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Dresdner Nachrichten : 15.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188405151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-15
- Monat1884-05
- Jahr1884
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- Dresdner Nachrichten : 15.05.1884
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!Mich AedaclimMutz: «ifü» ^ find 200 Quadratmeter 5—7« jähriger Kiesernbrstand ver nichtet worden. Das Löschen erfolgte durch daü Militär. Dir Neustädter Feuerwehr ivar nicht in TlMgkeit ge kommen. Pari«, 14. >i«I. viulevard. »«,. «e»«e 79.20. «»I. >08.07. Jial. . Lpa». 0I.2L. 8««v«kr > ottimaurn «i09,0o. ^rnn .ulr» . L««l>ar»rn . >0kli>,iii>olos. ^Machntht Tageökatt für Uolitik, X» Aiiln-aldlllg. -esMrvnliefr, Sstsenöniiit, IrmtMIe. MM«!«« 32 ^ebki-gL88k 32. »r uori «i-Ki»«, ck»» kvuvtvr v. 8-100 A. vmnkoklt ouonuar -Vri8rvahl (im kinrolnsn ru Vabi ilcvrvisvn) <I»8 »Sri m«I« Kaisciih-usllr. W (im K«sc -es Moria-ZM». l^. 4 7. !vr. u 4 V1 ?r ^ priXoL /VV 8pocisl-lrbnic tzspfUt.Lßvmmipt.ZisßsI-pseköl-Vsrrchiulss^ckutrmsi'jcsn k-t-^UL»« »/Oe'. t(xi-rLL^sv^-<sse: Ltsuekttttn-I-»«»! I>r«»«Ieii, m»rt«i»»tr»4«»»« Air. S. 2ur xotitllixov ijraciituub s?ros8v ^usvakl von 8I»nIr-8< I,»»- I»I«i»vi» in Xinlc, Llo88>n8 unck Lupkor. 8mvio all« Uattunfrou inpvl n 8t«, lullt 8ioi rur Irmführun-» v. 6ritvir-I.rh«rü>nio«1or ^rt dv8tsn8 ompkoblvn. 8tir1» «>«»>» ^seu««t« tu IliitLi» 8r l»>rusvn S ^ieuiuarlit S unä LV 8eI»Ia««-8tr»,9ne Lv L«rppii»»n». ^ _ . , luMzoi-iv-^ilnutiletul- von O. I» L 8 8 L. l(§!. NoNiet. vröLLieL LeLZsr Liier HL^eriLlisQ kür ÜLQäLrdsitsQ. Lviüvuvs LdvlllUvvLllÜ kür ?üeüer IQ Liisn meäsrnsQ ?Lrl26v. 9!V.13(r. 29. Jahrgang. Auflage: 40.000 Erpl. Aussichten für den 15. Mai: Wechselnder Westwind, veründcrl. Be wölk., trocken, Gewitterregen nicht ausgeschlossen. Temperatur warm. Dresden, ,884. T01»lcrst»g, 15. M«>. Po»»»«-». Die „Internationale Afrikanische Gesellschaft" oder, wie sie sich neuerdings nennt, die „Internationale Gesellschaft des Longo" ist I gelöst-, noch grüsier aber stellt Mr. Fern, dadurch da. tdaß jetzt das Schicksal EanptenS ganz von der Stellungnnlnne Frankreichs zur > l^1 Loirscrenzirage abhängt. Dies ist nun weniger fein Verdienst, denn nachdem England nunmeln erklärt, daß eS seine früher gegebene .. . i Zusicherung, selbstständig im Nillande geordnete Zustände bcrl'cizu- gegenwartlg der Gegenstand vielfacher Erörterungen in der Presse^ führen, nicht erfüllen konnte, liegt es in der Natur der Sache, das, Frankreich das erste Wort in der Lösung der egnplischcn Frage zu > jpicchen berufen ist Frankreich ist diejenige Macht, welche die l naliclicgendsten und weitgclienbsten Interessen in Eguvtcn zu ver- ^ j treten bat. Interessen, welche zu wahren, seit einem Jahrhunderte Wer ist diese Gesellschaft und was will sie? Diese Frage wird lebhaft discutirt, ohne daß es gelungen wäre, das Dunkel, das über der Sacke liegt, zu lichten. Die Widersprüche, welche in den diplomatischen Aktionen der Gesellschaft zu Tage treten, lassen die Sache derselben sogar in recht bedenklichem Lichte erscheinen. Zunächst einige Worte über die Alt und Weise des Vorgehens der „Internationalen Gesellschaft des Longo" in dem von ihr sür ihre Aktionen erkorenen Gebiete! Gegründet wurde dieselbe durch Stanleu im Austrage des Königs von Belgien, welcher, wie