Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 28.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188002282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-28
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.02.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
25. 1880.Witterungsaussichten: Unbeständig, noch etwas windig, wenig über Null. DVtAötll. TlUlUllötNÄ, 28. AtöVUÜl. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berit n. 27. Februar. Reichstag. Auf die Inter pellation Ber»utb'S. betreffend die Vorlegung des Gcsetzentwuris »der die Regelung der Ansprache der Hinterbliebenen vonRethö- beamten. erklärt Staatssekretär Scholz. eö sei ein neuer Gcsctz- cniwurs anögcalbeitct, der zunahsi sich aut die Angehörigen dcö Heeres und der Marine nicht beziehe, von den übrige» »ltessocts aber befriedigt ausgenommen wurde. Ei» Entwurf der Einzel- »aalen liege vor und werde dem Reichstage zur Begutachtung tm Lauic der Session zugehcn. Aus die Interpellation Ltumni'ö, betreffend die Alreröverwrgurigö-Jnvallbenkassen iürFabrikarbeitcr. erwicderte Nlinister Hoimann, er gedenke, arbcitgunfäbig gewor dene Arbeiter nicht der Armenpflege anheim fallen zu lasse», sondern durch die Geietzgedung für dieselben zu sorgen. Die Durchisshrung aber sei schwierig. Die Reichsregierung habe unter Darlegung der Hauptgcsichtspunkte die Aeußerungen der Einzel- rcgierungen nachgcsucht, von den größeren Einzclstaaten fehlten dieselbe» noch und deshalb sei eS icht nicht möglich, ein zusann menhängenbcS Bild der verschiedenen Anschauungen geben zu könne», auch nicht möglich, der gegenwärtigen Reichötagoscsslon eine dahingehende Borlage zu bringen. Berlin. 27. Februar. Die deutsche Reichöpartei beschloß zu dem Antrag Hänel, betreffend die Vorlegung des offiziellen Berichts über den Untergang des „Grosser Kurfürst", Uebergang zur einfachen ragesordnung zu beantragen. Berlin. 27. Februar. Wie die „Post" hört, sei seht de finitiv beschlossen, taff Fürst Hohenlohe zunächst iür die nächsten sechs Monate die Geschälte eines Staatssekretärs des Auswärtigen übernehmen werde. Dresden, 28. Februar. - Nachdem es während der lebten Tage bei wesentlich er niedrigter Temperatur in der Provinz wiederholt geschneit hat, ist in vorvergangcucr Stacht und gestern auch im Dresdner Elbthal etwas Schnee gefallen. — Die diesjährige Musteru n g findet nunmehr statt: den 20. und 2t.März in Tharandt, den I., 2., 2. April in Döhlen, den 5. daselbst Loosung; den >»., 7. April in Radeberg, den 8., lo., l2. bis mit 17. in Dresden, den 20. ebendas Loosung. Den 21. April beginnt die Musterung für den Stadtbcz. Dresden. - In den Sälen der Flora herrscht für die mit heute be ginnende Ausstellung beS Vereins zur Beförderung derGe- slüael unv Kaniuche >i - Zucht ein rcgeS Leben. Schönes Geflügel wird als Post- und Bahnsracbt auögcpackt und sich die vom Transport gebrückten Febern pichend, zeigen sich die Taube», Pärchen nun stolz den Beschauern. Die Ausstellung ist insofern praktisch, als gerade lebt die Leg-, Brüt- und Brutzeit begonnen hat uno die Tvlrre somit den Besuchern in ihrer Bollrutwickelunz gezeigt weiden. — Bei der gestern stattgesundenen Prä mitrung in der Geflügel, und Kaninchen-Ausstellung «Ostra-Alice tm Garten der Flora» wurden für Hühner, Gänse uno Ente» io erste, >5 zweite Prelle und rin Evrendiplom des landwirthschaitliche» Kreisvereinö zu Dresden sür rationelle Zucht, für Taube» >5 erste und 30 zweite Preise, iür Kaninchen ein erster. 