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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187607211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-07
- Tag1876-07-21
- Monat1876-07
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1876
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Zlcb«tt>«» »t «r»rtlli»» JoharwiSgaste 33. Berantwortlicher Rcdactrm Kr. Hüttner m «r»b»ttz. Sprechstunde d. Redactio» «ormMa,« »o» ll—12 lchk Nach«»»«-» »«» 4 —b Uhr. «nnahme drr für die nächst, i-lnende Nummer drstimmtr» 9»srrale an Wochrmagen dis Slldr Nachmittags, an Sonn- nnd Krfttagen früh bis '/,9 Uhr. Z» tenMtatta fSr Znf L»»,hme: LNo klemm. UniversitätSstr. 22. tzouis Lösche. Xarhannenstr. 18. p. uur bis Uhr. Wpziger Tageblall Anzeiger. Orgav für Politik, Lvcalgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnflnre 14.4L«. Xvemmnentrperl» virrtrlj. 4'/,Mk^ incl. Bnuaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen « Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefördcnux, 3>; Mk. mit Pvstbesürderung 43 Mk. Inserate «aesp.Bouraeoi-z. 20Pf. O^rSbrrr Echnflen laut unseren, hreiSverzcichniß. — Tabellarischcr Satz nach höherem Tarif, tteclamca untcr vkm«kdaetio»Srich die Lpaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets au d. LepevM.'o zu sendet,. — Nadalt wird nullt gegeben. Zahlung pn,«uuiner.ut3a oder durch Postvorschub X" 2V3. Freitag den 21. Juli MK. Bekanntmachung. Aus den« Gerichtswege von der Dresdner Straße ab bis zum Täubchenwege find 287V m Meter Pflaster von Bruchstetaea neu herzustellen Die hierzu erforderlichen Steinsetzerarbeiten sollen im Wege der Submission vergeben werden und haben daraus Reflectirende ihre Offerten bis zum 27. dieses Monats Abends 8 Ühr versiegelt bei der Marstall - Expedition niederzulegen, wo auch die näheren Bedingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 19. Juli 1876. Des RathS StraHeabau-Deputation. Bekanntmachung. Die von uns zur Submission ausgeschriebene Herstellung einer Schleuste und einer Futtcrmaucr m der verlängerten Albertstraße zwischen der Meitzer Strafe und dem Floßplatze ist vergelxm und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten etitbunden. Leipzig, am 18. Juki 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Wangcmann. Bekanntmachung. Die von uns zur Submission ausgeschriebenen Erdarbeiten, sowie das Ausstellen der interi- misttschen Bauplanke für den Neubau der höheren Mädchenschule am Schletterplatz sind vergeben und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ibrer Offerten entbunden. Leipzig, au, >8. Juli 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Neues Theater. Leipzig, 19. Juli. Der heutige Abend brachte Rvsfini's werthvollste Oper „Teil" von Neuem aus unser Repertoire. Dieses Werk giebt gleich „Faust", „Mignon", „Luisa Miller" (Kabale und s'tebe) rc. gerechten Anlaß zu dem Bedauern, daß fick deutsche Componisten so prachtvolle nationale Stoffe stets von romanischen Ausländern weg- nehmen ließen, und daß aus unseren Bühnen noch immer kein deutscher „Wilhelm Tell" als Oper Mimisch geworden ist. So trefflich Ausländer drgk. echt deutsche Stoffe auszubeulen verstehen, so wird dies doch natürlich stets «n einer für daS deutsche Gemüth mehr oder ivenigcr befremdenden Weise geschehen. Mit so viel Ernst sich auch Rossini dem „Tell" gewidmet, so wunderbare Schönheiten, so üppig süße Melodien, so geniale und bedeutende Züge er darin aufgespeichert hat, so ist doch der romanische Grundcharakter auch diesmal zu unvertilqbar vorherrschend; wir haben m seiner Musik keine kernig schlichten deutschen Schweizer sondern entzündliche Südländer vor uns, selbst Kuhreigen und Jodler sind in tropische Gewürz-Tinten getaucht, und daneben wirkt trotz alledem viel gleichgültig Schablonen- oder Phrasenhaftes abkühlend. Wie gut Rossini seine Pariser kannte, welche, nach einem guten Diner angenehm angeregt, zu verdauen wünschen, lehrt schon die Ouvertüre, deren Ernst er nur bis zu einem gewissen Puncte zu steigern wagt, dann aber grade zu rechter Zeit in einen lustigen Galopp umschlägt. Noch greller tritt der nationale Eon traft hervor, wenn man das Tcxtfabrikat der Herren Jouy und Hippolyte Bis mit Schillers Prachtwerk vergleicht. Mit wie französischer Nonchalance haben diese Herren den Schaum der Handlung nebst ein paar ihnen hinreichend pikant schmeckenden Redensarten von der herlichcn geist und gemüthvollcn Tiefe eines Schiller abgeschöpst und wie ungenirt die bei Sch. trotz aller < Rksiknonen im Grunde niemals ganz gelähmte -Handlung überall da stillstehen lasten, wo der übliche Opernjargon naives Breitmachen der Musik mit demselben Mangel an Berechtigung beansprucht, mit welcher die meisten Ballete ein- geschoben werden. Aus der heutigen Ausführung des „Tell" sind die Damen Hastclbeck. Gutzschbach und Löwy wie die HH. Schelper, Reß, Pielke und Lißmann her- vorzuheben: auch die HH. Nlbricb und Rebling vertraten ihre Aufgaben ganz angemessen. Frt. Hasselbeck empfiehlt sich außer den bereits an- gerathenen Ausgleichungen der Pocale :c. viel natürlicherer Fluß der Recitative; sehr gewinnend wirkte der poetische Schmelz ihres diesmal paffen der als sonst angewendeten Pianos sowie die ganz angemessene Coloratur Allerdings verlangt Rossini in erster Reihe alle Erfordernisse des ital. bol crinto, folglich mehr Noblesse dcö Tons und viel glänzendere Virtuosität der Technik, um dieser unbedeutenden Schabloncnfigur wenigstens äußerlich einiges Interesse zu verleihen. Eine sehr genußreiche Nr. war das Frauenterzelt. Uneingeschränktes Lob verdienen die DanienG utzsch- bacb und Löwy (deren Erscheinung nur zu jugend lich), Hr. Pielke, welcher mit seinem unge zwungen natürlichen Gesänge sehr vorthcilbast her vortrat, und besonders auch die HH.Reß und Liß- mann. Möchte sich nur keiner der früheren Säuger durch daS Forciren einiger neuer anstccke» lasten! Vollste Hochachtung erwarb sich Hr. Sckelper durch die in seiner Art ebenso männlich kernige wie gcmüthvoll erwärmende Wiedergabe der Titel rolle. Die werthvollste Seite seiner Leistungen ist unstreitig seine jeden Stoff prächtig durch dringende, ungemein farbenreiche Wiedergabe. Wie zu erwarten, stellte er die Schilderung des unge schminkt biederen Natursohns in den Vordergrund und riß namentlich in der Schußscene mit Recht Alles zu den unverhohlensten und wärmsten Beifallsäußerungen fort. So viel wirklich recht DchätzenSiverthes unser Gast Hr. Martens für manche Bühne auch haben und so sinnig er lyrische Stellen wiederzu geben vermag, so ergab sich doch gleichwie bei einem großen Theil der bisher gehörten neuen Sänger, und zwar heute noch deutlicher, seine ganze Geschmacksrichtung als zu fremd der hiesigen gegenüberstehend. Bon dem bä misch verbissenen Geßler bot Hr. Honek ein ungewöhnlich drasti scheS Bild, welches nicht üble Anlage für derartige Charakterisirunq verrieth. Vor Allem ist aber aus der correct sicheren Wiedergabe bas fast unaus gesetzte Tremoliren zu entfernen. Im cko trois gefielen Hr. Bültgenbach und Frl. Weiner. Die Regie bot ein treues Bild der mittelalterlich patriarchalischen Sitten voll Leben und Bewegung, auch trat rum ersten Male daS gan: imposante letzte Finale in seine Rechte, muß sich aber noch bester befestigen. Bedenkt man allerdings, daß binnen 16 Tagen 9 meist große Opern vorgeführt wurden, so muß man die Gewandtheit und Routine bewundern, mit welcher die sceniscbc wie musika lische Direktion, letztere für diese Oper zum ersten Male in den Händen des Hrn Capllm.Mühl- dorfer, so vielen unvorgesehenen Zufälligkeiten und Klippen glücklich zu begegnen weiß. Die brillante Ausführung der Ouvertüre wurde durch reichen Beifall ausgezeichnet Von einem neuen Ehor kann man bei so ungewöhnlichen lieber bürdungen natürlich nur die allernothwendigfte Correctheit beanspruchen und daher nur dringend wünschen, daß sich für ihn nun bald etwas Zeit für sorgfältigere Ausarbeitung ermöglichen läßt. I»r. Hrm. Zopfs. Gegner blos freundlich zugelächelt hat: später ein mal wendet sich die launische Göttin schon wieder ihrem seitherigen Lieblinge zu. Hoch Andersten, hoch Paulsen! Aus dem Serichlssaal. * Leipzig, 20. Juli. In der 6. Abendstunde des 24. November v. I. ist der Personenzug Nr. 47 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Leipzig mit einem Zuge Nangir- wagen zusammen gestoßen. Dabei sind die Locomo- tive nebst Tender und die beiden ersten Güter wagen des Pcrsonenzugcs und zivei Wagen vom Rangirzuglheile entgleist, und der i»i vierten Wagen des letztgenannten Zugtheiles im Brems bäuschen befindliche Wagenrücker Kretzschmar ist infolge de- Zusammenstoßes zerquetscht worden. Der Schaden, »oelcber an Fahrmaterial selbst entstanden, beläuft sich nach genauer Abschätzung aus etwa 515t Der Zusammenstoß wurde veranlaßt durch falsche Stellung der Hauptaeleise-Weichc Nr. 90, indem die Zunge dieser Weiche links, anstatt rechts angelegen hat Jene Weiche hatte damals der Weichenwärterlehrling Gottlob Bernhardt Zschvcher, 27 Jahre alt und auS Strauben in der ganzen civilisirte» Welt sein werde DaS heißt doch rvenigstens offen gesprochen! Leipzig, 20. Juli. Dem Gebäude der diesigen Ersten Bürgerschule wurde in der gestrigen Sitzung der Gemeindevertretcr in Bezug aus seine fernere Dauerhaftigkeit kein günstiges Zeugniß ausgestellt. Im Gegentheil, es wurde betont, daß sich an verschiedenen Stellen des Baues bereits sehr bedenkliche Schäden herausgestellt Haben. Aus diesem Grunde lehnte cs das Collegium ab, größere Mittel zur Restauration des Saales zu bewilligen, in dem dasselbe seine Sitzungen abhält. Abgelcynt wurde unter Anderem das Postulat von 2370 .«! zu Herstellung eines Parquetfuß- bodens. Von allen Seite» betonte man die schlechte Beschaffenheit dieses Sitzungssaales und man gab abermals dem Wunsche nach einem besseren VersammlungSloccil Ausdruck. Gerügt wurde namentlich die schlechte Ventilation, und «s soll nun durch einige Vorrichtungen wenigstens einigermaßen auf Äbstelluna dieses Uebelstandes hingewirkt werden. Dann beantragte das Colle gium, daß die Mitglieder Tafeln oder kleine Pulte erhalten, damit sie daraus die Vorlagen und sonstigen Drucksachen ausbreiten, sowie Notizen sich machen können. Jetzt müssen Das die Mit glieder des Collegiums aus ihren Knieen bewirken. gebürtig, zu bedienen gehabt, und andere Personen jährlich ein für die Stadtvcrtretung von Leipzig sind mit derselben nicht in Berührung gekommen. > unwürdii ' ' ^ Der Wettkampf A«-er1sen-paulsen. Dieser Wettkampf bildet einen um so schöneren Schluß zu dem jüngst abqehaltencn Schachcongrcß, als derselbe nicht nur als einer der hartnäckigsten und interessantesten der Neuzeit zu bezeichnen ist, und den beiden Meistern gleichviel zur Ehre ge reicht, sondern in seinem Ende auch den zumeist gehegten Sympathien der Congrcßthcilnehmer entsprochen hat. Nicht etwa, als hätte irgend Einer der zahlreichen Scbacbfreunde dem Gewinner deS ersten Preises im Meisterturnier aus irgend welchen Gründen einen kleinen Mißerfolg zu gönnen Ursache, zu einem derartigen nicht zu motivlrenden Wunsche erfreut Andersten sich viel zu sehr der unbegrenzten Hochachtung und Liebe der qesammten deutschen Schachwelt — aber daß Paulsen, dessen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit bei all seiner > hohen Meisterschaft fast ebenso sprücbwörtlich bei den deutschen Schachspielern geworden, wie sein stetes Unglück in Turnieren bekannt ist, auch in Leipzig ganz leer, ganz ohne Triumpf ausgehen sollte — das wollte Niemandem so recht in den! Kopf. Nun, Paulsen hat den Wettkampf gewon nen, er hat den gefürchteten alten Schacbblücber! besiegt, aber wie besiegt? Mit fünf Gewinn- gegen vier Verluftpartien bei einer Remise! Für währ, daS ist ein schöncS, ein sehr schönes Rcsultat für beide Feldherren, säst möchte man sagen, sic haben beide die Schlackt gewonnen, aber ebne falsche oder übertriebene Türken- oderSerben-Tclcgramme. Denn wenn ein Wettkampf zwischen solchen Meistern nach gespielten neun Partien gleich, völlig gleich siebt, und die nächst zu spielende Partie soll ent scheiden. so ist der Sieg als ein reiner Zufall zu > betrachten Wir aber freuen unS mit den Uevrigen, daß Fortuna Paulsen hold gewesen ist und seinem Es ward denn auch nach Erörterung der Sache gegen Zschvcher vom k. Bezirksgericht Hierselbst wegen Gefährdung eines Eisendahn-TranSportes und dadurch herbeigeführter Tödtung eines Menschen Untersuchung eingeleitet, in welcher der Ange klagte denn auch Kat zuaeben müssen, daß die von ihm bediente Weiche Nr. 30 bei dem Zu sammenstoße sich in falscher Stellung befunden und er, Zschvcher, dadurch den Zusammenstoß herbeigeführt habe. Zschvcher, welcher mit dem Bedienen der Weiche ganz vertraut gewesen ist, will jedoch nicht erklären können, wie die Weiche in falsche Stellung habe gerathen können, um so weniger, als die Weiche noch unmittelbar vor denn Unfälle sich in richtiger Stellung befunden. Diese letztere Angabe deS Angeklagten ist denn auch durch Zeugen bestätigt worden. Zschvcher war, so führt die Anklage auS, ver möge seines Dienstes verpflichtet, der richtigen Stellung der Weiche seine volle Aufmerksamkeit ruzuwenden, und, wenn er sich auch nicht bewußt sein sollte, unter welchen Umständen er die Weiche falsch gestellt habe, so muß doch irgend eine Un überlegtheil Zschocher's an der falsche» Stellung der Weiche Schuld sein. Er ist deshalb unter der Anklage, daß er als eine zu Leitung der Eisenbahnfahrten angestellte Person durch Ver nachlässigung der ihm obliegenden Pflichten einen Transport in Gefahr gesetzt und damit auch den Tod eines Menschen verursacht habe, auf Grund der tztz. 310 und 222r des Relchsstrafgcsetzbucbs zur Hauptverhandlung verwiesen worden. Zschocker, welchen! ein guter Leumund zur Seite steht, dem auch von Seiten seiner Vorgesetzten daS beste Lob gezollt wird und welchem in den nächsten Tagen (nach dem Unfall) die Aussicht auf Anstellung als Hülfsweichenwärtcr eröffnet ivar, hat auch in der Hauptverhandlung an der früheren Darstellung sestgebalten, nämlich, daß er sich nicht zu erklären vermöge, wie die unmittel bar vorher richtig gestandene Weiche in jene falsche Stellung gerathen sei. Nach geschloffener Beweisaufnahme hielt die königl. Staatsanwaltschaft, durch Herrn Staats anwalt von Hellmann vertreten, die Anklage in der oben angegebenen Richtung ausrecht und wurde darauf Zschvcher vom Schöffengericht in Gemäßheit der angegebenen Gesetzesbestimmungen zu einer Gefängnißstrasc in der Dauer von sechs Monaten verurtheilt. Der Verhandlung präsidirte Herr Astestor Stecke, eine Vertheidig«ng fand nicht statt Aus Stadt und Land. * Leimig, 20. Juli. Ein in London ersche, nendcs socialdemokratischeS Blatt, welches den Titel „Vorwärts" führt, macht seine Leser unter Ausstellung einer Anzahl Grundsätze mit den wirklichen Zielen der Socialdemv kratic bekannt. Danach ist das persönliche Ei genthum die Hauptursache ver wirthschaftlichcn Krisen; die sogenannte Moralität und die Wissen schast sind ein Unding, wenn sie nicht ans kocia listischem Boden wurzeln: Diejenigen, welche reli giöse Traditionen vertheidigen, sind die Widersacher der Civilisation u. s. io. In dem betreffenden Programm heißt es weiter, daß in Deutschland Alle« für