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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187702203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-20
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1877
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17»—18»^, ^7-177 ^ 1« dq « vr. iß«, !—»i» > »q. « S»M»- I» >«» 17—t?4 M. «. vr ch. 14« dis -ix^d« n«ch Oll,- >45 u« 16« bt- » vr.. »« l—r« ^k. -14« ^ «r X de» l^o b«, e K«ß uu- P« Febr - l»c» w«H -SS ^ d«j «was sestrr. M «r. o« !r. 1 2S dv ro ^r. »M r« ^ xo -.50 b'4 loco rr bis rrrcdt oou ometrr früh der deffercn r Weizen » »k Preis-' V«r Begehr »er Lrrmiu- »msutz »on «ertlldnte« l,»r Stelle anch auf Xdehnuog «mH etwas » ,l« au» » die Preise gestern. — , uad der Spirit» s mjogen — -<d Quak- ab Bahr- l de.»., per Zun, - Jul, zungSpre-r ^ .rach — r«s — 165 ^ bischer 1.5 rr ^ de,.. Ipril M.v iür ^r t-tztt. «t » Ourlicä — QnalitSr — 155 ^ — 163 — >63 rzrhlt p:c V, «A oez.. NdigUNg!- > no ch ^l. neu», ilter Mil cher — > ,M llach « luch do Rr > 25,60 b r ^1. «ler rbl >)tr. - Februa. >rU — ^ Xai - In, hlt. S:?. I, Rüdser, » ^1, m< . Februac- Ä 7» bi« -72.8 Zaui-Jul! -67.7 »lt. »ek F. » SS Februar- - ^1 brz. I» »Lu. 1 S«.2 ^ Februar pr. April- 56,4 bis be,. . August, -r. »iu. 16. >t«n .Algeria" m Boston Örschetvt tSgttch frich S'', Uhr. Leloctto» aot Erpeditts» IoherrmtSgaff« 33. S^echßll,»», »er »klarst»»: UormrUaq» 10—17 Uhr. kachmitrag« 4—« Uhr. olnnndnrr der für Vir nächst» t»1«ende «Normer destimmtr« /jxrleratr an Wochenlasten bi« -Utzr Nachmittags. an Sonu- «d Festtagen früh bi« '/,9 Uhr. p« »raFtlialr, für Jos. Aamch»«: Stt» »lemm. UmverfitätSstr. 77, »««« d-iche,»itharmenstr. 1», p. unr bi« '/L Nür. Orzan für Politik, Localgkschichte, Handels- und GcschästSdcrkehr. I5.»00. Adoo,e»e»l»prrt» viertelt. 4»/-Ml, incl. Brmqerlvhn 5 Mt., dunh die Post bezöge« 6 Mk. Jede einzelne Stummer 36 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Vebühren für Extrabeilagen ohne Postbefvrderuug 36 Mk. Mit Postbefvrderuug 4L Mk- Inserate taesp BourgeoiSz. 2V Pf. Grüßrre lschnften taut unserem PreiSverzeichnist. — Tabellarisch« Satz nach höherem Tarif, »rclamr« »«ln drm Lrdacttowchrtch die «Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lrpttltteii zu seudeu. — Rabatt wird »ist t gegebeu. Zahlung pr»vl»lliil«r»i.^a oder durch Postvorschuß. W 51. Dienstag den 20. Februar 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Da in Folge der laut unserer Bekanntmachung vom 14. dS. Mts. getroffenen Maßregeln zur Verhütung der dTtnderpest der Austrieb von Wiederkäuern ans dem Pfaffendorser Viehhose sich erheblich vermindert bat, weil derartiges Vieh häufig nach Eintreffen in hiesiger Stadt unmittelbar nach den einzelnen Schlachthäusern gebracht, hierdurch aber der Controle entzogen wird, und da außerdem eine Abänderung der jetzt vorgeschriebenen Schlachtstunden sich erforderlich gemacht hat, so verfügen wir bierdurcb Folgendes: 1) DaS Tchlachite« vo« Ri«d«r«, Kälbern, Schafen «nd Ziegen in Prt- vathäuser« ist bis anf Weiteres verboten. 2) Rinder (Großvieh) dürfen nur im Schlachlhofe und im Nothschlachthause des Pfaffen dorser Hofes, Kälber, Schafe und Ziegen nur im Pfaffendorser Hose geschlachtet werden. 3) Montags und FreitagS Vormittags, sowie Sonntags darf nicht geschlachtet werden. 4) Die Schlachtstunden sind (im Schlachthofe) DienStagS, Miitwochs, Donnerstags und Sonnabends Vormittags von 9 biS 12 Uhr, sowie Nachmittags am Sonnabend von r/,4 bis i/»8 Uhr, an den übrigen Wochentagen von 2 bis 6 Uhr; in» Pfaffenborfer Hofe: Dienstags, Mittwochs. Donnerstags und Sonnabends Vormittags von 9 biS 12 Uhr und an allen Wochentagen von 2 bis 7 Uhr Nachmittags. 5) Zuwiderhandlungen werden nach tz. 328 deS Strafgesetzbuches mit Gefängnißsirafe biS zu zwei Jahren geahndet. Leipzig, am 19. Februar 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ur. Reichel. Bekanntmachung. Die für den Neubau der höheren Bürgerschule für Mädchen am Schletterplatz erforderlichen Kle«pner», Schieferdecker-, Glafer-, Tischler-, Schlöffe»», sowie Maler- und A«, ftretcher-Arbeite« sollen in Accord vergeben werben. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gesonnen find, wollen die Bedingungen n. b«i den Herren Architekten Boesenberg und Häckel hier, Elsterstraße 5, ll, entnehmen und ihre Angebote mit den entnommenen Schriftstücken versiegelt und unterschrieben, sowie mit der Bezeich. nung „Klempner- oder Schieferdecker- rc. Arbeiten für den Neubau der höheren Mädchenschule betr." versehe,,, spätestens bi- zum 1. März d. I. Rach«tttagS S Uhr a»f unserem Bauamte abgeben. AuSwahl unter den Bewerbern, sowie jede andere Entschließung behalten wir un- vor, e- vleiben jedoch die Herren Bewerber an ihre Angebote so lange gebunden, bi- sie derselben ausdrücklich entlasten worden sind. Leipzig, den 16. Februar 1877. Der Rath -er Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Wilisch, Resdr. Bekanntmachung. Mit der durch General Verordnung der König!. KreiShauptmannschast zu Leipzig die Einführung einer regelmäßigen Ueberwacdung der Nindviehbeftände betr., vom 1k. Februar 1877 angeordneten allgemeinen sorgfältige« Ueberwach««a -er Rt«-viehbeffä«-< ist für den Stadtbezirk Leipzig Herr BezirkSthterarzt -*i7ii«t»«i» hier beauftragt worden. Derselbe bez. besten Stellvertreter wird demgemäß m,„besten- allwöchentlich Revisionen der hiesigen Rindviehbestände vornehmen und ist besten Anordnungen auf da- Strengste nachzugehen. Um eine gehörige Ueberwachung der wechselnden Viehbestände zu ermöglichen, haben die Händler und Besitzer von Rindvieh — gleichviel ob Nutz» oder Schlachtvieh —, insofern sie dasselbe nicht auf den Pfaffendorser Viehhof austreibcn oder überhaupt hier nicht einstellen, unverzüglich und binnen 24 Stunden, thunlichst aber schon vorher, von dem Einbringen teS neueingeführten Rindvieh- unter Angabe der Stückzahl, des UrsprungSorlS und de- Standorts bei unserer RathSwache Anzeige zu erstatten. Rindvieh, welche- hier eingestellt wird, darf weder weilerveräußert noch geschlachtet werden, bevor eS von dem bestellten Herrn Viehrevisor oder besten Stellvertreter untersucht worden ist. Zuwiderhandlungen biergegen werden, insoweit nicht die gesetzlichen Strafen in Anwendung zu bringen sind, mit Gel-ffrafe biS zu LSV oder entsprechender Haft geahndet werden. Bezüglich des im Pfaffendorser Viehhofe eingebrachten BieheS beivendet eS bei den deshalb an- ordneten Maßregeln Leipzig, am 17. Februar 1877. Der Rath -er Sta-t Leipzig. 1^. Georgi. ^.Reichel. Bekanntmachung. Die Anfuhr von 4000 Cubikm. Bruchsteinknack auS dem Steinbruch zu GraSdorf zur Unter haltung der mocadamisirten städtischen Straßen und Ehauffeen im Jahre 1877 soll an den Min- destsordernden vergeben werden. Hieraus Reflectirende haben ihre Forderungen biS zum 3 März d. I. Abend- 6 Uhr auf der städtischen Marstall-Expedition im alten IohannishoSpilal niederzulegen, wo auch die näheren Be dingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 17. Februar 1877. DeS Rath- Straffend««-Dep«tatia«. Bekanntmachung. Aus der Qnaistraße entlang der alten Elster von der Frankfurter Straße biS zur Kregestraße find 541 l^Meter Pflaster von bossirten Steinen zu den Straßenüber^^^und Fuß- 2484 mMrter Bruchsteinpflaster zu der Fahrbahn d neu herzustellen. Die hierbei erforderlichen Steinsetzerarbeiten sollen im Wege der Submission vergeben werden und haben darauf Reflectirende ihre Offerten bi- zum 28 d. M. Abends 6 Uhr versiegelt bei der Marstall-Expedition niederzulegen, wo auch die näheren Bedingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 7. Februar 1877. DeS RathS Straffe«ba«-Dep«tatio«. Leipzig« l9. Februar. Wir erwähnten bereits eineS Artikels der „Preußischen Jahrbücher" auS der Feder Heinrich v Treitschke'S, der sich über das allgemeine Wahlrecht und die politischen Verhält nisse in Deutschland nach den letzten Wahlen äußert. Es verlobnt sich, aus die Ge danken des berühmten Historikers eingehender zurückzukommen. Die Mehrheit deS Haufe- (sagt Treitschke) bleibt der Regierung, wenn sie ihren Gang einhält, nach wie vor gesichert Auch die Mehrheit der Nation hat sich der Politik de- Reichskanzlers nicht entfremdet. Ohne Leichtsinn darf man behaupten, daß der weitaus größte Theil jener Gedankenlosen, die sich diesmal den Gang zur Wahlurne ersparten, der bestehenden Ordnung zum Mindesten nicht feindlich gesinnt ist. Doch wer darf mit so bequemen Trost gründen hinweggehen über alle die beschämenden Zeichen politischer Unreife, welche dieser Wahl kampf an den Tag gebracht hat? Ueberall eine bedenkliche Zunahme verstimmter oder feindseliger Minderheiten, fast überall ein trostloscs Durchein ander von drei. vier, sechs Parteien, und nur selten jener feste rüstige Pflichteifer aller guten Bürger, dessen wir bedürfen, um unfern jungen Staat in einer Welt von Femden aufrecht zu halten. Die Macht de- deutschen Reiches ist der wirthschaftlichen Ent wickelung und leider auch der politischen Bildung unsere- Volke- um eine weite Strecke vorauS- gerilt. Wir hpben binnen wenigen Jahren die uralte Sehnsucht der Nation über alleS Hoffen hinaus erfüllt gesehen, wir danken dem neuen Reiche ein nie zuvor erreichte- Maß von nationaler Macht und Einheit und die Sicherung de- Welt frieden- unter den schwierigsten Umständen, wir danken ihm den erfolgreichen Kamps gegen die Uebergriffe der römischen Kirche und die Bollendunc der Stein - Hardenberg'scheu Gesetze, wir tragen die verhältnißmäßig niedrigste Steuerlast unter allen großen Mächtcn und genießen einer so schrankenlosen Freiheit in Schrift und Rede, in Haut und Wirlhfchast. wie sie anderen Völkern immer erst nach längst ausgetragenen Partei kämpfen, niemals in den Anfängen eine- noch unfertigen versaffungSledenS zu Theil wurde. Und angesichts dieser Politik, welche die alten Forderungen der Opposition- Programme Schritt für Schritt verwirklicht, nimmt die Verstimmung der Nation unleugbar zu. Eine Masse gehässiger Anklagen durchschwirrt die Lust ; jener Aneg Aller gegen Alle der unserem Vaterlande so viele Jahrhunderte der Schande und der Obnmacht brachte, droht wieder über die öffentliche Meinung hereinzubrecheu In etwa 22 Proc. der Wahl kreise ist seit drei Jahren d,e Mehrheit umge- schlagen; zablreiche Stichwahlen bekunden den Zer fall de- Partrileben- Ungescheut wie in den traurigsten Tagen deS alten ReichcS giebt der Par- iiculanSmuS wieder die Losung auS: „waS dem R.lche zugeht, wird unserer Freiheit genommen." Wer unseren Nachbarn grollt, weil sie das deutsche Reich oft so wunderlich verkennen, der durch mustere nur die zweihundertfünfzig Zeitungen der Capläne, die Hofblätter der kleinen Residenzen, die verschiedenen gewaschenen und ungewaschenen Organe kaltgestcllter Staatsmänner, die Sumpf pflanzen der Revolverpresse, die gefammte Journa listik der Fortschritt-Partei und der Socialdemo- kratie, endlich — Ia8t not Ie»8t — sämmtliche Zeitungen unserer so fröhlich auf den Höhen der politischen Bildung einherschreitenden Weltstadt, mit AuSnahme der vier oder fünf verständigen, und entwerfe sich nach dieser Belehrung ein Bild von seinem Vaterlande, wie eS so daliegt, geknebelt an Händen und Füßen, ein Sclave deS weißen Czaren, erdrückt von Steuern, auS- gesogen von jüdischen Ministern. Dürfen wir den Fremden zürnen, wenn sie für unser Land nicht mehr Pietät und Achtung übrig baden alS seine eigenen Söhne ? Woher diese krankhafte Mißstimmung? Ihr letzter Grund liegt unzweifelhaft in den Leiden unserer VolkS- wirthschast. Wir haben einen ungeheuren Krieg geführt und zu dem SiegeSruhm und den wieder- gewonnenen alten Grenzlanden auch eine gewaltige Geldentschäbigung gewonnen. Die fünf Milliarden gingen darauf, um die baaren Ariegskosten zu decken, die Jnvaliven zu versorgen, daS Heer und die neuen Grenzseflungen wieder in kriegSlüchtigen Stand zusetzen. Der geringe Ueberschuß bildete nat irr- lich nur einen verschwindenden Bruchtheil der uner- meglichenVerlustean Capital undArbeitSkrost, welche der Krieg herbeigesührt, und heute begreift jedes Kind, daß Deutschland nach dem Kampfe noth- wendig ärmer sein mußte al» vorher. Ander- dachte die Nation im Rausche de- Siege-. Jene sieberische Erregung, die nach großen Daseins kämpfen stet- noch eine Zeit lang nachzuzittern pflegt, zeigte sich nicht, wie nach den Freiheits kriegen, in der Prahlerei teutonischen Jugend- mutbe-, sondern in grenzenlosem wirthschaftlichen Leichtsinn. Man ließ sich nicht genüg-n an der wunderbaren Scbicksal-aunst, die einen Theil der Kosten einer grandiosen Revolution aus die Schultern der Besiegten abgewälzt batte; man wähnte durch den Krieg bereichert zu sein und dachte mit einem Satze den wetten Borsprung vielhundert jährigen ungestörten Wohlstand«- den Westeuropa vor unS voraus bat, plötzlich ausgeglichen ES kamen die wüsten Tage de- Börsenschwindel- und der Streike; die Ehrlichkeit der Unternehmer und die Leistungen der Arbeiter sanken in demselben Maße nie die Ansprüche Beider stiegen, die Arbeitermasse begann zu verwildern und der Leichtsinn der Fabrikanten setzte übermlllhigen Forderungen nur schwächlichen Widerstand entgegen. AlS nun der unvermeioliche Rückschlag erfolgte und seine ver- beerenden Wirkungen noch durch eine lang anhal tende ungünstige Conjunctur des Weltmarktes verschärst wurden, da begann eine reactionaire Strömung, die lebhaft an die Demagogenjagd der zwauziger Jahre erinnert, nur daß die ver gifteten Pfeile der Sykophanten sich dieSmal nach oben richteten. Leipzig, 19. Februar. Nach Mittheilungen, welche der AugSb. „Allg. Ztg." zugehen, ist man in Konstantinopel wieder der besserer Laune und hegt die Ueberzeugung, daß es gelingen werde, den Frieden mitSerbien nochvorAblauf deS Waffen- stillande- zu Stande zu bringen, zumal man eS seitens der Mächte, besonders aber seitens Eng- landS, nicht an Bemühungen fehlen läßt, Serbien im Sinne de- FriedenSschlufftS zu beeinflussen. Auch mit Montenegro hoffe man fertig zu werden, obgleich sich auS der Rigorosität, mit welcher Fürst NlkolauS darübe.' wacht, daß seine Stellung nach außen gewahrt und der Unterschied zwischen dieser und jener de- Finster» Milan auch anläß lich dieser Verhandlungen gekennzeichnet werde, anfangs einige Schwierigkeiten ergaben. Nun glaubt man aber die Gewißheit zu haben, daß auch Fürst Nikolaus die Verhandlungen in Kon stantinopel führen zu lasten «nd Specialbevoll mächtigte in die türkische Hauptstadt zu entsenden einwilligen werde. (DaS ist inzwischen bereit geschehen.) Man ist der Meinung, daß, wenn der FriedenSschluß zu Stande gebracht würde, sich auch die Beziehungen zwischen der Pforte und den Mächten günstiger gestalten werden. Diese besseren Beziehungen sollen darin ihren AuSdruck finden, daß mehrere Eabiuete mit dem Gedanken umgehen, ihre Vertreter wieder in die Korstantinopeter Botschaft-Hotel- zurückkehren zu lasten. Die Mächte haben die Abreise der Bot schafter verfügt, damit nicht die Abreise de- einen oder andern einen demonstrativen Charakter er halte und da- aemeinsame Vorgehen gewahrt bleibe; allein da kein Cabinet seine Veziehunqen zur Pforte förmlich abgebrochen, konnte die Ab reise der Botschafter nicht als endgültige Ab berufung gelten, kann die Bacanz also nicht in- Unendliche ««-gedehnt werden. WaS Mivhat Pascha'S angebliche Rückberusung anbelangt, so ist sie zwar wahrscheinlich, allein mit Bestimmtheit läßt sich derselben um so weniger entgegensetzen, alS die Verhältnisse im PalarS de« Sultan«, welche- überhaupt der Tummelplatz der mannich- fachsten Ränke ««worden, noch durchaus ungeklärt sind und jeder Tag neue Urberraschongen bringen kann. Gew'ß ist. daß man auch die Tage de- GroßverieratS Edhern Pascha'« für gezählt hält Die Mittherlunge«, die der Wiener „Presse" zugehen, lauten weit weniger tröstlich al- die Meldungen der AugSburgerin. Das Wiener Blatt bestätigt zunächst die bereit- gestern er wähnte Hiobspost über daS Befinden des Sul tans Abdul Hamid. Es zeigen sich bei dem selben ernstliche Symptome jene- UebelS, daS seinen Bruder Murad regierunasunfähig gemacht hat. Wir können unS deshalb wieder auf eine neue Katastrophe im Hause OSmau'S gefaßt machen. Man erinnert sich bei dieser Meldung an den AuSspruch vr. LeidesSorf'S, daß die letzten Sprößlinge der türkischen Dynastie allesammt über kurz oder lang jener geistumnachtenden schrecklichen Krankheit verfallen feien, die eine Folge der Au-schweifungen ist. zu welchen plan mäßig und systematisch die Prinzen de- Haufe- OSman erzogen wurden, seit man im Serail zu abendländisch-human geworden, um sie sofort bei ihrer Geburt zu erwürgen. Daß der eventuelle Nachfolger Aboul Hamid'S, sein Bruder Maho- med Reeschad Effendi, ein Cretirr ist, da- weiß in Konstantinopel alle Welt; außer diesem leben noch vier Prinzen von der Linie Abdul Medschid'S und vier Söhne Abdul Aziz'S. Wenn da- Berhängniß so schnell schreitet wie in diesem und dem abgelaufenen Jahre, so ist die Zeit nicht sehr fern, in der da- tragische Geschick vreseS orienta lischen Fürstenstamme- sich erfüllt. Abdul Hamid hat sich vor dem Gedanken gefürchtet, der Ex- Großvezier möchte alS Präsident der ottornani- schen Republik die Herrscherfamilie beseitigen und die Zügel de- Orient- in die Hand nehmen; zeigt der Traum de- unglücklichen Sultan- nicbt von einer Vorahnung seine- eigenen Schicksals und de- Fatum- der OSmaniden? Inzwischen spitzen sich die Dinge im türkischen Reiche Au. Der muhamüanische Fanati-muS flammt in Klern- afien von Neuem auf, der heilige Krieg wird dort gegen die F auken gepredigt, exaltirte Moslim ziehen von Stadt zu Stadt mit Listen, in die sich die freiwilligen Streiter einzeichnen. E- hat in der letzten Zeit nicht an eiuzelnen Mißhand- langen der Christen, an ernsten Drohungen ge fehlt, und man kann wohl sagen, daß Nremand vor Bluttagen wie die von Damascu« sicher ist. In der europäischen Türkei und namentlich in BoSnien stehen die Dinge nicht viel bester. Die muhamedanisch - slawischen Banden habe» dort ihre schreckliche Thätigkeit wieder ausgenommen. Alle- drängt einer Katastrophe zu. Mittlerweile hat die neue Regierung in Konstantrnopel voll ständig den Kopf verloren. Von der Verfastrmg und dem Parlament spricht man noch zuweilen, aber e- ist ersichtlich genug, daß die Pforten« Politiker mit dem neuen Apparat Nicht- anzu« fangen wissen. Daraus ist inbesten kern Gewicht zu legen. Der Umstand ist nur, daß, wie die Verfassung nicht zur Wahrheit wird, auch von
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