5 zweite Preise und ein Diplom des lanbwirthichastlichen Kreisvereinö iür rationelle Zucht, «ür Geräthschatte» ein erster und 2 zweite Prelle durch die Preisrichter zur Bertdcilung gebracht. Welcher Buntjcheckigkeit des MünzensvstcINö durch die neue Münzgeictzgebung des Deutschen Reichs ein Ende gemacht worden, ist aus der dem Reichstage vom Reichskanzler vorgelcgten Denkschrift über die Ausführung der Münzgeictzgebung zu erleben. Da gab es zunächst an Landesitlbermünzen tn Deutschland Tbaler undzwarZweithalcrttücke.TbalerauörenJabren 175«»- 1811,. ans den Jahren 1817-1822, aus den Jahre» 1822 bis 185«'» und von 1857 ab; ferner an Münzen der Thalerwäbr- ung 2,.i, i/z, >/4, >/«, >/,, >/>2, >/->„, >/«a Tbalerstücke; ferner V, Tbalerstücke Anöbach-Bayreuthcr Gepräges, '/>» Thaler- stücke haniiövcrschen und braunschweigiich-lüncburgischcn Geprä ges. sowie an iin Wcrthe herabgesetzten Stücken und zwar Tbalerstücke tzu 6 Sgr.s, '/ Thalerstücke «zu 2 Sgr.»; an Mün zen der süddeutschen Guldenwährung 2 Gilldenstücke, 1 Gulden- stücke, Gulbenffücke. 20 Krcuzcrstücke, >5,6. 2 und l Kreuzcr- stückc; «ernei badische IO» und 10 Kreuzcrstücke, Kronenthalcr, ConventionSmünzcn des 20 Guldentuffcö; an Silbermünzc» kur- sürstltch und königlich sächsischen Gepräges '/>«, '/>d, Tbalerstücke. Achtpienniger. Dreier. Einplenniger; an Lilbcr- münzen schieSwig-holstcinlschen Geprägeö '/,» '/», '/«^, >/s« Specicöthaler, ZweisechSlingstücke; an ältere» Siibcrmünzen han- növersaen Geprägeö nasseneindrittel- uno Zweidlitkelltücke; a» Münzen mecklenburgischer Währung 2 und 1 Marlitücle. 12, 8, 1. 2. l, ' Sa'illtngstücke; an Münzen hamvurgticher Cou rantwährung 2 und I Markstücke, 8. 4, 2, 1, >/, und Schil lingstücke; an Münzen lübeckiicher Wäbrung 3, 2 und l Mark stücke. 8, 4, 2 und > Lchilltnastücke. wäbrend an Landeökuplcr« münzen eristirlen tn der Thalerwährung 4, 2, 2 und l P'ennig- slücke. beistiche 8. 6, 4 und 2 Heucrstücke, preuffisch-poiciische 2 Kupfergrvichen «zu 6 preuff. Pfennigen» und l Kuvlcrgroichcn «zu 2 Pt.», «erner kurfürstlich und königlich sächsische 5. 2, 2. 1'/» und > Plennigstücke, hannöversche 2 und l Psennlgstücke, tn süd deutscher Währung l, >/, uno v« Krcuzcrstücke. in mecklenburgi scher Währung 5. 2. 2, 1'/, und l Plcnntgsiücke. Gegenüber der Beseitigung einer so laminervoUen Zerrissenheit aus dem Gebiete dcö Mtinzwekenö können eS nur sonderbare Schwärmer sein, welche fl» noch nicht mit der neuen deutschen Münzgcsetzgcbung zu betreunden vermöaen. - Das war eine sonderbare Borstellung, die vorgestrige im CtrcuS Herzog! Nicht das» sie in tnren Produktionen mangelhaft gewesen wäre. Im Gegenthell, Alles ging bciuant. die Reiterinnen, Re tcr und Ghmnanikcr entfalteten ihre vorzügliche Tbäligkeii mit