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Dresdner Nachrichten : 26.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-26
- Monat1880-06
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 26.06.1880
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Vresüvn, 1880. U'Ä.M.V'.r «i»»»«t» »tertkltftrlt» ! Vjl«.. d»rch dl« P»tz «dk, 1» -A. »in^l. «u«». >0 VA. »uli«», 38000 »r«i»»i. . >in«,i<>nd„r«». n» «»«l st» die Rkd.ltin, dl««blndllch. n»l««»«>>,u. invom. »««. »Nin, Wik«. Lei»t>N v«I«l> Vkktl.u, N-<»lIInr>.«. U. — «u». M.G« m Berlin, iiciplia, Ä>««, L«»du^». grnnliuri, M., Mün ch««. — O««b« L U». in Iran Nur» «^w. — Vurcem» d „Jnü.lt»^» ich«!"» — Ili»»«, I.» ll,, llnlU«» « c». in Pari». Haqekkatt für Politik, Unttrhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Fremdeuliste. L5. ^kdrxkvß. Tstoieral» werde» «ariuiiir»»« l» d>» ilbd». L Ul» ->i-e»,mme», Snnnlagt di» Miiia,« I!i Uhr. I» Neustadl nur an vlochenlagen: ar. »iostcrgalie Nr.Lbi« Nachm. LUHr. — Der.iiaum einer cinlpaliigen »eliiteiie lssttl ILPsge. ikiiistelandt dt« Zeile uv P>,e. Eine «araulie lür da» «ächft- »»»>»« tirlcheinen »er Jnlerat« wird otchl gr,«t««. »uiwirii«e Annoncen»klullril«« von nu» undcianulcn Firmen und isterlonen iniciiie» wir nur gegen 8>r»>>i,,»eran»o-Zahl»»g durch Bneiluarleu oder Pvlleinjahlun». »Ich» Kilben losten >!, Pige. 2n- teraw lür die Moniag« - Nummer »drr »ach einem Neftiage dtr Prtii» »eil« ilst Pige. i^S-^.SLaS-c -----ros-— Driu ÄrmliKvsirlUltt von ÄL C)« drlluttvl »ie ti hitIiio^^->-IN, tüoko llvr 8iiorv>gL86t!. England. llnte>ba»s. Ladrucher melket einen Antiar, die Slnnullirung des 2)eschiu),co bctr. 'Bradlangb an. Ltirkei. Die Aniwort ter Piorte betreffs Mentenegroö welst vcn Vorwurf ctncS Vcrichulbens rer Piorlc zuri>ck. Der «r. 178. jM- AiaeI»t-r«I«»r»»iuuie. "W» Berlin. 25. Juni. Die Kvnicrenz nahm beute den Be richt ter Sachverständigen über ke» französischen Vorschlag der Grenzregulirung entgegen: derselbe wurde von den Bevollmäch tigten einstimmig angenommen. Morgen findet das Zulammen- tceten dcr Lachverttändlgen zur Berat! ung einiger unweientilcher ! Dctailvunktc statt. Die Bevollmächtigten werken Montag darüber beschließen und über die letzte formale AnSiübrung beS von den § Mächten der Konferenz übertragenen Mandat- beschlichen. ! .noniinantaiit vou Povgorltza hätte bclEmpsaiig der Siachricht »ach 24stü»diger Frist protejlircn sollen. Die Pforte rietet Mon tenegro tle i» den abgetretenen Gebirtothelien eingeborene j Steuern an. kvstitllrLllt v. 8ivMl, IrÄtsur, <1««»8z»I»tL lV». 11, LlittaMisck von l 2 bis V-4 vdr. '/» unä'/- k«n tionon, smvio Oauvorl ä l Ll. uucl iiübor LtamintrübstNolc, ü. ftlam-iiselivs Vakvv-ftvilvv, (.'»lnibaekov unil äVeissbioi', I'iuvkt'urtvr ^.eplolnviu, grosses >Voiu-vaMi. u Südamerika. In Buenoo-Slyrco bat am 22. do. ein Zu- sanuucnstvs, zwischen den Provinzial- und Natioiialtruppen statt- geiundc», wobei crstcre geschlagen wurden. Ein Sturmangriff der letzteren aut die Stadt wurde vereitelt. r.a vom u». sun, - war-mcler nach v«kw«»st»d. Mallste. IS,Abdr. 7 Uhr)' 7LS Mll., leit gesterv I Milliul.gestiegen, rhklmoincteoar. II. R-aum : >3 o W., nicdr. i a,i»e,.»l > Vem». II "W.. höchste luu W. West Wind. Bcdeckl. abwechselnd Rege». ! wikgklld