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Dresdner Nachrichten : 17.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 4-5 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-17
- Monat1880-06
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 17.06.1880
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Ftr IU«ttck,,bt «inaeson» süstkhl« «acht ll« dik Rl «tchl «erdlndiuj. »s«ndt»rvra« edicUl» »«s«ralk«-»>>u,knik «u»wilrt»r »iiri, vrr!m. Mi«,, Lc>»t>,. «olil, tzrellau, granlsu« a. M — «ud. m «krU». Lctptta. wie», Hamtura. ^ranllurl, M., Mün chen.—Daud«» u».t»^ra»kwit O.M. — vurcauxd „Annattde», tz««k". — Ni»«, «.»litte, VnUl«» ck l,». in Pari». Tageblatt für Uokitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Frem-enliste. W. IndrrnnA. «-nnl°,,»l»«lila,,»»Uhr. s» «eultndknnr nn H»«e»I«,ni: -r. «l»!ier,<>N, «r.»bi»«,chm.auhr. — Der «»um einer ei»I»«l«i,en Eine Garnniir iUr da» «tchv» iii»i»e «rlchrinen der Jnlerad« ldtr» nicht gegeben. vuHoSrlige Anncncen» Äuslröge von un« nnbrlannlkntzirmen und Vrrlonen inirriren wir nnr arprn tvra»u,nera»do-^«l,lu»g durch vrieiniarkrn oder Poftkinzahlun«. kchi Silben Irnrn iS Pigk. In- serale tlir die Monlogrsiumme: «der nach einem Hellinge die Pellt« »ett» 2» Plgc. j — Geller» haben die Stadtverordnete«« dem RalhSbrschlüsse, >7 vaS Manieuffcllchc Brauhaus lür 110,000 Mark anzukause», » ^ «iiaeffimmt. egen Beiger und die Engler 'scheu Eheleute. Loxxsl L Lo., S»vlItUVI>>vI»Lrt, 8edloss-8trs5so 19, Lelco üvr LporereaLSv. zcßgeg , ... ßB2 Uhr verkündete der Gerichtshof, »achtein die Ge- szugestiinnit. — Prozeß iNachtö »,B2 > schworenen die Schuldsrage betresfo Beiger o beiabt und betrcitö Eiiglcr'o verneint hatten. das Urtheii und lautet dasselbe aus t Jahr 6 Monate Zuchthaus und 2 Jahre Ebrenrcchtovcrlust iür Beiger, sowie Freisprechung der Engler'schcn Eheleute. Das > frctsplcchendc Erkeniilnlß erregte ein gewisses Ausschc». -M» > Berlin, l<>. Juni. Die Konferenz wählte den Fürsten Hohenlohe nun Beruhende». Geheimrath Buich und Gra, »Nvuh Frankreich. Im Senate sprach sich die Gruppe der Union ^ Republicaine für die Amnestie auö. Die republikanische Linke der Kammer stimmte Iür die Berathung der Amnestieiragc, ohne die Initiative der Negierung abzuwarten. Die Linke und daö Eentrum der Kammer scheint der Amnestie abgeuelgt. Uireotor Import unct Uaxor A van »>»«' iiodtsn s H»v»»tttt-k i^nrrt'», js) an xros. ai - Palais Kutsnbsrg, iß ! promen?>üondk!te, vresSen. A issjg lS- Belgie». Die nationale Ausstellung wurde Gegenwart deö KönigSpaarcö tcicriich eröffnet. gestern l»z„ Lccrctären. Morgen Freitag findet i Bevollmächtigten und den beigegebcnen Die Bevollmächtigten treten Sonnabend zusammen. Man hat schon seht den Eindruck, das, unter den Mächten eine Uebercln- dle erste Sitzung der! slimmung herrscht, welche geeignet ist, derKonscrc»; einen raschen sachverständigen statt.s Verlaus zu sichern. Nr. 169. > «inming vdm 1«. IHN»! Barometer na« Vikar Msotd. Malis,r. I» ,MdS. 7 nr,l1 7SL Mill., seit gestern « MIlltm. geißle», rdkrmonleirogr. u. " ! Temp. s>,.