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Dresdner Nachrichten : 28.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188007286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-28
- Monat1880-07
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 28.07.1880
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»«» »v» t»v,kt». W. r»drr»vs. »l,ster„II««r.» bi» «»»» — Der «Oil» einer ei»I»«l«i»e» sü?Ä! Tagevkrtt fiir Uokititl, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsent>ericht,FrrmdenWe. «UI »ereotte für »«I A»H»»Ni», «nnoncev» «lüftet,« »«>> UN» »»»«kannte,Finne« «,» -^»aen inierir«, «ie nur»«,«« > vue» ^,-^r«kn »der P»Ilki»t,I,l»«,. UchtHbe» I^e« >b PI°I. In- INr dt, Manta,». Kummer Vtt8 ÜLukxosvkStt voll I»«Nu»I«e Nit«!t» t»«I»I«»««i»^tr»ft»« Hb, tloko cker Lporvrzzasso Rr. 21«. Hostlliu-Lllt o. Siosol, Ir^tmr. tbir. LS, hiliUllgstisok voll > 2 bis >/«4 llbr. V» »ncl'/»Lorüonsii, sov/iv Couvort ä l ül. und llüllor. Ltammfrüdstvolc, tf. t'Iünensebos 1.a8or-XoIIv>', t'uliübsebor unck VVoissbior, h'raulciuitor ^optolnvin, grosso» >Vvii>-^a86l. ZIlI8UL»I>VILr Lilllgsto LoLugs^uviln voll Idlkvlvr- Ullli 1)1 oliestei -1 Auftllt. 1ÄNILV unck Atlrsedv KpvoiaUtüt. >U(!K All- l 8Ui»ll«N-^ntlnu»tl»1 (villLiFos ill 8llllL Dresävll). .1. 11. 8eellll^, Ilrosäen-Houktaät, Itittorstrasdk! 3. > vimeruvg 75«Mtll> ' ' > Lein» ,«eni»g »»in in. so,»: «arometer na<-O»kar «^lold. «gallslralie iSiAdd». 7N >, Aussichten iür den 28 ^luli RewölkUna wechselnd »eit»,ei!, ^ I..Iett gest-r» l Mm. aestlencn. Ltzcimometrogr. n.Rcaum.: » W..,nicM.' ze,Iwc>,e ZHßZtll»,, N«4d >1»w., höchste E"W. West-Wstid. Nach!» R-ueii u. Sturm. ragSIIber bedcttt.! hkittt, NklgUNg ZU Regenschauern, etwas Windig. Ae» »111l> »I »1^ , e^O» Für die Monate August und September werde» Abonnements ans die „Dresdner Nachrichten" i» der Expedition, Marienstrahe Rr. IS, zu I Mark »v Pfa., sowie für auswiirts bet den Postämtern zu I Mart 84 Pfg. angenommen. Politische». Gegen einzelne Sozialdemokraten ist neuerdings seitens etlicher Behörden in einer Weise vorgegangen worden, die ihnen zu billigen Triumphen verholfen hat. Der Prozeß gegen Fritzsche und Hassel mann wegen Bannbruchs hat mit einer Niederlage der Staats-Be Hörden geendet. Das war vorauszusehen. Wenn der Kaiser die Abgeordneten zuin Reichstage berust und diese dem Rufe folgen, kann doch unmöglich ein Polizeipräsident die Abgeordneten deshalb in Strafe nehmen. Warum strengt man solche Prozesse an? Die gleiche Frage regt die gegen Bebel und Liebknecht angestrengte Unter suchung wegen Verweigerung des Zeugnisses an. Die Abgeordneten genießen Redefreiheit. Offenbar will man Etwas an derselben ab- knapsen, indem man für Behauptungen, die sie von der Reichotagö- Tribüne aus thun, sie gerichtlich als Zeugen belangt und sie, wenn sie sich auf ihr verfassungsmäßiges Vorrecht berufen, wegen ver weigerten Zeugnisses in's Gefängniß steckt. Führt der deshalb in Aussicht genommene Prozeß zu einer Freisprechung, so hat einzig die öffentliche Autorität Schaden davon, die Sozialdemokraten aber lachen sich in'S Fäustchen. Führe man das Sozialistengesetz in allen Theilen gewissenhaft durch, aber vermeide man es, böses Blut zu machen. Damit schadet man nur dem Gemeinwohl. Zutreffend sagt diesbezüglich die „Nat.