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Dresdner Nachrichten : 29.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188005295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-29
- Monat1880-05
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 29.05.1880
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VrvsSvv, 1880. itirttljiihrUq »rk L<i Pf,,., durch »l« Po,» »r« 7» V^«^»Ul,il. «um«. A»fl«d» 380l!l) rie«»l. lStzäS«,».«» fich itk «,d» «lch» „rdlndllch. «- «,»m, »u»«Irt»> ».»«,!»» «» Ho». «u». »>«». L»I»,»ch S-Iel, Jr«-I,urta.«.-«»». > «erlin, Li«»»«-, rulru. W» » «erlin, Liiptia, »u«» i»»«»», Franifurt «.Ik., Mü« L«»»«ch »». i» Iran Mir« ch«. — «ureour d- vullt,» 0V«.»« Virt«. igeSkatt für WokM. iilntrrhaltoug, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Fremdenlistk. 25. FsLrxkLx. Siilrr,«, «rrde» MaNe««n»e» I» kt» liddch » Udr »n«„>»m«e». «onn»>,«dl»MtiIa,»I»i>»r I, Aeuiladt nur n» Liocheninnrn: ,r. »Iniier-alieNr.übiiNnchm.kUdr. — Der Raum einer cinipnlltae« «eliltetlk l,i,elILVI,e «tmaklan»« di« Zeile !l» Pfge. »in« «»ranne »Ur da» «»chtz. «»»>»» itrlchetnen der 2»l«r,t« »trd «ichi ,»»rdrn. LuiwLrttge Anncnc«n»?lullrlige v»n und unbekniiulc» ginnen und Perloncn infertren wir nur »egen «rü»umtra„»«-»sal,lu»n durch «riefmorle» oder Po,ic>u.d»i!un«. Acht bilde» ioUen lö >piar. In lernte für die Monte,o Nununee »d«r »ach einem geUiagc die Pclil, tiil« r» ijijke. gen strafbar, nicht vor , , streng gegen die Rechte, vone aber die Linke. ' ^ ' sein Bedauern auvzudrücken. baß die Negierung kein Bertrauen «aeri-u dem gesunden Sinn der Pariser habe. Die Regierung ver. i die > langt die einsache Tagesordnung, welche die Kammer mit tz man die verhafteten, wenn Kundgebung den Richter stelle. Die Regiernng sei st> , , te Linke. Elemenceau beantragt, der Tagesordnung ie " E-M- IV»ol»t - ^Iklrraumi«. "W> Frankreich. In der heutigen Kammer tadelt Tlemenceau die Maßregeln vom Sonntage, weil eie Regierung kein Ber trauen in die Freiheit setze. Die Bevölkerung sei verständiger wie die Regierung. Der Minister des Innern erwiderte, daß die , , ^ Regierung keine Kundgebungen zur Glortklcirung verbrecherischer! gegen 3l Stimmen beschließt. Tdaten bullen könne. Die Regierung wolle die öffentliche Frei- Skußiand. Der „Regierungbanzelger" publlcirt die Be- prlt gegen die sicherstellen, welche die Aufregung in die Ge- gnaliaung der im Weimarprozeß Berurtdeilte» und zwar Mtchailaw müther und aus die Straßen tragen. Cassagnac kragte, weöpalb l zu 2vjahklge. Saburoff zu lsjahr.. TrostchanSky zu lOjähr.Berg- — «dirlenina^vom».-vr»>: vuivmeur »»ch»u»lur »o,olo, Aiauur- >u l«dd». ? U.) 7KL Mlll., fk«, gruern » MiMttiir-aeiilkUkNTlwrnwmctrogr. ». Reoumur: I7"!UI-, ntci». D«MU. ><>/," W-, döchilc 21» W. Wi'sttvlnd. TI,cilwe„k lj " «r 1SV werköarbeit. vr. Weimar zu lüjähr. Fcstungöaöbest, .gvicnkiiia zu Illjähr.. Verbnikoff zu Klahr.. Löwcntbal z» «'.jähr. F,Witts« zwangoarbelk. ^iatanson und 'Witaulew zur Ansiedelung t» Si birien und Malinowoka zur Vcrjchlckung nacv Tobolör. - Daö „Journal de St. PeterSb." nennt den 15. Juni iilr de» Zu sammentritt der Berliner Conterenz. England. Im Oberbause bekämpfte Eranmore die (Ernen nung RiponS zum Vicekönig von Indien, weil er ein Katholik sei. Granvilie, Northdrook und Ettrek vertheldigen die Ernennung und damit ist der Zwlschenlall erledigt; Aussichten