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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187607172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-07
- Tag1876-07-17
- Monat1876-07
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1876
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Erschedtt ttgUch früh 6»/, Uhr. Nr-artt«, >u» Erse-tttea JohanniSgasse 33. Verantwortlicher Redactrur Kr. Hüttner in Neuduitz. Sprechstunde d. Redattion »so tl—ll Uhr ,«n 4 —L Uhr «nnnhme der für die nächst- totaende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen -t» »Uhr Nachmittags, an Sann- «ad Festtagen früh bis'/.» Utzr. Ja dn-Fichüt, f»r ZulTaaatz»«: Vtt» ttlem«. Universttät-str.22. Kontt L-sche, Katharinenstr. l »nr dt» '/^ Uhr. M 199. Auslage L4,4LV. ^kunacmeuthprrt« vicrtelj. 4>/,AL, incl. Bringerloyn S Mk!» durch bl« Post bezogen k Mt. Jede einzelne Nummer 3V Ps. Belegexemplar tv Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefördcrung 36 Mt. »tt Postdrförderung 4ü Mt. Ziscraic Igcsp BouraeoiSz. 20 Pf. Größere Schriften laut unsere« Pre>svtrzr,chmß. — Tabellarischer Satz »ach höderem Tans. Rrctame» »»trr »e» Ue-arNouchrl» die Spaltzeile 40 Ps. Inserate find stets an d. Lr»e»ttt«, zu senden. — Rabatt wird nut»« gegeben Zahlung pr»«auw«nu»ch» oder durch Postvorschuß. Montag ven 17. Juli 187«. Bekanntmachung. Degen Herstellung de- StraßenkörperS in der Sehulgaffe wird dieselbe für den Fährverkehr Bis auf Weitere- gesperrt. Leipzig, den 11. äuli 1876. Der Rat- der Stadt vr. Georgi. Leipzig. Reichel Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebene Herstellung von Mosaiksteinpflaster auf dem AugustuSplatz vor dem Reuen Theater ist vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, den 10. Juli 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Air englische Regierung und der Krieg. Die eine der Deputationen, welche am vorigen Freitag vom Grafen Derby empfangen wurde, war von Jahn Bright geführt. Derselbe über reichte eine Denkschrift, weiche von 40 Parlaments mitgliedern und 571 anderen Persönlichkeiten aller Parteien unterzeichnet ist und sich für Aufrecht erhaltung vollkommener Neutralität aus spricht. Gras Derby erklärte in seiner bereits kurz gemeldeten Antwort, daß er für eine Politik der vollkommensten Neutralität sei, ausgenommen in dem Falle, daß die befreundeten Mächte das Ende de- gegenwärtigen Kampfes beschleunigen wollten. Die überreichte Denkschrift entspreche vurckaus seinen Anschauungen. Die englische Regierung habe sich nur aus dem Grunde geweigert, dem / Berliner Memorandum beizutreten, weil sie nicht / geglaubt habe, daß der in dem Memorandum dargelcqte Plan sich werde durchführen lasten. Die Regierung fei der Ansicht gewesen, daß die Pforte das Memorandum nicht annehmen werde und daß ebenso auch ein großer Theil her Insurgenten dasselbe verwerfen werde. Außerdem habe die Regierung gewußt, daß das Memorandum au- einem Compromiß hervorge aangen sei zwischen den Mächten, welche, obwobl pe gemeinschaftlich zu handeln wünschten, nicht vollständig über die einzuschlagcnde Politik einig wären. Die Regierung habe geglaubt, daß daS Memorandum zu Mißhelligkeiten geführt haben würde. Die englische Politik wedre selbst von Denen gebilligt, welche sie anfangs nicht verstanden und mit ihren Maßnahmen nicht einverstanden gewesen waren. Was die Entsendung der englischen Flotte nach der Besika-Bai anlange, so habe die rage der Dinge in Konstantinopel vor dem Tode de- Sultans Anlaß ru Befürchtungen gegeben und die Vertreter der fremden Mächte iii Kon stantinopel hätten in einer Zusammenkunft ein stimmig cs für wünschen-werth erklärt, für die Nichtcömbattanten den Schutz einer bewaffneten Macht zur Verfügung zu haben. Die Jni tiative zu diesem Schritte sei daher von Kon stantinopel und nicht von London ausgegangen, Derby fuhr al-dann fort: Ich billige diesen Schritt vollständig und übernehme für ihn die volle Verantwortlichkeit, aber ich bemerke, daß c- kein Schritt ist, welcher von England allein unter nommen ist, sondern der in Übereinstimmung mit allen Mächten erfolgt ist. Dieser Schritt recht ertiat also nicht die Besorgniste, welche man hin ichtuch unserer Politik hegte. Es ist schwer, über ne Zukunft zu urtheilen, aber ich glaube, daß eS ehr unwahrscheinlich ist, daß ein allgemeiner eurapäischer Krieg sich ans den Ereignissen, welche jetzt innerhalb der Grenzen des türkischen Reiches Vorgehen, entwickeln wird. (Lebhafter Beifall.) Ich sehe nicht den Punct, von dem aus der Krieg kommen könnte. Bei der Besprechung der Lage und der Tendenzen der auswärtigen Regierungen ist Zurückhaltung geboten, aber eS ist ohne wei tere- ersichtlich, daß Frankreich und Italien aus finanziellen und anderen Gründen gänzlich abge neigt find, irgend einen Schritt zu thun, welcher allgemeine Störungen herbeiführen könnte. ES ist wohl bekannt, daß die deutsche Regie rung und, wre ich glaube, auch da- deutsche Volk kein directeS Interesse an den orientalischen An gelegenbeiten haben und diese Krage mit gerin «rem Interesse ansehen, al- die übrigen Länder Europa- an ihr nehmen Ich glaube, sie be trachten sie nur au- dem Gesichtspunkt und in so weit, al- durch dieselbe Verwickelungen in an deren Theilen Europas berbeigesührt werden könn len. ES bleiben noch England, Oesterreich und Rußland. WaS England anlanqt, so giebt es I Niemanden in diesem Lande, welcher nicht einen europäischen Krieg al- da- größte Unglück betrach te« würde. Oesterreich hat eine besondere Posi tion und eigenthümliche Schwierigkeiten Da- dualistische System in seiner Verwaltung, welche- in seiner Lage ohne Zweifel nothwendig ist. bereitet einer unternehmenden aggressiven Politik größere Schwierigkeiten, als eS sonst der Fall sein würde Oesterreich hat in seinen Staaten zahlreiche verschiedene Stämme, deren Aus regnng ebenso gefäbrlicb für die Sicherheit Oester lchS wie für die der Türkei ist. Man kann daher sicher sein, daß Oesterreich aus Gründen seines eigenen Interesses, wenn es nicht andere hat, auf keine Störung des Friedens ausgehen wird. Was Rußland anlangt, so giebt es unter einem großen Theile der russischen Bevölkerung sehr starke Sym pathien für die Insurgenten in der Türkei. Es giebt dort sogar eine mächtige Partei, welche die Errichtung eines mächtigen und einflußreichen Slawenreiches unter russischer Leitung wünscht. Aber es ist ein Unterschied, ob eine Partei existirt und mächtig ist, oder ob sie die Macht zu handeln der Hand hat, und wenn es eine sichere That- sacbe in der Welt giebt, so ist es die, daß der Kaiser von Rußland, von dessen Willen und per sönlicher Entscheidung mehr abhängt, als von der irgend eines anderen Menschen, ein ausrichtiger Freund des Friedens ist. (Beifall.) Außerdem giebt es noch andere Gründe, wie z B. die Finanz lage, die centralasiatischen Angelegenheiten und mehrere andere Ursachen, die nicht nöthig sind zu erwähnen, welche eine aggressive russische Politik im gegenwärtigen Augenblicke den Interessen des russischen Reiches durchaus nicht entsprechend er scheinen lasten. Graf Derby erwähnte zum Beweise Dessen die Thatsache, daß in Reichstädt zwischen den Kaisern von Rußland und Oesterreich daS Einvernehmen hergestellt worden sei aus der Basis der absoluten und strengen Nichtintervention, so lange der gegen wärtige Kampf dauert. Diese Basis der Nicht intervention, der die englische Regierung zuge stimmt habe, schließe nicht aus, daß man sich be mühe, ein gutes Ergebniß herbeizusühren und eine Vermittelung anzustrcben, aber es sei bei dieser Abmachung ausdrücklich die Bedingung hinzugefügt worden, daß wenn diese Mediation versucht wird, sie in Uebereinstimmung mit allen europäischen Mächten erfolgen wird. (Beifall.) Die Nicht intervenlion bedeute nicht Gleichgültigkeit Die Erklärung der absoluten Nichtintervention für alle Fälle würde einer Proclamirnng der internatio nalen Anarchie gleichkommen. Diese sei aber weder der Friede, noch der Fortschritt. Derby schloß sodann: Wir haben da- Mögliche gethan, um den AuSbruch des Krieges zu ver hindern und wir werden jetzt unser Bestes thun, um denselben innerhalb fester Grenzen abzuschließen. Man darf hoffen, daß man dieses Ziel erreichen wird. Ob das türkische Reich aus inneren Grün den im Stadium des Niederganges ist, das ist eine Frage, über die ich mich nicht aussprechen will, aber wenn eS der Fall wäre, so würde der Beistand der auswärtigen Mächte kein Heilmittel dagegen sein. Wir haben dem kranken Manne eren Schutz zugesagt gegen Jeden, der ihm nach dem Leben trächt«, aber wir können ihn nicht schützen gegen Selbstmord oder den natür lichen Tod. Wir werden im gegenwärtigen Kriege nicht interveniren und wir werden auch die übrigen Mächte abmahnen, dies zu thun, aber ich glaube nicht, daß unter den gegenwärtigen Umständen diese- nothwendig sein wird. Wenn sich die Gelegenheit zu einer Mediation bieten wird, wa- nicht unwahrscheinlich ist, so werden wir sehr gern die Gelegenheit dazu ergreifen und werden, indem wir un- die Freiheit und Unab hängigkeit de- Handelns Vorbehalten, mit ebenso viel Nachdruck «l- die übrigen Mächte, mit denen wir gemeinschaftlich gchandelt haben, zur Be fcstiguna de- allgemeinen Einvernehmen- unter den großen europäischen Mächten beitragen. Dieses Einvernehmen ist die beste und sicherste Garantie de« Friedens. (Großer Beifall.) Bright sprach darauf Graf Derby seinen Dank au- und bemerkte, er glaube, daß da- ganze Land durch die gegebenen Aufklärungen befriedigt sein werde. Tagesgeschichtliche Reberlicht. Nach Allem, wa- man hört, wird die Deutsche konservative Partei bei den nächsten Wahlen sehr in« Zeug gehen. Die Gründer der neuen politischen Gruppe glauben an große Erfolge und rechnen wohl sogar aus den Beistand »sncieller Organe. Sie verfügen in ganz Deutschland über etwa zehn Blätter, von denen die meisten äugen blicklich noch wenig gelesen werden; aber man dürste etwas Geld ins Geschäft stecken und sich in jeder Weise die Taktik der Ultramontancn zum Muster nehmen, die bekanntlich kein Mittel scheuen, um Propaganda für sich zu machen, uni politisch weiter zu kommen. Die neue konservative Partei soll gewillt sein, mit den Freiconservativen nicht gemeinschaftliche Sache zu machen: den Bethusy-Huck und Genossen wird vorgeworfen, sie hätten häufiger, al-nöthig gewesen, den Liberalen die Kastanien aus dem Feuer geholt, und deshalb müßten die freiconservativen Politiker gerade so befehdet werden, wie die kirchliche Mittelpartei, die so gut wie nie der positiven Richtung, ge wöhnlich aber den Liberalen Vorschub geleistet hätte. Man wird sich alle Mühe geben, um Männer wie Kleist-Retzow und Graf Krassow in den Reichstag zu bringen, damit die konservative Partei wieder Redner bekomme, die es mit Bennigsen, Miquel, Lasker u. f. w. ausnehmen könnten. Hoffentlich, so sagt man schon heute, kommt der Reichskanzler aus die Revision des deutschen Criminalrechts zurück; da werden wir ihm muthig Beistand leisten, und gewahrt er, daß er an uns gute Bundesgenossen hat, so wird er auch uns zu Willen sein. Falk und Eamphausen — so wird argumentirt — treten voraussichtlich zurück, noch ehe die parlamentarische Campagne wieder beginnt, und fallen diese Zwei, so wird es möglich sein, in die Ministerien Männer zu bringen, die konservativen Ministern Rath zu crtbeilen das Zeug haben. Kurz, die Erwartungen der neuen Partei sind so kühn wie weitreichend, wie es den Anschein gewinnt, doch etwas zu kühn, Venn die deutschen Wähler in ihrer Majorität wissen, was sie zu thun haben, um die geplante große Reaktion unmöglich zu machen. Die „Germania" batte behauptet, es seien Hülfsarbeiter der Tesegraphenverwaltung entlasten, weil die unheilvolle Wirkung des neuen Telegraphentarisö für die Reichscaste derselben nicht mehr gestatte, die Gehälter zu zahlen. Be kanntlich ist aber, wie die „Nordd. Allg. Ztg." hiergegen bemerkt, das finanzielle Ergebniß des neuen Telegraphentarifs ein durchaus günstiges und die Entlastung jener lediglich gegen Remu neration angenommen gewesenen, nicht ver- sorgnngsberechtigten Hülssarbeiter hat mit dem Tarif absolut gar nichts zu thun, sondern ist eine Folge der vereinfachten Verwaltungseinrich tungen bei der Telegraphie, und jeder Vernünftige wird es billigen, daß unnütze Stellen entbehrlich gemacht werden. Uebrigens ist den betheiligten Personen ein Unterkommen bei der Post, wo der vermehrte Verkehr stets einen Zuwachs von Kräften erfordert, in Aussicht gestellt, ohne daß die Verwaltung dazu irgend eine Verpflichtung hatte. In der Freitags-Sitzung des italienischen Senates wurde der Gesetzentwurf über die Errich tung von Freihäfen in den Seestädten berathen. Der Ministerpräsident Depretis vertheidigte den Entwurf, indem er erklärte, daS Ministerium müsse, in, Falle der Entwurf abgelehnt werden sollte, die im Interesse des Landes nothwendigen Ver fügungen treffen; der Entwurf bilde einen Theil dcS ministeriellen Programm-. Bei der geheimen Abstimmung wurden 67 Stimmen für und 67 gegen den Gesetzentwurf abgegeben. Bei der zweiten Abstimmung stimmten 66Senatoren dafür und 66 dagegen, wodurch das Gesetz abgelehnt wurde. Mehrere Senatoren protestirten und er klärten die Abstimmung für ungültig. Der türkische Botschafter in Paris, Sadyk Pascha, hat am Sonnabend dem Präsidenten Mac Mahon die osficielle Anzeige von der Thron besteigung de- Sultans Murad V., sowie seine neuen Beglaubigungsschreiben überreicht. Seit einiger Zeit werden z. B. in Berlin, Wien und Petersburg von Meinungsverschieden heiten Disraeli'S undDerby's Uber die Be Handlung der orientalischen Frage mit angeblicher Sachkenntniß artige Geschichtchen erzählt. Die e- thun, wissen offenbar über da-, was in Downing Street vorgeht, mehr alS die Engländer selber, oder thun rum wenigsten, al- ,b sie mehr wüßten. Dahinter steckt Nichts als Klatsch und tendenziöse Abllcht. Daß die beiden Genannten über Einzel beiten in den schwebenden Fragen verschiedener Meinung sein mögen, wäre daS Natürlichste von der Welt, denn sie sind in ihrem NatnrÄ Alles eher denn siamesische Zwillina-brüder. Ein An dere- jedoch ist e-, wenn auswärtige Zeitungen erzählen, daß Derby und Di-raeli über den Kern punkt der jetzigen Politik, über Einmischung und Nichteinmischung, einander so arg in ben Haaren liegen, daß Ersterer seine Entlastung eingereicht habe oder einreichen wollte oder demnächst ein reichen dürfte. Von alle Dem ist in England selbst Nicht- bekannt, für solche Angaben fehlt annoch der Schatten eines Beweise-. Die Oppo sitionSblätter dürfen gegenwärtig ebenfalls nicht alS lautere Quellen Über die Vorgänge im Schooße dcS Cabinets und als getreue Spiegel der öfscnt lichen Meinung angesehen werden. Nachdem eS ihnen nicht gelungen, die Regierung im Titel gesetzt zu scyädigen und ihre Ohnmacht auch sonst gegen Schluß der Saison nicht um ein Atom geringer geworden ist al- bei deren Beginn, möchten sie der Regierung in der auswärtigen Politik ein Bein stellen. Weil sie jedoch diese in ihren großen, bisher als ge lungen anerkannten Zügen nicbt gut verdammen können, klammern sie sich an Kleinigkeiten. Die Wahrheit ist, daß die Opposition verstimmt ist, weil der Gegner in der auswärtigen Politik einen kühneren Schritt gethan als ihre eigenen Führer je gewagt hatten, weil das Ausland wieder ach tungsvoll aus England Rücksicht nimmt, was es in den Tagen Gladstone's zu thun vollständig verlernt hätte. Dies wurmt sie im Geheimen. Dies ist auch der Grund, weshalb radikale Arbeitervereine aufgemuntert werden, Meeting- gegen die angebliche unchristliche Politik des Mini steriums abzuhalten. Schade nur, daß der gute Arbeiter, der jetzt seine eigenen Sorgen bat, sich nicht recht für das serbisch bulgarische Christen- thum begeistern will; schade auch, daß er von der orientalischen Frage wo möglich noch weniger versteht als von Indien. Das Land als solches scheint mit der bisherigen Politik der Regierung einverstanden zu sein. Wenn cs trotzdem über deren weiteren Verlauf nicht ganz obne Sorgen ist, so theilt es damit nur das Gefühl anderer Länder gegenüber ihren jeweiligen leitenden Staatsmännern. So gar allwissend, allmächtig und allweife ist am Ende doch keiner unter ihnen, daß ein schwerer Mißgriff nach der einen oder andern Seite geradezu undenkbar wäre. Ein Wiener Correspondent macbt die treffende Bemerkung, es könne nach der jetzigen Art der Kriegsberichte nur mäßig überraschen, wenn man nächstens zu hören bekomme, daß die Serben in Konstantinopel, die Türken in Belgrad ein- gcrückt seien. In diesem Stvle sind auch wieder die neuesten Kriegsbulletins gehalten. Bei Widdin war Osman Pascha sveben völlig ans dem Felde geschlagen, heißt eS. daß nach sängerein Kampfe das serbische Heer unter Lescbjanin am rechten User des Timvk eine gründliche, von den Türken allerdings theuer erkaufte Niederlage erlitten und die gesammtc Artillerie verloren habe. Vorläufig ist wohl weder das Eine noch daS Andere als wahr anzunelnnen. Nach anscheinend zuverlässigen Nachrichten hat Lescbjanin die verschanzte Stellung bei Zaitstbar gar nicht verlassen nnd wenn überail serbische Truppen sich auf dem rechten Ufer des imok gezeigt haben, so sind es Strciscorps ge wesen, die anfänglich den ihnen entgegengestcllten Widerstand überwunden und später zurückgeworsen ein mögen. Lescbjanin soll überhaupt nur die Aufgabe haben, Serbien gegen die an der Ost- grcnze stehenden türkischen Truppen zu decken. Nach Mittbeilungen der „Pol. Corr." ist man übrigens in Belgrad in Sorge über den Still stand der Operationen. Zwar haben die Serben kein Terrain verloren, die Türken haben bis jetzt nirgend-die Initiative ergriffen und nennenswerthe Erfolge errungen. Vermuthlich wird das Eintreffen des KriegsministerS aus dem Kriegsschauplätze ab gewartet, der erst dann zur Offensive übergehn: zu wollen scheint, wenn die türkischen Streitkräfte concentrirt sind, was bisher noch nicht der Fall war. Die Serben hätten dann aber die Gelegen heit versäumt, die Gegner in noch unfertigem Zustande anzugreisen und zu schlagen, und wenn es ihnen bisher nicht möglich gewesen ist, erheb liche Fortschritte zu machen, so muß eS ihnen mit jedem Tage schwerer werden. In Konstantinopel iß übrigens die Stim mung auch keineswegs rosig. Nachdem die Re gierung dort anfangs die glänzendsten erlogenen Siege-bulletin- verbreitet yat, war die Erwar tung aus- Höchste gespannt und die Enttäuschung darüber, daß bi- dahin im besten Falle die Serben im weiteren Vordringen aufgehalten find, ist da her um so größer. Aufruf. Am 2. September findet in Schmalkalden die Enthüllungsfeier de- Denkmal- statt, «elcbe- die deutsche Nation dem verstorbenen Com- ponisten der Wacht am Rhein. Earl Wilhelm, setzen läßt. — Dem Feste wird von hoher und höchster Seite große- Interesse entgegenqebracht und soll Dem entsprechend unter gütiger Mitwir kung auswärtiger bewährter Kräfte ein Concert sich an die Enthüllunqsfeier anschließen, wobei hauptsächlich Compositronen de- Verstorbenen für P«anoforte, Eiuzelgesaug und Chor zur Auffüh rung kommen werden. Es dürften wohl Viele den Wunsch hegen, der Enthüllungsfeier und dem Concert bcizäwohnen und wird un Interesse Dieser darauf aufmerksam gemacht, daß das ComitL zur Euthüllungsfeier des Wilhelm-Denkmals zu Schmalkalden besorgt sein wird, allen angemeldeten Gästen beste Auf nähme in Privathäusern zu sichern. Das vollständige Programm wird nach defini-
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