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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187310272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-27
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1873
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Erscheint täglich früh kl/, Uhr. Rrktlt»» >»» E»Pkhtlto> JvhamnSgass« 33. Lnanttv Rcdacirur Fr. -»ltorr. Sprrchsliuilr d Vtedacliim B»r«uia»» rvn l>—>r Udr vv« 4—L Ut>. »nnahmr der für dir nächst- 'olamdr Nummer destimnurn 3mrralr an Wochrnll>v»n die ollhr Nachmlllaflü. an L0»n- »nd Frstlagrn früh dis' »v Uhr. FlUair für Znstrillrvaaiuikmc: L>No 5Nrmm. Univrrsilätestr. 22. LouiS Löichc, Hauistr 2i, pari. «I« M» Anzeiger. 4mM<W »er Kvmzi. Bezirksgerichts und des RatdS der Stadl Leipzig. Montag den 27. Oktober. ««stOGe 11.EEE. LdonnnnentiPä«» r.rrirl»Lhrli» 1 Thlr. tb «ar„ mct Vnugcriohu »Thlr. 20««r. J«d« eü»tän« Nummer 2'/, Ngr. vrlegrremplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilage» ohne Pestdefvrdrruug 11 Mr. mit Postdrfbrdrmug 14 IHK. Znserntt 4oe!palttnrVourgoi»zeUe l'/.Ngr. Grvßere Schriften laut unserem Preisverzeichnis. Lerimoe» »»irr d »edaellonoßrich di« Lpaftzeil« 2 Ngr. 1873. Erster Jahresbericht -der die PoltNtntE f«r Kehlkopf, und Hemtkrookheite» (Q»ersttr»tze 34) von vr. mvä Kt» ILI«»»»». D« bedeutenden Fortschritte der neueren Me- »rcm auf de» Gebiete der Kehlkopf- und Haut- ftankheiten haben im letzten Decennium das In« ienssr der Acrzte in hohem Grade erregt, und desouderS waren e- die erstcreo, welche durch die ron Prof. Czcrmak eiagesührtc Spicgelunter« sachung ein völlig neues und dankbares Feld für die ärztliche Kunst darbolcn. Bewogen durch die zuustigen Erfolge, welche jetzt auf diesen Gebieten erzielt werden, rief ich vor ca. 1*/, Jahren neben der hier schon bestehenden eine zweite Poliklinik mt Leben, die sich fpeciell mit den genannten Köchern beschäftigt, zumal auch hier, wie in an deren großen Städten, die betreffenden Krank heiten immer häufiger auftretcn. Ein kurze» Referat über die Krankcubewegung des ersten Jahre» (bis l. Juni d. I.) wird vielleicht auch für weitere Kreise einige« Interesse haben, und ich gebe e» um so freudiger, als die rasch zu nehmende Frequenz bewiesen hat, daß das von der Anstatt Gebotene den Wünschen vieler Kranken entsprach und daS Interesse an der Behandlung» weift ein wider Erwarten große» war. Diese» günstige Resultat, daß schon nach ca. >/, Jahr die Anstalt der Sammelort einer größeren An zahl Hülsesuchender mit den verschiedensten Krank heitßformen war, läßt mich erwarten, daß sie ein -.unser größeres Terrain gewinnen und eine kauernde Stätte der Wissenschaft und PrariS wcedev wöge. Die Klinik wurde im Mai vorigen Jahre» er- tssnet; da» Local war anfangs Königsstraße 24, seit l/, Jahr Querstraße 34, in denselben Räumen, m deuen sich auch die otiatrische Klinik de« Herrn vr. wvä, Hagen befindet, die bereit» seit längeren vchrea ein hohe» Ansehen genießt. Die Gesammtzahl aller Kranken, mcl. emer Lazahl von Privatkrauken, betrug 296, und zwar waren c» 172 Hat», und Aehlkopskrauke und 124 HauUrauke. Bei beiden Gattungen war da- »ärmliche Geschlecht weit überwiegend Die Bc- hcmdlnng geschah zum größten Theil unentgelt lich, die