wolkig, slklltNwei- weitere vilkderschlage. Aussichten für den26.Juni: Fortdauernd veränderlich, vor»! Sonnabend, 28. Juni V,lt1tsche«. Ein Diner beim Fürsten Bismarck, eine Sitzung des preußi schen Äesamnitministeriums, und das Schicksal der Kirchenoiktatur- vorlage ist entschieden. Die Führer der Ministeriell-Conservativen und der Nationalliberalen, v. Rauchhaupt und v. Bennigsen, nahmen beim Fürsten Bismarck ein opulentes Diner ein, nach dessen Schlüsse bei Kaffee und Cigarren die Karten für das Spiel der 3. Lesung gemischt wurden. Das preußische Ministerium hat dann im Wesent lichen diese Festsetzungen zu billigen, sie in das Gewand eines aus führbaren Gesetzes cinzukleiden und solchergestalt dem Landtage vor zulegen. Die genannten beiden Parteim haben einfach dafür zu stimmen. Die Sache ist dann gemacht. Möglich, ja wahrscheinlich, daß die Alt- und wirklich Conservativen noch einige Späne machen. Sie äußern sich höchst erbittert über die ganze Art des Borgehens und die Lakaienrolle, die ihnen angesonnen wird, in dem Stücke zu spielen. Bezeichnend für das Verfassungsleben Preußens und die Verantwortlichkeit seiner Minister ist jedenfalls die Art, wie dieses Gesetz fabricirt wird. Fürst Bismarck hält sich von der Berathung persönlich fern ; es verlautet keine Silbe über seine Ansicht von der Sache und seine Absichten. Der Kultusminister muß alle seine Be- redtsamkeit aufwenden, den Bischof-Paragraphen durchzusetzen, da dieser GesetzcSartikel aus dem eigensten Willen des Kaiser - Königs hervorgegangen ist, der keinen sehnlicheren Herzenswunsch hat, als bei der Einweihung des Kölner Doms den Erzbischof Paulus Mel chers das Hochamt celebriren zu sehen. Der Bischofsartikel wird durchgesetzt und nachher erhält der Kultusminister die trockene Mit theilung, daß dieser Artikel zu opfern sei, er solle ihn fallen lasten, die Altconservativen aber sollten nicht auf seine Aufnahme in'S Gesetz bestehen. Wie sich der Kultusminister in diese demüthigende Preisgebung seines Werkes finden wird, ist seine Sache; die Alt conservativen, bei denen sich noch ein Rest von Selbstständigkeit auch gegen oben hin erhalten hat und in deren Reihen sich nicht Streber und Gefügige wie bei den Freiconseroativen finden, wollen aber die se« „Einschwenken auf Commando" nicht mitmachcn, sie fordern ausdrücklich, daß Herr v. Puttkamer amtlich den Artikel zurückziche und nicht dieses undankbare Geschäft ihnen überlaffe. Solches wird denn auch geschehen und daS Gesetz erkält einen nationalliberal- gouvernementalen Zuschnitt. Die Clerikalen bleiben von den Ab machungen ausgeschlossen. Das Gesetz kommt in einer Fassung zu Stande, die ihnen ein einmüthigeS „Nein!" abnöthigt. Ohne Schuld sind sie hierbei nicht. Ihre Ansprüche gingen in'S Maßlose. Selbst bei dem Artikel, der ihren mildthätigen Orden neue heilsame Wirk samkeit verleiht, genügte ihnen das Entgegenkommen des Staates in keiner Weise. Die Krankenpflege durch barmherzige Schwestern, welchen die Falk'schen Maigesctze thörichter Weise Beschränkungen auferlegten, wird wieder zu voller segensreicher Thätigkeit zugelassen. Statt dafür dankbar zu sein, fordert das Centruin die Pflege der Waisen und die Erziehung der Jugend durch Klostergeistlichkeit und verwirft die staatliche Controle der Orden, die