verwun det haben? Und warum entzog er sich seiner Verhaftung durch die Flucht? Auf Selbstmordversuch steht doch keine Strafe! Warum schoß Hödel auf seine Verfolger? Alan fand bei ihm 16 scharfe Patronen. Den Einwand, daß man zum Selbstmord einen stillen entlegenen Ort wähle und nicht das offene Menschengewühl Unter den Linden, will Hödel damit beseitigen, daß er sich gerade angesichts des Kaisers habe entleiben wollen, damit dieser sehe, wie groß das Elend ist. Hödel konnte in Berlin keine Arbeit finden, er war ohne Subsistenzmittel; mit seinen letzten 8 Mark kaufte er sich den Re volver. Er hatte durch Eolportage socialdemokratischer und christlich socialer Schriften sich etwas verdienen wollen, aber Nichts abgesetzt. Der mitvcrhaftete Krüger, ein gutmüthiger Berliner, ist bereits auf freien Fuß gesetzt. ES hat sich ergeben, daß, als daS empörte Volk an Hödel Lynchjustiz verüben wollte, Krüger das verständige Wort sprach: „Hauet ihn doch nicht so, er kriegt doch seine Strafei" Leicht hätte Krüger diese seinem Herzen alle Ehre machende Regung selbst schwer gebüßt. Wie steht cS nun mit der MitgliedschaftHödcl'S an der Social demokratie? Daß man bei ihm drei Mitgliedskarten zu sociaiistischen Arbeitervereinen, einige socialdemokratische Blätter, eine Abonue- menlS-SammMste für den „Vorwärts", die Photographien Mvst's, Aebel's und Li^bknecht'S, in seiner Wohnung eine socialistische Lite ratur fand, spricht mindestens für seineRührigkeit im Interesse dieser Partei, doch kann derselben auch die blose Absicht zu Grunde liegen, von der Partei zu leben, waS ja Mancher thut. Immer wieder kommt er darauf rurück: er habe sich aus Noth erschießen wollen, denn dem armcnVolke bliebe nichts übrig, wenn eS nicht verhungern wolle, als sich todt zu schießen. Gleichzeitig, ein seltsamer Wider spruch, bekennt er sich als Anhänger der christlich-socialen Partei, schwört auf die Grundsätze der von den Socialdemokratcn grimmig gehaßten Partei der Anarchisten, die der Russe Bakunin gestiftet hat, und vertreibt gleichwohl die Schriften der Socialdemokratie! Welch'verschrobener Mensch! Die ungeheuerlichen Weltverbcsserungs- pläne haben in dem Kopfe des Leipziger Klempncrgesellcn offenbar ähnliche Verwüstungen angerichtct, wie seiner Zeit der Kämpf gegen die römische Kirche in dem Hirn des Magdeburger Böttchergcscllen Kulimann, der auf den Fürsten Bismarck schoß. Bis andere Ergeb nisse der Untersuchung uns eines Besseren belehren, neigen wir uns zu der Ansicht, daß man es hier mit einem wirren, verzweifelten Menschen zu thun hat, der, von den Sorgen deS Lebens getrieben, zum Feinde der jetzigen Gesellschaftszustände und aller Staatsein richtungen durch die phantastischen Lehren der Umsturzparteien ent wickelt, das unsinnigste Mittel ergriff, der allgemeinen Noth oder der eigenen ein Ende zu machen. ' HLdel's Nevolverschüsse fielen seltsamer Weise dicht bei dem russischen Gesandtschaftshotel Unter den Linden. Graf Schuwaloff hat auf seiner Reise nach Petersburg in diesen, Hotel verkehrt. Der Graf kann nach den vertraulichen Besprechungen, die er vor seiner Abreise