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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187609111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-11
- Monat1876-09
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1876
- Autor
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Lrdaett», »4 Erpr»uu.« JohaaaiSgastr SS. Vrrcurtwortt. Haupt-Nedactrur^' Kr. Hüttner in «cudmy. Kür d. polit. Thol vrr-uttworllich vr. NrnoU» Bodek iu Leipzig. «muchmr der für die nächst- otaendc Nummer dtstimmirn Jnzerate an Wochen lagen b><> ! Uhr NachmiuaaS, an roni- >md Krsnagem früh dis '/»st Uhr. I» »r, /Mate« für Zos. X»llahou Ott« Klemm. UnivrrsttLwfir. r^. -wnt- Lätchr. Italharmenstr. 1 8. p. nur dta Uhr. und Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Loralgrschichte, Handels- und Gcichäslsmkcdi. Anflage 14,506. -'->>i»r»r,I»,rrt« viertelt. mcl. Bnnaerloha L ML. vurch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar >0 Pf Gebühren sür Extral-eUageu olme Pofibe'Srderuug ML mit Pofibeivrderung 4L ML I„str«Ne taesp. Bourgeois-. 2o Pfi Grbher« ^chniten lant unserem PrerSvrrzeichnih. — Tabellar>scder Gay nach höherem Larii »ttMnu, -»lrr dn» LtdarNonoeliq dn Gpaltzeile tO Pf. Inserate sind stctS an d. EevedtMi zu senden. — Rabatt wird mibt gegeben Zahlung pr»oonm«rw i« oder durch Postvorschust Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur Kenntniß der betheiligtcn Quartierwirthe, daß, zufolge anher er gangenen Erlasse- de- Köriql. Sächsischen General Commandos wegen eingetretener Veränderungen in den Dispositionen deS Manöver- de- 12. gegen da- Königlich Preußische 4. Armee-CorpS die in hiesiger Stadt einquartirten Truppen auch noch den tt. dieses Monats in ihren Quartieren zu verbleiben haben. Leipzig, den 10. September 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Lagesgeschichttiche Deberllcht. Leipzig, 10. September. Die Wahlbewegung, die bei uns in Sachsen kaum über die dunkelten Umrisse hinaus ist, schlägt in Preußen, wo die Wahlen zum Landtage nahe sind, bereits stärkere Wellen. Es fehlt dabei natürlich nicht an den hastigsten Angriffen aus die Liberalen. Ja unter diesen selbst giebt es „gute Freunde", die der nationalliberalen Partei un ablässig die Nothwendigkeit predigen, Kritik an ihren parlamentarischen Vertretern zu üben und neue Männer zu wählen. Die „Schlesische Zeitung" bemerkt zu dem mehrerwähnten Rechen schaftsbericht über die Thätigkeit der national liberalen Partei in den letzten sechs Jahren, die Schrift habe sie „nur in der Neberzeugung zu be stärken vermocht, daß die Mahnung dringend am Orte ist, die nationalliberale Partei möge Kritik an sich selbst und ihren parlamentarischen Vertretern üben". „Geschieht DieS". fügt sie hinzu, „so wird die Nothwendigkeit, viel frisches Blut, zahlreiche durch ihre Antecedentien nicht gebundene Männer in unsere parlamentarischen Vertrctungskörper einzusührcn, auch in weiten Kreisen alsbald erkannt und anerkannt werden." Zugleich behauptet daS Blatt, dem Autor der vorliegenden Schrift habe unverkennbar das Ziel vorgeschwebt, „die nativnalliberale Fraction unserer Parlamente als absolut unfehlbar und ihre Haltung gegenüber der Regierung und den ein zelnen legislatorischen Aufgaben in allen Fällen als die einzig und allein richtige binrustellcn". Der Sinn dieser Bemerkung, wenn sie überhaupt einen solchen bat, kann nur der sein: Die vor liegende Schrift beweist, daß die heutigen parla mentarischen Vertreter der nationalliberalen Partei nicht im Stande sind, die Mängel der bestehenden Gesetzgebung zu erkennen, und daß, selbst wenn ne dazu im Stande wären, sie doch infolge ihrer Vorgeschichte nicht gewillt sein würden, Abhülse zu schassen. In Wahrheit ist cs aber dem Autor so wenig in den Sinn gekommen, sür die nalionalliberale Partei eine „absolute Unfehlbarkeit" in Anspruch zu nehmen, daß er vielmehr überall in den Klagen und Einwänden der Gegner das Berechtigte zu er gründen und Dem entsprechend die Aufgaben sür die Zukunst zu zeichnen bestrebt gewesen ist. In Bezug aus das Unterstützungswohnsitzgesetz wird die Äolhwendigkeit einer Aenderung hauptsächlich zu Gunsten der ländlichen Gemeinden nachgewiesen Daß die Gewerbeordnung in verschiedenen Punc ten, namentlich hinsichilich des Lehrlingswesens, einer Verbesserung bedarf, wird des Näheren aus- aesührt. Das Ersorderniß eines größern Schutzes für die Einhaltung des Arbeitsvertrages wird an erkannt. Daß die Resormbedürftigkeit des Aktien gesetzes dargelegt wird, bedarf gär nicht erst der Erwähnung. Kurz, überall, wo die Erfahrung Mißstände herausgestellt hat — einerlei nun, ob die neuere Gesetzgebung dieselben hcrbeigesührt oder ob sie nicht das Nöthige zu ihrer Beseiti gung resp. Verhütung gethan hat —, da werden dieselben anerkannt und zugleich die Mittel zu ihrer Heilung angedeutet Schmeckt Das nach einem Anspruch aus „absolute Unfehlbarkeit"? Der Kritiker der „Schief. Zeitung" hat die in Rede stehende Schrift entweder überhaupt nicht gelesen, oder er hat in diesem „Rechenschafts bericht" nicht eine Erklärung und Rechtfertigung der Politik der nationalliberalen Partei, sondern eine Anklageschrift wider dieselbe erwartet. Wir dürfe« verlangen, daß die Kritik der national liberalen Partei nicht in hohlen Phrasen und vagen Andeutungen, sondern in offener Sprache und an der Hand von Thal fachen geübt werde. Unsere Gegner haben den Ruf nach einer Er neuerung der parlamentarischen Kräfte der natio nal liberalen Partei schon öfter erhoben, zu seiner Begründung aber bisher nur nichtige Redens arten beigebrächt. Man wolle dieS doch ja im Auge behalten! Nach anderer Richtung hin ist es für die bc vorstehende Wahlbewegung von Wichtigkeit, sich die Vorgänge gegenwärtig zu halten, die sich in jüngster Zeit innerhalb der Socialdemokratie abgespielt haben. Man erinnert sich, daß der letzte in Gotha abgehaltene Socialisten-Congreß das Ausgehen der beiden leitenden Parteiblätler, des Leipziger „Volksstaat" und des Berliner Socialdemokrat", in ein gemeinsames Organ „Vorwärts" beschlosten hat. Dieses sogenannte Aufgehen bedeutet aber bei näherem Zusehen den Sieg der Leipziger über die Berliner Fraclion, den Sieg der vaterlandSlosen Mitteldeutsche» über die noch immer nicht ganz entnationalisirten Nord deutschen. Die „National-Zta." erinnert daran, wie die Leipziger Socialdemokratie die Fühlung mit der süddeutschen Volks Partei stetS gepflegt und nicht nur politische und sociale, sondern auch finanzielle Beziehungen zu ihr unterhalten habe. Die Trennung beider Parteischattiruugen, die eine Zeit laug beinah zusammenflosten, ist zwar erfolgt, aber als genwinsamer charakteristischer Zug ist beiden Theilen noch ein wüthender Prcußenbaß geblieben. DaS kleinstaatlich particularistiscbe Element bat in der Leipziger Socialdemokratie von Anfang an einen verwandten Zug entdeckt und ihr ein gewisse- Wohlwollen nie vorenthalten. Die Führer der Leipziger, Bebel und Liebknecht, waren bis zum Jahre >870 die unermüdlichen Agitatoren gegen den Eintritt des Südens in den Nordbund. Ihre ausgesprochen preußenfeindliche Richtung konnte den Berliner Socialdemokraten (unter Hastel- manns Führung) nicht passen; diese fühlten sich als Söhne eines großen Staates; ihn zu hasten, wäre für preußische Landes linder doch gar zu unnatür lich gewesen. Jahrelang haben diese beiden Strömungen mit einander gerungen; jetzt haben die Preußensrester wenigstens äußerlich trium- phirt; unser Leipzig hat die zweifelhafte Ehre, der Sitz dieser Richtung zu sein. Die Ber liner Socialdemokraten beschwerten sich in Gotha, daß eine zufällige Mehrheit sie erdrücke, sie erklärten, daß eine neue Diktatur, die des Cocialistenführers Liebknecht, begründet werde, Hasselmann lehnte es ab, an de», neuen jour nalistischen Eentralorgan sich zu belbeiligen; wie tief die vollzogene Einigung greisen wird, bleibt abzuwarten. Nichtsdestoweniger wird der Gothaer Beschluß auf die Entwickelung der social demokratischen Bewegung nicht ohne Einfluß blei ben und ihren Charakter jedem Manne von vaterländischer Gesinnung noch um so unzwei deutiger machen. Es wird gut sein, bei den be vorstehenden Wahlen diese Vorgänge zu beachten. In verschiedenen Blättern fand sich die Be hauptung, daß der Besuch unseres Kaisers in Straßburg definitiv av'gegeben sei. Auch wir brachten diese Notiz. Diese ist aber, wie jetzt ossiciös bemerkt wird, insofern vollständig falsch, als ein solcher Besuch, weil nicht in der Absicht des Kaisers liegend, überhaupt in Dessen dies jährige- Reiseprögramm überhaupt gar nicht aus genommen war. Es bestätigt sich, daß die Pforte sich den vcr mittelnden Bestrebungen der Mächte widersetzt und die Hand nicht zum Frieden bieten will. Sie speculirt auf den Zerfall des Dreikaiserbundcs und auf ein vorschnelles Eingreifen Rußlands, welches die Eifersucht Deutschlands und Oester reichs reizen würde Inzwischen wird aber ge meldet, daß die Bestrebungen des KaiserbundeS sogar noch einer Verschärfung entgegcngehen, daß die Ostmächte einig sind, den Schutz der Christen in der Türkei mit raticalen Mitteln herbeizu- sühren. Man wird dem „kranken Mann" den Daumen aufs Auge setzen und ihn nöthigensalls mit Waffengewalt zu curiren suchen. Wen Gott verderben will, den schlägt er mit Blindheit. Deutschlands heurige Sücher- productiou auf de« Leipziger Markte. Leipzig, 9. September. Seit einiger Zeit liegt daS erste Halbjahrs-Verzeichniß der Böcker, Landkarten rc pro 1876 vor, daS 156 in der Reihe! Seit 78 Jahren giebt die hiesigeBuckihand lung I. C.HinrichS dies äußerst nützliche biblio graphische HülfSbucb heraus und verlegt e- selbst. Die neueste Fortsetzung ist besonders interessant, da sic den Beweis liefert, daß trotz der Preis steigerung die Herstellung von literarischen Er Zeugnissen einen Rückgang nicht erfahre» haben kann. Freilich ist dieser Beweis ein rein äußer licher, aus den numerischen Umfang der Gesammt- production basirter. In qualitativer Hinsicht dürste d»e Sache anders aussehen Daß diecnormeVerthcuerungder Production durch höhere Arbeitslöhne und gesteigerte Materialprcise dennoch hemmend wirken müsse«, ist unzweifelhaft. Dieser schädliche, die Entwickelung unserer Literatur je länger, je mehr, je empfindlicher störende Ein fluß macht sich gerade bei den gediegeneren Werken bemerklich, deren Absatzgebiet kein großes ist und sein kann, deren Erlös daher allezeit ein mäßiger war. Die „leichte Waare" erträgt jene schwie rigen Verhältnisse weit eher ohne Nachtheil. Ein gründliches Studium deS vorliegenden Hinrichs'schen HalbjahrSkatalogeS würde obige Behauptung gewiß mit Beispielen belegen, ihre Richtigkeit thatsächlich erweise». Es genüge zu constatiren, daß der heurige Katalog pro Januar-Juni 412 Octavseiten compressen Druckes zählt, während der entsprechende vor jährige Semesterband nur 379 auswieS, also 39 weniger. Der Katalog -ist alphabetisch geordnet nach den Berfassernamen oder, wo diese fehlen, nach den AnsangSworten des Titels. Man erfährt die Stärke des Buches oder sonstigen Preßerzeugnisses, die Firma des Verlegers, lernt den P, eis kennen und erkält auch sonft noch die nöthigstcn litera rischen Nachweise. Außerdem ist eine wissenschaftliche Uebersicbt vorgedruckt, die uns die ganze Maste der erschie nenen Neuigkeiten in 22 Hauptrubriken vorsührt, zu denen noch 12 Unterabthkilungen hinzutreten. Im Ganzen sind cs also ca. 34 Rubriken und Unter abtheilungen, welche uns den Ariadnefaden durch dies literarische Labyrinth hülsreich bieten. Eigent lich sind es noch mehr Unterscheidungen, da auch die Fach; itschriften bei jeder Rubrik besonders