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Dresdner Nachrichten : 15.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188011151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18801115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18801115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-15
- Monat1880-11
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- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.11.1880
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I,- to,« «imn»ir ftia,e dt, vrlit- Sorsftork L?lvlssor, «»uptLirvsss I>IH8<l6N->DN8trttit 8,upt-8te»,«, Pit« «le» <»>»« el»»!,«-^« ni, Iiittt v» 1.lmlän8reic:do .^usnalil, NoNsomtunskon »«««värts nortolioi. t.i rntlor« > IM- r«r«»r«>ui». Wien. Der reuticki-österrcichiick'c Parteitag <300i> An wesende! nahm einstimmig ci»c Resolution an. welche den öster reichische» ^taatogedanken iesibält. zur entschlossene» Abwehr »»n UN« «r«e«n>, «ch» »il .. ^ »«»»», d» M,n,»,« ! L^LMLeL. krL8vr8tri»88v 17, krllkor Uvscliüststtkllror ! der V'üina 'Ich. kütrmauo. INLKLlto ! tüi- kv!««- u. II«i ron-i1i11kvI. nUer «öberalisiischen Bestrebungen auinuit und'erwärtet.'baß alle irel,innigen Deutschöstcrreicher, in erster Linie die Abgeordneten, feite Ärunklagen für die Organisirung eines einträchtigen Vvr- grbcnö baldigst gewinnen und zunächst in gesetzmäßiger Be- ILS8ßÄSIIL-VISOKtS» . <1üLt-,nei <1v8 t- iünlcii, Llnre ttiiOvI ^ Ibr« kamiliv. »M mit «eUr »ro«««i»» LrtolM tiisrtjech «''kebou. ^ kämpiung der gegenwärtige» kNegiernng auoinltcn werden. Tie zweite Resolution erklärt alü nationale ralrieliick'e Psit-lt jcieo -i-kutlchcn L eilen cichö, den dculichen Schulpercin kräftigst ^n unterstütze». Rr.3S«. ! MtU.V'ÜÜ H'N > Miil. Ski»»«,. I Tcm».dl/, ^ Ä».. iMlgic Timy. ' LN . „ n,,ImvmewiN n. Illümmi.: lU>l,"W.. tticdr. Lüd-Artz-illiud. Ludulkl. i AuMyten für den 15. November: zeitweise illlrintsch, vtegen.i wnrin. Wmitug. 1» November. ftteueNr Telenramme vor ..DresdnerNaftn." v 14. Novbr London. Dem „Rcuttr'schen Stureau" »vird nuo Tebcrnn vom >:«. d. gemeldet: Die persischen Truppen bade» dir Stobt Soogbuliigb n»i >«>. d. cingenomnw». In der Umgegend der Stndt liegen gegen L«M» unbcerkigte Leichen. Drr grurten- bäuptitng Scheikb ObeiduUnb bat mit «eine» Truppen etwa 12 Mellen von Urumlob entscrnt ein vcrichonztes Lager bezogen. (Äerüchtiveiie vcriautct, dasj lein Sohn Saveck schwer verwundet sei. I» Urumiad verrscht grosser Mangel a» Lebensmitteln. Die Nachricht, das der bisherige Dbcrdetehlöhabcr der persischen Truppen HlSbmet Dowlab gestorben ist. beitätigt sich. General Svvav Salar i't beute nach Tabreez abgerelit. um den Ober, beiehl über die persischen Trugpen zu übernehmen. Dresden. 15. November. — Se. Mai. der Kdnlg und Se.K.Hoheit PrinzGeorg sind am Sonnabend 'Nachts von de» WcrniSdorier Jagden >nit^ telst eines von Dab'cu abgelasscnen GxkrazugcS wieder i» der kgl. NlUa in Strebten reip. im Palais aut der Langestraße ein- gtlrofsen. Dem Programm gemäß begeben sich die hohen Herr- schairen beute Abend abermals »ach dem Jagdschloß Wcrmödon. um bis zum Freitag dort zu verwellen. Das llrträgniß der bis herigen Jagden soll infolge der schlechten Mttcrung nicht sehr günstig gewesen lein. - Das Mitglied deS kgl. stenographischen InstttuiS Prot. l)r. Ietbig bat von dem kaiserliche» Statthalter von Elsaß. Lothringen abermals den ehrenvollen Auitrag erhalten, die Ver handlungen des Landesausschusses ln Straßburg stenographisch auizunelmen. Das selerllche Glockenläuten gestern Mittag 12 Uhr galt der Beerdigung keö 1)r. moci. Strubell, deö Besitzers des großen Gebäudes Walsenhausstraße 14, in welchem der Englische Garten befindlich. Der Tod dieses ManncS wirb aufrichtig beklagt; er war der Wissen,chalt treu ergeben und ging noch kürzlich aus drücklich Studie» halber nach Wien, um sich noch als Sprcial- irzt auözudildt». Die Aufbahrung im Sarge geschah schon vor ä Tagen. — Unter Vorsitz deS Hotelier Llngke fand gestern Mittag im Tivoli dle ftortietzung der Besprechung über die Reform der städtische» Steuern und Abschaffung der Abgaben von Mlcthllnö und Grundwerth statt. Referent »tecvtSanwalt Gcrtv- Noritzsch. 'Nach längerer und ott interessanter Debatte beschloß Ne von gegen sm Personen vertretene Versammlung gegen 8 stimme» folgende Resolution: Wir erblicken in dem setzt bestehenden städtischen Anlagr-Moduö von MlctbzlnS undGrunb- vertb eine verhältnißmäßige »Nerthetlung der städtischen Steuern un sinne des ß 25 der revldlrten Skäbteorbnung vom 25. April t87ll nicht. 2s Wir erachte» demgemäß vle Abschaffung der städtischen MietbzinSsteuer und der städtische» Anlage vom Grund- werth «ür dringend nkthig. :l) Wir empfehlen möglichste Rüik- sichtnabme au» Einiübnmg einer progreittvc» Einkommensteuer", stür die von Kaufmann Hcrschel eingegangenen Anträge verhielt sich die Versammlung sehr ablehnend, nachdem dieselbe» von Dtrector Müller, Baumeister Hartwig und Rechtsanwalt Gertb- Noritzsch die gebührende Wiberlegung eriahren hatten. Zum Schluß lorterte Hotelier Llngke aut. der nächst slattfindcnven Stadtverordnetcnwahi die ungrthtilteNeAuimcrkiamkcitzu schenken. — Gestern Nachmittag >/-» Uhr platzte am Plctorla-Hotel ISrestraße» baS Haiiptleitungörohr der Wasserleitung und überschwrmmte baö auöströinende Wasser einen großen Theil cer umliegenden Straßen. Die Leitung wurde innerhalb 25 Minuten abgestellt. - Die Auöwanberung auS Agram hat die Zahl von 5N0N Personen erreicht - napezu ein Viertel der ganzen Einwohner schaft. Der Magistrat wurde ermächtigt, Ikxi.llM Gulden als unmittelbare Unterstützungen an HtlsSbebürftige zu vertbetlen und kinrn Kredit von einer Million Gulvcn «um Zweck von Wieder ausbauung her beschädigten Gebäude auizunrhmen. Die Spar kasse muß init der Kündigung von Hypotheken vorgebe», da sie in den meisten Häusern keine genügende Bedeckung mehr findet. Die Haltung der Bevölkerung »st musterbatt: von einem Pöbel ist Nichts zu bemerken: Alles trägt sein Geschick in stummer Resignation; keine AuSschreitnng fand statt; seit 3 Tagen wurde kein Dicdstabl begangen. Aut dem Iellacic-Pigtze bat der Erz bischof Mlbailovlcz einen großen öffentlichen Gottesdienst vcran, italtet, um in die aufgeregten Gemütber Ruhe zu tragen. ES war nur armes Volk anwesend, sowie die Offiziere und Beamten; die wohlhabenden Bürger baden sich geflüchtet. Die Erdspalte in der Slähe von Agram hat eine LängenauSdehnnng von >/- Meile. Eine Unzahl von Schlammvulkanen mit schon auSgkblk veien Kratern ist vorhanven. Ihnen entquillt eine beiße, schwef lige unv dunkle Maste. — Aus dem Polizei bericht. Sin bissiger ftnbrwerkS- besttzer ließ vorgestern Abenb seinen Wagen über die Marien bracke fahren und hatte an dessen hinteren Theil ein drittes Pterb mit den Zügeln angebunden. Aus der Antonstraße war das letztere verschwunden. ES war von eine», Scbmiedegrsellen gestohlen und sowrt zu einem Roßschlächter zuin Verkam ge bracht