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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-16
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1877
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Mrschetut tLgUch früh 6'/, Uhr. Urbarst«, >,b -rpebUb» JvhanniSgaffe 3». L»rechft»»»ku icc Rrbactl»,: Borulittags 10-12 Ubr. Nachmittags 4—« Ubr. »rmah«t der für die nüchst- folanute Nummer bestimmten Zierate ,a Wochentagen bis sllhr Nachmittags, an Sonn- uad Festtagen früh bis V.S Uhr. L» de» Filiale» für I,l. Zloaähmr: Otto Klemm, UnivcrfitStsstr. 22. SouiS Lösche, «atharinenstr. I «,v. mir dis '/F Uhr. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgrschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. ««flage 14.VHH. Adoa»e«r«t»»lrt» viertel». 4V.M5, incl. Brmarrlohn 5 Mb. durch die Post bezogen K Mt. Jede einzelne Nummer zo Pf Belegexemplar 10 Pf Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefördenmg ZK Mt Mit Poslbeförderung 4L Ml. Inserate tgesp, BourgeoiSz. 2»Pf Größere Schriften laut unsere» PrriSverzcichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Ueetauien nuler vem NcdarNoasllrtch die Spaltzcile 4» Pf. Inserate sind stets an d. Lrpedtttoa z« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung »-«»«luuusraLtlv oder durch Postvorschuß. X" 1«. Dienstag den 16. Januar 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung Zu Berücksichtigung de-erfahrungSaeinä-im Januar sich austergewöhnlich sieigernde» Berkehr» bet der städtischen Spareasse und im Juteresse einer geregelte» Abfertigung habe« wir beschlossen, die Zeit der Annahme von Gin- Zahlungen «nd Kündigungen sowohl, als die Leistung der Rückzahlungen für de» Monat Januar aus die Zeit von 8 Uhr Morgens htS 2 Uhr RachmittagS zu beschränke« und dringe» diese- mit dem Bemerken zur Kenntutsi de- geehrten PublieumS, dasi diese anSschliesiltch für de« Monat Januar um eine Stunde beschränkte Gxpe dittonSzeit mit dem IS. Januar dieses JahreS eintritt. Für die Monate Februar bis mit December verbleibt eS bei der bisherigen PkxpeditionSzett von 8 Uhr Morgens bi- 8 Uhr Nachmittag-. Leipzig, de« 18. Januar 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. 1di>. «voi'zxt. Mefferschmtdt. Die zu dem Reubau eine- grosie« StallgebäudeS aus dem Postwagenremisen-Grund stück in Leipzig erforderlichen Gisengusiarbeiten und Walzeisenträger sollen tm Wege der schriftlichen Anbietung, unter Vorbehalt der Auöwahl unter den Bietenden, ver dungen werden. Im VorstandSzimmer deS Postamtes I. in Leipzig, am AugustuSplatz, liegen der Vertragsentwurf und die Zeichnungen zur Einsichtnahme auS Daselbst sind auch die AnschlagS- abfchriflen gegen Erstattung der Avschreibegebiihren in Empfang zu nehmen und die PreiSforde- rungen biS spätesten- den 25. Januar d. I abzugeben. Dresden, den 13. Januar 1877. Der Kaiserliche Postbanrath. Zopfs Holzauktion. Mittwoch den 17. Januar 1877 sollen von Vormittags 9 Uhr an i« Forstreviere Burgau auf dem Kahlschlage >« Abtheilung 3la im verschlossenen Holze, hinter dem neuen Schützenhaufe 13V Abraum, und 8S Langhaufe» unter den <m Termine öffentlich au-gehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Kahlschlage hinter dem neuen Schittzenhause. Leipzig, am 28 December 1876. De- Rath» Forstdeputation. Holzauktion. Montag, de« 2S. Januar ». B. sollen von Vormittag- S Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwalkschlage in Abth. 16a und 17» ea. I8V Stück harte starke Abranmhanfen unter den un Termine an Ort und Stelle öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage im sogen. Slreitholze bei Connewitz, unweit der WasierleitungSanlage. Leipzrg. am 12. Januar 1877. DeS Rath- Forstdeputativn. Zu den Stichwahlen. Die vielfache Stimmenzersplitterung macht bei den jetzigen Wahlen in sehr vielen Wahlkreisen engere Wahlen nothwendig. Ihre Zahl ist so groß, daß der Gesammtcharakter deö künftigen ReichStagS wesentlich vom Ausfall dieser engeren Wahlen abhängen wird. Deshalb ersuchen wir unsere politischen Freunde in den Wahlkreisen, wo engere Wahlen vorzunehmen sind, hierdurch aus da- Dringendste, der Wichtigkeit derselben euigedenk zu sem und in jedem Falle Mann für Mann sich an denselben zu bciheiligcn. Wo einer unserer Candidaten zur engeren Wahl kommt, versteht eS sich von selbst, daß alle unsere Parteigenossen an der Wahlurne zu erscheinen «nd unserem Candidaten zuui Siege zn verhelfen haben. Wo aber in der engeren Wabl ein social- d-'mokratischer Candidat einem Conservativen oder / FortschrrttS-Candidaten gegenübersteht, ersuchen wir unsere politischen Freunde, in gleicher Weise sich ausnahmslos zu betheiligen und alle ihre Stimmen aus den dem Socialdemokraten gegen- verstehenden Conservativen oder FortschrittS- Candidaten zu vereinigen. Leipzig, den 14. Januar 1878. Der Vorstand de» Reich-Vereins für Sachsen I)r E Stephani, Vorsitzender. Leipzig, 15. Januar Gestern find im gesammten deutschen Reiche die Ergeb«isse der Wahlen vom 10 Januar amtlich sestgestellt worden. ES sind im Ganzen 397 Wahlen vollzogen worden; biS zur Stunde haben wir aber nur auS 358 Kreisen Kenntniß dom Wahlresnttat. Darunter befinden sich wiederum 65, in denen die Entscheidung nur eine halbe ist und der endgültige AuStrag durch die Stichwahl noch auSstcht. Der Umstand, daß sich in so vielen Kreisen Nachwahlen nöthig machen (im vorigen Mahlgänge gab eS deren 43). spiegelt deutlich die äußerste Erregung und Anspannung wieder, mit der dieSmal die Parteien a»s einander gestoßen sind. Der AuSgang der Stichwahlen, über den sich wenig Sicheres sagen läßt, kann noch sehr wesentlich zur Ergänzung und Verschiebung de- Bilde- beilragen, kaS die bisherigen Ergebnisse und Berichte von der Stärke der Parteien im zukünftigen Reichstage bieten. Endgültig gewählt sind bi- jetzt 95 Nationalliberale und 3 von der Gruppe Löwe, die bekanntlich den Nationalliberalen weit näher steht, als der Fort schritt-Partei. Letztere hat zur Stunde nur über t8 sichere Sitz« zu verfügen; da- Volk, an va ste «ppellirt«, hat demnach ein fast vernichtende- «Nheil über dies« Partei gesprochen. Eine Unzahl von Wahlkreisen wird ihr wohl noch dort zufallen, wo sie in engerer Wahl niit den Socialisien kämpft; die Nationalliberalen werden ihr in solchen Fällen beispringen. Doch ist streng darauf zu achten, daß sie ihrerseits überall SuccurS von den Fortschrittlern erhalten, wo sie inderselbenLagesind. Nächst der nationalen Partei ist wiederum da- kleri kale Centrum am Stärksten vertreten; schon biö jetzt sind 89 Römlinge angcmeldet. Die Socialisien haben 10 definitive Siege erfochten, die Polen 1l, die elsäfser Protestpariei 3. Im Nebrigen aber hat der Elsaß dieSmal eine erfreuliche Schwenkung auS dem Lager der seither dort allein mächtigen Enthaltung-- «nd Protesipolitik in da- der Auto- nomisten gemacht, die nicht gerade reichSfreund- licher, aber auch durcbau« nicht französischer oder klerikaler Gesinnung sind: c- sind 6 solcher Auto nomisten gewäblt, die eine Mitwirkung an den Arbeiten de- Reichstage- nicht von sich weisen werden und daher einer Annäherung an die ReichS- parteien nicht cmS dem Wege gehen können. Freuen wir un- dieses schüchternen, aber immerhin ver heißungsvollen Fortschritte-! Die Ordnung- Parteien werden im Reichstage noch verstärkt «erden durch 27 Freiconservative (deutsche Reichk- partei) und 27 Alt- und Deutsch-Conservative, welche letztere freilich nur selten und ungern Bundesgenossen der nationalen Majorität sei« werden Ob eine solche zu Stande kommt, und zwar eine große, compacte und zuverlässige, daö hängt von dem Ausfall der Stichwahlen ab. Bor diesem ist uns nicht bange, wenn nur die Freunde de-Reiche- überall, und fleißiger als am 10. Januar, ihre Schuldigkeit thun. Wir wiederholen daher den dringenden Ruf an die reich-treuen Wähler derjenigen Kreise, in denen noch Alle- zu gewinnen oder zu v-rlieeen ist. ihre Trägheit abzuthun, keine Müdigkeit vorzuschützen und sich gegen die heranmarschirenden Vorkämpfer der rothen Fahne einmüthig zu sammeln unter dem Banner de- Reiche-. In diesem Zeichen werden sie siegen! Heute, Montag, sollte die Ortentconserenz ihre letzte Sitzung halten; doch ist der Zeiger wieder einmal zurückgeschoben worden Heute soll nur die Schlußausforderung an die Pforte ergehen, zur Antwort will man ihr drei Tage Zeit lassen, obwohl man ziemlich sicher weiß, daß sie auch dann nicht nacbgeben wird. WaS dann, wenn die Pforte ein Eingehen aus die Forde rungen der Mächte ablehnt und einfach aus ihre neue Verfassung verweist? Alle- hängt davon ab, ob Rußland zum Kriege gerüstet ist und ob seine bisherige Friedfertigkeit nicht auS Schwäche, sondern au- Selbstbeherrschung und schlauer Ve, rcckmung hervorgegangen Ist Letztere- der Fall, so beginnt Rußland «un«ehr den Krieg unter den günstigsten Umständen, nachdem alle friedlichen Mittel erschöpft sind; im ersteren Falle fetzt die Pforte ihren Kovf durch und Rußland erleidet eine Niederlage, wie sie kaum größer sein kann. — Wir schließen hieran folgende Nachrichten, die z»r Beleuchtung d«r Lage dienen mögen. Der „Pol. Corr." telegraphirt man au- Konstantinopel: Bei höchst' gespannter Sachlage dauern die osficiösen Pourparler- zwischen den Conserenz-Bevollmächtigten und den Psorten- kreisen fort. Zu einer nochmaligen Eonferenz- Versammlung wird eS jedenfalls kommen; doch ist aus einen Umschwung in den Ansichten und Entschließungen der türkischen Minister kaum mehr zu rechnen. Die Abreise sämmtlicher Bot schafter und Delegirten dürfte kaum vor Freitag erfolgen, da die Entscheidung erst DonnerStag zu gewärtigen ist. Ein förmlicher Abbruch der diplo matischen Beziehungen ist bei dem Umstande, daß sämmtliche Confercnzmächte, einschließlich Ruß lands, Geschäftsträger zurücklassen, nicht in Aussicht. Der „TempS" schreibt über die Abreise der Conferenzmitglieder iin Falle eine- resultat losen Schlusses der Berathungen: Man beschäftigt sich mit den Vorbereitungen zur Abfahrt einiger Conferenzmitgliedcr. Der englische Botschafter Elliot hat seit geraumer Zeit Urlaub, Ignatieff, der an den Augen leidet, hat einen Urlaub, den er benutzen wird, sobald die Conserenzen beendigt sind. Auch die Botschafter Deutschland- und Oesterreichs haben Urlaub erhalten. Nur die Botschafter Frankreichs und Italien-, die jüngst erst in Pari- und Rom waren, werden Konstan- tinopel nicht verlassen, e- sei denn, daß e- zu eine,» vollständigen Bruche kommen sollte. Ein au- Konstantinopel kommende- Telegramm sagt, daß nunmehr auch hervorragende alttürkische Persönlichkeiten an Midhat Pascha sich anfchlirßen, seit sie vo» dessen hartnäckigem Widerstand gegen die Eonferenz-Vorschläge sich zu überzeugen an- gesangen. Diese Mittheilung klingt jetzt plausibel und bestätigt die Ansicht, daß der Großvezier, wenn er sein BersassungS-Experiment stützen und doch da- Mißtrauen der orthodoxen muha- medanischcn Kreise gegen eine so unerhörte Neue rung beschwichtigen will, wenigsten- sich auf dem Gebiete der auswärtigen Politik alttürkifcher ge berden muß. alS der fanatischste Bettelderwisch. Endlich meldet ein Telegramm aus Petersburg unterm 15. d M: In der heutigen (Montag--) Sitzung der Conserenz wird von den Ver tretern der Pforte eine definitive Entscheidung gefordert. Man will jedoch den Vertretern wahr scheinlich noch eine dreitägige Frist zugestehen, um eine solche definitive Entscheidung über die Pro- Positionen der Mächte von ihren Vollmachtgebern c inzuholen. Im Ganzen ist man sich darüber klar, daß die Pforte entschlossen ist, auch dem ge sammten Europa gegenüber jede Concession zu verweigern und aus die Verfassung zu ver weisen, deren Gültigkeit für alle integrirenden Theile deS ottomanischen Reiche- schon von vorn herein eine internationale und nicht von der Pforte allein zu entscheidende Frage ist. — ES heißt, daß mit Ende dieser Woche die Situation der Pforte gegenüber klar gestellt sein wird Unter den Mächten sind bei den bisherigen Berathungen in Konstantinopel keinerlei Zwischenfälle eingetrelen. Die Uebereinstimmung derselben in principieller Beziehung sowie Uber da- formelle Vorgehen der selben, um die Pforte zu einer definitiven Erklä rung zu veranlassen, ist eine vollständige Lageegeschichtliche Aeberfichl. Leipzig. 15. Januar. Die Constituirung der Abtheilungen im preu ßischen Abgeordnetenhause ist erfolgt, und sind in den 7 Abteilungen zu Vorsitzenden und deren Stellvertretern gewählt: 1) Die Abgeord neten Graf Bethusy Huc, Hammacher: 2) Rickert, von Köller; 3) vr. Löwe, vr Lieber; 4) Wachler Breslau.. Petri; 5) Richter (Sangerhauscn), Runge (Elberfeld) ; 6» von Bonin, DeliuS; 7) von Rönne, Stengel. — Die BorstandSwahlen sind ohne große Mühe bewirkt worden; nur in der dritten Abtheilung kam eS zu einem lebhaften Kampfe, welcher mit Verdrängung der National liberalen endete. — Die Wahlprüfungen wurden an der Hand der sorgsamen und übersichtlichen AuSzüge au- den Wahlakten, welche der Bureau Director Geh. Rath Kleinschmidt hatte drucken und vertheilen lassen, am Sonnabend so rascb ge fördert, daß mehr als die Hälfte der Mandate geprüft und die Präsidentenwahl füglich schon hätte stattfinden können. Bezüglich der letzteren besteht die Fortschritt-Partei noch auf Wieder wahl de- vorjährigen Präsidium-, also auch der de- Abg. Hänel Dem widersetzten sich aber die Nationalliberalen Möglich, daß man sic über die Wahl d«S Abg Petri eimgt — UebrigenU st auch au- Berlin ein Protest gegen die Wahl »eS Abg. Eberty im 4. Wahlbezirk eingeganaen, der eine fast komische Seite hat. In einer Vor versau,mlung ist nämlich von einem Wahlmann gesagt worden: „Wir müssen ja Eberty wieder- vählen, der nimmt sich sonst da-Leben." Hierin ieht der Protest eine Wahlbeeinflussung. Die lbtheilung wird dem Hause darüber berichten und dessen Entscheidung anrufen. Wie die Berliner socialdemokratische Presse Uber die dortigen Wahlen denkt, zeigen olaende Aeußerungen der „Berl Freie Presse": Unser Sieg ermuniert zur ferneren THLtigkeit. Unser Princiv bat in Berlin einen Sieg errungen, von welchem die ganze Welt Notiz nehmen wird. Der Sieg des Sociatismus in der Hauptstadt des deutschen Reich««, n der Metropole eines militaristischen Staate- ist eine o bedeutsame Thatsache, daß sich ihre Folgen für den lugenblick gar nicht absehen lassen. In jedem Falle aber ind sie ein Triumph unsrer Sache... vernichtend wie der Blitzstrahl e » morsches Gebäude, so hat der 1V Januar die Berliner „FortschrittS"-Partei getroffen; es war ein Todesstoß, den der Socialisnms dem „Fortschritt" ertheilte, von welchem es keine Erholung, keine Rettung mehr giebt. Und wie wiegte man sich ,n Sicherheit, wie zweifellos erschien im gegnerischen Lager ein „glänzender Sieg", wie entfernt galt die Gefahr einer Niederlage: — so schlummert der Unbedachte am lbgrunde nnd erwacht erst, wenn er in denselben hinein kürzt. Aber daS Faule, das Falsche gehört in den lbgrnnd der Vernichtung und da- Berliner Volk kann ich gratuliren, sich endlich einmal von dem lastenden llpe des „Fortschritts" befreit zu haben. Die Börse rrilich half sich mit einigen Witzeleien über die unbe- ,»gliche Stimmung hinweg Sie meinte, daß eine Hausse für Petroleum unvermeidlich fei und daß, wenn e- ja einmal zu ernsthaften Eieignisien kommen sollte, Ich noch immer eine Biirgerwehr bereit finden würde, um etwa unter dem Eommando des mit seinem be rühmten „Knüppel" ausgerüsteten LaSker die Social demokraten „niederzuschmetteru". Was wird Herr Laster zu diesem strategischen Ehrenposten sagen? Doch die Dinge liegen in der Lhat ernsthaft, »er- teusrlt ernsthaft. Ja. mau hat den Schritt der Arbeit« r- »ataillone gehört, nicht uur der Bob«» der Reich-Haupt- stadt hat unter ihm gedrödnt, auch tm Wupverthale. auch an der Mündung der Elb«, in der mächtigen Handelsstadt, auch in »enem Elb-Athen, m der Stadt der Kunstschätze und der Rentiers, in der gemütblichen Hauptstadt deS Sachsenlandes sind sie in voller Stärke ausmarschirt; von den sächsischen Jndustriebezirken. von den schleSwig'scken Wahlbezirken, in welchen sie ohnehin ihr« starke Anhängerschaft besitzen, ganz zu schweigen. Selbst in der schlesischen Hauptstadt haben tausende und abertausende Socialdrmokraten vor den Wahlurnen gestanden, selbst in den ruhigen Städren Mitteldeutschlands und in Süddeutschland sind lauseuoe «nd abertausende von socialistischen Boten abgegeben worden Es läßt sich heute nicht mehr verbeimlickcn und nicht mehr umschreiben — ein starker Procentsatz der Bevölkerung des deutschen Reiche» huldigt form- Wischen Ideen, lebt und webt in den Utopien der Socialdemokratie. Wer gestern di« Vereinigung der Social- demokraten da draußen, wo es zum Monument des Kreuz bergeS hinaufgeht, einige Aufgebote der „Soc alistcn- Bataillone" am Abend der Wahl auf Tivoli gesehen bat. der konnte immerhin «inen kleinen Vorgeschmack von ihrer Bedeutung und von ihrer Stärke erhalten. Es waren »ach polizeilicher Schätzung nicht weniger als zweiundzwanzigtauscnd Mann dort versammelt, zwe>- iindzwanzigtausend Mann, die Stunden lang ge duldig aus die Mittheilung der Ergebnisse des Wadl- kampfr» harrten uno die dann mit einem wahren Fana tismus. mit Hurrahrufen und mit dem Gesang der Arbeiter-Marseillaise die Resultate der Wahlen, d>« ihnen den Sieg verkündeten, begrüßten. Bis spät m die Nacht hat man in den umliegenden Straßen, hat man ,n den benachbarten Gegenden genug o:rs ü » v», der Lebenskraft der Socialdemokratie Beinab« bi- »um frühen Morgen zogen Schaaren und Trupps, meist fünf- zehn dt- zwanzig Mann zählend, heimwärts, ihrem Trtumphgesühl meist durch Absingnng des socialistischen Kampflied««, eben jener „Arbelter-Marsellaise", Lust «rächend. Nirgends ist es übrigens zu der leisesten Unordnung oder selbst nur zu einer Tarambolage zwischen den heimwärts kehr, nden Socialisien und den behäbigen Wächtern der öffentlichen Sicherheit gekommen. Dir Fortschrittspartei rmd ihre Eentral-Organe gaben sich «ährend dessen einem angenehmen Schlummer bin. Sie glaubten augenscheinlich ihrer Sacke so sicher zu sein, daß sie all dir Ungeschicklichkeiten, welche die Pari ei- führung begangen bat, ruhig ertragen könnten. Selbst zu einer Wahlseststellung an dem Abend des Wahltages hatte man sich nicht aüfgeschwmigen. Freilich ist diesrr angenehme Schlummer am nächsten Morgen bedenk ich gestört worden. Laschheit, Untüchtigkeit und Ungeschick lichkeit sind die mindesten Vorwürfe, welche man gegen die Leitung der FortscknttSpartei erheben kann und motz. Umsonst batte man ihr daS „Schläfst Du, Brutus?" zugerusen — sie schlummerte rubig weiter In Süd deutsch land ist da- Wähler ge bv,ß ein sehr verschiedenartige- gewesen. Während m Bayern und Baden da- Resultat ganz nach Wunsch ausgefallen ist, bat die nationalliberale Partei in Württemberg leider bedeutende Ver luste zu verzeichnen Von den 8 bis 9 national- liberalen Abgeordneten, welche Württemberg i» den letzten Reicb-tag entsandte, scheinen , ur 2 wiederzukehren; die Sitz« der Uebrigen sind av die Volk-Partei, daS Centrum und den Regieruna« partieulari-muS verloren gegangen Daß Resultat ist ermöglicht worden, indem die Regierung mit der Volk-Partei Hand in Hand cstng Da»
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