Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187602230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-02
- Tag1876-02-23
- Monat1876-02
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/r Uhr. Krdaltio« oll» LrpcLItio» Johannisgasse 33. Berantwortlicher Rcdacteur Fr. Hüttner in Neudrny. Sprechstunde d. Redaction Bonuiiwgl vo» 11—12 Ubr Rachmittog» vo» 4—ü Uhr. Annahme der für die nächst- wiaenve Numinrr bestimmten Amernte an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags, an Tonn- und Festtagen früh vis '/,v Uhr. z« draFttlalca fSr Jof.-Anoalimr: Otto Klemm. Universttätsstr. 22. LouiS Lösche, «atbarinenstr.l 8. p. nur bis V»3 Uhr. eipMer TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GcschästSvcrkchi. «»>1»,, 14,»V« Lboavemkatsprets vtettelj. 4'/,Mt mcl. Brinaerlohn b Mr., durch die Post bezogen « Mt Jede einzelne Nummer 3« Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung 3V Pkt mit Postbefvrderung 45 Mt Inserate Igesp. BouraeoiSz. 20 P Größere «chriften laut unsere PreiSverzeichniß — Tabellarisch.-, Satz nach höherem Tarif. Lrctamea »ater dem Le»,ctto,»strid die Spaltzekle 40 Pf. Inserate find stets an d. «ixeditto» zu senden. — Rabatt wird nickn gegeben. Zahlung praeaamaralulir oder durch -»stvvrschuß. W 54. Mittwoch den 23. Februar. 1876. Stockholzauction. Montag den 8. März 187S sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Burga» ans dem Kahischlaae in Adth. 22 d ca SSV eichene WAnezelhanse» (Hargr«achtes Gtockholz) gegen sofortige B»z«hi«»g nach dem Zuschläge «nd unter ven an Ort »nd Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an den Meistbietenden verkanft werden. Zafa«»»e»k«»ft: ans dem Schlage in der Nähe des Bahnhofs varneck. Leipzig, am 2t. Februar 1876. De» Rath» Aorst-Depatati»». Realschule II. Ordnung (HoSpttalstratze S) Die Nnneeldnng neuer Schüler für Ostern erbitte ich mir Freitag de» SS. »,d Sonnabend de» SV. Fedrnae vormittags von 8—12 Uhr. Taufzenguiß oder Geburtsschein, Impfschein »ud die letzte Schnl- ee«f»r (von Michaelis) find vorzulegen. Die A»f»ah«epr-f»»g findet Gon»ahe«d den 4. März vormittag- 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. Ur. ^O»I». Musikalischer Lericht. FAasteS Sinfonteeoneert »o» F. Biich» er — Oechzeh»te» Wewandhan-eoneeet. — Zoette K»»»«er»«fle tne Gewandhan». Lrtpstg, 21. Februar. Einer Reproduktion der sttar-Serenade von BrahmS, wie solche »v letzte Büchner'sche Eoncert enthielt, ist »uter allen Umständen da- Wort zu reden Selbst mvu sich damit ein Orchester befaßt, welches nicht a allen Einzelheiten der idealen Borstellnng folgen kann, die sich für den Eomponisten »nd Meßiich auch für das Publicum als etwa- dem Perl Unentbehrliches ergeben hat, ist eine solide Xeproduction doch gewinnreich zu nennen, sobald nur Hörer dabei zugegen sind, denen man neben der Liebe zur Musik auch etwa- Jdealitätsfinn Mauen darf. Nicht immer kann man ja der» artige Werke von einer GewandhauScapelle hören (»te diese Serenade z v vor emem Jahr), «nd selbst dann werden sich nur in ganz seltenen Fälle« alle Wünsche erfüllen, die Bekannte de» Werk- an kessen Ausführung knüpfen. Man hat bei BrahmS da« Recht, sehr unbescheiden