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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187611284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-28
- Monat1876-11
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1876
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Erschein täglich früh 6»/, Uhr. „» «evedM»» JvyaninSgasse 33. Vcrcurtwortl. Haupt - Nedottrnr Fr. Hüttner in Reudnitz. Kiir d. polit. Tyeil oerantwvrttich l r. Arnold Bodek in Leipzig. Annahme der für die nächst- ',-laende Nummer bestimmter Imerate an Wochentagen dis 3 >thr Nachmittags. an Sonn- und Festtagen früh bis '/,!> Uhr. Zn »euFtüalr» siir Z»t. Zoaahmr: ktto Klemm. UnwcrsitLtsstr. 22, LoutS Lösche, «atharmenstr. 18. p. nur bis '/^3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localaeschichte, Handclo- und Gcichastrvcrkeyr. » W 333. Dienstag den '28. November «uflage 14.SS0. ZU>,»m»mit»»rri» viertelt. incl. Bringerlohn 5 Mt. durch di« Post bezogen s Mt Jede einzelne Stummer SV P,. velegexemplar 1ü Pf. Gebühren jjlr «Lxtrabeiumen ohne Postbefvrdcrung 30 M. Mit PostbesVrderung 4L Alk. Zastrale 4aesp BouraeoiSz. raPt Größere Schriften laut unsere-*! PrerSverzeichniß. — Tabevar-st- Satz nach höherem Tarff. Nretamr» »«irr dem ttrt«rtiao»-r«L, dt« Spaltzeile 4v Pf. Inserate find stets an d. Erpedttt, r zu smden. — Rabatt wird ntid.: gegeben. Zahlung praonumorauSi oder durch Postvorschotz. 187«. Bekanntmachung. Mit höherer Genehmigung werden künftig wie in den übrigen Parochialkirchen der Stadl auch der Prler-kirche Woch,»com»»«nio«e« (Beichte und Abendmahl) abgehalten werden, und zwar »m Freitag, im Winter um 8 Uhr, im Sommer um 7 Uhr. Die erste Wochencommumon wird Freitag de» R. Deeeneber, Morgens 8 Uhr stattsinden. Solches wirb hierdurch der Gemeinde zur Kenntniß gebracht. in Leipzig, den 27. November 1876 Der Kirchenvorstand zu Tt. Petri. I). Frickc, Pfarrer Zihuny -er Pädagogischen Gesellschaft. V—i> Leipzig, 26. November. Nachdem der Vorsitzende Oberlehrer Dip die letzte Sitzung der Pädagogischen Gesellschaft eröffnet und mehrere Mittheiiungen gemacht hatte, ergriff Lehrer Mangncr daS Wort, um seinen Portrag über die Sammlungen deö Vereins für die Geschichte Leipzigs im Dienste der HeimathS künde und deS Geschichtsunterrichtes zu halten. Der Redner ging von den verschiedenen Ansichten über HeimathSkunde au- und kennzeichnete sodann die Aufgabe und dm Umfang derselben. Er ver langte, daß bei jeder Gelegenheit auch der GeschichtS unterricht an die Heimalh anknüpfe, auf heimische Analogien Rücksicht nehme, daS Fremde und Besondere durch Vergleichung mit heimathlichen Verhältnissen zum BerstLndniß bringe und inS rechte Licht setze. Ob nun unsere «schulen den, Leipziger Kinde, dem zukünftigen Bürger.'und Insassen eine der Bedeutung seiner Stadt nur annähernd genügende Vertrautheit mit den beimathlichen Verhältnissen mitgeben, bezweifelte er. Mit dem einjährigen Unterricht in der Heimathskunde (im 3. Schuljahre) habe eS sein Bewenden. Die BaterlandSkunde im 4. und die Besprechung de- deutschen Vaterlandes im 5 Schul sich« erweitert sehr wenig die Kenntniß der Heimalh; die Behandlung Europa- und der fremden Erdtheile thut die- noch weniger. Da rm frühen Alter erworbene heimathliche Wissen ist znm guten Theil vergessen und der 14 jährige Schüler tritt in daS Leven, ist vielleicht in der ganzen weitm Welt zu Hause, weiß aber die Elster von der Pleiße nicht zu unterscheiden und bat auch keine Idee von dem Entstehen und Wachsen, von der Bedeutung und besonderen E'genthümlichkeit der Stadt, deren Wohl und Wehe in Kurzem auch seiner Einsicht, seinem Der stände, seiner Urtheilsjälugkeit, seinem Bürgersinn und Patriotismus anvertraut werden wird. DeShalb erschien eS dem Redner dringend ge boten, daß der geographische, wie auch der GeschichtS unterricht seinen Abschluß da nimmt, von wo er ausgeganqen, in und mit der Heimalh. Nach diesen zeitgemäßen Resormvorschlägen kam der Redner aus den 1867 gegründeten Verein für Geschichte Leipzig- zu sprechen, wie- auf seine reichen Schätze hin, die unS die vorgeschichtliche Zeit, die Zeit des 2., 5., 6., 1t., 15. Jahrhunderts, sowie die neuere Zeit (die Zeit der Befreiung« kriege) vor Augen legen, und mahnte die Schule, daß sie diese wichtigen Sammlungen nicht länger unbenutzt lasse. Nachdem der Vorsitzende dem Redner herzlichen Dank ausgesprochen, eröffnet«! Dir. vr. Zimmer mann die Debatte damit, daß er die HeimathS künde als den Kern hiustellte, um welchen sich der sächsische und allgemeine Geschichtsunterricht zu legen habe. Schulrath vr. Hempel schließt sich dem Vorredner an und ist der Meinung, daß Über den Kriegen, Kämpfen und großartigen Welt bcgebenheitcn oft die individuellen schlichten ZUg aus dem heimathlichen Leben vergessen werden. Man könne auch kleinen Kindern schon Manche- von den Pfahlbauten, von der Entstehung der Messen und anderen Dingen erzählen, müsse aber vor allen Dingen bei der Wiederholung in Geschichte und Geographie immer wieder bt- ans die Heimath zurück gehen. Seminarlehrer Hofmann ist der Meinung, daß der Besuch eine- Museum- erst am Schluß de- Unterricht- von Nutzen sein werde. Hiernach übergiebt der Vorsitzende den Mit gliedern in mehreren Exemplaren einen Plan der Stadt Leipzig vom Jahre 1547 und ibeilt Verschiedene- über eine alte Chronik der Stadt mit. vr. v. Schleinitz weist nach, daß der geographisch« Unterricht ohne geschichtliche Notizen aar nicht zu denken sei, und Lehrer Gesell weist auf Liegnitz, seine Vaterstadt bin, in welcher der RathhauSsaal eine Ausstellung enthalte, die Jedem zugänglich sei. Er betont noch, daß der HeimathSunterricht namentlich die verdienten Männer, die segensreichen Anstalten, Maschinen :c. berücksichtigen müsse, und daß dem Lehrer ein ernstere- Forschen und Beobachten hinsichtlich der He,math anzurathen sei. Nachdem noch Ober lehrer Dix auf die Berwerthung der heimathlichen Sagen hingedeutet (Sagen von Grässe, Städte Wahrzeichen von I. I. Weber w.) und dem Lehrer Glaser für die auS seiner Hand hervor» gegangenen und zur Besichtigung freundlichst dar» gebotenen interessanten Karten (Lehrer Glaser gab Erläuterungen dazu, und legte dar, wie man besonder- von der Bodenbeschasfenheit eine- Orte- auSgehen müsse) gedankt hatte, gab er dem Refe renten daS Schlußwort und schloß dann die Sitzung. Neues Theater. * Leipzig, 26. November. In den heutigen Vormittagsstunden veranstaltete die Direktion aus der zu diesem Behufe vollständig geschloffenen Bühne de- neuen Theater- eine fast durchgängig sehr wohlgelungene größere Matinee mit sämmt- lichen Kräften'desselben vor sehr stark gefülltem Hause. Letztere Erscheinung ist in dem an Concerten überreichen Leipzig jedenfalls zu den ungewöhnlichen zu rechnen, und died erklärt sich wiederum durch mehrere ebenfalls ungewöhnliche Anziehungspunkte. In erster Reihe waren hierher zu rechnen die Fragmente auS Richard Wagner'S „Götterdämmerung ",'und man wird nicht um hin können,solchen Veranstaltungen trotzunsererCon- cerlfluth eine gewisse Berechtigung zuzugestehen, so bald sie(ohnedÄhalbden Werth der üvrrgenNummern schmälern zu wollen) unS mit Erscheinungen bekannt machen, deren Vorführung im Concertsaale auS irgend welche» Gründe nicht opportun erscheint. Au- der „Götterdämmerung" gelangten zur Auf führung der Gesang der Rheintöchter und der Dauermarsch aus «Siegfried'S Tod, zwei der kost barsten Juwelen dieses Drama-, Über deren Ein druck ich bereit- im Sommer von Bayreuth auS ein gehend berichtete. Die Scene der Rhein töchter konnte leider nur mit Begleitung von zwei Flügeln gemacht werden (au-geführt durch die HH Capellm. Sucher und Mühldorfer) und mußte allerding-, zumal deren Aufstellung keine einem einheitlichen Ensemble günstige war, auch in Folge von etwaSzu beschleunigter Auffassung unvermeidlich Manche- von ihrem zauberisch wohligen Dufte ein büßen, auch hätte sich »ohl eine sÜrdiefeKlanawirkung geeignetere, noch besser verschmelzende Zusammen' setzung von Stimmen finden lasten. Abgesehen hiervon widmeten sich die Damen v. Axelson, Lißmann-Gutzschback und Löwy ihrer sehr schwierigen Ausgabe mit dankenSwertber Hin gebung und Gewandtheit. Die herlicve Krone des Ganzen bildete selbstverständlich der gigantische Trauermarsch beim Tode Siegfried'-, in welchem der mit dem Wagner'schen Nibelungen werke Vertraute noch einmal alle Hauptmomentc auS Siegfried'- Leben an sich vorüberzichen sieht. Durch die wahrhaft keusch diScrete Ausführung unter Sucher'- Führung — eine der schönsten und glänzendsten Leistungen unsere- jetzt unge wöhnlich stark überbürdeten Orchester- — gestal tete sich der erschütternde Eindruck dieses gewal tigen TonwerkeS zu einem zugleich über Erwarten schönen und idealen. Die Ausnahme beider Frag mente war eine höchst enthusiastische, von wieder holtem Hervorruf der Solisten wie de- Dirigenten begleitete. Eröffnet wurde die Matinste mit einem VLU8S mneudre^ de- französ. Comp. Saint- Pa Ln-. Während unter den Malern mehrere große Meister grade durch den Tobtentanr zu großartigen Schöpfungen angeregt wurden, yat «St. Saön- uuserem deutschen Meister Mendel-sohn seine ellenhaften Scherzi geschickt abgelauscht, au- den selben ein mit etwa- Gounod gewürzte- schwache- Decoct extrabirt und dasselbe mit pikanter Makart'scher Moderduft-Sauce übergossen; sogar da- rhythmische Element, sonst die stärkste «Seite der Franzosen, erscheint hier auffallend unent wickelt. Nur die, durch grelle Bizarrerien erhöhte Farbe ist nicht übel getroffen. In wohl thuendem Gegensätze mit diesem zahmen Ber wesung-bilde versetzte un- der duftig schwellende Anfang von Neßler'S „Gesang zu Pfingsten" (außer den Herren de- Theaterchore- auSgesührt von dem Gesangverein „Säugerkrei-") in sonnige- FrühlingSleben zurück. Neßler hat schon wiederholt bewiesen, wre gut ihm romantisch »lühende Melodik und Färbung zu Gebote siebt, eia Hauptstreben bleibt der Gewinnung selbst iändizeren, vielseitiger ausgeprägteren AuSdruckS zuzuwenden. Ob bei dem Mittelsatz die Anlage oder Ausführung die Schuld am heutigen Miß lingen trug, vermag einmalige- Hören nicht zu entscheiden. Jedenfalls bleibt nach einer I von beiden Seilen erhebliche Abklärung noth- I wendig; der Schluß machte dagegen einen sichtlich I wiederum viel gewinnenderen «Lindruck auf da- Auditorium. Von besonderem Interesse war eS, ein Werk unsere- neuen CapellmeisterS kennen zu lernen. Mit wie großer Sympathie sich S> ucher in Wagner'S Styl eingelebt hat, davon war sein Chorwerk „DaS Waldfräulein" ein sprechen des Zeugniß. Die- zugegeben muß man Sucher ern sehr glückliches Talent für die nobel und duftig poetische «Schilderung blühen der Stimmungsbilder zuerkennen, zugleich sehr vortheilhast gehoben durch gewandte, durchsichtig klare Gestaltung, und im Vergleich zu vielen anderen Componisten der Gegenwart höchst wohl- thuend frei von aller Unnatur. Der geheimniß- volle LiebeSzauber de- Lenze- möchte sich kaum süßer und berückender malen lasten, alS dies Sucher auf Wagner'schem Goldgründe verstanden hat, und die enthusiastische Aufnahme deS Werke- war dafür wohl der schlagendste Beleg. Frl. Hasselbeck und Hr. Perorti machten sich um die Ausführung hochverdient, und mit ihnen wetteiferten Cbor und Orchester. Außerdem hatte für diese Matinäe auch Mozart eine seiner schönsten Perlen in ihrer Art leihen müssen, näm lich daS beliebte O.uintett auS 6osi Inn tutte. Kcinenjalls rechlfertigen läßt sich nur seine unmittel bare Zusammenstellung mit dem Trauermarsch aus Siegfried. Die Damen Par sch und Liß- m ann-Gutzschbach widmeten mit den HH.Bär, Schelper und Baumann dem anmuthSvollen Stücke ibre ganze Sorgfalt; noch etwas breitere- Tempo würde ihm im Verein mit recht saftig schwellender me8sa 6i voos jedenfalls zum Vortheil gereichen. 7^^ Der Beschluß der nur zu reichhaltigen und deshalb etwaS lang ausgedehnten Matinee machte eine sehr gute scernsche Illustrirung de- Schiller', scheu „Liede- von der Glocke" durch den Glocken gießer nebst Familie und Gesellen, mit lebenden Bildern. Sehr schön und mit lebcnkivarmen, treffenden Farben sprach Frau Seng er als Meisterin ihren Part, und wa- ein so denkender Künstler, wie Hr. Pcttera auS dem seinigen alS Meister zu machen verstand, bedarf ebenfalls keiner Betonung. Ebenso waren die lebenden Bilder (leider allzu schnell verschwindend) sinnig und mit Berständniß gestellt. Die zur Begleitung gewählte Musik de- hochseligen Stuttgarter Hof- caplm. Lindpaintner wirkte eigenthümlich besäns tigend nach Wagner'S alle Fibern erfassendem Trauermarsche und störte in ihrer AnfpruchSlosig keit nur selten durch unvermittelt zudringliche Eintritte. Ihr Zusammenwirken mit der Recita- tion war unter Mühldorfer's Leitung ein lobcnswerth einheitliche-. Auch diese Darstellung fand lebhaftesten Anklang, wie überhaupt dieSmäl fast sämmtlicben Nummern ein in seltenem Grade warmer und cinmüthiger Beifall gezollt wurde.— Oe. Hern,. Zopfs. Leipziger Theaterschulr. Die UebnngSvorstellung der Zöglinge der Leip zrger Thcaterschule, welche am Sonnabend rm Locale der Gesellschaft „Thalia" stattfand, hatte die Räume mit einem ebenso zahlreichen alS distiuguirten Publicum gefüllt. Die Direction und die Lehrer deS Instituts dürfen mit wirklicher Genugthuung auf den Abend blicken, denn wenn man vom unbetheiligten Standpunct aus sich auch nicht gerade zustimmend mit der Wahl der ersten Nummer deS Programms (Sccnen aus „Kabale und Liebe") zu erklären braucht, und eS für allzu gewagt halten darf, daß junge Eleven ihre jungen Kräfte an der Lösung so psychologisch bedeutender Aufgaben wie Lady Milford und Hosmarschall von Kalb versuchen, so legte dafür die Aufführung der allerliebsten Bluette „Duft" von Huao Müller daS ehrendste Zeugniß für den Fleiß und die Begabung der Schüler, sowie für die Tüchtigkeit der Lehrer ab. DaS klei»e Glück wurde mit einer Lebendigkeit und Sicherheit gespielt, welche selbst einer strengen Kritik me Feder zum Lobe führen muß und eS bedauern läßt, daß die Etikette hier nicht gestattet, auch den Darstellern namhaft ein Complimeut zu machen. — Ebenso zeugten die gesanglichen Nummern de- Programm- (Scenen auS Ocwi kan tutte und Undine, Begleitung aus einem Blüthner'schen Flügel) von der Stimm beqabuua der mitwirkenden Elevinnen und deren Geichultyeit durch die Lehrkräfte de- Institut-. Die Zuhörerschaft geizte denn auch verdienter maßen mit ihrem Beifall nicht, welcher der Auf sührung von dem allerliebsten Prolog an bis aus die letzte Nummer gespendet wurde, und Alle- in Allem darf daö Institut den Abend alö einen Ehrenabend ansehen, der da- ihm geschenkte Vertrauen seiner zahlreichen Gönner durchaus ge rechtfertigt bat W. Morr Musikalische Abendunterhaltung des ,Mllnerdun-es." —» Leipzig, 27. November. Wenn wir von einer Ausführung deS Zöllnerbundes lesen, so haben wir schon das freudige Vorgefühl, daß wir etwa- Gewählte- und Gediegenes zn hören bekommen. Und diese- Vorgefühl hat unS »ucö hinsichtlich der gestrigen Abendunterhaltung nickt getäuscht, welche im große Saale der Centralhalle gegeben wurde und sehr zahlreich besucht war. Dieselbe bot in zwei Theilen nicht nur esfectvolle Gesangsstücke, sondern auch treffliche Orchester- leistungen. Nach einem Triumph Marsch und einec Concerl - Ouvertüre folgten zwei Männerchvre. das