die Freunde der Gesellschaft behaupten, als Philanthrop und Enthusiast enorme Summen aus seinem Privatvermögcn hingab und noch liingiebt, um den schwarzen Kontinent dem Handel und der Livilisation zu eröffnen. Das ganze Unternehmen wird in der Tdat lediglich aus Kosten des Königs von Belgien betrieben, doch nicht in dessen Eigenschaft als Monarch, sondern als Privatmann, und so kann man sagen, die „Internationale Gesellschaft des Longo" ist einfach der König von Belgien selbst. Sie ist weder eine wissen schaftliche, noch auch im eigentlichen Sinne eine Handelsgesellschaft; nach den von ihr in der letzten Zeit mit den Vereinigten Staaten und Frankreich eingeleiteten Verhandlungen will cs dagegen scheinen, als wenn sie das entschiedene Bestreben habe, einen politischen Charakter anzunehmen. Hiervon später! Wenn die Gesellschaft lediglich den Zweck verfolgte, die Livilisation in das Gebiet des Longo zu tragen wenn ihre Bestrebungen wenigstens zum Tbeil mit denen der Geographischen Gesellschaft in Brüssel identisch wären, so wäre das Unternehmen im Interesse der Wissenschaft wie der Humanität nur niit Freuden zu begrüben, jedoch die bisher streng geheim gehaltene Art »nd Weise ihres Vorgehens, über welche jetzt genaue Berichte von Augenzeugen vorliegen, sind ganz geeignet, jede humanitären Bestrebungen in Frage zu stellen. Nach diesen Berichten sind die von der Gesellschaft mit den „Königen" des Longogcbietes abgeschlossenen Verträge in französischer Sprache versaht und haben sämmtlich den gleichen Wortlaut. Der König erklärt in dem Vertrage, er erachte es sür wünschenswertst, daß die Gesellschaft in seinem Gebiete Etablissements .errichte, welche zur Entwickelung des Handels dienen und dem Lande die daraus crwacdiencn Vortheile sichern. Zu diesem Zwecke tritt er an die Gesellschaft sein Territorium, von dem eine Karte dem Vertrage beigesügt ist, ohne jeden Rückhalt ab. Weiter werden der Gescllschait alle Souneränitätsrcchte über tragen, wofür sich diese verpflichtet, den Eingeborenen das Land, welches sie sür ihren eignen Bedarf kultioirt haben, als Eigenthum zu überlassen und sie gegen Angriffe zu schützen. Dafür wird wiederum der Gesellschaft das Recht zugestandcn, Straßen und Eisenbahnen auzulegcn. Abgaben aus den «traben zu erheben, mit den Eingeborenen -vaudcl zu betreiben, nicht bebaute Länder zu kultivircn und die Wälder und Miiieralscliätze nach Belieben aus- zubcutcn. Schließlich verpflichtet sich der König nochHieine Strcit- kräfte llcts mit denen der Gesellschaft zu verbinden. Als Acquiva- lent für dies Alles werden Handspiegel, Seiden». Sammet- und Baumwollenstone dem König ausgehändigt. Für den Plunder unterschreibt dieser willig den Vertrag, ohne auch nur von dem Inhalte desselben eine Ahnung zu haben. Man erzählt ihm, er brauche nur drei Kreuze unter die Urkunde zu fetzen, um später von allen Fremden, die sein Gebiet passirten, Geschenke zu erhalten. Das nennt die „Internationale Gesellschaft des Longo" rechtskräf tige GebictSerwerbuug. In recht bedenklichem Lichte erscheinen ferner die Humanitären Bestrebungen der Gesellschaft Lurch die Be hauptungen der portugiesischen Regierung, daß die Gesell schalt einen Handel mit schwarzen Arbeitern treibe, der auf Sklaverei hinauslausc, während diese offiziell erklärt hat, alles thun zu wollen, um den Sklavenhandel zu verhindern. Aus den offiziellen Verhandlungen, welche die Gesellschaft in der letzten Zeit mit der Regierung der Vereinigten Staaten und die Frank reichs gepflogen hat, ergeben sich ebenfalls eine Menge Widersprüche, welche es erklärlich erscheinen lassen, daß man von verschiedenen Seiten Aufklärungen über die weiteren Zwecke der Gesellschaft verlmmt. Während dieselbe sich als politische Macht zu konsolidiren sucht und die Anerkennung ihrer Flagge (ein goldner Stern im blauen Feld-) verlangt, denkt sic zugleich an ihre Auflösung und die even tuelle Abtretung ihres Gebiets an Frankreich. In ihrem Vertrage »nt den Vereinigten Staaten, von welchen sie wirklich die Aner kennung ihrer Flagge erlangt hat. heißt eS, daß sie allen Fremden in ihren Territorien das Recht garantire, Land zu kaufen, Handels häuser zu errichten und Handel zu treiben, thatsächlich gestattet sie aber nur eincni einzigen belgischen Hause, auf ihrem Gebiete Han delsbeziehungen anzuknüpfen. Widersprüche über Widersprüche! Recht verblüffend mag für Ncndamerika der Abschluß der bereits mitgcthcilten Konvention mit Frankreich gewesen sein, obgleich die französische Regierung dieselbe in Abrede stellt, in einer Weise jedoch, welche nichts anderes als eine Bestätigung jener Meldung genannt werden kann. Auch in deutictien Regicrungökreiscn scheint man der Wirksamkeit der Internationalen Gesellschaft deö Longo große Aufmerksamkeit zu schenken, und doS offizielle Organ dcSReichSkanzlerS beschäftigte sich in einer Reiste von Artikeln mit den Schwierig keiten, welche sich einer genauen Erkennt,liß der politischen Lage am Longo entgcgen'Icllcn. Aber auch dem Scharisinne dieses Organs gelang cs nicht, das geheimnißvolle Dunkel, welches auf den Bestrebungen der Gesellschaft rubt, zu lichte», es beschränkte sick nur darauf, aus diese und jene Widersprüche aufmerksam zu machen und den Wunsch auszusorechen, auf dem Gebiete der Ge> sellfchaft eine freihändlcrische Politik walten zu sehen. Das selbe erklärt, daß cs von den Exklusiv - Verträgen mit den Häuptlingen, von den Anzeichen einer Neigung, durch Separat- verlräge einzelne Staaten zu begünstigen, und von der Nachricht, daß die Gesellschaft ihr Gebiet der einen oder anderen Kolonial macht abzutrctcn suche, nicht angenehm berührt worden sei. Ob der zwischen Frankreich und der Longogeiellschaft abgeschlossene Vertrag als eine neue Errungenschaft der Fcrrn'scken Kolonialpolilik zu bezeichnen ist, muß der Zukunft überlasten bleiben. Der gute Mr. Ferrn mag so wie so säst in Versuchung gerathen, stolz auf seine Erfolge als Minister des Aeußcren zu werden. Durch den Frieden von Tientsin ist nunmehr die tonkinesischc Trage in ein« sür Frankreich durchaus befriedigenden Welle «ndgiltig zur nationalen Ausgabe geworden war. Meinung Europas entschiedene Stellung Nachdem die öffentliche gegen die inhumane und cpouliiche Krämerpolitik Englands genommen hat, ist die politische Lage Frankreichs eine äußerst günstige. Das europäische Schieds gericht hat ilnn io zu lagen daü erste Wort in der Anklage gegen die englischen Ruhestörer in Egupte» eingcräumt und dieses erste Wort legt ihm wieder die Natur der Sacke in den Mund. Es heißt: Es ist unmöglich, ül'er Abstellung finanzieller Verwickelungen zu berathe», ohne die Ursachen, weiche dieselben herbcigesührt haben, m die Diocussion zu ziehen. Von Fern,'s diplomatnehcr Geschick lichkeit wird cs abbängen, unter Festhalten dieses Gesichtspunktes die Konferenz zur Wirklichkeit zu bringen. Nenrste Telegramme der „DreSduer Rachr." vom 14 Mai. Leipzig. In der gestrigen Sitzung des Reichsgerichts »Prozeß Dr. v. Kraszcwski und Genossen) wurde vom Vertheidiger dcs Echteren der Antrag ans eine cmderweite Vernehmung des Kriminal-Kommis sars Paul (Dresden) gestellt, um auf Grund des Schreibens des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck Auskunft über die Thätigteit Kraszcwski's ün Allgemeinen zu geben. Die Verhandlung ergab weiter, daß Hcntsch die Mobilmachungs-Instruktion, sowie das Pscroc- Aushcbungs-Reglcment an Adler übermittelt und dieser die Schrift stücke der russischen Regierung zugestellt hat. Berlin. Das Abgeordnetenhaus genehmigte den durch die neuesten Eisenbahnverstaatlichungcn nothwendig gewordenen Nach tragsetat und den Gesetzentwurf, bctr. die Stempelsteuer für Kaus und Liefcrungsverträge. Letzterer Entwurf bezweckt, den Ausfällen an Stempelsteuer zu begegnen, die durch ein RrichögcrichtSerkenirtniß dem preußischen StacrtSiackcl entstehen. Eine lange Debatte ries eine Petition des volkswirthschastl.Vereins sür RheinlandumjVerlchäriung der Sonntagsruhe hervor. Die Kommission beantragte, die Petition der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Die Vertreter der Ministerien des Innern und der öff.-ntllcken Allheiten erklärten sich gegen diesen Antrag. Tie vorhandenen Bestimmungen reichten aus, die Heilighaltung des SonnragS sicherzustcllcn. Der Per sonenverkehr auf den Eisenbahnen könne Sonntags nicht eingeschränkt werden; das Publikum wolle hinaus aus den dunstigen Städten. Abgg. Ströper, vr. Wagner (cons.), Bachem und v. Hercmann (Centr.) sprechen sür, Abgg. Graf (nat.-lib.) und v. Trcdemann- Bomst (freiconservativ) gegen die Petition, die schließlich der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen wurde. Berlin. Tie Reise des Kaisers nach Wiesbaden ist definitiv ausgegcbcn. Es sind bereits diejenigen Personen, welche voraus- Hause im besten Einvernehmen zu stehen^ »nd erkennt dankbar an, daß Sturm seine Denunziation auf unabstchtlicheu Irrthum zurück- sührtc, indem er die llnllnmlichkeit der zweiten Abstimmung darlegt »nd glaubt, daß er im Rechte war,; er bedauert, daß ein so großer, geachteter Theil des Hauses fehlt und wird daher künftig bei jeder Abstimmung (der namenllichcn ausgenommen) fragen, ob Jemand zur Abstimmung das Wort verlangt, er bittet dies zu protokvlliren und das vorgcschlagene Vorgehen als Beschluß des Hauses zu be trachten. (Beifall.) Das Haus schreitet svdann zur Tagesordnung, die Linke ist abwesend. Lemberg. In Buczcicz wurde im belebtesten Tbeil des Städtchens ein sechsfacher Raubmord verübt. Von einer ganzen Fainilie wurde blos ein Rühriger Knabe gerettet. Kairo. Aus Suakim wird gemeldet, Osman Digma habe mehrere befreundete Stämme angegriffen, die sich auf dem Wege nach dem bei Tainanieb fließenden Bache befanden, die Stämme hätten nach dem Verluste mehrerer Mannschaften die Flucht er griffen und ihr Vieh in Osman Tigma's Händen gelassen. pari», ll. Mai. ,Schill-.> «enlk 7S.lv. Lnikihe ros.vL. Ii-ltener »k.«. Siaairdal,» . Lomd. S22.S0. d«. Dri-rttätkn 7 . ltzyia» i»2. velrerr. »oldnntl—. Spanier «i.vl. enomanrn «>64. TabaVAciien —. Behauptet. v«»»»». 11. Mai. Nausolü vli.l.S. l878rr Russen ?2,Ui. Lomkxrde» . rurle» 8,7ü. 4"., tundtrtc Amerikaner . 1 u»»arifcht 8>al»ren«e — —. Lll»ma»k» ltL«. Pr. Soul.—. Suez-Actie« 8l,»v. Eghpirr 6L.88. Ruhig. Uondo», 14. Mai. vleireideuiaikl. (Schinio. Weizen nominell, (all unver- liiustich. angrkomniencr ruhig, sleitg. Mehl flau, Hajer trage, Mat«. Gerste scsi. Wencr: Veränderlich. gereist waren, sowie die kaiserliche Equipagen. Pferde rc. von dvrl zurückbeordert worden. — Tie feierliche Grundsteinlegung zu dem n Rcichstagsaebäude wird gegen Ende dieses Monats stattfinden, sind die nothwendigen V neuen und mittags konserirte ge.. Vorbereitungen bereits im Gange. Nach- Kaiser hat, wie der RcichSanzciaer mitthcilt, in einem Erlas preußische Ministerium, seine WillenSmeiming dahin km oaß die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, die Regier» .. „ >ge. der Kaiser wieder mit dem Reichskanzler. Der Erlasse an das > knndgcgeben, ... Regierung aufzu- sorbcrn, diejenigen Beamten, welche sich bei Wahlen Ucbcrschrci- tnngen ihrer Aintsbestignisse zu Schulden kommen lassen zur Ver antwortung zu ziehen, m das Recht der vollziehenden Gewalt ein- greisen, welche die Verfassung dem König Vorbehalt. — Die Abend blätter bezeichnen den gestrigen Sieg Gladstoncs im Unterhaus init seltener Einstimmigkeit als Pyrrhus-Sieg. — Die polizeiliche Ccn- sur in Riga strich in dortigen deutsche» Blättern aus der letzten Rede Bismarck s un Reichstage den Passus, daß höhere Beamte bei der Freisprechung der Wera Sassnlilsch Bcisall klatschten. Berlin. Der Reichstag beriech den Antrag auf Aushebung derjenigen Paragraphen der neuen Gcwerbciivvclle. welche die Hand lungsreisenden unter die Hausir-Paragraphcn stellen und den Kol- porlagc-Buchhandcl beschränken. Der Antragsteller Baumbach ver wies auf cme in Sachsen vorgekommciie Versagung des Gewerbe scheins an HandlungSrcisende, wegen abschreckender und ansteckender Krankheiten, sowie auch Streichung nützlicher Bücher aus dem Ver- zcichniß sür Schriften, für welche die Kolportage gestattet ist, wobei er sich ans den betreffenden Vorgang der Amtshauptmannschaft Pirna bezog. Ackermann führte aus, kaum 8 Wochen seien die Be stimmungen alt gewesen, als der Antrag auf deren Abänderung ge stellt wurde. Ist das Vaterland in Gefahr ? Sind Existenzen ver nichtet? Die Rechte hat ihren Antrag wegen LchrlmgShaltung erst aus Grund massenhafter Beschwerden eingebracht. Einzelne Fehlgriffe beweisen nichts, die kommen bei jedem Gesetz vor, so lange !lnc Beamte nicht mit der Materie genau vertrant sind. In >sj" einzelne „ den angeführten sächsische» Fällen wurde sofort Rcmcdiir geschasst. Daß die konservative Landivirthschaft gegen den Handel bevorzugt erde werde sei leere Redensart. Der Handel wird mit gleicher Liebe be handelt wie die Landwirthschast. Daß wir den Handel von bcr- saiidbarcn Elementen reinigen wollen, ist doch kein Vmivurs. Ter Handelsstand wird uns schließlich dafür Dank wissen. (Leb hafter Beifall Rechts und im Ccntrum. (Im gleichen Sinne sprachen dcr Bnndcskommlssar Boedikcr, Schasicha, von Kleisl-Nctzow. während den Antrag Baumoachs Goldschmidt, Blum. Munckel und Kanscr . »nterstütztcn. Letzterer bemerkte, der Leipziger Polizeidircktor, von welchem die grassesten Mißgriffe auSgegangcn, sei keine untergeord nete Polizeibehörde. Der Antrag Baumbach wurde mit 142 gegen 121 Stimmen abgelehnt. Der Antrag Ackermann kam wegen vor gerückter Stunde nicht zur Berathnng. In der Aklicngcietz-Kom- mission erklärte der Regierungs-Vertreter, die vcrbüiidetcn Regie rungen bestünden ans Erledigung der Vorlage noch in dieser Session, die Freisinnigen versuchen die Vorlage zu hintcrtrciben. — Tie Rückkehr des Großherzvgs von Hesse» wird noch im Lause dieser daß die Verhandlungen wegen . . .. mg dcS Großherzogs inr Gange , StnatSmimstcrS von Starke, dem die Schuld an dem Vorkommnisse gegeben wird, ist nahe bevorstehend. Kassel. Bei dem Unfall in dem Kohlenbergwerke bei Hella (Nreberhesirn) sind nickt mehrere Bcrgicutc gctövtet worden, son dern der Grubcnsteigcr hat allein den Tod gefunden. Der UnglückS- sall wurde nicht durch schlagende Wetter, sondern durch Stickwetter (Kolilenoxifdga ) verursacht. Wie». Der Präsident dcs Unterhanscü erössncte die Sitzung gegen Mittag, in Abwesenheit der Linken, mit einer Ansprache, in welcher er betont cs werde sein Bestrebe» lein mit dem ganzen mucrrcyr ocs evwßiierzvgs von Heste» Woche erwartet. Für gewiß gilt, daß Rückgängigmachung der Erheschließniig sind. Der Rücktritt dcs Staatsminis Lokale- uud Sächsisches. — Bei der Abreise Sr. Kgl. Hvh. des Prinzen Friedrich Angnst am Montag Warans dem Leipziger Bahnhvs das gesammtc Offizierskorps des Lcibgrenadicr-Rcgimentcs zur Verabschiedung er schienen. ebenso der ehemalige Lehrer des Prinzen, Hostath Tr. Jacob. Als sich der Zug in Bewegung setzte, erscholl ein donnerndes Hoch aus den Prinzen, der freundlich aus dem Konpee herausarüßte. — Der seit 50 Jahren ununterbrochen aus dem Rittergutc Lungwitz beschäftigte Waldarbeiter C. Grumbt erhielt vom Kgl. Ministerium die große silberne Medaille „für Treue in der Arbeit". Dieselbe ebrciwolle Auszeichnung sür gleich lange Arbeitszeit erbielt auch der Spinner Friedrich Ientzjch in der Fabrik der Tuch macherinnung in Roßwein. — Unter großer und glänzender Thcilnahme der Aristokratie wurde gestern der König!. Flügeladjutant Major v. M alortie mit der Gräfin Einsiedel getraut. Zwei Tage vorher war ein höchst animirter Polterabend abgehalten worden. Uni seinem Adjutanten die vollen Flitterwochen zu gewähren, hat Sc. Maj. der König diesmal zu feinem militärischen Begleiter bei der Einser Badereise den Adjutanten Major v. Schimpfs befohlen. Aus einem ähn lichen Grunde begleitet den König für die Civilangclcgelrbcitcn Geh. Rath von Watzdorf rurd nicht, wie sonst Geb. Legationsrath von Friesen, der seit Kurzem der glückliche Bräutigam einer Konr- teffe Hohentbal, Tochter der Iran General von Miltitz aus deren erster Ebc ist. — Nack neuestem Rathsbeschluß soll fernerhin bei der hiesigen Sparkasse die Verzinsung der Einlagen, insoweit sic sich in voller Mark berechnen lassen, schon von einer Mark an mit 3'/a vom Hundert pro Iabr erfolge», wäbrcnd dies zur Zeit nur bei Ver trägen von 3 Mark an geschieht. Ferner ist Bestimmung dahin getroffen worden, daß die Verzinsung für alle Einlagen mit dem ersten Tage des Kalcndermonates, welcher auf den Tag der Ein zahlung folgt, beginnen ioll, während jetzt sür Einlage», welche vor Ablauf von vollen 30 Tagen, die Tage der Ein- und Rück zahlung nicht mit inbcgrifsc.r, von der Sparkasic znrückgcfordcrt werden, keu e Zinicn zu gewähren sind. — Gestern Nachmittag betuchte GrafMoltke, welcher sich bekanntlich seit Dienstag in Biaicwitz aufhäit, in Begleitung dcs Grasen Arnim das Etablissement „Saloppe", wo er längere Zeit verweilte. Er äußerte, daß ilm die entzückende Aussicht, die man von jenem reizenden Aufenthaltsort genieße, außerordentlich ge fesselt habe. — Für alle Diejenigen, denen über das Wesen dcs obersten deutschen Gerichtshofes in Leipzig, insbesondere über die Fälle, bei denen, wie im gegenwärtigen Prozeß gegen Joseph v. Kraszcwski und den vreuß. Hauptmann rcsp. Tcicgraphcnsekretär a. D. Hcntsch, das Reichsgericht erst- und letztinstanzlich entscheidet, die genaue Kenutniß mangelt, sei in Kürze Nachstehendes crwälml. Das auS Civil- und Strafsenaten gebildete Reichsgericht verhandelt und entscheidet in der jeweiligen Besetzung von sieben Richtern res». Räthen, die, ebenso wie der Präsident und die Lcnatsprüsi- denten, der Ober - Rcicksamvalt und die Rcichsamvättc auf Vor schlag des Bundesrathes vom Kaiser ernannt werden, zunächst über zweitmstanzliche Endurtbeile der in den einzelnen Bundesstaaten errichteten Oberlandesgerickte in Civilsachen und über Revisionen gegen Urtkeile der Straslaimiiern und Schwurgerichte. Dagegen entscheidet der oberste deutsche Gerichtshof erst- und letztinstanzlich über die gegen Kaiser und Reich gerichteten Verbicchen des Landes» und Hochvcrratkes und ist hierbei stets der vereinigte zweite und dritte Strafsenat, zusammen 14 Richter, betheilial; während die Funktionen des Staatsainvaltcs durch dcn Ohcr-Rcichsanwalt und einem oder mehreren Reichsanwältcn auSgeübt werden. Zm» Sitze des Reichsgerichtes ist laut Reichsgesetz vom 11. Avril 1879 Leipzig bestimmt und finden in der Regel die Lltznngc» in dem, zur Universität gehörigen Amtsgebäudc statt, während große Hauptvcrliandlrmgen in Rücksicht auf die beschränkten Ränmlich- keitcn in der» jetzigen Gebäude icko» wiederholt in dcn Sälen des Kgl. Landgerichlö zu Leipzig obgehaltcn worden sind. Erst mit der Vollendung des projektirten ReichSgerichtspalastcs kann dieses Pro visorium beseitigt werden. Während der vor längerer Zeit gegen eine Reihe Angeklagte vor dem Reichsgericht staltgcnindenc Prozeß wegen Hockvenatbs in dem ebenso geräumigen, mit Tribüne und Galerien versehene», als architektoniich reich a»cgestattete» Schwur gerichtssaal verhandelt wurde, muß die Schlnßverbandlung in dem Prozeß von Kraszewst» und Ge», in dem allerdings auch umfäng lichen. immerhin aber keineswegs ausreichend genügenden und direkt unter dem Schwurgeriebtssaal gelegenen Verhaadluiigsjaalc für Civilsachen dcs Leipziger Landgerichts abgehnltcn werden -In zuvorkommendster Weife ist, dies fei anrelemiciid bemerkt, trotz der Beschränktheit des Raumes für die Placjrung von 2ö Ver tretern der deutsche» und ausländischen Presse. für welche zum Tbeil unausgesetzt der Telegraph spielt »nd Eilboten mit Korrespondenzen nach den verichiedencrr Bahnhöfen Pleiße-Athens stets unterwegs sind, Sorge getragen worden. Unmittelbar hinter dcn Journalisten sind die Sachverständigen — und dicht vor den selben die beiden Angeklagten niit ibren Verlbeidigern plazirt. während links die Staatsanwaltschaft und in weitem Umkreis die Richter — fäinmtlich hervorragende Juristen ans dem ganzen deut lichen Reiche, irr ihren karmoisinrothcn Talare», dicht »eben einander sitzend, gruppirt sind Bekanntlich ist der Zutritt zunr Gerichtsiaale > nur gegen Karten, die schon mehrere Tage vor Beginn der Lauvt-
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