einer blnrelsienbcn Kühnheit. Aber - eö teblte an Musik! Dieieö belebende Element, diese so nöthlge harmo nische Verschönerung der kühnen Künste muffte - wegen Borbe- reitung au« den Bußtag weglailcn und selbst das drollige Ge plauder der CtownS sollte schweigen. Die lustigen Herren brach ten s zum Bedauern dcS Publikums auch über sich, biö aus Herrn Pool! Dieser witzige Kops, besten prächtige Einfälle und an. geborene Komik gewiß schon vollwichtigen Hypochondern ein Lachen auSgepreht bat. konnte nicht schweigen; er witzelte «n drol liger. barmloier Weile über die abwcjende Kapelle, über die tbm von den Stallmeistern mchttach gewordenen Aufforderungen zum Schweigen u. s. w. Endlich erregte er mit einer satyrtschen Be merkung. die den Nagel köstlich au' den Kopi trat, einen gar nicht endenwollenden Sturm von Bestall. Fräul. Therese Stark ritt eben und zwar brhlant; das Publikum avplaubirte außervrdent- lich, da meinte Pool mit einer fidel velschmitzten Miene: „Na seb'n ie — bei uns geht die Vorstellung ohne Musik noch recht gut, aber die armen Menschen heute Im Ho>tbec»er, - wie denen wohl der Lobengrin ohne Musik schmecken wirb!" Wie gesagt — An Sturm von Zustimmung! Irvrrmann fühlt eben das uube- gretfiich Jnconsegue»«^ der blcobezüglichen Lage der Dinge. Mannütclbt darf seine ernste, würdige Musik nicht hören lassen — aber im Hoithearer Ist Lohengcin; tm Circus dart man reiten, springcn. tanzen aber die barmloicstc Kunst, bie Musik, muff schweigen; der Blctoria-Salon «der doch auch nichts llcblcreo bietet» muff ganz schließen, gleichzeitig darf aber im Residenztvcatcr eine komische Oper — natürlich mit Musik von Stapel lausen! — „Erkläret mir, Oerinvur, diesen Zwic spalt der Natur!" Dem schlichten Beistände tst das zu dunkel. Schliesslich iällt unö noch ein Bodensiebt'icherBcrö ein, der viel leicht nicht ganz unpassend ist: „Alles bei» gemeinen Verstände Unverständliche hat seinen Urguell im - Unverstand!" — Er liebte sie, sie liebte ibn. Ihre Eltern wussten nichts davon, sie ahnten »nr. Neulich standen sie tu der HauS- thüre und plauderten: Liebenden gebt nie der CbnveriationSstoff auS. A» der Hausflur war eS kalt und das Pärchen klapperte. Da schlug sie ihm vor, mit hinaus zu steigen i»S Stübchen der Großmutter, bie auögcgangcn sei und wohl nicht so bald wieder konimen werde. Gesagt, getban. Oben wurde genilithlich weiter geplaudert; ob sich ivre Lippen dabei mehr zu nahe gekommen, alS iuit »otbwendig, sei unerörtcrt. Plötzlich dort man aus dem Corribor r ritte — die Großmutter kommt! Indes, die Frauen sind schlau. wen» sichö i»n Hcrzenoangelegcnbeltcn und daraus resuitircnden Verlegenheiten handelt. Schnell untcr'S Sopva! raunt sie bei» Geliebten zu. Der thut wie ihm gcbeiffen und dag Jungiräulcin steckt eine mög- ltchst unbcsangene Miene aus, mit tcr eS ans tcr Stube oinausspazirt- Großmutter, ahnungslos wie sie ist. macht sicb'S behaglich und jucht ihre Bärlatschen unter dem Sopha. Den einen findet sie. aber vergebens krabscht sie »ach vcm anderen; der liebende Jüngling hatte ihn mit hintergeichoben. Nun nlmini die alte Frau die Lampe und leucht-t