in London mit Bcaconsficld und Salisbury hatte, als voll ständig cingewciht in die Minimalsorderungen Englands und als persönlich von dem Eifer beseelt gelten, eine Verständigung zwischen England und Rußland zu bewirken. Da Zar Alexander sich jetzt mehr als früher persönlich mit der Leitung der auswärtigen Politik besaßt, wird eben Alles davon abhängcn, in welcher Stimmung und in welchem Geiste er die Eröffnungen entgegennchmen wird, die ihm Graf Schuwaloff über den Standpunkt des englischen Kabinets, die Stimmung des englischen Volkes, den Umfang seiner Rüstungen, die Tragweite seiner Hilfsquellen und die Ohnmacht der radikalen Friedensfreunde machen wird. Da solche allerhöchste Stimmungen sich aller Berechnung entziehen, wäre cs mehr als vermessen, über sie mehr als blose Vermuthungen anzustcllen. Dichtung und Wahr heit, kunstgerecht ftir den Tagesbrauch in einander gemengt, werden in den nächsten beiden Wochen, d. h. bis zur Rückkehr Schuwaloff'S, zuversichtlich der beliebteste Ausfuhrartikel der russischen Hauptstadt sein. Aber nurThoren werden auf die Echtheit derWaare schwüren. Daß übrigens für die definitive Lösung nicht die Dispositionen dieser und jener Persönlichkeiten, und mögen dieselben auch noch so mächtig und entschlossen sein, sondern die thatsüchlichen Verhältnisse maß gebend sein werden, dies wird man sich wohl immer wieder gegen wärtig zu halten haben. Ncucste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 13. Mai. Zu Beginn der heutigen Reichstagssitzung thcilte Präsident v. Forckenbcck mit, daß er am Sonntage in einer ihm gnädigst bewilligten Audienz dem Kaiser die Glückwünsche des Reichstages zur glücklichen Rettung Cr. Majestät dargcbracht habe. Es schlossen sich hieran dreimalige Hochrufe auf den Kaiser. Sodann genehmigte der Reichstag, die zweite Lesung der NcchtSanwaltSord- nung fortsetzend, alle noch übrigenParagravhcn in dcrEomiiiissions- fassung mit nur unerheblichen Aenderungen. Wien, den 12. Mal. Rach Meldungen der „Politischen Correspondcnz"auöKonsta»linopcl sind am 12. Mat russische Ka vallerie-Verstärkungen in San Stefans an.,klommen. - Buka rest. Am t2. -Mai trat ein Thell dcr Avantgarde deS I I. russi schen EorpS den Vormarsch aus Pitcschti und Kxajova an. waS in rumänischen RegierungSlrelicii Besorgnisse hervorrics. - A gram. In den letzten Tagen sind zahlreiche Fälle verbreche rischer Ausschreitungen Seitens bosnischer Flüchtlinge vorgckom- mcn. In Stupnik sind gcsiern 12 mit Hinterlader» bcwassncte, bei Diakowar tnternirtc Flüchtlinge verhaftet worden, wovon einer wegen Widersetzlichkeit von Screichancr» erschossen wurde. 2» dcr Gegend von Petiovoielio ist da- Vorhandensein mehrerer aus bosnischen Flüchtlingen bestehenden oewaffneten Banden kon statier, von welchen wiederholt Raubaiifälle verübt wurden. ES sind slrcnge Bewachuugö- und Entwaffnungs-Maßregeln getroffen. Locales nud Sächsisches. — Se. K. H. Prinz Earl von Preußen besuchte am Sonn tag Nachmittag die Gräfin Hohenau auf deren prächtigem Wittwen- sitze, dem Albrechtsbcrge bei Loschwitz, und fuhr von dort nach Hosterivitz, um JI. KK. HH. den, Prinzen und der Frau Prinzessin Georg einen Besuch abzustattcn. Am Abende wohnte dcr Prinz dcr Faustvorstcllung bei. Am Montag früh besichtigte Prinz Carl unter Führung des Hofrath Grässe das Grüne Gewölbe und die Gcsäßsammlung, fuhr dann nach Neustadt, um das Körnermuseum l)r. Peschel's zu besuchen und nahm endlich die militärischenBautc» der Albertstadt in Augenschein. Für heute ist von den Majestäten und ihrem hohen Gaste ein Ausflug nach dcr Älbrechtsburg bei Meißen und eine Besichtigung der dortigen Porzellanmanufaktur in Aussicht genommen. — Gestern l Uhr bechrle Se.K.H. Prinz Karl von Preußen daS Körner-Museum und verweilte daselbst über eine Stunde. Witt ganz besonderem Interesse nahm er eingehende Besichtigung dcr reichen Autographensamiiilung und dcr Anden ken an die Königin Louise vor, woraus er sich außerordentlich anerkennend gegen Nr. Pcschcl auSsprach, dabei auch die trüben finanzielle» Verhältnisse bedauerte, zugleich aber auch die für Da. Pcschcl schr tröstlichen Worte elnslicßcn ließ, daß von einer Auslösung der interessanten Sammlung in Zukunlt keine Rede sein könne, da dann er, dcr hohe Gast selbst und noch Andere da sein würden! — Der Advokat und Holraih vr. Lohse in Leipzig hat daS fürstlich Reußsche Eivilchrcnkrcuz 2. Klasse, dcr Vcrlagöbuch- händler S p a in e r die bairische Ludwigs Medaille, Abthcilung sür Industrie, und dcr Zugstalldicuex und Trichwärtcr Opitz In Eiscnderg das allgemeine Ehrcnzclchcn erhalte». — Die beiden K a m m er» reüLandtagö sind nunmehr amtlich zur Wi'dcrau'ncilune ihrer Ardcilcn auf len 22. Mal Nachmittags 4 Uhr berufen worden. — Am Sonntag Morgen ist folgendes Telegramm von vier nach Berlin gesandt worden: „Sr. Mas. dem Kaiser Will- Helm, durch Gottes Gnade Deutschland von Neuem geschenkt, beglückwünschen tn Ehrerbietung Rath und Stadtverordnete zu Drctdcn. Or. Stübel. Jordan." - Der zu so trauriger Berühmtheit gelaugte Klciiipiicrgcscllc Hödel, dcr „auch Lehmann heißt" und ein vorehelicher Sohn der Frau Schuhmacher Trabe« ist, daher auch Trade« genannt wird, ist in Leipzig srübcr er!« Austräger dcr soeialdcmokrallschcn „Fackel" eingestellt gewesen. Von Leipzig hat er sich weggewcnkcl. Hutter ihm erließ am 7. Mai die StaatSanwaltschait in Naum burg a. S. einen Steckbrief. Zwei Tage später bat ib» dcr s»cialistische ventral - Wahlcomitce in Hamburg durch folgenden Ukaö auögcsiosien: „Ein Herr I. Hödel in Leipzig, der sich ab wechselnd auch Trakep und Lehmann nennt, bat die Parte! und inSdeioiiöere daS in Leipzig erscheinende Blatt „Fackel" so ge schädigt. daß wir unS au! Antrag der Soelailstc» von Leipzig und Umgegend veranlaßt sehen, den pp. Hödel aus dcr Partei auSzilstoßen." Wieder zwei Tage später unternahm er in Berlin daS Attentat! Welch merkwürdiger Zufall, daß zwei Tage vor dem Attentate sich seine politischen Gesinnungsaeuosien von dem Verbrecher loöiagen! Vielleicht hat die aus dieser Acchtung sich ergebende Subiistenzsoslgkcit Hödeln zu seinem Schritte getrieben. UebrigcnS scheint Hödel dieser Ausstoßung zuvorgekommcn zu sein, indem er folgenden Brief an einen Freund gerichtet hat, der seltsame Lichter auf das Treiben innerhalb dcr socialdcmo- kratischcn Partei falle» läßt: „AIS ziemlich zwciiäbriger Partei genosse und durch mein Geschäft mit den Hauptführern und son stigen Beamten persönlich bekannt, sebe ich mich durch die unverschämte Masiregclung, die mir Seitens dcr Beamten in dcr gestrigen socialdemokratlschen Versammlung zu Tbcli geworden, ohne mich auch nur Im Entferntesten einer tdatsäckstichen Fchlung des socialdemokratlschen Parteiprogramms schuldig gemacht zu haben, nur durch eine Muthmaßung. die sich verschiedene Beamte I» Ihrem Oberstübchen geträumt haben, gezwungen, dcr Partei leitung In Hamburg zuvor zu kommen und bierdurch öffentlich zu erklären: Unterzeichneter hält eS als aufrichtiger Socialist unter seiner Würde. mit einer Partei zu kokettiren. die den heutigen Gcscllschastszttstanb benutzt, um auf Kosten dcr steucrzahlcnben Mitglieder ihren Korhphäen und sonstigen „Beamten" Gehalte und Sporteln zu verschaffen, wodurch es diesen möglich ist, so angeuebm zu leben, daß z. B. ein solcher „Herr" In drei Tagen 56 Mark zum Kongreß verbrauchen kan». Außerdem bildet sich eine Aristokratie heraus, die unter den BouraoiS Ihres Gleichen suck't und das enterbte Volk nie zur Ruhe kommen läßt. Dieses darf ein wirklicher Soclakist nicht dulden und wenn keine Oppo sition mit Maßregelungen beantwortet wird, dann wird er gezwungen. seine ehrliche Ansicht In gegnerischen Blättern zur Kenntniß zu bringen, wie Ich cS bicrmlt time, um dem Publikum klar zu mache», wie groß die Korruption In dcr Parts! wallet, damit nicht alle» ßalbwcgö gebildeten Arbeitern durch ihre För derung mittelst Presse unb schöner Phrasen die Lust zur Arbeit verbittert wird und sie so zum Lumpenproletariat herabsinken. Eine solche Partei ist iakllsch nicht mehr werth, alödleicaklicuäisle Heuchlerpartie in Permanenz! Max Lehmann, Eolporieur." — Eine G i ü ckw u n sch a d r c s s c an den K aller W i l - Helm wird sicherem Vernehmen nach im Lame des heutige» Tages In verschiedenen GeschäitSlokaicn hiesiger Stadt zur Un terzeichnung auögeicgt sei». Voraussichtlich wird es Uescr Adresse au zahlreichen Unter Ichrlstcn nicht schien. - Im Anschluß an den am vorgestrigen Sonntag ln ker russischen Kirche staktgehadten Gottesdienste wurde vom Geistlichen ein Dankgcbct tür Errettung res deutsche» Kaisers auSTodesgefahr gesprochen und hieraus tntonirte der Sängcrchor den LodgciäuE Lluoaaza lots. - Die vorgestrige Schnitzcliagd fand unlcrBctheüigung von 25 Herren Oliizleren aller Waffengattungen statt. Rendez vous war ' -2 Uhr im „Wilden Mann". Vorder ging die Jagd in einem großen Bogen nach ccm „Letzten Heller" und von da »ach dem Eavalcric-Excrlirpiatze. wo sich dcr Fuchs versteckt hatte. Derselbe wurde nach kurzer Verfolgung erreicht. — Dcr praktische Wund- und Implarzt Herr Fr.W.Ni er tz, ein noch rastlos tdällger und geistig frischer Herr, dcgedt heute daS LOjährige Jubiläum seiner Beruttsthätigkeit. Derselbe darf mit inniger Gcnugthimg aul riesen Abschnitt seiner gemeinnützigen Wirksamkeit zurückblicke», dcr er sich auch ca nie entzöge» hat. wo er wußte, daß nur ein Händedruck sein Lohn war. Bei dcr 1828 hier herrschenden Blattcrnepidemie konnte er kastsämmtilchc idm anbertraule Kinder ihren Eiter» gesund zurnckgcbcn. IRll» leistete cc wohl 2006 Soldaten der verschiedensten Nationalitäten auf dem Leipziger Bahndo'e hilfreiche Hand, ebenso wirkte er >876,71 in einem hiesigen La-arcth unermüdlich ihätlg. Er ist endlich einer dcr ältesten Iinpfärzte Dresden« rcsp. Sachsens und unter Mithilfe dcö verewigten Ho. Planitz war er der erste, der das Eentral-Inipf-Iiisiitut bildete und die Rcvacclnalio» ei»- fübrte. Möge dieser Ehrcniag dem allbekannten und beliebten rüstigen Herrn, dcr seit 46 Jahren in unseren Maucru weilt und dcr seit etwa einem Victtcliahlhunecrt alltäglich seinen Er- holungSschvppcu aiS treuester Stammgast In der Weinstube von Lchaupt aus der Webcrgasse einuimmt, eia recht freudvoller werden und möge Herr Hx. Mertz noch recht lange zum Wöhle seiner Mitmenschen weiter wirken. — Am Donnerstag feierte der Gütercxpcdient und Zahl meister bei dcr Eilguterperttion des Leipziger Bahnhofes, Herr Gustav Möbius, sein 25!ävrigetz D i cn st j u b l l ä u in. In den frühen Morgenstunden wurde der Jubilar, dcr sich allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreut, durch ein GcsangKstänkchcn ge ehrt, während ihm später von seinen Mitarbeitern, den königlichen und städtischen S teuer bcamlcn tcü Leipziger Bahnhofes, sowie einigen Beamten des Eorrsortiumö iür Güter-An- und Abfuhr mehrere sinnreiche und kostbare Geschenke überreicht würben. Nach beendigter Expeditionszcit fand ein geselliges Beisammensein der Betheiliglen im „Gasthaus zu den vahnhöien" statt, welches durch viele ernste und heitere Toaste gewürzt war. - Der gestrige E ch l a ch lv i chm a r kt war ziemlich stau, well Exporteure fehlten und auch viele hiesige Fleischer nicht be sondere Kauflust zeigten. Es waren 524 Rinder, '.142 Schweine. 12:i!t Hammel und 218 Kälber aufgctrieben. ein Quantum, wel ches dem vorliegenden 'Bedarf gegenüber viel zu stark war. so daß die Preise in mehreren Fettvichsorten weichen mußten. Prlmcr- aualität von Rindern ging pro Etr. Schlachtgewicht von 66 auf 62 Ni. zurück. Mittelscrtcu kosteten 57 und iür geringe Waare wurden 46 M. bewilligt. Englische Lämmer zu 56 Kilo Fleisch daS Paar galten 66, Lanthammel in derselben Schwere 66 und daS Paar 'Ausschußschöpse 46 Ni. Nach England wurden aber mals 126 schönster Hammel über Geestemünde verschickt. Ganz besonders schleppend zeigte sich ber Handel mitSchwclncn, da die Fleischer i» jetziger Jahreszeit wenig pökeln und die Eonsu- mcnlcn bei Sommettcmpcratur wenig nach Schweinefleisch fragen. Schönste Lantschwcinc wurden mit 48 und Schlesier mit 45Ni. pro Eentncr Schlachtgewicht gehandelt, Mecklenburger, die nun mehr schon seit dem 8. April schien, waren auch gestern wieder vollständig auSgedliebcn. Für den Eentuer lebendes Gewicht von Bakonlcin mußten bei 25 bis 45 P'und Tara abermals 54 Mark angelegt werden: doch wurden nur wenige Stücke ab- genommcu. Kalbfleisch, da« schon am Donnerstag einen Preis rückgang angetretcn hatte, wurde gestern pro Kilo je nach Qua lität mit kB bis 166 Picnnige bezahlt. Am 9. Mai halten die Händler 222 Schweine. 286 Kälber und 2 junge Ziegen zum Verkauf gestellt. Dieser Klcinvichmarkt war leiblich besucht und die Schweine gingen zu Moniag-preisen ab. — Ein hiesiger längerer Sachwalter ist, wie inan sich er zählt, von der Ausübung der Advocatur iuSpcndirt »'orten, weil er einem Strohtzutlabrikanten bei dessen Bankerott einen ungesetzlichen Rath erthcilt habe» soll. — Dic Ostra-Aliee batte zcstern viel zu sehen. Von frühester Morffenstunde an zog Trage auf Trage mit den herrlichsten Rhododendrons und Azaleen hinaus nach Sir. 22, wo die Ge sellschaft Flora nächsten Donnerstag Ihre 2. Jubiläums« Ausstellung eröffnen wird. Dcr größte Thell des Vordcrgartcns ist mit den mannigfachsten Eonsteicn besetzt, nakürlich lauter ge sunde Exemplare. Daneben montttt man noch eiserne Gewächs häuser. Wasser-Hebemaschinen re. Im Hanse selbst aber ist der Anblick der »och zu ordnenten, in schönster Blüthc siebenden Pflanzen bereits letzt schon überwältigend. Welcher Farbcnglanz! Welche Nüanelrungen! Ein wahrer Vlumenzaubcr nimmt den Elntretcnden ein. Wie wird das erst nach Vollendung dcr Aus stellung auSscben? Eine Rhotodcndron-Masscn.Auöskellung ist überhaupt in Dresden noch nie dagewcicn. Auch die landschaft lich gehaltene 'Ausstellung ist neu. Referent bat seit einem Vlertcliahrhundert keine Flora-Ausstellung zu besuchen versäumt, aber so schön hat er noch keine geieben. Die Matadoren dcr biestgcn Kunstgärtnercl, die Herren Seidel, LIebig und Schreiber, bieten idr Bestes dar. — Auf dem Leipziger Bahnhöfe mußten am Sonntag 4 Ertrazüge, aui dem Böhmischen Bahnhöfe 16 dergleichen — 16 aus der Bodenbacher, 6 auf dcr Tharandtcr Linie — eingelegt werden, während eö aus dem Schlesischen Babnbose noch gelang, die Passagiere mit den fahrplanmäßigen Zügen fonzubringcn. Dcr stärkst besetzte Sonntags-Zng war der um 2 Uhr von hier nach Tharandt abgegangcnc; er hatte 66 Perioncnwagcnachscn mit 80 vollbesetzten CoupöS und wurde von 2 Maschinen gezogen. — Wie immer, so ist auch zum dicöläbrigcn Wechsel der Eisenbahn-Fahrpläne die neue vollständige Ausgabe von R. Fritzsche' ö Fahrplänen sämmtllcher sächsischen und anderer deutschen und österreichischen Eisenbahnen, der Dampfschiffe und Fahrposten ?c. pünktlich am Platze. Das mit großer Sorgfalt bearbeitete Eoursbuch im grünen Gewände ist diesmal bei dem gleichen Preise von nur 25 Pi. um l6 Selten vermehrt und bringt auf 86 enggcdrucktcn Seiten außer den Fahrplänen eine große Menge schätzenSwcrthen Materials für das reifende Publi kum. Als wertbvollstc Neuerung enthält daS Werk eine Zu sammenstellung der direkten BiIletpreisc nach einer großen Anzahl von Städten de» In- und Auslandes, eine Ueberstebt, wie sie In diesem Umfange sür Sachsen noch in keinem EourS- buche zu finden ist und die wohl geeignet erscheint, dein cinpich- kenswcrthen Werkchcn zu seinen alten Freunden eine große Anzahl neuer »rizusübren. Die Vollständigkeit dcr Ausgabe ist dadurch
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