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Dresdner Nachrichten : 19.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188008196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-19
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.08.1880
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vrssSvll, 18SV. 38000 «landtkr Mi ne «edikU»» die«. »I«» MW . «üll- —«urrau, d,.A«»alt»»n< x»«t". — ll«,»», '.»öllr, v»IUe» ck V» t« Varl». Tageblatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Sörsenbericht, Fremdenliste. S5. 7»dr8»L. Könnt»»« »I» «euftLdk nur «« M»N aiol>ee,»II,«r.tdt»I, , — Der «»um «tn«r et« VeNItitl, likitlüül«« Et« dt« S«Ue «V El,«. Et« »««mit, Nt» »» «*»»» »u»w»r«„ ««n°»««.»»«tt»m »«» UN« unbetinnun tztrHl»» «l» v'<1o»«n tnjenee« »t, nur»«»»» Vr»nu««r«n»,,A»hiu»-^urch «NkWarlt» »der Po>tetn«»hi«i». Acht KUde» >°u,n id P>»>. I«. 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WM-",ug vd.» Ä.WN: Bar°w-,er nach v»,ar Dösold. MallNE I» <AM 7 N.» AllöstchtM fllk tM 19. Anglist: Ziemlich heiter, warm, tl ockkNZ l !" so., luchste l« » W. e!v>d-L>c!: Mittt-. !!>o-m.^'dc>U.ÄN!>!M.nttiIl>i>'..Abds.»^lIculo 7,! stcllemvcilc vorübergehend neblig. Toinierstag, IS. August. Politisches. ES ist weit gekommen in diesem sogenannten Sommer. Aus Ischl meldet der offizielle Telegraph durch das wiener politische Eorrespondenzbureau und von dort an alle Zeitungen: „DieSonne scheint!" So selten ist dieser himmlische Beleuchtungsapparat Heuer zu sehen, daß sein einmaliges, leider nur allzuflüchtiges Erglänzen den Telegraphen in Bewegung setzt. Für ein Telegramm, wie sie nun einmal sind, paßte übrigens diese Meldung am besten. Eine Sekunde nach Abgang wandte sich das Blatt ivicder und nun heißt cs: „Es regnet wieder". Es regnet in Polen, Ungarn, Posen, Schlesien, Unterösterreich, Böhmen, Ostbaicrn und Sachsen zum Verzweifeln und wenn diese Thränenfluth des Himmels an einigen Orten auch nicht als Wolkenbrüche niedergingcn, so genügte der Regen allein, in dieser Menge und Tag für Tag sich wiederholend, den Begüterten und Genießenden die Laune, den Armen und Arbeitenden das tägliche Brod hinwegzuschwemmen. Die Kartoffel ernte ist für Mitteleuropa, wo der Getreidebau erst die zweite Rolle spielt, hart bedroht, in tiefer gelegenen Distrikten mit schwerem Boden bereits vernichtet. Das Getreide selbst kann kaum eingebracht werden und wächst aus. Ja, die Bestellung der Felder für die nächste Ernte wird schier zur Unmöglichkeit bei dem Wetter. Die Details der Calamität, im engeren und weiteren Vaterlands und nicht minder in den Nachbarstaaten, lassen sich leichter in der Phantasie vorstellcn, als trostlos beschreiben. Bis jetzt sind Oesterreich, Schlesien und Mähren am Härtesten betroffen. Doch auch für unser Sachsen ist es die höchste Zeit, daß der Himmel seine Schleußen schließt und über das durch Regen und Ueberschwemmung angerichtcte Elend die trocknende, heilende Sonne aufgehen lasse. Die Herzen der Völker, wie die Scholle, die sie bewohnen, bedürfen des erfreuenden, segnenden Gestirnes. Die politische Lage fängt an ebenso grau in grau sich zu gruppiren, wie das Wetter. Man würde Unrecht thun, wollte man den Frieden für bedroht halten und schon jetzt an jene Schärfung der Konflikte glauben, die mit Kriegen enden müssen. Aber wie aus den Nebeln Wolken und aus den Wolken Gewitter werden, so ballt sich über Europa zunächst das allgemeine Mißtrauen und wenn inan vor Jahresfrist klagen durfte, die deutsche Militärlast und die