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Dresdner Nachrichten : 21.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189702210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-21
- Monat1897-02
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 21.02.1897
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»8^ aeaen ^SW«?SN!Ä.. -W-K-«i!L!k'"E- — 4L. Jahrgang. L.«Vv«>L L C)«. lloklissoraot«» 8r. llajserlr ck»s Lönjx» vv» 8a«Il»«> C/I»vvoI»Ävu, Vv»»vrt». Ljnrolvsrlrank I»r«8«Ivii, ^llruanltt 2. Dresden, 18S7. ktstWvlvL« »ppsrLte m rslokster LuZv»k1 dst Lm'ü^MseLe 20 ^ (ULdG ä» ^»»Mrrlloksr 6»t»lox »»nk «s^TN» K«K»a 20 ktz. t» vn«r»Lr^« krlvtlr. krvill L 8«Im vooiUPIat» — Tuekhanäluox — KI«anhspI»t» O rnigno äsn kwpsnng »Limntliollnr >oudv1tvll kür ^ÜUjrtkr uoä 8ommvr gnnr «rg»d,u»t »o. ««I« UN v«»LiM»llä»il to »II«» ?rsl»l»r». »» Vrvnllkn, ^ventras»« 5, I. rvgi»»pr»rli»l»ll« >117. !. L»»o»r»»-t!np»4ItI»» Nlr »II» ilnltnng»». ^ II. NiII«t-V«rk»»r klir cki» Urs-Uasr Iko-wr. UI. 8>r,iil»»-li»nlralla uoisr 0»r»nU«. IV. li»U,1U»n cknr 8<ici>». b»n<la»lalt«rl». I.>„^im,-m. E)«i-l 1>te«Ieii>«i,ii, Losiietgrant. Oo^r. 1823. ^ kmillezls«!»'^ckksrdtzii fkr OveLso. VVLacl» a. u. W. ^lumvoväoa äL, vc> I^odvL mrä OWOL^Kait m »vsck!osL»v»v kUllwsn ö»'i«rn<1 doLnä- Üedvr ?or»onon iv kowmt ovä boi Oorrliot^vit»» »si U«r8toUku»x von Ovnnk8mittoln o. >. v. U»rlsu»ti'. lü, ^muUsiiili'. l», Nelurlevetr. Lveovsoklrmv in KrSsstvr ÄiMM V.rvtsvdkv, V^Ns«Lr«trvr8tr IV ^.»»vnstr. V (8tLl!1t,au8). MD» Griechenland und England. Hofnachrichten, Feuerwehr, Gewerbegerichtswahlen. Krenzthurmwächter Sovak, l Muthmaßliche Witterung: I Lnoo^i»«* HDD WUT» V<V» Ksitkflkt. Gerichtsverhandlungen. «MeercS und der Liebe Wellen". Erato-Concert, Internationale Kunstausstellungen, s -Heiter, mäßig kalt. ^kv»» Politische». I« energischer die Griechen ihr sriedensbrecherisches Vorgehen sortsetzen. je hartnäckiger sie dem «Willen Europas" Trotz bieten, um >o mehr wächst ihre Hoffnung, daß die Einigkeit der sechs Großmächte, die diesen Willen repräsenttren sollen, in die Brüche geht. Diese Hoffnung erweist sich nicht als unberechtigt. England hat die von Deutschland vorgefchlagene Blockade des Piräus zwar nicht direkt abgelehnt; aber eS hat sich dahin geäußert, daß ihm dieser Vorschlag nicht sympathisch lei. Von anderer Seite wird berichtet, daß die englische Negierung die Blockade lediglich für verfrüht betrachte. Offen wagt also England noch nicht, sich von dem europäischen Concert zu trennen: aber eS liegt schon beut« klar zu Tage, wie wenig den offiziellen Versicherungen der briti schen Staatsmänner, mit den übrigen Mächten Hand in Hand zu daß die Erfüllung dieses Herzenswunsches sicher ist. oekultrt max,sogar schon mit der Möglichkeit, daß daS mdM tünnw^ n« einer.l»b«al«B die der philhellenischen Strömung age isis gehen, zu trauen ist. Vor wenigen Tagen versicherte der Premier minister Salisbury im Oberhanse, das europäische Concert bleibe bestehen, und im Ünterhause erklärte Balsour, zerfalle eS. so ist der europäische Krieg unvermeidlich. Und doch ist eS England, das sich zuerst anschiat. die Einigkeit der Mächte in Frage zu stellen kn dem Augenblicke, wo eS seine Uebereinsttmmung mit den übrigen Kabinetten durch eine entscheidende Aktion gegen Griechenland beweisen soll. Es wird