Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 05.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189605056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-05
- Monat1896-05
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.05.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
o7/?do^ "c^rr<r«^/e .«A». WM r^o/6^/^ 41. >;ttyrgang. »N-^ Dresden. I8W. Vvrrüxliedo» >1U,iÄLotr-M»I ttlr Osscüükts- noä Ver- xllüxmlsss-kstsellck-, ksmilivll unck 'kourletsil. Im Oeutrnm cksr 8t»ät. v»1«« «e»,1»»rai»t Lürgorl kilsnsr. ^ISsulL« ^rrex VII rV». vsutseko uuck eoxlii-eko ll'uetw. Uuekslcin«. KummFurns iwck elwviots iu nur «oliävn un<I sürkeelitsn lju»Uti>t«ll ru dillixen kreisen empksülvn pönsokvl L 8vknsil!ei-, 8vkvstsl8li'. 19. —-7-7— UustersvuäuuMN truneo. 7 tte tec/rnlse/ren Maaren VuinV t ll> ll/'a/--»' o»t»' V/»» lieiert ^sor« o ummiiaixik kiin>»s<t I.iui>olt. vr«ä«>.l/'^'-'i'j" RLirrin»»» l-vsrsi' ^rnüt, ^ ^ 8»«1r»e>i »1» . 1«, ». L ewpiieli» rejeliste ^us»ut,I siiiumtlielier 8»>»)-^rlNtel. z» » 8ul»>-^u>«i->t«iti»i^en xu IÖ. 25. 5l». 75. 1">9 )lk. n. 5. v .* 1V»i8«n>imi88li'»88v 34. K.. HH «— 44 «I8enlirui88ti'»88k 34. (i108808 I-gA'k>r von ^i6lt1lo!4<Ul uluütlllk Kttt'ull'ltzk Üüinvnltlllo. — 1it;^6lluü88i^6 ^ortziinltidtc! l^julLiuf«! und ^Iodo8tucIi6n in Ijorliu, 1 rn!8, ^Vjgu Sir. 124. Kpiegel: Verbot des Gctrcideterminhandels. GerichtSverliandlungen. II Internationale Garienbau-Aussiellilna. Oster-Reiseprüsnngen. I Mnsikauffülirniig des Wagner-Vereins. Lotterie-Liste. Mutkmußliche Witterung. 'Wenig Besserung. Dienstag, L. Mai. Politisches. Tic agrarische Bewegung hat im Reichstage einen groben sieg davongetragen. Tenn in der Hauptsache ist cs den nner- nndlich klüftige» Agitationen der Führer und Vertreter der land- rnrthschastlichen Interessen zu danken, daß das Verbot des bvrsen- »äßigen Dcrminhandclö in Getreide mit der überwältigenden Mehrheit von 200 gegen 39 Stimmen angenommen wurde und )aS Zustandekommen der ganzen Börscnvorlage, die jetzt noch der uittcn Lesung bedarf, als gesichert gelten kan». Ter glänzende Lieg war überraschend. Man hatte noch kurz vor der entscheiden den Abstimmung nur ans eine kleine Mehrheit für das Verbot wS Getrridctciminhandcls gerechnet. In der Vorscnlommission vor der Antrag in der eiste» Leimig zwar mit I I gegenStimmen ingenaininen. in der zweiten Lesung aber mit ll gegen 10 Stimmen ibgclebnt worden. AustMig war die Einstimmigkeit, niit der so- vohl das Ecntrum wie die Rationalllberalc» für das Verbot cin- raten. Bis znr letzten Stunde gab es in beiden Fraktionen noch schwankende Elemente: zweifellos Hai ans diese die Energie be stimmend gewirkt, mit der die Agrarier die Schädlichkeit des Börsen- icrminhnndels mit Getreide zum allgemeinen Bewußtsein gebracht haben Bennigsen gab dies auch zu. indem er erklärte: Wenn die gciammte Landwirthschaft —auch die Kreise. die in ihren agrarischen Bestrebungen nicht bis zum Antrag Kanitz gehen — erwartet, daß die Aufhebung des Tcrminhandcls keine Nachtherle, sondern Vor- thcile für die Landwirthschaft haben wird, so muß man doch sagen: diese Kreise werden ihre eigenen Chancen wohl am besten benrtheilen können. Auch für die geschlossene Stellungnahme des Ecntrnms war «ne Erwägung entscheidend, daß die Schäden des bestehenden Bvrsenternnnhandels in Getreide viel größer sind als die möglichen Gcsahrcn, die mit der Aushebung desselben verbunden sein können. Ter ultrninviitanc Abgeordnete Bachem gab der Ucbcrzeiignng «einer Partei Ausdruck, daß der weitaus größte Theil des Tcriuin- landels rin Unfug sei, der abgesckas't werden müsse, selbst wenn ^ uan den erheblich kleineren Theil des e erarinhandels mit obschncide. Wenn auch die Befürchtung vor der agrarischen Fronde in den eigenen Reihe» an? die Haltung des Eentrums nicht ohne Einiluß redlichen sein mag. >0 wird man doch zngcbcn »lüssen. daß cs ück>t bloße Schlagwvrte. sondern durchschlagcndc Gründe dcrUcbcr- ;engii»g waren, die der genannte Ecntrumssührcr für das Verbot zeltend machte. Tic meiste» Geschäfte iin Börsentcrininhandcl, shrte er aus, sind nicht zur Befriedigung eines volkswirthschast lüden Bedürfnisses bestimmt, sondern dienen dem reinen Spekula- ü'iisbedürsnib: sic dienen nicht dcni Ausgleich zwischen Angebot iiid Nachstagc. sondern haben die Tendenz. Geld zn verdienen, rste treibende Tendenz ist ein möglichst rasch und möglichst stark chwankender Preis und das führt zur Anwendung von illoyalen Nittel» bei der Hausse- und Baissebewegnng, und gerade die Bei- vicle, die da bezüglich einiger Spetnlationssirmcn vorlicgen, «aben in hohem Grade den Unwillen nicht nur der deutschen Aindwirthschast, sondern auch anderer weiter Kreise des deutschen Lölkes erregt. Konsumenten und Produzenten, soweit sie sich auf dem Boden des reellen Geschäftes bewegen wollen, haben ein Interesse daran, daß die Preise möglichst geringen Schwankungen unterliegen, und ein möglichst stabiler Preis ist der Lebensnerv für das legitime Geschäft. Der erste Krebsschaden des Tcrminhandcls liegt darin, daß der Preis der reellen Waare sich noch deni der unreellen Waare richten muß. Der zweite Krebsschaden ist der Handel mit dem sog. Papierweizen. Wenn mit Massen billigen Getreides spckulirt wird, die unser Herrgott gar nicht hat wachsen lassen, so liegt darin eine unrichtige Vermehrung des Angebots- Bachem wies darauf hin. daß auch die Vertreter der industriellen nnd städtischen Kreise, welche dir Interessen der Konsumenten zu vertreten gewillt sind, dem Verbote des Tcrminhandcls zustimmen können. Meine beiden Freunde Fuchs nnd Schwarz, sagte er. die den Antrag ans Beseitigung des Tcrminhandcls gestellt haben, sind Männer ohne Ar nnd Halm, Elfterer ist Knnsmann, Letzterer Amlsgeri'chtSrnth, sic sind also einseitig agrarischer Tendenzen un verdächtig. ES handelt sich eben hierbei, wie auch Gras Kanitz richtig bemerkte, nicht bloS um die Interessen der Landwirthschaft. sondern uni die Beseitigung eines offenkundigen Mißstandcs, der im ganzen Volksleben die allcrtranrigste Wirkung ausübt. Ein größerer Hamburger Gctreidehändler sagte in der Börsencnguöte- Kommission: Ich bin wiederholt an lebhaften Kündignngstagen an der Berliner Börse gewesen und kann nur sagen: ich habe in meinen jugendlichen Tagen KriegStänzc von Wilden mit angesehen und angchört, aber das. was ich in der Wildniß erlebt habe, kam mir vor wie ein sanfter Zephyrhauch gegen das. was ich in dem Kün- digungSzimmer gehört habe. Es war ein Getöse und ein Getobe, als wenn fünfhundert Tollhäusler losgelassen worden wären, so daß ich mir sagte: es ist eine Schmach für die Börse, einen solchen Zustand zu dulden. Für die Erhaltung des GetreideterminhandelS haben nur die Sozialdemokratie und der Freisinn gestimmt, die ja von jeher in natürlicher Bundesgenossenschaft für Alles eintreten, was die In teressen der Börsenjobberei und des Iudenthum« berührt. Gegen über dieser Minorität wird hoffentlich die selten erlebte Einmüthig- keit aller übrigen Parteien des Reichstages ans die verbündeten Regierungen einen entscheidenden Eindruck machen. Ließ sich doch schon im Verlause der zweiten Lesung der Börsenvorlage ein Um- schwuna in den Anschauungen der Regierungsvertr. tc wahr nehmen. In dem Kommiisionsbericht war noch über die Stellung der Regierung gesagt' „Gegen ein Verbot des Terminhandels in Getreide und Mühlcnfabrikatcn durch das Gesetz selbst müßten die verbündeten 'Regierungen entschieden Stellung nehmen, ein solches Verbot sei bisher auch kaum von einem Vertreter der Landwirth- schaft nnd der Müllerei gefordert worden. Lediglich durch den Terminhnndel sei es möglich, die Bedürfnisse derjenigen Staaten, welche wie Deutschland weniger Getreide vroduzirten. als sic brauchten, zn befriedigen, nnd habe der Tcrminhandcl bisher seinen Zweck, den Vorrath und den Bedarf der einzelnen Staaten anszu- gleichen, in durchaus angcmejjrncr Weise erfüllt. Auch die Land- wirthschast hätte ein erhebliches Interesse »n dem börscnmäßigen Terminhandcl." Weit weniger entschieden lauteten dagegen ichon die Aenßerungc» des preußischen Handclsministers in dcr TonncrStags- sitzung des Reichstages. Tic verbündeten Regierungen, sagte Herr v. Berlepsch, stehen aus dem Standpunkte, daß der Terminhondel, wie er sich jetzt an der Börse zeigt, mit den Bedürfnissen der Produktion nnd der Konsumtion im Widerspruch steht. Er erinnerte an den Fall Eohn-Rosenberg, wo es dieser Finna, trotz vorhandener Stimmung für Hausse gelang, eine Baisse hcrbeizusühren und den Preisstand des Roggens an der Berliner Börse nnverhältnißmäßig hcruntrrdrücktc. Zun, Schluß versicherte der preußische Minister, daß der Bundcsralh nicht aus dem Standpunkte siebe, daß die Frage des Verbots des Tcrminhandels niemals aufgeworfen werden könne, vielmehr werde er. sobald klar gestellt sei. daß das Verbot des Terminhandels der Landwirthschaft mehr Schaden als Nutzen bringe, auch seinerseits nicht Anstand nehmen, das Verbot auszrr- sprechen. Nach der „Post" soll kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß Preußen nnd Bayern im Bnndesrath für das Verbot des Tcrminhandels stimmen werden. Beide Staaten verfügen schon über 2-1 Stimmen: die Mehrheit erfordert 30 Stimmen. Da vormrSsichtlich auch die üb-'g-'«! Einzclstaatcn, mit Ausnahme von Baden nnd den drei Hausest, -len. sich für das Becher entscheiden werden, so darf wohl mit Li 'erheit angcnoimucu ».'erden, daß der Bnndesrath mit einer verhätluißmäßig ebenso großen Mehrheit wie der Reichstag das Verbot nussprcchcn wird. Aernschrtib- »nd Ferusprech-Berichte vom I. Mai. Berlin. Rcichst a a Abg. Stadthagcu (svz.i beg ründct die Interpellation wegen Verhaftung des Adg. Pncö in Mül hausen i. E. Tic Frage gellt dahin, ob der Reichskanzler geneigt sei. gegen die Beamten, welche dergestalt Artikel 31 der Ncichs- versaisiing verletzt habe», die strafrechtliche Verfolgung zn ver anlassen. Tic betreffenden Beamten seien dringend verdächtig, bewußt rechtswidrig gehandelt zn haben. Tic Flugblätter, derent wegen die Verhaftung erfolgte, seien ganz harmlos. - Staats sekretär Niebcrding: Das betreffende Flugblatl enthielt die Worte: „Tic Armnth sei durch das Gesetz für eine Schande erklärt". Damit werde das Gesetz verächtlich gemacht. Es erfolgte daher die Beschlagnahme und zu diesem Heimse Haussuchung, auch bei Buck: bei diesem saiidcn sich die Flugblätter nicht mehr vor, weil Bried das vor wenig Stunden zur Beschlagnahme bestimmte Material durch Beiseilcschaffung entzogen hatte. Darin erblickte die Staatsanwaltschaft eine Verletzung des 2 137 des Strafgesetz buches Tie Verhaftung erfolgte ans frischer That nnd in der Besorgnis;. Pueb könne, wenn er in Freiheit bleibe, die frischen Spuren der That verwische». Nachdem auf Andeutungen Biieb's hin das beschlagnahmte Material acfrmden war, erfolgte die Frei lassung. Die Verhaftung hat sich vollzogen in immitrelbarem Anschluß an die Strasthat. ist aho unter Beachtung des Ver- sas)linasartikr!s vor sich gegangen: sie ist a»ch innerhalb einer Zeit vor sich gegangen, innerhalb welcher die Verhaftung ohne Zustimmung des Reichstags erfolgen darf. Tamit ist die erste Frage des Interpellanten mit Nein zn beanttvoctcn. Zweitens ist aber der Reichskanzler nicht kompetent. Beanite eines EinzclstaateS zu rektisizrren. Es ist das Sache der Landesbehörden. Sollten irgendwelche Verstöße einzelstaatlicher Beamten Vorkommen, so hat doch der Reichskanzler zunächst keine Veranlassung, sich mit der Sache zn befassen Ich glaube auch, das hohe Haus wird nicht geneigt sein, in eine Erörterung des Verhaltens der Beamten der «staatsanwaltichast cinzutrelcn, w lange nicht die Aufsichtsbehörden ihr Urtheil gesprochen haben. — Abg. Lenzmann > Freist Bv >: Es sei hier gefehlt worden nicht nur gegen den Sozialdemokraten Bucb. nicht nur gegen den Elsässer Bueb. sondern auch gegen den Retchs- tagsnbgcordiicten Vneb Dos dürfe sich der Reichstag nicht ge fallen lasse». Wenn die Verletzung der Majestät des anderen ge setzgebenden Faktors durch entehrende Strafe geahndet werde, so müsse auch die Majestät des Reichstages gebührend gewahrt wer den. Selbst wenn Art. 31 der Verfassung nicht in Frage käme, wäre die Verhaftung doch nngesetzlich, denn die Voraussetzungen snr eine Verhaftung. Fluchtverdacht und Verdunkelung, hätten nicht Vorgelegen. Thatiächlich sei die Verhaftung nicht erfolgt, um die zukünftige Strafverfolgung zu sichern, fondcr» uni die Broschüre u. i. w. hcrauszubekommcn, um also Bueb zu einer Handlung zu nöthiaen. zu der er gesetzlich nicht verpflichtet war. Es sei also in der That Mißbrauch mit Art. 3t getrieben worden. Dem zweiten Theil der Interpellation, betreffend Eingreifen des Reichskanzlers, schließe er sich jedoch nicht an. Vielleicht solle Bueb den Staats anwalt und den Polizeibeamten bei der Staatsanwaltschaft in Mülhausen denunziren und den Bescheid, den er dann erhalte, dein Reichstage mittheilen. — Staatssekretär Nieberding: Wenn der ^err 'Reichskanzler das Bewußtsein gehabt Hütte, daß hier eine Zersasstingsverletzung vorlieae. so würde derselbe» nicht gezögert oben, dies auSzusprechen, ober eine solche liege nicht vor. — Abg. lieber (Centr.): Wir wollen die Immunität der Abgeordneten nicht weiter onsdehncn. wollen uns dieselbe aber auch nicht nm ein Iota verkümmern lassen, deshalb ist diese Sache auch für uns wichtig genug, uni sie z» erörtern. Ich glaube, daß Herrn Bueb das Be wußtsein der Beschlagnahme nicht zweifelsfrei von den Behörden beigebracht worden ist: aber auch davon abgesehen, so liegt doch eine mittelbare Verletzung des Art. 3l fraaclos insofern vor. als die Voraussetzungen für die Verhaftung Überhaupt nicht Vor gelegen haben. Von Fluchtverdacht zu sprechen wäre lächerlich, aber auch eine Verdunkelung war ausgeschlossen, denn nachdem Bueb sich als Verfasser und Verbreiter de« Flugblattes bekannt hatte, konnte von einem Verwischen von Spuren gar nicht die Rede sein. Wie also die Verhaftung an sich nngesetzlich war, so ist sie a»ch. wett sie einen Abgeordneten betraf, eine Versossungs- verletzung Dafür halten wir uns an den Herrn Reichskanzler. weil er der einzige unS Verantwortliche ist. — Abg Nickert iFreii. Ver.i spricht im gleichen Sinne. Wie tann man in den Worten des Flugblattes über die Armnth eine Verächtlichmachung von Stantseinrichtiingen sehen. Wir sind ganz andere Kost gewöhn! in den Flngvlüttern der Antisemiten und in denen deS Bundes der Landwirthe. — Abg. v. Stumm iRrichsp.) hält es snr rat!» sam, das Ergebniß der Untersuchung abzuwarten. Eine Veychlag nähme habe thatiächlich stattgestinden. Tic Abgeordneten sollten nur selber die Gesetze beobachten. «Zurufe links: Tucll h In, Nebligen hätten die Sozialdemokraten, welche selbst die Auioritäl der Gesetze nicht achteten, nm allerwenigsten Grund, sich über die Verletzung der Verfassung ihnen gegenüber zn beschweren. — 'Abg Bueb (soz.) sucht unter näheren! Eingehen aut den Thntbcsta».- darzulegen. daß von seiner Seile Anlaß zu der Verhaftung nicht gegeben worden sei. Wäre wirtlich eine Veichlagnabme crsvlgl ge wesen, wie wäre er dann dazu gekommen, den ganzen Tag bei den Behörden hcrumzulcuiscn. um die Kolportage-Erlaubnis; nachzn- snchen. man hätte ihm doch alsdann einfach geantwortet: Machen Sic sich doch leine Umstände. Ihre .Vtngbläktcr sind ja beschlag nahmt. Nach seiner Verhaftung habe er an Las Rcichstngspräsi- diuni und an Bebel tclcaraphirt und mit eigener Hand ge'chncbcn: „Uriache unbekannt." Weshalb sei ihm nicht wenigstens du sofort von dem Polizcikommissar der Grund angezebcii worden. Erst später habe ihm der Kommissar gesagt: „Jetzt will ich Ihnen den Grund nngeben." Und da habe er «Biieb, natürlich den Ort ge nannt, wo sich die Flugblätter bcsandcn. Redner schließt, daß er bei den höheren Instanzen Beschwerde einleaen werde. — Staats sekretär Niebcrding äntzert hierüber seine Befriedigung, da dann die Widersprüche aufgeklärt werden würden, was hier in dieiem .Hanse nicht geschehen könne. — Aba. Bebel (sozI erhebt gegen den Staatssekretär Nieberding den Vorwurf, derselbe habe sich nicht auf einen unparteiischen Standpunkt gestellt, sonst hätte er sich nicht ans die Darstellung Stadthagen'S, welche sich aus die Ausführungen Vneb's selbst stützte, in dieser Weise Nutzern und den Aussagen untergeordneter Polizciorgane so viel Glauben schenken können. — Abg. Lieber iCentr.) meint, daß ictzt sogar aus, daß der Reichstag für die Entscheidung des Thatbestandes nicht kompetent sei. — Damit ist die Besprechung beendet. Es folgt die l. Lesung der Vorlage betreffend den Abaadentaris für den Nordostseckanal (Verlängerung der bundesräthlichcn Befugniß bis September 1899). — Abg. Hammacher (nt.) wünscht eine Herabsetzung der Gebühren für grötzerc Schisse und die Gestattung schnellerer Fahrt. — Geh. Ratb Ionauiccs giebk zn, daß nnr ein einziges Schiff, das im letzten Monat dm Kanal befahren, mehr als «M Regillertonnen gehabt habe. Eine Erhöhung der Fahrt- geichwiiidigtcit von lO auf 12 Kilometer pro Stunde fei beabsich tigt: eine endgiltigc Feststellung des Tarifs sei erst nach weiteren Erfahrungen möglich. — Abg. Molkenbuyr (soz.) wünscht vor Allen, Herabsetzung des Tarifs für kleine Schisse. — Geh. Rath Jonqilicrs crwicderl, die kleinen Schiffe icien mit dem Tarif bisher - ganz zufrieden gewesen, es würde aber auch künftig auf ihr Interesse Rücksicht genommen. Zunächst icdoch handele cs sich darum, die großen Schiffe durch Gebührenherabsetzung mehr hemnzuziehcii. — Abg. Graf Stollbecg >kons.) fordert, daß. wenn eine Tarifherab- fetzung erfolge, dies nicht einseitig für die großen Schisse geschehe, sondern auch für die kleinen. — Damit schließt die Debatte. Die 2. Lesung folgt demnächst nach. — Morgen: Margarinegesctz. Berlin. Der Kaiser hat gestern die Berliner Kniistausstell- ung eröffnet. Tie Kaiserin und der Fürst von Bulgarien wohnte» dem Ervsfnnngsakte bei. Die Festrede hielt Kultusminister Tr. Bosse. Aus der westlichen Seite des Ausstellungsgebniides befinden sich in drei kleinen Sälen die Bilder der Dresdner Secessionisten. — Gestem Nachmittag empfing der Kaiser den nenernaiinten hie sigen amerikanischen Botschafter Uhl nnd den nencrnanntcn han seatischen Gesandten Dr. Lügmann in Antrirtsandiciiz. Berlin. In parlamentarischen Krenen verlautet, daß in der am Sonnabend stattgesundenen Sitzung des preiißiichen Staats- Ministeriums die Zustimmung zn dem Verbot des Getreidctermtn- handels beschlossen worden sei. — Dem Anträge des Handels- Ministers ans Zurückziehung des Gesetzentwurfs über die Handels kammern wird Folge gegeben. — Dem Landtage wird dcinnächil noch der Entwurf eines Schiltdentilgungsgesctzcs zligchcn. — Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, ist man in dm bethciligtm Kreisen des Hanoclsstaiidcs entschlossen, sich in das Terminregister nicht ein tragen zu lassen, sondern die Termingeschäfte nach wie vor ledig lich aus Treu' und Glauben abzuschließcn, zumal cs nach den Ei örternngen der Kommission und nach einem ncncrcn Erlcimtniß deS Reichsgerichts zwct'elhaft sei. wie weit die «Eintragung der Kontrahenten eines Termingeschäfts diewlbm gegen den Spiel- Einwnnd sichern würde. — Die Ehrcndiplome für die denliche» Aussteller in Chicago sind endlich vor acbt Tage» von New M'rl nach Berlin abgesandt worden: sic dürften daher in den nächsten Tagen den Ausücllcrii ziigehei,. — Tic Berliner Gcwcrbc-Ans stell»»,; war gestern trotz des regnerischen Wetters von 38.009 zahlenden Perionm besucht. — Zur 2. Bcralhnng der 3 Lesung LeS BöriengesetzeS hat Gras Kanitz mit Unterstützung verschiedene, anderer Konservativen folgende Rewlution cingebracht: den Reichs kanzler zu ersuche», mit denjenigen Staaten, in denen ein börscn- mäßiger Terminhandcl in Getreide n»d Mühlcnfabrikatcn besteht, wegen Untersagung dieses Handels in Verhandlungen zn treten und über das Ergebniß dem Reichstage Miltheünng zu machen. Von anderer Seite wird dazu beantragt, daß im Anstand erziclle Urtheilc in Prozessen, die sich aus Tcri»i»ge>chaftrn ergeben, >1» Jnlande nicht vollstreckbar sind. — Zur 2. Berathiing des M>ugl» ine gesetzes hat dieRcformpartei beantragt, daß käscartigc Zubereitungen mit Margarine oder sonstigen nicht ausschließlich von Milch ent stanimendcn Jetten, sowie der Vertrieb von solchen im Jnlande verboten sein sollen Berti». Tie schwarzen Pocken sind ans dem Auswanderer Bahnhofe Ruhlebm bei Spandau, der für alle von Rußland kom menden Auswanderer als Tnrchgangöslation dient, ansgebrocheii. — Der zweite sozialdemokratische Gewerkschaftskongreß ist heute Bormirtag liier eröffnet worden. Anweimd sind olS Vertreter der Eentratverbälide Deutschlands 137 Delegirte, darunter a»ch mehrere Mitglieder des sächsischen Landtages. — Das Abgeordnetenhaus überwies den Antrag aus Vorlegung eines Medlzinalreformgcsetzes an die Bndgctkommission. Halle. Das gciammtc Setzerperfonal des hiesigen sozial demokratischen „VolkSblattcü" ist heute i» einen Streik ciiigetrelcii. weil die Geiwssmschasts-Drnckerci die Zahlung des Lohnes für dm 1. Mai verweigert hatte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite