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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187608284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-08
- Tag1876-08-28
- Monat1876-08
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1876
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Erscheint täglich früh 6*/, Uhr sttbaclt»» uat <kVlüti!«a Johamusgassc !Zi Verantwortlicher Rcd. .icur gr. -ütkiicr in Rcuoniy SvrcchsinuLe d. ittedacrion »»» ll—N lld» -taibu"« von 4 — 4 Ud- Annahme der für btt N'tlyit- folgende ««iunmr likstiiii.Ut-n Intcrair au ^chciikagkn dia »Uhr Nachmiiuigr, an «oim- and Frsttugcn früh bis '/,ü Uhr. Z, »re/tltal,, sül Zuj..^»»ahme: vno »«lrmm. Universttawstr. 22. tz«»ts L-kche, Lacharuienstr. l 8,p. nur di» '/.3 Utzr. und TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgeschichtc, HandklS- und GcschWdcrkcdr. Anttnge 14.4L0. .X:-i-! .kr«r»t»»rrl, viertelt. 4V,Akk, incl. Bnnaerlohn 5 E. vurch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 3» Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für crxtrabrilagu, «hne Posldtsvrkernng .»6 Pfk. mit Posldefi>ri.Lluug L'.k Zuscratc iaesp. VourzcoiSz. 20 Pj Grühere Schriften laut unterem Pre,4r>erz«><t»ufj — Tabellaru'il^, Loh uach döberem Tins. LrUiuur» «uittr drin Urdaruoneßt^» die Svaltzeil« 40 Pt. Inserate find stets an d. -»-rdM-n» zu senden. — Nadait wird mi» gegeben Gablung ps»vuuu-onuia-> oder durch Pvstvorschutz. ^ 241- Montag den 28. August Bekanntmachung. Au der hiesigen Realschule II. Ordnung ist zu Michaelis d. I. d,e mit eurem jähr- lichen Gehalte von 2160 >4 dotirte II. Oberlehrerstelle zu besetzen, deren Inhaber zur Erthei- lung des Unterrichts in Deutsch, Geschichte und Geographie in den »deren Elasten befähigt sein muß. Akademisch gebildete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnisten und einem kurzen Lebens lauf bis zum IS. Septenaber dieses Jahres bei unS einreichen Leipzig, den 22. August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Lehnert Bekanntmachung. Am 2. September d. I , dem Nativnalfesttag für Deutschland, bleiben die sämmtüchen städtischen Casten- und BerwaltungSbureaup geschlossen. Leipzig, am 25. August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Mesterschmivt. Bekanntmachung. Die Schieferdecker-Arbeiten für den Neubau der ThomaSschule sind vergeben und »verden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlasten. Leipzig, am 25 August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Wangcmann. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir vorläufig und bi- nach Abschluß an- zestellter Erörterungen die Genehmigung zur Anlage von WaterclosetS versagen »verteil, da wieder holt angestellte Untersuchungen ergeben haben, daß trotz der bei derartigen Anlagen vorhandenen Desinsectionsvorrichtungen kein reines desinficirtes Master in die Schlenßen abfließt und dadurch die Schleuß«» mit fauligen, der Gesundbcit höchst schädlichen Stoffen crsüllt werden. Insoweit WaterclosetS bereits im Betriebe sind oder deren Anlage von »»ns genebmigt ist, hat es dabei vorläufig sein Bewenden. Leipzig, am 24 August 1876. Der Rath der Stadt Leiprig. Dr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung, den Vertrieb von RohetS an Sonntage« betreffend. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß das Königliche Ministerium des Innern in Anbetracht der gegenwärtigen anhaltenden Hitze auS sanitären Rücksichten bi» auf Weiteres im Dispensationswege geschehen lasten will, daß der Vertrieb von NvhciS mit Einschluß des Verladen- und ZusahreuS zu den Kunden auch Sonntags an den Morgenstunden bis zu dem Beginne deS Bormittagsgottesdienstcs gestattet werde. j Leipzig, am 23 August 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. j Dr. Georgi. Wcmgemann Layreuth. Bon unsern» Spccialreserenten. VI In das Schlußdrama, die „Götterdämme rung" wirft der nabende Untergang der Götter welt sofort seine furchtbaren Schatten. Wohl be ginnt das Vorspiel mit den Prachtaccorten und Harpeggien von Brünnhildens Erwachen, aber nur zu bald senkt sich auf sie daö unheimliche Dunkel, in welchen, sich die 3 Schicksalsschwestern, die Nor neu, das goldene Seil zuwerfen, aus dem sie die Zukunft des Weltgeschickes erkenneu. In dieser im Grunde echt bälladenartig ange legten großartig oratorischen und doch dabei so packend dramatischen Scene offenbart sich wieder einmal Wagners eminente Begabung für Schilde rung metaphysischer übersinnlicher Momente. So mythisch allegorisch, also unwirklich auch sein gesammtes Bühnen estspiel absichtlich angelegt ist. so mächtig überkommen uns doch in solchen svmbo- hschen PhantasiegebildenAhnungen anderer Welten, gleich als ob wir kür einen Augenblick einen hell- sehendcn Blick in das große Weltgetriebe zu wersen vermöchten. Und wie groß und erschütternd vermitteln uns Künstlerinnen wie eine Johanna Wagner, wie Frl. Schesszky und Frau Sadler- Grün dieses unsägliche Welten-Wcb, wie vlastisch die lichteren, melodisch wunderbar schönen Momente dieser wieder ganz ohne Vergleich dastehenden Scene. Dock mit ihr schließt das Vorspiel noch keines wegs ab; der Dichter muß uns erst nochmals in die lichte Wirklichkeit zu Siegsried und Brünn hilde zurückführen und unS mit den verhängniß- vollen Resultaten ihreS jungen LlebeöbundeS ver traut machen. Der ökonomische Dramaturg wird hier die Frage auswerfen, warum dieses Moment uicht mit der Schlußscene deS „Siegfried" ver einigt worden, er wird unS verrechnen, daß der erste Act der „Götterdämmerung" zwei volle Stunden dauere und dergleichen mehr. Ebenso sicher wären wir um eines der poesievollsten Duette ärmer. Jungsiegsricd ist durch die Heldcn- jungfrau, die chm ihre gesammte göttliche Weis heit überlasten, zum männlichen Helden geworden; voll Durst nach neuen Thaten zieht er aus, nachdem er ihr des Nibelungen Ring als Unterpfand seiner unwandelbaren Treue gereicht hat, Brünnhilde ihm dafür ihr Roß Grane. Aus dem Reichthum fesselnder melodischer Gedanken tritt eine geistvolle Umfor mung von Siegfried'- Hornfanfare zu seine», Helden thema hervor, ferner eine sehr reich ausgebeutete schwärmerisch innige Melodie Brünnhildens. DaS lange Zwischenspiel schildert unter Venvebung mehrerer jener Gedanken, wie Siegfried durch die Feuerlohe zum Rhein binabstürmt; holde Er- iunerungsklänge an den Gesang der Rheintöchter ziehen vorüber; durch sie blitzt glänzend daS Rhcin- goldmotiv. und am Schluß melden düstere Züge Hagen'S teuflischen Plan an. durch welchen er sich m den Besitz deS Ringes zu setzen hofft. MitBeginn des ersten ActeS blickt man von der weit offenen Halle der Gibichungen am Khein bei Worin- aus eines der malerischesten Landschastsbilder. wesbalb man dessen Erfinder die allzu alpenartige Phantasie gern verzeiht. Die musikalisch dramatischen Höhepunkte dieser Scene, in welcher aus Hagen'S Anstiften Sieg- ^ stieb verleitet wird, Günther mit Hülfe des Tarn- helms Brünnhilde als Frau heimsührcn zu helfen, Und der Moment, wo Siegfried, noch eben Vrünnhildens unverbrüchlich innig gedenkend, sich durch den Zaubcrtrank völliges Vergessen und kiebe-sehnsucht zu Gutrune trinkt, ferner das ungemein markige Ensemble der Bluldrüderschaft, und nach Gunlher's und Siegfried- Absabrt Sagen'- höllisches Triumphiren. Ein wiederum bedeutenderes Zwischenspiel führt unS mit holden, innigen Erinnerungen an die Dialoge zwischen Brünnhilde und Siegfried zu ersierer zurück- ' Ihr wonniges Betrachten deS Ringes unter bricht die heranstürmende Walkürenschwester Wal traute, welche unverstanden vergeblich sie be schwört, den Ring den Rheintöchlern zurückzu- geben und so der Götter Berhängniß abzuwenden. Noch einmal steigt in der Musik Walhall's Pracht vor uns aus, um dann nnterzugchen in immer unseliger drohender oder schmerzersülltcr Sprache des Orchesters, eme Scene von weniger dramatischer als echt episch oratoriscber Macht. Sofort erfüllt sich an Brünnhilde WaltrautcnS Warnung, und schnell entrollt sich nun vor uns als Schluß und Gipfel dieses kolossalen Actes eine Scene von furchtbarster Tragik. Gleichwie Brünnhilde in wildestem Kampfe mit dem in Guuthers Gestalt erndringenden Siegfried ringt und endlich zusammenbricht. nachdem ihr der Ring wiederum entrissen, so ringen im Orchester in grandios wilden Verschlingungen miteinander alle hieraus bezüglichen Hauptmotive, ermatten und begleiten endlich voll Wehmutb die gebrochen in ihr Felsengemach wankende Brünnhilde. Mit furchtbarem Ausschrei des Orchesters schließt dieser verhängnißrciche, inhaltsschwere Act. Der Beginn des zweiten Actes versinnlicht idealisirt em Albdrücken im wahren Sinne des Wortes. Alberich erscheint seinem Sohne Hagen im Traume und reizt ihn zur grausen Thal; eine ebenso hochpoetisch und dämonisch unheimlich an gelegte, als von Hill meisterhaft wicdergegebene Scene. Nun erst beginnt das völlige Dunkel der Nacht zu weichen und man erkennt allmälig den bei der Gibichungenburg in der Tiefe seitwärts Vvrbcisließenbcn Rhein, von immer stärker er glühendem Morgenrot!), gleich Felsen und Himmel gefärbt, ein prachtvolles Landschastsgemälbe: hierzu nn Orchester munter idyllische, immer reicher sich gestaltende Tonmalerei, bis Siegfried's Horn ertönt, welcher Günther voraufgeeilt ist. Nachten» Siegfried Gntrune mit holdem Gesänge begrüßt, läßt Hagen sein derb mächtiges Stierborn ertönen und ruft Günthers Mannen herbei Nun ent faltet sich eine Scene von ähnlich berauschender Ensemblewirkung wiedie der acht Walküren, aber zu gleich durch köstlichen Humor gewürzt. Ein so groß artiger Chor von hervorragenden Solisten, von solchen Stimmen mit so prachtvoller Freiheit sceni- scher Bewegung ist noch nicht dagewesen, und hier hat denn auch Wagner, obgleich jedem einzelnen Mannen volle Selbstständigkeit wahrend, da- Populärste und Packendste herrlichen Ensembleaussckwunges ge schaffen, besonder- zart und schön im Orchester sich wiederspiegelnd bei Günthers Begrüßung Brünnhilvens. Unbeschreiblich war der Eindruck aus bas Auditorium. — Hier schürzt sich nun der gewaltige tragische Conflict, welcher Sieg fried» Tod zum AuSgangspunct nimmt. So ab- kühlend die Schwäche der Charaktere Günthers und Siegfried», hier erhebt sich, von Siegfrieds und des Ringe- Erkennen durch Brünnhilde an bis zu dem von Hagen so teuflisch erdachten Meineidsschwur, die dramatische wie musikalische Compositiou zu wahrhaft antiker Größe. Vor züglich ist BrünnhildenS Charakter, für die man sich überhaupt am Ungetrübtesten zu begeistern vermag, hier aui Größten gezeichnet. — Und dock führt uns der letzte Act des Riesen- drama's zu noch höherem Gipfel: hier entfaltet Wagner so gewaltige dramatische Kraft, daß vor ihr alle Widersprüche unseres durch jene besrem denken Wege verletzten Gefühls verstummen. Vorher wird uns noch einmal süßeste Erholung durch das unS schon bekannter gewordene reizende Idyll der drei Rheintöchter mit jener dadurch so magisch wirkenden Folie, daß 4 Harfen im Orchester. 4 ändere Harfen dagegen in der Entfernung den Gesang bealeiten. Von ganz anderer verständniß- Volt durchsichtiger Wirkung aber als im Concert- saal ist der Rbemtöchter warnend neckische Wechsel rede »nt Sie. sried. Auch Scenerie und Decoration bietcn hier das denkbar Schönste und Vollkommenste. Die musikalischen Schönheiten folgen und steigern sich nun fortwährend, cigentbümlich geisterhafter Zauber liegt über Siegfrieds Erinnerungen an seine Jugendzeit, an das Schmieden dcs Schwertes, an Waldwcben. Pogclstimmen, Drachen, Feuer- zanber, und an Brünnhilde, alS ein neuer Zauber sast Hägens ihm die Erinnerung daran zurück- bringt. Diese Steigerung vom vorzüglich ausge- statleten fröhlichen Jagdgelags an bis zum Her- cinbrechen der Katastrophe, der Ermordung Siegfrieds durch Hagen in Gegenwart aller Mannen als Strafe seines Meineids str von un beschreiblicher Bangigkeit, ebenso sein ergreifend schöner Sterbegesäng. Doch den eigentlichen Gcpsel bildet erst jener wunde-barc Trauer- marsch, der wenige einfache Motive mit wahr haft eherner Hand zusammensaßt und sie zu einem ebenso erdrückenden als lichtverklärten Felsen-Dome wölbt. DaS ist kein Trauermarsch für einen von Menschen abstammenden Helden, sondern eben für einen Siegsned von überirdischer, göttlicher Ab kunst, für den letzten Sprosse.i eines dem Unter gänge geweihten Göttergeschlechtes. In der letzten Scene befinden wir uns wieder vor Günthers offener Halle; doch wie furchtbar verändert ist die gesammte Physiognomie. Ich übergehe Hagen's trügerische Ankündigung, daß Siegfried einem wilden Eber zum Opfer gefallen, Gulrunc'S Schmerz an dessen Reiche und Len in GuntherS Ermordung durch Hagen sich ams Neue zeigenden Fluch des Ringes. Mit Brümihildens Erscheinen 'befinden wir unS wieder aus der tragischen Höhe der Situation. Als sic den heroischen Gedanken gefaßt, sich mit Siegfried vereint zu verbrennen, gewinnt während ihreS schönen ErinnerungsgesailgeS im Orchester der Feuergott Loge die Herrschaft, später der Wallkürenrns, alS sie ihr Roß besteigt und aus den Scheiterhaufen sprengt. Die Weise der chhcin- töchter ertönt, als der Rhein den Scheiterhaufen überfluthel und den des Ringes wegen in seine Fluthen sich stürzenden Hagen verschlingt, hierauf über dem Wogen des Orchesters noch einmal in voller Pracht die Walhallweise, als am Himmel die Götterdämmerung anbrickt und man in ihr die sammt allen Göttern und Helden durch Wotan der Vernichtung geweihte Götterburg Walhall erblickt. Mit der Behauptung, daß die Brünnhilde von Frau Fricdrich-Materna dem Größesten an die Seite zu stellen ist, was aus dem Gebiete der Tragödie je geboten worden, wiederholt mau nur, waS übereinstimmend in Aller Munde. Wagner macht bekanntlich nicht nur den Sängern keinerlei Concessionen. sondern verlangt wie selten ein anderer Tondichter völliges Äusgehen in seinen Intentionen, vollkommene dramatische Darstellung, reliefnrtig plastische Mimik, größte Deutlichkeit der Recitation. eminente Beherrschung eines pastose» Organs wie der ungewöhnlichsten musikalischen Ansprüche, und überzeugendste Wahrheit der Em- pfindung. Für diese bedeutenden Anforderungen hat Wagner in Frau Materna eine, waS Aus dauer und stetig fesselnde Steigerung ergreifenden dramatischen Ausdrucks betrifft, in ihrer Art ein zige Künstlerin gefunden, bei der «an wegen dieser allmälig immer eminenter sich entfaltenden graßen Eigenschaften sehr bald manche- Unvermitteltere, Grelle der Vocalisatiou überhört. Hagen's in der „Götterdämmerung" besonders markig dämonisch hervortretende Gestalt fand in Siehr einen wahrhaft glänzenden Vertreter, welcher, nachdem Scarla dem Vernehmen nach ganz ungewöhnliche Forderungen gestellt und Kögl wegen eines schweren Leidens hatte zurück- trelen müssen, diese schwere Partie vor den Hauvt- proben in sechs Tagen völlig bewältigte! Ein Organ wie Stahl, prachtvolle Spräche und Färbung machten Siehr'S Leistung nächst Lenen von Schlosser, Niemann, Vogl und Hill zu einer dem Ideal des Tondichters besonders entsprechenden. Für den sentimentalen Gott Wotan eignete sich Betz mit dem prachtvollen Wohllaut seines großen, machtvolleil Organs vorzüglich; schärfere Charakterisirung und ÄuSsprache blieben dagegen grvßentheils sehr wünschenswert!,, letztere überhaupt bei einem großen Theile der Sänger und Sänge rinnen. König Günther zeigte sich wegen seiner schönen lyrischen und ergreifenden Momente für Gura sehr geeignet, doch gelang es auch einem Künstler von seinem Gehalte nicht, für diese traurige Figur zu intercssiren, abgesehen davon, daß ihn das Orchester öfters etwas stark deckle. Auch Gutrune, der Brünnhilde mit Recht vor wirft: ..als Buhlerin nur bandest du ihn", ver mag keine Sympathie zu erwecken; doch hätten sich leicht Sängerinnen finden lasten, welche weniger als Frl. Wekerlin den früher so fesselnden Eindruck ihres w»hllautenden Gesanges sich durch Unmanier beeinträchtigen, und ihrem Spiel mehr Anmuth zu verleihen verstehen. Siegfried-Uuger'S Hünengestalt wirkt über raschend genug, wenn man eine» Tag vorher die so ungemein ähnliche Siegmund-Niemann's vor Augen gehabt hat. Die ergreifende Innigkeit allerdings, den Adel und die Plastik Niemann's vermag Unger nicht zu erreichen. Abgesehen hier von hat Letzterer unter drei Lehrmeistern wie Wagner, Gesangprvs. Heu und Ballctmst. Fricke seit vorigem Jahre Fortschritte gemacht, wie man sie ihm nur für alle anderen Rollen wünschen kann. Besondere Anerkennung verdient die Wärme und wirklich feinsinnige Schattlrung, durch welche Unger in den beiden ersten Acten des „Siegfried" sowie während der Jagd- und Stcrbesccne VieleS zu schöner Geltung brachte. Stimmlich stellt Wagner an den Siegfried zwei Abende hinter einander wahrhaft kolossale Forderungen und diese beanspruchen auch bei einem so robusten Organ viel weisere Ockonomie, wenn namentlich die gigantische Schlußscene des „Siegfried" auch melo disch durchweg zur Geltung kommen soll. Mit dieser Personalbctrachtung haben wir zu gleich die befremdendste Seite der sonst so hoch stehenden Dichtung berührt. Es ist wahr, für Herrn Wotan mit seiner gesammten Götter- sippschast, für so haltlose Charaktere wie Siegsricb, Günther. Gutrune vermag man beim besten Willen keine stärkeren Svmpathien zu gewinnen. Man muß eben, wie bereits in den ersten Berichten berührt, Über sic hinweg fortwährend den großen symbolischen Grundgedanken des Dichter» ebenso fest wie er im Auge behalten, dem zu Liebe er in jener Beziehung so Manche- opfert, u. A. auch in der Absicht, Hagen'S Mord ein viel be deutungsvolleres. ihn rechtlicher begründenderes Motiv unterzulegeu, alS in der Sage. Wagner will «ns die Schwächen der Menschennatur beleuchten, welche dem Realen zu Liebe das Ideale preisgiebk. Siegfried z. B. trennt sich von Brünnhrlden und zieht in die Welt zu neuen Thaten. ..Haltlos steht nun aber dieser durchaus n a l»e Mensch, ohne den ersetzen den Schutz und die leitende Lehre der Sitte in mitten der ohne sie nicht durchlebbaren Welt. Dort muß ihn nun gerade sein leicht ent brannt auf jede- Nächste mit furchtlos fröhlicher Energie sich stürzende- Heldenwesen sortreißen in Schuld und Tod Das ist die symbolische Be deutung des VergesienheitStrankcS: dessen natür lich-dramatische zudem die des Meisterstückes der Nibelungen-Jntrigue, welcher in der fremden Welt des Neides zu verfallen Siegfried nun in jeder Weise reif geworden ist. Das Wesen deS Trankes, der Wechsel und der Trug, ist das Wesen der Erdenwelt und dieses letzten Drama's. Im Zwielicht der.Götterdämmerung' steht Hagen, der große Trugmeister zur Zeit deS großen Wechsel-
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