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Dresdner Nachrichten : 28.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189102285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-28
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.02.1891
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OMM8WW88W! 1 's M-e« der Mtsttäransichl«. tnnaen am 4. Febrnar drei der «„geklagt»« »u rjähnger und einen derselbe« Ki 8iührt» aer Einsielluna tn di. Straf, kompagnte. Die Bril>a»dlung> eraad keinen.Sulannnenhaiig mit der sojiallsttschen Be. wegun«. 36. Jahrgang, «ufl. 52.000 Stück. vr. Lränsr's Ssnrtoriiuv. DLtttvIL»«!»« kllr Nare.nl.ta.n, »lntannutd, ksttsnadt, Vtad.1v», vtadt, v»t.et«ld,t.»L«». Dresden, 1801. Lvlwvl, kkLMöü, vsoiwLl- VSLssSL etc. eie. etc. vwpkoklt ditlixst lÄsänek Dotr LSlljisdrüelrerotrgr»« 8ü unä 81. llsntraersirrrLS 28. ülLLVLLrvIl ^ jeä«, Krl »u» äea deäsntenä.ten Olrmdütto» Ss» In» unü ^iulancke», omptebloo in roielüurltigor MM L 8,»Nn. 8k«»ii»»i1tt u. k^nn»ppv«t»iitelt« IIIV. I««« 8»vol>IkLdrL «. 8Lim LpsotüUlldrlk ds «eprü-K. 8iv8«lmarlrc-nd^ i7vH.u7^»lvsc-t'nnrßen ^ klaavi» v. I1attr«i»1ran»« 17 S <Lrr»»tprektia,»stiiluft t144> smpkodlt xanr desouävrs 8» prägt« l'aviivtror.elilai,»- Ullü « Svnntr-Ittorlcvn, «avrio Klgnlraoliadloiivu, all« Oattnoxon L r»i d»tvm,»vt umi Urnvii -Ll dviteu Mer Xrt. N tz ILiiut8»^ot»l»uttt»tia8»v Li» "MV Fvounn tneullns hoedkoino, 8eirr kräktii-onüo I»<-I1«ate«so, N rorrllxliclr goMii Llagoißait. u. voll" Iv'wptakorntvll eireugenä, im Lai tou ü LU I»t«r. I » vvL 3 Dlarlr an, 8^»«I«i-ss-- 88 r» d S"SesL S»!-» vc-:i 13 Lv. vmpÜsdlt in ssrvsstsr ^usvnstl Fl«»«. W'lvvlitll aus VirvI, Hivlllo88-Ztr«88v 23 (nüolisb äoru Xöui^I. Loliloss). TagcSgeschichte. Vor fünfzig Jahren. 59 ^kirchliche- SchlSma in Frankreich. Drahtbertchte.^ Stadiverordnetenfftznng, LlnSminvccnng. Deutscher Äsesormvereiii. Für den Monat Miir; »erde« Bestellungen auf di« „Dresdner Nachrichten" für Dresden dei onterzeichaeter Geschäftsstelle zn vv Pfennigen» für auswärts d«i den Kaiserlichen Postanstalten im Deutschen Reichsgebiete zu 82 Pfennigen, in Gestenreich z» 71 Kreuzer (ausschließlich Auf- geld) angenommen. Geschäftsstelle der Dresdner Nachrichten. Politische». Der Pariser »Temv»" brachte neulich eine Sensations-Nachricht. Ist da» französische Regierungs-Organ genau belichtet, dann hat in seiner Audienz vor Leo XIII. am IS. d. Bischof Kreppet die Möglichkeit einer sranzösisrden Kirchentrennung an dir Wand gemalt "k> ^ . izösilrden Ktrchentrennung Nach anderen Angaben soll der Bischof von AngerS dem Papste mit zösis' - - - dem —rsiegen de» französischen Peterspfennlgs gedroht haben, welchen, Winke gegenüber aber Papst Leo eine heroische Unbekümmertheit ezcigt hätte. Der Papst, dem sein vor einigen Jahren gefeiertes ubtloum Dukende von Millionen eingcbracht hat, kann eine solche Jubiläum Lukende von Millionen eingebracht hat, kann eine solche Drohung allerdings für den Augenblick glrichgilkig hinnehmen: ob auf die Dauer, wäre allerdings eine andere Krage. Daß dei jener schon Audienz nicht Alles geklappt hat. ist jedenfalls unzweifelhaft die erste Angabe über ihren Verlauf deutete daraus bin. ' Frcppel sollte mit seinem geistlichen Oberhaupte gar nicht von den französischen Parteiverhältnissen gesprochen haben: da aber der Zweck für die Romfahrt des legitimistlschen Bischofs allgeniein bekannt war, kvnnte das nur heißen, daß sich der Papst jenes Lbema verbeten hatte. Jetzt kommt also der Pariser „Temps" mit jener vorerwähnten Angabe. Natürlich bat das Dementi nicht aus sich warten lassen. Bischof Fieppcl kann nicht wünschen, in dem Licht eine» Schismatikers vor den französischen Ultramontanen daznsteden. nnd noch weniger liegt es im Interesse des Papstes, wenn eine solche Aeußeiung gegen ihn überhaupt für möglich gehalten wird. Auch liegt der Wunsch der französischen Negieiung. zwischen dem Papst und dem lcaiiimtfttschen TheU des französischen KlcrikaltSmus die Kluft zu erweitern und daS Mißtrauen unheilbar »u machen, auf der Hand. I» dieser Form wi,d deshalb die Nachricht kaum als ohne Weiteres glaubhaft z» bezeichnen sein. Dennoch liegt ihr. wie die »Magd. Zta." meint, welche diese Krage zum Gegenstände einer längeren Besprechung macht, wahr scheinlich ein sehr ernsthafter Kern zu Grunde. Trotz aller vatikanischen Bemühungen um die Abschwächung jener Nochricht wirv dort doch der Widerhaken des Pfeils in der Wund« geblieben sein. An ein „Schisma" allerdings glaubt Rom offiziell erst daun, wenn eS dasselbe sieht, und nm liebsten auch dann nach nicht; seine Autorität verbietet diesen Glauben; speziell Leo XIII. beschäftigt bekanntlich seine Phantasie mit dei Wieder gewinnung der griechisch-orthodoxen Kirche. Aber was damutcr liegt und was die Theologen des Pariser „Temps" vielleicht mit absichtlicher Urberireibung ein „Schisma" genannt Haben, ist etwas Anderes: es ist eine nativnalkirchliche Bewegung. Bor nicht» aber bat man im Vatikan eine größere Fmchf. als vor diesen nationalkirchlichen Symptomen. Für eine solche Entwickelung sind übrigens die Zeitvcrbällnisse nicht eben angeiban; Rational kirchen baden unvermeidlich einen stark aristvkralischcn Zug, nnd diesem ist die Gegenwart nicht geneigt, schon weil sie der Kirche die Pflicht sozialpolitischer Kämpfe anferleat: ein rechtes Bild einer nationalen Kirche ist die «»gliich'bischöstlche, die sich bekanntlich auch im weiteren Sinne „katholisch" nennt. Für grankrctch ist eine solche nationalkirchtiche Entwickelung auch in bescheideneren Grenzen natürlich durch die französinbe Revolution auf das Aeu- ßerste erschwert, ja nahezu abarschniltcn worden; bis 1789 war dort die Kirche der „e fte Stand", vor und über dem Adel. Auch für Deutschland hatte, beiläufig bemerkt, jene Katastrophe ähnliche Jolgen; die rheinischen Kurfürst-Erzbischöfe waren damals den Ideen einer deutschen Nationalkirche keineswegs fremd; wer den Unterschied zwischen damals und jetzt übersehen will, der braucht nur an den Trierer Weihbischof Johann Nikolaus v. Hontheim mit seinen darauf bezüglichen Ideen und daneben an den jetzigen Inhaber de» Trierer BischofSpalnste«. Herrn Dr. Felix Michael Korum, zu denken. Wie gesagt, die Möglichkeit ist auch in Frank reich äußerst eingeschränkt; aber schon der blose Gedanke bringt den Vatikan zum Zittern. Man muß nur daran denken, mit welchem tiefgründigen Haffe PiuS IX. die Montalembert kund Dupanlonp verfolgt bat. Beide waren erfolgreiche katholische Vorkämpfer, sie waren klerikale, ja in gewissem Sinne ultramontane Euerer: Montalembert konnte von seinen Bewunderern als kirchlicher „Märtyrer" bezeichnet werden; gegen die Ideen eines StaatSkirchenthum« haben Beide steiS sehr eifrig protestirt. Aber sie waren französische Patrioten, und sie faßten dte Einheit der katholischen Kirche wie den römischen Primat nicht im Sinne de» unbedingten vatikanischen Absolutismus auf. und schon allein dieser bescheidene Vorbehalt genügte. Puis IX. bezeichnete sie trotz ihres Protestes als „Galllrauer"; den geistvollen Bischof von Orleans bat er wohl gesvrächSwci'e mit dem Antichristen verglichen. DaS »rtzige Boraehen des Papstes in der srcin Parteipolitik aber kann allerdings an der Tiber daS schäifen nnd ängstlich machen. Die französische Kirche den katholischen „Märtyrerkirchen" zuiähle,,. wie nur die polnische '»d'r die iri'chr; in der französischen Revolution hat sie grade darum „>,e erstaunliche religiöse Festigkeit bewährt, weil sie fest anf dem Baden eine- natlonalaeschlosicnen BoikSlhnms stand; ihr fast noch mehr als dem Kvniglhiim nnd dem Adel hat damals der Haß der atheistischen Demagogie und der radikalen Massen gegolten. Die Verletzungen deS klerikalen Interesse- durch die jetzige französische Regierung aber sind nicht auszuzählen; daS E'gen'bum der rcligiö Ader Leo XIII. braucht die . - gegen Italien, und über diesem Gesichtspunkt ubersiebt er jeden »noeien. Go abenteuerlich da- Wort „französische- SchlSma" klingt, so wenig ist übrigen» sein Auflmtchen grade in diesem Augenblick ein Zufall. W i» nach dem empfangenen Bescheide die Freppei und d'Hauflonoille thun werden, ist Verhältnis;»,äßcg Nebensache; ihre verhatlungSlinie ist von vornherein in eine ziemlich schmale Grenze gebannt, da sie sich weder offiziell auflehnen noch tbat. sächlich unterwerfen können. Aber als Symptom ist dieser Zwischen fall sehr lehneich. Jene Republik, die vor kaum zwei Jahren vor einem Boulanger zitterte, wagt dem Papst da» Dchrcckbild eine« französischen Schisma'» vorzuhalten. und daß sie diese Idee grade sh«n ärgsten eigenen Feinden zuschreibt, darin eben liegt da» für den Vatikan Empfindliche: wenn die französischen Klerikalen in ih«m leaitimlstlichen Flügel derartige be»w. aallicanische und national-kirchliche Ideen begünstigen, welche Stütze kann dann regierenden ftaiuösischen Alhel-mu- erwarten k Oma" m» de« Lande, da» die »lteste Tochter der römischen Kirche genannt worden ist. bildet da? Gegenstück zu jenem „neuen Dogma", das kürzlich die jesuitische jetzige Umgebung Leo's Xlll. aiisgeaibcitet hat und das betnuniiich die päpstliche Unfehlbarkeit von de» kirchlichen Lehr- aus die kirchlichen Verwal- tuiigsfragen auSdehnen will. Es ist immer wieder die alte Er fahrung : wenn der römische KattwliciSmuS äußerlich keine ebeu- biirtiaen Gegner mehr vor sich sieht, sühtt er sich plötzlich durch die eigenen Konseaueuzen seines aui die Spitze getriebenen Systems in sich selber gehemmt. Aermchretb- nutz Hernsvrcch-Vertchte »o», 27 Februar. Berlin. Ter ReichStag tritt in die Einzelberatliiiug des MIIitür-EtatS ein Beim Kapitel Militär-Juslizivesen cmtwortele Kriegsminister v. Kalteiiborii-Stachau auf eine Anfrage Dr. v. Cuny's, daß dir Bearbeitung der neuen Militärstmfgerichis- Ordnung kräftig gefordert werde, das? er aber noch keme» Zeitpunkt für deren Vorlegung an den Reichstag angeben könne. Beim Kapitel Geidneipfleäung der Truppe» beantragt die Kommission (Referent v. Kendels), abziisetzen im preußischen Kontingent 149. Im sächsischen 18 nnd im württeiiibergischeii 9 StabSofizierssiellen. (ES handelt sich hier um die 18. Hauptleute, deren Umivaadliliig i» Slal>Soffi,iersstelleii die Negieruiig.wsrlage verlangt.) Demge mäß sollen weniger bewilligt werden an Besoldungen im preußischen Kontingent 268,200, im sächsischen 28,400, im wUrttemhergisben 16.200Mk.. nnd an Brot- und Fonrage-Verpstegung 58.889, bczw. 508l, dezw. 3168 Mk. Kriegsmiuister v. Kaltenborn-Stachan lind Aba Hahn (kons.) treten für die Bewilligung der Erhöhung der Eompetcnzen des 13. Hauptmanns ein, der thatsächlich die Funk tionen des Stabsoffiziers zu erfüllen habe. — Abg. Hitze (freti.) stellt Letzteres in Abiedc. Das Hans beschließt dem Anträge der Kommission gemäß. Bei demselben Kapitel fordert die Regierungs vorlage für Dienstprämien fnrU.nteressizlcre, welche nach 5—12iäh- riger akiwer Dienstzeit aus dem Heer: anSscheide». bez. in Stellen von Ossiileren nnd oberen Militärbeamten übertreten, im preu ßischen Kontingent 3,801,500, im sächsischen 282,300 und im würt- tembergischen 200,000 Mk. Die Kominffsion empfiehlt nur 300,000, 32,000 be,w. 15,300 Mk. zu Beihilfe^' für Unteroffiziere, hie nach I2jähriger aktiver Dienstzeit mit dem LiviiversorgnngSschein bezw, der AnstelIuiigSbeichci»iguiig oder mit der Pcnsions-Zntagc kür Nichtbenutzilna dieser Bcnefizicn ans dem Heere anSicheideff, bezw. in Stellen von Offiziere» oder oberen Militärbeamten übertreten. Kricgsminister v. Katieaboril-Slachcin muß Namens der Vcrsassnng und der Tüchtigkeit der Armee der Ablehnung der Dicustprämien entgrgentrcteii. Am 15, Navembrr v. I. fehlten allein im preu ßischen Trnppenkörpcr 39i5 Unt.raffizicrc; zn», Theit habe jenes Mnnqacment allerdings seinen Grund in der im Vorjahre einge- trctenen Veimchrnng, zum großen Theil aber darin, daß die Nei gung zum Eintritt in die Unteroffiziers-Cactwre in Falge der allgemeinen Lohiisteiaernng erheblich znrückgcgaiigen ist. Die Chancen seien lin Eivilslandc viel aünsticzer. Der Tagesverdienst eines Sergeanten belaufe sich einschließlich aller Eomvelenzen ans etwa 2 Mk. Dabei seien die Aiifoideriingcn an die Unteroffiziere nnd Gemeinen groß, selbst dann, wenn der Etat vollzählig sei, und noar in Folge der Nclibewaffmmg, des neuen Reglements u. s, w. Dann aber haben die Unteroffiziere, die in der Erwartung der Eivilversorgung dienen, noch nicht einmal die Sicherheit, eine solche Versorgung zn erhalten. So fand im vorigen Jahre bei 3235 Anwärtern nicht weniger als 2/.> der Geiammtiahl trotz des Cioil- veriorgilngs'lhcincs kein Untcrkoiinncn. Solche Zustände erregten Unzufriedenheit, Unzufriedenheit aber im Uitteroffizicrsstande sei eine bedenkliche Sache. Nock verhängnißvoller müßten solche Dinge im Kriege wirken, wo der Unteroffizier an die Stelle des Offiziers zu trete» habe, wenn derselbe falle. Dem ein Ende zu machen, müsse Alles gcthan werden. Einen Weg hierzu biete die vurgeschlagene Gewährung von Dienstprämicn, die auch dazu dienen solle, dem Unteroffizier den Ucbergang in ein Civilocrhältniß zu erleichtern. Viele ältere Unteroffiziere^ die in der Erwartung der Lienstvrämie noch geblieben seien, würden zum Herbst austreten, wenn jetzt die Prämie abaclchnt würde. Damit würde ci» Noth- stand in der Armee geschaffen werden und damit gleichzeitig ein solcher für das gelammte Vaterland. (Beifall.) — Abg. Hinze (freis.) kann weder in der Qualität noch In der Quantität einen solchen Nothstand anerkennen. DaS Manquement betrage nach Abzug des durch die Vermehrung eingetretenen Bedarfs nur 3.6 Pro;. DaS sei nicht bedenklich. Wenn auf die Höhe der Löhnung hingewiesen worden, so müsse doch dabei auch die Sicherheit der Stellung deS Unteroffiziers berücksichtigt werden. Die Arbeiter hätten eine gleiche Sicherheit nicht. Bon den nicht angcstclltcn Anwärtern muffe man Diejenigen abziehen, welcye als Invaliden u. s. w. den CivilversorgungSschein erhielten. Dann blieben nur noch etwa 1200 Unteroffiziere übrig, welche ohne Stellung blieben. In anderen Stünden müßten die Leute oft viele Jahre auf An stellung warten, und währenddem seien sie zu ihrer Erhaltung ausschließlich an? sich selbst angewiesen. Es sei darauf hingewiesen worden, daß auch Frankreich den Unteroffiziere» Dienstprämien gewähre. Dort aber lägen die Verhältnisse viel ungünstiger, wie bei uns. trotz der Prämie. Man möge nicht rin französisches System zu u»S herüber nehmen, das uns seiner Natur nach fremd sei und zu unseren Verhältnissen nicht paffe. Wenn der Minister einen Massen-Anstritt von Unteroffizieren infolge Ablehnung der Dienstprämie befürchte, so habe er für seinen Theil einen besseren Glauben von der Pflichttreue dieser Leute und von ihrer Befähig ung. ihre eigenen Interessen zu erkennen. Wenn s. Z. wirklich ein Nothstand nachgcwiesen werden könne, dann würden auch seine Freunde zur Hebung desselben die Hand bieten, nicht aber durch solche Maßregeln. — Reichskanzler v. Caprivi: Als die Negierung auf die Verlängerung der Sozialistengesetzes verzichtete, sei sie sich völlig klar darüber gewesen, vaß die Bekämpfung der Sozial demokratie damit nur um so nothwendiger sein werde und alle Mittel aufaewendet werden müßten, ihr den Boden zu entziehen. Dabei sei ein tüchtiger UnterofnzierSstand von großer Wichtigkeit. Heute sei die Lage ocS UnteroffizierSttandeS ungünstig. Der mit dem CivilversorgungSschein gewährte Vortbell sei vielfach gar nicht realisirbar. und dann sei die Versorgung oft so beschaffen, daß sic keineswegs als Belohnung gelten könne. Das müffe Mißvergnügen erwecken. Tie Anforderungen an den Unterosfulersstand seren viel Höher al» früher, namentlich hinsichtlich der allgemeinen «ute Bildung. E» gelte der A schwlrrigeren Becbältniffen. aebungen seitens der Mann Haltung Glund dieser Autorität Kerl einer Autorität unter i soll Der> Mißhand- Muniffchasicn voraebengt werden, ungen. über die man sich noch vielfach beklage, würde durch Erhöhung des Bildungs-Niveau» der Unteroffiziere wirksam begeg net. Noch schwieriger werde die Stellung der Unteroffiziere, wenn dle Sozialdemokraten in die Armee cinzudringen versuchten. Wen» e» aber wirklich zu offenem Kampfe aeaen die Sozialdemokratie kommen sollte, so trete die wichtigste Aufgabe für die Unteroffiziere hervor. Denn tn einem solchen Kampfe fehle der Faktor der Soiiiiaiicnd, 28. Februar. Hebung des Selbstgefühls, wie er im Kriege gegen den auswär tigen Feind vorhanden sei. Jeder babe da das Gefühl, daß er doch schließlich LandSlcuten gegennberslebe. Er bnbe bcceitS früher erklärt, das Gute nehmen zn wollen, von welcher Seite es mich , komme. Er bitte aber, cs nicht bei den guten Worten bewenden lassen zu wollen. Hier sei die Gelegenheit geboten, zu bcneffcn, daß man tvirkffch zn den staatSerhaltendcn Elementen zähle. (Lebhafter Beifall rechts) Es handle sich darum, das Niveau des Untervssizierslandes zu hebe», und in der deniicheii Nation seien die hierzu nvthigcn Elemente wohl cnihallcn. Alan spare nicht an falscher Stelle, Eine Armee, die im enischeidcndcn Angeizblick versage, sei die tbcncrste von allen. (Beifall.) — Aba. Tr. Ham- macher (nl.) begründet den von ibm mit dem Grafen Behr gemein sam eingcbrachtcn Antrag, Dienstprämien zu bcivilliaen: Narb Ojähriger Dienstzeit 550. „ach lOjiihriger 800, nach kt jähriger 900 nnd nach I2jäl>riger 1000 Alt. — Äon den Abgeordnete» Dr. Windthorst und Tr Orterer liegt ein Antrag vor: Dienstprämien nur nach 12jäl>riger Dienstzeit und zwar rm Betrage von 1000 Mk. zn gewähren. — Abg. Hausmann (VolkSp.) bedauert, daß der Reichskanzler den straiserhaltendcn Charakter einer Partei von der Bewilligung der Dienstprämien abhängig gemacht habe. Man sei bereits gewöhnt gewesen, daß dieses System nnsgegcben sei. Für die Sozialdemokratie habe der Reichskanzler nur Reklame gemacht, ! indem er ihr gewissermaßen die Eigenschaft einer Großmacht bei- ! gelegt habe. Nach außen hin müsste die Rede des Reichskanzlers j den Eindruck machen, als ob unsere Armee in einem Zustande der ! Zersetzung begriffen sei; Dem müsse er entschieden widersprechen. §Dcn Soldaten-Mißhandlungen we<de am wirksamsten begegnet, ^ Ivenn man den Leuien das Beschwerde-Recht sichere, nnd zur Hebung des Unterosfizicrstandes werde cs vornehmlich beitragen, wenn man die Kluft beseitige, die heute noch zwilchen Offizieren und Unteroffizieren gähne. Damit werde auch einer Verbreitung sozialdemokratischer Ideen in der Armee am erfolgreichsten begegnet werden, jedenfalls erfolgreicher als durch diese Geldzuiage. — Abg. v. Benda (nl.) befürwortet den Antrag Hammacher. — Abg. Gcillenberger (Soz.) lehnt die Dienstprämien ab. Für Kriltnrzwecke werde seine Partei immer die Mittel bewilligen, für Militä-zwecke nicht. Ter preußische Kricasiifinisler sollte als Ebcs der Milttär- werkstätten Wlsscn, daß die Löhne seit 2 Jahren fallen. Wenn es die Unteroffiziere in der „Ferienkolonie" nicht auslmlkcn könnten, so läge dies eben in der Behandlung. Wolle man die Unteroffiziere ansbessern, so erhöhe man ihre Gehälter. Geld bewillige dazu seine Partei aber nicht. (Heiterkeit.) Man nehme die Mittel dazu aus der Geicimmthewilligung sür Militärzwccke. Leider sei ja die Zeit zur Beseitigung des Militarismus, dieses Krebsschadens am StaatSlörper, noch nicht gekommen. Der Reichskanzler habe das rothe Gespenst an die Wand gemalt, um die Forderung durchzu ' bringen. Wenn er aus Barrikadenkämpfe hingcdcutet. so habe seine Partei dazu keinen Anlaß gegeben. Dieselbe wisse wohl, daß anf diesem Wege nichts zu erreichen sei. Nach der Rede deS Reichskanzlers würden seine Freunde erst recht die Forderung ab- lehncn. Durch die sogenannte Sozialgesetzgebung glaube man ja - alle Unzufriedenheit Niederhalten zu können. Wozu wolle man sich dann noch Unteroffiziere für den glcichen Zzveck anstcllen? Beim Militär seien die unteren Stellen mit jammervollen Gehälter» ansgcstattet, wahrend man den oberen Alles in den Rachen werfe. Für die Erweiterung des Militarismus bewillige seine Partei leinen Groschen. — Aba. Hahn (kons). verwendet sich für Bewilligung der Dienstprämien. Wcitcrbcratbung morgen. Berlin. Anläßlich des zehnjährigen VermäklungStagcs des Kaffcrpaarcs fand Abends im Schlosse eine musikalische Loire statt, z» der 70 Einladungen ergangen waren. — Das Befinden des längsten kaiserlichen Prinzen hat sich in der vergangenen Nacht verschlimmert, sodaß noch im Laufe der Nacht ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden m ißte. — Der Reichskanzler hat den kaliertlchen Statthalter van Elsaß-Lothringen ersucht, bis auf Wei teres von jeder Milderung in der praktischen Haiidhabuna des bestehenden Paßzwangcs avzusehcn und bezüglich der den französischen Grenzgeineinden eingeräunttcn Verkehrs-Erleichterungen keinerlei Erweiterung eintrete» zu lassen. — Dr. PeterS ist am Dienstag in den Rcicbsdimst eingetretcn, begiebl sich aber erst Anfang Avril nach Ostafrika. — DaS Äbgeordneienbaus verwies den von Korsch (kons.) beantragten Gesetzentwurf, betreffend das gewerbsmäßige Feilvielen, Veräußern oder zeitweise Uebcriassen von Loosen oder Loosanihcilen. an eine Iler-Kommission. — Der Antrag Brömel, bclr. Reformen der Personen-, Gepäck- und Güter-Tarifc, wurde durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. — Der Direktor des Leipziger Stadktheaters, Stägemann, erhielt den preuß. Kronen- Orden. — Gestern fand ein Pzsiolen-Ducll zwischen einem Rechts anwalt und einem Architekten am Spandauer Bock statt. Der Architekt wurde verwundet nnd Beide schließlich arrctlri. Berlin. Eine gestern stattgefnndene Versammlung von Berliner Droschkenkutschern nahm eine Resolution zu Gunsten deS Anschlusses der Droschkenkutscher an die Sozialdemokratie an. Paris. Die Kaiserin Friedrich hat 10 Uhr 10 Min., 1 Stunde 20 Min. früder, als ursprünglich angckündigt, Paris mit dem Erlrazuge nach Calais verlassen. Die Fahrt nach dem Nord- bahnhofc erfolgte in geschlossenem Wagen. Uiilenvcgs fanden keine Ansammlungen statt. Als die Kaiserin mit Gefolge ain Bahnhof angckourmen war, versammelten sich in und vor dcnoelbcn zahlreiche Neugierige, die sich aber durchaus anständig verhielten. CS erfolgten keinerlei Manifestationen. Zahlreiche französische und auslündijche Journalisten benutzten denselben Zug zur Fahrt nach Calais. Den Sicherheitsdienst aus dem Bahnhöfe leitete der Poiizeipräfckt Lozo persönlich. Die Kaiserin Friedrich machte die Fahrt nach Calais mit ihrer Begleitung in einem an den Exvreß- zug angcschlosscncn Salonwagen. Von Calais nach Bouloane wurde ein sevaratzug benutz!. — „Evenement" sagt i» einer Be sprechung des Artikels der .Köln.Zlg.". „Ein ernster Zwischenfall", das französische Publikum theilc diele nervöse Erregtheit nicht. Es wisse, daß die beruhigtere Stimmung, welche sich in den Beziehun gen Deutschlands und Frankreichs zu einander kundgebe, durch die Weigerung der französischen Maler, die internationale Kunstaus stellung in Berlin zu beschicken, nicht geschädigt werde. Die öffent liche Meinung habe sogar die plötzliche Willcnsändenmg des Malers Dctaille, sonne den unglaublichen Brief der Wiltwe Meiffonier'S streng vernrihcilt. — Däronlöde und sämmtliche übrigen Mitglieder des Comilec's der Patrioteiiliaa vcrössenilichcn ein Manifest, in welchem erklärt wird, jede weitere Kundgebung sei unnöthlg und schädlich, da der Zweck erreicht nnd die preußische Niederlage eine vollständige sei. Obgleich die Kaiserin Friedrich die französische Gastfreundschaft und Geduld mißbraucht habe, dürfe man nicht vergesse», daß sie eine Frau sei, und müffe sie ohne Geschrei, ohne Hohn und ohne Begleitung Meisen lasse». London. Nach einer Meldung dev Rcuter'ichen BureauS auS Sansibar von gestern bat der Sultan eine Bekanntmachung des Inhalt» erlaffen, daß t» Zukunft nur sansibaritilche» oder 2-2« M nsv
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