z« sein; erfehrurgSmäßlg aber haben als unbescheiden ver schrieene Leute auch die Eigenthümlichkeit, in ge- wissen Fällen gerade doppelt bescheiden zu er scheinen, oder vielmehr: eS wirklich z« sein. Dieser Wahrnehmung widerspricht wenigstens nicht, daß Solche, dw der vorjährigen Serenaden- «mssiihrung mit höchst anspruchsvoller Miene bei» «chntvr, neulich im Schützenhaus ihre «nver- iohlene Freude autdrücken konnten: genug, daß sich dort wieder einmal die Gelegenheit bot. dir Serenade überhaupt zu hören. Das interessante Werk theill mit vielen originellen, höchst kurst rollen «nd k»nstwürdigen Schöpfungen beS nor dischen Meisters da» Loo» einer gewissen Verein samung, einer in sich gekehrten, fast spröden Hal« wag gegenüber Denen, welche Concerte machen »nd Concerte besuchen; ganz erstaunlich wenig aber thut es dazu, sich ihnen liebenswürdig zu »achen. viele Menschen mögen solche Menschen unternehmungslustig mehr ist. Da- lauge Eoncert endete erst nach zehn Uhr; wären es nicht zwei anziehende Solisten gewesen, die den Schluß des» selden besorgten, so würde der große Saal des Schützen Hanfes wahrscheinlich eher leer ge» worden sein. Die Sängerin der Arie »nd der Lieder war Fräulein Agnes Wnlz», obwohl Leipzigeriv, eine »ns bisher unbekannt gebliebene Dame. Ihre Helle, jugendlich frische Gopraustimme, ihr gebil» deter Vortrag erweckt alle Sympathien. Es giebt der plötzlich austanchenden Solisten und Solistinnen so viele, und das Interesse daran, daß sie »ns erhalten bleibe», ist bei ihrem ersten Auftreten ein sehr verschiedenes. Wir kennen die Pläne der jnogen Dame nicht, wissen auch nicht, wie lauge es schon her ist, daß sie so natür» liche Vortragsweise, reine Intonation und tech nische veherrschnug ihrer Stimmmittel lernte; aber wtr würden »ns freuen, sie noch öfter zu hören; möge sie inzwischen auf das Eharakteri» stifte der einzelnen vortragswerke ihren inneren vlick unablässig lenken; es wird für die äußere Darstellung Zcwiß nicht ohne Nutzen sein. Herr Colla Seelig, der fast erblindete junge Elavierfpieler, zeigte sich im Besitz einer sehr respektablen Technik und der Fähigkeit, durch die verschiedene« Anschlagsarteu seine Vorträge schmackhaft zu machen. Bon seinen ferneren Studien ist da- Beste zu erwarten, wie die Be me»sterung de» Becthoveu'ichen Concerts »ud speciell der Reinecke'schen Cadenz darin bewies. Nur wird eS sich Herr Seelig, dem wir zu seinem neulichen Erfolg aufrichtig Glück wünschen, nicht ersparen können, nach größerer rhythmischer Festigkeit künftig zu streben. DaS Resultat diese» Streben» dürste für seine spätere Gtellnng unter den lebenden Pianisten geradezu entscheidend sein. Wem lachte da» Herz nicht, wenn von der „Anakreon»Ouvertnre" die Rede ist! Cherubim, dieser deutscheste unter allen Italic nern, die componirt haben, und unser Gewand- hauS-Publicnm haben stet» gute Freundschaft ge , viele Musiker solche Musik nicht; was soll I halten. Die Einzigen, denen da» Herz zu Anfang mn da vom Publicum im Großen und Ganzen nvarten? Die Sache muß um so öfter vor die Ocheatlichkeit gebracht »erden; immer »nd immer wieder, soweit es mufikalisch»schicklich ist, müssen solche Merke zur Anssühruug kommen, «nd da ereignet