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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187601203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-01
- Tag1876-01-20
- Monat1876-01
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1876
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Orfcheiut täglich früh 6'/, Uhr. Ardattl», »,» Lrpktttio, JvhamiiSgasse 33. Dquattworttichrr Rcdacteur Ijsr. Hüttner in Reudnitz. Gprech stunde d. Rrdattiva ^»r««»ag« von 11—11 Uhr ,oa 4—L Uhr. ee der für die nächst- de Nummer bestimmtm an Wochentagen bis , hr Nachmittags. an Sonn- ttd Festtagen früh bis '/,S Uhr. z, dr»Mal,» für Zaf. Tlonahmr: Otto Klemm, Univerfitätsstr. 22, 4ß»t« Löiche. Hatnstr. 21, patt, nur dt»'/»3 Uhr. VnWM, Tageblatt Anzeiger. Orzan für Politik, Localgcschichte, Handels- und MschLstSverkcbr. Auflage L4.VVO. Adoaarwkitiprrt» viertelt. incl. Brinaerlohn 5 Mt., durch di« Post bezogen 8 Mt. Jede einzelne Nummer 3v Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesvrderung 3« Mk mit PostbesÜrderung 45 Mt Zaserale 4gcsp. Bourgeoisz. 20 Pi Größere Lchristeu laut unserem Preisverzeichnis — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Neclamev naler Sem SedarttooejtrIL dir Spattzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Erpeditioii zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung praeonmvrancia oder durch Postvorschuß. Bekanntmachung. 3m Monat D.cember vorigen 3ahreS gingen bei hiesiger Lrmenanstalt ein w. a» Geschenke«: 8t ^ 21 halber Ertrag de- durch die Direction der Gewandhaus-Eoncerte veranstalteten Armen venefizconcerl». . von den Erben de- Herrn vr. pd Wilhelm Julius Hemprl. - von Herrn Rechtsanwalt vr. Erdmann, Extrajndictalien in einer Rügenklagfache gegen Herrn R in Leipzig. - H. St Nr ,5. - überwiesener Cantionßrrst, durch da» Polizeiamt. ß». «« dor Arneencaffe gesetzltch znfallinde« Gelder«: 7b - Autheil des Erlöses an« 202 Stück Jahre-- ,nd 9 Stück Tagesjagdkarten. . diverse Strafgelder. Souutugsentheiligung, Taufverzögernng, Abgaben von Schan- strllnngen rc. betreffend, durch den Rath - Strafgelder, Souutagsenthelligung betr,siend, durch das Königl. Bezirksgericht. - Drilndni einer aus Grund von tz. 138 de- Gesetzes vom 23. August 1882 wegen Doppelverficherung ausgesprochenen Strafe, durch den Rath. - desolrichen 75 3 3 1 -12 1»2 1S7 10 SV 20 87 Ss -2 b - — io»» b Außerdem empfingen wir von den Herren Schuttze <L Eo. 50 Stück Anweisungen aus je V» Hektoliter Böhm. Patent-Braunkohlen als Weihnachtsgeschenk für hiesige Arme. Für alle erwähnten Geschenke sprechen wir hierdurch unseren aufrichtigsten Dank an-, Leipzig, den l7. Januar 1876. Das Nrnren« Direktorin»». Schleißner. Lebe. Nutzholz-Auction. Aeettwg de« AI. J«»«ar d. I. sollen von vormittag» 9 Nhr ab in Abth. 3l», 32 und 33 des vurgauer Forstreviers auf dem diesjährigen Kahl« und Mittelwaldschlage hinter dem «e«e» Gchü,„Hanse, im sogenannten verschlossenen Holze 114 eichene, 109 buchene, 5b rüsterne. 13 lindene, 2 ma-holderne-totzklütze, 1 apfel- baumner und 1 kirlchbaumner Vtntzklotz, 6 eichene Rahnknie, 37 Stück Söhter« Hölzer, 15 Stück SckhterflawGe» unv 120 Stück Hevebännee uuter den an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Znsaweweenknnst aus dem Kahlschlage hinter dem neuen Schützenhause Leipzig, am io. Äanuar 1876 De- NathS itzorffdeputatt»» Holzauttion. Arettag, den AS. Jannar I87S, sollen von vormittags 9 Uhr ab in Abtheilung 3t», 32 und SS de« diesjährigen Kahl« und Mittrlwaldschlages im Forstrevier Burg«« hinter dem neuen Schützenhause, im sogenannte« verschlossenen Holze 29 Raummeter eichene -tntzsehette, 242 - - , 37 Rmlr. buchene, 17 - rüsterne, 2 Rmtr. erlene, 5 Rmlr. lindene und 10 Rmtr aSpene Beennscheite, ferner 67 starke Adra«» Haufe» und 18 starke Banghanfen unter den an Ort und Stelle angeschlagenen Bedingungen nnd der Üblichen Anzahlung an de« Meistbietenden verkauft werden. Znsaneneenknnft: auf dem Kahlschlage hinter dem neuen SchützenhauS. Leipzig, am 18. Januar 1878. D»s SVathS stzorstdepntatio«. Concert des Sach-Vereins. Als vor« Jahre, fast genau an demselben Tage wie Heuer (23 Januar 1875), der Bach-Verein zum ersten Male mit einem Kirchenconcert vor die Oeffentlichkeit zu treten in Begriff stand, da galt es, nicht blos die Zwecke und Ziele des neugcniünveten Vereins den kuvstsrrundlichen Kreise« unserer Stadt barzulegen, sondern ihn anch gegen dcu Vorwurf der liebe,flüssigkeit wie gegen den verdacht der Rivalität in Schutz zu nehmen. Heute ist erfreulicher Weise Nicht- von Alledem «ehr nothwendig. Niemand konnte sich am Ende der Ueberzeuaung verschließe«, daß di: Schätze des Bach'schrn. Genius, die nach mehr als huutertjährigem Todesschlafe noch alle ihrer Medererweckung harren, so unendlich reich find, daß sehr wohl zwei Vereine in unserer Stadt, der eine gelegentlich, der andere ausschließlich, ihre K, äste an diese hohe Aufgabe setzen können. Und daß der Bach »Verein in jeder Beziehung den Berus dazu hat, an der Erfüllung dieser Ausgabe mitzuarbeiten, da» haben seine beiden ersten Kirchenconcerte, die er vorigen Winter ver anstaltete, glänzend bewiesen. Nach dem ersten Eoncert schrieb A. Dörffel in seinem Berichte: „Ich gestehe, der Chor hat mich höchst überrascht »nd ersrent. Er war überall klang schön, immer rein, sicher, muthig und kühn m seiner Fortbewegung, künstlerisch frei in seinem Ausdruck," und nach dem zweiten Concert, in welchem unter Ander« die gewaltige, mit manchen Schwierigkeiten verknüpfte „Reformatio»-.Can tate" Vach» zur Äuisiibrung kam, konnte »au nicht blos warme Verehrer, sondern sclbst effrige und urtheilt fähige Mitglieder des Riedel- schen Vereins mit oeidloser Anerkennung in dieses Hob einfiimmen hören. So ist eS denn kein Zweifel »ehr, daß in Zukunst beide Vereine, d«r verdient« und seit Jahren von allen Freunden kwchltch« Musik hochgehsltene Riedel'sche Verein »ie d« junge, von wahrer Begeisterung für seine Ausgab« «rMle Bach-Serein in friedlichem Wett eifer ihren so nahe verwandten Zielen zustreben »erden, und daß die Coucerttage de- Vach- Vereins in den musikalischen Kreisen unsrer Stadt gar bald sich ebenso zu erwarteten Fest, tagen gestalten werden, wie es die des Riedel- scheu Vereins von jeher gewesen sind. Die drei Cantaten, welch« der Bach-Verein in seinem ersten diesjährigen Concert zu Gehör dringen Wirt, zählen wieder zu den herrlichsten Schöpfungen de- alten Meister-. Ueber die Zeit ihrer Entstehung läßt sich leider nicht» Genaueres sagen als da«, daß sie sämmtlich in Leipzig componirt sivd. In der Cantate, welche die zweite Nummer de- Programm« bildet, wird, wie so oft bei Bach, der Hauptinhalt aus ein und demselben Choral — „Ach Gott, wie manche» Herzeleid" — entwickelt. Im ersten Abschnitt regt der Choral als eontus ürmn, im Baß, während die übrigen Stngstimmen nebst den Instrumenten aus selbständigen Motiven ein iugirtrs Tonssück — den Ausdruck lührendster, wehmüthigster Klage — über dem Basse ausbauen. Im zweiten Abschnitt trägt der Chor den einfach vierstimmigen Choral in einer anderen Tonart vor, nach Maßgabe der Zeileneiuschnitte unter- brocheu durch Rroitalive. die an den Inhalt der jedesmal gesungenen Zeile anknüpfen; uuter dem Ganzen läuft eine Begleitung der Jvstrumen- talbäfl« hin, welch« durch Verkürzung aus der ersten Ehoralzeile entwickelt ist Den Schluß d« Cantate macht wieder der Choral in anderer Harmontfiruug Nicht in gleicher weise bildet iu de» beiden anderen Cantaten, der ersten und dritten des Programm«, der Choral den Mittelpunct; er tritt nur Hinz«, um die kirch liche Stimmung zu verschärfen, so vor Allem am Schluffe der Cantaten. Die Haupt- chörc dagegen sind Fugensätze von großartig sest- lichem und weihevollem Charakter: ihren Text bilden Bibelworte, die auf den betreffenden Gonu- lag Bezug nehmen; Arien »nd Recitativ« schlie- ßen sich an. um den kirchlichen Inhalt desselben betrachtend anszusühren. Bon den drei Cavtatev ist „Ach Gott, wie manche» Herzeleid" dem 2 Sonntag nach der Erscheinung Christi, der zufällig diesmal in die Loucertwoche gesalle« ist. „Sie werden^«» Saba alle kommen" de« Fest«, der Erschein»«« Chrsstt selbst, „Wer Dank opfert, der preiset wich" dem 11. Sonntage nach Trini tatis bestimmt. Daß die letztere in zwei Theile zerfällt, rührt daher, daß ein Theil der Kirchen- mufik gern vor, der andere nach der Predigt auf- geführt wurde. Wie au- dem Programm ersichtlich ist, wird der Bach-Beretn auch diesmal wieder durch die Mitwirkung derselben hervorragenden künstle- rischen Kräfte wie im letzten Coneert unterstützt werden: durch Frl Gutzschbach, Herrn Pielke «nd Herrn Gura; an Stelle von Frl. Keller, die im letzten Concert mitwirkte, »st diesmal Frl. Löwy gewonnen worden Di« Justrumen- talbegleitung hat wieder das Gewandhaus orchester, die Orgelpartie Herr Preitz Über nommen. Mit dem Cmstud.ren drr Chöre halte seiner Zeit Herr vr. kkretzschmar einen Anfang gemacht; nach dessen Eikrankung ging die Leitung des Chors an Herrn v. Herzogenberg über, iu dessen Hand nun auch die Direction dG Ton- certes gelegt ist. Schließlich »olle« wir nicht versänwen, daraus aufmerksam zu machen, daß der rührig« Heraus- geber der Edition Peter- sich beeilt haß. die stimm:- lichen drei Cantaten, die im Vorstehenden Concert de- Bach-Verein- zur Aufführung kämmen, Clavierauszug mit Text, in einem besonderen Heftchen znsawmengedrnckt, z» de« billigen Peeffe von 2 zu vtröffen!lichen Der Bach-Veren» selbst aber wird in allernächster Zeit für solche -reise, denen die Billigkeit bei Büchern und Musikalien nicht in erster Linie steht, eine schön auSgrstattete und doch dabei verhältnißmäßig auch wehlseile Ausgabe im Berlage von Rieter- Biedermann erscheinen lasten, in einer Bear beitung, welche Überdies einen sehr wesentlichen Vorzug vor dem Peters'schen Arrangement dadurch erhallen wird, daß in ihr gewisse, erst bei der Aufführung selbst zu machende Erjahrnugeu — namentlich in Bezug auf die Org^ftrmme und deren klanglicdcS Berhältmß zum Orchester — eine sorgfältige »nd gewissenhafte verwerlhung finden sollen. I»r Affiire Tdo«as. Das Tageblatt brachte kürzlich in de» Nummer» 11 und 13 zwei Artikel der „Weser-Zeitung" über die Affaire Thomas Man gestatte mir dazu ein kurzes Wort zur Rettung der arg angeseindete« (?) Recht«Wissenschaft, als deren Jünger ich mich mit angegriffen fühle. Gleich im Eingänge de- ersten Artikel« wird geklagt, wie unfruchtbar bisher dir wissenschaft liche Dlscussiou Über den Fall Thowa» gewesen sei; sie habe mit Vorliebe nicht den gelckicdrlichcn Hergang erfaßt, sondern die Doctorfrage auf- geworseu. wie die Sach« liegen würde, wenn die Mofel mit Mann »nd Maus auf de» Oceau versunken wäre, nnd selbst dann »olle die Wissen- fchaft den Thomas nur als E achbefchädiger, nicht «l- Mö'der auffaffen. Aber der Herr Verfasser schwärzt den Bock erst, um über ihn da» die »lgor e»t zu rufen. Kein Einsichtiger bezweifelt, unv Berner hat es in seinem Gutachten für das Bremer Handelsblatt angedeutet, daß, wenn die „Mosel" zersprengt worden wäre »nd sich also de» Thomas Plan verwirklicht hätte, der Ver brecher dem H 211 des ReichSstrafgesktzduchs gemäß die Todesstrafe verwirkt hätte. Der »underbare Satz, welcher sich gegen Ende des Artikels findet, daß nämlich Thomas nicht als Mörder, sondern etwa nur als Sachbeschädiger angesehen werde, weil feine Absicht nicht aus Tödten, sondern nur »»f Zerstörung eines Schiffes gerichtet gewesen sei, ist in seiner Absurdität Ickon im zweien der beiden Artikel, wenn auch ohne Beziehung auf jene Stelle, gezeigt worden. Zurück,»««sen ist übrigens aber auch die dort vertretene Ansicht, welche in der Person des Thomas die Möglichkeit eine- nur eventuellen rechtswidrigen Tövtungs- willens zuläßt. Thomas konnte nicht in erster Linie die Vernichtung des Schiffes wollen «nd den Tod von Menschenleben nur als ein mög liches Nebeneretgniß in» Auge fassen (dies wäre der clola» svevtaalw), sondern er wollte da- Schiff mit Allem, waS eS enthielt, in die Luft sprengen Das Wollen der Vernichtung von Menschenleben stand genau neben dem Wollen der Vernichtung de- Schiffes »nd nicht dahinter; er konnte das Eine nicht wollen, ohne nothwendigerweis« da» Andere milwollea z» müssen. Es zeigt sich also, daß der Streit einen ganz andern Puuct betrifft, als der Verfasser de» ersten Artikel« «eint Nicht die Thals«che», wie fie nach Absicht des Thomas liegen sollten, sondern wie sie wirklich liegen, vernrfachen der wissrnschastlichen veurlheilung Schwierigkeit. Thomas hat etwas Rudere- bewirkt als er beabsichtigte Statt bwc gewollten Explosion aus der -Nwfü" «fotzte die Explosion ans dem Qnai »o« Sronerhaven Die Krage ist daher, ob a«ch diese Explosion wir ihren Folgen als gewollt »der etwa nur als fahrlässig bewirkt anznfehe» »nd im letzter« Falle Tbomaß wegen fahrlässiger LHdtnna der auf de« Quai Befind lich« und der versuchten aber nicht erreichte» Tödtnng der Mofelpassagiere zu bestrafe« sei. von Fahrlässigkeit kann überhanpt natürlich nur die Rede sein, wenn für Thomas die Möglichkeit Vorgelegen hat, das frühere Explodiren des Sprengstoffes voransznsehcn. Im zwrilen der erwähnten Artikel sucht der „praktische Jnrist" dem Drange feines Rechts- grfühls, welche- für Thomas die Todesstrafe fordert, durch eine Anwendung der s. g. Aber» rationsgrnndsätze ans Grnn» Wächter swer Lehr« „von de« geheiligt« Boden der juristischen Antorität" ans gerecht z» »erden Es schemt dem Unterzeichneten fast, als »h de« Praktiker selbst eine »dsrratto passirt sei An Stelle der einfachen Grundsätze Über bie vorsätzlich« Hand- lnvg hat er die »ns Unseren Fall gar nicht be- züglichen, über die fahrlässige Verwirklichung des Vorsatzes am nicht gewollte« Object in An- Wendung gebracht Das (schon in jenem Artikel angeführte) Schulbeispiel dieser Aberrations- theort« ist das folgende: Meyer will den Schnlze tödten; sein Streich trifft aber gegen seinen Willen den «eben Schnlze stehenden Müller. Auch wenn die herrschende Ansicht falsch wäre, daß nämlich in eine« solchen Kalle der Versuch eine« Morde« in Bezng ans de« Schnlze, mit e,ner fahrlässigen Tödiuug iu Bezug ans Müller vorliege, »eil »er Thäter da*, was er wirklich gewollt habe (nämlich den Tod de- Schnlze- nicht völlig erreicht habe «nd da-, was er er- reicht habe (nämliw den Tod deS Müller) nicht gewollt habe (so Zrchariä, Hülschner, Berner, Schütze, Mcyer, Schwarze, Oppeuhoff), so würbe trotzdem die Folgerung, welche jener Herr Verfasser daraus ableitete, nicht richtig sei«, und zwar einfach deshalb nicht, wett der Thatbestand VeS Thomas'schrn Verbrechen- gar keinen Fall der Aberration darstellt. WaS wollte Thomas? Er wollte nicht eine Anzahl von individuell vorgestelllen Menschen tödten »nd hat dafür gegen seinen Willen andere Menschen ge- tödtet (nur dann läge der Fall der Aberration vor), sondern er hat Menschen gkkövtet, die er tödten wollte. Thomas sagte sich, daß Alle», was zur Zeit der Explosion sich un Bereiche der Wirkung seiner Maschine befinden würke (nnd damit eine Anzahl von Menschen) zerstört und vernichtet werden würde; er wollte demgemäß den Tod aller Derjenigen, welche sich im ange gebenen Zeitpunct« in Echlagweite de« Instru ment» befanden. Die nicht individualisirt vorge stellten Personen wurden durch die Explosion gerade zu den bestimmten Personen, welche er vernichten wollte. Bei Annahme einer Aberration würde, wenn man als diejenigen Personen, von welchen der Streich abirrte, die Passagiere der Mosel ansehen wollte, die Consequenz unabweis bar fein, daß in Bezug auf diejenigen Personen, welche als Passagier« die „Mosel" zu besteigen im Begriff waren und von der Explosion mit vernichtet wurden, sowohl eine Tödtnng mit Willen als auch eine solche gegen de» Willen (eine Aberration) des Verbrechers vorlirge (dies edoch natürlich nur vorausgrfetzt, daß wir die herrschende Ansicht über die Aberration thei- en). Die Wirkung der Thal glitt also nicht von den Personen, welchen er diese Wirkung wirklich zugedacht hatte, auf andere ab, denen er diese Wirkung nicht zugeoacht hatte, sondern traf genau diejenigen Personen, welche fie treffen sollte. Wirst man ein, die Umstände, Ort und Zeit, unter denen sich ThomaS den Eintritt der Explosion verstellte, hätten den zu tödtenden Personevkrei« bestimmt, also seinen Tödlungs- wllleu gegen Diejenigen gerichtet, welche etwa nach acht Tagen aus der Mosel sich befinden würben, so ist z» erwidern: der vorgestellte Ort Ist unwesentlich, denn wäre die Explosion zwar im vorgefteklten Moment, aber passirt, als »ie Mosel etwa unter anbereo Schiffen ankerte «nd in Fol«« dessen diese mit zerstört wurden, so würde Niemand zweifeln, daß auch deren Bemannung vom Thomas gemordet worden wäre. Aber auch der Zeitpunct ist unwesent lich. Denn denken w«r, daß nicht ac« achten Tage, nachdem die „Mole!" Bremerhaven ver lassen, sondern kurz nach verladen der Thomas- schen Güter in Southampton die Höllenmaschine wirkte, so würde wie der Zweck des Thomas (Erschwindlung der Versicherungsprämie) so auch sein Tödtungswikle von Jedem als verwirklicht angesehen werden Da nun die Erreichung des Z««ck» für die Annahme de- strafbaren Wlllevs ünd seine Realisirnng zweifellos gleichgültig ist, so können wir un» die Zritbifferenz zwischen dem vom Thomas vorgestellteu und wirklichen Moment rer Explosion beliebig groß oder klein denken; dies ändert an der Sache nichts. Es bleibt die verfrühte, vorbevachte, dolose Tödtung Mord, genau so wie nach dem Beispiele jenes Praktikers derjevige Brandstifter bleibt, welcher durch seine» ousgehäusten und entzündeten Brandstoff da« Ge bäude in Folge eine» plötzlichen starken Wind stoßes schon nach wenigen Minuten, statt »ach ver berechneten mehrstündige» Frist, in Brand
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