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Dresdner Nachrichten : 06.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188402064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-06
- Monat1884-02
- Jahr1884
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- Dresdner Nachrichten : 06.02.1884
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««cht» ,« Uß 4» Mt»»-», tri» «tM»»« tr«»rt»e »»G, rt»l »o» de« «dl»»,» Ihr»» »,l. H»h^t Ur«, 4>«or» et«. »q-Stete» Nr. U (Allst.) u.L«S (Neust.) Anlerate loerden Morienirr. I» bil Nachm. » Uhr o »genommen. Sonntag» bl» Millags IS Uhr. In Neustadt: tstrastc »Uostri gaste 5 nur an Wochentage» die Nachm. Uhr. — Die emstialtige Perii- » Tageblatt für UokitiK, AM-Miiiii. tzt(Mr«»l!tIr. MeMW. Irmdeiaille. zelle <c». 8 Lüben: kastei I.', >t«g. Unter Cingeiandi die Zeile 30 Mg. Eine (staraniic für da» nächst tägige irricheine» der Iiiscroie wird nicht gegeben. Audwäriigc Inseriiagd- Nusträge werden nur gegen Pränuni rando- Zahlung durch Brreirnarlen oder Pasteinrahlung angerramnrcn. — ülchi Silben losten Ili Pig. Inserate sstr die Montags-linrrrmer oder nach einem ^estiagk die Pctiizeilc Ptg. ß »sskvn- u.Itisstsi'osiPsi'obv,! m m vorrüellelrsr ^LMsttbl mr Lsrrou u. vanwl» 8 L. ?r6U8^i-'8 Asokk., i N » V»l«i-1v»«r»>»v », rurrl. auä I. Utaxo. U -Lnttrükv nach ausvürts vorusi» prompt okkoctuirt. ^ N 5 U»pi«n,1i-. 5 ^ n Vlsvv 5 «fiLNvnsir. 5 g K unck Position», v, V» vltlioo, UNli posilivil». 8 8 tVjizeli«-.tv88tattii»a8 - ttiüeliütt, ? 8 komplett« firsot-«. ÜMr-L«t»ttiiiiM». z H klM MWtlo kloiiiii-li, ZMliike2. A, N H empfiehlt ihr ^ro^ses P-iMr Iitntoi-io.l'I»«.-»'». a» kur Ill«-5i « ii unsi I»»i»« ii. v 8 Leütellu»^ imi'li Ammu. ZmMhrun? uael» unzart« prompt. U gj >Iu8torhtlodvr geäen Oenrek. ?rei8<:o»r>mt«! protm. krok. vr. AW'8 MorwLl-LrttkvI i°> Vl* iMt» Aussichten für den6.Februar: Mäßiger Südwestwind.geringc Be- l O«» ss. IllHlHIIß. vLssl. wölk., neblig, keine oder geringe Niedersch!., Temp. wenig verändert. ! rre»»e». »884. Mittwoch, 6. Februar. Verantwortlicher Redakteur sllr PoIttt?chkH vr. »mit Bierey in Dresden. In dem ehemaligen Schustergesellen und desertirtcn Korporal Stellmacher ist der Sicherheitsbchölde einer der gefährlichsten Anarchisten in die Hände gefallen. Wäre der ruchlose Mörder gehenkt worden, ohne dab man von ihm Namen, Herkunft und Borleben erfahren hätte, so war es vorbei mit der Möglichkeit, dem lichtscheuen Treiben jener Verbrecher auf die Spur zu kommen, die vorgeben, mit Raub. Mord und Brand eine allgemeine Glückseligkeit aus Erden berbeizusüdrcn. So ist aber doch wenigstens einiger Anhalt gegeben» die Beziehungen des Mörders zu etwaigen ZpiebgeseUcn zu verfolgen, in das geheimnisvolle Gewebe einzu dringen, die Verschwörung selbst bloszulegen und durch Zerstörung der revolutionären Organisation die Wiederholung verruchter Sckaud- .'baten zu verhindern. Denn daß Stellmacher nicht als ein Fanatiker aus eigne Faust den unglücklichen Blöch niederschob, dab er vielmehr im Aufträge eines ComitvS handelte, dessen rühmte sich der Mörder mit frecher Stirne selbst. Mit anerkennenswerthem Geschick und Liker hat die Dresdner Polizeibehörde daS Ihrige gethan, dein sich hinter seine Anonymität verhüllenden