uiitcrS Sopha. Entsetze» eriafft sie i Darunter liegt ei» iremder Kerl mit grobem Barte. Diebe, Näuver, Mörder! schreit die Großmutter und alarmirt durch ihre Schreckenorufe das ganze Haus. Alles läuft herbei, auch die Eltern des Mädchens und dicscö selbst. Der junge Man» kriecht langsam hervor, bas Mädchen tänt tn Ohnmacht. Inzwischen kommt die Polizei, welche den vermeintlichen Dieb settnimint und in Nummer Sicher »nterbringt. Im Bcrbör stellte sich der wahre Lachverhalt heraus und die Berwickelung löste sich. Der letzte Akt, bie Berlobung, dürste sich recht bald genug vollziehen. — Mit den durikeliarbigeir Töchtern Indiens ist nicht zu spaßen, davon ward am Mittwoch »Abend aus her Wastenhauö- straßc ein Soldat recht empfindlich überzeugt. Als nach tcr BorsteUung im Victoria-Salon Miß Betty BowS »ii> ihrcr Kollegin Miß Dima Uschubby aus die Straße traten, kamen einige, vielleicht angeheiterte Soldaten vorbei und einer uuiiaßtr sofort ungentrt Miß Bowö und warb äußerst zudringlich. AIS die Indicrin dies sab und ihre Freundin anffchreien hörte, gerietst sic ioiort in solchen Zorn, daß sie den Mann von hinten faßte, sich förmlich l» sein Genick verbiß und mit den Fäuste» einigc kräftige Wirbel aus seinem Kopte schlug. Wenn das auch nich: als Muster weiblicher Sitte gellen kann, so ist doch eine solche unerschrockene Belhätigung der Freundschaft mituntcr recht gut. — Leipzig, 26. Februar. Aul Antrag der Krelöhaupt- mannschast hat das Handelsgericht der GenoffenschailSbuchdruckerei. welche nicht nach dem Reicho-Geno»senschastsgesetz. sondern nach dem Sächsischen Gesetz über die iurittischen Personen eingetragen ist, die Rechte ciner juristischen Perlen entzogen. Der Antrag war daintt »wltvlrt, daß die genannte Druckerei seit ihrer Be gründung bis beutigcn TaaS sich vorzugsweise mit der Herstellung sozialdemokratischer Preßerzcugnissc bciaßt habe. S'e wirb Vahe, wohl in Privatbänbe übergeben. Auch die Bereinddruckcrel, eben falls eine ActiengeicUschast, ist aus geschäftlichen Rücksichten zur Liquidation zu schreiten genöthigt gewesen, soll aber setzt noch einen Käuier gesunden haben. Die Arnienaiistalt. welche in den letzten Jahren mit einem fortdauernden Defizit gewirthichaste' hat, weil die Ansprüche an sic in viel höherem Maße gestiegen find, als die freiwilligen Beiträge der Bürgerschaft sür sie, soll in diesem Jahre am die Gemcindevcrwattnng übernommen werten. CS bleibt nichiö übrig, als von dem Prinzip der Freiwilligkeit abzugeste» und auf eine Armcnsteucr zuzukommen. Staunens werlh ist freilich vielfach die Geringfügigkeit dessen, waS notorisch wovlhabcndc Leute als tbrcn freiwilligen Beitrag für die Armen- anstalt zeitstcr gezeichnet baden. Die Armcnsteuer wird Biele ganz anders treffen. - Die Iurtstensacuttät feiert nächsten Sonn tag ln der Aula der Universität daS Gedächtnis, Ibrcö im vorigen Monat Hingeschiedene» Ordinarius, dcö Geh. R. Wächter, und Tagü darnach die Poliklinik Ibr üOjährigcS Bestehen durch eine Festrede dcö Pros. Benno Schmidt. - Aus einer Vergleichung der Iabietzberichte der beiden Vereine, welche nach Unterdrückung dcö „ArbcllcrvildungöverctnS' zur „Ausfüllung der entstandenen Lücke" gegründet worden, deS „BolksveretnS" und dcö „Fortbil- dungSvcreinS sür Arbeiter" geht hervor, baff beide Vereine in den Unlerrichtszweigcn vollständig zuiaminenireffen, baß der Volks- Verein zwar viel medr Mitglieder zävlt «durchschnittlich 807»,Fis der Forlbtibun«Soere1» «222», auch viel höhere Einnahmen erAelt bat <l2,6«>4 M.» alS dieser l22S0 M.», aber sich auch der Unter stützung bei Büigerschait mit baarenBeiträgen «über l IMO» und vieler Proiesforcn mir vopulär-wissenichaitlicchen Vorträgen erireut, während der Bo köverein Allcö aus eigener Kraft geleistet hat. und wie viel er auch bei hervorragenden Pfännern aller Parteien um einen Vortrag angeklopft hat, ohne Unterstützung gelassen worden ist und es dennoch cbcn'allS bis zu 22 belehrenden Vor trägen gebracht bat. An der Seihe dcö Volkövcrcliis steht der ProiefforWach, an der deS FortbildliiigsvercinS der Rechtsanwalt Frcyiag. Plan hat deöba b den letzteren Verein a>S einen „Pro paganda-Herd tcr Sozialisten" verdächtigen wollen, aber nicht einmal bei der Kreitzhauptmannschait damit Anklang gesunden. Freytag versichert i» seinem Jahresbericht, daß der Verein einzig und allein cine Bildiinaöstätte für Arbeiter am „neutralem" Boden sein wolle und nicht blos nach einem Statut, sondern auch in der Tbat und Wahrbcst die Verfolgung „politischer und religiöser Zwecke legend welcher Art" unbedingt auö»chlleße. — DieFrechbeit derBettler grenzt doch bald ans Unglaubliche. Kommt am vorigen Mittwoch tn Lichtenbrrg bct Radcberg ein solcher ln einen Bauerhof und „spricht daielbst an"; als er iedoch nichts empfängt, spricht ergänz einfach, daö schadete nichts, er würbe seiner des Bauern - wegen nicht verhungern, da fiele er eben Leute auf der Straße an und Ihn den Bauer werde er mit Feuer straien, da werde eS schon Herberge, Esten u. s. w. gebe». Bei einem Häusler desselben Dorfes, wo er edem'altS resultatlos gebettelt, bat er einige Fenster clngewor'en und ist wobl da«ür mit einer gehörigen Tracht Prügel belohnt worden, denn nunmehr liegt er, wen» eS nicht Simulation ist, i In Lichtenbrrg krank darnieder. Warum der betr. Bauer, dem doch lebeiisaNS Knechte rc. zur Veriügung stehen, diesen ge-i meinge'äbriicheii rohen Menschen nicht zur Arrctur gebracht» ,ist unerttnbttch. i — In Oybin bei Zittau erhängte sich dieser Tage der! Gartenbesitzer und Maurer Wilhelm Zeißig, nicht Liebig, wie ursprünglich berichtet ward. — Allö Zwickau wirb gemeldet, daß am 25. dö. Abends die verchcl. Hän»el inLößnitz criiwrdet worden ist. Der Ehemann der Ernwrdctcn soll cingczvgc» worden sein. — In WermSdorf erbing sich am 26. döi früh eine in den 2<>cr Jahren stehende ledige Frauensperson infolge von Geistesstörung. - I» der Nacht zum 26. dö. entstand In einem der Gebäude der chemischen Fabrik von I. E. Dcvrient zu Zwietau Feuer, weiches zum Glück noch rechtzeitig unterdrückt wurde, c»e eo eine» naben Nicderlagöramn erfaßt batte, in dem größere Quantitäten Spiritus lagerten. — Amlögericht «Vorsitzender HcrrAmiörichtervr.Thostj. Man wird eö sehr begreiflich finden, daß der Vater einer jungen, im bclrathssählgen Alter stehenden Dame von makellosem »«nie. sobald ihm Gerüchte bekannt werden, welche die Tugendhaftigkeit und Unschuld seiner Tochter in Frage zu stellen geeignet sind, aui energische Weise vorgebt, um den Urbedcr des Gerüchtes zur Recbenschait zu ziehen. Im vorliegenden Falle lag ein Stlaiciii- trag vor, wonach eine Frau vcrcbel. Thiemlg in Bezug aus die einige Zeit von zu Hause abwesend gewesene Tochter es Klägers Hermann Harz geäußert haben soll, die selbe habe sich von zu Hause entfernt, um ihre Nieder- kiinff abzuwartcn und habe sern vom elterlichen Hause außerehelich geboren. Wie jedoch aus der Beweioaumahme hec- > orglng, war der Inhalt dctz schließlich von einem jungen Mmm oer Stiefschwester dcö Fräulein Harz eolportirten Gerüchtes ein ganz harmloser, und wesentlich von dem incrimirtc» Wortlaut verschieden, wenn auch die in der Sache vernommene» Zeugen zugaben, daß die in der Tbat gefallenen Aeußerungc» dem Sinne nach mit dem Inhalte der Anklageschrfft in Einklang gebracht werden könnten. Da war denn unter Anderem davon gesprochen worden, bah Fräulein H. ein Berhältniß mit einem Ver walter gehabt und dann Jahre iortgewesen sei. recht leitend auöiehe, inan wisse nicht warum, und war Alles >ui die angebliche unglückliche Liebe geschoben u. s. w, aber von einer direkten Aeußerung, wie sie der Klage zu Grunde tag, war nirgends die Rede gewesen. Die verklagte Frau Thiemig stellte schon in der Voruntersuchung entschieden in Abrede, sich >n irgend einer zweideutigen Weise ausgesprochen zu haben. Herr Rciercntar Do. Thürmer. der Vertreter des »Anklägers, wies uu, die Gründe bin, die seiner Uebcrzeugung nach, wenn auch in etwas anderer, aber keineswegs mißzuveritehenber Form de» In halt der Anklage bestätigten und beantragte, da sonach mit der Ebre elneö völlig unbescholtenen Mädchen- tm bciratbösäbigen Alter in frivolster Weise gespielt worden sei, Zuerkennung einer Geiängnißstrafe. Ganz entgegengesetzter »Ansicht war der Verthcidtger der Privatangeklagten. Herr Nechtöanwalt Richard Schanz. Der Herr Redner anerkannte dle Gestible eines .'-aterö, dessen Kind an der Ehre beleidigt worden iei, in vollem Umfange, »and aber im vorliegenden Falle keinen Deut vo» der 'Anklage erwiesen und plaidirte daher sür die Freisprechung seiner Clicntin. Die vortreffliche VertheidigungSsaat fiel aus einen fruchtbaren Boten, denn das Schöffengericht sprach im Sinne der Ausführungen des Herrn RcchtSanwaltco die Privatangeklagtc straf-unb kostenfrei, während dem Klager bieKosten aufgebürdet wurden. Bertha verehei. Seitert t» Niedersedlitz äußerte A»- >ang Oktober zu zwei Nachbarinnen, die Frau Schlcnkrtch'en sei kürzlich mit 15 Mk. Straie belegt worden, weil sie vor ihr, der -eifert, aus der Straße auögespuckt habe. Da nun eine Be strafung der Frau Schlenkrich gar nicht erfolgt war. stellte deren Ehemann wegen verleumderischer Beleidigung Strafantrag und bie Seitert gab auch so'ort zu. baß sie die Unwahrheit wenig stens insofern, als sic von einer Bestrafung gesprochen, gesagt habe. Freilich hatte die Privatangeklagtc sich schon etwas hart näckig gezeigt, als sie vor Kurzem bei dem Friedensrichter ver weigerte, gegen Zurücknahme deSStraiantrags seitens Schienkrich'S eine Ehrenerklärung ie. zu geben. Der Herr Vorsitzende schlug im VerhantlungStermin abermals einen Vergleich vor, bie Frau Seiiert besann sich aber sehr lange, und alö sie schließlich ihr mitonwesendco Männchen mit den Worten: „Nu, woll'mer uns denn vergleichen?" trug, war es bereits zu spät. Der Vertreter beS Klägers, Herr ReästSanwalt Fränzel. beantragte elne mög lichst empfindliche Bestrafung der Seifert aui Grund von K l87 beS R.-Str.-G.-B. unb hiernach erkannte daS Schöffengericht unter Annahme milternder Umstände aus 30 Mk. Geldstrafe ev. 6 Tage Halt und Zahlung der Koitem - Witterungv-iveodaktituria am 27. Februar» Mitk. 12 U. Barometerstand n. Oöcar Bösolt «Wallstr. IS»: 753 Millimeter «seit gestern 2 Mm. gefallen). - In Aussicht: Wind. — Lhermometrograph n. Rcaumur: 4" W. — Differenz v. gestern zu heilte 7"; - ntedr. Temp. Nullp.. - bbhste Temp. 7 W.— Die Schlofftburmfadnr zeigte West-Wind. Himmel: wolkig. -«Idböde «n Dresden. 27.Febr.. Mitt.: i>8 «ent. über0. Taae-aesLtchte. Oesterreich. In Salzburg brach tm dichtbevölkertsten Stadtviertel, in der Getreidcgasse beim Kaufmann Schwarzen- berger, wieder ein Brand auö, der zwar infolge angestrengter Thatigkeit der Feuerwehr aus daö Hauö selbst beschränkt blieb, aber leider fünf Menschenleben zum Opfer forderte. Ein Post beamter mit Frau und Kind fand im Wohnzimmer seinen Tod; ein Schuhmacher wurde auf der Treppe tödt gefunden; endlich verbrannte eine Köchin. Die Aufregung über diese Katastrophe Ist eine um so größere, atö auch In zwei Nachbarorten in der Naht vom 24. unb 25. d. mehrere Bauernhäuser abbrannten. Frankreich. Paris, 26. Februar. Labishe, Larime, Du- camp sind zu Mitgliedern der Akademie gewählt worben. — Aus Rcgicriingokrciicn wird bestätigt, daß der russische Bot schafter. Fürst Orloff, gestern die Schriftstücke überreicht hat. welche die Identität und bie Schuld dcö verhafteten russischen Unterthanen Hartmann darthun und daß der Iustizministcr vom Kabinet beauftragt worden ist, einen Bericht über die Frage zu erstatten. Rußland. KonferenzderRussischen Botschaf ter. Fürst Orloff. der russische Botschafter tn Paris, hatte am Dienstag eine längere Unterredung mit dem Präsidenten der französischen »Republik, Herrn Grcvy. wegen der Auslieferung beS in Paris verhafteten und am Moskauer Attentat angeblich dctbciligten Hartmann, alias Mayer. Die Unterredung verlief ohne eine bestimmte Zusage Seiten dcS Herrn Grcvy. DicS ist die Veranlassung, daß Fürst Orloff leine Abreise von Paris ver zögert hat und erst gegen Ende der Woche in Berlin eintrifft. Sämintliche russische Botschafter und Gesandten an europäischen Höfen haben Ordre erbitten, im Laufe kurzer Zeit sich in Pe- ! tersburg zum Zwecke einer gemeinsamen Konferenz einzufinden. Petersburg. 26, Februar. Ein vom 24. datirter, heule > veröffentlichter kaiserlicher Ukas an den tlriglrenken Senat be- i sagt: Fest entschlossen, den tn der letzten Zelt sich unaushöritch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite