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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187610254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-25
- Monat1876-10
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1876
- Autor
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Erscheint täglich früh 6>/^UHr. Red«r»<o, i,t L»Pk>iti»» JvhaimiSgafs« 33. Perantwvril. Haupt Redacteur Ar. Hüttner ia Neuvmy. Für d. polit. Theit verautwonlcch l>r Arnold Bodck in Leip-cg- Annahme der für dir nächst- »otanide Nummer vcjtimmleu Inserate an Wochcntagen bis 3Uhr Nachmittags, au Loiiu- »nd Festtagen früh bis '/,S Uhr. Z> te»/i!ialr» für Zaf .^«iiat>mr: Ltto Klemm. Universilatsstr. 22, V ouis V öfchr, Kalharineiistr. 18, p. nnr bis '/,3 Uhr. Kipziger TagMick Anzeiger. Olga« für Politik, Localgeschichtk, HaudclS- und Ecschäslevkrkcdu »»ilo» t4,S«0. Ld»»»«»k»t»»rri» virNkls. iocl. vnnaerlohn L ML. durch die Post bezogen K Skt. Jede einzelne Nummer .«<» pj. Belegexemplar 10 Pt Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderung 3« ML mit Pvstvest^derung 4b Mk. ZnferMe 4aesp Bourgeois-. 20 Pf. Größere bchrrften laut unserem Prrisverzrlchmß. — TabeltantL rr Lay nach höherem Tarif. »erUirne» »Irr »e« »r»arN««ßrtch die < paltzeil« 40 Pf. Inserat« sind stets au v Lr-edttU» zu senden. — Nabatl wird nicht gegeben Zahlmrapr»üunw«r»vä« oder durch Postvorschutz. >'8 299. Mittwoch den 25). Oktober 1876. Bekanntmachung. Die 135 ^ betragenden Jahreszinsen der zur Unterstützung für altere Jungfrauen in Leipzig, welebe ihren Lebens unterhalt durch Nahen, Sticke», Stricken und sonstige dergleichen Weibliche Handarbeiten erwerbe« oder früher erworben haben, aber in Folge Krankheit, Alters« oder Augenschwache völlig arbeitsunfähig oder auch nur minder arbeitsfähig geworden find, bestimmten Lonifenstiftung sollen demnächst von uns vertheilt werden und fordern wir nach vorstehenden Stiftungsbestimmungen geeignete Bewerberinnen hierdurch auf, ihre bezüglichen Gesuche bi- zu« I. November d. I. bei unö (RathhauS l Treppe, im EingangS-Bureau, Zimmer Nr. 7) einzureichen. Leipzig, den 18. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Alle Diejenigen, welche für Arbeiten oder Materialien zu den bei der Anwesenheit Sr. Maj. deS Deutschen Kaisers getroffenen Veranstaltungen noch Anforderungen an unS zu stellen haben, fordern wir andurch aus, ihre Rechnungen ungesäumt bei unS einzureichen. Leipzig, am 23. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. " " Meiiers vr. Georgi. keiierschmidt. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, der Schulgasie den Namen SchnlstraHe beizulegen, waS wir andurch zur öffentlichen Kenntniß bringen. Leipzig, den 23. Oktober 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Messerschmidt. Gemeinnützige Gesellschaft. * Leipzig, 24. Oktober. Allmählich erwacht daS öffentliche Leben auS dem langen Sommer schlaf?, der sich bei uns infolge der dazwischen liegenden Messe biS tief in den Herbst hinein zieht. Dem Städtischen Verein, der in voriger Woche wieder aufmachle, ist nun auch der andere leitende Verein unserer Stadt, die Gemeinnützige Gesell schaft, gefolgt. Diese eröffnet« gestern Abend ihren diesjährigen WintercyktuS mit einer Ver sammlung, die im neuen Saale von Trietschler stattfand. Die Wahl deS neuen Local- erwieS sich als ein glücklicher Griff. Der geräumige und doch nicht allzu weitläufige, hell erleuchtete und gut ventilirte Saal, dessen Wände vielleicht noch eine- lebhafteren Schmucke« bedürfen, macht emen stattlichen Eindruck. Leider füllte er sich nur langsam — ein fast beliebt gewordener Miß brauch, der durchaus nicht weichen will; erst gegen >/,9 Uhr konnte die Versammlung eine sehr gut besuchte genannt werden. Der Vorsitzende, Herr Handelskammersecretair vr. Gen sei, hieß Mitglieder und Gäste im neuen Local willkommen. Die Gesellschaft sei ihrem Zwecke treu geblieben, welcher darin bestehe, die öffentliche und gemeinnützige Thätigkeit der frei sinnigen Elemente der Bürgerschaft anzuregen und für diese Thätigkeit alS Mittelpunkt zu dienen. Doch fehle eS in der Gesellschaft noch am rechten sichtbaren Leben, wie dieS namentlich an der Zahl der Theilnehmer bei den gewöhnlichen Versamm lungen zu bemerken gewesen sei. Man habe früher die Schuld auf den „kalten Fußboden" deS alten LocalS geschoben , um den Vorwurf der Lauheit abzuwehren (Heiterkeit); dieser Emwand falle nunmehr mit dem Einzuge in die neuen Räume hinweg Gerade jetzt thüe doppelter Eifer noth. Wir stehen wieder vor den ReichstagSwahlen. Die conservative Partei mache erhebliche An strengungen zu einer RückwärtSbeweaung im groß artigsten Maßstabe. Andererseits sei von einem Rückgänge der Socialdemokratie nickt zu sprecken; sie sei rühriger denn je und die Liberalen hätten alle Ursache, ihre Kräfte zu sammeln, unv nach beiden Seiten hin Front macken zu können (Zu stimmung). Der chchriftführer, Herr RechtSanwalt SackS, erstattet hieraus Bericht über die Thätigkeit in, verflossenen BereinSjahre. ES wurden im vorigen Winter 9 größere Vorträge gehalten (wobei zu bedauern war, daß gerade'auk Leipzig so wenige Herren sick zur Abhaltung von Vorträgen bereit fanden). Der Tag der Errichtung de- deutscken Kaiserreiche- (19 Januar- wurde festlich begangen. Communalpolitisch und politisch bethätigte sich die Gesellschaft, die jetzt 380 Mitglieder zählt, bei den Stadtverordnetenwahlen, bei der mit dem Städtischen Verein gemeinsam abgehaltenen Wähler Versammlung, in welcher der LandtagSabgeordnete Krause Bericht erstattete rc. Der Vorsitzende ergreift hieraus nochmal- zu einigen ergänzenden Mittheilungen da- Wort. Der von der Gesellsckaft angeregte Verein zur Verhütung der Hau-bettelei wird in kürzester Zeit in- Leben treten. Der Beitritt von Mit gliedern der Gesellschaft zu der neu begründeten sreihändlerischen Vereinigung ist wünsckenS,verth. In Sachen der bevorstehenden ReichStag-- wahl hat der Vorstand beschlossen, mit dem Vorstand de- Städtischen Verein- in Ver bindung zu treten und mit diesem die Bildung «ne- gemeinsamen Counts zu vereinbaren. Die bierru erforderliche Ermächtigung wird von der Versammlung einstimmig erthellt. TS betritt nun Herr RegierunaSrath Professor vr. Böhmert auS Dre-ven die Rednerbühne, um in längerem Vortrage über da- ReichS- eisenbahnproject und dessen Behandlung aus den, volk-wirthschaftlichen Congreß zu be Korbweide»-Verkauf. Montag, den 30. October a. e. sollen von Vormittags 9 Uhr an die Korbweide« im Forst reviere Connewitz und zwar der einjährige Wuchs an der Leipziger Schwimm-Anstalt, am Pleißcn- wildbette oberhalb der Plagwitzer Brücke und an den Plcißenufern in der Nähe der Hohen- und Eisenbahnbrücke bei Connewitz, sowie der dreijährige Wuchs im Streitteiche in kleineren Par zellen zum Selbstschnitt, unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen so fortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: an der Fluthbrücke auf der Zwenkauer Chaussee bei Connewitz. Leipzig^den 17. October 1876. Des Raths Forstdeputatio« -Zerrt »etier sterlrksveretii äer 8trM LelprlZ. MMvoell den 25. October 1876 .Abends 6 Mir im 8aals der ältsn Waage. Uoratlning der lageZorcknuag kür die uücbste Litruog dos b,.-)!.- 6oll., Uekerent: der LtLndesnusscbuss. vr. richten. Der Redner schickt einleitende Betrach tungen über die Gründe der Bewegung für den ReichSeisenbahnplan voran. Der neugewonnenen Freiheit, der entfesselten Concurrenz ungewohnt, habe da- WirthschastS leben in Deutschland schlimme Jahre der Ausbeutung und Ueber- stürzung durchmachen müssen. Dies habe eine Gegenströmung veranlaßt. Der Staat, besten Thätigkeit früher nicht eng genug begrenzt werden konnte, solle nun zu Hülfe eilen, um die loSge- laffenen FreiheitSgeister zu bändigen und zu Gunsten der von ihm vertretenen öffentlichen Interessen die vordringlichen Privatintereffen zurückzuwerfen. Auf dem Gebiete des Eisenbahn wesens sei eS in den Gründerjahren ganz besonders toll und schwindelhaft getrieben worden, daher hier die Staatshülse doppelt dringend an- gcrufen worden sei. Schon die Eisenbahn commission deS preußischen Abgeordnetenhauses, die durch da- Auftreten LaSker'S gegen Wagener und Putbus veranlaßt worden , habe die Heilung der eingeriffenen Mißstände im StaatS- bahnsystem gesucht. Eine Aufsehen erregende Flugschrift, die auS dem ReichSeisenbahnamt nahestehenden Kreisen zu stammen schien, habe die immer drückender gewordene Tariferhöhung alS eine Folge der jetzigen Eisenbahnzustände hin- gestellt und alS einziges Mittel, die Erhöhung rückgängig zu macken, die Vereinigung der Eisen bahnen in den Händen deS Reichs gepriesen. Da der Reichskanzler selbst sich für diesen Plan zu interessiren schien, so wurde die Frage bald zu einer hochpolitischen gemacht und jede Gegner schaft alS partrcularistisch verschrieen. Dann kamen die Reich-eisenbahndebatten im preußischen Land tag, die sehr ernüchternd wirkten, zumal der Kanzler selbst erklärte, daß eS sich nur um den Ankauf preußischer dominirender Linien handeln könne. AlS nun der VolkSwirthschaft- liche Congreß, der die Frage auf seine Tages ordnung gesetzt hatte, am 25. September d' I. in Bremen zusammentrat, waren bereits andere Fragen, namentlich die Freihandels- und Sckutz- zollfrage, in den Vordergrund des öffentlichen Interesses getreten, so daß dieses noch immer un- Nare, nicht hinlänglich vorbereitete Thema erst an letzter Stelle und durchaus nicht erschöpfend be fprochen wurde. Der Redner suchte nun möglichst objectiv die Gründe darzulegen, welche die Vertheidiger de- ReichSbahnprojecteS aus dem Congresse ins Feld führten Unter diesen ging Pros. Adolf Wagner au- Berlin besonder- scharf mS Zeug. Derselbe führte auS, es handle sich nicht uni einen Kampf zwischen StaatS- und Privatdabnen, sondern uni einen Kamps zwisckenStaatsbahnen und Aktienunter nehmungen, die nickt die Bedürfnisse de- Verkehr- befriedigen, sondern speculiren wollten, die sick daher die besten Änien auSsuckten, während der Staat die schlechten in die Hand nehmen müsse. Die Privat bahnen wollen und müssen Geld verdienen, der Staat aber könne da- öffentliche Interesse voran stellen und auch die Ueberschüste zum allgemeinen Besten verwenden. Eisenbahnen seien wie Straßen und Wege keine privaten, sondern allgemeine Objecte und müssen daher der Gewalt de- Staates unter liegen Die vielbeklagten Mängel des Eisenbahn wesen- hätten ihren Grund in der Vielheit der Leitung und könnten nur bei centraler Leitung, nach Art de- Post- und TelegraphenwesenS, be seitigt iverden. Dem gegenüber macht Prof. Böhmert geltend, daß da- reine StaatSbaynsystem vielleicht ein mal die Zukunft haben könne, wenn alle Bahnen außgebaut seien, daß wir aber vorläufig und au lange Zeit der Mithülse und Mitkewerbunc d«S PrivatcapitalS nicht entrathen könnten. Der Theorie, daß die Eisenbahnen öffentliche Wege seien, widerspreche die Thatfache; in allen großen BerkehrSländcrn, in England, Frankreich, Amerika der Schweiz sei eS eben anders. Die erfolgreiche Eisenbahnwirthschast einzelner Klein- und Mittel- taaten sei durchaus noch nicht maßgebend für Großstaaten. In Deutsckland sei daS gemischte System (StaatS- und Privatbahnen) historisch und praktisch entwickelt; daran sei anzumüpfen. Gut geleitete Privatbahnen feien ein Sporn für die StaatSbahnen, wie dies gerade von Leipzig auS, dieser klassischen Stätte deS Privatbahnwesens, der Wiege der Leipzig-Dresdner Bahn bewiesen worden sei. Eine centrale Leitung werde wohl die großen durch gehenden Linien, nicht aber die kleinen localen Bedürfnisse im Auge haben. Der Vergleich mit der Post treffe nicht zu; bei dieser sei oaS Be- riebScapital verschwindend klein gegen die Mil- iarden, mit denen die Eisenbahnen im ganzen Reiche arbeiten; dazu das riesige Beamtenheer ; >ie Centralisation müßte sehr bald eine unerträg- iche werden. Der Berkehr, den die Post zu be wältigen habe, sei ein einförmiger; bei der Eisenbahn herrsche, wie im merkantilen Leben überhaupt, die Vielheit, der Widerstreit der Interessen, der nicht von einem Puncte auS >u lenken sei. Statt nach gewaltsamer Uni- ormirung zu streben, müsse man — wie in England und Frankreich — der Vielheit durck Fusion, durch Bildung mittelgroßer Gruppen körper entgegenwirken. Die Concurrenz aber, die zu immer neuen Fortschritten führe, dürfe nickt unterbunden, die ReickSregierunq nicht zum auSglsichenden Factor unseres Erwerbslebens ge macht, Deutschland nicht mit der Rolle bedacht werden, ein so ungeheure- Experiment allen anderen Ländern vorzumachen. Hedensalls muffe was auch der Congreß schließlich au-sprach — vor allen Dingen erst der ernsthafte Versuch ge macht werden, aus den, Wege der Gesetzgebung die herrschenden Mängel zu bemeistern. Die Versammlung gab dem Redner ihren Dank für den interessanten und anregenden Bor trag durch Beifall zu erkennen. In der sich an schließenden Debatte trat jedoch keine Stimme für die Ausführungen und Schlußfolgerungen deS Gastes auf. Vielmehr wurden mehrere derselben von zwei Sprechern auS der Versammlung, den Herren Kaufmann List und RechtSanwalt Sachs, MZ entschieden zurückgewiefen. Der letztere Redner beklagte unter den, Beifall der Versamm lung die Ohnmacht de- ReichSeisenbahnamtes, ließ die hier besprochene Frage selbst offen, legte aber Verwahrung gegen die Annahme ein, älS ob die Gemeinnützige Gesellschaft denjenigen Ar gumenten beistimme, die der Redner vorgcbracht (Bravo); eS würde dieS einen falschen Begriff von den Gesinnungen der hier vertretenen Leip ziger Bürgerschaft geben (Rufe: Sehr richtig! — Lebhafter Beifall). Nachdem Professor Vr. Böhmert nockmalS zur Ab wehr gesprochen und die Ausnahme und Anmeldunc einer Anzahl neuer Mitglieder erfolgt war, scklos der Vorsitzende gegen ll Uhr die Versammlung mit dem Bemerken, daß am nächsten Montag die Reihe der geselligen Abende beginne, die fortan mit den VcctragSabenven abweckseln würden. Norwegischer Gottesdienst in Leipzig. V Leipstg, 21. October. In unserer Stadt befinden sich mehrere - fremdländische christliche Colonien, welche ein sehr begreifliche» Interesse daran haben, ihren Gottesdienst in der Mutter sprache abgehalten zu sehen. So findet zeitweilig CultuS in rumänischer Sprache, beziehentlich im neugriechischen Idiom, in zwei Capellen der Katharinenstraße statt, — die der orthodox griechischen (hellenischen) Gemeinde beißt St Georgs - Capelle. Die anglikanische Kirch bat ebenfalls ihr Heim hier gefunden: die Liturgie entspricht dem englischen RituS. In früheren Zeiten wurde in der resormirten Kirche abwechselnd deutsch und französisch gepredigt, der gestalt, daß die überaus zahlreichen hier kürzere oder längere Zeit aufhältlichen resormirten Fran zosen und französischen Schweizer den Gottesdienst in der vaterländischen Sprache genießen konnten. DaS Bcdürfniß französischer Predigt ist seitdem nicht etwa geringer, noch die Füglichkeit, Kanzelredner in dieser Sprache aus unser« Theologiestudirenden u bilden resp. zu gewinnen, kleiner geworden. — !lnS Werk denn! Auch den hier Musik studirenden Norwegern wt sich, und zwar zum ersten Male, am letzten Sonntag Gelegenheit dar, eine geistliche An^rache über Matth. 9, 1. in jener skandinavischen Mund art zu hören. Pastor Bang auS 6hristiania, ver sich hwr zu Studienrwecken aushält, war der Prediger, der Saal im Verein-Hause (Roßstraße) daS Local. Man sang vor und nach der Predigt einen Psalm in norwegischer Sprache. Dieser chlichte Gottesdienst wird, soviel wir hören, alle 4 Tage stattsinden, daS nächste Mal aber erst Sonntag den 12. November Vormittag- 9 Ki lo Uhr. Verschiedenes. - Von den Herren Karesch und Stotzky in Bremen erhalten wir folgende Zuschrift: „In der Beilage JhreS geschätzten Blatte- vom 19. d. M. befindet sich unter Andern: ein Referat über die Schlußverhandlung deS dortigen Schöffen gerichtes gegen den HandlungScomnnS Thiel icke. In demselben wird angegeben, daß Thielicke, um den Fehlbetrag von 1100 in der Casse zu decken, von uns veranlaßt wurde, zwei Wechsel über Summen von 1600 und 660 von einem Schwiegervater acceptirt, beizubringen. Wir bitten folgender Berichtigung dieses PassuS in Ihrem geehrten Blatte Raum zu geben: Unser Stotzky fand bei der im Januar d. I. stattgefundenen Revision der Casse der Leipziger Filiale, baß laut Cafsabuch volle 16oo fehlten, die Thielicke für sich verwendet hatte, so auch nach nur oberflächlicher Durchsicht der andern Bücker, daß Derselbe mehrere Geldbeträge von zusammen 660 in Empfang genommen hatte, die im Cassabuche alS eingenommen nicht eincze- tragen waren. Da wir nun aus eine gütliche Vergleichung und eine Besserung von thielicke hofften, haben wir Denselben in unserem Geschäfte auf weiterhin behalten, unter der Bedingung, daß er unS eine Deckung der entnommenen Be träge versckaffe. Wie es unS mit den beige brachten zwei Wechseln und weiter erging, ist auS der Schlußverhandlung bekannt. — Der „Berliner Börsencourier" berichtet über einen Besuck in den Verbrecher-Höhlen Berlin-: ES war Mitternacht, alS wir aus einige Crimmalbeamte stießen, die eben den be rüchtigten Schlafstellen Berlin- eine Visite mach ten. Wir folgten ihnen zunächst vor daS HauS der Prenzlauer Straße 17, einem Fräulein Otto zehöriq, und traten mit in dasselbe ein. Fräu lein Otto, eine alte Matrone, deren Züge nichts WeiblickeS verrathen und die trotz ihre- enormen ReichthumS wie eine arme Hülflose gekleidet geht, trat unS mit einer kleinen alten Oel-Handlampe entgegen. Sie erkannte die Beamten der Behörte sofort und zeigte ihnen gegenüber eine krieckende Freundlichkeit. Sie öffnete unS daS Flurzimmcr, daS nur für „anständige" Gesellschast bestimmt ist, und dort fanden wir, tbeilS auf der Erde auf Stroh liegend, theils aus Stühlen sitzend, etwa 25 Personen, Männer, Frauen und junge Bur schen, schlafend. ES waren Leute, die wenigsten- noch einem Gewerbe nackgehen, dieLumpensammler, Drehorgelspieler oder Hausirer sind. DaS Zimmer selbst war nicht größer alS eine Mittelstube und die Lust in demselben naturgemäß nicht die reinste. Die Beamten zündeten sich ein Licht an, weckten
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