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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187612195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-12
- Tag1876-12-19
- Monat1876-12
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1876
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/> Grlchttst tRGltch früh «'/.Uhr. Lrdatti»» «d «wedüto« JvhanniSgaff« S». Vercuwovttl. Haupt »NSdactcnr Kr. HAttner tn Reudmtz. Für d pollt. Th«il mrandwoMtch vr Arnold Vodek i» krchtig. Amrahmr der für die nächsb- solgrnde Nummer bcstimmtc, Jnscrate an »schont«,eu dis 8 Uhr Rachmtttaa«. an S<««- »ud Krsttogen srlch bisWr. 1, tr»FiUsIr, für Jal-Aoachi»«: Ott» Klemm, Unwcrsiläwftr. 22, L»»t< Löscht, Kacharmenstr. l 8,p. »nr m-ö '/^ Uhr. 'cipMtr Lagcblak Anzeiger. Orzru für Politik, Localztschichte, Handels- Md GeschafisvcrkchL. «cho«« ^^var»r»1»»rrt» Xerrrlj. 4*/,ÜK, «l. Br«ßerlolm d Mt. ^urch di« Po- »«-»-«» * ^ Jede «tnzrlne Nmwacr r» veteaexemplmc l< M. Gcdühreo für E-tradrSagc» »hae Poßvcfdrde««, Sir Stt. mit Poslvcfürdnmng 4ü Ml Zaseral« 4aesp. vouraeot--. 20 Ps. »rüher« Schrift« timt mffe»-a PrLisvrrzerchuiA. -Tadchlanicicr Latz nach höherem Laus. Utttim», mUrr drw 1lrd«Mo«»»st - dir «paltzeile 40 Pf. Inserate sind -et- <» d. «Wtditz.o zu f«d«. — Rabatt wich gegeben. Zahlung prasLumorac« oder durch Postaorschttß. M 354. Dienstag den 19. December 187«. Bekanntmachung. Mil Rücksicht aus die außerordentliche Steigerung de- Päcker ei-Verkehr- in den letzten Tagen vor dem Weihnacht-feste und zur Fernhaltung von Störungen im Posldienffbetriebe sind die hiesigen Postanstalten angewiesen worden, vowr 21. bi« n»it 2H. Dece«brr d. I die EchluKzeile« — r,„c ^v»nec fi-r die mit den Eisenbahnzügen abzusendei den Fahrpostgegenstände eine Stunde früher alb unter I und Violine — Beethoven gewöhnlichen Verhältnissen emtreten zu lasien. Leipzig, den 14. December 1876 Mustkalisäier Lerichl. Bierle Ra»»«erw»«-k i« Se»««dhause. Die vierte und letzte Kammermusik brawte aus noch ein Quartett für Streichinstrumente, — Schubert, >moll — eine Sonate für Piano- op. 47 — Der Kaiserliche Ober P»st-Direct»r. Reichslazsrvahl im Lnpziyer Landkreise. * Kripjig, 18. December. In Folge dringender Einladung einer größeren Anzahl Wähler hielt das nat»»nalliberale Wahlcomitv im 13. Reichstag-Wahlkreise am Sonnabend Abend in jkiesel'- Restaurant zu Connewitz eine Wählcrversammlung ab, in welcher auch der von der genannten Partei aufqeirelltc Candidat, Bürgermeister Ludwig-Wolf, anwesend war. D«e Versammlung war in erfreulichen» Maße stark besucht und es führten in ihr die Herren Gemeindeältester Müller und vr. pü. Künoldt den Vorsitz. Den Socialdemokraten wurde der Zutritt nicht gestattet. Herr Ludwig-Wolf stellte zunächst eine Aeußerung richtig, die nach einer ihm zugegangeuen brieflichen Mlttheilung Freiherr von Friesen m der am 12. December in Kieritzsch abgehaltenrn konservativen Wahlversammlung getha«. Herr vvn Friesen habe behauptet, daß er. Redner, in der am letzten Sonntag in Rötha öattgehabteu Versammlung g-'agt haben solle, die «Nalwualliberalen wollten im nächsten Reichstag den Antrag ans Einführung der konfessionslosen Schule stellen. Das sci aber eine totale Entstellung de- wirklich Gesprochenen. Er habe nur gesagt, er sei für seinen Theff nicht für dre völlig confession-Iose Schule, wohl aber im Interesse der Erhaltung de- religiösen Frieden- in unserem deutschen Vaterlands für Einführung der Simultanschule Da- fei doch etwa- ganz Anderes. Herrn von Friesen habe als» in seiner deutfchconservativen Exaltation entweder ein Phantom »orgeschwebt oder er habe falsches Zeugniß wider seinen Nächsten geredet, und zwar da- in höchst unchristlichem Vmne. Herr Ludwig Wolf theilte hierauf mit, es sei ihm die Kunde geworden, daß man von deutschcouservativer Seite im 13. Wahlkreise die landwirthschastlichen Vereine der Troßenhainer Gegend, welche feine Wahl empfohlen, zu be arbeiten versucht hat, daß sie ihre Empfehlung wieder zurücknehmen. Es sei möglich, daß seiter-s eineS Verein- diesen Wünschen entsprochen «erde. Sollte «ne derartige Erklärung erscheinen, so werde man im Klaren sein, aus welche Machina tionen die Sinne-änderung zurückzusühren sei. Der Redner wendete nunmehr sich zu einer Erörterung der Bestrebungen der Deutschconservativen und der Socialvemokratie, eine Darlegung, welche den Beifall der Versammlung nach jeder Richtung hin fand. Die sich anschueßende Debatte gab Herrn Ierrmann au- Plagwitz Gelegenheit da-gegen ihn in der am Nachmittag im „Eldorado" ru Leipzig »hgehaltenen deutschconservativen Ver sammlung von deren Vorsitzende«, Freiherrn von Friesen, heliebte Verfahren einer scharfen und wohlverdienten Kritik zu unterziehen. Herr Vvn Friesen Hab« in einer früheren Versammlung der uationalliheralen Partei die Beweise gefordert daß die deutschconservative Partei bez deren Preßorgane sich nicht scheuen, um die Unterstützung der Socialdemokraten zu «erben, und al- er «un diese Beweise in der Eldorado-Versammlung habe vorlege» «olle«, habe der Freiherr ihm dw Wort hierzu verweigert. (Hört! Hört!) Herr Ierrmann legte da« betreffende Material der Versammlung in Counewitz vor, wodurch ebenso oft Erstaunen »l- Unwille über die deutschconser- vativc Presse und Agitation unter hxn Anwesenden hervorgerufen wurde. Herr vr. phil. KÜnoldt, der stellvertretende Vorsitzende, stellte sich der Bersamm lung al- Mitglied der konservativen Partei vor. Er werde ader dennoch den Bürgermeister Ludwig Wolf wählen >nd fordere seine Gesinnungsgenossen auf, ein Gleiche- zu thun, weil e- sich im Leipziger Landkreise tu der Hauptsache nur u« den national liberalen und den socialdewokratiscben Eandidaten handle. Die Candidatur der deutschconservativen Partei sei nach seiner Auffassung au-sicht-lo- U§ gelte, gemeinsam gegen die reich-feindliche Socialdemvrratie Front zu machen. (LehhafteS Bravo.) Herr Sparig wie- auf da- ehren werth« Vorgehen de- Vater- de- Eandidaten der Deutschconservativen, Bürgermeister- Haberkorn in Zitta» hi«, der eine ihm angetragene Candidatur wegen der dadnrch herbeigeführten Stimmen- zersplitterung abgelehnt habe. Nachdem not» Gemeindeältester Müller'aesprochen, wurde die Versammlnug geschloffen. Welcher günstige Erfol damit erzielt worden, zeigte sich am Deutlichsten darau-, daß über 40 neue Mitglieder dem national liberalen Verein beitraten. ' Am ^ Sonntag vormittag stellte sich Herr Ludwig Wolf den Wählern in einer Versamm lung zu Naunhof vor. Die Herren Bürger meister Hennig an-Naunhof nnd Ierrmann au- Plagwitz führten hierbei den Vorsitz. Nach dem Herr Ludwig-Wvlf seinen politischen Stand- vunct dargetegt und die Ziele der übrigen Parteien beleuchtet hatte, wurde ibm noch durch eine Anzahl Interpellationen Gelegenheit gegeben, die Anwesen den mit seinen Anschauungen vertraut zu machen Die Versammlung gab durch lebhaften Beifall ihre liebereinstimmung mit dem Redner zu tr ennen. Eine Interpellation betras da- Verhält- niß der uationalliheralen Partei zu den Fort- chrittlern, bez. die Frage, wie es gekommen, daß wide Parteien sich nicht über die Aufstellung eine- gemeinschaftlichen Kandidaten verständigt haben. Lin Mitglied der Fortschrittspartei hatte in einer rüderen Versammlung hierüber den Naunhofer Wählern ganz unbegründete Mitteilungen gegeben und Herr Ierrmann, »er Vorsitzende de- national- iberalen Verein-, nahm nunmehr Veranlassung, auf Grund aclenmäßiger Thatsawen den wirklichen Sacdverhalt darzulegen. Herr Ierrmann betonte sierbei, dnß er nur ungern und notgedrungen auf diese Nngelegenbeit eingehe. Bon mehreren und ein Octett für Streichinstrumente — Mendelssohn, op. 20 — ausgrsührt von den Herren Capekmeister Rein ecke, Concertmeister Schradieck, Haubold, Meisel, Bolland, Tbümer, Laukau, Schröder und Pefter. Wenn wir vom dritten Abende, der sich durch die Mitwirkung von Frau I)r. Clara Schu mann zu einem außerordentlichen gestaltete, «bsehen, so darf dieser vierte und letzte al- der genußreichste de- ganzen CykluS angesehen werden. Wenigstens wüßten wir nicht, daß wir unS von einem der beiden anderen in gleichem Maße ange regt gefühlt hätton. Mit besonderer Liebe ge denken wir der Aufführung der Kreutzer-Sonate. So oft wir dem Werke auch begegnen (es war beiläufig in diesem Iabre da- vierte Mal), immer wieder suhlen wir unS ihm gegenüber wie in einem Zauderbann. Besonder- ist eS der zweite Satz (Variationen), den wir als den Inbegriff aller Harmonie bezeichnen möchten, der noch immer auch die widerstrebendsten Gefühle in unS zu beruhigen und zu klären und zur höchsten Glückseligkeit auszulösen gewußt bat. Da- war ein Genuß, der schwer üoerboteu werden konnte. Auch da- Mendel-sohn'sche Octett hat- nicht ver wicht, so vollendet auch seine Wiedergabe war. Da- Scherzo, ein Stück Sommernacht-traum, wurde ck» napo begehrt, ein im Interesse der Kimst wie der Künstler ««billig zu nennende- Verlangen, TheilnehmernderPc'sammlung.unterAnderen, von Herrn Pastor Schulze, wurde nach Anhörung ! *km man eigentlich nicht nachgeben sollte, der Jerrmann'schen Darlegung, die sich von jeder I Werfen wir am Ende de- ersten Evklu- einen unnöthigen Polemik gegen die Fortschrittspartei fern ! kurzen Rückblick auf die Erlebnisse desselben und hielt, die beffiu.mte Erklärung abgegeben, daß steifsten dabei zunächst den Inbalt der Programme einsähe«, die Sache verhalte sich doch wesentlich I w- Auge, so haben wir zu resumiren, daß im ander-, al- sic früher geschildert worden, und daß I ^^"skn dreizehn Werke zur Aufführung ge- ffe am Wahltage Herrn Ludwig-Wolf jh„ I bracht worden sind Sieben für Streickinftru- Stiwmen gebe« würden. Auch diese Wählerver-1 allein (fünf Quartette, ein Quintett und sammlung erbrachte den erfreulichen Beweis, daß I ^ Octett), vier unter Mitwirkung des Piano- die Candidatur der nationalliberalen Partei große I ^te (zwei Sonaten für Violine bez. für Violon Sympathien im Wahlkreise gesunden hat. Die Wählerversammlung, welche am Sonntag Nachmittag im „Stern" zuBrandiS abgebaltcn wurde, war eine überau- stattliche. Es waren nicht nur zahlreiche Wähler au- BrandiS selbst sondern hauptsächlich auch an- den umliegenden Dörfern erschienen. Die Versammlung wurde von den Herren Organist Kramer. Vorsitzender de- Brandiser Geioerbeverenis, und Ierrmann au- Plagwitz geleitet. Herr Bürgermeister Ludwig Wolf ver- cello, ein Quartett und ein Quintett), außerdem noch e»n Quintett für Streichinstrumente uns concerlirende Clarinette und ein Werk für Piano forte solo. Das ist de- Interessanten viel und wenn wir den Begriff Kammermusik nur aus kleinere Inslrum entalensemble - ausdehnen, woran man sich allgemach gewöhnt bat, so wird man der Direktion de- Gewandhanse- kaum einen Vorwnrs über die Zusammensetzung der Programme macken können. HöcvstenS würde man den leben den Compvnislen, von denen nur Brahms und breitete sich in seinem Bortrage, welcher mit der! Hill er vertreten sind, eine etwas weitgehendere gespanntesten Aufmerksamkeit anjzehört wurde, über die Bestrebungen der nationalliberalen Partei, worauf er zu der Tätigkeit der deutscbconserva- tiven und der socialden,okratischen Partei über ging. Der Redner warnte namentlich mit ein dringlichen Worten die Angehörigen de- kleinen Handwerkerstand«- und die kleineren Grundbesitzer vor den Verlockungen der Socialdemokratie, indem er an mehreren Beispielen in klarer und über zeugender Weise nachwie-, zu welchen traurigen Zuständen die etwaige Verwirklichung de- focia- listischen Programm- führen müsse. Die Per» sammlung dankte dem Redner durch allseitigen lebhaften Beifall. Herr Organist Kramer interpellirte hieraus den Eandidaten Uber seine Stellung zu den Hausir- und Wanderlägern, der Gewerbeordnung und »er Regelung der Frauen- und Kinderarbeit. Herr Berücksichtigung wünschen dürfen. Ob man aber mit solcher Beschränkung de- Begriff- Kammer musik überhaupt im Rechte ist, da- ist eine Frage, auf die wir gelegentlich de- nächstey GewandhauS- concertS näher einzugeben beabsichtigen. Die Ausführung war in den meisten Fäll«, eine recht loben-werthe. Man verlange nicht, baß wir die Leistung j-.de- einzelnen Milwirkenden besonder- hervorheben. Mehr noch al- sonst muß hier der Einzelne im Ganzen «ufgehen. Ja da« Verdienst Aller wird um so größer sein, je weniger sich die Kritik veranlaßt fühlt, über den Einzelnen zu sprechen In diesem Sinne gebührt dem Quartett der Herrn» Concertmeister Röntgen rejp. Schradieck, Haubold, Thümer und Schröder alle Anerkennung. Herr Concert- meister Schradieck wolle e- «ns nicht verargen, wenn wir ihm nicht verhehlen, daß sich sein ttn Ludwig-Wolf beantwortete diese Fragen zur vollen Istrument oft «l- nicht ausreichend erwie«. Nock nfriedenheit de- Interpellanten. Eine andere Interpellation betras die bereit- in der Vormit tag-Versammlung zu Naunhof aufgeworfene Frage, warum zwei liberale Eandidaten ausgestellt worden. Die Interpellation wurde von Herrn Ierrmann iu derselben Weise wie in Naunhof erledigt. Derselbe drückte hierbei die Hoffnung aus, daß in Zukunft sich doch noch ein besseres Einvernehmen zwischen den beiden liberalen Parteien werde Her stellen lassen. Herr Sparig an- Reudnitz er mahnte die Anwesenden, daß sie Alle- zur Ver meidung eiuer Stichwahl beitragen möchten. Dieser unter allen Umständen höchst lästigen, Zeit« >«»d Geldopfer erfordernden Stichwahl würden die reich-treuen Wähler de- 13. Kreises nur dadurch entgehen, wenn sie ihre Stimmen nicht zersplitterten, sondern einzig und allein für Herrn Ludwig-Wolf, dessen Candidatur unbe stritten die meiste Au-sicht habe, abgäben. ES! fand hieraus der Schluß der Versammlung statt. Nach den Festtagen, zwischen Neujahr und dem Wahltag, gedenkt die nationalliverale Partei! Wählerversawmlungen noch in Reudnitz^ G»hli- und Markranstädt abzuhalten. zuletzt im Octett machte sich dieser Mangel recht fühlbar. Möge e- Herrn Schradieck recht bald gelingen, ein seiner Künstlerschaft würdige- In strument zu finden. Daß sich die Herren Concert- meister Schradieck und Schröder durch Aufführung je einer Sonate noch ein beson dere- Verdienst erworben haben, sei ihnen auch unsererseits in Anrechnung gebracht. In den mehr als vierstimmigen Ensemble- zeigte sich d«S Quartett durch die Herren Bolland, Meisel, Lanka» uud Pester angemessen verstärkt. Den Elavierpart führte in allen Fälle« (denSchumann abend an-genommen) Herr Capellmeister Reinecke an-, natürlich aufs Beste. Nicht schließen können wir unfern Bericht, ohne noch mit wärmstem Danke der beiden Gäste ge dacht zu haben, die un- am dritten Abende durch chre außerordentlichen Le»stuvg-n erfreuten, Frau Clara Schumann »nd Herr Landgraf. Beide, obwohl im Dienste der Kunst nunmehr ergraut, haben sich im Herzen die Frische der Jugend bewahrt, davon hat ihr neuticheS Auf treten wieder sprechende- Zeugniß abgelegt. Gewiß stimmen alle Besucher de- Concert- m»t un- in dem Wunsche überein: Mögen sie sich der Kunst und die Kunst ihrer noch recht lange ersrene«. M«ritz Vogel. Dilettanten - Orchester -Verein. —Leimig, 18 December. Wenn ei» guter Anfang glückverheißend ist, so kann der Dilcttantcn- Olchester-Verein fröhlich in die Zukunft seiuc- neuer» Vereinsjahre- blicken. Die 84 Ausführung desselben, »somit er die neue Reihe begann, war eine durchaus gelungene zu nennen, dre aus die zahlreiche Zuhörerschaft (Saal und Galerien im Schützcuhause waren gefüllt) gewiß den besten Eindruck hervorgebracht hat. Der Bortrag der Ouvertüre zu „Pr»metheuS" von Beethove» war eine Leistung, die über Dilettantenthu« biuauS- ragte und allen Anforderungen der Kunst »ach- kam. Präcifion bei den Einsätzen, gute Nuanci« rung und verständnißvolle Ausprägung der ein zelnen Motive trat überall hervor; es war der tüchtigen Leitung gelungen, ein von Beethoveu'- scheui Geiste durchdrungene- Tongemälde charak teristisch zur Darstellung zu bringen. E>» Terzett au- Tell mußte wegen Behinderung einer Sängerin wegbleiben; dafür bot die hochgeschätzt« Künstlerin Frau Lißmann-Gutzschbach lie Pagen-Arie aus Figaro'S Hochzeit, welche sie mit so reiner Weihe vortrug, daß sie — nachdem sie mit Applaus empfangen worden war — znn» Schluß stürmischen Beifall erntete. Daran reff te sich die Symphonie (6 »vll) von Mozart. Sie ist ein glänzender Beleg, wie der große uvfterb« liche Meister mit dem ihm unterthaucn General baß gleichsam spielend umging, und die tiefsten Gedanken in einer leichten und