Mordbuben die Maske vom Gesicht zu reiben. ES ist dies ein Verdienst, das die üble Erfah rung wohl ouswiegt, welche die Behörde mit dem Lump von Spion, Schmidt, hat machen müssen. In der Verfolgung der Spuren von Verbrechern sind Fehlgriffe niemals ganz auszuschlieben. Wenn sich die von den Anarchisten und Revolutionären zunächst bedrohten Staaten rüsten, um die geschworenen Feinde deü Staates und der Gesellschaft am Schopfe zu fassen, niederzuschlagcn und unschädlich zu machen, so sind Lamentos über Beschränkung der bürgerlichen Freiheit und staatsbürgerlicher Rechte wahrlich übel angebracht. Es kann ja sein, dab in Oesterreich die Bedin gungen besonders günstig liegen, um den hirnverbrannten Lehren Most's und Genossen bei den Arbeitern Eingang zu verschaffen und aus ihren Reiben Begünstiger der Schandthatcn Stellmacher's zu erwecken. Die österreichische^ Arbeiter sieben nickst etwa in ihrer technischen Ausbttdanst und gewerblichen Fertigkeit, wobl aber in ihret allgemeinen geistigen und in ihrer politischen Bildung weit hinter den deutschen Arbeitern zurück. Das macht sie an und für sich empfänglicher für tolle Weltbeglückungspläne und mindert ihren Abscheu gegen Verbrechen. Richtig ist auch, daß die oft engherzige.Handhabung des Vereins» und Versammlungsrechts und des Preßgcsetzeö durch die österreichische Polizei den Bildungs trieb der österreichischen Arbeiter empfindlich unterdrückt und sie selbst verbittert hat, zumal sie für ihre gerechten Beschwerden über Verkümmerung ihrer Rechte nur selten im Parlamente unerschrocken Verthcidigcr fanden. Endlich befindet sich die Sozialresorm in Oesterreich erst in den Kinderschuhen. Vor Kurzem erst hat man dort staatliche Fabrit-Inspectoren cingekührt. So hat Verschiedenes zusammcngcwirkt. dab sich die Arbeiter von den wiloesten, cxcen- trischesten Lehren angezogcn fühlte». Das Alles weist zwar einer seits aus die Richtung hin, nach welcher künftig die Gesetzgebung sich zu bewegen hat, um solche Vorbedingungen für verbrecherische Neigungen zu beseitigen; cö legt aber umsomehr den Staatsbehörden nie augenblickliche Pflicht aus. ohne Scheu zuzugreifen, um sich der Revolutionäre zu bemächtigen und größeres Unheil zu verhüten. Zimperlich kannü dabei nicht zugchen. Klagen über mögliche Miß griffe lähmen nur den Erfolg beim Zugreifcn. Die Verfolgungen und Unterdrückungen, denen sich das Teutsch- thum in Oesterreich auSgeietzt sieht, vermehren ebenfalls die Vor bedingungen für den aufsässigen Geist der dasigen Arbeiter. Der deutsche Stamm ist ja nicht blos die kräftigste Stütze für den öster reichischen Staatsgedanken, sondern i» weit höherem Grade als das Slaventhum der Träger der Kultur und Bildung. Jede Maß regelung des Deutschen bedeutet ein .Herabdrücken des geistigen Niveaus in Oesterreich überhaupt. Die unselige Sprachenverord nung. die von jedem in Bobinen, Mähren und Schlesien angeilell« tcn Beamten die Kenntniß des Czechischcn fordert, beraubt die Deutschen dcS Zutritts zu den Acmtern. Der öffentliche Dienst vom Nachtwächter und Gcrichtsdiener bis zum Präsidium des LandeSgrrichts ist in diesen 3 Kronländern den Deutschen versperrt. Durch die Svrachenverordnung sind wir in der eigenen „Hcimath" heimathloS geworden, rechtlos trotz der Staatsgrundsätze, rief der Abg. Hallwich aus. Deutsche werden dort künftig weder Richter, noch Gerichtsbeisitzer, noch Gcrichtsdiener, noch auch Geschworene sei» dürfen; «S bleibt ihnen nur die Rolle des Delinquenten übrig. Trotzdem S9°/o der deutschen Bevölkerung Böhmens nicht czechisch sprechen kann, weil diese Sprache der deutschen Zunge ungewöhnliche Schwierigkeiten bereitet, in reindeutsche Gegenden Böhmens bat man richterliche und Verwaltungsbcamte verpflanzt, die das Deutsche radebrechen und der Deutsche muß sich Recht sprechen lassen in einer Sprache, die ein Kauderwälsch aber kein Deutsch ist. Was bat cS für einen Sinn, im Elbethale, im Erzgebirge, in dem ganzen Landstrich von Scklnckenau bis Lcipa. im Egerlandc, im Reichen berger Kreis, wo sich unter Zebntausenden reindeutschc« Bewohner kaum eine czecknsche Familie befindet, den Beaniten zuznmuthcn, ezechisch zu sprechen? Mit welcher Brutalität, mit wieviel Ennismuü und Lust am Rohen gehen die Ezechen in ihren» Haß gegen die Deutschen vor! Als vor Kurzein in den» von dem blutigsten Deut schenhaß getränltein Schauspiel „Ziska'ü Tod" die Worte: „Tod den Deutschen!" zu sprechen w >ren, durchbrauste wahnsinniger Bei fall daS Prager Theater. Die katholische Geistlichkeit wird gewalt sam ihrem Dcutsckithum cntsremdct. Al» bei einem Feste ein: Priester seine deutsche Gesinnung zum Ausdruck brachte, forderte' ihn nachher der slavische Bischof „zur Rettung seiner befleckten priesterlichen Ehre" auf. Pilsen, die einst rein deutsche Stadt, ist' fast völlig czcchisirt. Obwohl die Deutschen dort mehr Steuern zahlen als die Ezechen, fitzt doch kein Deutscher im Stadtratbe.' Wenn ein Deutscher auis Bürgermeisteramt kommt, cihält er prin-: »ipiell zunächst «ine czechische Antwort. In Pilsen gicbt eö nur i noch 2 deutsche Volksschulen, der Direktor der einen ist der deutschen Schriftsprache nicht mächtig, an der anderen sind 10 czechische und 5 deutsche Lehrer- In vielen Aemtern Bölnn.'nS erhalten notorisch deutsche Parteien nur czechische Zustellungen. Dieses Sünden register ließe sich leicht verzehnfachen. Die Proben genügen. Wenn solche Ungesetzlichkeiten und Verfolgungen tonaler Staatsbürger ruhig zugelasjen werden, wie kann man »ich da wundern, wenn der gesetzmäpigc Sinn deü österreichischen Voltes überhaupt in» Schwin den begriffe» ist: Neueste Telegramme der „Dresdner Nacht." von, 5. Febr. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte die Bcrathung des Cultusetats bei den höheren Leliranstallcn fort. Prof. Vr. Virchow wies dabei auf die bedenkliche Tbatiacke hin, baß die Abiturienten der bölieren Leb ranstaltcn in einem höheren Lebensalter stehen, die Reise also später erwerben als frübcr. Er befürwortete gleichzeitig eine Verringerung des Unterrichtsstoffes durch das Ausgel ei» der dovpclten Schrift ; die Gelehrten hätten längst die deutsche Schrift »allen lassen. Ferner wieS Virckow aus die W icktigkeit der Stenographie hin, die er als Lehrgegenstand für unumgänglich nothmendig hält. Berlin. Die „Norddeutsche" (Organ des Reichskanzlers) be spricht die Sprackiendcbattte im österrcichiichcn Unterbau»? und er klärt die Behauptung des Minoritäts-Berichterstatters Sturm, Bis marck habe die Deutschen in Oesterreich getadelt, ober nicht etiva wegen ihrer Haltung gegen die Slaven, sondern wegen der von ihnen eingenommenen Stellung der früheren liberalen Regierung gegenüber als nicht ganz genau. BiSmarck habe den Deutsch-Bester- reichern in erster Linie die Nichtachtung der Dnnastic. des Kaisers, seiner Rechte und seiner Macht zum Vor»v..rs ge,nacht. Gerade die Deutschen »n Oesterreich »eien vorzugsweise berufen, das monarchische Prinzip zu pflegen in Treue gegen den Monarchen als ihren an gestammten Kaiser ; ihnen liege cS ob, den anderen österreichischen Nationalitäten ein Bei'piel zu geben undlder Dynastie die Regierung, zu welcher dieselbe gerade das deutsche Element als Bindemittel zwischen allen übrigen bedarf, zu erleichtern. - Vanfrey, der Be vollmächtigte. der an der türkischen öffentlichen Schuld zumeist inter- esstrten Pariser Banken, sowie der holländischen und englischen Gläubiger der Türkei, »st gestern hier eigetroffen. Der Schwerpunkt seine: Mission liegt in Petersburg. Namentlich soll Bulgariens Renitenz in der Tributsrage dura, Intervention Rußlands beseitigt werben. Deutscherseits fand Par-frey wohlwollende Aufnahme seiner Anliegen und die Versicherung moralischer Unterstützung. München. Die Abgeordnetenkammer berietst den Antrag wegen möglichster Einführung des konfessionellen Geschichts-Unter richts an dm humanistischen Gymnasien. Die Linke bekämpfte den Antraa, der Kultusminister erklärte oenselben für prinzipiell bedenk lich. Die Abstimmung wurde auf morgen vertagt. WÜrzburg. Ein Kommandanturbefehl untersagt den Mann schaften der diesigen Garnison den Besuch einer Restauration, worin der sozialdemokratische Abgeordnete Grillenberger mehrfach Vorträge gehalten, wegen der Gefahr sozialistischer Ansteckung M ünche n. In dem Bankgeschäfte Wilhelm Brand wurde d, Versuch gemacht, die Auslagesenster auszurauben. Hierbei wurden aus den Lehrling 2 Schüsse abgefeuert. Der Attentäter ist verhaftet. Colmar. Laut „Frtf. Ztg." hat daS 1848 mit einem Ka- vital von iiflO.MO Frcs. gegründete Comptoir d'Escompte in Col mar seine Zahlungen cingeslellt. Die Passiven betragen 4 bis 5 Millionen, die Aktiven sind verschwindend klein. Man spricht von 2 Millionen unterschlagener Depots. Banken dürsten wenig betbciligt sein, da dieselben sich längst zurückgezogen haben. Wien. In» Abgeordnekcnbaule begründete der Ministerpräsi dent Gras Taasic die Ausnnhmcversügungen, indem er aus daS Treiben der Anarchisten, die Ermordung von 2 Polizcibcamtcn und die Verbreitung aufrübrerischer Schriften hinwies. ES bandle sich nicht um einzelne Fälle, der Boden sei weithin nnterwühlt. Der oberste Gerichlslios habe angesichts der Verbältnisse nicht das ge ringste Bedenke» getragen, der zeitweise», Einstellung der Geschwo renengerichte rückhaltlos zuzustimmcn. Die Regierung mußte zu außerordentlichen Mitteln greisen, welche sic mit dem größten Ernste anwenden, dabei aber nicht über den Zweck derselben hinaus- gebcn wird. Wien. Minister-Präsident Taaffe begründet die Vorlage der AuSnalnne-Verordnungen, inbcin er aus die Ermordung der zivci Polizei-Funktionäre und die masscnliaste Verbreitung revolutionärer Flugblätter, worin der gewaltsame Umsturz gevredigt »vird, hinwies. Tie Ausgabe der Sicherkeitsbckörden sei schwierig, weil der Boden untcrwülilt sei, und es sich nicht nur um einzelne Fälle handele. Die Regierung werde die Maßregeln mit größtem Ernste handhaben, aber nicht über oen Zweck binausgelien. Die Abgeordneten nahmen mit allen gegen drei Stimmen den Antrag an, d,e Einietzung eines 24glicdrigcn Ausschusses zur Berathung der Ausnahme-Verfügungen betreffend, lehnten dagegen die von der Linken beantragte Ltägige Berichterstattungssrist ab. Die Berliner Börse hielt sich reservirt, von freinden Plätzen lagen von vorgestern Abend matte Notiningen vor. heute war Wien erholt. Spekulative Banken matter, Kassabanke:: still, österreichische Balinci, fest, nur Elbethal gingen zurück, österreichische Prioritäten gut gefragt, von deutschen Bahnen waren Ostpreußen belebt, da trotz der starken Mindereinnahme dieselben wenig nach gaben , Berlin-Hamburger liöber, spekulative Bergwerke fest, Kassa- werthe vernachlässigt. Industrien erfuhren we»enttiche Besserungen, deutsche Fonds gut beachtet und höher, fremde Renten nicht ganz fest grnnkliirr Di.. 5. piebcuor. ureoil 2üü-'.. kiaoribohn 26»»!,. vom, borden I2I>/«. «Oer Loo,e —. MeNer». Ettberrciile —. Pa»»erre»le —. Noll,«er Oetterr. Koldremc —. 4°/. >I»x. violdrenle —. 77cr Nullen —. 8»er Nullen —. S.0rlen»inie!de —. Neuelle Nngor. «oißanieilie . 8. crienlanleihe —. Unger. Vaßterrente —. Dttconi»—. »gvviei 67.8». cüottlmrdßgbn VS. Mainzer —. gelt. Mir», 3. Aedrnar. 2red,t :!0t,50. Liaatid. 317.60. Lombarden »«3.70. »Ibelßol—- Nordwcllb. »84.20. Marino,cn 30.25. Ung. Sredli 805.25- GelchäsiSloS. v«ri». b. tzedruar. «Schluß., Rrnlc 77.35. ?:nlell,e »06.65. Italiener 02.20. Staairbal», —Lambarde» 3,5. So. Priortttitcn 29». »Mvier 333. Lellcrr. »oldrenie 8»«/,. gest. M!> Wendung zu nehmen ichien, fuhren beide Königl. Majestäten nach weillen Lokales und Sächsisches. — Nur schwach glinimt nock die -Hoffnung, das Leben der Frau Prinzessin Georg zu erhalten. Seit vorgestern Ahend ist eine bedenkliche Verschlimmerung eingclretcn. Indessen, so lange noch ein menschlicher Allicm ein- und ansgcbt, soll man nicht verzweifeln. Die ganze Bevölkerung nimmt den innigsten Ankbcil an dem Unglück, das die Königliche Familie betroffen bat und die vor unserer Rcdaction^angcschlagenei: gedruckten Bulletins waren den ganzen Tag von Sckiaarcn Tlicilnclimciidcr umlagert. Als in den ersten gestrigen Morgenstunden die Krankheit eine bedrohliche dem Prinzlichen Palais aus der Langeilraße und daselbst bis nacü 6 Uhr. Ein zweites Mal verfügten sich di Majestäten Mittags nach 12 Uhr nach dem Prinzenvalais, um dort mehrere Stunden dein Verlause der Krankheit nahe zu sein. Seit 2 Uhr Nachts hatte der weitere Verfall der Kräfte der hohen Pa tientin ausgehöit. Ter sehr frequente, aber kaum mehr fühlbare PuIS besserte sich unter Anwendung stärkerer Reizmittel etwas. Die Kranke nahm in geringen Mengen Nahrung (etwas Fleiich- extrakt und starken Rothwein) zu sich und behielt dieselbe bei sich. Das 'etzte, von 5 Ubr Nachmittags datirte Bulletin besagt: „Gegen Mittag und in den Nachmittagsslunden sind bei I.K.H. Prinzessin Georg mehrere Anfälle großer Schwäche cingetretcii. von denen sich die lwbe Kranke zwar jcvesmal wieder erholte, ohne aber den früheren Krästezustand zu erreichen. Die übrige» Krankbeltserschei- nungen dauern in gleicher Schwere fort. Pros. Wagner, vr. Fiedler, vr. Jacobi." — Der schwergeprüfte Gemahl der hohen Patientin, Prinz Georg, K. H., suchte in der HauSkapelle des prinzlichen Pa lais im Gebet Hoffnung und Trost; das Königspaar und die prinz- lichcn Kinder uatnncn, sichtlich tief ergriffen, in der katholischen Hos- kirchc am Gottesdienste Theil. — In der gestrigen Sitzung der ; wcitcn Kaminer bean tragte bei der Berathung über das Dekret für den Bau einer Akademie der bildenden Künste in Dresden Vicepräsidcnt Vr. Pfeiffer, dasselbe an eine besondere Deputation von 5 Mit gliedern zu verweisen, welche die Pläne in Bezugnahme aus die übrigen projettirlen Kunstbauten prüfen sollten. Abg. Uhlmann will die Bewilligung der Gelder nur an die Vorlegung bestimmter Pläne geknüvst wissen, denn eine enogiltige Losung der Bcbauungs- sragc sei bis jetzt noch nicht gesunden, für diese aber solle man eine öffentliche Konkurrenz ausichreiben. Die Abgg. Uhlemann und Ackermann sind gegen jede Verzögerung, »vie sie der Antrag Pseiffer und der Vorschlag des Abg. Ublmann bedingen würden und erklären sich für Uebcrweisung des Dekretes an die Finanzdeputation. Die Abgg. Walter, Grabt und Bönisch dagegen befürworten den Antrag Pfeiffer. Staatsministcr v. Nostitz-Wallwitz glaubt, daß durch den Antrag Pseiffer eine bestimmte Vorlage für diesen Landtag unmög lich gemacht werden würde. Das Projekt des Baurath LipsiuS, wie es jetzt vorliege, habe die Zustimmung Aller. Die Kammer stehe vor der Wahl, die Sache noch aus 2 Jahre hinauszuschieben oder dem Ministerium das Vertrauen zu schenken, daß er auch in dieser Sachedas Interesse desLandes zu wahren bestrebt sei. Das Ministerium lehne die Verantwortung sür jede Verzögerung ab. Abg. v. Oehl- schlägel befürwortet die ueberiveisnng des Dekretes an die Finanz- Vevntation, da er sonst ebenfalls eine Verzögerung der Sache fürchtet, zumal da sich der hiesige Architcktenvcreiii, der sich lebhaft für das Projcct intcressire, bis jetzt nur in der Negation bewegt habe, noch nicht aber init einem positiven Vorschlag bervorgetreten sei. Abg.kGrabl entgegnet ihm. Laß der Grund hierfür lediglich darin liege, daß der Verein geglaubt habe, cS »ei noch nicht an der Zeit sür derartige Vorschläge. Der Antrag Pfeiffer wird hierauf »nit 38 gegen 33 Stimmen abgelcbnt uno das Dekret der Finanz deputation überwiesen. An dieselbe Deputation wird ein »veitereS Dekret verwiesen, welches die Kammer um Bewilligung einer Unterstützung von Fohlenaufzuchtvercinen ersucht, nachdem sich der Abgeordnete Plnlivv gegen und der Abgeordnete v. Lehll'chlägcl sür die Zweckmäßigfcit der Unterstützung ausgesprochen hatten. Hieraus kam die Kammer zu dem Budget des Kultus ministeriums. Res. Uhlemann. Abg. Liebknecht rügt, daß die Hochschulen jetzt die Schulen der Robkeit und der Völlcrci ge worden »eien. Ein großer Tbeil der »ludirendcn Jugend ginge in physischer und intellektueller Beziehung zu Grunde und zwar in Folge des übermäßigen Genusses geistiger Getränke. Das Uebcr- handnehmen des Duellwescns an den dcutichcn Universitäten finde bauvtsäctilich »einen Grund in der Begünstigung, die diesem von konservativer Seite zu Theil »verde. Das Duell »ei nicht mir ein mittelalterlicher Aberglaube und eine Dummheit, sondern vielmehr eine Rohheit. Es scheine System in der Begünstigung des jetzigen studentischen Wesens von Seiten des Staates zu liegen, denn »vcr »ick in der Jugend tüchtig die Hörner abgelauscn habe, »verde in der Regel ein guter Staatsbürger. In Leipzig habe ferner der Geist der religiösen und volitischen Intoleranz um fick gegriffen, der sich meist in anti'cmitiichen Bestrebungen äußere. Abg^ Schreck be dauert. daß die Zuilände der evangelischen Kirche in neuerer Zeit auch in der Kammer besvrochcn worden seien. Er »volle sich heute gegen die Hierarchie und daS Zclotcnthum in der Kirckc wenden. N»emaIS hätte dieses ihr Haupt so erhoben, als gerade bei der Lutberseier. Wenn man jetzt auch der Macht der katholischen Cen trumspartei nicht entgcgcntreten könne, so solle man wenigstens dafür sorgen. daß die protestantischen Jesuiten nicht weiter wucher ten . deren es in Sachsen mehr gäbe. als in katholischen Ländern katholische. Redner wendet sich zunächst zu den preußischen Ver hältnissen. Hier stünden gerade in letzter Zeit die sogenannten Ketzergerichte in Bttithe, durch welche eine Menge freisinniger Geistlicher aus ihrem inncgehabten Amte entlassen worden icien. Ferner habe man cs dort soweit getrieben, daß man die Mitglieder des freisinnigen Protestantenvereins von der Luthcrseier in Witten berg habe ausicklicßen wollen. Erst als der Kronprinz seinen Un willen hierüber geäußert, bade man Einladung an dieselben ergeben der Kirchcnsvrache dokumcnttrc. Diese erschienen ihm als Rccevte auS der hierarchisch - römischen Apotheke. Gcheimnißtlinerei gehöre nicht in den Ritus. Ferner vertrete das neue Landesgesangbuch einen einseitig-dogmatischen ^Standpunkt, einzelne Lieder seien geradezu unverdaulich, so komme z. B. in dem einen die Hölle nicht weniger als 5 Mal und der Teufel 4 Mal vor. Redner wendet sich lodann gegen das Eonsistorium, welches von seiner Dis- ciplinargcwalt gegen gewisse Geistliche keinen Gebrauch mache. Die gesammte geistliche Presse, „Die evangelische Kirchen - Zeitung". „Der Pilger aus Sachsen" ^ und die „Sächsische Kirchen- und Sänilzeitung" wirkten ganz in: Sinne der orthodoxen Richtung. Sämmtliche Geistliche dieser Richtung genössen eine gewisse Protektion. So habe man zum Beispiel einen dem Trünke ergebenen Geistlichen, der sich noch dazu an Kirchen- geldcrn vergriffen batte, anfangs zivar vom Amte suspendirt, bann aber wieder eingesetzt. (Hört! Iiört!) E>n anderer Geisilichcr, der ebenfalls in Acrgcrniß erregender Weise dein Trünke frohne (hört!), sungire beute noch unbeanstandet weiter, nur weil er orthodoxen Anichauungcn huldige. Redner verliest hieran» einen Artikel aus dem „Pilger ans Sachsen", in welchem behauptet wird, daß der freisinnige Pastor Sülze seine Gemeinde um de» Cmistenglnuben betrüge, weil er die Gottbeit Christi leugne. Obgleich diese Be hauptung aus den unsichersten Füßen stand, habe das Konsistorium trotzdem den Pastor Snlce cur Rechenschaft ziehen »vollen, wenn nicht eine >n,t 500 Unlcriclnistci» versehene Erliarnng doknmentirt Hütte, »vie treu die Grnicinde zu diesem Geistlichen hielt. > t - bi- -I ! I
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