sich mit ihnen denn schließlich vielleicht doch, was sich i« gewöhulichen Leben, unter Menschen oft genug ereignet: gerade Die, bene» etwa nicht gelacht hat, waren unsere Herren Mnfiker, denn die Ouvertnre ist heikel »nd müh sam zu spielen. Wer aber frentc sich schließlich am meisten? Nicht die klatschten, glaub' ich. sondern die ihre Hände rnhen ließen: diese Herren Mnfiker, denen das Kunststück Donnerstag Abend so vortrefflich geluugeu ist. Boa der Schn- maun'scheu Loänr-Sinfonie ist, Alles in man lange Zeit nur höflich fer« blieb, ohne sie I Allem genommen, ein Gleiche- zu sagen. indessen jemals umgehen zu können, schätzt man a« Ende, wenn einmal da» Eis gebrochen ist, doppelt hoch. Dir vänr Serenade ist das erste Werk für Or ehester, welches Brahms veröffentlichte: opni 11. Als opas 15 folgte daun da» Piavoforte-Eoncert in vmoU und als opao 16 die äsnr-Eerenade, die wir neulich i« Gewandhaus hörten. Herrn Büchner sind wir für diese erste Nummer seine- letzten Programms am meiste« z« Dank der- vst'chiet. Als weitere Nummern folgten: Eoncert. Ar« von Mendelssohn („Unglücksel'ge! Er ist auf .immer mir enlfloh'n"); 6«oU-Concert für Pia noforte von Beethoven; ..Am Niagara", Eoncert ouverture von W. Tschirch; Lieder »nd Cla» v.erstücke. „Der Tomponist versucht die Eindrücke in Tönen wiederzugeben, die er am Niagarawaffer fall in eigener Person in so mächtiger Weise Ritten in diese Schönheiten des letzten Abonne «ent-Loncerts traten eiu Säuger, ein Eellist und ein Lomponist, — der Cellist selbst wieder mit eiue« Eomponisten So gut aufgehoben, wie ueulich das Lovecrtflück für violonccll von Saint- Gaöns bei Herrn Adolf Fischer ans Paris, ist eine Novität selten. Ein Mann der preeiöseste» Technik, in seinem mnfikalischeu Auftreten fran zösisch-ch«valeresk, als Künstler von gediegenster Richtung zeigte sich hier Herr Fischer, der anderswo schon sehr berühmt sein muß, wenn es in Au- gelegenheiteu der Kunst und Künstler überhaupt mit rechten Dingen zugeht. Der Esprit de» Saint-Saöns'schen Stücks — es ist in seinem ersten Satz gar frisch erfunden, im «tttelsatz »icht ohne hübsche Einfälle, nachher verliert ei sich ein wenig in'» Breite — verband sich mit dem Esprit des Fischer'scheu Bvrtrags zu einer Cabinetsleistung ansprechendster Art. Was man empfangen hat" — unter dem Schutz dieser Pro-1 selten hört: schönste Toubildung, »hve jede Bet grammvemerknng und unter Directivn des Ev« pontfien lief die Ouverture vom Stapel Für uns hatte sie Nichts an sich, wodurch unser aus Tschirch« Lompofitioneu für Männerchvr gewon neues — nicht ungünstiges Urtheil über diesen Eomponisten sich günstiger gestalten müßte. An dererseits aber haben wir sehr wenig Lust, hem durch jene Compofitioneu so vortheilhaft accredi - tirten Musiker gelegentlich seiner mit allem mo» derue« Comfort ausgestatteteu Onvertnre „Am Niagara" ein Leids «nznthnn. Wtr begeben uns also jeder weiteren snbjectiven Meinnugsäußerung und wollen nur z» unserer «nd des Niagara Ehre nicht verschweigen, daß es unter normalen Umständen nuferes Erschien» gewiß nicht der . am Riagarofall in eigener Person iu"s, »äch. mischnng von Bogen- »der Saitengeraflel. »ud eine vo» der Manier de» Portameut, gänzlich