weihevolle und Begeisterung eriveckende: „Deutschland" von Mendel-sohn und das innige und tief gefühlte: „Treulieb ist nimmer weil" von Zöllner, die mit verdientem Beifall belohnt wurden. Eine schwierige Ausgabe hatten sich die Mitwirkenden mit dem Meisterwerke von Mendelssohn gestellt: „Wasserfahrt"; dock die Schmierigkeiten wurden überwunden, die wellen- und wogenartigen Tone erklangen ziemlich rein und so machte daS wunderbar schöne Stim mungsbild einen ergreifenden Eindruck. Uno Daß können wir auch von dem Nachtgesang ,m Walde sagen, wenn auch einem Horn einmal ivas Menschliche- begegnete. Ein interessante- Tonstück ist: „FrühlingSnetz" von Goldmark. ES wurde gut nuannrt (so erklang z. B. die Stelle: „So süße Zauberei ist loS" mit der rechten magischen Gewalt) vorgetragen. Von guter Tonbtldung und reinem, fließenden Gesänge zeugte daS Lied: „Heimliche Liebe", und daß die «Sänger auch in den Humor eiueS StückeS einzudrmgeu verstehen, bewiesen die beiden immer gern gehörten Chöre: „Der IonaS kehrt im Walfisch ein", und da- von vr. Langer arrangirte Volkslied: „Frau Nachtigall". Beide wurden mit technischer Ge wandtheit und hinsichtlich deS Au-drucke- zündend wiedergegeben. Der Glanzpunkt de- Abend- waren unbedingt die drei Lieder, welche der gemischte Chor dcS Verein- Typographia vortrug. Der „Waldgruß" von Rheinberger offenbarte nickt nur Neinhett und Sorgfalt hinsichtlich de- Technischen (wie glücklich kämen die Sängerinnen über die Klippe de- halben Ton- beim Schluß: „Bald, ja baldl" hinweg) sondern auch tiefe- Gefühl; die „Bauern hochzeit" wurde so duftig leicht, wie eS sein muß, durchgesührt, und viele Stellen trugen geradezu ein vollkommene- Gepräge de- TexteS: da- schwäbische Volkslied, voll Schelmerei und Gemütb- lichkeit, entzückte wieder alle Zuhörer und wurde ans Verlangen noch einmal, und zwar noch schöner alS das erste Mal, gesungen. Außer diesen ge sanglichen Genüssen wurden die Anwesenden n»ck durch zwei Concertstückc für Violine und Clavier erfreut, welche der Violinist E. Görke scbr ge wandt und gefällig auSführte, und durch zwei Streichquartette („Serenste" von Havdn und „SonntagSmorgen" von Kullack), von denen das letztere so weihevoll und fromm gehalten ist. und seinen Harmonien nach wie ein sanfte- Orgel spiel aunritt, daß eS mit Recht viel Beifall fand Und somit können wir dem Vorstande des Ver ein-, vor allen Dingen seinen bewährten Diri genten Vr. Langer und L. Greifs nur den innigsten Dank für die darqebo lenen gediegenen musikalischen Geriüffe ausfprechen. Nach dem Con- cert sapd geselliges Beisammensein statt, bei welchen, manch ernste- und heiteres Wort noch erklang. Zu erst sprach daS Vorstandsmitglied Herzog in ge wohnter trefflicher Weise, knüpfte an eine Rede dcS Schulratb M öbiuS an, gedachte der Dichter und Componisten und ließ schließlich da- treue deutsche Herz leben, vr. Langer feierte in einem humori stischen Toaste die Damen de- gemischten Ehore- der Typographia; und iveitere Toaste wurden noch von Lehrer Freyer, Beeger rc. auSgebracht. Der Gesangverein Typographia erhöhte die Stimmung noch durch Männergesänge und auch ein gemeinschaftlicher Gesang erheiterte die Ver- sammlung. Wi-er die Hausbeltelei. Im Anschluß an den gestrigen Aufsatz unter gleicher Ueberschrift lasten wir nachstehend einige beherzigen-werthe Sätze folgen, die zur Vor bereitung der Begründung de- großen Berliner „VerciuS gegen Verarmung und Bettelei" vor zwölf Jahren in vielen Tausenden von Exemplaren dort verbreitet wurden: I. Die Hau-bettelei wirkt auf die Wohlhaben den schädlich. denn 1) sie stört Arbeit und Ruhe de- Hause-; 2) sie gefährdet durch Erspähung der Ge legenheit zum Diebstahl den Besitz, durch Nmhertragung ansteckender Krank beiten die Gesundheit;
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