erhaltenen Beiträge wurden zur Deckung »er nicht unbeträchtlichen Kosten verwendet. Indem ich für heute die HalS- und Kehlkopf kranken bespreche, sehe ich selbstverständlich von einer genauen Classifictrung ab und fasse die Kranken zur Erleichterung der Uebersicht gruppen weift zusammen. I Tuberculöse Kehlkopsleidcn, Kehlkopsschwind- >ucht, 32 mal, stellten alle Abstufungen der tuber culöskn Processe im Kehlkopf dar, vom geringen Katarrh au bi» zu ven au-gebreitetsten Ge schwüren und Substanzverlusten, von leichter Heiserkeit bi- zur völligen Stimmlosigkeit und veiulichstrm Hustenreiz, in Begleitung aller andern Zeichen der Schwindsucht. Die schlimmsten Fälle Setrafeu nur solche Kranke, bei deuen auch die Ämge in hohem Grade erkrankt war, und eS waren dies zumeist auswärtige Kranke, wie über Haupt viele der schweren KrankheitSfvrmen auS den nächstaelegeneu Dörfern kamen. Diese Kranken bildeten, solange sie noch im Stande waren, auS- zngehen, daS stärkste Loutiugent von allen, da sie, wenn auch nicht Heilung, so doch Linderung ihre» Leiden« fand«. Sie haben daher auch die «eisten Cousultatiouen erhalten: einzelne kamen 4-8 Monate hindurch zweimal wöchentlich. Die Resultate der localen Behandlung waren in solchen Wien, wo die Lungen noch leidlich gesund waren rud die Heiserkeit nur aus Katarrh beruhte, »merhin befriedigend, und würden eS noch mehr s«i», wenn die Kranken immer zeitig und lange jenllg die Anstalt besucht hätten. Ist e» einmal mr GeschwÜrSbilduug gekommen, so ist Heilung sehr selten möglich. Die Mehrzahl der Kranken gehörte dem männlichen Geschlecht und dem jünge re» Lebensalter an. II. Nicht tuberculöse Kehlkopskrankheiten ä. Acuter (frischer) Kehlkopfkatarrh und Ent lündung, 22 mal, mit allen Graden der Heiser- Monate fortgesetzt, weil die Besserung, wenn auch langsam, so doch stetig vorwärts schritt. III. Acute Rachenentzüudung und Katarrh, meist mit Mandelentzündung, 8 mal, durch be deutende Schlingbeschwerden und Schmerzhaftig keit charakteristrt. zuweilen von Fieber begleitet, nahmen sämmtlich einen günstigen Verlauf IV. Chronischer Rachenkatarrh, 32 mal, mit den verschiedenartigsten „Halsbeschwcrden", als „Drücken" im Halse, Gefühl von Anschwellung, Trockenheit oder Verschleimung, Kitzel, Brennen u. s. w Auch hier kam eine größere Anzahl höchst hartnäckiger Fälle vor; Kranke, die jahre lang au diesen HalSbrschwerven laborirt hatten, namentlich solche mit nervösen HalSbeschwerdcn, wie sic besonders bei hysterischen Frauen aus treten, die so häufig Über daS lästige Gefühl de« DrückenS im Halse klagen V. Fremde Körper im Rachen, 3 mal, 2 mal Gräten, 1 mal Hachel (Granne). In den höheren Kreisen dcS Staates Anhalt hat mau sich gewöhnt, die Pflege der Jagd als eiue Culturausgabe zur Beförderung der Lande«. Wohlfahrt zu betrachten und alle vermemtlicheu Hindernisse hinwegzuräumen. welche der Erreichung eine« so erhabenen Zweck« entgegenstchcn. Die Harzgemeinden nehmen nun Jahrhunderte alte Berechtigungen in Anspruch, die dem früheren MiteigevthumSrcchte am Walde entspringen sollen und deren Ausübung durch Gffctz vom 15 Juni 18«1 polizeilich geregelt sei. Wie sie über siebzig Jahre unter der Herrschaft dieses Gesetzes, da« nicht etwa aufgehoben oder verändert worden, ihr Recht auSaeiibt, so wollen sie e- auch scrucr thun. Eine Rothwcndrgkeit zur Veränderung im Forstculturinteresse liegt nicht vor, sie ist auch nicht behauptet worden. Aber in unsere Jagd- wirthschast paßt e« nicht, daß der prosaue Fuß de« gewöhnlichen Sterblichen dahin gesetzt werde, wo der geweihte Hirsch seinen Tummelplatz VI. Gewächse (Polypen) 2 mal; ein stachaus-1 hat. Mit" einem wohl durchdachten Planender fitzendes wurde durchAetzmittel entfernt; und ein! einem HauSminister und Hofjägermeister sogen. Papillom bei einer Frau. VU. DiphtheritiS, 6 mal, nur bei ältern Km- dern, die in die Klinik wegen der vorhandenen Schlingbeschwerden gebracht wurden; sie wurden von mir in ihrer Wohnung weiter behandelt und sämmtlich gehellt. VIII. Manvelverhärtung, 8 mal, bei Kindern und Erwachsenen, meist in Begleitung von Ab normitäten der Sprache und Athmung. Die Mütter suchten gewöhnlich wegen erschwerten pfeifenden Athmen» ärztliche Hülfe. IX. Syphilitische Erkrankungen dcS Halse» und Kehlkopfe». Im Ganzen 23 mal, nämUch 5 mal im Kehlkops und 18 mal im Halse und der Mund- und Nasenhöhle. Sie bildeten zumeist die für die Wissenschaft interessantesten Borkomm, niffe, so namentlich 5 Fälle von syphilitischen Gc> schwüren im Kehlkopf mit spitzigen (condylom- artigen) Wucherungen und Sudstanzverlusten, ferner 3 mit Geschwüren am Kehldeckel; in einem Falle war dieser nahezu verloren gegangen. Die übrigen Kranken litten an mehr oder weniger auSgebreiteten Rachengcschwüren (8), einige dabei mit Verlust de» Zäpfchen» und der Theile de» weichen Gaumen- u. s. w., oder e» waren Ge schwüre in der Mundhöhle und an der Zunge vorhanden. In 3 schweren Fällen (sogen. tertiäre Syphilis) hatte die Krankheit die Knochen de- harten Gaumen» und der Nase zerstört, wodurch die Sprache näselnd wurde und die Nase ihre gewöhnliche Form verlor. Diese Kranken ge hörten zum Theil der Landbevölkerung an, und ausfälliger Weise war da« weibliche Geschlecht mit den schwereren Formen behaftet. Leider waren zuweilen auch die Kinder inficirt, und e» geht darau» zur Genüge hervor, zumal wenn ich meine Beobachtungen aus dem Gebiet der Hautkrauk heilen hinzunchme, daß diese schlimme Krankheit auch unter der ländlichen Bevölkerung immör mehr Platz greift. Daß aber gerade die Frauen in Stadt und Land die heftigeren Grade der alle Ehre macht, Hai man den Gemeinden beczubringen versucht, daß sie nur „air den" ihre vermeintlichen Berechtigungen auS- üben und jederzeit au» dem Walde hinau-gewiesen werden können. Die Gemeinden dagegen halten sich für im Besitze eine» Rechte» befindlich, und wer sein Recht auSübt, thut Niemand Unrecht; da» galt schon bei den alten Römern. Die Ausübung diese» Besitzrechte» geschieht unter Lei tung der Gemeindcvorstände und deren RechtS beistände in durchaus gesetzlicher und loyaler Weise. Dennoch will man Gewalt entgegensetzen, der obere Privatsorflbeamte de« Herzog», welcher nicht glaubt, die richterliche Entscheidung ab warten zu sollen, hat die Anwendung de« Wassengebrauche» dienstlich angeküvdigt und jetzt spricht mau sogar davon, c» solle Militair requirirt werden. Die Vertreter der Gemeinden sind jedoch entschlossen, sich sofort an den Reich« kanzler und den Krieg-minister zu wenden, werden hier den wahren Sachverhalt darlegen und bitten, Requisitionen um Militair dahin zu beantworten, daß die deutschen Waffen zur Leistung von Jagddiensten in Anhalt nicht geeignet seien. Der Papst hat eine neue Constitution Über Bischofsernennungen und Capitular- Bicare bekannt machen lassen. Hinsichtlich der Letzteren bestimmt er, welche Auslegung dem Tridentiner Decret der 24. Sitzung. Capuel 16 äv rekorwLtione zu geben ist. Er erklärt nämlich, daß die Autorität der General - Bicare während der Erledigung der bischöflichen Stühle frei und unbeschränkt sein muß, und hebt deswegen alle Beschränkungen derselben auf. Dann erneuert er da« Decret dcS zweiten ConcilS von Lyon, welche« vorgcschlagenen und sogar ernannten Bischöfen jede Berwaltungsmaßregel in ihrer Diöcese verbietet, bis sie ihr apostolisches Er nennungsschreiben vorgezeigt haben. Au- Rom wird gemeldet, daß der Papst am Montage ein Confistorium behusS Ernennung Krankheit aufweisen, zeigt, welche Ignoranz und I von mehreren italienischen und auswärtigen Bi- locale Vehcmdumg leistete hin mMspWWM HWe 8. Chronischer Kehlkopfkatarrh und EntMu- dwg, 28 mal, war nächst den Lungenkraukheiten di» häufigste Borkowmuiß, darunter solche mit mehrjähriger Heiserkeit oder sonst krankhaft der- Kderter Stimme, die aus anderem Wege nicht tchstlt worden waren. Gerade bei dieser Kate- Mie von Kranken ist die örtliche Behandlung «NelS de« Spiegel« von äußerst sicherer Wir- n»a, und hier hat die Laryngoskopie sich am «eiste» bewährt. Auch diese Kranken gehörten dch« zu den regelmäßigsten Besuchern der Klinik, »anch« derselben haben die Behandlung viele Nachlässigkeit hierbei im Spiele ist, nnd gerade hier thut eS Noth, den Kranken vor Vernach lässigung zu warnen, wenn nicht auch Frau und Kind gefährdet fein sollen. X. Die übrigen Krankheitsfälle betrasen cnd lich: 2 mal Lähmung der Stimmbänder, 5 mal Keuchhusten (bei Kindern), und Asthma mit Lnngenkatarrh, sowie eine kleine Anzahl mit un bedeutenden AthmungSbeschwcrdeu. ES wäre mir noch übrig, den Procentsatz der Gehellten und Gebesserten anzuaeben; leider muß icb daraus verzichten, weil die Kranken, wenn sie gehellt werden, gewöhnlich wegbleiben, ohne sich abzumelden; ein Ucbelstand, der in allen Poli kliniken beklagt wird. Andere blieben dagegen wegen de« weiten Wege- weg, noch andere, be sonder« Brustkranke, konnten im Winter die Cur nicht fortsehcn. Immerhin war da« erlangte ! Resultat befriedigend, und e« würde noch besser «sein, wenn die Kranken zeitiger Hülfe suchen wollten. Biele haben e« sich selbst zuzuschreiben, wenn ihr Leiden nuhellbar wird. Weit entfernt aber, die günstigen Erfolge nur dem eigenen vemühen beizumeffe«, will ich fie nur deshalb ^tzvGchoben, um de» Manne die wohlverdsM» MM«lmmg zu zollen, der durch seine wcMWfft genialen Arbeiten un« die Krank Helten de< Kehlkopfe« erkennen und Hellen gelehrt hat: e- ist die« bekanntlich da- unvergeßliche ver- dienst de« leider viel zu früh verstorbenen Prof. Ezermak. (Schluß folgt.) Tagesgeschichtliche Ilrdrrficht. Die „Ostdeutsche Zeitung" erfährt, die gegen den OsficialkanouicuS DorSzewSki in Posen geführte Untersuchung Hab« ergeben, daß der Betrag der durch denselben zum Nachthell der Gncsener Domkapitelcasse unterschlagenen Sum men die Höhe von SVVO Thlr. erreiche schüfen sowie von Bischöfen in partidns abhalten will. Der Jesuiten - General Pater Beckx soll entschlossen sein.sich in da« vollsge beige zurück zuzlehcn. In Rom circulirt da« Gerücht, daß der Hauptsitz de- Jesuitenorden« nach Malta verlöt werden soll. Cardinal Pitra ist seiten« de- vatican« mit einer Mission an die französischen Bischöfe beauftragt und soll sich in den nächsten Tagen nach Frankreich begeben. In Rom nimmt die Besitznahme der Kloster und OrdenSgütcr seitens de» Staate« ihren »rtgang. Die Rectoren der fremden Collegien ben die mit Liquidation der Kirchengüter, bc traute Commission um Belastung einiger Loccllt täten im Oolleginm rownnom ersucht, damit die ausländischen Seminaristen in den Stand gesetzt würden, ihre Studien sortsctzen zu können Bor- aussichtlich wird die Junta in Erfüllung Wunsche« die betreffenden Lokalitäten, in' einem anderen Gebäude, anweiseu. Die hat ferner den österreichischen Gesandte», , v. Wimpfen, «ifgesordeet. vo» der Bib> de« Jesmt«ckl»sterS Besitz « erMeifen, ursprünglich von einer sächsischen P unter der Bedingung eine« RUckfallrechtS für den Kaiser von Oesterreich den Jesuiten übergeben worden ist. Dem „Memorial diplomatique" infolge hätte Gras Ehambord bereit! eine Zaschrift an die Eabiuette der europäischen Großmächte gerichtet, in welcher er erklärt, daß er, fall« er zum Throne gelangen sollte, nicht im Entferntesten die Absicht have, in der Politik der Großmächte und in dem territorialen -llatas ins von Europa irgend enie Veränderung herbcrzuführen. Er denke so wenig an eine Wiederherstellung der weltlichen Macht de« Papste« wie an die Durch führung von Restaurationen in Italien und Gpan-en; gegen alle ihm zngeschriebenen Pro- jrcie dieser Art müsse er aus da« Entschiedenste Verwahrung ciuleaeu. — Die europäischen Mächte können selbstredend mit einem Thron- Prätendenten in keinerlei Beziehungen trete«, und werden ihre Entschließungen nicht nach Versprechungen, die den König nicbt bind« würden, bemessen. Wie die europäisch: Situa tion seit der Dreikalserzusammenkunft und de» diesjährigen Mouarchcnbegeanungeu sich gestaltet hat, liegt eiue derartige Auffassung, wie fie in dem erwähnten Schreiben zum Au-vruck gelangt sein soll, allerdings nahe genug. E« scheint ziemlich glaubwürdig, wenn Gras Ehambord ver spricht, weder die weltliche Macht dcS Papste«, noch die Bourbonen in Spanien und Italien restauriren zu wollen, da vier europäische Mächte darin einig sind, derartige Versuche nicht u gestatten, ganz abgesehen davon, ob und wann Frankreich fähig sein würde, sic zu unternehmen, «der aber ist gerade die neueste Geschichte reich an Beispielen, wie wenig ein Beherrscher jeues LandeS den sich an den Thron herandrängeud» Einflüssen verschiedenster Art auf die Dauer zu widerstehen vermag. Wenn selbst Zweifel a» der persönlichen Friedfertigkeit des Grafen Eham bord nicht gestattet sind, so k änn sich dennoch Europa kein Hehl daran- machen, daß gerade die eifrigste» Anhänger „König Heinrich« dcS Fünften" zugleich die wüthendstcn Bekämpfte der deutschen und der italienischen Einheit, der deutschen und italieni schen Regierung sind; ein Kampf, den ihre Presse ln einer für eine monarchische Richtung wenig geziemenden Weise sogar gegen die Personen er lauchter Sonveraine richtet. Auch darf Graf Chambord nicht übersehen, daß er die Monarchie nicht für sich herstellt, daß vielmehr die Füße Derer, di« auf seine Erbschaft warten, bereit« vor der Thür sind. Europa konnte in einen ehr lich bethättgten Willen „Heinrichs de- Fünften" vertrauen setzen, aber es darf nicht vergessen, daß die Orleans seine Erben und Nachfolger deren iutriguanter Ehrgeiz Alle« gethau um da- Vertrauen der großen Mächte nicht zu verdienen. Trotz der Passivität, welche Admiral Uelverton vor Carthagena und Alicante entfaltet, ist e- dem Befehlshaber der französischen Flotille dennoch gelungen, da- Mißfallen der spanischen Regierung in noch weit höherem Maße zu er regen. Die spanische Regierung hat, wie mau behauptet, bei den auswärtigen Mächten über die Haltung der französischen Flotille vor Carthagena Beschwerde geführt, weil Beweise vorlägen, daß die Darwiscbenkunft de« französischen Schiffe-, welche- die Wegnahme de« „Tetuan" verhinderte, eine absichtliche war. Nähere Mitteilungen über diese Angelegenheit müssen abgcwartet werden, bevor die Nachrichten verschiedener Blätter als authentisch gelten können: wie aber auch die Sache liegen mag, so dürfte der Beweis der Parteinahme der Franzosen für die Socialisten schwer zu führen sein. So viel aber erhellt an dern Vorgänge bei Cartagena auf« Neue, daß fremde Kriegsschiffe, welche sich auf die Zuschauer rolle bei den Kämpfen zwischen der spanischen RcgierungSflotte und den JnlnrgentensLiffen be schränken, vollkommen überflüssig sind und mehr schaden als nütze«. N,' Aus Lta-t uu- Lau-. * Leipzig, 20 October. Bei Mittheilunader neuesten Bulletin- über da« Befinden Sr Maj. de- König- (vergl. vor. Nr.) bemerken d« „Dr. Nachr ": Da« neu auftretendc Fieber ist, sichern» Vernehmen nach, ein solche«, welche« die Möglichkeit durchaus nicht ausschließt, daß die Krankheit de« König« nicht den so lange schon befürchteten AuSgang nimmt. Diese neuerdings gesteigerte Ungewißheit über die nächste Zukunft de« Landesherrn hat, wie un« versichert wird, z» , höchst wichtigen Berathungen im Gefammt- in I miniflerium geführt. ES ist nämlich auf die uta I Länge der Zeit nicht mit der Verfassung vereinbar, ' daß der Monarch, bei dem zum tiefsten Leidwesen de« Lande« dft Bewußtlosigkeit anhält, ohne Stellvertretung bleibe Namentlich angesichts ves versammelten Landtag« ist e« auf die Dauer nicht ausführbar, daß jede Thätiakeit de« Staats oberhauptes erlischt. Man wünscht daher dringend, daß die Bewußtlosigkeit de« geliebten König« eine« Zustande weiche, in welchem er Sr. königliche» oheit dem Kronprinzen die Regierung übergeben kann. Hier schlägt nämlich Art 9 der Ber- saffungSurkunde ein; da heißt e«. daß eine Re- gierunglverwesung eintritt. wenn der König «» der Ausübung der Regierung auf längere Zeit verhindert ist und für die Verwaltung de« Lande« nicht selbst Vorsorge getroffen hat oder treffe» kann Dann wird die Regierung-Verwesung vo» dem der Thronfolge nächsten volljährigen Amrate» geführt; i>e besteht jedoch nur so lange, al« der König an der Ausübung der Regierung behindert ist Nun heißt e« aber in H. II weiter:
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