freie Vortragsweise, das «acht eiue» Hauptvor rng de» Fisch« e'schen Spiels aus. Zwei Svl» stücke (A»r vnd Gavotte) für Violoncelli von keine« Geringeren, als dem alte« Sebastian Bach selber, waren nachher noch Herrn Fischer und unser« Publicum gerade recht. Fischer»Saiut» Saöns «nd Bach-Fischer »urden sehr gefeiert. Der Säuger war Herr vvn Witt von der königlich sächsischen Hosoper, der Eompvnist Herr Ferdinand Böhme. Jener sang eine sehr schöne Arie von Mozart („Rloorol 0 oogoo, o oon ckvbto?«), ein schönes Lied von Schubert (Die Allmacht) und ein Lied von Edmund Kretschmer („Du bist wie eine Sterurnnacht"); daun noch liger Meise empfangenen Eindrücke" erst hedurst I eine Zugabe uns unbekannter Abstammung Herr hätte, um diese Ouverture zu schreiben. I von Witt ist ein i« Dresden sehr beliebter Viesen Eindruck empfingen wir um halb zehn I Sänger. Mevn eine weich«, sympathische Tenor- Uhr Abend», allerdings z» een« Zeit also, wo l stimme, künstlerisch derständiger, manchmal stark» die Phantasie eines Coneertbesuchers nicht allz» I gefühlvoller Bortrag «ud g»te Technik einem Sänger znr Beliebtheit verhelfen können, dann »aber, sie es hier, gegenüber einem Public»«, da» ür alle» Gebotene sehr dankbar war, wohl thun »Üffen. Ja dm gespendeten Beifall stimmen wir ern mit ein, nur mit der Reserve, daß uns der strsaua weniger theatralisch »och besser gefallen »abeu ^vürde. Ein öfteres Zuhochsingen »nd äufiges Forciren der Stimme nimmt man doch nur ungern mit in Kanf! Bei größerer Rnhe im Vortrag würde sich indessen Beides wohl ver- oren haben. Die dramatische Onvertnre von Ferdinand Zöhme wird, da sie eine Novität ist, von dielen Seite» ihre Würdigung erfahren. UnS erschien «, kurz gesagt, als die Arbeit eines musikalisch «»er» und wasserfesten Mann:», der ein Orchester »nrch oeu Sturm der Elemente sicher und er- olgreich zu führen versteht. Der Componist, unter dessen eigener Leitung sie gespielt worde, war, wenn »ns recht erzählt ist, langjähriger verdienstvoller Capellmeister. In dem vorlie- genden Fall aber gab es weder ein brennendes Haus noch ein sturmbedrohte» Schiff zu retten; ruhig fluthen die Wogen der „dramatischen" Ouverture dahin, da- Feuer musikalischer Be geisterung leuchtet nur sehr bezähmt »nd bewacht in der Musik hervor; von seiner zündenden Wirkung ist wenig, vvn verzehrender Gluth gar sticht- zu entdecken. Warum also „drama» tisch" ein Orchcsterstück uenmn, au- dessen gan zer Factur doch ersichtlich ist, daß der Cowpo- nist — ikrin bloßer „Liedcrlafelcomponist"! — rock» andre Stürme kennt, als den im Wasserglas? Ohne diesen Zusatz, der gerade neuerdings so viel- fach beredte »nd schwungvoll; musikalische In» terprrtation erfahren Hat, »ns vielleicht um ihre Hälfte gekürzt, würde die Ouverture, geschickt in- strumenlirt »nd bis ins Kleinste symmetrisch ge formt, wie sie ist, andere Erwartungen erweckt, größere Zustimmung gesunden haben. Ja ihrer jetzigen Gestalt aber ergiebt sich ein Deficit der Gedanken gegenüber der gewählten Form und gegenüber dem Programm. Gespielt wurde sir von unserem Orcbester mit sichtlicher Bemühung, das Werk über Wasser zu halten. Wa» kann solche Mühe einem kleinen Schiss auf großem Meere aber Helfer? Und nun noch einen Blick auf die stillen Freuden unserer Kammermusik - Abende, unter deren un mittelbarem Eindruck wir seit gestern wieder sieben. Die SoirLe brachte unS ein rührend schöueS Streich - Quartett von Hayvn (II moll) em Quartett mit Planosorte sopas 69, Omols von BrahmS — männlich und stark, Manchen gar zu mächtig, Allen fast neu — und das genug gepriesene Quartett für Streichinstrumente opus 5S, A«. 3 in Ockur von Beethoven. Nach oen beiden ersten Sätzen edelster Einfalt und den beiden letzten humoristisch-heiteren deS Haydn'schrn Qnartetts hatte d«S Quartett von BrahmS eine Stelle, wie sie nnr Bevorzugte einnehmen dürfen, nur Gewaltige zu behanptea vermögen. Wer in seinem Innern die Herberge gehabt für jene Em pfindungeu, die mit drohender Kraft in der Brust des Eompouisten ihren AuSweg suchten, — w:m e» nicht zu herb an das Herz geklopft hat, was Brahms als die unmittelbaren Zeugen eine» ge waltigen Seelenkampfes in die Freiheit gelassen «ud zu ihnen gesagt hat: „sucht Euch Eure Hei «ath selbst!" — dem baden die beiden ersten Sätze »nd der letzte des 6 moll - Quartetts woh ne», aber nicht fremd gelungen. Wem sie «brr innerlich fremd geblieben sind, der spreche ihnen da- Urtheil nicht! WaS den Weg gewohnter Ordnung nicht geht, ist deshalb nicht immer ordnungslo« ; welchen Gesetzen hoher Ordnung es folgt, oder ob e» diese Gesetze nicht kennt — wird erst klar, wenn e» in seiner Richtung erkannt und verstanden ist. Bei erstem Hören nicht »erstanden zu werden, das haben die beste« »ft mit den miserabelsten Tor werke« gemeinsam ; erst die Erkennungsscene entscheidet, ob «au ihnen die Thür oder das Herz öffnen soll Bei Brahms hat schonvieles den Weg gewohnter Ordnung verschmäht, »vd ist endlich doch da an- gekommen, wo Andere« längst seinen sichern Platz hatte. Wie es de« neuen Quartett ergehe« wird, wage ich nicht in Aussicht zu stellen, da mir das Werk gänzlich neu und ich diesmal aus da« bloße Hören dabei angewiesnr war. Den tiefsten Ein druck hat mir der dritte Satz (^uäante, Lckar) hinterlasser»; hier zeigte es sich, welcher Melovien- reichthum dem Künstler eigen ist, so oft er sich dessen bedieuen wiü. Brahms, hier ganz seiner Stimmnng sich überlassend, führt die Sprach« einer innigen Schwärmerei, liebe- und schmerzensselig, «ns zaubert inmitten der geharnischten Umgebung ein longedicht hervor, an dessen holder Sehn- sucht äußerer »ud innerer Frühling gleichen Au- theil haben Sehr zu rühmen ist die Ausführung der drei Quartette dnrch die Herren Capellmeister Rein ecke, Concertmetster Röntgen, Haubold, Bollavd und Schröder. L. Pintti. Grmrinuützige Gesellschaft. * Leipzig, 22. Febrnar. Die gestrige ver- ammlnng der Gemeinnützigen Gesellschaft war iärkcr besucht, als dies gewöhnlich der Fall zu eiu pflegt Immerhin aber hätte der Besuch ein noch zahlreicherer sein sollen, um dem Vorstand dafür eine gewisse Anerkennung zu zollen, daß es einen Bemühungen gelungen war, einen so her vorragenden und ausgezeichneten Mann wie den öicepriistdenten deS Reichstags, Herrn Prof. vr. >änel, zu einem Vortrag z» gewinnen, »ud ferner um dem Ehrengast selbst dadurch Dank auSzndrücken. Nach den einleitenden