duftigen Form binwars Demungeachtet bietet sie, nament lich im Andante und im letzten Satze, gewisse Schwierigkeiten, welche ein Dilettanteuorchester wohl in kleine Verlegenheiten bringen kömmn. Ader d«S ganze Werk wurde doch zündend und mit vieler Sorgfalt wiedergegebe«. A« beste» gelangen der erste, wahrhaft ätherische Satz und »er dritte (wobei allerdings das Horn cirnual etwas verdrießlich sich zeigte); im originelle» Andante und im Schlußsatz gab es allerdings Passagen, die mehr zu den Nebel- alS Lichtbildern zu rechnen waren; aber auch diese schwierig n stellen gingen wenigstens ohne Unfall ab. Eia erhebender Abschluß de- ConcerteS waren die drei Gesänge für drei Frauenstimmen von Müll« dorfcr: Mailiedchen, Ständchen und: Das Vöglein. In «Ken dreien ist die Stimmung »vunkerbar schön getroffen, und dabei sind sie so sangbar «nd natürlich gesetzt, daß eS wohl eben so eine Lust sein mag, sie vorzutraAcn. al- sie zu hören. Die ersten zwei wurden »nt Orchester« begleitung (unter Direction de- Componisterr), da- letzte ohne Instrumentalbegleitung vorge tragen. ES wirkte so ergreifend, daß e- wieder holt werden mußte Und so war denn da- gauzc Concert ein neuer BkweiS dafür, daß der Verein, dcm man auch ferner die lebhafteste Theffuahvie wünschen muß, an der Hand seine- verdiente» Direktor- rüstig in seinem Streben vorwärt- aeht. Rnsen wir ihm an der Pforte des neuen VereinsjahreS cin freudige- und dankbare- Glück aus! zu. Uebungsschul-Vereirr. In der am ll. d. unter Vorsitz de- Herrn Kaufmann H. Schn vor ftattgesundenen Havpt- versammlung gab der Cassirer, Herr Buchhändler Gräbner, zunächst ausführlichen Geschäfts bericht. Danach waren au- dem Kreise der früheren Praktikanten dem Verein« wiedcr 83 Mit glieder mit 391 Jahresbeiträgen zugewachsen, so baß die Summe der letzteren jetzt >236 und die Zahl der Mitglieder 289 beträgt. 10V der früheren Praktikanten, die jetzt meist hervor ragende Stellungen eninehllirn, hatten zugleich eine Erklärung de- Inhalt- abgegeben, daß da- Zlller'sche Sen»inar und die Thätigkeit in der UebungSscbule für sie eine reiche Quelle höchst fruchtbarer Anregungen und Belehrungen war, deren Fortwirknng sie auch noch in ihrem jetzige« Berufe lebhaft empfinden. Diese Erklärung ist s. Z. den beiden Petitionen de- Vorstände- und der jetzigen Praktikanten an den Landtag beigefügt worden, und ihr, vor Alle« aber der besondere» Verwendung der Herren Geh Commissions-Rath Becker, Pros v. Fricke, vr. j,r. Genfel, Kaufmann H Scknoor und S t«rke-Mittweida hat e- der Verein zu verdanken, daß die Peti tionen der Regierung zur Erwägung übergeben worden sind und daß da- hohe Cultu-ministerium den jährlichen Staat-Zuschuß von 1800 ans 3500 erhöht hat. Dadurch haben wenigfien- die drückendste« Uebelständc beseitigt werden können, während die Abstellung anderer—die ungenügende» Besoldungen der Oberlehrer, die unpassende Lage und Beschaffenheit de- Schullocal-, der Mangel eines Garten-rc.—sowiedic Anschaffung von Lehr mitteln so lange vertagt werden müssen, bis die regel mäßigen Vereivßeinnabmen eine weiter« ansehnuche Steigernngerfahren haben werden. An außerorde» l- lichen Beiträgen erhielt der Verein von den Herren Gast. Mayer uud H. Schnoor je
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