worden; dieser hatte aber bet dem niedrigen Preise, welcher verlangt wurde. Verdacht gcschöpst und den Verkäufer so lange festzubalten gewußt. biS behördlicherseits Einschreiten erfolgen konnte. — Vorgestern Nachmittag ist aut der Wtenerstraße ein Kutscher voin Bocke deö von Ihm geleiteten Personenwagens ge»allen. Die Plerde blieben bald stehen, weshalb der Mann mit vcrbältnißinäßlg leichten Verletzungen davonkam. — Drr vorgestern Abend von Dresden auö ersichtliche große Keuerschetn rührte von dem Brande eines großen Holz schuppens in Laubegast her. Die Striesrner und Biasewltzcr ffeucrwcbr war dabei sebr erfolgreich thätig. - Heule feiert der pens Steuerrenvant Herr Baumgärtel hier <Waldgasse> mit Gattln, beide noch sehr rüstig, die gol dene Hochzeit. - Der In Leipzig verhallet gewesene Sozialdemokrat Viereck ist gegen Erlegung einer Caution von 150 Mark wieder aus freien Kuß geletzt worden. hat jedoch wegen seiner Verhaftung Beschwerde eingelegt. — Dringend verdächtig, den beim Gutsbesitzer Kranke ln LobSdori am N. Nov. stattgefundenen Scdeunenbranv böölich veranlaßt zu haben, ward eine Magd daselbst verl astet. - In der Düngergrube deö GutSdesttzcrS Schnabel in LangenchurSdors ertrank dessen 4'/,jäbrigeS Töchterchcn. — Am Donnerstag fand man i» SrhlottwItz bei Weesen stein einen total entkräfteten Handwerköburschen und brachte >bn tn den dortigen Gastbos; indessen war aue Pflege zu spät, nach kurzer Zelt verstarb er. — In der Aäbe Eytbra'S bet Leipzig hat sich am Mittwoch ein ISsäbriger Kellner, der kurze Zeit Im dortige» Restaurant „Zur Burgaue" gedient hatte, erschossen. Er batte sich voll kommen nackt auögczoge» und riei noch zwei vorübrrwandernden HanbwrrkSburschen zu, ob sie nicht sebcn wollten, wie es aussieht. I wenn sich Einer erschießt. Ehe die Beiden nur daran denken konnten. cö wäre dein Mcnschen Ernst, krachte der Schuß und der Selbstmörder sank tobt zusammen. - Amtsgericht. Bei dem Gutsbesitzer Gustav Her« smaiin Klöbcr i» Altcoschütz diente bis vor Kurzem die N- lährige Dienstmagb Ida Bertha Hickmann uuv diese trat am Vormittag des 5. October so renttcnt gegen ihren Dtensi- hcrrn aus. daß K. in der Erregung dte Mistgabel einer neben ihm stehenden Magd ergriff und mit dem Stiele derselbe» dcr H. zwei nichts wcuiger als zarte Schräge über Rücken und Arm verletzte. Trotz seines hitzigen Zustandrö kam K. noch rechtzeitig zu der Erkenntnis«, daß es geeigneter sei, mit einem Pierdcstrang die Züchtigung iortzusetzcn und letzteres geschah auch in der nach drücklichsten Weise. Nach Tische ging daraus die Hickmann zorn entbrannt Ihrer Wege und schnurstracks zum »Arzt, aus besten Zeugnis« ersichtlich wurde, das« sich allerdings an den betroffenen Körpertbetlen einige blutunterlaufene Stellen beianden. Die dicke „Kleedagc" der H. hatte die Wirkung der Schläge beträcht lich gemildert und dieser Umstand konnte für den wegen Körper verletzung, verübt mit einem gefährlichen Instrumente, vor baö Schöffengericht unter Vorsitz deS Herrn Amtsrichter Schräg verwiesene» Angeklagten, nicht von ungünstigem Einfluß sein. Die Verletzte erklärte aut Vorhalt deö Herrn VertbeldtgerS, das« ihr an einer Bestrafung Kleber s nichts gelegen sei; diese Erklärung konnte jedoch auö gesetzlichen Gründen den Herrn AmtSanwalt Ur. Zaps nicht abhalten, den Strafantrag au, Grund von 8 223a ausrecht zu erhalten. Herr RecbtSanwalt Frenzel stellte ln erster Linie den Antrag auf Frei sprechung seines Klienten, indem er