^ W . höchste 2L< - " ' . Nieds'I r., dluSslchten fürden 17. Juni: Zeitweise beiter, ziemlich warm, l N°.d°st>vi„d. T-gilid-r beioölkt. rikcnd-Hellers i sttUcnwe»e Gewitter. I Tvmierstag, 17. Juni. Voltttsche». ' Allgemach, wenn auch nur zögernd, taucht aus den Fluthwellm widerspruchsvoller Vermuthungen über das Schicksal der Kirchen diktaturvorlage ein einigermaßen erkennbares Bild einpor. Das Gesetz scheint zu Stande kommen zu sollen und zwar wcrden.es die Hände der Konservativen und der Nationalliberalen aus der Taufe heben. An den Letzteren wird noch erstaunlich hcrumgearbeitct, sie wollen nicht gegen den Stachel löken, aber sie thun es zuletzt doch. Der Bischofparagraph wird aufgegeben, aber das schadet Nichts. Der König hat das Begnadigungsrecht und wird zunächst dem Erzbischof von Köln, Melchers, die Gnadensonne leuchten lassen. Zwar hat ein Urtheilsspruch das Kölner Erzbisthum für erledigt erklärt, aber wenn sich Herr Melchers zur Einweihung des Domes als sein eigener Stellvertreter präsentirt, so wird er dem feierlichen Schauspiele in der vollen Würde seines Amtes beiwohnen. Er wird auch später fortregieren können und zwar durch Erlasse, die nach den Maigcsetzcn strafbar wären; da aber zur Erhebung einer Anklage wegen dieses Vergehens nach dem Diktaturgesetze ausschließlich der Oberpräsident berechtigt ist, so wird der Erzbischof davor sicher sein. Man sicht, cs geht Alles. Nur verschone man die Welt noch mit dem Glauben an die Majestät des Gesetzes, wenn man Gesetze eigens zu dem Zwecke sabricirt, andere Gesetze zu umschiffen. Wie wenig Hamburg sich seiner Verpflichtungen gegen das große Vaterland bewußt war und wie es sein Freihasenprivileg vorzugsweise im Dienste des Auslandes, ohne Rücksicht auf die Interessen von Industrie und Handel des Zollvereins, ausbeutele, bezeugt eine Eingabe der Binnenschifffahrt auf der Elbe an den BundeSrath. Dieselbe bittet bei der Verlegung der Zollgrenze an die Elbmündung, auch ein Wenig auf die Dienste und Interessen der Binnenschifffahrt Rücksicht nehmen zu wollen. Es heißt in der Eingabe: „Hamburg, das für die Seeschifffahrt groffe und schöne Häsen gebaut und mit allen modernen, den raschen Verkehr ermöglichenden HllkSmltteln ausgerüstet hat, bietet der Binnenschifffahrt kcinen genügenden Hasen, keinerlei Lade- und Löschvorrichtungen und stellt ihr z. B. nicht einen einzigen Dnmpikrahn zur Verfügung. DaS Laten und Löschen der Binnenschiffe geschieht nach veralteten Gebräuchen und mit durchaus ungenügenden techmichcnHilsöinitteln. Ein zweimaliges Wiegen ist erforderlich; der RcvlsionShaicn genügt nicht, Klagen betten Nichts, die Zeitverluste sind groß, die Ab fertigung schleppt sich ost 12 Tage hinaus und abgesehen von vielen indirekten Verlusten betragen die direkten Auslagen tür die schwer fällige Abfertigung in Hamburg 15—20 Proc. deö gesammlen Frachtsatzes". Man sieht, wie unpatriotisch die Hamburger, die bisher als die tollsten nationalliberalen Schreier den Mund nicht voll genug von Phrasen über die Macht, Größe und Einheit des Reiches nehmen konnten, sich gegen ihr Vaterland verhalten und das Ausland begünstigt haben. Aber in der Hetzsile, mit welcher der Bundcsrath es so nöthig hatte, die Zolllinie nach Cuxhaven zu verlegen, fehlte auch die Minute Zeit, eine so gerechte Beschwerde, wie die der Elb schiffer gegen Hamburg, zu prüfen. Ein Potpourri schriller Stimmen dringt aus den 17 Landtags stuben der österreichischen Monarchie an die Oeffentlichkeit. In Prag verlangen die Czechen die Unterdrückung des DeutschthumS, um ein glorreiches Wenzelsreich zu gründen. In Marburg fordern die Slovenen ungestüm die Auflösung des Kramer