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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187608246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-08
- Tag1876-08-24
- Monat1876-08
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1876
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Grschriat tLgttch früh S»/, Uhr. »«»«11«« IM» <cPc»Üt»» JohamnSgaste 32. Seranrwortlichrr Redactenr Ir Hüttner m «euduiy. Sprrchstlmde d. Redacrwa «»nmiia-4 von tl—ir Udr «achmilla,» »«>> 4 —d Udk. malnne der für die nächlt- irnde Nummer destiumiten «rate an Wochentagen bis Illür Nachmittags. an Sonn- Festtagen früh bis '/,v Uhr. deiFittalr» für Z«s.-A«»a>ir»r: o Klemm, UniversitätSstr. 22, «iS Lösch«, Katharinen str. I d,p. nur bis Uhr. Tagtklall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GcschasMerkchr. «,n»„ I4.4S». A»»»»km«»l»pret« viertrlj. 4^/,ML, incl. Brmgrrlohn L Mr.. durch dir Post bezogen 6 Dil. Jede einzeln« Nummer 30 Pi. Belegexemplar lo Ps. Gebühren für Gxtrabeilaoen ohne Postbefbrberung 3k' N.k. mit Postbefvrderung 4d Mk. Inserate 4aesp. BourgeoiSz. 20 Pf. Größere «Schriften laut unserem Preisorrzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Rrclawea unter »e« »«»aettoarprtch dir Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an b. Lrprdtitoa zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pe»«»am«r»uüa oder durch Postvorfchuß. M L37. Donnerstag den 21. August 187«. Bekanntmachung. Wegen der am Sonnabend den 2. September d. I. zu begehenden Sedanseier, sowie wegen der un DienStag den 5. und Donner-tag den 7. September d. I. stattfindenden Festlichkeiten zu Ehren Sr. Majestät deS Kaiser- haben wir beschlossen, an diesen Tagen die Wochenmärkle vom Marktplatz und dm anliegenden Straßen weg und ausschließlich nach dem Fleischerplatz zu verlegen. Leipzig, den 21. August 1876. Der Rath der Gtadt Leipzig. - - ' -e,1e " I)r. Georgi. Mefferschmidt. Bekanntmachung. Die Lieferung der Rouleaux und Vorhänge für die Schulen an der Parthe soll an den Mmdest- ! fordernden vergeben werden, mit Vorbehalt der Au-wahl unter den Bietern. Anschläge und Be ringungen sind bei Herrn Baumeister Dirhweger, Westftraße 22, einzusehen und die Gebote mit der Aufschrift „Rouleaur" versiegelt bei dem Bauamte, RathhauS 2. Etage, bis Sonnabend den LS. August Nachmittag L Uhr einzureichen. Leipzig, dm 21. August 1876. DeS RathS Bau-Deputation. Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebenen GaSeinrichtungsarbeiten und Lieferung der Leuchter für die Realschule II. Ordnung an der Parthe sind vergeben und werden daher die unbe rücksichtigt gebliebene« Herren Submittenten hiermit ibrer Offerten entbunden. Leipzig, dm 22. August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Ür. Georgi. Wangemann. Feldvcrpachtung. Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörige, an der Königl. Sachs. Westl. Staatsbahn und un mittelbar an der Stadtflur gelegene Feldparzelle Nr. 294 a des Flurbuches für Connewitz mit einem Flächeninhalt von 16 Acker 180 OR. ----- 9 Hektar 18,6 Ar soll auf ein Jahr — von Abbruch der diesjährigen Ernte an — nur zum Feldbau, also mit Ausschluß jeder anderen Benutzungsweise DonuerStaa den 31 August d. I. Vormittag- RR Uhr NN Wege der Licitation an Rathsstelle verpachtet werden und wollen sich Pachtlustige zu diesem LersteigerungStermine einfinden und ihre Gebote thun. Die Versteigerung-« und Derpachtungsbedingungen, sowie ein Situationsplan liegen in der Expedition unserer Oekonomie-Inspection im alten IohannisboSpital zur Einsichtnahme aus. Leipzig, dm 5. August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. >i. Mestei vr. Georgi cefserschmidt. Bekanntmachung. An der hiesigen Realschule II. Ordnung ist zu Michaelis d. I. die mit einem jähr lichen Gehalte von 2100 dotirte RI. Oberlehrerstelle zu besetzen, deren Inhaber zur Erlkei- lung de- Unterrichts in Deutsch, Geschichte und Geographie in den oberen Classen befähigt sein muß. Akademisch gebildete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen und einem kurzen Lebens lauf bi- zum I Z. September dieses IahreS bei unS einreichen. Leipzig, den 22. August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. Lehnert. Bekanntmachung. Im Monat Juli laufmden IahreS gingen bei hiesiger Armenanstalt ein an Vermächtnissen: 2500 au- dem Nachlasse eines hiesigen Bürger-, dessen Name verschwiegen bleibm soll. 1500 - — - Vermächtniß der am 17. Juli 1874 verstorbenen Frau Johanne Christiane verw. Schröter geb. Günther. I») an Geschenken: 600 « — «in zwei 4Vr proc. Leipziger Stadlschuldscheinen von je 300 .L von einer Bürge rs- wittwe, welche von Nennung ihre- Namens abzusehen gebeten hat. 6 « 55 - Reinertrag einer Derloosung bei einem Sommerseste, durch Herrn Pagenhardt abgeliefert. 3 - — « von A. G. gezahlte Ordnungsstrafe. 1 - — - von einem Droschkenkutscher alS von Herrn B. nachgezahlt erhaltenes Fahrgeld, durch da- Polizeiamt. an der Armencafse gesetzlich zusallenden Geldern: 165 « 50 - Beiträge für Gestattung von Schaustellungen und für Musikerlaubniß, durch den Rath. 37 - — - Strafgelder, SonntagSentheiligung betreffend, durch Denselben. 20 - — - Drittheile auf Grund von tz. 138 de- Ges. vom 23. August 1862 wegen Doppel- Versicherung ausgesprochenen Strafen, durch Denselben. 4833 ^ 5 ^s. Für alle erwähnten Geschenke, sowie die der Armenanstalt zugewendeten Vermächtnisse sprechen wir hierdurch unfern aufrichtigsten Dank aus. Leipzig, den 18. August 1876. DaS Armendirertorium. Schleiß ner. Lobe. Juki goldene Jubiläen in der Lchützen-Srsrllschafl. Mitgetheilt von Otto Moser. Im Neuen Schützenhause fand am letztvergangenen Sonntage die Feier eineS goldenen Doppel- jubiläümS statt, dessen Bedeutsamkeit im Kreise der hiesigen Schützengesellschaft sich durch zahlreiche Teilnahme der Schützenbrüder und nicht minder eines bunten Kranze- liebenswürdiger Schützen - schwestern und Schützentöchter zu erkennen gab. Es galt der fünfzigjährigen Vereinigung der beiden, Jahrhunderte hindurch getrennten Gesellschaften »«Bogenschützen und der Feuerschützen zu eine« Bunde im Jahre 1826 und zugleich der Feier de- Tage-, an welchem vor fünfzig Jahren ein hochverehrte- Mitglied der Gesellschaft, Herr Carl Traugott Umbäch, alS solches in selbige emgetreten war. Billerschüsse verkündeten bald nach ein Uhr die Ankunft de- Jubilar-, welcher vom Vicevorstande der Schützengesellschaft Herrn Trietschler und den Herren de- Festcomite nach seinem blumen- grschmückten Ehrenplätze an der Festtafel geleitet nmrde, auf der heute die prachtvollen Silberpocale des denkwürdigen Tresor mit ihre» -Kleinodien und binnfprüchen au- längstvergangenen Tagen als Ehrenschmuck prangten. Hier überreichte Herr Trietschler nach kurzer Kundgebung der Veranlassung zur heutigen Festseier dem Jubilar «it warmen Worten da- kunstvoll gefertigte Dipl»« der Ehrenmitgliedschaft sowie einen gold« durchflochtenen Lorbeerkrauz und einen silbernen Pocal und brachte auf den Gefeierten ein Hoch aus, da- kräftigen Widerhall fand und durch den Donner der Böller weithin verkündet wurde. Der Jubilar war von 1851 vi- 1861 Ausschußmitalied und von 1861 bi- zum 25. November 1868 Vor steher gewesen, wo er letztere-Amt wegen körper licher Beschwerden freiwillig niederlegte. Herr Um bach dankte mit bewegtem Herzen und knüpfte daran einige humoristische Erinnerungen au- srincm so langjährigen Schützenleben. Zugleich wurde auch von ihm, dem Fünsundsiebrigzährigen, der beiden ältesten Mitglieder der Schützengesell schast gedacht, de- 84iährigen Herrn vr. zur. Advocat Werner al- Senior und de- 74jährigen Herrn Riemerobermeister Leuthier — welcher Letztere fein goldene- Jubiläum alS Schützenbruder 1878 feiert — die der Schützengesellschaft fort während in treuer Anhänglichkeit angehörten und will- Gott, nebst dem Jubilar, derselben noch lange erhalten bleiben mögen. Da- Jubiläum der Bereiniaung beider Schützenaesellschaften betreffend, verband Herr Trietschler damit einen interessanten Rück blick auf die Geschichte der Schützengesellschaft, den wir nebst einigen Beigaben hier um so lieber folgen lasten, weil ein historische- Ge sa mm toi ld unsere- Schützenwesen- bi-her noch nicht zur Veröffentlichung gelangt ist. — Wann in Leipzig die Schützengilde entstanden ist, besagt keine Urkunde. Muthmaßlich fällt ihre Gründung i» die Zeit der Unterjochung der Slawen, wo da- neue ummauerte Leipzig, die jetzige innere Stadt, entstand und die Bürgerschaft eine Wehrmacht bildete. Sie brach im Jahre 1217 drei fürstliche Zwingburgen, und als 1267 der Braunschweiger in- Land siel, schlugen die Leip ziger in Gemeinschaft mit hundert geharnischten Reitern sein Heer, daß jeder Fußstreiter auf einem erbeuteten feindlichen Roste in die Stadt zurück kehren konnte. Dieser Sieg festigte den Ahnherrn unseres Königshauses in dein angefochtenen Besitze von Hessen. Und als die Markgrafen Friedrich und Dicunann 1307 bei Lucka die Entscheidungs schlacht schlugen, da waren es wieder die Leipziger, welche mit unwiderstehlicher Tapferkeit den Feind vernichten halsen und die Erhaltung des Wettiner Thrones mit ihrem Herzblute erkauften. Der Leipziger Bürger Han- Streit, ein Mann von riesiger Größe und Stärke, war cS, der dem Markgrafen Friedrich, alS ihm von Feinden um ringelt nur die Wahl zwischen Tod und Gefangen schaft blieb, mit seiner wuchtigen Streitart wieder freie Bahn machte. Dafür schlug der Markgraf ihn zum Ritter und verlieh ihm Schild und adelige- Wappen. Er ist der Stammvater der noch jetzt blühenden Familie von Leipziger. Im Jahre 1433 rückte ein Hussitenschwarm auf Leipzig, aber hundert geharnischte Reiter, deren jeder einen Schützen bei sich hatte, empfingen die wilden Böhmen so nachdrücAich» daß sie der Stadt den Rücken wandten u»d ihren Grimm da- platte Land und namentlich die Stadt Taucha fühlen ließen. Um diese Zeit wird die Geschichte der Schützen« gefellschast urkundlich. Die ältesten Ueber- lieferungen datiren von 1443 und betreffen eine Reorganisation der ältesten Einrichtungen, welche in zunftmäßige Form gezwängt und so der neueren Zeit angepatzt wurden. Vor Allem gedachte man der Kirche. Mit Bewilligung de- Rathe- und des Thvma-klofter- gründete die Brüderschaft, welche seit undenklichen Zeiten den heiligen Sebastian al- Schutzpatron verchrt hatte, in der Osterwoche 1443 die Messe des heiligen WarleichnamS, wobei der Bürgermeister Bastian Stuiß mit seinen Beisitzer die Vermittelung übernahmen. Nach zwei Jahren verlegte man diese,Messe in die Nicolaikirche. Selbst der päpstliche Legat BartholomänS Mauritius und mehr al- ein Bischof von Merseburg als geistlicher Oberherr erkannten die Frömmigkeit der Bruder schaft vom heiligen Sebastian an, zumal da sie eine Summe von 500 Gülden zu fünf ewigen Messen auf ihrem Altäre Lorporis (llu-isti gestiftet hatte. Auch der Schützenschwestern wird in den ältesten Urkunden gedacht, und sie scheinen, wie auch jcht noch, in der Brüderschaft sich immer durch Liebenswürdigkeit und Holdseligkeit ausge zeichnet zu haben. Die erste, deren namentlich gedacht wird, war EraSmus Rothen- Weib, die 1443 wegen ihre- ersten EhewirthS Georg Apitzsch einen Ornat stiftete, dem IobanneS Stamm eine silberne Leuchte hinzusüate. Die Valtin Schufterin schenkte I486 eine rothsammetne Easele, einen vergüldeten Silberkelch, ein silberne- Pacifical und fünf Acker Feld nebst einem Acker W,es« in der Petzscher Mark. Die Roük»ppi» spendete sogar ihre beste schwarze gefütterte Schaube. Am Sebastian-tage fanden sich die Schützenscbwestern mit den Brüdern auf Erinne rung des Meisters oder HauptmannS Vormittags in der Nicolaikirche ein, um der Messe beizuwoh nen. Nachmittag- erschienen sie beim Hauptmann, der Rechnung ablegte und nach alter deutscher Sitte aus den Mitteln der Brüderschaft einen guten Trunk austragen ließ. Wenn die Schützen- schwcstern am Mittwoch in der ersten Fastenwoche aus der Kirche kamen, batte ihnen der oberste Hauptmann für 5 bi- 6 Pfennige Mandeln, ein wenig gemachte Erbsen und für 12 bis 14 Schild groschen Leipzigische- Bier reichen zu lasten. Der Knecht, jetzt Zreler genannt, und sein Weib hatten die Schwestern zu bedienen. Wenn sie fort waren, durste er ein halb Stübchen Bier — aber nicht mehr — mit nach Hause nehmen. — AuS allen ältesten Schenkungen schon geht hervor, mit welcher Liebe und Anhänglichkeit die Bruderschaft zu sammenhielt. So wurde unter Anderem jeder Schützenbruder, der sich weigerte, ein verstorbenes Mitglied der Gilde zu Grabe zu geleiten, an dern Bruderbuche gelöscht. Al- erster regierender Schützenhauptmann kommt 1470 und bis 1488 Han- von Hayn vor, einem bekannten Rittergeschlechte angehörig, da- schon um 1213 Kleinzschocher (Wenigen-Czochern) befaß und diesen Edelsitz noch um 1650 innehatte. Die Herren von Hayn auf Kleinzschocher waren treue Anhänger der Schützengilde, wie denn Nikol von Hayn 1518 und Han- von Hayn 1572 sich al- BrÜder derselben verzeichnet finden. Der Edel mann Han- von Wierdt stand 1638 der Gilde alS.Hauptmann vor. Im Jahre 1479 wurden bei derselben zum ersten Male die Stadtpseiser angenommen und da- erste Schießen au- gezogenen Röhren wird 1498 erwähnt. Damal- hatte sich die Gilde schon in zwei Abteilungen gespalten, deren eine da- Feueraewehr benutzte, während die andere der alten „Armbrozt" oder dem Hand« bogen treu geblieben war. Beide Gesellschaften blieben zwar vereinigt, doch gab e- zwischen ihnen unaufhörlich j Nörgeleien und Reibereien, die endlich 1580 zu emer Trennung führten. Am Sonntage Andreä dieses Jahres kamen die ehr baren Sebastian Höfer, Georg Hollwitz, Barthel Junge und Hans Schielert alS Hauptleute und Beisitzer der Armbrustschützen und Moritz Nathan, HanS Schmied und Wolf Brauer von den Feuer schützen zusammen und trafen einen Vergleich wegen des gemeinschaftlichen, qrößtentheilö in Grundbesitz und Hypotheken bestehenden Ver mögens. Die Trennung erfolgte auf friedlichem Wege, nur sollte die von der Valtin Schusterin ererbte Wiese im gemeinschaftlichen Gebrauche bleiben. Die Mitglieder beider Abtheilungen sollten in bisheriger Bruderschaft verharren, eine Feststellung, die bald vergessen wurde, wodurch die Trennung sich vervollständigte. In frühester Zeit hatte sich der Schießplatz am Stadtgraben bei der Ritterstraße befunden, von wo er 1509 in den Ranstädter Zwinger verlegt wurde. Hier bauten die Armbrustscyützen 1580 ein neue- Schießhaus und 1591 an dasselbe einen I Erker, in besten Knopf eine Pergamenturkunde Igelegt wurde, die Melchior Brauer, Balthasar > Kaufler und Han- Schöller alS Hauptleute und Hans Eisentraut, Benedir Keßler, Jakob Vetter» ErasmuS Behcm, Peter Hadeborn und Adam Heber als Beisitzer nennt. Für die Feuerschützen hatte ein Schießhaus nahe der Pleißenburg ge standen, wosür man 1588 ein neue« vor dem Peter-thore auf Grund und Boden de- Georg Rothischeu Vorwerks, später Storchnest genannt, erbaute. Bei besten Einweihung gaben die Feuer- schützcn dem Rathe ein Banket, nach welchem ein Glückstopf im Werthe von 700 Gülden niit 14,000 Loosen uud 236 Gewinnen abgchallen wurde. Im Jahre 1596 ließ der Rath die Brüder wissen, wie er mit Befremden ver nommen, daß sie sowohl Sonntags wie Wcrkel- tags im Brete spielten und dabei mit den Würfeln durch den Trichter nach schwarz, weiß und anderen Farben würfen, und befahl alles Ernstes, dies zu unterlassen. Darob erzürnten beide Bruderschaften sehr. Es wurden Herr Balthasar Raußler mit seinen Beisitzern von den Stahlbogenschützen und die Hauptleute Georg Klotzsch, Arnold Eindingcr und Peter Horn von den Feuerschützcn an den Rath gesendet mit der Erklärung, „daß von solchem Spiele eine Beisteuer zum Unterhalt der Bruderschaften entrichtet würde, indem Alles, waS sonst «nkäme, bei dem gewöhnlichen Abschießen darauf ginge. Wollte man da- Spiel verbieten, so würden die Bruderschaften sich keine- anderen Ersätze- zu vertrösten haben, al- die Post Geld, da- massiv silberne Bild de- heiligen Sebastian und sonst der Schützen Schatz und Vorrath, an 1200 Gülden Werth, so der Rath Anno l547, zur Zeit der Belagerung, in Verwahrung ge nommen und, wie viele Zeugen erweisen könnten, bi- zur Zeit noch nicht zuruckgegeben hätte, sich wieder au-händigen zu lasten und auf Zinsen au-zuthun." Eme solche Antwort mochte der Rath nicht erwartet und da- anvertraute Silberwerk wohl auch gänzlich vergessen haben. Herr Wolfgang Peiligke, ein Vornehmer des Rath-, sagte aus, daß er um das im Rathhaufe deponirle Schützensilber wisse und namentlich da« mit Edelgestein verzierte silberne Bildniß de- heiligen Sebastian mit eigenen Augen gesehen habe. Aber wie man auch forschte und suchte, der Schatz blieb verschwunden, und heimlich munkelte man, daß der eben so kluge wie in steter Geldverlegenheit befind liche, 1576 verstorbene Bürgermeister Hieronymus Rauscher ihn unterschlagen haben möge. Und so beschloß der Rath, die Schützenbruderschasten für ihren Verlust zu entschädigen. Jede derselben empfing vom Jahre 1597 an au- der Schoßstube 40 Thaler, also zusammen 80 Tbaler alS ewige Rente und diese- Geld wird noch heute gezahlt. Aber auch der verlorne Silberschatz hat sich wievergesunden. Al- im Jahre 1856 die Patri- monialgerichte an den Staat übergingen und da- Leipziger Stadtgericht nach dem neuen AmtSge- bäude am Peter-steinwege übersiedelte, fand man daS seit 309 Jahren verschwundene Schützensilber in einer alten verschlossenen Eisentruhc, jedoch ohne den silbernen, cdclsteinbesctzten heiligen Se bastian, der niemals wieder zum Vorschein ge kommen ist. — Da- Ranstädter Schießhaus ließ nach einer in dessen Thurmknopfe aufgefundenen
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