hierdurch bedingte Erhöhung aller Steuern und Abgaben sollte zu Gunsten des bedrückten Voltes etwas gemindert werden, so haben die Ereignisse der vorauösehendcn Sorge der Reichsregierung Recht gegeben: es ist ein Glück für den Frieden, daß Deutschland so stark dasteht. Vielleicht knüpft sich an unsere Stärke die Hintanhaltung erneuter Kriege am Balkan. Unser gestriges Blatt enthielt eine winzige Depesche unseres Berliner Correspondenten, die, wenn sie sich bestätigt, die russisch-türkischen Spannungen in ein ganz neues Stadium rückt. Sie lautete: „Der Vorschlag, wonach der Türkei der Bestand des verbleibenden Territoriums garantirt würde, falls sie loyal die Kongreßbeschlüsse ausführt, ging von Deutschland und Oesterreich aus". Das klingt fast harmlos und schließt doch eine ganz eminente Bedeutung in sich. Genannte Nachricht tauchte vor 8 Tagen auf und war vorige Woche Anlaß zu einer Interpellation im englischen Parlamente, wo Förster erklärte, England habe zwar bei den Mächten diesen Antrag nicht gestellt, doch gebe er, Förster, zu. er sei von gewisser Seite gestellt worden. Die gewiffe Seite war also Deutschland und Oesterreich. Und in der Thal, so ivenig mir für Griechenland und Montenegro uns echauffiren mögen und allen halben Maßregeln und Einmischungen in derenHändel durchaus entgegen sind, so wichtig und folgerichtig wäre eine prinzipielle Parteinahme Deutschland- Oesterreichs in der orientalischen, nimmer endenden Frage. Sind wir für Rußland oder für die Türkei? Kein Mensch, außer Einem, hat das bis jetzt wissen können und wenn Rußland, das bei Plewna unbestritten sich der Sympathien Bismarck's erfreut hat — sonst wäre eS dort nimmermehr so glimpflich davongekommen! — seit 1876 sich ruhig verhalten hätte, so wäre die Frage, ob Rußland oder Türkei, an die deutsche Politik gar nicht erneut heran getreten. Aber es gewinnt den Anschein, als wenn man in Wien und Berlin nachgerade eingesehen hätte, Rußland hält nicht Ruhe. Und die Frage spitzt sich kaum mehr zu, „ob Rußlans oder Türkei", sondern: „wollen wir Krieg oder Frieden" dort unten an der Donau. Rußland ist der Feind des Friedens, nicht die Türkei. Diese bedroht Niemanden, jenes bedroht alle Freunde friedlicher Kultur permanent ; offen oder versteckt, brutal oder hinterlistig — Rußland kann von dem Traum eines byzantinischen Czarenreiches, das an der Donau und dem Balkan alle Slaven unter einem Szepter vereinte, nicht lassen. Es läßt Ostbulgarien nicht zu Ruhe kommen, cs drückt auf Rumänien, es spiegelt den Serben und Westbulgaren den Segen der Slavenbrüderschaft vor, ermuthigt im Stillen die BoSniaken und die böhmischen Czechen zur Unbotmäßigkeit gegen Oesterreich, und hat bei diesem panslavistischen kulturfeindlichen und dem monarchischen Absolutismus dienstbaren Wühlereien nur einen Gegner: die Kultur Deutschlands. Wie die Russen die Deut schen Haffen und in dem Wahne leben, deutsche Kultur bedrohe und zersplittere den asiatischen Absolutismus des Czarenreiches, indem es durch seinen Handelsverkehr, Entsendung deutscher Lehrer, Auf nahme deutscher Industrieller in Südrußland, Einwanderung deut scher Ackerbauer und Arbeiter „germanisirt" werde, das spricht sich aus jeder haßgetränkten Zeile der altrussischen Zeitungen aus. und aus der Be- und Mißhandlung der Deutschen im Innern Rußlands. Aber daß dort das Licht der Aufklärung zu leuchten beginnt, daß die intelligenteren Stämme Rußlands ein Minimum von Volksrcchten und bürgerlichen Freiheiten anzustreben beginnen, daß die devote, absolute Verdummung der Völker selbst in Rußland nicht mehr durchführbar ist — das ist weder die That, noch die Absicht Deutsch lands gewesen. Hindern können wir freilich nicht, daß der russische Bauer und Bürger seine Lage mit der seiner deutschen Standcs- genossen vergleicht. Verlangt Rußland, daß wir das Licht unserer religiösen, wissenschaftlichen und sozialen Aufklärung auslöschcn sollen, damit seine unterdrückten Völler nicht sehend werden? Von den deutschfreundlichen kurländischen und licsländischen Provinzen längs der Wcichselniederung bis zu der österreich-polnischen Grenze hat Rußland eine Prohibitivgrenze errichtet, die der chinesischen Mauer ziemlich gleich kommt. Und da alle Feindseligkeit gegen das Eindringen der Kultur nichts mehr hilft, da will Rußland wohl zum Schwert greifen und seine unzufriedenen Elemente und den auf gestachelten "Rationalitätsgeist in einen erneuten Türkenkrieg mit der Parole „Nach Konstantinopel" ablenken? Dieser ewigen Beunruhi gung Westeuropas, das nicht asiatisirt werden will, würde ein tluo» >>8» der Friedensmächte Deutschland und Oesterreich ein Ende setzen. Erreichte es Deutschland, daß alle Wcststaaten, oder mindestens Eng land und Italien, den Bestand der Türkei, nachdem sie die Griechen und Montenegriner befriedigt haben wird, wie es der Ber liner Vertrag vorschrcibt, garantirten, so müßte Rußland Ruhe halten und vorläufig auf Vergrößerung seines Besitzes dort unten verzichten. Noch sieht es verzweifelt schlecht aus um die Annahme des deutschen Vorschlages. Frankreich — ganz abgesehen von den Schwätzcreicn Gambctta's um Elsaß-Lothringen — ist höchst gereizt gegen Deutschland-Oesterreich und nimmt in dem Donauschifffahrts Konflikt die Partei Rußlands, natürlich nur aus Maiiee gegen Deutschland, da Frankreich bei dieser Frage ganz unbethciligt ist. England, das weiß man ebenfalls, sieht scheel auf jedes Emporblühen des deutschen Handels, und so schwer begreiflich das ist und ganz unvereinbar mit seinen eigenen Handelsinteressen, es geht in dieser Frage mit den Moskoiyiten. Nur Italien hat erklärt, es habe nichts gegen das österreichische Präsidium in den unteren Donausragcn. Wird man bei dieser vielverschlungcnen Jnteressenpolitik dem Vor schläge Deutschlands zustimmcn, die Türkei für unverletzbar erklären wollen? Von ihrer eigenen Haltung hängt jetzt viel ab, wie sie Montenegro und Griechenland befriedigt, ob ohne Ranküne, ehrlich und dauerhaft. Dann mag der Großtürke seine Muselmanen re gieren wie er will. Die haben's vielleicht besser, als die Russen in ihrem Lande. Und eines wäre mit einer ferner unverkleincrbaren Türkei erreicht, die ja nie nach fremdem Besitz streben würde; eines wäre erreicht, die endliche Lahmlegung der russischen Wühlereien, der Friede! Neueste Telegramme vcr..TrcSbncr Nachrichten." Berlin, 18. August. Der Kaiser vielt anläßlich teö zehn ten Jahrestages von St. Privat u»c Gravclotte an daö erste Garde-Regiment in Potsdam eine Ansprache unter Anerkennung teö Heidelimulhes, womit vie Armee, vereint mit den sächsischen unv hessischen Truppen, gekochten. — Die Gruppe Forekenbeck- Stausseiibcrg erlässt Ente dieses Monats einen Austus zur Sammlung der liberalen Partei aus dem Boden des Frcibandelö. Berlin, 18. August. Die offiziöse „Nordd. Alkg. Ztg." bringt ei» verkapptes Dementi der Nachricht, wonach ver Unter- staatosekrctär Starke als Nachfolger des zum Staatssekretär er- nannlcn Ministers Honnann i» Aussicht genommen sei. — Die am >. Oktober in Paris stattfinbciide Poslkomerenz wirb sich ausschließlich mit der -Herstellung einer aus einheitlichen Gruiidlagen beruhenden Packetpost beschäftigen. Vom Staats sekretär des Rcichöpostamtes sind die Geb. Oberhosträtbe Gün ther unv Micßner committirt. — Zu der vielfach erörterten Streitfrage, ob vcr Attentäter Noblling Sozialdemokrat gewesen oder nistst, geht der „N. A. Z." „von hochgeachteter Seite" folgende Notiz zu: ,,Jm Juli fand ich, mit meiner Frau den Säutis vom Wcißbab auS besteigend, im Fremdenbuch ber halb wegs liegenden Riegl S-Alp mit deutlicher Schritt aus den Jah ren 7-1-79 siamiiicnd. das genaue Jahr ist mir entfalten, In gro ßen deutlichen Zügen cingeschriebc»: U >. N ov > I i n g, S o - zialbemokrat aus Berlin. Das Aussehen der Blätter, sowie die gänzliche Abgelegenheit ber Alp. die ganz gleichmäßige Tinte lassen keine» Zweiiel an der Echtheit." Krankreich. Freycinet äußerte sich zu den Delegirten des Arbeitervereins zu Montauban, bas Bestreben der Regierung sei, dem Lande den Frieden zu erhalten, der durch nichts bedroht sei. Die Tuiiiefrage wirbelt viel Staub auf. Die Zeltuugölprache gegen Italien Ist noch gemäßigt. Nnßland. Der chinesische Gesandte Tseng erklärte auf eine Interpellation das Gerücht eines Krieges sür eine Erfindung; seine Instruktion laute friedlich. England. Ein Versuch, die Kaserne in Eork in die Lust zu sprengen, wurde entdeckt und zwei Fässer Pulver unter der Kaserne gesunden. Berliner Börse vom 18. August. Im Allgemeinen waren die Eouric etwas höher, obgleich die RclchSbank den DIscoiit aut 5 Proc. hinaunetzte und so den Geldstand wesentlich beeinflusst. Der neueste Ausweis der Rcichsbank konstatlrt eine große Abnahme deö Goldbestandes (um 14 Mill s; um weiteren Goldadfluß zu hindern, wurde die Diskonterhöhung für nötbig erachtet. Privat- discont 2'M eö herrscht also nickst gerade Geldmangel. Die inter nationalen Papiere, Eredit und Franzosen, wurden von auswärts höher slgnalisirt unv setzten deshalb auch hier höher ein. Renten und Bahnen schlossen sich an. Besonders bevorzugt waren auch Montanwcrthe und speclcll Dortmunder, von denen man sich eine weitere Steigerung verspricht. Auf österreichische Prioritäten hätte inan etwas mehr Einfluß von Den Ernte- bcrichten erwarten können. Banken ziemlich unverändert. Säch sische Bank etwas höher, Leipziger Eredit und Ebemnttzcr Bank verein etwas niedriger. Sächsische Industrien dehäupteten sich zum Tbeil, zum Tbcll erlitten sie Absplitterungen. Kleine Avän- ccn cmihren nur Zimmermann und Körner, sowie Stick- »mschinc». Das Geschält war trotz der günstigeren Stimmung nicht belangreich. Lokales und SiichsischeS. — Sonntag den 17. d. Mts. jagte Se. Mai. ber König mit Begleitung ans Poslclwiizcr und Mitleldorler Revier in der sächsischen Schweiz. Die Jagdbeute war außerordentlich günstig drei starke Hirsche lagen auf der Strecke — alle drei von Sr. Maiestät geschossen. Nach der Jagd kand kaS Diner in Scndig'ö „Villa Carola" statt und gegen 8 Uhr fuhren die hohen Herr schaften per Ertrazug nach Pillnitz. - Gestern Vormittag halte die hier wellende österreichische Militär-Kapelle die hohe Ehre, vor II. MM. dem König und der Königin im Sck'loßhöfe der K nigttchcn Spmmerrcsttenz Z; Pillnitz, wohin sich genannte Kapelle mittelst Dampischiff begeben batte, zu produzircn. Den höchsten Herrschaften wurde» 8 Piecen eines gewählten Programms zu Gehör gebracht und erntete die selbe die beste Anerkennung. Nachdem die Mannjchaiten im Schloßrcstaurant gespeist werten waren, fuhren dieselben wieder per Dompischlff nach hier zurück und langten um '/-'4 Uhr Nach mittags hier an, um von Abcndö 7 Uhr au im Gewerbehaussaale zu coucertlren. — Der zeitherige OrtSrichter Gottirled Töpserin Dorshatu hat daS aligemciiie Ehrenzeichen erhalten. — Der W aisc r sl and der Eibe ist an verschiedenen. Orten Böhmens seit vorgestern theilö etwas gefallen, Wells um einige Eentunetcr gestiegen. Derselbe war am gestrigen Tage wie iolgt angezeigt: Budwcis 18.',. Prag >74. Pardubitz I»», Meliück 217 und Leitnicritz 18«; Eli», über Null. Auch hierorts war die Elbe seit vorgestern wiederum um etliche 50 Eentlmeter gestiegen und zeigte der Pegel gestern Vormittag 153 Cmtr. über Null, während dieselbe am 'Nachmittage um etwa 5 Cmtr. ge falle» war. In Folge dieses hohe» Wauccslanteo konnte denn auch von den Dampfschiffe» an den Neustcibter Landungsplätzen Saloppe. Walkschlößchc» und Karlstraßc nicht mehr angebalte» werde», weshalb die Neustädtcr sich schon gefallen lasse»mußten, mit bis nach Silkstabt zu mbren. — Mittwoch gegen Mittag traten endlich im Elbthal Zeichen von sich änderndem Wetter ein. Die Lust kühlte bauernd ad. die Wolken gingen höher und Schwalben wie andere insektenfressende Vögel flogen hoch. Auch Laubfrösche, die ei» Mitglied unserer Redaktion in Blaiewitz sorgsam beobachtet und die keil drei Wochen die tiefste» Zweige der Bäume unv vaS Gras ausgesucht hatten, begrüßten von den Wipfeln ber Bäume den klareren Himmel. — Wie man hört, soll bei der EnthüllungSselerllchkeit der Germania am 1. September aus dem Altmarkte baS jetzt hier vie Wachen beziehende Pionnierbataillo» als Ehrenwache um daS Denkmal ausgestellt werden; ebenso soll von jebem an den Schlach ten wctlgenommcnen Regimente der sächs. Armee eine Deputation mit der Fahne anwesend sein. — Berliner Bummelbriefe. DaS ist schnell gangen mit der Fortschrittspartei. Wer hätte während Kirchcngesetz-Debatte ahnen sollen, daß sobald daraus ein Fort schrittler den Präsidentenstuhl des Abgeordnetenhauses besteigen und von demselben herab eine Lobrede aus den CultuSminittrr von Puttkamer halten würbe! Allerdings prästdirte Proiessor Virchow-Berlin (fortschr.t nicht den preußischen Volksvertretern, sondern den deutschen Anthropologen, welche von allen Richtun gen ver Windrose herbelgckommen waren, um Affen- und Men- schcnschäkel auf die Größe ihrer Nasenbeine hin zu prüfen und an ber Hand auögegrabcncr Topischcrbcn und anderer Herrlich keiten sich über vie Lebcnsgewohnbcilen vorgeschichtlicher Völker zu iiiiormiren. Es ist sehr interessant, einmal so viel gelehrte Leute zusammen zu sehen, aus die Deutschland wohl mit Recht stolz sein darf; sie zu hören ist indeß sür den Laien minder in teressant. Soll ich tagen, welchen Eindruck die hochgelehrte Ver sammlung auf mich machte? Vircdow ist der Gelehrten Meister; die klebrige» sind in Ihrer Mehrzahl unbewußt seine Gesellen, die ihm daö Material zusammentragen, sichten und cs so volbereitcn, baß es ibm zu wissenschattllchen Schlüssen bienen kann. Er ist der Mann der höheren Gesichtspunkte; die Lösung ver Detail- iragcn, von denen eine oit allein auoreicht, um das Lebe» eines Gelehrten, eines Forschers auszufülle». besorgen die llebrigen für ihn. Ober ein mir näher liegendes Bild: Er ist ber Chcs« Redakteur: die Andere» sind die Reporter und Mitarbeiter. Wähcenb sich die meisten ber Vortragenden daraus beschränkten, daS, was sic in alten Heidengrabern und Schwedeinchanzen ge sunden, auizuzählen und zu schildern, war er es. welcher die Ge- sammweit dieser Funde ins Auge fassend, weitcrgchende Folge rungen daran knüpste. Nun, die Wissenichait kann ja durch ein solches Jneinantcrgreiien und Zusammenwirken der gelehrten Kräite nur profitlrcn. Selbstredend bin Ich himmelweit davon entfernt, zu sagen, der Anthropologe»-Kongreß habe nicht eine ganz stattliche Anzahl von berühmten Leuten umfaßt, deren Be deutung weit über die eines wisscnschaltllchen Handlangers hin- auSgebt; aber die Ausnahmen machen nicht die Regel. Wie un endlich winzig kam ich mir vor. als mich der Zuiall bet ber Eröffnung der antbrovologischen Ausstellung neben — Schliemann stellte. All' die würdigen Herren um mich herum batten schon etwas ausgegraben und wcnnö auch nur eine Feuerstein-Lanzen» spitze, ein vorsündfluthlicher Gurkenhobcl oder eine Scherbe v«l einem alten sordenwendischen Maßkrug war. Aber sie Alle überragte Schliemann, der eine ganze Stabt gesunden, ber daS Troja wieder anSgcgraben bat. welches dermaleinst durch ein Frauenzimmer elendiglich zu Grunde gehen mußte, wie Mancher, der den alten Homer zufällig nicht kennt, wohl auS ber Operette „Die schöne Helena" wissen wirb. Und ich? An wie viel Schutt abladeplätzen bi» ich achtlos vorübcrgegangen, wo ich vielleicht mühelos kostbare prähistorische Schätze hätte ernten können! O jugendlicher Leichtsinn! Und nun stand ich da und hatte nicht einmal Sin» iür die aulgestapclte» Herrlichkeiten auö der Stein-, Broncc- und Eisenzeit! „Alles sehr alt!" antwortete der Gesandte Chinas in gebrochenem Deutsch, alö ihm ein Herr einen längeren Vortrag halb in deutscher und halb in iran» zösischrr Sprache darüber hielt. Alles sehr alt! mehr bätt' ich wahrhaftig auch nicht davon zu sagen gewußt. Ja. wenn Schliemann wenigstens noch ein trojanisches PrivathauS mit ausgestellt hätte! Schliemann Ist von mittler Statur und steht recht behäbig auö; die klassische Lust scheint ihm zu bekommen. Unter dem kurzgestutzten Schnurbart leuchten zwei Reihen schöner heller Zähne vor, die der Forscher mit unbewußter Coguetterie stets zeigt, wenn er lächelt. Und er lächelte viel, denn rS war dabei eine Ihm gestellte Zumutbung — abzulehnen. Diplomaten begleiten eine Ablehnung stctS mit verbindlichem Lächeln. Der Eröffnung der Ausstellung war ein Vortrag Schliemann'v über „unser" Troja vorauögcgangen. (Er ist nämlich so beschctben, seinen Ruhm mit seiner Gattin zu theilen). Nun will ich vier zehn Tage Mops beißen, wenn er diesen Vortrag nicht abgelesen bat. Meine Herren Eoliegen behaupten sogar. Schliemann hätte seinen Vortrag gedruckt vor sich liege» gehabt und weil sie nun meinten, eines ber gedruckten Exemplare würde sich auch nach der JournaltNentribünc verirren, so schrieb Keiner nach und der Vortrag ging der Welt verloren, umsomehr, alS auch der Vor» sitzende den Stenographen abgrwinkt batte. Nun bandelte slch'S darum. De. Schliemann zu bewegen, daS Manuskript seine» Vortrages für den offiziellen Bericht berauSzurücken. Da kannten sie aber Schliemann schlecht. Er meinte, da müßte er erst den ganzen Vortrag niederschreibcn und da er denselben doch nicht mehr Wort sür Wort wissen könne, so werde daö immer nicht der Vortrag werden, den er gehalten habe. Ileberbaupt mache ihm daö auch z» viel Arbeit. So bot er allen UeberrediinaSküiisten Trotz. Ob er schließlich doch noch nachgegcvcn? Glaub'S kaum» tcnn er weigerte 'ich zu energisch. — Zum Schluß muß ich nock mein Gewissen erleichtern, muß nator veccavi machen. Neuli
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