für den 2«. Mal: veränderlich, zeitweise aulhelternd, ldkwuicrrkMi. «bd». dewöllt > Temperatur wieder etwas zunehmend. Sonnabend, ZS. Mai. Voltttsche». Es regnet Noten, Depeschen, diplomatische Enthüllungen über den preußischen Kirchenkonflikt. Die Regenttopfen bilden kleine Räche, die jeden Abend durch die Spalten der „Norddeutschen" rauschen. Denn dieses freiwillig-gouvernementale Blatt, nicht der amtliche „Reichsanzeiger", wird mit dem Vorzüge ausgezeichnet, zuerst jene interessanten Staatsschriften und Aktenstücke der preußischen Staatsmänner zum Abdruck zu bringen. Ueber die Verhandlungen zwischen der römischen Curie und der preußischen Regierung — Verhandlungen, die sich nun bald in das dritte Jahr schleppen — haben in den letzten Monaten Fürst BiSmarck und seine diplomatische Ersatzreserve, der baierische Fürst Hohenlohe ein Langes und Breites geschriftwechielt mit dem preußischen Botschafter in Wien, dem Prinzen Neuß. Daß die Fürsten Bismarck und Hohenlohe ihre Noten nicht direkt nach dem Papstsitze Rom, wo doch auch das deutsche Reich eine noch dazu sehr kostspielige Botschaft unterhält, schicken, sondern sie Umweg und Aufenthalt in Wien nehmen lassen, könnte auf den ersten Anblick auffallen. Das Ungewöhnliche mindert sich aber, wenn man sich erinnert, daß das deutsche Reich seinen Botschafter (v. Keudell) in Rom nicht bei dem Papste, sondern nur beim König von Italien beglaubigt hat, wohl aber Fürst Bismarck mit dem päpstlichen Nuntius für Oesterreich, dem Cardinal Jacobini, im vorigen Hochsommer erst in Gastein, dann in Wien sehr lange Unterredungen pflog. Der deutsche Gesandte in Wien, Prinz Neuß, ist über den Stand der Frage und Bismarck s Willen auf's Genaueste unterrichtet, ebenso wie es Jacobini in Wien für den Papst ist. Wien gicbt also den naturgemäßen Mittelpunkt, in dem die elektrischen Ströme von Berlin und Rom aufeinanderstoßen. Auch die neuesten diplomatischen Schriftstücke zeigen die Halsstarrigkeit der römischen Curie. Ihr Abdruck ist ebenfalls ausschließlich dazu bestimmt, die Bevölkerung zu überzeugen, wie weit Preußen ging, um den Kirchenkonflikt beizulegen. Speziell darf man in die Aufrichtigkeit dieses rühmlichen SttebenS bei Sr. Maj. dem Könige von Preußen nicht den leisesten Zweifel setzen. Das landesväterliche Herz de« Königs Wilhelm hat erkannt, daß die Schroffheit der Maigesetze die religiösen Gefühle der Millionen seiner katholischen Untcrthanen peinlich berührt hat. ES drängt sein wohlwollendes Herz, Gesetzesbestimmungen zu beseitigen, kraft welcher die Seelsorge den katholischen Unterthanen von Staatswegen versagt wird. Und so lebhaft ist diese» Verlangen, dah sich König Wilhelm entschlossen hat, weitgehende Zugeständnisse, selbst die Nückberufung und Wiedereinsetzung verbannter Bischöfe, zu machen, gleichviel, ob der Papst dafür irgend eine Gegenleistung bietet. Fürst Bismarck verkennt zwar auch di« schwere Schädigung des religiösen Sinnes nicht, die aus den Maigesetzen folgte, als Politiker stehen ihm jedoch natürlich die politischen Ziele obenan. Die Maigcsetze wendete er hauptsächlich als Kampfmittel gegen eine nach Millionen zählende Partei an; die theilweise diskretionäre Außerkraftsetzung der Maigesetze hat den ersichtlichen Zweck: das mächtige Centrum zur Regierungspartei zu machen oder zu sprengen. Das erstere Ziel hat er verfehlt; möglicher Weise erreicht er das zweite, vielleicht aber auch nicht. Da» Centrum kann als politische, unabhängige, ja Oppositionspartei aus den jetzigen Kämpfen noch mehr gestärkt hcrvor- gehen. Die nächsten Tage dürften hierüber Aufklärung verschaffen. Die fortgesetzte Verdrängung nationaler Abgeordneter durch volksthümliche Partikularisten, wie sie in Würtemberg und Hessen erfolgte, hat in Berlin sehr unangenehm berührt. Die Bitterkeit dieser Wahrnehmung wird noch dadurch verstärkt, daß die für die bisherigen Abgeordneten abgegebenen Stimmen um viele Tausende zusammengeschmolzen sind. Es zieht und verfängt eben heutzutage nicht mehr, daß Jemand sich mit der Vorsilbe „Reichs" schmückt und dann unter nationaler Maske durch Dick und Dünn mit der Negierung geht. Ein höchst achtenöwerthes, konservatives Blatt, der „Reichsbote", macht direkt die leitende Gewalt für diesen Umschwung in der Volksstimmung verantwortlich und verlangt mit Fug und Recht im wohlverstandenem Interesse deS Reiches und der Einzelstaaten: „Daß unsere RcichSpolitik sich auö dem gegenwärtigen diplomatischen Hin- und Herschwanken zu einer klaren, wabrvait konservative», volkSlreundlichen, die Lasten mildernden und die wirtbichaftlichen und sozialen Uebelstänbe ernsthaft dckämpsendcn Politik erbebe." Geb'S Gott, daß die treffliche Mahnung dieser echt konserva tiven, nicht junkerlichen Stimme hohen Orts beherzigt wird! Ueber die als deutsche Colonie neuerdings mehrfach genannte Insel Borneo wurde am Donnerstag im englischen Untcrhause ge sprochen. Die Regierung arrangirte eine Interpellation, um auf diese Weise nach Berlin erklären zu lassen, daß auch Engländer An sprüche auf Borneo erheben. Hierüber verhandelten England und Spanien, da mehrere Engländer eine Colonie auf Nord-Borneo gründen wollten. Die» giebt uns Anlaß, mehrerer über die Borneo frage un« zugesandter Mittheilungen zu erwähnen. Sie laufen da rauf hinaus, daß das Besitzrecht keineswegs unbestritten ist. Eng land und Holland haben vor mehreren Jahren einen Vertrag von Benkoulen aufgehoben, welcher den Niederländern die Besitzergreifung von LandeSthellen über die bisherige Grenzlinie des Aequator hinaus verbot. Nun hat der Radjah von Sulu Herrn v. Overbeck Gebiete von Borneo geschenkt, über die England noch eine Art Oberherrschaft beansprucht. Auch Spanien bestreitet diesem Radjah das Recht, seine SouveränetätSrechte Anderen abzutrcten. Wollte also Deutsch land die Offerte de« Herrn v. Overbeck annehmen und sich entweder des Nordstrich» de« bornesischen Festlandes oder der nahen Inseln de« Radjah von Palu bemächtigen, so ginge das nicht glatt. Wir Atmen in staatsrechtliche Differenzen bald mit England, bald mit Holland, bald mit Spanien. „Ueberhaupt", Iso fltbren mevrere Juschrtften an uns aus. «Rauet sich kein unter dem Aeauator aeieaenc» Land »» einer deutschen Eolvnlc und zur Leitung des Stroms der Auswanderer babin. Im niederländischen wie im englischen Indien existirrn Europäer nur alö Beamte, Soldaten und Groß-Kausleute, und selbst diese können es nur eine Zeit lang dort auSbalten. Aus Grund der aUgemelncn Wehrpflicht auögehobencS Militär dort- vtn zu schicken, wäre geradezu unmöglich. Engländer und Hol länder werben die nach Indien bestimmten Truppen und die letzteren zahlen denselben nicht nur einen sevr dobrn Gedalt, sonoera bereit» nach wenigen Dirnstsabren eine recht anständige