-Ztg": „Den Führern der Sozialdemokratie kann vet der jetzigen Sachlage kaum ein gröberer Dienst erwiesen werden, als wenn man sie amtlich tortdauernd in Händel verwickelt, die ihre Namen Io Aller Mund bringen und die io geartet sind, bas, Viele von Denen, welche der Sozialdemokratie im Prinzip feindlich entgegen- strhrn, nicht umhin können, tn Stebensragen den Versolgien Recht zu geben." Daß Wachsamkeit gegen die vmsturzpartei geboten ist, dafür braucht man nur die Verhandlungen zu verfolgen, welche der vor geschrittenste Theil der Sozialdemokratie, der „kollektivistisch-revolu tionäre" Arbeitercongreß soeben gepflogen hat. Hierbei Überholen sich die Führer in Ausfällen auf die gemäßigte Republik und alle bestehenden gesellschaftlichen Zustände, sowie in der Entwickelung der absurdesten Programmforderungen. Ein Normalarbeitstag genügt diesen Rednern nicht: es muß auch ein „Minimal-Lohn" festgestellt werden, unter welchen kein Arbeiter angestellt werden darf. Das Verbot der Sonntagsarbeit soll abgeschafft bleiben, aber am Montag muß die Arbeit bei Strafe verboten werden!! Die von den Radi kalen der Kammer geforderte Verschärfung der Gesundheitsgesetze in Bezug auf die Arbeiterwohnungen wird von den Propheten die ser „revolutionären" Richtung bekämpft, weil solche Maßregeln den Hausbesitzern „nur einen Vorwandsgeben würden, die Miethcn in die Höhe zu treiben!" Republik, allgemeines Stimmrecht, Preß- und Vereinsfreiheit, Alles ist werthlos für die Arbeiter, sagen sie. wofern nicht sofort völlige Boden- und Gütergemeinschaft elngcführt wird, und diese muß gewaltsam eingeführt werden. Jede Art des Neprä- sentativsystems hält der Eongreß für verwerflich, sowohl im Staate wie in der Gemeinde. TaS Recht der Revolution hat die Grund lage der Staatsordnung zu bilden und nur darüber sind die Herren noch nicht ganz einig, ob die Revolution eine „permanente oder inter- mittirende" (immerwährende oder zeitweilige) sein, also nur etwa ein Jahr um's andere stattfinden soll. Es ist eine wahre Wohlthat, daß die letzten Strebcziele der Umsturzpartci mitunter unverhüllt den Zeitgenossen gezeigt werden. Man sieht wenigstens klar, wohin es die Herren treiben wollen. Vergebens bemühen sich auch die vor geschrittenen Republikaner, diese ihnen unbequemen Herzensergießun gen ihrer weit links stehenden Genossen als kindische Träumereien und lächerliche Prahlhansereien auszugeben, womit man nur das Bürgerthum gruseln machen, wolle. Den Revolutionären, die sich soeben in Paris ein Stelldichein gaben, ist es mit der Durchführung ihres Program,ns ein bitterer Ernst; sie spaßen nicht, sie fackeln auch nicht lange, daS hat die Geschichte aller Revolutionen und nament lich der Commune - Empörung außer allen Zweifel gesetzt. Als die tatkräftigeren Naturen reißen sie nach physiologischen Gesetzen stets die gemäßigteren Elemente mit sich fort, überflügeln sie, guillotiniren auch sie zuletzt, bis sie endlich an ihrer eigenen Maßlosigkeit zu Grunde gehen und die naturgemäße Reaction herbeiführen. „Die Demokratie ist daS Thier, das vom Schwänze aus geleitet wird," ist ein wahres Wort. Die Hintermänner dirigiren die Masten und beseitigen die Vordermänner. Dieses Schicksal wird auch dem Henri Nochefort nicht erspart bleiben. Augenblicklich seht derselbe noch mit Geschick die Masten gegen seinen sonstigen Gesinnungsgenossen Gambetta in Bewegung. Gelänge es ihm auch Gambetta zu verdrängen, wie lange würde eü dauern, so erscheint auch der rothe Rochefort den noch weiter links stehenden Revolutionären als Reaktionär und verdächtig? Hierzu kommt freilich auch noch die Persönlichkeit Rochefort'S. Dem ältesten Bourbonenadel Frankreichs entsprossen, von einer lcgitimistisch- srommgläubigen Mutter erzogen, ist er Marquis und Jacobiner in einer Person — eine Verkörperung de« ätzenden Witze» und des brillanten Esprits der Pariser Boulevards. Man preist ihn als den Drmolifseur des Kaiserreiches, als den erlauchten Gaffenjungen, der mit den scharfen Kieseln seine» Witze» alle Fenster des KaiserthumS eingeworfen habe. Aber vergebens sucht man in Allem, was er bisher geschrieben, ein greifbares Programm, ein schwaches Zeichen seiner Regierungsfähigkcit. Auch als er am Sonntage im Wahlkreise Gambetta'», in Belleville, auf einem Banquete eine Rede hielt, erwartete man von ihm «in Programm. Stochefort beschränkte sich jedoch abermals nur auf Verneinungen und auf persönliche Angriffe gegen Gambetta. Am Abende vorher hatte, als die Pariser Studenten ihm einen „Ehrenpunsch" gaben (in Deutschland würde man sagen: ihm einen Ehren-Salamander rieben), Nochefort es nur Stunden in dieser rumduftendcn Umgebung ausgehalten. Gegen Gambetta's Diktatur fielen die wüthendsten Angriffe; ein Student ries aus: „Wir brauchen keinen Leo Xlll. im Vatikan, aber auch keinen Leoni, im Palais Bourbon" und erzielte mit dieser Anspielung auf den Bornamen Gambetta's eine ungeheuere Wirkung. Schon spricht man nämlich von einem Kaiser Leo Gambetta l. Mit geschickter Hand hat er seinen ganzen Generalstab au» seiner Diktaturzeit von Tour» und Bordeaux wieder in Amt und Würden gebracht: Freycinet, Challemel-Lacour, Faidherbe, Cazot, Ranc, Spuller u. A. Er benutzt die griechische Frage, um Frankreich in europäische Verwicklungen zu bringen. Da er sich, wie der selige Thiers, für ein militärisches Genie hält, so ist es nicht unmöglich, daß er Frankreich in kriegerische Abenteuer stürzt. Aber schon regt sich in Frankreich immer stärker die Abneigung hiergegen. Die klügeren Franzosen sehen ein, daß Frankreich im Oriente nur von England auSgcbeutet werden soll; sie freuen sich gar nicht über die Sendung von französischen Offizieren als Instruktoren des griechischen Heeres, sondern erkennen sogar offenherzig an, daß Deutschland das Stichtigere thue, wenn es einen ehrlichen Versuch mache, wieder Ordnung in die türkischen Finanzen zu bringen. Warum soll sich Frankreich nicht darüber freuen, da von ihm viele Millionen Kapital in türkischen Anleihen stecken? Die Voraussetzung aber für den Erfolg der Sendung Deutscher nach Konstantinopel ist immer, daß der Sultan dem Willen Europas entspricht und friedlich «»Montenegro undGriechenland die geforderten Landstriche abtritt. Um den Sultan in diesem Sinne zu bestimmen, hat die Königin Viktoria ihm einen eigenhändigen Brief geschrieben. Hoffentlich schlägt der Sultan diese letzte Warnung nicht in den Wind. Die Feottendemonstration würde dem Sultan denn doch den Ernst der Lage sehr einvringlich zu Gemüthe führen können. Wenn die Flotte Europas da» Auslaufen türkischer Kriegsschiffe au» den Dardanellen verhindert, stellt sie nicht nur Griechenland sicher vor jedem Angriffe von der Seeseite, sondern macht auch die Landung türkischer Hilfstruppen unmöglich. Die Türkei könnte ihren Krieg gegen Griechenland nur von der Landseite aus führen, also enorme Schwierigkeiten haben, ihre Macht zu entwickeln. So sehr man den Engländern da» klägliche Fiasko der mit solchem Applomb in» Werk gesetzten Mission Göschens gönnt, so sind doch die Folgen zu berücksichtigen, daß dadurch die Nationalehre Englands arg compro- mittirt würde. Das tägliche Schwinden seines Einflusses am Golde nen Horne empfindet England so bitter, daß es nach einer Art Genugthuung dürstet. Giebt die Türkei in der griechischen Frage nach, so entwindet sie den Engländern dm Vorwand, sich weiter in die türkischen Dinge zu mischen. Nenrste Teltfiramme vrr „Dresdner Nachrichten." BerlIn. 2?. Juli. Die „Nordd. Mg. Ztg." erklärt gegen über der „Trib.", die Berichte über die moralische Führung der Lehrer seien nicht auf Anordnung dcö jetzigen Kultus ministers von Puttkamer, sondern seines Amtsvorgängerö 1)r. Falk eingciordert norden. Damit wird bestätigt, daß die Concuitenllstc» unter dem jetzigen Ministerium überhaupt eingegangen sind. — Demselben Blatt geht ein Schrei ben der belgischen Gesandtschaft zu, wonach die Gerüchte über das Aultrcten einer Pockcn-Epidemie in Belgien übertrieben sind. Die Krankbeit ist. wo sie ausgetreten, erloschen oder roch dem Verlöschen nahe. In Brüssel kam kein Todesfall an Pocken vor. - Gestern Mittag bat eine 37jährige Frauensperson, die scpa- rirtc Louise Wächter geb. Müvlke. die mlt dem 32jährigen TIschlergesellcn Otto Richter zujammenlcbte, diesen mit einem scharfen Stemmeisen so In bleRrust geflossen, das» Richter sofort zusammenbrach. Es Ist wenig Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. Motiv zur Thal: Eifersucht. Türkei, Die Antwort der Pforte auf die Kolirktivnote der Mächte wurde dem Sultan zur Genehmigung vorgelcgt. Der ursprünglich von de» Ministern genehmigte Text erfuhr nach- gehends wieder Abänderungen. Albanien. Mustafa und Abdul Nov Pascha wurden von der Pforte entsendet, um die Albanesen friedlich zu stimmen. Sie sind in Skutari angekommen und wurden von der Bevölkerung theilnahmioS auigenommm. Montenegro. Der Fürst Nikita ordnete die Bestrafung jener Montenegriner an, die am Freitag zwei alkancslsche Dörfer überfielen und anzündeten. Berliner Börse vom 27. Juli. Düster wie der Himmel, der unausbörltch seinen Segen bernicderstiebt, war die Physio gnomie der heutigen Börse. Geringes Geschält, obschon Geld lüsslg Ist, und niedrige Course - noch unter gestrigem Durch chnittSniveau — damit Ist Alles gesagt. Die Coursrück- gäuge baden offenbar ihren Grund in der langsamen GeschäitS- dcweguug; andere Momente dafür treten wenigstens nicht zu Tage. An der Spitze der rückläufigen Bewegung stan den Renten , voran die durch die Orient-Ereignisse zunächst beeinflußten. Sächs. Wertbe fast durchgängig im Weichen. Leipziger Credit verloren 1.40. DreSbnerBank 0.25: Schönherr l, Zimmermann o.W. Wiede 0.65. Stickmaschinen, Solbrig. Näh- saden Ie '/« Proc. Avancen hatten nur, und zwar recht wesent liche. Gußstahl s2'/4 Proc.), sowie Färberei Körner (2 Proc.), blieben indeß so «rief, ferner Fristet 0,35 höher Geiv notiren. Lokales und Sächsisches. — JI. KK. HH. Prinz und Prinzessin Georg mit hoher Familie trafen am Montag den 2«. Juli Mittag» 2 Uhr per Schnellzug In Schandau ein. In dereitstebenden Wagen, fuh ren die l ohen Herrschaften nach dem Wasserfall, um von da aus den Kuhstall zu besuchen. Nach eingenommenein Diner und Be- stchtigung alles SehenSwcrthen begaben sich die hohen Herrschaf ten zu Fuß aus den zwar außerordentlich schönen, aber auch sehr anstrengenden Weg über die Schrammstcine nach Schandau. ES Ist dies rin Weg von 3 Stunden und hatten nur die jüngste "Zrtnzessln , nv der jüngste PrinzRcttpferkr. Schandau war als kachtcmartier bestimmt und demgemäß waren die brrrichastllchcn Räume In Sendig'ö Villa Königin Carola zum Empsang der hohen Gäste verclt. Am nächsten Morgen irüb 0 Uhr begaben sich die hohen Herrschaften per Schiss nach Rathen, besuchten ble herrliche Bastei und kebrte» Abends, trotz dem etwas unfreund lichen Wetter, sehr befriedigt nach Hostcrwitz zurück. — Die Erziehung des ältesten Sohnes Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Georg erfolgt aus Grund der Ergebnisse einer Konferenz ber prinzlichen Lehrer, welche vor einiger Zeit unter dem Vor sitze des erlauchten Vaterö dcö Prinzen Friedrich Augu st stattgesunden hat. Darin ist. wie man sicherzählt, beschlossen worden, dein iunge» Prinzen eine vollständige GymnaNalanS» blldung zu Theil werden zu lassen. Eine Realfchulbildung wurde abgelchnt. Der Prinz soll später eine Universität beziehen. Von vem Besuche eines öffentlichen Gymnasiums, wie er an anderen Höfen mit Erfolg angcocdnet wird, hat man abgesehen. — In wenig Tagen beginnt das festliche Lebe» und Treiben auf ber in den Großbauten schon ziemlich fertig gestellten Vogelwiese und vier und da beginnt sie als Gesprächsstoff zu stgurlren. ES wird schon jetzt auf baö staubige Gewirre uud Ge wühlt ralsonnlrt: aber - ist sie erst eröffnet, kann läuit doch Alles hinaus und die Mackst der Gewohnheit führt auch zu Amü sement. Daß der Ton dieses immerhin wirklichen Volksfestes In den letzten Jahren ein wesentlich besserer geworden ist. wird Niemand verkennen, ebenso wenig, daß die Schützcngcselischait Vieles thut, was dem Festplatz zum Stutzen gereicht. Dahin gehört für dieses Jahr wieder die Neuerung her Zuführung teö Wassers au» der städtischen Wasserleitung — tnsoiern eine wich tige Errungenschait, alö nun bei großer Hitze da» Sprengen außerordentlich erleichtert wird. WaS die Schaubudcnreibe be trifft. so ist wirklich Interessantes und Werthvolleö freilich Immer seltener geworden und auch diesmal verlautet nichts von etwas Apartem. Zwar kommt der Jean Baese'sche Eircuö mit Affen theater, ein mechanisches Theater von Morieur aus Paris, ein anatomisches Museum, ein mechanisches Diorama; baö Alles mag ganz nett sein, aber originell und selten gesehen ist nichts davon. Neu dürsten vier Liliputaner-Geschwister, Namens Anger, sein. Im klebrigen wird die Schaububenreihe durch die üblichen Fett-Damen, durch die „kürzlich erst gefangenen und noch sehr wilden Häuptlinge", durch Schnellphotographie-SalonS, Pano ramen mit den KabinetS „bloS iür Herren" und dergleichen überwundene „noch nie dageweiene" Sehenswürdigkeiten ausgetüllt. — Die vier verhafteten Socialdcmokratrn Kayser, Paschky, Petzold und Wehle sind bereits am Sonntag an baö kgl. Amts gericht abgrltelert worben, wo die Uuterfuchung gegen dieselben geführt wird. Gleichzeitig sei, um Verwechslungen zu vermei den, mitgetbeilt. baß ber obige Retakteur Pctzvlb nicht identisch ist mit dem hiesigen gleichnamigen Redakteur der „Börse" — Fachzeltung skr Garien-, Land- und Forstwirtbe. — Einer biSder bestandenen Unsitte von Seiten gewissenloser Leute, daS von den Gräbern ihrer Angehörigen ausgcrlsscne Un kraut. verwelkte Kränze, Blumenstöckchen rc. zwischen oder auf die Gräber Anderer zu werfen, unbekümmert darum, ob sie da durch jenen wohlgepflegten Gräbern ein unansehnliches Aeußere geben, wenn nicht gar die Anpflanzungen ruinircn, ist in nicht zu unterschätzender Weise von Seiten ber Inspektion deS Trinl- titlS - Friedhofs insofern begegnet worden, alö dieselbe 36 Stück großeWeidenkörbe, welche an je einer mittelst eines Eisen- stabeö an letzteren befestigten Blechtaiel die Aufschrift: „Ab raum der Gräber" tragen, hat anfertigcn und auf den 28 Flügeln genannten Friedhofs, sowie an den Eingänge» rc ver theilt ausstellen lassen. ES ist somit Jedermann zur Pflicht ge macht worden, den auf den von tbin gepflegten Gräber» gewon nenen Unrath rc. nach jenen Behältern zu tragen, während, wenn er sich auch fernerhin des Eingangs erwähnten bequemere» Ent- ledigungs-Mittels bedient. ihn eine wohlverdiente Ordnungs strafe trifft. — Um baS Bürgermeisteramt in Meerane haben sich sehr Biele beworben. BIS letzt bat nur ber Bürgermeister Schubert von PulSnitz — der sich gemeldet hat — Aussicht. — An Stelle teö in Folge der bekannten Katastrophe auö dem Amte geschiebenen Herrn Bergbirector Wengler tst Herr Bergdirector Hoffmann aus UllerSdors bei Teplitz zum Betriebs direktor ber Himmelfahrt Fundgrube zuFreiberg ernannt worden. — In daS schon neulich erwähnte, vom hiesigen Grundstücks besitzer Günther aus dem Kreuzthurm ausgelegte Buch haben sich in oer Zeit vom 17. bis 21. v. M. 215 der hier zu Gaste ge wesenen Feuerwehrmänner aus tbcilweise weit entiernten Orten eingeschrieben. An charakteristischen Bemerkungen zeigt das Buch freilich nichts. Ein Zittauer hat hoch da oben eine Anleihe bet Schiller gemacht unv eingeschrieben: „Wohlthätig ist deS Feuer» Macht rr." und ein Carl Morgenstern aus Werns dorf i. S. hat sogar einen eigene» Verö in dito eigener Ortho graphie aus bloßem Kopie gemacht: „DeS Feuers wilde Gluti' — bezwingen wir mttt Muth — Ich kenck wir kanS am betten, - aber da lobe ich mir Stadt Dresden." Dem gutgemeinten Spruck, folgt nur noch ein einziger, den ein Dresdner geschrieben und damit viel zu denken gegeben hat: „In ber Ticic war ich schon — aus dem Kreutzthurm auch da oben." Dieser kurze Anfall von DichterltiS „da oben" wird sich hoffentlich in der Ticie nicht wiederholen. — Wie weit ber Hatz derCzechen gegen die Deutschen geht, davon erhalten wir and glaubwürdiger Hand, einen recht frappanten Beweis. Ei» czcchischcr Handwcrksgcsell hatte, alö er In Dresden ln Arbeit stand, ein Dtenstmäkchen kennen gelernt, welche- zu hetrathcn rr ernstlich entschlossen war. Er ließ daher auch seine Braut und baö Pfand der Liede, das sie von ihm em pfangen hatte, nach seiner böhmischen Helmath kommen. Die dastge Gemeinde aber gab unter allen Umständen die Heiraib Ihres czechlichen Landsmannes mit der verhaßten „Deutschen" nicht zu unv stieß sie mit Ihrem Kinde unbarmherzig zum Dorie hinaus. Von alle» Mitteln entblößt, an Körper und Geist ge brochen, Ist dieselbe in Dresden angekommen und hat. Dank ihrer ausgezeichneten Atteste, nach kurzer Zeit einen Dienst gesunden. Ihre frühere Herrschast, die nock, »ie einen io braven Dienstboten batte, wie diesen, wenvet sich an uns mit der Frage, ob sich ein bemitteltes, menschenfreundliches, kinderloses Ehepaar findet, welche daS kleine wohlgestaltete, halbjährige Kind rieieS unglücklichen Dienstboten <c,n liebes Mädchen) a» KintcSiiatt annedmen will? Zu näherer Auskunft ist unsere Expedition bereit. — Die surck tdarcn Stürme, welche seit Dienstag - Nackt auch über den Elbkessci brausten unb in tcn zeitige» Morgen stunden alle Cchläicr weckten, sind offenbar die Fortsetzung der Stürme, die aus dem Bieter See «n der Schweiz ein Dampsschiff umstüipten und ln Wiesbaden mächtige Bäume entwurzelten. Man nimmt an, daß diese Südwettstürmc durch die vulkanischen Eruptionen niedrerer ieurrspeicnkcr Berge brrvorgeruien sind. — Gestern Nachmittag 5 Ubr waren die kurze» Ferien der Kreuztbürmer bezüglich des StunbenanichlageiiS zu Ende - die große Schelle ward wieder kräftig angeschlagen und klang voller wie sonst über die Stadt. Kurz vor dem ersten Anschlägen nahm der herrschende Sturm dem Rathsuhrnmcher Brückner ün«
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