sich mit der Kranken pflege befassen. Als ob dadurch die humane Wirksamkeit der Orden beschränkt werde! Als ob jemals ein moderner Staat daran denken könnte, Mönchen und Nonnen wiederum die Jugenderziehung anzu vertrauen! Hierzu brauchen wir keine Klöster. Wenn nur der Staat nicht alle Mittel für's Militär verwendet, dann hat er genug übrig für die Schule, die Erhöhung der Volksbildung und eine sittlich religiöse Jugenderziehung, ohne sich dazu der Mönche und Nonnen bedienen zu müssen; dann kann der Staat auch seinerseits ausge zeichnete weltliche Krankenpflegerinnen heranbilden. Die Diakonis sinnen, die Krankenpflege der Johanniter und namentlich die Alber tinerinnen in Sachsen geben leuchtende Beispiele, was der Staat auf diesem weiten Felde der Humanität leisten sollte. Gambetta wird allgemein von den Franzosen als Diktator der Republik behandelt, begrüßt, verhöhnt oder verdächtigt, je nachdem. Jeder Satz seiner Rede begann mit einem äs und endigte mit einem Hoi. „Die Republik bin ich, Frankreich heißt Gambetta." Diesm Eindruck haben Freund wie Feind aus seinem persönlichen Auftreten gewonnen. Nicht die Gewährung der vollen Amnestie war der eigentliche Zweck, weshalb Gambetta den Präsidentensitz verließ und in allen Registern seine« mächtigen Organs donnerte ; er wollte vor Frankreich den Beweis liefern, daß Niemand wie er der Herr der Geschicke de« Lande« sei, indem er eine so tiefgreifmde Maßregel durchsetzte. Daher fordern, nicht unlogisch, sowohl die Monarchisten wie die Radikalen, daß Gambetta, da er der Herr Frankreichs sei, auch die Gewalt übernehme. Zu dieser Consequenz gelangt er auch selbst, aber daß er, welcher Präsident der Republik bei den Neuwah len werden will, vorher noch Präsident des Ministeriums werde, diese Zwischenstufe zur höchsten Gewalt will Gambetta nicht be schriften. Tritt Freycinet, von ihm jetzt völlig in dm Schatten ge stellt, zurück, so nimmt Jemand seinen Platz ein, der nicht Gambetta heißt. Als Premierminister besorgt er sich abzunützen. Gerade des halb Hetzen ihn seine radikalen Hintermänner, besonder« Clsmenceau, auf die Leitung de« Kabinet«. Er kennt natürlich dm Grund dieser Zärtlichkeit. Da die Radikalen ihre kühnsten Forderungen sich in traumhaftem Fluge erfüllen sehen, so würde lcalculiren sie)Gambetta, von unten Immer weiter gedrängt, bald nicht mehr Herr der Be wegung sein und noch radikaleren Elementm Platz machen. Die Re volutionäre trauen sich bekanntlich stet« die Kraft zu, der von ihnen entfesselten Bewegung ein Halt zu gebieten, während die noch Radi kaleren sie nm noch zu.steigern beflissen sind. Die Zukunft wird zeigen, ob Gambetta Kraft und Fähigkeit besitzt, diesem Naturgesetze zu widerstehen; ob er die Strömung in gesetzmäßige Bahnm leitm -der von ihr weggeschwemmt werden und in ihr untergehen wird. Zunächst sucht er dir Thatkraft de» verjüngten Frankreich» nach Außen abzuleften. Frankreichs Mnfluß beherrscht die griechische Konferenz vollständig. Deutschland sieht es nicht ungern, wenn HnmstM «ln Feld sein« Thätigkeit im fernen Oriente sucht und unterstützt daher die grokgriechischen Pläne der Franzosen bestens. Ob Oesterreich, unser bester Alliirter, dies so freundlich aufnimmt, fragt Bismarck erst in ziveiter Limie. Mit ausführlichen Details der von den Diplomaten beabsichtigten Veränderung der Landkarte wollen wir die Leser verschonen. Bald heißt es. man beabsichtige einige „Veränderungen auf dem Olymp" (die Türken sollten die höheren Spitzen de« Götterberges behalten, die Griechen sich mit den niedrigeren begnügen), bald will man den Griechen den Buthrontosee und die Cazorigemeinden geben, bald versagen. Ueber die Abtretung der großen Stadt Janina ist man hingegen einig. Die beste Kritik über da» ganze Werk der Konferenz lieferte der Berliner Lokalwitz. Die Griechen sollen Janina erhalten, d.h. die Griechen sagen Ja, die Türken Nie, Fürst Hohenlohe (Konferenzpräsident) Na! da habt Ihr Janina. Der türkische Gesandte Tadullah Bey hat bei einem Besuche dem Fürsten Hohenlohe keinen Zweifel gelassen, daß „von dem Augenblicke an, wo Griechenland den Aufruhr nach Albanien tragen sollte, die Türkei sich der Verpflichtung nicht entschlagen könnte, ihre Unterthanm gegen eine fremde Invasion zu schützen. Ausreichende Militärkräfte besitze der Sultan an Ort und Stelle dazu". Also wäre das Werk der Konferenz ein griechisch-türkischer Krieg. Wäre er es nur allein! Alles läßt vielmehr besorgen, daß der Teufel auch in Ostrumelien losgeht. Die Bulgaren warten nur auf das Loosungswort von Rußland, um in Ostrumelien einzubrechen und die durch den Berliner Frieden verbotene Vereinigung beider Länder gewaltsam zu vollziehen. In geheimer Zusammenkunst der beiderseitigen Führer in Slivno wurde der Plan verabredet. Der Gouverneur OstrumelienS, Aleko, hat bereits die Hauptstadt Philippopel verlassen, so daß die einrückenden Bulgaren keine Negierungsgewalt mehr vorfinden. Dafür wird Fürst Alexander von Bulgarien von den vereinigten Rumelioten und Bulgaren eingeladen, sich der Negierung zu bemächtigen. Geldmittel sind vorhanden, ein russisches Loosungswort und es wird losgeschlagen. Bradlaugh hat nicht lange im Parlamentscarcer gesessen. Da« Unterhaus ließ ihn bereits wieder frei. Alle Welt girbt zu, daß das Unterhaus einen schweren Fehler beging und dem Skandalmacher Bradlaugh zu einem ungeheueren Triumph verhalf. Derselbe mußte zum Eide zugelassen werden, das war sein Recht. Abscheulich ist allerdings seine Ankündigung, auf einen Eid zu pfeifen. Aber das Unterhaus hat nicht über das Gewissen zu richten. Jetzt hat es sich in direkten Gegensatz zu den Gerichten Englands gesetzt, die Bradlaugh wiederholt zum Eide zuließen. Der Fall wird noch die ordentlichen Gerichte beschäftigen, da man annimmt, daß da« Hau« ein bestehendes Gesetz verletzt habe. DaS schrie auch Bradlaugh mehrmals ins Haus hinein, ehe und bis ihn der Serjcant niit dem Stabe berührte und damit Hand an ihn legte. Als er abgeführt wurde, sprangen die Konservativen und hochkirchlichen Whiggs mit Jubelgeschrei auf, schwenkten Hüte und Taschentücher und umarmten sich. DaS Unterhaus züchtigte den Gottesleugner. In keinem Lande hat man für die Erscheinung des Unglaubens so wenig Empfänglichkeit, wie in England; dieses Land betrachtet den Glauben an Gott mit Recht als eine unantastbare Vorbedingung für Staat und Gesellschaft. Aber das Unterhaus verfuhr in seinem Eifer unbesonnen. Gladstone hat sich seiner Aufgabe, das Haus zu führen, schlecht gewachsen gezeigt. Die Leitung entglitt ihm in die Hände der Konservativen. Er nahm nicht das Wort, als ihn alle Welt rief. Seine Stellung ist erschüttert. Als kirchlicher Eiferer und puritanischer Zelot für einen Atheisten sprechen zu müssen, ward ihm sauer, er schwieg und ließ seine Feinde für sich handeln. Der Fall Bradlaugh wird uns noch mehrfach beschäftigen, ebenso die Person des von den Demokraten Nordamerikas als PräsidentschastS- Candidat aufgestellten General Hancok. Reuefte Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlln. 25. Juni. Die Botschalterkonierenz wird voraus sichtlich morgen Ihre Arbeiten beschließen können, nachdem sie eine neue tiirkisch-gricchische Grenze gezogen bat. Die Botschafter rekeriren bann ihren Mächten, worauf identische Mittvellungen bezüglich bcS KonferenzbeschlusscS seiten der Mächte nach Kon stantinopel erfolgen werden. Man meint, baß die Koniercnz- ardelt alle thatiächllchen Verhältnisse derartig ln Betracht gezogen bat und daß die Uebcrelnstiimmnig der Mächte eine so Imposante ist, daß zur schlleßlichen Durchiübruna der Beschlüsse ein beson deres erekutivlichrö Vorgehen entbehrlich sei» wird. Berlin, 25. Juni. Jin Slbgeordnetenhause be gründete vr. Virchow seine Interpellation bezüglich der Ver legung der Zollgrenze an der unteren Elbe. Stach einer Schilderung der enormen u»v überflüssigen Kosten dieser Zoll- grenzvcrlegung an die Elbmüntung bemerkt Redner: Der kleine Staat Hamburg sei mindestens lehr unfreundlich behandelt wor den. Die Elle, mit welcher die Hamburger Zollgrcnz-Angelegm- heit Im BundeSrathe betrieben worden, habe beklemmend gewirkt. Schmerzlich habe es ln weiten Kreisen Deutschland« berührt, daß man im BundcSraibe zu einem dem klaren Willen deö Relch-tageS entgegen fiebenven Beschlüsse gedrängt habe. Ein selbstständiger Bundeörath hätte vielleicht „Nein!" gesagt. Die preußische Negierung spiele nun VcrlleckenS, indem sie sich durch den von ihr hervoraerusenen BunrrSratbS« beschluß decke. Seine Interpellation sei allerdings eine Frage de- Mißtrauens, aber nicht gegen den Finanzminister. Hamburg sei der billige Wunsch um Anstellung einer Engucte versagt und so der arme Bundeörath zu seinem Ja gedrängt worden, wollte er nicht den höchsten Zorn des höchsten Manne« erregen. Wenn die preußische Regierung nnireundlich gegen einen Bundesstaat sei. dann sei r« nützlich, wenn wenigstens der preußische Landtag freundlich gegen denselben sei. Finanzminister vr. v. Bitter verlas eine kurze Entgegnung, wonach umsafsende Erörterungen ngen gtlunvrn haben; bezüglich der Kosten würben dem Reichs tage Unterlagen zuaehen. Die Regierung lehne eine Verantwor» tnng bezüglich der Beschlüsse des BundeörarbcS und Ihrer Stel lung zu demselben dem Abgeordnrtenbause gegenüber ab. Richter-Hagen: Die Antwort de« Herrn Minister« lei for mell eine Antwort, aber nicht thatsächilch. Einzelne Wendungen verriethen den Styl des Reichskanzlers Fürsten Bismarck. Man wrisr den Abgeordneten eine unwürdige Stellung an. in dem man sie daraus beschränke, die Rechnung zu bezahlen. Wenn man den Interessen Hamburgs so scharf zu nahe trete, fördere man die Ausbreitung der Sozialdemokratie, die dort Dank bei Kanzlerpoiltik schon io umiangreich geworden. Der Kanzler suche sich neuerdings immer durch den Kaiser, anfiatl die Person des Kaisers zu decken. Die Deputation von Altona gegen die Ein verleibung fand nicht die freundliche Ausnahme wie die für die Einverleibung — der Reichskanzler war gerade krank (Heiterkeit). Die Deputation irrte von einem Ministerium zum andern, schließlich scheine sie noch vom Kultusminister von Pntt- kamer empfangen worden zu sein (Heiterkeit). Redner führt an der Hand von Zahlen ans, daß das preußische Hinter land durch die neue Zolllinic schwer geschädigt worbe». Eine solche Behandlung, wie sie Hamburg eriahren, Passe sich nicht für einen Staat wie Preußen (Hoho!). Eine solche Be handlung eines Bundcöstaateö, wie sic dem baicrischen Ge sandten widerfahre», passe sich nicht <Hoho!>. Ebenso müsse er gerade alS preußischer Abgeordneter auch gegen die Behandlung deö Reichstags durch den Kanzler protcsti- ren. DaS Verfahren deö Kanzlers sei riicksjchiöios gegen einen BundeSstaat, rücksichtslos gegen einen Nachbgrsiaat, rück sichtslos gegen die eigene Volksvertretung. Er stoße Alle vor den Kops, selbst seine besten Freunde. Mit einer solchen auiregenden Poiltik könne eö aus die Dauer nicht gehen, sie zerstöre allen Handel und Wandel. (Bestall und Zischen.) 1)r. Windthorst: Eine Volksvertretung sollte solche Fragen nur anregen, wenn sie die Mittel besitzte, ihren Anschauungen Geltung zu verschaffen. ES werde sich finden, ob man a» b,e Beschlüsse des Bunbesratdö bezüglich Altona« gebunden sei, wenn die Frage der Bewilligung der er- iorberlichen Mittel herantrete. So lange Hamburg nicht In den Zollverein treten will, soll man cß weder direct »och indttect dazu zwingen. DaS Streben gehe letzt dahin, de» letzten Rest der Selbstständigkeit der -Bundesstaaten zu beseitigen oder einzuschränkcn. — Dann begründet Huene eine zweite Jntrr- pellcttlon betreffs deö -NotbstandeS in O be rsch l ei len. Man müsse dem Lande die Mittel geben, sich selbst zu erhalten, namentlich durch Eiienbahnbautcn. Die Minister Blttcr und Maybach sagen thunllchsie Beschleunigung zu. v. Scdorleme r- Alst begründet seine Interpellation bezüglich Vorkehrungen gegen einen infolge der FrübiahrSsröfte u. s. w. etwa vrobenvrn Rotbstcmd. Die Anschauungen über Ernteauö- sichten seien sehr verschieden, weshalb sich eine staatliche Enquete empfehle. WünschenSwerth würden die Vcrtheilung von Saatkorn, möglichste Beschränkung ter militärischen Hebungen u. s.w. sein. Minister vr. LuciuS: Die Re gierung sei aufmerksam den Erntecmöstchte» gefolgt und habe Ermittcklmgen angesiclit, doch könne er immer noch keine er schöpfende Mlttheittingcn mache». Die Ernteaussichten seien im Allgemeine» nicht ungünstig, ja in einzelnen LanbeStbeilen sehr günstig. Für Sommergetreide. Weizen, Kartoffeln seien die Aus sichten nicht ungünstig, wohl aber der Stand des Roggens in einzelnen Provinzen. Die gegenwärtigen Roggenpreiie könne man nicht aiS Beweis für einen drohenden Nothstand betrachten; sie erschienen nur im Vergleich zu vcn letzten beiden Jahre» hoch. DieRcglerung habe bereits etwa dlevomJntcrpellantcnanqegebcuen VorbeugungSmaßregcln ergriffen; er erachte eS aber lür gefährlich, gewissermaßen offiziell von vornherein einen Nothstand zu pro klamier». Richter-Hagen will über die Kornzölle sprechen. (Lärm.) Jci wobl. entgegnet er, raö paßt Ihnen nicht, aber Sie machen aus diese Welse die Kornzollsrage im Lande nicht tobt. Nachdem sich der Lärm gelegt, führt Rich ter aus. daß nicht nur die Aussichten aus schlechte Ernte die Kornpreise vertheuert hätten, sondern daß hierzu auch die Kornzölle nicht unwesentlich bcigetragen hätten. Tie armen Leute seien jetzt schlimm daran, da sich die Löhne nicht entsprechend erhöht hätten. Dazu kommen zahl reiche Arbciterentlassungen ln der Kohlen- und Eiicnbranche. v. Heydebrand für die Kornzölle, die namenilich für den kleinen Lanbmcmn einen Schutz gegen die Spekulation bildeten. Er hoffe, daß Richter vom Saulus noch zum PauinS werde. Berlin. 25. Juni. An der Berliner Börse wurde ScnnincUiste für die Ueberschwcmmten in der preußischen sächsischen Oberlausitz auögelegl und 6000 Mark gezeichnet. Ragusa. 25. Juni. Der englische Konsul Green hat seine Mission, die Albanesen zu beschwichtigen. alS gescheitert auige- geben. Die Albanesen organisiren einen Widerstand, um die Ab tretung von Dulcigno zu Verbindern. Die aldcmesiichen Stämme nehmen die Waffen wieder auf. BerlinerBSrse vom 25. Juni. ReportirungS-TranSaktionen nahmen auch beute die Börie fast ausschließlich in »Anspruch und ließen andere Abschlüsse vollständig in den Hintergrund treten. Nichtsdestoweniger behaupteten sich vic Ansangöcourse aus gestri ger Höhe und büßten Im Verlaus unerheblich ei». Der Prolon- ggtlonSsatz stellte sich wieder ani circa 6 Procent und erleichterte durch diese» verbältnißmäßtg flüssigen Gclbstand erheblich die En- gagementSIchiebungen. Schönhrrr gefragt, übrige Sächsische Werthe behauptet. eine und Lokales unv SiichsischeS. — Se. Mai. der König kam gestern Vormittag von Pill nitz nach dem könkgl. Residenzschloß, um daselbst die Meldungen der Herren Oistzlere, u. A. die deö Kommandeurs des 2. Feld- Artlllcrie-Negimentö Skr. 28 Herrn Oberst von Lchwelngel und demnächst die Vorträge der Herren StaatSinlnister sowie die Rapports der höheren Ho«cvargen rc. entgegenzunchmcn. Die Rückfahrt nach Pillnitz erfolgte Nachmittags In der ll. Stunde. Auch S. K. H Prinz Georg kam von seiner Villa Hosterwttz 'aus nach der Residenz und begab sich behu s Erledigung von dienstlichen Angelegeuhclten nach den auf derKlottergasic I I ge legenen BureauS des königt. General-Kommandoö. Die Rückkehr nach Hosterwltz erfolgte Nachmittags >/-2 Uhr. — Der Herr Kriegsminister von Fabri ce hat unmittelbar nach Rückkevr von Petersburg die Leitung seiner AmlSgcschäst« wieder übernommen. — Auch in Berlin regt sich die Mildtbätlgkeit zu Gunsten der durch Wasserfiuthen Geschädigten in der preußischen und sächsischen Oberlausitz und im Harze. Ein Eomltö der ge- achtetttcn Namen ist zusammcngetrctcn, dem sächstschcrseitö an» gehören vie In Berlin lebenden Herren v. Nostitz-Wallwltz, Ge sandter. v. b Planitz, Militär-Bevollmächtigter, Vr. Mentzsch, ReichStagö-Abg. für Zittau, Gras Vltz'hnm, k. iächs. Hauptmann. Von größeren Gaben regisirlren wir bet diesem Anlaß 2(M) M. von dem dclannten Wohlthäter, unserem Dresdner Ehrenbürger Johann Meyer, sowie 5«o M. dom Rittergutsbesitzer Kap-Her ans Lockwitz. — Gestern wurden aus dem Altmarkte große Marmor- blöcke für das Postament deö Slegesdcnkmalö angefabren. Ans dem einen Marworstück liest man: Brcmmont. Sedan, Metz. Paris.
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