Pension. Solche Eolonien kommen natürlich kolossal tbeuer zu stehen und können nur unter ganz besonder» günftlgen Umständen dem Muttrrlanve etwas abwerlen. Englisch - Indien bringt der englischen Krone bekanntlich gar nichts ein, denn die eine Million Pfund, welche alö nomineller Zuschuß auö der Berwal- tung Indien» im englischen Elnnahmebubact stgurirt, wird schon durch einen gleichen Betrag von militärischen Ausgaben der Krone für Indien ansgezehrt. Der Vorthcll für die Station be steht nur in ver Gelegenheit für eine Menge Engländer, sich ln Indien Geld zu erwerben. Holtändlsch-Jndicn liefert dem Mutter lande allerdings einen daaren Ertrag durch den gewinnreichen Regterungöhankel mit Eolontalwaaren. namentlich Kaffee. Aber welch ein Terrain siebt hier zur Ausbeutung — und zwar, wa» die Sache sehr erleichtert, zur ausschließlichen Ausbeutung! Ein Ländercompler, zusammen so groß wie das brutsche Reich mit Oesterreich und Frankreich zusammen, bewohnt von einer Be völkerung, für deren nicht genau bekannte Größe nur der Umstand einigen Andalt gicbt, baß daö allerdings bcstangebaute Java mit Madura, kaum der zehnte Tbeil des GcsammtarcalS. I8'/r Mill. Bewohner zählt! Ungestört durch andere europäische Eoncurrrnz mit 5»,(XX) Europäern <davon ein Drittel Soldaten) bas Fett deS Arbeitsertrags dieser fast bedürsnißiosen Menschenmenge ab- schöpten zu können - das ist die Voraussetzung gedeihlicher hol- ländisch-oslindischer Eolonialwirthschaft — eine Wiederholung der englisch-indischen im Kleinen. Beide Länder streben daher wohl weislich dahin, sich lebe in ihrem Kreise zu arrondiren. denn so bald eine andere europäische Ma»t darin Fuß faßte, wäre eö um daS Prestige den Eingeborenen gegenüber geschehen. Statt daß jetzt Engländer und Holländer einen lnbtschrn Fürsten gegen den andern gebrauchen, würden die letzteren alSdann eine europäi sche» Macht gegen die andere ausspieien. Um derartige Confllkte zu vermeiden, baden die Engländer sogar das Stück, waö sie von Sumatra besaßen, den Holländern im Tausch gegen Elmlna in Guinea abgetreten und sich zur Stütze ihrer indisch-chine sischen Route aus einige Inseln — Pulo PInang, Singapore, Laduan ain Nordrande des ostlndischcn Archipclaguö - beschränkt. Deutschlands Festsetzung am dem Fest > anbevon Borneo, daö zu drei Viertbcilen bereit» den Holländern gehört, würde ohne Zweifel über kurz oder lang einen Krieg zwischen Deutschland und Holland zur Folge haben, der, nach den Erfahrungen in ver napoieonlschen Zeit zu schließen, wenn e» un» gelänge, uns der Niederlande selbst zu bemächtigen, ven letzten Rest de» „neder- duttlchrn" Kolonialreiches den Engländern alö gute Prise zu- trcibcn würbe. Ungeschickter könnte die Gründung eines deutschen Eolonialgebicteö I» der That nicht ungefaßt werben. - Soll daö letztere und etwas »üi-e», so muß eS tähig sein, dem Ueberflusse an deutschen Arme» Beschäftigung zu geben, mit andere» Worten, deutsche Colonisten ln Menge aufzunebmen: dann wird eö sich unschwer selbst vertheldigen. Solche Kolonien werden ent stellen, aber wie zu allen Zeiten ohne bie Theilnahme, vielleicht sogar wider den Willen des Reiches." Neueste Telegramme ver „DreSkmer-NaÄrickteu." Berlin, 28. Mal. Abgeordnetenhaus.' Vor dicht gefüllten Tribüne» begann heute bie erste Berathung der KI r, chenvorlage. Kultusminister v. Puttkamer: Die katho lische Kirche