gruppirt sind. Die Rubrik Theologie ist eine der ersten und nahm früher lange Zeit die allererste Stelle ein, da sie die zahlieichst auSgestattete war, namentlich wegen der Erbauuugsschristen und der Predigten und Casualieden. Den thatsächlich ersten Rang hat sich aber nenee- dings die siebente Kategorie mit Riesenschritten erobert: die pädagogische. Dieselbe umfaßt die Erziebungs- und UnterrichtSwistenschast, deutsche Schulbücher und Gymnastik, sodann in zweiter Unterordnung die Jugendschrislen, in dritter (neuester) die Bildungsschriften sür daS w.ibliche Geschlecht. Im heurigen Katalog sind über 11 Seiten der Hauptnbersicht (welche au sich neunzig Seiten füllt) dieser Rubrik allein gewidmet. Voriges Jahr betrug der Umfang dieser Kate gorie im Halbjahrskataloge 10 Seiten und ent hielt nahezu 800 Werke. Dies Jahr dürften cs sicher nahezu 900 Drucksachen sein. Leipzig nimmt als Druck- und als Verlags- ort einen hervorragenden Platz bezüglich dieser Gesamintprobuction ein. Auch hinsichtlich der Verfasser ist unsere Stadt, namentlich als Universitätssitz, wichtig genug sür die Bibliographie, weil die hiesige Schriststeller- colonie sowie die Facultäten der Hochschule unter den Persastern stark vertreten sind, alphabetisch angefangen bei vr. tkool. Fr. Ahlfeld bis herab zu Pros. vr. Zürn. Leipziger Docenten- und akademische Beamten- und Examinatorcnnamen außer dem letztgenannten finden sich etwa noch folgende in der Liste: vr. W. Arndt; Vr. R AvenariuS; vr. Wolf; W. Graf von Baudissin; Prof. vr. jnr. Karl Binding; vr. W. Braune; Prof. vr. K. Bruhns; Prof, vr H. Credner; Prof. Vr. G Curtius; Prof. vr. Franz Delitzsch; Pros vr. W. Dindorf; Prof. Vr. G Fecbner; Prof. vr. E Friedberg: Vr. meck L. Fürst; Pros. vr. mock. O. Heubner; Prof, vr Knop; Oberhosprediger vr .Kohlschiitter; Prof. vr. Herm. Kolbe; Profi vr. L. Lange; Prof. Vr. R. Lenckardt; Vr. jur M Meltzer; Prof. vr. Hinrich Nitsche; vr. G. Freiherr von der Ropp ; Prof, vr. Schuster: GeneralstaatSanwalt vr. v. Schwarze; Vr. Franz Settegast; Pros. vr. Anton Springer; Prof. vr. E Wagner; Prof. vr. W. Wiindt und Prof. vr. TuiSkon Zitier. Diese Namcnliste ließe sich wohl noch vervoll ständigen und durch Hinzunahme der nicht akademischen Autoren beträchtlich erweitern. AuS dem Verzeichnisse geht, so viel steht fest, mit ziemlicher Evidenz hervor, daß aus dem literarischen und gelehrten Gebiete seitens der Autoren wie der Verleger noch wacker fort gearbeitet, immer neues Material zu Tage ge fördert, neue Untersuchungen nickt nur zum Ab schloß, sondern auch zum Abdruck gebracht werden, sodaß man noch immer guten MutheS in die Zukunft blicken kann, wennschon jene oben- angedeuteten Befürchtungen ihrerseits nicht ganz dadurch beseitigt werden. LIM und Lad Nonnebmg im Herzogthvm Lachsen- 'Altenburg. Seit etwa zebn Jahren ist Gera mit Alteiiburg durch eine ziemlich directe Bahnlinie verbunden. An diesem Sct iencnwege liegen die altenburgischen Städte und Stationen Ronneburg, Nöbdenitz, Schmölln und Gößnitz und zu beiden Seiten d^ Bahnkörpers breiten sich jene üppigen Getreide felder aus, welche daS altenburger Ländchen zu einer Kornkammer Deutschland- machen und seine Landleute, die „löbl. Bauernschaft", den „Sammet bauern" bei Lommatzsch in Sachsen würdig au« reihen. Doch nicht nur Ceres hat daS Herzog thum Sachsen-Altcnburg mit ihren reichsten Gaben begnadigt; auch der alte AeSculap hat seiner ge dacht und seit 110 Jahren Tausende von Kranken durch den Gebrauch der mineralischen Quelle zu Ronneburg gesunden lasten. Von Gera auS windet sich der Bahnzug unter Keuchen und Stöhnen bergaufwärts. Nach halb stündiger Fahrt wird die Station Ronneburg erreicht. Im modernen Bahnhofsgebäude ist zu nächst dem realen Leben vollständig Rechnung ge tragen. Bädeker würde die Restauration, deren elegante Räume den rechten Flügel de- GebaudeS einnehmen, unbedenklich mit einem Stern aus- zeichucn, und das will bei BahnhofSrestauratione» viel sagen Dickt hinter dem Bahnhöfe laden reizende Anlagen zur Erholung ein und mit Be friedigung überschaut daS Auge die alte, hoch gebaute Stadt, welcher ein Kranz frischer Gärten und ein von Kopfweiden umläumter Teich vor gelagert sind. Zur Linken d«S Beschauers mahnen die dicken Mauern und alten Baulichkeiten des Schlosses an längst vc,webte Geschleckter, wäh rend zur Rechten der Esseuschlot der Gasanstalt, sowie die hoben Schornsteine einiger Fabriken den Geist der Neuzeit illustriren. Die sogenannte politische Geographie eilt über Ronneburg schnell hinweg: „Ronneburg, die zweite Stadt des Herzogthuiiis Sachsen Altenburg, mit ungefähr 600 Häusern und 5900 Einwohnern, hat eine ansehnliche Kirche, ein alteS Schloß, in welchem sich jetzt die Gerichtsbehörden befinden, treibt vorzüglich Wollcnwebcrei und wird im Sommer gern von Fremden besucht, welche in dem heilkräftigen Bade daselbst theilS zur Genesung, theils zur Sommerfrische sich aushalten." Bedeutungsvoller erscheint Ronneburg in »er physischen Geographie, vr. C. Becker Laurich läßt sich, gestützt auf die Autorität des Profi Vr. Gaunitz, in einem Schristchen, betitelt: „Nach richten vom Mineralbadc zu Ronneburg", ül er die geologischen Verhältnisse von Ronneburg v.r- nehniku wie folgt: „Die Lage Ronneburgs zwischen den Städten Schmölln, Gera, Weida, Werdau, auf einer An höhe über denselben, noch selbst überragt von dem Reußer Höhenzug. weist ihm einen ganz besonders ausgeprägten zoologischen Charakter zu. In früheren Zeiten gehörte Ronneburg zum Vogt lande und stand unter den Weida'schen Vogte», den Ahnherren und Stammvätern des Akeuß« Plauischcn HauseS. Jener früher zum Vogtlande gehörige Landstrich zwischen Weida und Ronneburg und deren nähere Umgebung ist ein durch Grün- stein erhobenes Grauwackengebiet, dessen meist steil ausgerichtete Schichten an seinem Rande von den weit jüngeren, im Allgemeinen nur schwach ge neigten Schichten der Dyas und und der TriaS scharf begrenzt werden. Im Osten desselben oder im Bereiche deS ehemaligen Osterlandes nehmen die mächtig aufgeschütteten Masten de- Mjolb- liegenden, alS unmittelbare Fortsetzung dieser GestciiiSbildung in dem großen Erzgelurgischen Stkinkoblenbassin einen beträchtliche« Flächen- raum ein. bis sie in der Gegend von Crimmitzfchau, Schmölln, Gößnitz und Altenburg von dem obersten Gliede per DyaS oder dem obern Zechsteine über lagert werden, an den sich nach oben hin un mittelbar die bunten Letten und Sandsteine ker Trias anschließen, welche den nördlichen Rand deS GrauwackergebirgeS begrenzen. AlS inselartige Partie aus dem Grauwackengrbirge selbst findet sich nördlich von Ronneburg bei Corbustcn eine Ablagerung deS unteren Zechstcins, die durch ihren Reichthum an Versteinerungen zu einer geologisch- klassischen Stelle erhoben worden ist. In dem bunten Sandsteine bei Pölzig, zwischen Ronneburg und Zeitz, sind die von Cotta zuerst als Tbier- sährten beschriebenen Reliefs de- Chiton Cottai Gein., im bunten Sandsteine von Grothenleite bei Gößnitz aber wirkliche, von Sauriern hcrrührende TatzenreliesS ausgesunden worden." Wenn so in der Geologie Ronneburg nebst Umge'ung einen bedeutenden Platz behauptet, so ist ihm cm solcher nicht minder durch sein Minere.l- bad in der Medicin gesichert. Hart hatte das Elend des dreißigjährige» Kriege- die Stadt Ronneburg betroffen Schon im Jahre 1632 war sie total ausgeplündert worden und im Jahre 1610, nach einer Schlackt zwischen Gera und Ronneburg, hatten Kaiserliche und Schweden die Bewohner abwechselnd gedrangsalt. Bereits im Jahre >641 hatten letztere durch Plünderung sich ihrer geringen Habe abermals beraubt gesehen und Ende September 1617 die ganze schwedische Armee unter Wrangrl acht
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