immer mehr offenbar, daß vornehmlich das Vertrauen auf England die treibende Kraft der griechischen Politik ist. Trotz der Extravaganz des nenhellenischen EliauviniSmuS würde eS Griechenland nicht gewagt haben, ausschließlich auf eigene Rechnung vorzugebcn. wenn es nicht die Zuversicht gehabt hatte, in England einen starken Rückhalt zu finden. Es ist kaum noch ein Zweifel möglich, daß das bankerotte Griechenland nur mit englischem Gelbe die Mobilmachung bewerkstelligen konnte. Zwischen den offiziellen Erklärungen der leitenden Staatsmänner in England und seinen wirklichen Absichten hat von jeher ein großer Unterschied bestanden und wohin diese Absichten zielen, läßt die «öffentliche Meinung" jenseits deS Kanals erkennen, die die Griechen zu ermuthigen und auszureizrn bestrebt ist. Man wünscht in London den Großmächten ein recht gründliches Fiasko und ^glaubt, daß die Erfüllung dieses Herzenswünsche- sichn Negierung s^latz zu "machen. _ ohne Ikde Heuchelei Rechnung trägt. Ein solcher Regierungswechsel ist indeß gar nicht einmal nothwrndia. um das Abschwenken Eng lands von den übrigen Mächten zu Gunsten Griechenlands herbei- zusühren. Schon in dem am Mittwoch stattgehabten Ministerrath tn London soll der unionistifche Flügel des Kabinets. der von Anfang an mit den Griechen sympathisirte, den Wunsch aus gesprochen Haben, bei allem Bestreben, den Lrieden aufrecht zu halten, die Krisis in griechenfrcundlichem Sinne zu lösen. Es soll dabei auf die starke pbilhelleniiche Strömung der öffentlichen Meinung und auf die Gefahr einer parlomentarochen Niederlage des Kabinets hingewiesen worden sein, falls England seine Zu stimmung zu Gewaltmaßregeln gegen Griechenland geben würde. Lord Salisbury gab die Berechtigung dreier Argumentation zu und drückte auch seine Svmpalhie für Griechenland aus, meinte aber, die Erhaltung des Frieders müsse die oberste Maxime bleiben und die Angelegenheit um jeden Prxls aus dem Stadium der Aktion in jenes der diplomatischen Behandlung kommen. Das heißt nichts Anderes, als daß den Griechen freie Hand gelassen werden soll, den Weltbrand zu entzünden, da doch nun hinlänglich bewiesen ist, daß die bloße diplomatische Behandlung der kretischen Fra eine den allgemeinen Frieden bedrohende Entwickelung der Kri" nicht zu verhindern vermag. Dieser Einsicht scheint man sich auch in den maßgebenden Kreisen Wiens nicht ganz zu verschließen. So schreibt die «Neue Freie Dresse": «Falls Lord Salisbury vor den philhellenischen Stimmungen in England weiche, würde er seine Weltvolitik zur Majoritätspolitik herabdcücken und den kontinentalen Mächten die Gefahren zeigen, welche sie bei der Rechnung auf Englands Unter stützung bedrohe». Der im europäischen Eoncert eingetretene augenblickliche Riß wird verkleistert i'O werden, weil die gemein samen Fricdensbedürfnlsse und die Reformaklion in Konstantinopel die Mächte nothwendig zusammensühren. Der Sultan könnte den Mächten keinm Glauben schenken und keinen Einfluß auf die inneren Angelegenheiten der Türkei gestatten, wen» ihre Einigkeit den Verlust einer Provinz für ihn bedeuten würde. Auch in Oesterreich-Ungarn giebt eS griechensrcundliche Strömungen, aber die in Europa massenhaft angehäusten Zündstoffe lassen keine Sentimentalitäten zu. sondern drängen zu einer Politik der äußersten Vorsicht." DaS »Neue Wiener Tageblatt* erblickt in der eng» Uschen Ablehnung deS BlockadevorschlagS nur eine Momentvhafe von nicht zu überschätzender Bedeutung. Erfolg« keine Einigkeit üb« ein angemessenes Verhalten gegen Griechenland, dann dürste die Pforte an der eigenen Wahrung ihrer Rechte und Interessen gegenüber Griechenland unmöglich mehr gehindert werden. Die stärksten europäiichen Interessen erheischten aber eine Verhinderung dieser Eventualität. Neuerdings gewinnt es den Anschein, als ob auch die ver wandtschaftlichen Beziehungen des griechischen Königshauses zu de« europäischen Dynastien nicht ohne Einfluß auf die Entschließ ungen Griechenlands blieben. Der griechische Kronprinz ist der Schwager Kotier Wilhelm's. der König von Griechenland ein Bruder der Mutter des jetzigen Czaren und die Königin Olga, leine Gemahlin, ist eine Tante des Kaiser- Nlcolaus. Kaiser Wilhelm hat durch die entschiedene Art, in der er von vornherein für «ine energische AktionSvolitik gegen da« völkerrechtswidrige und sriedenSstörerische Vorgehen Griechenlands «Inaetreten ist. zur Genüge daraethan, daß für ihn und das Deutsche Reich, sobald die FriedenSkntereffen auf dem Spiele stehen, dynastische Rücksichten nicht einen Augenblick mitzusprechen haben. Nicht so klar ist. ob sich die russische Haltung zur griechisch-kretischen Frage vollkommen von rein dynastischen Einflüssen frei zu erhalten vermag. Nach einer Londoner Mittbeilung der ,B. N. N." die auS angeblich -sehr verläßlicher" Quell« stammt, sollen auf die Entschließungen deS griechischen König- namentlich das dänische Königshaus und die beiden Schwestern, die Kaisertn-Wittwe von Rußland und die Priuzefsin von Wales, bestimmend einaewirkt haben. «Diese Meldung*, bemerkt der Londoner Berichterstatter des genannten Blatte» ausdrücklich, «ist sehr scharf von dem hier üblichen Hol« klatsch zu trennen, der so gern in die Gewebe der hohen Politik feine Frauenhände hinein,errt. Die Mittbeilung ist von so durch aus ernster und gewissenhafter Seite beglaubigt, daß sie vollen Anspruch daraus yat. als ein kleines Moment zur Zeitgeschichte gewürdigt zu werden." Ln letzter Zeit gewinnt es den Anschein, al« ob sich tn der rnlsiichen Politik ei» aewlsseS schonendes und zurückhaltendes Zögern geltend mache. Das mag den Verdacht bestärke», daß am Hose in St. Petersburg starke weibliche Einflüsse im pkilhelleniichen Sinne wirksam sind. Unwidersprochen ist bis her die Miitheilung der «Franks. Ztg." von einem Telegramm der Koiserin-Aittwe geblieben, worin diese ihrem Bruder versichert, daß sie Alles thun werde, was getha» werden könne, um ihm zu Helsen. Auch erhält sich die Nachricht, daß König Georg bei seinem letzten Aufenthalt in Kopenhagen geäußert haben soll, er werde so lange wie möglich nict-ts unternehmen, was nicht die Billigung seines Neffen, des Czaren Nicolaus, finde. Thatsächllch wird tn Rußland eine Richtung öffentlich vertreten, die von der solidari schen Aktion der Mächte gegenüber Griechenland nichts wissen will. Im Zusammenhänge mit den nicht bemlich erkennbaren Absichten der russischen Politik durfte der auffällige Stimmungswechsel sieben, der sich soeben in Frankreich vollzogen hat. Vor einigen Tagen noch herrschte in dm dortigen offiziellen Kreisen ein förmlicher Ent husiasmus über die kräftige Initiative Kaiser Wilhelms. Der offiziöse «Tcmps" erging sich in Lobeserhebungen über Deutschlands Orlent- volitik und führte eine sehr heftige Sprache gegen Griechenland. Jetzt spricht das Negierungsorgaii aus einmal von den «etwas zu strengen Vorschlägen" des deutschen Kaisers, denen man sich nicht aiizuichließen brauche. Auch meint das Blatt, «daß es eine schöne Nolle für die französische Diplomatie wäre, wenn sie aus der zukünftigen Einverleibung Kretas einen Preis für die Besonnenheit GriechrnlandS und eine Belohnung für Engagements Griechen lands hinsichtlich Makedoniens machen könnte". In dm Negier- ungskreisen in Paris greift immer mehr die Ncberzmgung Platz, daß die Mächte keine weiteren Zwaiigsmaßreaeli, gegen Griechenland werden anzuwmdm brauchen, da dieses sich mit einer Lösung der Kretafrage zufrieden gebe» werde, die aus Kreta ein Ueberganas- stadium schafft und die Aussicht aus dm späteren Anschluß oer Insel an Griechenland eröffnet. Derselben Ansicht scheint die italienische Regierung zuzunerg<:n. Italien, schreibt die ministerülle «Jtaffa", becheiligte sich an den Schritten der Mächte in Kandra nur, um seine Stimme im Concert zu bewahren, nicht um gegen Griechenland Partei zu nehmen. In Kandia hätten die Mächte Fiasko gemacht, sodaß ein Krieg zwischen der Türket und Griechen land kaum vermeidlich sein dürste. Griechenland habe, wenn eS besonnen sei. nicht zu fürchten, daß Italien und England sich zn türkischen Gendarmen hergeben. Die «Agencia Jtaliana" läßt sich kn ähnlichem Sinne auS und erklärt bestimmt« falls es zn Repression-maßregeln gegen Griechenland komme, werden einige Mächte sich zurückziehm. Kerniklireib- uuv Zcrmvrccki-Bertckite vom 20. Februar. * Wien. Der «Polit. Corresp." wird aus Nom gemeldet: Es entspricht dem Sachverhalte nicht ganz, von der Ablehnung des Blockadevorjchlages durch das englische und italienische Kabinet zu sprechen. Der Gedankenaustausch läuft fort und korrekter Weise kann nur von der noch nicht erkheisten Zustimmung beider Kabinette und von Anfragen und Amendements derselben die Rede sein. Inzwischen setzen auch diese Kabinette mit gesteigertem Nachdruck ihre Warnungen und Mahnungen in Athen fort und erwarten gerade mit Rücksicht auf die von ihnen eingenommene.Haltung eine größere Würdigung derselben seitens der griechischen Negierung als bisher. * Paris. Kammer. Der Teputirte Gnesve interpellirt über die Ausweisung der Elsässer, die der Wissenbacher Versammlung am 6. Oktober 18W beiwohnen wollten, wo Bebel und Bueb über ihr Reichstagsmandat Rechenschaft oblegen wollten. Guesde er innert daran, daß Bebel und andere deutsche Sozialisten gegen die Annektiriing des Eliaß protestirten. Minister Barthou erwicdert, die AnSweming richtete sich allein gegen Bebel und Bueb. Ihr Sozialismus schließt nicht die lcidcnichaftliche Anhänglichkeit an das deutsche Vaterland ans. Die deutschen Sozialisten rühmen sich laut, erst Deulsche und dann erst Sozialisten zu sein. Es wäre zu wünschen, daß dies in allen Ländern der Fall wäre. (Beifall und Widerspruch.) Die Regierung wollte nicht die Kundgebungen des Lillrr Kongiksses vom August sich erneuern sehen. Der Wisscn- bacher Maire habe die getroffenen Maßnahmen gebilligt, denn die Bevölkerung mißbillige die verbrecherischen internationalistischen Lehren. (Beifall.» Guesde cnigegnet, der Patriotismus werde im Elsaß durch die sozialistischen Arbeiter verkörpert. Gambetta und andere Franzosen hätten Bebel und Liebknecht dies Zcugniß aus gestellt. Redner betont den Patriotismus der Sozialisten, welche wollen, das der Rhein die Verbindungslinie zwischen den beiden Völker», anstatt elne trennende Schranke werde. Die von Barthou als Billigung des Verhaltens der Negierung acceptirtc einfache Tagesordnung wurde mit 361 gegen 73 Stimmen angenommen. "Tanger. (HavaS-Meldung.) Zu der Verhaftung zweier, der Ermordung des Bankiers Häßner verdächtiger Individuen wird noch berichtet, daß die Uhr. welche Häßner gehörte, bei einem spanischen Hehler gefunden wurde, an den sie von einem arabischen Neger ver auft worden war. Dieser Neger wurde verhaftet, ebenso ein spanischer Renegat, der ihm Unterschlupi gewährt hatte. Berlin. Reichstag. Das Haus fährt in der Berathung des Etatödes allgemeinen Peiisionsfoiids sort, wozu eine Resolution vorliegt. betr. Abminderung der Zahl der Oisiziers- pensionirungen. — Abg. Bebel (Soz.): Wen» die Pensionirungs- allsgaben so zunehmen, wie in den letzten Jahren, so habe das HaiiS ein begründetes Recht, nach den Grundsätzen dieser Pen- sionirunoen zu fragen. Außerordentlich zahlreich seien letztere namentlich bei den Generalen, Obersten und Haiiptieuten. Der Vergleich mit dem Auslande, den General v. Viebahn gezogen habe, sei ganz unzutreffend. Bei Frankreich übersehe derselbe z. B.. daß die Pensionirungen daselbst bet den Kvlonialarmecn in Afrika. Tongking u. i. w. schon des Klimas halber weit häufiger sein müßten. Erst neulich hätten die «Hamburger Nachrichten" ziffern mäßig nachgewiescn, daß daö Durchschnittsalter der Offiziere bei uns in jeder Rangstellung ein viel niedrigeres sei als in Frankreich. Man kenne auch die blauen Briese, auf Grund deren ein Offizier, wenn sie sich ein Üebel während derDienstzeit und infolge derselben ruzögen, z. B. einen Bruch, da beiße eS. das Uebel habe mit dem Dienst nicht- zu thun und die Entlassung erfolge ohne die geringste Pension. — Inzwischen ist eine Resolution Gröber eingeaangen, die vom BundeSrath sestzustellenden Grundsätze über Anstellung von Mtlttäranwärtern im Konimunoldienste möchten eine Fassung erhalten, welche eine wesentliche Eiiljchränkiiiiä de« Kommnnal» sclbslverwailungsrcchts vermeide und die Velichiedenheit der Ver hältnisse tn den Einzelstaaten thnnlichst berücksichtige. — Abg. Äaller (südd. Volksp.i: Auch der kunstvollste Ausbau der Ziffern durch den Generalleutnant v. Viebahn stoße die Tbatsache nicht um« daß seit 1887/88 die Ausgaben für Otfizierspensionirungen sich nahezu verdoppelt hätten. Der ivnrttembergische Krieg-minister' habe neulich mit Bezug aus einen bestimmten wüttlemliergischen Divisionär gesagt, derselbe habe freiwillig seinen Abschied genommen »nd gefragt: Sollten wir den Mann etwa daran hindern? Ja wohl. Herr Krlegsminister. einem Manne, der noch rüstig ist und seinem Vaterland? noch Dienste leisten kann, sollte nian den Ab schied verweigern. Sie sagen, die Ursachen der Pensioiiirungeii entziehen sich unserem Uriheil, es handelt sich aber um Gelder der Steuerzahler und wir müssen verhüten, daß Mißbrauch mit diesen Geldern getrieben werde. Herrn Lieber, der meinen Antrag grund sätzlich bekämpft, erwidere ich, mein Antrag ist wirklich abaelchrieben von oem vorjährigen Antrag des Centrums in der bayerischen Kammer, und für diesen Centrumsantrag hat noch sagar Prinz Ludwig von Bayern aestimmt. (Beifall.) — Preußischer Kriegs- Minister v. Goßler: Man sollte doch diele Sache nicht auf oic Spitze treiben. ES liegt doch nicht alles Recht beim Reichstag, sondern eS bestehen auch noch Rechte des Kaisers, dir nicht an- getastrt werden können. Auf die Entschließungen Sr. Majestät wird ein solcher Antrag jedenfalls keinen Einfluß üben-, seine Pflicht ist eS. die Qualifikation der Offiziere zu beurtheilen. Den Bundesfürsten allein steht es zu, Offiziere zu ernennen und Be stimmungen über die Geeignetheit der Offiziere für höhere Stellen zu erlassen. Redner versichert dann nocb, besonders preußischerseits sei auf die Offizierspensionirungen in Württemberg kein Druck versuch, sondern in dieser Frage durchaus taktvoll gehandelt worden. Dem Abgeordneten Bebel, der die blauen Briese jeden- sallü nicht kenne, wiederhole er, wir erhalten die Offiziere so lange als möglich, urtheilen nach festen Grundsätzen und suchen gerecht zu sein. Niemand ist berechtigt, Beförderung nach der Änciennetätz zu fordern, und Niemand ist berechtigt, den Abschied zu verlangen, wenn er übergangen wird. — Württembergischer Kriegsminister Schott v. Schottenstein stellt dem Aba. Galler gegenüber lest, daß er vorgestern nscht gesagt habe, die Ursachen der Pensionirungen affigen dem Reichstage nichts an. sondern nur, Galler habe lei» Urtyril über die jeweilige Ursache einer Pensionirung, und das halte er ausrecht. — Generalleutnant v. Diebahn hält seine nenlichen Angaben über die OlsizierSoensionirungen ausrecht. — Abg. Lieber (Centr.) konstatitt dem Abg. Galler gegenüber, daß er selbst tn der Kommission die Erörterungen über die Pensionirungen herbei geführt habe. Er habe ausdrücklich unterschieden zwilchen dem Rechte der Kommandogewalt zu pensioniren und dem Rechte des Reichstags tn Bezug auf den Geldpunkt Der Reichstag könne allerdings, wenn eS ihm scheine, als ob die Pensionirungen in einem Uebermaße erfolgten, welche sich mit der Leistungsfähigkeit des Volles nicht verträgt, durch Ersparungen beim Buvget den Träger der Kommandogewalt vor die Erwägung stellen, ob er nicht im Interesse anderer Reichszwecke ein anderes Tempo bei dcns Pensionirungen einschlngen wolle. Durch die Mitlheilungen des Herrn Generalleutnant v. Viebahn sei aber befriedigende Aufklär ung gegeben worden. Was den bayerischen Antrag anlange, so seien die Voraussetzungen hier und in Bayer» nicht die gleichen. — Generalleutnant v. Viebahn stellt in Abrede, daß den Mann schaften, welche sich ein Leid im Dienste zugezogcn haben, Schwierigkeiten betreffs Erlangung einer Pension gemacht würden. — Abg. Weiß (frei'. Volksp.) führt aus. daß man die in Bezug ans die Anstellung von Militäranwärtern im Koiiimunaldiensie gegenwärtig bestehenden Verhältnisse in seiner bayerischen Heimalh als eine schwere Schädigung der Selbstverwaltung und der Ge meinden selbst sehr empfinde. — Staatssekretär v. Bötticher: Die vom Vorredner berührten Dinge befinden sich noch in der Ausgestaltung. Das Rcichsantt des Innern bat einen Entwurf von Grundsätzen für die Durchführung des 8 77 des Reichsgesetzes von 1893 ausgestellt und zunächst den Bundesregierungen mit- getlieilt, damit besondere Wünsche und Interessen berücksichtigt werden können. Die Regierungen haben sich noch nicht sämnrliich geäußert, aber die Mehrzahl hat sich auf den Standpunkt des Entwurfs gestellt, oder doch nur Einzelerinnerungen daran geknüpft. Es werden nunmehr die Vorschläge gesichtet und daraus wird ein Entwurf ausgearbeitet werden, der dem Vundcsrathe vorgclegt werden soll. — Abg. Gröber (Centr.) bestätigt dem Abg. Weiß, daß über den 8 77 des Gesetzes von 1893 große Erregung herrsche, aber die Freisinnigen hätten diese Paragraphen genau eben so mit verschuldet, wie alle übrigen Parteien, sogar noch mehr, denn bei Berathung der Bestimmungen in Preußen, denen das Reichsgcsetz Hochgebildet sei. sei der Abgeordnete Ebcrty ganz besonders lebhaft dafür eingetreten. jetzt heiße es guiä laci-mms nc>8 und da empfehle er im Interesse der Selbstverwaltung seine Reiolution zur An nahme. — Aba. Weber (ul.) wünscht, der angekündigie Entwirrt von den AuSsiibruilgsbestimmirngen zu 8 7/ möge auch denr Reichstage zur Prüfung vorgeiegl werden. — Abg. Förster (Reform».) bittet um Erhöhung der Jnvalidenpensionen und um unverkürzte Weiterzahlung der Pensionen bei Eintritt in andere Staatsäntter. — Generalleutnant v. Viebahn dankt für das Wohlwollen, hält es aber nicht sür angängig, in diesem Punkte ans gesetzgeberischem Wege noch weiter vorzngehen. — Abg. Graf Oriola bedauert, daß die Frage von dem Regierungsvertreter in so kurzer Weise ab gemacht werde, dazu sei sie doch zu enrst. — Der Pensionsetat wird genehmigt, die Resolution gegen die freisinnige Voikspartci und Sozialdemokraten abgelehnt und die Resoinkion Gröber fast einstimmig angenommen. — Montag: Etat des Auswärtigen Amis. Berlin. Tie »Nordd. Mg. Zig." bringt folgende inspirirte Mitlheiiung: «Die von «Reuier'S Bureau" gebrachte Nachricht, Lord Salisbury habe den deutschen BlockcBevorichlag dahin beant wortet. daß, bevor eine Aktion gegen Griechenland uittcrnvmmen würde, die zulünfiiqe Verfassung Kretas unter den Mächten zn berathen und dabei eine Autonomie der Insel nach dem Vorbilds von Samos in s Auge zu fassen, ist nach unseren Informationen zutreffend. Wie wir hören, i» die deutsche Regierung in ihrer bis herigen Haltung bereit, mit den Mächten in Verhandlungen über die zukünftige Gestaltung Kretas unter zwei Bedingungen einzu- treten: einmal müßte eine Annexion Kretas durch Griechen land außer Betracht bleiben, wenn sich keine Gewähr sür die Ordnung der herrschenden Zustände aus der Insel biere, dagegen für -die übrigen Balkanvölker ein gefährlicher Präcedcnzfall ge- " litt in j - - Ä- ^ 3 L 2 8» D' V» I » Li — schaffen würde: ferner aber ist vor Elntri jene Verhandlungen der völkerrechtswidrigen Aktion Griechenlands ein Ende zu machen, deren Fortdauer eine steigende Kriegsgefahr enthält." — Aus Wien wird demselben Blatte telegrapliirt: Die hiesigen diplo matischen Vertretungen habe» gestern offizielle Milthcilungcn über den Standpunkt der Mächte zur Erhaltung des Status >mo auf Kreta und zurDittchlühiungderReformen erhalte». Englands Wider stand gegen den Blockadevorschlag wirb dahin erklärt, daß man vorher eine Verständigung über das weitere Schicksal Kretas wünsche. In der hiesigen Diplomatie glaubte man sogar. England acceptire die Betreibung mit der Okkupation der Intel. — Der .Krcuzztg." wird aus Paris gemeldet, trotz der englischen Ablehnung der
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