müsse sich tu de« Rahmen staatlicher Ordnung ein stigen : davon könne Preußen nicht zurücktretcn. Der Staat habe die eminentesten Concesslonen gemacht — die Antwort war: nov P08SNMUS. So hätten auch die Verhandlungen über dieses Gesetz zu einem negativen Resultat geführt. Nach Lage der Sache habe die Regierung eine Vollmacht zur fakultative» Ausführung der Malgesetze für den einzigen Ausweg gehalten. Sine solche Voll macht sei keineswegs etwaö Unerhörtes, ein gleiches Verhältnis bestehe seit Jahren in Oesterreich. Mit dem durch bie Presse aller Parteien. . mit Ausnahme deö Ecntrumö, bei- iällig aufgeiwmmenen Staatömlnisterlal Beschluß, welcher Auslegung deö Breve an Bischof Melchers habe dazu getühet. Danach sollte daS letzte Urthcil über die zu Ernennenden stets den Bischöfen zustehen. In Streitfällen daS oberste Haupt der Kirche zu entscheiden haben. Daraus konnte der Staat nicht clngchen. Für bie Kirche liege die Sache leichter als sür te» Staat: für sie sei sie der Kamps um die Welt herrschaft. Sie könne ruhig zusehrn. auch wenn ihre Angehörigen darüber vorübergehend ln rine-lNotblage gcriethcn. Der Staat könne ja auch ruhig zulebe», ft» Desensivzustaube verharren; aber er habe eine schwere moralisch-patriotische Ver antwortung gegenüber seinen katholischen Bürgern. Von 12 Dlöceicn hätten nur 4 eine geordnete Verwaltung, über UXX) Pfarreien, der fünfte Tbeil, sei verwaist. Daß dem so sei, dafür treffe nicht die Regierung, sondern den anderen Theil die Schuld. Um aber Ihrer moralischen Pflicht ganz zu entsprechen, schlage sie die Annahme der Verlage vor. a!S den einzig möglichen Weg. Die Regierung verlange von der Kurie keine Eoncelsionen. sie erwarte nur eine weise Erwägung der vom Staate gebotenen Mittel. Die Regierung gehe zlclbcwußt ihren eigenen Weg. Redner erläuterte endlich die einzelnen Punkte der Vorlage, die dazu bleuen solle», dem kirchlichen Notbstante ein Ende zu machen, die verwaisten Pfarrämter rc. zu besetzen. Dir Kurie habe biöber ihre Entschlüsse je »ach der Situation geändert; sic werde sie nach weiser Erwägung auch künftig der Sachlage nach ändern. So luniassend die DiSpcnIatloncn auch sind, wozu die Regierung die Zustimmung verlange — die Dispensation von rcrAuzelgepflicht sei nicht beansprucht. Die Regierung einpfel ic die Vorlaae dem friedliebende» Sinne aller Parteien. Sie wolle, daß der Friede» wtcdcrkchrc, den daö Land dringend bedürfe. «Brave.» Der erste Redner gegen die Vorlaae ist der irübrre Kultuvminlstcr Ur. Falk. Er konstatirt zunächst, daß der Standpunkt kcS Mlnistc- riaibcschlussev ganz dcrsclve lei. der trüber vom RcgierungSlische auS kunkgcgcvcn worden. Die Voraussetzungen, die »ich an daS päpstliche Breve kiiüvstcn, seien völlig «»erfüllt gevUrven und nun diese Vorlage! Die Vorlage scheine ihm in ihrem Jiihalie weiter zu gehen, als sic hätte gebe» sollen, wen» de» Papst die ver. sprochcne That wirklich vollbracht hättr. Durch zähe Auftdaurr habe Rom allein so viele Siege gewonnen, durch zähe AnSd.»er sei Rom allct» ei» Sieg avzugewinnrii. DaS Mindeste, was man tür eine Beanadiaiina der auSgewicsciien Bischöle tc. fordern müsse, sei ein gesetzmäßiges Unterordnen tür die Zukunst. Daiür werbe aber gar leine Garantie gegeben. In so schwierigen, welt ragenden Fragen, wie bie vorliegende, könne man nicht einmal so. einmal so handelt. Ihm scheine, der Staat denke n cht hoch genug von ber Souveränrtät seiner Gesetze. Aus den katholischen Theil der Bevölkerung, bie das Centrum entsende, werde die Vorlage wirkungslos seln. Dieser Theil werbe dieselbe alö eine Frucht Ihres Kainpie» betrachten und weiter kämpft», um mehr zu erlangen. Dieser Theil werbe annchinen, der Staat sehe sein Unrecht rin. ES habe schon rin Ausspruch des päpstlichen Pronuntluö coursirt: „Wir haben BiSmarck inürbc gemacht, wir werden auch mit Grrvh fertig werten." Bismarck sei trcilich noch nicht mürbe geworden. Er sei nicht unter allen Umstäudcn gegen Ertbrllung einer Vollmacht. Wenn die Curie die Anzeige Pflicht In gewünschter Weift geregelt hätte, dann hätte man der Regierung Dispensation wegen Gestattung der Rückkehr der Geist lichen ertheilen können. Die geforderten Bciugnissc erstreckten sich aut alle Zeit, auch aus die, da BiSmarck nicht mehr am »linder sein wird. Redner erinnerte, daß Bismarck neulich rin konicrvativ- klerikaleS Ministerium tür den Fall seines Rücktrittes In Aussicht stellte. Aber auch eine bestimmte Frist gebe keine Garantie tastär. baß die Vollmacht wieder aufgehoben werten könne. Ein solches Hingeben einer Vollmacht aui Zeit entspreche nicht der Würbe deS Staates. Der Wcltkampf der Kurie sei zum zwei ten Male tu diesem Jahrhundert entflammt; daö erste Mal endete er 1840. Ec ging nicht für den Staat siegreich auS, waö beklagenöwerthe Felgen hatte. Er müsse unter jetzigen Umständen gegen die Vorlage in jedweder Form stimmen. iBravo und Zischen.» »Für bie Vorlage spricht v. Hammer st ein (cons.). Die Rebe Falk'ö beweise nur. daß seine Person früher einem Friedensschlüsse rntgcgenstand. Er hoffe. Rom werde noch ent- gegenkommen. wenn eö sehe, baß eö dem Staate mit seinen friedlichen Absichten ernst sei. Die paritätische Behandlung der katholischen und evangelischen Konfession habe daö Rechtöbewußt- seln deö Volkes verwirrt und die Anschauung erweckt, al» handle eS sich um einen Kampf zwischen Staat und Ehrtsten- thum überhaupt. Mit dem Worte „Nach Canossa gehen wir nicht!" habe BiSmarck nur sagen wollen: wir stehen groß da, wir sind In unieren Entschließungen frei (Richter: na, na. nal). DieConservativen würden für bieVorlage in amendirterFassung stimmen. vr.W i nbthorst gegen bieVorlage. DerKuIturkampr lei rin Kampf gegen den Glauben überhaupt (Widerspruch); der Kamps habe sich vornehmlich gegen die katholische Kirche gewendet, weil diese den Glauben prägnanter zum Ausdruck bringe (Wider spruch). Wenn man, aus dem jetzigen Wege sortsahrend, die Kirche unter den Staat beuge, werde man bald keine Kirche mehr, son dern nur noch eine Polizei haben. Man müsse die Ansichten der Regierung nicht bloö au» der „Nordb." schöpfen, sondern auch auö anderen Organen, namentlich den „Grenzboten", bie neuer- ving» ca» hochossiclöseste Blatt seien. Was bisher über bie Besprechungen veröffentlicht worden» gebe kein vollständige» Bild. Der Mlnisterialbeschluß vom Iff.März Hab« den Abbruch ber Verhandlungen bedeutet. Er erklärt Namen» seiner Partei, daß sie in der Generaldebatte keinerlei vesttmmte Erklärung über ihre Stellung zur Vorlage abgeben werbe. Bevor nicht ber 5tütu» guo anto hergestellt. werbe nicht ein voller Frieden eyielt werben können. Er wünscht den Frieden, da ohne denselben Kirche und Staat in ihren Fundamenten erschüttert bleiben. Die Orden hätten da» Auskommen ver Sozialdemokratie ver hindert ; durch Vertreibung der.Orken komme die Sozialdemokratie empor. Der Schlüssel ver Situation liege in dem Satze ber Hobenlohe'schen Depesche, »reicher besagt: Wenn ber Papst keinen Einfluß auf daS Centrum habe, was nütze bann ber weltlichen Regierung eine sür den Papst befrie digende Verständigung. Nicht um daö geistige Wohl befinden der katholischen Unterthanen sei eS ber Regie rung zu thun, sondern darum, da» Ccntrum zu zwingen. Darauf konnte der heilige Stuhl, der nicht für einen einzelnen Staat, sondern sür die ganze Weit da Ist. nicht eln- gehen. Er tritt der Behauptung entgegen, daß daö Centruin biversive Tendenzen unterstütze; eö entscheide vielmehr nach rest licher Erwägung. DaS Centrum sei keine konfessionelle Partei- Wenn er seinen Bricflchrank öffnen wollte, so würde sich zeigen, daß dein Centruin viele Spmpathien auch auö protestantischen Kreisen, namentlich auch auö Sachsen, cntgcgengcbracht würden. WIndthorst schloß mit den Worten: Daö vorgcs.hlagcne Gesetz würbe den Zustand verschlimmern und großartige Corrup'tioncn anbahnen. Die gelammte Kirche müßte sich aus Gnade oder Ungnade den jeweiligen Ministern überliefern. Die Vorlage in ber jetzigen Fassung sei absolut unannehmbar. Berliner Börse. Ucbcrwiegenb mit dem Ultimo beschäftigt, netgtc beute die Börse speciell sür irgend ein Effekt zu keiner sein ausgeprägten Tendenz, während im Allgemeinen die Haltung durchaus lest blieb. Namentlich waren Ungar» und die koire« sponblrenden Werthe sehr beliebt, woran sich Russische schlossen. Die Baisse wurde besonders von Laurcwütte sehr in die Enge ge trieben und mußte biö 3 Proc. Deport opfern. Nachrichten von Bedeutung lagen nicht vor. Locale» aad Siichfischc». Se. Majestät der König kam gestern von Strehlen nach dem künigl. Restdenzschlosse I» der Statt, um die Verträge der Herren StaatSministrr und Rapports der Hofchargcn cntgegen- zunebmen. Der Bestich Sr- Majestät aut der Ptcrdeaudstcllung ist sür heute 1 Uhr in Aussicht genommen. Um 4 Uhr reisen dann beide Majestäten mittelst ErtrazugS über Biencnmühle nach Rchrielb, von wo sie nach mehrtägigem Aufenthalte daS Hoftagrr nach Pillnitz zu verlegen gedenken. ' - Die Herren Finanzminister Freiherr v. Kön neritz und AmtShauptmann VoteI In Zwickau sind zu Ehrenbürgern von Iohanngeorgenstakt ernannt worden. — Herr Branddirektor Lothar Weigand inChemnitz hat wegen der ho» ihm bei dein Brande im Dudrrstädt'schco Hause am li). März c. mit eigener Ledenögeiahr bewirkten Rettung dreier Menschen vom Verbrennen die goldene LebensrettungS- Mekaille erhalten; dem Coiiuillö Herrn Richard Voigt ward wegen seiner Bravour vet demselben Brande die silberne Lcvens- rettungS Medaille verliehen. — Ungewöhnlich lange ziehen sich die Vorbereitungen zur Dresdner BürgermetsterwahI hinaus. So ängstlich daS Gchciiimiß im Wcidleomiw gevütct wirb, so dringt doch so viel in die Oeffentlichkrit, daß r» in dem Comitö zu Auseinander setzungen gekommen ist. deren stürmischer Charakter alles frühere Derartige in den Schalten gestellt hat. Die Hauptschuld daran maa die Hannäckigkeit trage», mit welcher dir von dem io Dud ler s Restaurant dauicndcn ReiLsvereiii idr VodlungSworl em pfangende» »atienattideralen Stadtrerordneten Immer wieder daram zurückkoinmcn. daß ein strammer Prruße zur Verwaltung
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