Landtages, in welchem sie in der Minderheit sich befinden, um bei Neuwahlen durch Regierungsdruck sich in die Mehrheit und die Deutschen zum Gehorsam zu bringen. In Salzburg nöthigcn die Klerikalen den Landeshaupt mann, Grafen Lambcrg, zum Rücktritt. Weil dieser die Verfassung hochhält, entziehen sie ihm das Stimmrecht und verschaffen sich dadurch bie Zweidrittcl-Mehrhcit im Landtage. GrafLamberg protestirt gegen diesen Gewaltstreich mit den mannhaften Worten: „Daß er Alles, selbst sein Leben blngebe, doch nie der Ehre seines fleckenlosen, uncntwelhtcn politischen EbaraktcrS, seinen fort schrittlichen Gesinnungen, denen er offen huldige, entsagen werte". Jetzt kann der Salzburger Landtag ohne Landeshauptmann nicht weiter berathen. Auf dem galizischcn Landtage zu Lemberg maßregeln die Polen rücksichtslos die Nuthenen, auf dem oberösterreichischen zu Linz beantragen die Klerikalen die Wiederherstellung des Konkordates. Einen ebenso übcrmüthigen Streich aber verübten soeben die Kirchenfürstcn Tirols. Zwei von ihnen galten bisher als „gemäßigt" und ihre Beförderung auf ihre bischöflichen Sitze wurde KS Triumph der Negierung ausposaunt. Jetzt aber protestiren sie flott mit ihrem Amtsbruder gegen das vom Kaiser sanctionirte Gesetz, vaS die Bildung von evangelischen Pfarrgcmeinden in Innsbruck und Meran ermöglicht hat. Die katholischen Prälaten zetern darüber als eine schnöde Verletzung der Glaubcnscinheit. Sie jammern, als hätten ob und seit der Bildung zweier evangelischer Pfarr- gemeinden im „Landl" Tirol die Bergriesen in ihren Grundvesten erzittert, als schmölze der ewige Schnee und das Gletschereis, als fände keine Heerde mehr Nahrung auf den Alpmattcn, als ver stummten die lustigen Jodler, als schaute kein Bua mehr sein Dirndl an, als dürfe der Nazi nicht mehr bei der Vroni fmsterln. Wenn Protestanten in Tirol gemeinsam beten, das Abendmahl nehmen, bei Geburt, Hcirath und im Sterben die Tröstungen ihrer Religion von ihren Priestern erhalten, das bedeutet ja den Verlust aller Rechte und Freiheiten Tirols! Der engherzigste Brodneid diktirte den Kirchenfürsten ihren zornigen Protest. Am Ende überzeugt sich das naive Volk der Tiroler kso'fürchten die Bischofsmützen), daß auch der Pastor ein „Hochwürden" ist, wie der Herr Ortöpfarrer, daß seine Taufe ebenso gut die Kinder in den Bund der Christenheit aufnimmt, daß die von ihm cingescgncte Ehe so viel gilt, wie die Copulation durch den katholischen Priester, daß der Todte, den der Pastor zum Grabe geleitet, ruhig im Sarge liegen bleibt und nicht vom Gottseibeiuns durch die Lüste entführt wird, so gut wie der tnüde Erdenpilger, den der katholische Priester zur letzten Ruhe ein führte. Daher jene gehässige Verwahrung der Kirchensürsten gegen die Bildung evangelischer Gemeinden im Lande der Glaubenseinheit, die Jene als „die Perle seiner Vorzüge" preisen. Zunächst wird der Bischossprotest in der Innsbrucker Landstube unwirksam verhal len; aber es ist sehr beachtlich, daß in den österreichischen Landtagen zu dem wilden Hader der Nationalitäten sich jetzt noch die Furie der Intoleranz, der religiösen Verfolgung gesellt. Wenn das Deulsch- thum in Oesterreich diesen wüthenden Anprall von vereinigtem Nationalitätenhaß und Glaubenseifer überdauert, wie stark muß der deutsche Geist sein! Die gestern in Berlin zusammengctretene griechische Eonferenz hat beschlossen, über ihre Berathungen „absolute Verschwiegenheit" zu beobachte:«. Das wird natürlich Wiener und andere Scnsations- blätter nicht hindern, täglich ausführliche Sihungsprotokolle (wie beim Congreß) zu veröffentlichen. Aus Wien sind wieder, «vie vor zwei Jahren, viele Zeitungscorrespondenten in Berlin eingetroffen, die natürlich, uin die Kosten ihrer Mission zu decken, ellenlange Telegramme spediren müssen. Das Geschäft und die leidige Eon- currenz bringen's mal so mit sich. Uebrigens wird die Eonferenz nicht viel zu verschweigen haben. Am Donnerstag werden die Con- fercnzler beim Kaiser speisen, der vor zwei Jahren zu seinem großen Bedauern verhindert war, die Mitglieder des Kongresses als seine Gäste persönlich zu begrüßen. Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, I<>. Juni. Die erste Sitzung der griechischen Konferenz bauerte von 2 bis 7^4 Ilhr und beichältlgte sich nach einer bcgrllsienden Ansprache des Fürste» Hobeniobe mit Frage» der GeschältSordnung. Nachmittags 5 Uhr sanb beim Fürsten Bis marck, morgen beim Kaiser ein Diners »att. Jrankreiü-. Der Ministerrath lehnte die Amnestie für die Communarden ab und beschloß »ur Begnadigungen gelegentlich des Natlonaltcstcö. Berliner Börse vom 16. Juni. Tie gestrige Reaktion war, da nur durch Realisationen bervorgcruicn, eine vorüb.r- gebende. Die heutige Börse setzte zwar etwas niedriger ein, als die gestrige, festigte sich aber im Verlause wieder, so daß der Schluß überhaupt alS sehr selt bezeichnet werden kann. Die an» gestrigen Schluß hervorgetretcncn Ver luste haben sich heute wieder ausgeglichen. Allerdings inachle sich etwaö Geldmangel sühlbar. Nach Allem aber Ist das Be streben nach Oben nach wie vor vorhanden und wird dasselbe durch die niaßgebcnten Faktoren nach Krälten unterstützt. Von Vankcn gaben Dresdner l. Sächsische '/-Proc. „ach. Ehcmnitzcr Bankverein und Leipziger Ercdit gewannen nahezu > Proc. Von Sächs. Jnduffricactie» zogen Schönherr wieder 1^/« Proc. a»; Solbrig und Lauchhammcc besserten sich um Bruchthctic, wäh rend Nähsaven, Stickmaschinen und Hartman» um Kleinigkeiten zurückgingen. Lokales und Sächsisches. — Se. Maj. der König hatte in vorvoriger Nacht im Hotel zum Hirsch in Eibau Quartier genommen, da ec gcstcrn Morgen gleichsallö in Begleitung der Herren SlaalSininisicr von Nosiitz-Waiiwitz und v. Könneritz, sowie dcSFttigelakjntantcn Oberstleutnant v.Minckwitz bchutS Besichtigung der llnglückostätteu nach Bernstatt und Umgegend gereist ist. Gcslcrn Nachm, ist Se. Maj. mittelst Extrazugö wieder im Holiagcr zu Pillnitz cingetrossen. — Der Fabrikdirektor Heinrich Feld. Loose zu Ehemnitz bat daö Ritterkreuz 1. Kl. deö AlbrcchlöortcnS erhalten. - Die Rückkehr dcS Herrn Kricgsministcrs von Fabrice auS St. Petersburg wird nicht vor de», 24. d. M. erwartet. — Der sächsische Gesandte in Berlin, Herr von Nostitz- Wallwitz, ist wiederum zum Mitgliede deö Neichöbank-Cura- toriumö vom BundcSrathe gewählt worden. — Die nächste Woche bringt uns wieder den bedeutsamen IobanneStag. der Tausende und Abertausende binanö sührt a» die Gräber geliebter Heimgegangener. Die Gräber zu schmücken ist eine fromme und schöne Sitte. aber sie wirb noch erhebender iür de» Schmückenden, wenn ihm aut dem Friedho'e in woblgepflcgtcn Gräber» die Gewißheit wird, daß die Pietät eine Immer wache und nicht nur am den Kalender gestützte ist. Möge daher letzt, wo dies etwa nöthig sein sollte, mit cer Vor richtung der Gräber nicht gezögert werden, aus baß am Joban- neStag jeder Fricdbof DaS ist, was er sein soll — ein Garten der Tobten! Ans dem TrlnitatlSkirchbrs und weht auch aus anderen sind eben nicht alle Gräber »vie sie sein könnten; na mentlich befinden sich die Ruhestätten englischer und russischer Familien i» »nebr und minder fragwürdigem Zustande. — Wenn inan einem Schreibe» Glaube» schenken bar«, wel ches dem „Lclpz. Tgbl." aus einer russischen Provinz zugcgangcn ist, so hat Katser Alexander einen dochberzigen Entschluß auSgelührt, der Ihm zugleich die Herzen Tausender, die nihilistisch angehaucht waren, gewinnen wird. Sc. Majestät der Kaiser will darnach die auö Anlaß dcS Ablebens der Kaiserin die mit der Landestrauer verbundenen Einschränkungen ln Ausübung öffentlicher Lustbarkeiten, wle Concerte, Theater, nlcht zur Geltung kommen lassen! — Aus den Zcittmgcn erfährt inan, baß i» Verlln gegen 185.000 Auspfändungen nöthig waren. Daö liest sich ganz ruhig und doch birgt sich hinter dieser Zahl ein entsetzlicher »Abgrund. Jede Auspfändung ist ein Unglück für sich allein. Wen sie zun» eisten Male trifft, den erschüttert sie biö i» das innerste Mark. Sein Heim, sein Obdach, sein Glaube ist ihm zerstört. Die Stätte, wo er nach deö Tages Last und Sorge auöruhte. >vo er sich sicher südlte, ist erbrochen; daö Sopha, auf den» er mit seinen Kindern spielte, ist gesiegelt: die Ubr, welche er sich in guten Zeiten erspart, welche sein Stolz und seine Freude war, ist ihm von fremder Hand entführt und tür einen Spottpreis öffentlich verkauft. Und doch ist der Verlust der Llebliiigssachcn noch nicht daö Herbste. Welt schmerzlicher, geradezu vernichtend. Ist die plötzliche Gewißheit, baß der Gepfändete zabiungSunsähig Ist. Er ist an den Rand deö Elendes angelangt, seine Sorge» sind zur Wahrheit geworben, und er findet keine Hand, die Ihn zurücksührt. Leute, welche der Pfändung auch nur einmal anheim gefallen sind, arbeiten sich nur selten wieder in die Höbt. In den meisten Fällen ist ihr Muth, ihre Arbeitslust, ihr Kredit und ihre Ehre gebrochen. ES sind ruinlrte Eristenzen. »reiche dem Staat zur Last fallen, Zuwachs tür die Sozialdemokraten. Und solcher Psändmigen komme» aus Berlin allein Jahr lür Jahr 185,000! Wohl trifft es viel leichtsinnige und böswillige Menschen, aber eS trifft selten den Einzelnen allein, sondern meist eine ganze Familie. Die 1,200,000 Einwohner Berlins leben nur in circa 400,000 Haushaltungen. Man kann daher annch- mcn, daß fast die Hälfte der.HanShattnnaen jährlich von der Pfändung betroffen wird. Da scheint cs doch an der Zeit, daß der Staat nach den Ursachen forscht und der Verarmung ent- gegcntrltt, vor Allen» aber die neueren Gesetze einer Prüinng unterzieht, namentlich die Gewerbefreiheit und die Freizügigkeit, »reiche »ur für »rändernde Stämme, nicht aber für ein seßvaltcs Volk von Nutzen Ist. — Die Wolkenbrüche tn der Oberlauf! tz. Die specicllen Berichte haben sich in» Lauie des gestrigen Tages so gemehrt, baß wir von all den Einzelheiten mindcsicno eine ganze Nummer füllen müßten. Die cingcrissencn Brücken. Stege uns Wege, die ganz und theilweisezcrfiörlcn Häuser, die iortgescbwemin- tcn Geräthschattcn.Vorräthe an Getreide. Heu, Holz re. sind leider Gotteö so zahlreich, daß auch jetzt noch nicht der völlige Ueber- bllck möglich ist. Das betroffene Gebiet ist eben ein zu großes, ausgedehntes. Daö Schlimmste an alt den einlautendci» Berich ten ist, daß in keinem irgend eine der schon gestern hier gebrach ten Mittheiimigen über die bei der Katastrophe umgekommencn Menschen wirerruscn oder wenigstens moderirt wird; --- alte Unglückösälle bestätigen sich. Ein ScithennerSdorier schreibt uns, daß in Nieder-Obcrwitz bas Wasser an einzciucn Stellen bis zum ersten Stock der Häuser angcstiegen »rar, und daß eS herzerschütternd gcwcscn sei, die Leute vor dein Hause in stummen» Schmerze siehe» z» sehen, in welchem vier Menschen: eine Mutter mit drei Kindern, todt In einer Reihe läge», und vor den» Hause den Jammer zu hören, »reiches, untersvült. cingcstürzt war und drei Menschen: Vater iHäuSler Henschkc), Mutter und Tocktter. erschlage» hatte. Die Leichen, »nit weiße» Tüchern be deckt, »raren Im Gemclnrehcmse aus Stroh gebettet; sonderbar und doppelt ergreifend muß cs in der Thai berührt haben, die Gesichter der Drei, trotz deö erlittenen gewaltsamen, entsetz lichen Tctes, in der natürllchllen Ruhe zu sehen, so daß sie »ur die geschlossenen Augen hätten auszuschlagen brauchen, um sür völlig gesunde angeseben z» werden. — Auch ein großer Tbcil der böhmischen Vorstadt Zittaus ist unter Wasser gcsekt worden. Ein »Arbeiter, der ans der Viehweide wobnt, versuchte von der Kascrnenbrücke auö durch daS an- wachicnde Wasser vorzudringcii — er sank und ertrank. Nicht »reit dabo» ertrank der frühere Marstallkuttcher Lehman»». Die Fränkel'sche und auch die Lebenstein'sche Fabrik sind schwer be« schädigt »vorte»: daS Wasser drang i» den Gebäuden und Höfen sehr hoch. Vo» Zittau war das Regiment 100 zur Hille nach BernsladtauSgcrückt. In Seitendors sind mehrere Häuser ein« gestürzt. Achniicheö wirb ans Bcrtsdorf, JonSdors, Oybili, Neu- und Spitz - EunneröLori re. berichtet. — Das Neißethal als Eentralpunkt des ganzen, von »Warnsdorf, Niedergrund, Reichenbcrg, Reichenau re. niedergegangenen Wel- kendrucheS war an» Montag »Abend vom Kloster St. Marienthal bis nach Preußen hinein der Elbe gleich. Die Ehaussce von Oslrttz »ach Leuba ist in einer Strecke von circa 200 »Metern gänzlich weggcrissen. Die fürchterlichen Verheerungen In Mit tel o de riviv bestätige» sich, wie wir sie gejtcri» berichtet; schrecklich ist speciell vergäll, der den von derArbelt belmkchren- tcn Maurer Voigt betroffen hat, der an Stelle seines am Mor gen verlassenen fast neuen Wohnhauses einen Trümmerhaufen, und »Weib und Veite Kinder als Leichen wieteriaiid. Ganz Re >i»erSdors, Cunnersdorf und der untere Thell von B eriistadt sind von den rasenden Flutben voltsläntig über schwemmt worden. Stoch verlautet von dort nichts Speciellereö. aber aus beiden letztgenannten Orten sind circa 10 Todesfälle vorläufig koiistatirt. — Zum »Beste» der durch WasserSnoth betroffenen Obcrlausitzcr hat schon heute Herr Restaurateur Helbig im Tivoli ein durch die Gärtnerische HauSk.ipeiie auszusührendcS Eouccrt arrangirt 0. Inserat). — Der Prozeß gegen den »Rechtsanwalt SchrapS aus Zwickau vor dem Schwurgericht tn Planen bat einen iür den selben unglücklichen »Ausgang genommen. Seine Mitangeklagten erhielten theilö wegen betrügerischen Bankcrotts Zuchthausstrafe, kbcliö wegen Bcgüiisilgung desselben längere GcsängnMrase. Scbrap'o selbst, der sich sür unschuldig erklärte, wurde wegen »Beihilfe und »Begünstigung zu betrügerischem Bankerott zu 8 Mo naten Gefängnis» und 2 Jahre» Verlust der bürgerlichen Ehren rechte vcnwthcilt. Er mcireie sofort Revision deö ilrtbeiiS an. In seiner Veriheicigung bemerkte er, daß er nicht habe wissen können, daß die Scheinkäuse, mittelst deren seine Mitangeklagten betrügerische» Bankerott machten und aus Grund deren er Rath schläge aiö Rechtsanwalt crtheilt habe, nur Schein- und nicht wirkliche Käme gewcicn seien. Er habe nur gesetzlich zulässige Schlitte alS Rechtsanwalt angerathc». S obaiv er i»ne gewor den, baß die Sache ielncd Mitangeklagten ianl sei, habe er »Anzeige erstatten »vollen, waö gewiß geschehe» wäre, wenn ihm nicht der Staatsanwalt zuvorgetomincu wäre. Der Gerichtshof schloß sich jedoch dieser Ansicht nicht an. — Die Eisenbahn-Strecke Eiban-Obcrcderwitz ist gestern wieder belricbSiähig geworden. Dank der energischen Förderung der Wicdcrücrstclluiigsarbcitcn, dagegen sind die Be schädigungen an» »Bahndämme der Loda»-He:rnhut-Zittauer »Balm zwischen Ruppendorf und Obcrodcriritz nick t io schnell zu beseitige», da einige Kunstbauten stark gelitten haben. Durch Herstellung einer GlciSvcrbindung in Scheibe wird do.S Umsteiger» der nach und von Zittau verkehrenden »Passagiere vermieden. Der Generaldirektor der Ltaatseilenbabnen, Herr v. Tschirschky, und tag technische Mitglied der Gcneraldircitio», Herr Fiiianz- rath Schmidt, sind geilen» an Ort und Steile gewesen. — Je näher der 11. dcnts ch e F cucrwchotc» g (17. bis 19. Juli) hcranrückt, desto mehr regt sich dainr eaS Interesse in alle» Kreisen der hiesigen Bcwohncrschait. In die Reihen der freiwilligen Turner'cucrn ehr Und viele frühe e Mitglieder wieder eingetrcteii, so daß dieselbe ein stattliches Eonttngcnt ausstelle» wird. Die ticnsh'rclc städtische BcrusSfcucrwchr erer-.iert täglich in» Feucnvchrhofe an der Annenslraße mit militärischer Stramm heit. In der Gartcrciter-Kaserne am Nickergrabcn wird ein Flügel um zwei Etagen erhöht bchufö des Löichmauöverö, wel ches am Schluffe reü großen FcstzugcS dort von de» vereinigten hiesigen Feuerwehren anSgcführt werde» soll. Die Ausstellung der verschiedenen Lösthapparatc wird eine reichhaltige und ins besondere durch die Intention deö Eomitemitglictes RegierungS- rath Prot. Iir. Haltig instruktiv werde». I» de» „Führer" für die Feuenvehrgäste und in den „Katalog der Ausstellung" wer den auch Inserate ausgenommen. Ebenso »reiten VerkausSstellen sür allerhand dieser Angelegenheit verivandtcr Utensilien re. sin vorderen Tbelle deö Kaserncnhoscv zugciasscn. Die schöngeprägte Feuerwehr-Medaille findet bei Horn in der Fraucnslraßc lebhaf te» »Absatz. Der „Julius Otto-Bund", an seiner Spitze „Lieder tafel", „OrpheuS", sowie der,.Elhgaiisängerbr»id" in allen seinen hicrortigcn Vereinen, säinmlliche 5 hiesige Turnvereine sowie die Seheibcnschützengilde haben ihre »Betheiligung keim großen Fcstzuge definitiv zugcsagt, ebenso wird die Korporation tobet erscheinen, der l in srühcicr Zeit bei Feuerögelahc die Haiipttbätigkcit zufiel und s die tn ihren Reibe» viele Angehörige zählt, die sich um Rettung chcS Lebens »nt EigentkmmS rcS Nächiien veidient gemocht haben. ! Für die Bctbcittgung am l l. Feuernchilaze werden anßer den Mitgliedskarten Thrcntarte» und Gasttartc» ansgegebc»/letztere Ak 1
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