die zukünftige Revolution vorbereitet sei, daß ,n Deutschland, dem Ccntrum Europa'«, die Socialdcmokratie in kurzer Zeit zuerst zum Angriff werde Vorgehen können und daß ein «icg der socialen Revolution in diesem Mittelpunkte Europas das Signal für die allgemeine Bewegung unwürdiger Zustand. Gründliche Abkülfe für alle diese Uedelstände, unter denen auch die Ver treter der Presse leiden, wird nur durch ein neues und geeignetes Versammlunqslocal geschaffen werden. Mit der Beschaffung desselben dürfte es freilich bei dem notorischen Mangel an Räumen, mit dem die hiesige Gemeindeverwaltung zu kämpfen hat, noch gute Wege haben. Leipzig, 20. Juli. In ver gestrigen Sitzung des Stadtverordnelen-Eollegilims wurde ein über laschender Beschluß gefaßt. In einer früheren Sitzung war der Antrag durchgegangen, daß der Augustusplatz mit gepflasterten lieber- qäugen versehen werden solle. Dieser Antrag fand schon damals innerhalb des Collegiums leb hafte Opposition, indessen die Mehrheit und auch die anwesenden Vertreter des Natkcs stimmten ihm zu. Zu Durchführung des Antrages hatte der Rath nunmehr die entsprechende nnanzielle Vorlage an die Stadtverordneten gelangen lasten, in weicher für die betreffenden Arbeiten 32,280 gefordert waren. Gestern zeigte sich aber die Stimmung des Collegiums dem Projekt gegen über wesentlich verändert, und so halte der Haupt sächliche Gegner desselben, der Vorsitzende des Finanzausschusses, Herr Gumpel, ziemlich leichtes Spiel mit feinem zunächst auf Hinausschiebung des Unternehmens gerichteten Antrag. Herr Gumpel brachte ein neues gewichtiges Moment insofern vor, als er, gestützt aus die Angaben von technischer Seite und eines in Bausachen sehr de wandcrten Mitgliedes des Collegiums, welches in Folge von Krankheit Veste» Berathnngcn schon feit längerer Zeit fern bleiben muß, daraus aus merksam machte, daß in Folge der lieber gärige die ganze Grundfläche deS Augustußplatzes verändert werden müsse, wodurch weitere sehr be deutende Kosten entstehen würden. Der Vertreter des Rathes, Herr Stadtrath Mecbler, vermochte Dem gegenüber nur zu erklären, daß bis jetzt die Techniker über diesen Punct sich nicht geänßert hätten, daß jedoch der Rath, falls sich eine Be stätigung des von Herrn Gumpel geäußerter« Be denkens ergeben sollte, keinen Anstand nehme» werde, die Aussührung des Projekts sofort zu sistiren. Aus der Erklärung des Herrn Mechlec ging weiter hervor, daß der Rath beabsichtigt hatte, mit der Herstellung der gepflasterten lieber gängc zwar sofort zu beginnen, daß aber die Bauunternehmer von ihm streng angewiesen woi den waren, nur Das aegenivärtig in Angriff zu nehmen, was sich nvcö vis zur Anwesciihelt des deutschen Kaisers in Leipzig unbedingt sertigstcllen laste. Das Stadtverordneten-Collegium nahm hieraus einstimmig den Gumpcl'schcn Antrag an. wonach von der Anßsührnng des Unternehmens vorläufig ganz Abstand genommen werden und der Ratb auf dasselbe bei Aufstellung deS »ächsi- jährigen Budgets wieder zurückkömmen soll Mehrere Redner gaben unverhohlen der Meinung Ausdruck, daß man sich für das Project im hiesigen Publicum überhaupt nicht erwärmni könne, und wir glauben, daß sie damit nicht Un recht haben. * Leipzig, 20. Juli In Bezug aus die in der vorletzten Nummer von unserem Herrn Be richterstatter in Dresden erwähnte Einziehung der Reserven zu den Herbstmanövern erfahren wir von unterrichteter Seite, daß Ersterer sich im AuSdruck geirrt hat, wenn er sagt, es werde die Ersatz-Reserve I. Elaste einocrufen werden Dieser Tbeil der Reserve ist von der Einziehung in keinerlei Weise betroffen, sondern es wird nur eui The«! der 'in den letzten Jahren nach Ab leistiing ihrer Dienstzeit auS dem activen Mili tairvcrband entlassenen Truppen, welche gegen-
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