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Dresdner Nachrichten : 05.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189702055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-05
- Monat1897-02
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 05.02.1897
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Sk Ulrolvi^ Vr».^rl««l»v u»<1 slvirls«!»« »kSsls n B kilr 41o8tiiiu1«8lv empkiedit in xröLster «Io«, W'lvvUtl aus Hr«1, 8« I»Io8»8te»88v L!Z. Studentenuniuhn, inJtallen. Hofnachrlchien, Wohltiiätigkeltsbazar. Kolonialgesellschafl, Kleinhandel, Bekämpfung l Muihmaßllche Witterung:! ^ At T»ÄUM» der Seuchen, GcrichtSveihandiliiigen. Tagesgejchichte. Saralate-Eoncert, Kgl. Konjervatorlum. j Unsicher, mäßig kalt, , -V ^ ^ ^ * Politische». Unnchigr Geister stören augenblicklich den inneren Frieden Italien-. Eine gewaltige Gährung har sich der gesammten aka» demischen Jugend bemächtigt und mit verblüffender Schnelligkeit ist der elektrische Funke der Widersetzlichkeit gegen die öffentliche Autorität von einer Universität zur andere» übergeiprungen. sodaß die staatliche Gewalt sich nunmehr in die Zwangslage versetzt sieht, mit scharfen Maßnahmen aus der ganzen Linie vorzuzehen. Bereits ist die Schließung der Universitäten von Rom und Neapel verfügt worden und wenn das nicht hilft, so werden ohne Zweifel noch weitere akademische tzörsäle veröden, weil ihre Besucher von der Regierung eine unfreiwillige Muße auferlegt bekommen. Am eifrigsten wird natürlich nach den Rädelsführern der Bewegung gefahndet, die die ganze Strenge des Gejetzes.er- fahren dürften: denn der Unterrichtsministcr Giantureo ist nicht der Mann, der sich von rebellischen Musensöhne» ein L für ein U machen läßt. Der Minister hat auch im öffentliche» Interesse allen Grund, die Sache so ernst wie nur möglich zu nehmen, weil der tiefere Beweggrund der Skandale auf die radikal-sozialistische Agitation zurückzuführen ist, deren Unwesen den öffentlichen Geist in Italien völlig zu vergiften droht, ivenn es sogar den akademischen Mch- wuchs erfaßt. Daß den Ruhestörungen thatsächlich eine politische Veranlassung der bezeichneten Art zu Grunde liegt, «stiebt sich aus den übereinstimmenden Mittheilunaen, die über die Eiitsteh- ungsurjache der herrschenden Krawalle verbreitet werden. Darnach wurde der Unterrichtsministn bei einem Besuch«, den er vor einigen Tagen der Universität zu Bologna abstattete, von dem sozialistisch gesinnten TheUe dn dortigen Studentenschaft, der dem Minist« wegen feiner unerbittlichen Strenge gegenüber allen revolutionäre» Umtrieben gram ist, mit einer scharfen Kund gebung des Mißfallens empfangen. Herr Giantureo. dn ein sehr energischer Mann ist. ließ sich dadurch aber keineswegs einschüchtern, sondern reauirirte ohne viel Federlesens die be waffnete Macht zur Unterdrückung der lärmenden Demon strationen. Kaum hatte die übrige Studentenschaft in Italien von dieser Maßregelung ihrer Bologneser Kommilitonen erfahren, da loderte aller Orten derselbe Geist der Auflehnung empor, der zuerst zu Bologna zu höchst unakademischen Ausschreitungen geführt hatte, und heute befindet sich so ziemlich die gesammte studirende Jugend ln Italien aus dem Kriegsfüße mit der staatlichen Obrig keit. Ganz besonders schlimm haben die Excedenten in Rom und Neapel gehaust. In Rom zumal haben Presse und Publikum in größer« Ausdehnung für die revvltirenden Studenten Partei er griffen mrd es ist infolgedessen zu recht erheblichen Zusammenstößen der Menge mit den zur Aufrechterhalmng dn Ordnung berufenen Organen gekommen. Unruhen an italienischen Universitäten mit politischem Hinter gründe sind zwar eine verhältnißmäßig so häufige Erscheinung, daß man sie in ihrer Bedeutung nicht überschätzen darf. Hatte doch sogar Erispi, von dessen eiserner Jaust die ganze sozialistische Organisation im Lande mit einem Schlage zertrümmert wurde, mit ihnen fortgesetzt zu kämpfen, ohne daß er im Stande gewesen wäre, das Uebel mit der Wurzel auszurotten. Das besonders Be denklich: der diesmaligen Bewegung liegt aber in ihrer großen Ausdehnung in Verbindung mit dem Umstände, daß eine so ein- müthige Solidaritälsbezeigung der gesammten Studentenschaft mit den ihr angehörlgen sozialistischen Elementen bisher noch nicht dagewesen ist. Die ganzen Vorgänge zeugen von einer Disziplin losigkeit dn Gesinnung und des Charakters in nationaler und staatserhaltender Hinsicht, daß sie nothwendig zu bedenklichen Rück schlüssen auf die fernere Entwickelung des öffentlichen Geistes in Italien führen müssen, selbst wenn man das heißblütige, zu Er- crntrizitälen geneigte romanische Naturell ausgiebig in Betracht zieht. Derartige Unruhen, die mitten Im tiefsten Frieden unter einer wohlwollenden Negierung von den Universitäten aus durch das Land zucken, sind nicht blos aus Rechnung tugendlichen UebennuthS und akademischen »Freiheitsdranges" zu setzen, sondern sie geben zugleich einen Reflex dn italienische» Zustände überhaupt, indem sie es begreiflich mache», daß aus einer so haltlos ver anlagten studirenden Jugend Im späteren Leben so viele radikale Schwarmgeister und so wenig erprobte,praktisch brauchbare Staats männer und VerwaltungSdeamte hervorgchen. Es handelt sich hier in der That um ein tiefer liegendes Leiden des öffentlichen Geistes. daS, wie schon oben angedentet wurde, aus den Mangel ein« nationalen Disziplin zurückzuführen ist. .Disziplin" ist nun zwar ein dem Radikalismus aller Echattirungen überaus verhaßtes Wort, da die radikale Anschau ungsweise ihr« Natur nach bemüht ist, überall das Gegeuthell eines disziplinlrtcn Zustands herzustellen. Daraus erklärt sich auch die Beflissenheit, mit d« die geistesverwandte Presse bei uns zu Lande die irtzigen italienischen Unruhen als ganz harmlos hin- zustrllen sucht und den Umstand, daß sie trotzdem allgemeine Be achtung finden, aus Rechnung der — gleichzeitigen Krawalle an der athenischen Universität setzt, die den Ereignissen in Italien eine besondere .Aktualität" verleiben sollen! Wie die leitenden italienischen Kreise selbst über die in Rede stehenden Verhältnisse urtheilen, läßt sich ans einer Rede des jetzigen UnterrichtsmlnIsterS in der Kammer entnehmen, in der er über die Zuchtlosigkeit dn Studentenschaft bittere Klage führte! Zuchtlosigkeit aber ist d« größte Feind jeder gesunden gleichmäßigen Ausbildung von Geist, Gemiith und Charakter, wle sie für ein Geschlecht erforderlich ist. das den großen Aufgaben der Zukunft auf nationalem und sozialem Gebiete gewachsen sein soll. Im Gegensatz dazu bedeutet eine freiwillige Disziplinirung der Geister keineswegs ein Preisgeben d« unentbehrlichen Persönlichkeit, der individuellen Eigenart, sonder» nur eine auS dem Bewußtsein der sittlichen Verantwortlich keit und der staatlichen Nolhwendigkeit hervorgehende Unterordnung unter die höhere nationale und staakSerhaltende Idee, aus deren Vorherrschaft das ganze Gebäude der gesellschaftlichen Ordnung ruht. Je mächtig« in den Kreisen des Heranwachsenden Geschlechts eine Gesinnung lebt, dt« ihre Träger von früh aus zur Uebung national« Tugend und Selbstentiagung anspornt und ihnen die sorgfältige Pflege der nationalen Ideale zur Pflicht macht, um so gesicherter «scheint auch der Bestand de- Staates und dn Gesell schaft. die aus solchem Grunde ausgebaut sind. In diesem Sinne darf die deutsche Nation mit Entschiedenheit am zuversichtlichsten in dir Zukunft blicken. Wir dürfen es ohne Ueberhebung, ab« mit berechtigtem Stolze sagen, daß unsere Heranwachsende ge bildete Jugend in ihr« Gesammtheit die großen Erwartungen rechtfertigt, die von dem zur Rüste gehenden Geschlecht auf sie gesetzt werden. Der Radikalismus zwar hat nichts von dieser Jugend zu hoffen. Deshalb grollt er auch mit ihr und beschuldigt sie dn Jdeallosigkeit, weil seine hohlen Phrasen, seine nationale und soziale Unfruchtbarkeit sie anwidern. In Wirklichkeit aber hat die deutsche Jugend erst mit der Gründung des neuen Reichs das rechte und echte Ideal gefunden, nicht mehr in dem Leben und Weben innerhalb ein« fremden antiken Welt, in einem prrtlläischcn RepublikaniSmu» und in d« Abwendung von dem Leben der Gegenwart, sondem in der engen Anlehnung an dir gewaltigen nationalen Errungenschaften der letzten 26 Jahre die den Enkeln den Weg zur Vollendung und Forlsührang dn sitt ichen Großthaten vorzeichnen, die von den Vätem und Söhnen in vorbildlichem Heldenthume begonnen worden sind. Eine solche Jugend zur Hüterin des Schatzes der nationalen Ideale gesetzt zu wissen, ist für ein Volk eine unvergleichlich werthvolle Bürgschaft sein« künftig«, Größe nach außen und seiner gedeihlichen Entwickelung im Innern. Aus diesem Bewußtsein fließt jene ruhige nationale Zuversicht, der vor einigen Tagen der aus dem Amte scheidende hochverdiente Oberpräsident der Provinz Schleswig, Herr v. Stein- mann, Ausdruck gab. als n «klärte, ihm würde das Leben nicht mehr lebenSwnth «scheinen, wenn er fürchten müßte, daß die auf die Herrschaft der rohen Mafien gerichteten modernen Bestrebungen lenials von Erfolg gekrönt werden könnten. Er vertraue ab« fest darauf, daß die nach ihr« geistigen und sittlichen Befähigung zur Herrschaft berufene gebildete Jugend auch ferner allezeit in Zucht und Sitte das Regiment nach Gottes Ordnung führen werde. In dies« Hoffnung dürfen wir um so gewisser sein, ;e deutlicher uns Voigänge wie die jetzigen Unruhen an den italienischen Universi täten den klaffenden Unterschied zeigen, der zwischen romanischer und germanischer Nationaldisziplin besteht. Aernschreib- und Herinvrech-vertchte vom 4. Februar. Berlin. Reichstag. Aus d« Tagesordnung steht der Antrag Auer aus Vorli-gung eines Gesetzentwurfs betr. einen acht stündigen Normalarbeitstag. — Abg. Fischer (Soz.) be- 'trcitet, daß der Antrag lediglich einen agitatorische» Zweck ver folge und daß eine Durchführung die Industrie ruiniren würde. Gerade der jetzige Zeitpunkt, wo die Jndustlie blühe, sei der denk bar geeignetste, um die Arbeitszeit zu reguliren. Die Schweiz, Oesterreich und Norwegen seien unstreitig in der Festsetzung von Normalarbeitszeiten aus einzelnen Gebieten vorangegangen und anscheinend werde uns sogar Rußland überflügeln Auf eine internationale Vereinbarung iei nicht zu rechnen, da die Aus sichten aus eine solche, nachdem eine Anregung der Schweiz von den meinen Staaten ablehnend beantwortet worden sei. geringer seien als je. Neugierig dürfe man sei», wie die Antwort Deutsch lands gelautet habe, nachdem gerade vor sieben Jahren Deutsch land z» einem Vorgehen aus diesem Gebiete angeregt habe. Wolle man gegenüber so langen Arbeitszeiten, wie in den Ziegeleien und Kalkbrennereien, in letzteren bis zu 66 Stunden hintereinander, nichts thirn, so solle man getrost das Wort .Tozialreform" aus unserem Lexikon streichen. Ganz besonders nothwendig sei der Normalarbetlslag sür unsere Staatsbetriebe, die nichts weniger als Musterbetriebe seien. — Inzwischen ist ein Antrag Hitze iCcntr.) eingegangcn: „In Erwägung, daß cS eine der Aufgaben dn Staatsgewalt ist, Zeitdauer und Art d« Arbeit so zu regeln, daß die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirthschast lichen Bedürfnisse der Arbeit« und d« Anspruch auf gc- iliche Gleichberechtigung gewahrt lei (Kaiser!. Erlaß vom 4 Februar 18901, die Negierung um thnnlichst baldige Vorlegung eines Gesetzentwurfs aufzusordern zwecks Beschränkung der Arbeits zeit der Arbeit« über 16 Jahre in Fabriken auf höchstens 63 Stunden wöchentlich." — Abg. Fischer weist namentlich aus die Versuche in privaten, kommunalen und staatlichen Betrieben Eng lands hin, den neunstündigen Arbeitstag ^ ^ ^— m durch einen achtstündigen «setzen: dort habe sich gezeigt, daß in ach. Stunden genau ebenso viel geleistet werde, als in neun Stunden. Ebemo in 'Nor wegen als auch in Australien sei der achtstündige Arbeitstag durch- gesubrt, sogar in den Bäckereien. Urberall. wo verkürzte Arbeits- eit lei, sei auch das Lebens- und Bildungsniveau der Arbeiter ein töbnes. Ge.ade heule vor sieben Jahren seien die kaiserlichen Er lasse erschienen, in denen die Regelung von Zeitdauer und Act der Arbeit für nothwendig erachtet wurde. Manivreche zwar jetzt nicht mehr von .über den Hausen schießen", aber man wisse, was eS zu bedeuten habe, wenn beim Hamburger Streik die Unternehmer zum Widerstand aufgesordert würden. An dem Katserwort wolle er nicht deuteln, er wolle auch nicht von einem Bruch des in dem Erlasse gegebenen Versprechens rede», aber so viel stehe fest, ge schehen ist m diesen sieben Jahren nicht-, und deshalb müssen wir die Regierung an dieses Versprechen erinnern. — Abg. Hitze lllentr.): Es bandelt sich bei dem Achtstundentag freilich nicht um ein« eigene sozialdemokratische Forderung, sondern nur um praktische Maßnahmen, aber gerade deshalb müssen wir erst Erfahrungen sammeln durch eine wesentliche Herabsetzung der Arbeitszeit, wie wir sie Vorschlägen. Geschehen ist aus diesem Gebiete doch schon etwas. Ein eriter Schritt ist die Herabsetzung d« Arbeitszeit für die weiblichen Arbeit«: mittelbar war dadurch auch schon eine Schmälerung der Arbeitszeit der erwachsenen männlichen Arbeit« in Fabriken bedingt. Ein zweit« Fortschritt war der hygienilche Arbeitstag in bestimmten Betrieben. Im Jahre 1694 haben wir die Regierungen zu Erhebungen über die Frage der Arbeitszeit auf- aesordcrt: daß diese anaestellt worden seien, davon haben wir freilich nichts gehört. Wir meinen, daß eine Arbeitszeit lahrauS. jahrein über II Stunden und hinaus in geschloffenen ArbettS- räumen jetzt schon an sich gesundheitsschädlich ist, irdensalls für schwächliche Arbeit«, auch wenn es sich nicht gerade um besonders gesundheitsgesähcliche Betriebe im Sinne des 8 120» handelt. Deshalb ist es allerdings gerathen. mit der Regelung der Arbeits zeit überhaupt vorzugehen. Die Erhaltung von Leben und Gesund heit ist doch ein so hohes Gut, daß wir vorzugehen haben, wenn es bedroht ist Wie können die Arbeiter die Erzieher ihrer Kind« sein, wenn ihnen die Zeit dazu fehlt. Also auch um ein Gebot d« Sittlichkeit handelt cs sich. Redner bekämpft dann entschieden den sofortigen Uebergang zu einem Achtstundentag. Die»« wurde fast unmöglich ohne Lohnherabsetzung. Denn sollten z. B. in der Textilindustrie Unternehmer sür acht Stunden dieselben Löhne zahlen, wie bisher sür zehn und mehr Slunden. dann würde, wenn^ es sich nicht um ein internationales Vorgehe» bandelt, die Kon-! kurrcnzsähiakett unserer Unternehmer auf dem Weltmarkt völlig «chädigt sein. Zum Schluß konstatirt Redner noch, daß in den jabriken mit Frauenarbeit die Reduktion der Ardebszeit von 12, und 13 Stunden aus 1l zu kein« Reduktion der Arbeitsleistung geführt habe. Jedenfalls sollten wir im Einklang mit der kaiser-, lichen Bol'chaft endlich auch aus diesem Gebiet das tbun. womit! uns schon andere Länder vorangegangen sind. — Avg. Heyl zu! Herrnsheim inat.-llb.): Zu meinem Bedauern kann ich dem Wuntche des Vorredners nickt entsvrechen. Den Arbeitern in den Großbetrieben Hilst sein Antrag nicht, denn 90 Prozent derselben! haben schon 10- bis tOhrstündige Arbeitszeit, die Kleinbetriebe ad« würden durch die Vorschrift des Antrages ruinirt weiden. Redner «klärt sich lodann erst recht gegen den Antrag Fischer, da bei dessen Annabme dir deutsche Industrie die Konkurrenz im Aus land nicht würde aushalten können. Die Produktions- und die! klimatischen Verhältnisse seien in den vom Abg. Fischer angeführ ten Staaken ganz andere als bei uns. auch fehle dort die Last durch, die VersicherungSgesetzgebung. Wir müßten in Deutschland jeden-, falls alles vermeiden, was unsere Pcoduktion noch erschwere, zumal angesichts d« Zollpolitik in anderen Staaten Redner erklärt iup Anirhluß hieran, daß er selbst die neulich? Erklärung des Schatz-! sekrelärs, genügende Ausarbeitung eines neuen autonomen Tariss mit Freuden begrüßt habe. Weiter bemerkt er und zwar! wie er glaube im 'Namen feiner jämmtlichen politischen Freunde,! das Eingreifen gewiss« Professoren und Geistlichen in die Arbeiter-! bewcgung fei schon vorher ganz zutreffend von Herrn v. Stumm geschildert worden, so sei z. B. Herrn Pastor Naumann ein Zu-! sammengehen mit den Sozialdemokraten durchaus crwünicht iBeisall und Gelächter links). — Abg. Slumm jRcichsp.s bestreitet, daß die Versprechen in dem kaiseilichen Erlaß nicht erfüllt worden seien. Ohne die internationale Vereinbarung sei für die deutsche Industrie bei ' Ausland unmöglich. Gefahr als die Läng« . .. . beiter. (Gelächter links.) Der Hinweis ans England sei treffend, denn der englische Arbeiter nähre sich besser, nich! i mehr verdiene als der deutsche — das sei gar nicht d« Fall —. sondern weil er besser esse und nicht so viel für Vergnügungen und vielleicht auch für Geichcnke ausgebe. «Lachen links.) Mit der ge'etzllchen Festlegung der Arbeitszeit schädige man nur die Ar beiter und greise ganz unnöthig in ihr Selbstbestimmung-recht ein Konime ein aihleliicher Arbeiter, der vielleicht zu viel Kinder habe, zu ihm, uni durch eine längere Arbeitszeit mehr zu ver dienen, so könne « ihn doch nicht daran hindern. Mit dem An trag Hitze komme man nur in das sozialdemokratische Fahrwasser. Das einzig Mögliche sei ein ganz sanitär« Arbeitstag sür die ge fährlichen Betriebe: weiter dürfe man ab« nicht gehen. Folgte man erst den Sozialdemokraten, so würden die Arberter in eure Knechtschaft hinein gerathen. die noch viel schlimmer sei als die schlimmste Knechtschaft unter einem Arbeitgeber. (Lachen bet den Sozialdemokraten, Beifall rechts.) — Abg. Schneider ifrets. VolkSP.): Es sei richtig, daß man in England und anderwärts in den Fabriken ganz gute Erfahrungen mit dem Achtstundentag ge macht habe, dem Antrag Au« liege aber zu sehr der Gedanke zu Grunde, als ob alle Arbeit gleichwerthig sei. Eher lasse sich noch auf dem Wege des Centrumsantrags Vorgehen, derselbe lasse tu Bezug auf die Verthcilung der Arbeitszeit eine größere Freiheit, was schon im gefnndheililchen Interesse zu wünschen fei: zu fragen habe man allerdings auch da. ob die 63 Stunden für die Woche in dieser Beziehung genügend Spielraum cmvähren. Wenn d« Antrag Au« nur acht Stunden Arbelt zulasten wolle, io sei daS doch von den 15 Stunden Arbeit, die »ach eigen« Anssage Fiicher's sogar in Staatswerkstättcn vorkämen, ein ganz außer gewöhnlich« Sprung Würde man so einen Arbeitstag, wie ihn die Sozialdemokraten verlangen, festietzen, so würde das gar nicht möglich fein, ohne gleichzeitige Festsetzung eines Minimallohnes. Da sei es doch richtig«, alles der freien Vereinbarung von Unter nehmern und Arbeitern zu überlasse»: deshalb seien auch seine Freunde für ausgedehnte Gewährung des Koalitionsrechts an die Arbeit«; besäßen die Arbeiter dieses Recht, so könnte man ihnen dreist die Verständigung mit de» Unternehmer» auch über die Arbeitszeit überlasten. — Abg. Bindewald (Reform».) spricht ebenfalls gegen eine so schablonenmäßigc Regelung der Arbeitszeit, namentlich vom Standpunkt des Handwerks. WeShalb überlebe übrigens der Antrag An« die Landarbeiter, deren Arbeitszeit noch viel länger sei als die der gewerblichen Arbeiter. Für den Antrag Hitze werde seine Partei stimmen. — Hieraus tritt Vertagung eilt. Morgen: Etat des Reichskanzlers, wobei auch der Leckert-Lutzow- Prozeß zur Sprache gebracht werde» soll; Wahlprüsunge». Berlin. Der Bundesralh überwies den AuslieterungSver- trag zwilchen dem Deutschen Reiche und de» Niederlanden den zo- ständsaen Ausschüssen. — Der Antrag betreffend Beschränkung der Ausfuhr aus Asien zur Verhüiung der Einschleppung bei Pest und der Gesetzentwurf betr. Abänderung von ArbeiterversichemngS- Frhc. v. Manlcnffel hak heute in ber kon- . relle wurde Abg. v. Levetzow gewählt. — Die RelchStagskommisffon für dir Novelle zum Unfallversicherung»»«!«!» Hot heute ihre Ar -.2-3 e» Z Ä. - S L. ßZLL L- l- cnatand j« unzn- csscr, »ich! weil er o« «Newvkiiiwun veir. vloanocrung von virveiierverilc gesehen fanden Zustimmung. — Abg. Frhc. p. Manteuffel! mit Rücksicht au« seine amtliche Arbeitslast de» Vorsitz in servativen ReichStagSsraktion niedergeleat. Au seiner Slel lrdeiten be-
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