in diesem Falle nur eine einfache Körperverletzung iür erwiesen erachtete und ei» zur Bestratung ersorberlicber Strafantrag seitens der Ver letzten nicht vorlag. Redner nahm aus mehrere Präjudizien des ReichSgerichteö. sowie aus die Gesindeordnung Bezug, laut wei cher dem Dienstherr» daö Züchttgungorecht gegen die Dienstboten biö zu einem gewissen Gcabe zostebt. Für den Fall einer Ver- urtheilung bat der Hclr Dertbeldtgcr tn Rücksicht aus die durch die Renitenz der H. veranlaßten Gereiztheit Klöber'ö, von einer Getängnthstraie abzuscben und nur aui eine Geldstrafe zu er kennen. Im letzteren Sinne wurde K. mit 45 M. Strafe belegt. »n Dresden. 14. Novbr.. Mitt. 12 U.: 50 Lent.unterO. — Pariser Modenbrief vom 1'-'. November, tzla clierv «mi«1 Du wirft aus der Ad> «sie meine« Brieses: ü Uallame, Lla- ciamo vto. eto. herausfinden, daß wir glücklich i» die Rococozeil zurück- kommen. Di« Renaissance führt uns täglich weiter über ein Jahrhundert binweg. Nicht «liiem schönen launenhaften Weibe gleicht jetzt »och die Mode, sondern einer alten Großmama die in der tiefen, geheimnißvollen Trnh« beständig »ach alten Erinneningcn kramt und ans Tageslicht fördert, was ihr besonders lieb und werth ist unbekümmert ob es den «ilidenl und Enkeln gefällt. — Trotzdem ich bei weitem noch nicht ein« der elegantesten Frauen bin, so ist doch der Luxus für mich «in Lebens und BergnügungS-Elexir. Man rühmt mir originellen Geschmack und kluge Wahl nach Da» ist Biel und Nickst« zugleich, beim der Geschmack hörr ans eigenartig zu sein, sobald er sich aus fremde Folmen stützt — anichueu ist erlaubt. Wenn ich aber auch zu diesem Zwecke im Moben- lournal blättere und noch zwischen den Zeilen und Figurinen lese, pro- sttire ich nicht so viel, als mich rin Blick in einen besuchte» Salon oder aus die Promenade lehrt. Gestern machte ich eine» Spaziergang. Eine Engländerin vertraute mir einmal, daß nichts vortheilhaster aus Len Teint wirte als feuchte Morgenluft. In Rücksicht aus diese kosmetische Belehrung zog ich e« vor, die für die BvrmitlagStoiletle passendere Lapctte mit Schleier nicht zu nehmen, wohl aber einen grauen Ama- zonenhut mit langen Federn zu trage». Das sehr kleidsame und neueste Promenadenlostüm, da« ich Monster Aiphonse verdanke, ist aiis grauem englischen Samniet. Ans dem ersten Nocke sind anstatt der bisher üblichen BolantS oder Plissee« in einer Enlserming von io Eentimetcr, breite Streifen von Ätlas, reich mit Passemcntrie versehen, angebracht. Die Paletot-Taille läust in vier spitzen Theilen au«, die init Alias ein gefaßt und durch lange Quasten und Passemenlne abgeschlossen werden Eine Pelerine — wie die Aermei mit weißem Flanell abgesüttert - reicht bi» zur Taille und ist mit Atlas und Paffcmentrie geschmückt, ein ebenso praktisches als elegantes Schutzmittel gegen die Kälte Will man diese« Kostüm im Winter tragen, so müßte nicht nur der ganze Paletot warm gefüttert werden, es würde sich auch anstatt des angegebenen Be> satzes «ine Verzierung von grauem Pelz empfehlen. Den Damen, di« sich jetzt schon vor dem Winter und namentlich vor der den Ohren so unangenehmen EiSIust fürchten, will ich hier sogleich zur Beruhigung verrathen, daß r» in der nahen Saison sehr Ehic sein wird, Hauben von Pelz zu tragen, die weder plump anssehen, noch den Lnru» eine« eleganten Hutes verdrängen werden, da sie ihm äußerlich vollkommen gleiche» sollen. Da» Bewußtsein, schön und zweckmäßig gekleidet zu sein ist für die Beobachtungsgabe ein Treibhaus; mau bemerkt mit rapider Geschwindigkeit an Anderen den Ueterfluß. die Gleichheit, oder tun Mangel. Letzt« en nicht ohne da» Gefühl der Unbequemlichkeit, baS ja auch den Gourmand beschleicht, wenn er von der rcichbesetzlen Tasel ans den Bettler blickt. Der Wunsch, sich möglichst schnell von jedem un angenehmen Gedanken zu befreien, treibt zu W. hlthaten, oder zu Spötlenien. Wie gern häkle ich gestern meiner Spoillust - in diesem Falle nicht au« Mitleid - freien Lauf gelassen, wenn eine gleich gesinnte Seel« mit mir aus dem Boulevard du Tempi« gewesen wäre Dort promenirte ein« Dame, deren Devise „Gold" vom Kops bi» z»m Fuße laulcte Vielleicht baß Papa der mit charkleristischem pivil plat neben ihr llolzirte. die Höhe der Hot auSdtllcken wollte, sonst hätte er wohl eine solchen Luidarrns «1s kleluMS nicht quittiren lassen. Was meinst Du. w» cköre, wäre es übrigens nicht ganz zeitgemäß, wen» die Zahl der Tauseudsranesnotc», die eine Dame als Aussteuer und Nadelgeld erhält, aus den Paietotknöpsen oder den Besatzborden zu be rechnen wäre ? Da« erspart« manche» Mißverständniß. Wie oftmals schwärmte ein kiebeglühendcr Adonis für eine schlanke Taille und wenn ihm der Schwiegerpapa ei» ebensolche» Portefeuille in die Hand drückte, schlug der Geschmack nach „Koipulenz" um und die Illusionen gingen allseitig in einem Recheniehier in die Brüche. — Jene „Goldne" trug erstens Sammelsticscletlchkn mit goldgestickten Spitzen, dichten Gold- quasten und Metallabsähen. Der Fuß erschien jedeusall« breiter, als in knappe» Lacklederstiesclellen. Da» sußfreie Kleid von schwarzem, gold- bedrucktem Sammet — CarrSmustcr — zog da» Auge an, um e» im andern Moment beleidigend abzustoßen. Die Wirkung war «ine un ruhige und deshalb auch unsvmpalhische Um den Hais und die Aermel legte sich in Kragen- und Manschetteu-Form ein geflochtener Gdlddelah und auf dem gepuderten Haar thronte keck ein kleiner aus der einen Seite ausaeschlagener Hut mit Goldschnitten und Quaste» Denke Dir zu dieser Toilette noch einen kleinen Schirm mit langem Stock, den ein Goldknops abschließt, ein goldene« Riechfläschchen, da» die Dame an langer Kitte über die Scitenbabn der Robe hcrabfallen ließ, und Du hast ein Bild au» aller französischer Zeit. Ich mußte a» die Bilder dcr Madame Mainteuon, der MonikSpan und anderer geistreicher Frauen denken Wenn e» sich nicht bewahrheitet, daß große Charaktere, hervor ragend« Menschen, erst so Jahre nach ihrem Lobe geboren werden, so ist c« unbegreiflich, warum u»S jetzt s« viel« glänzende Schalen aus der Beraananihcit — aber eb-n nur Sibirien -- entacaciiqlänren. Welche Anmrilh und Lilbeubwittdigkcit gehört zu dcn gepuderten Löckchen, mit Wie viel Geschick muß die offene GeleUschastsrobe über dem gestickten Uutcrllcibe getragen werden! Jede Frau bildet sich ein, über die elementaren Bedingungen und Finessen d r Mode hin weg zu sein und verschmäht es, über die Wichtigkeit eine» eleganten Ganges und graziöser Bewegungen »achzndcnlen. Das Schteppklcid ver bietet ein hastiges FoMchreilen. ist cs aber nicht vermieden worden, so bars eine Dame l er Geicllschast die Richtung ihrer Ncbe nicht mit Lein Fuße korrigiren wellen. Für solche Frauen, die nicht gewohnt lind, tätlich in langen Kleidern zu gehen, ist es geboten die Bahnen der Schleppe — abgesehen von den ohnehin schon üblichen Gazc-BrlaiitS — durch seine lange Flschbeiustäbe zu stützen; diese Vorkehrung verhindert einen Um schlag. der dem Revers der Medaille nicht immer günstig ist. Tie Kunst, eine Toilette in da« vorlheithaslrste Licht zu bringen ohne die Absicht merken zu lassen, hängt viel von der Umgebung ab. Wie gelallt cs Dir, eine Dame in der Tracht dcr Madame Pompavcnr an der Seile eines Herrn im modernen l'ttiellschaftsanznge und Lhünderbut zu sehen ? Sollte nicht auch die Männerwelt sich eine malerische Tracht zueigue»? Aber da» sei nur ganz «ZU PllLdLuk erwähnt, ich möchte mich nicht etwa in einen Streit eiulassen aus dem die liebe alle Gewohnheit und vor allen Dingen die Bequemlichkeit als Sieger hcrvor^ehen würden. — Gestern Abend war ich zum Thee bei der Baronin st. Es waren nur Damen geladen und ich habe mich außer den Momenten, wo die virreiurgu» LerrmisIvlE ausgeichlageir wurde, entsetzlich gclangweill. Schade, das« durch die Abwesenheit der Männer sich der weibliche Esprit deeouragirt suhlt. Allerlei Handarbeileu. von denen ich wenig verstehe, waren zürn Aussüllen der Rcdepausen ganz willkommen. Stickereien — auch in Rococosonn — spielten die Hauptrolle. Ein Kijseubezuz von feinem braunen Tuch mit erhabenen Epheublättcrn von grüner Seide und Chenille sah allerliebst ans. Blumen aus sehr schwachem Silbcrdrah' und offener Seide herzustellen, schien seh-r mühsam zu sein; dieselben werden jedoch mit einer srisirten Sstitzeuschleise Verbünde» und als Brosche getragen und bilden ein« Ncuvcaute. Die fleißigen Damen trugen alle über den meist einfachen Nnben TablierS von schwarzer Seide mit breiten gestickten Kanten; diese ..Guwchcn Schürze!," haben eine in der Taille gerade, faltenlose Form. Wie kommt die edle antike Linie zu all' den Puffen und Rüschen der Kleider? Sollte sie der Vorbote des idealen Gewandes sei», dann wehe den armen Gestalten, denen die jetzige Mode tausend Hilssnuttel an die Hand giebt um Da« zu ersetzen, was ihnen di« 'Natur versagte, sie würden eine traurige Nolle spielen. Da« Kleid, das ich gestern Abeud zu diesem weiblichen Thee heraussuchen ließ, soll sehr hübsch von mir getragen worden sein. Es war allerdrugS nur von schwarzem Cachcmire. Der Rock hatte über einer fächerartigen Faltcngarnilur eine Guirland« großer Weinbtätter auö geschliffenen Per len. einen schräg gelegten Shawl. der auf der Schleppe zu einer breiten Draperie wurde und mit Perleufransen endigte. Die Taille war latz. förmig, di« Aermel in gleicher Form mit diesen Perlenblättern verzier!. Um den Hals trug ich ei» Collier von kieiueu Wcinblälteru. Bouton« und Nadet» von deinselben Genre sollen meine»« Kopse «inen wchmülhi- gcn Ausdruck verliehen haben, wie mir eine alte Dame in Verzweiflung über da« harte Mandelgebäck, den Mörder aller künstlichen Gebisse, me lancholisch zuflüsterte. Um meine Langeweile, da« in Gesellschaft so fatale Gähnen, zu unterdrücken, schlug ich vor zu iiiusicircn. zu singen. Tn hättest die verschiedenen Ausflüchte hören müssen, e« war zum Todlachen ! Die tzine fühlte sich nicht disponirt, weil sie - Gelt weiß wann -- EiSerem« gegessen hatte; die Andere wußte nichts „auswendig" ; die Dritte tonnte bei Licht keine Noten lesen :r. re Als sich aber schließlich nach heiliger Debatte Diejenige, die sich am meisten gesträubt hatte, an den Flügel setzte, wollte, wie immer bei solchen heuchlerischen Klavier- Hyäne», da» Geklimper kein Ende nehmen. Auch die arme, fellumwobene Stimme wurde zu Bravourstückchen gereizt und gab ihre Unzusriedeuheit durch empfindliche Dissonanzen zu erkennen. Horaz sagi: „Es ist ein eignes Laster aller Sänger, Daß sie ersucht sich unter Freunden hören Zu lassen, immer keine Stimme habe»; Hingegen, wenn kein Mensch sic hören mag, De« Singen« gar nicht müde werden können." Auch hier wurde dcr Gesang eine Qual. Es blieb mir nichts Ari dere« übrig, als ein Mittel anzuwenden, da« ich schon ost erprobte, wenn mir die Unterhaltung mißfiel und ich mich dcr Situation bemcislern wollte. Ich sage dann sehr laut und langsam: „Wissen Sie denn schon u. s. w." Die vier Ansangsworte genügen, um eine Daincngcsellschast zum augenblicklichen Schweigen zu bringen, die Ausmerksamkeil nur aus die erwartete Neuigkeit zu lenken. Auch diesmal gelang der kleine 6oup ct'smi außerordentlich, aber die Enttäuschung, die sich aus allen Gesichtern ausdrückte, als ich nach dem verheißungsvollen Anfang in eine längst bekannte TageSgeschichte überging, wäre ein Sujet für Mucaczi. den geistreichen Genremaler, der als simpler Tischlerlehrling seine Kunst zuerst an den Holzscdreinen der ungarischen Bauern versuchte und jetzt aus der Höhe de» Ruhmes steht. Wer Geschick und Muth ha;, mach' cs ihm nach. — Mit tausend Grüßen Deine ?. v. 0. Aeirtlletov. -1- ». Moser.Scböritbcin'S „Krieg >m Frieden" hckt aus unserer Neustätzter Bsivnc a»> Sonnabend seine» Einzug gehal ten. Damit nimmt hie Kriklk von dickem Theater kllr etwa 15 biS 20 Vorstellungen Abschied, denn diese Zahl von Wieder holungen wird daS lustige Stück bei stets volle» Häusern ganz bestimmt erzielen. Der Ertolg war am ersten Abend genau wie «n Berlin unb LelvOg, man kam aus dem heitersten Lacveu gar nicht heraus und durch nichts, waS an Posse oder Unanfländigkrll stresst, ist diese prächtige Wirkung erzielt, sondern durch ein ganz simples, taff schmuckimcö Spiegelbild de« wirklichen Lebens, in welchem Jeder Figuren antrifft, denen er schon begegnet zu sein glaubt. Manöver — Einquartierung — junge Mädchen — cour- macheiideOtflziere - besorgteEltern - hetrathSspekullrente Müt ter - zurückgcictzte Elviltsien : daS ist das Rezept der Mischung un? kein Skeptizismus, keine Hvpochondre. keine literatur besorgte Wsirbe ftnm an dem harmlos komischen Spiel etwas mäkeln, ohne lächerlich zu werden. Die Technik des sccnischcn Baues vorzüglich, ist sogar lehrreich geschickt, aller Ballast vcr- micden. Die Cbaraktertstti ist bvchgelungen, der Dialog in beste rem Deutsch geschrieben, als man «eit lange gewöhnt ist, die Wirkungen meist zum Kranklachen — wie man zu sagen pflegt. Also werden wir nicht- vom Inhalt erzählen, sondern annchmcn. Vast Groß und Klein, Alt unb Jung, Elvii und Militär idaa noch nirgend so ieinsübltg charaktcrisirk wurde) in de» Heiterkeit- quell aut dem Albertplatze pilgern und einige frohe Stunden lachen werten. Die Aufführung reibt sich ten besseren an, die man gesehen. Voran wäre dcr vornehm unk liebenswürdig gebastene Ulaiien- adlutant deS Hern« Richclsen zu nennen, der diese wichtige Rolle ungemein zart auffaßt. Herr Bauer gab den Infankericlcutnant nicht so verlege» unb ttcfempfinbiam. wie inan tim anbcronö acsröen. Aber leine Leistung ist deshalb rock, prächtig gelungen. In einzelnen Zügen meisterhaft komisch. Wohl noch nie ist dieser beliebte Schauspieler stürmisch avplaudirt worden, ebe er anbcrß alS »nr mit der Kehrseite vor das Publikum trat. Aber wirklich, seine Attitüden vor dem Spiegel im Hinlergrund waren wunderbar aelimae». Herr Iaffö griff den i'mmerhhi heM-ne"
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