Worten de» Reichs-Ober- »andelsgericht-raths Wiener, welcher Herrn Pros. Hänel mit herzlichen Worten willkommen steß, ergriff der Letztere daS Wort zu einem anderthatbstünvigen Bortrag über die Entstehung und da- Wesen der nordamerikanischen UnionS-Bersassung. Am 4. Juli d. I. feiert das Volk der ver einigten Staaten die hundertjährige Gedenkfeier einer Unabhängigkeit. ES kann mit eiuem ge wissen Stolz auf diese Vergangenheit zurückölickev. Die llmon-verfaflung von 1787 wurde lange Zeit als eine ausgezeichnete, ja als eiue Musteroer, fassung von Bielen gehalten. Wir stehen nun freilich dieser Meinung etwas lühl gegenüber, weil wir wissen, daß sich unter dieser Verfassung grobe Mißbräuche, die schlimmste Corruption breit gemacht haben. Air wissen ferner, daß die hervorragendsten Juristen und Staatsmänner d?r Union au- der Verfassung ihre» Landes für die einzelnen Staaten desselben daS Recht ableiten, die Beschlüsse der UnionSaewalt für ungültig er klären, von der Union sich loisagen zu können, und daß noch vor Kurzem der Vicepräsident der rebellischen Südstaaten ein Buch herauSgegebcn hat, in welchem nachzuweisen versucht wird, daß die Südstaaten mit dem Abfall von der Union ganz in ihrem Rechte gewesen seien. Trotz alledem dl-idt noch ein breiter Raum übrig znr Werth schätzung der nordamerikanischcn Bundesverfassung. Die Verfassung der Union ist hervorgegaugen au« der freien Entschließnug eines unabhängigen Volkes, welches sich damit eine straffere Staats form gab. Diese Verfassung, ursprünglich für einen schmalen Strich Landes und für nicht mehr als 2 Millionen Menschen berechnet, »«schließt »jetzt ein Ge-iet von über 4V Staaten nnd Terri torien, welche von etwa 59 Millionen Menschen bewohnt find. Sie hat sich mit großer Bestän digkeit erhalten. Das Gefühl einer höhere» Ge- memfchaft entwickelte sich »m die Mitte des vorigen Jahrhunderts in den uordamerikauifche» Staaten erst im vollen Gegensatz z» England. Al» eS Königin nnd Parlament unternahmen, die FreiheitSbriefe der Colonien zu vernichte», ver sammelte sich 1774 ein Longreß z« Philadelphia, »m die Rechte gegenüber dem Mntterlaud gellend zu machen »nd den Widerstand z» orgauisiren. Mit dem Treffen von Lexiugton begann der Krieg gegen England. Am 4. Juli 1776 schritt man zur Unabhängig keits-Erklärung der vereinigten Staate« von Nordamerika. Ende 1777 war der Entwurf der Verfassung fertig, indessen erst 1781 hatten alle Staaten ihre Zustimmung dazu gegeben. Die ConföderationS Artikel, wie «an die Ver fassung nannte, waren mitten i« Kriege ent standen nnd man hätte darnm glanben sollen, daß eine starke UniouS-Eentralgewalt hergeflellt wvrden wäre. Indessen DaS war dnrchanS nicht der Kall. Ein jeder Einzelstart behielt seine volle Unabhängigkeit. Man war aus das Aeußerste bemüht gewesen, die Uuiousgewalt von der Ge walt der Einzelstaaten scharf zu trennen, die Competenz der Union ans da« nunmgäaglich Nothwendige einznengen. Die zwei Hanplsrage», welche Organe dazu bestimmt seien, die Univus- gewalt zu vertreten, »nd welche Machtmittel diesen Organen rur Durchführung ihrer Comve- tenz z» Gebote stände», waren in de» Lonftdo^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite