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Dresdner Nachrichten : 08.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-08
- Monat1897-03
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 08.03.1897
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Iahiftattitz > WMM «tiiliitlioti, ? «iw. 8«i-«p,tz7r;:L VeIIIn«e,tr.S8.I M« Ml-lftlkMWttt. rftÄMl; 6M88S ä77m°,"n7.^. I! ^>«»1»» pr»I»». 7) Pspnipnsotikrollo 878, ämr. I Utrineto« killt- IIl,>1k>liIXItt„M vnüdesnnrdsltso PIe>mbieunL«n »odmanrlo,» linko- opsnntlonen «tl- Trek'den.1897 r' iMllii'Sli. «r.«7.H>ie«eI: össtesHsvli-u.^»-- InsvkunALZsInAnlr, «rprodt d«1 llustea, U»I,lir»ok- kvlte», BlL^sv- ». V1»»eok»larrd. il^Mkll «.MO» t» OI«»oküdk-k*uok»t»in d. t(>«l»d»6. II. ^iv6«;ntükr'8 < N 8ti u v«8li r»8^v S. f. ^ülizeiilkkzeiliii'sii, klzenlebeillii'sii. Illn^im 1 .lllc. 7', IO. »»<> I M. 1'I.,!-»In- I »I. 20 10. FIIeiniMr Vertreter von L IVnonianu'» DM" Mnl»pnii«l«rn. "MG Vvrsunät nacli ttttdrvnrtz Fernschreib- und Fernsprcch-Vcrichle. Hofnachrichten Konservativ!: Versammlung und Nftttagsniahl, Gerichtsverhandlniigen. Tagesgcschichte. Auivld's Knnslsalo». Bricskaste lvohnerschast gewählte »in» dir Heuen Kämmecer v Megsch, Er- ccllrnz. die Herren Hosmaischälle v. Earlowitz nnd v. Reitze»steiir. Kannnerherren v. Bliimeiithal, v. Stnmmer. v. Poiern. v. Kalitzich, v. Wulhennu, v. Lütlicha». Gras Rex-Zehista. Gras Rex-Zedlitz, Generalleutnants Excellenz Haberland niw v. Kirchbach, General- maiorc v. Hübel, v. Kusscrow nnd v. Schvnberg. Buraecmeister Lrnpr'ld, Reciieningsrntl, Ritze. Gel,. Oekonnmierattz Uhienmnn. Ge!,. Helsinki, Ackermann, Hnsrnt!, Tr. Oslcrlol,. Landrichker Tr. Amtliche Bekannlniachungen, n. XSnjgl. «ofspollieliö 8e«ktr,entl»«>. Mo»tag,8.Miir;. Aernschreib- «r»d Aerttsprtch-Vcrichte von, 7. Marz. L> anibur g. Tie «Hamb. Nachr." schreibe» : !riirst Vik-marck embsüngt seit einiger Zeit sehr viele Telegramme im Hinblick ans die Centenaifeier für Kaiser Wilhelm I., das; er sich leider anher Stande siebt, sie nach Wunsch zn beantworten nnd genvthigt ist, ans dem Zeitnnaswcg den Herren Absendern seinen Tank ans- sprechen zu lassen. Tie Telegramme kommen namentlich von landwirthschastlicher Seite, aber auch zahlreich ans wissrnichnst- lichen Kreisen, aus UniversilätSslüdten von Königsberg bis Wurz- bürg. Es wird dadurch bewiesen, das, der wiiienschastlichc Thcil der deutschen Nation dem Werke des Fürsten Bismarck doch nicht ohne Anerkennung gegen übersieht. Tas Befinden des Fürsten Bismarck lüht in neuer Zeit wieder Manches zu wünsche» übrig. Namentlich wird der Altreichskanzler unter dcni Einilns; der ba ometrischen Schwankungen hünsiger und andauernder als sonst von seinen GcsichlSschmerzen heimgesucht, die ihm das Sprechen mchwcren und Schlailosigkeit zur Folge haben. Der Füist siebt deshalb nicht ohne Besorgnis; der diesmaligen Feier seines Ge burtstags entgegen. Trohdein hat er cs nicht über sich gewinnen können, de» Fackelzug abzusagen, der ihm von seinen Hamburger Nachbarn und Mitbürgern auch diesmal zngedacht ist. Bielleicht aber wild er ihn sihend beglichen müssen, nnd wahrscheinlich wird cs ihm, namentlich bei kalleni Wetter, unmöglich sein, auch An sprachen in längerer Rede zn erwieder». Ter Gesichtsschmerz schneidet eben die Sprache ab. Der Fürst glaubt aber ans die Nachsicht seiner Hamburger Freunde rechnen zu dürien, wenn er durch die Umstünde genötkngt werden sollte, beim Empfange des Fackelzugs zn sitzen oder sich möglichst schweigsam nr verhalten. Madrid Ans der Provinz Pinar dcl Rio lEuba) sind Meldungen über bedeutende militärische Operationen cingcgangen. Es wurden p'agerplähe und Lazarcthc der Aufständischen zerstört, wobei 7! derselben gelobtet und zahlreiche verwundet wurden. Caraglio (Provinz Euneos. Giolütr entwickelte heute vor seinen Wählern sein Programm im Sinne der Neaicrung. Be züglich der äußeren Politik sührte Giolitli anS, das; seit dem Am'santritte des gegenwärtigen Ministeriums jede Spannung in den Beziehungen zu Frankreich ansgehörl babe. Da der Dreibund die Sicherung des Friedens znm Hauptzweck babe. io läge jede Besserung in den Beziehungen zu anderen Mächten im Geinc des Dreibundes. B cterSbnrg. Ter Flngeladjntant des benschen Kaisers. Ober» v.^Mollke, traf heule liier ein nnd begab sich alsbald nach ZriSloie-Selo. irw'elbst er sich bei Kauer Nikolaus als neucrnaun- ler Kommandeur des Kauer Alexander Gardc-Greuadier-Regi- mculs meldete. K on stau l i »opcl. Ten Bolschaslern ist heute die Antwort der Blanc ans die Kvllektivnotc, belresscnd die trelischr Frage, z» argaugeu. Tw Piorte diückt darin ihr EinverNänduis; nick den, Fnliali der Kollekiivnote und zugleich die Erwartung aus. das; über die Eiiuelbrilku der in Kreta etnzuiülnendcu Autonomie eine be- 'ouoere Verständigung zwilchen ihr und den Machten erfolgen werde. K o n s! a n t i n v p e I. Infolge der Haltung Griechenlands nurd die Zusnmmenziehniig der Truppen beschleunigt und die militärischen Norbercitlingeu werden aiisgcdelmt. Gestern wurde von Muradli ans der 20. Militärzug abgclchickt; bisher sind W BatnilloueKnach Saloniki ahgegaugen. Knnea. Gemischte Detachements der Großmächte wurden heute früh in Sclino ausgeschisft und rückten nach dem kl Kilo meter entsernten Kancmno rm Gebirge ob K a »e a.^ Bevor die Geichwaderchess die Entscheidung trasc», Tuippcu in Selino ansziuchiüen. verliandelleu sic lauge mit dem gricchuchen Admiral Reineck, dem Obersten Bassos und dein gnechücheii Bicekonsul; aus ilire Forderungen erhielten sie aus weichende Antworicn und mutzte» sich deshalb dahin cun beiden, die Gefangenen zu besreien, nöthigensalls mit Gewalt. — Oberst Bassos erhielt in seinem Oager in Platania Weisungen von König Georg, sich zum äutzcrstc» Widerstande bereit zn halten. Athen. Tas an der Küste von Epirns gescheiterte türkische Schiss ist ein Kanonenboot, mit drei Krupv'schen Geschützen armirt und wahrscheinlich der „Euphrat" mit M Mann Bejapung. Athen. Der griechische Bicckonsul in Kanea erklärte den Admiralen, das; die griechische Regierung jede Beranlwvrtuiig für die Entsendung gemischter Detachements der Grotzmächte nach Kandano ablehne. — Die Schüler der militärischen BildungS- anslalten treten als Offiziere in die Armee. — Der Minister präsident Telhannis richtete an die Behörden ein Rundschrcthe». in welchem er empfiehlt, die Einziehung der Steuern im Hinblick auf die kritische Lage zu beichlcunigen. — Die dem stehenden Heere angchörenden Abgeordnete» berlangen wieder ihren Dienst in der Armee zu thun. Man versichert, das; der Kronprinz am Montag nach der thessaliichc» Grenze abreisc» wird. Manilla. Gestern brannten hier 2000 Häuser nieder, Menschenleben sind nicht zu beklagen. Wai Hinglon. Ter hiesige griechische Generalkonsul Bo- taisi erhielt von dem griechischen Minister des Answürtigcn Skiffes den telegraphischen Auftrag, die gegenwärtig in den Ber einigten Staaten lebende» Griechen, sowcil sie zur Reserve ge hören, einzuberiisen. um sie aiiizn,ordern. Griechenland z» Hilfe z» eilen. Bvtcffsi solle de» Auftrag sehr ernst nehme» nnd so handeln, als ob der Krieg am Montag erklärt werden würde. OrrlltklieS und Sächsisches. — Bei Sr. Königl. Hoheit Prinz Georg fand gestern Nachmittag 0 Uhr Familientafel statt, an der Ihre K. K. Hoheit die Frau Grotzherzogin von Toskana, die Prinzen und Prin zessinnen des Königl. HaifteS thellnahme». — Tic große konservative Volksversammlung, »sich- «m yakb 12 Uhr ab im großen Saale des BerernS- barffes staltfand. nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Der An drang war ein derartiger, daß die Sitzplätze nicht ausreichten, son dern Hunderte von Besuchern sich mit Stehplätzen begnügten. Gegen 2000 Personen lauschten mit gespanntester Auf merksamkeit und Ausdauer den hochinteressanten Vorträgen und Ansprachen. Wiederholt kam eine Begeisterung rum Durchbruch, wie sie Dresden nur selten gesehen hat. Leiter der Versammlung war Herr Hofrath Dr. Mehnert. Zu seiner Reckten nahm Gras Herbert BiSmarck, ihm zur Linken Freiherr v. Mantciifsel-Erossei, Platz. Ferner waren aus dem Reichstage und den vrcnßischm Parlamenten die Herren Gras Lrmburg- Stirum und Graf Norm. Excellenz. Baron Erffa, Felisch, V.Kröcher, p. Gutstädt. Hausse-Tübler, v. Ploctz. Sachtze, Prof. Tr. Kroprat- scheel und v. Herder erschienen. A» der Spitze der Dresdner En«, Rrnenhagen. Kommerzienrciche Grnmpl. Günther. Fischer. Konsul Mein u A.. HerrOberbürgklmeisterBeiitlcr sandte tclegraphischeGrütze von Leipzig nns Bon den sächsischen Ständckainmern waren inindc slens 30 ONitglicoec znacgcn. An den Ionrnalistentische» ,ah man auch Herrn Pfarrer Naumann als Redakteur der „Hilfe", sperr Hosrcilh Dr. Mehnert cröfsnetc die Bersamnilung mit einem herz lichen Willkommen an die Herren ans Berlin und brachte ein drei maliges Hoch ans König Albert und Kaiser Wilhelm aus. welches begeisterte Zustimmung fand. Donnernder Beifall durchbrauste den Saal, als der Porsitzcndc des Fürsten Bismarck und ieines an wesenden ältesten Sohnes gedachte Wo konservative Männer ver sammelt seien, gedächten sic auch stets des Mannes, ohne den wir am Ende kein einiges deutsches Baterland hätten. Es sei ein un nützes Berlangen, neue Warle zn finden znm Ruhme Bismarck's des Einzigen; daS Werk von >cinc» Erdentagen werde nicht in Aeoncn niftergchcn. Er lüfte den Graten Bismarck, seinem Baker zu berichten, daß die Sachsenherzen ihm in derselben nnwandel- barcn Liebe nnd Verehrung cntgegeiffchlagen, die am 18. Jnni 1802 znm clemelitären Ausdruck kamen. Braiffcud dnrchhallte ein mächtiges dreiiaches Hoch aus den Alt-Reichskanzler den Saal. Cviort erhob sich letzt Gras Herbert Bisina r ci, von jubeln den Znriffen begrüßt, und hielt eine längere, mit der größten Rnbe nnd gewann testen Aiffmerlsamkeit ansgenommenc Ansprache. Er dankte in Namen seines Vaters für das eben ciusgebrachte Hoch, dessen Warme nnd Herzlichkeit ihn mit Stolz nnd Begeisterung erfülle. Sein Baker habe eS in treuer Erinnerung behalten, daß zu derselben Zeit, als sein Nachfolger seinen früh ren Untergebenen den gesellschaftlichen Verkehr mit ihm^erfolgreich verbot, die Stadt Drcsaen 1802 ihm eine so glänzende z. vativn bereitet habe, wie sic im Deutschen Reiche seit Beendigung unseres großen Einigungs- krieges nicht erhö-t war. Er H- be ihm neben seinen herzlichen Gingen für die Dresdner cinsgelragcn. ihnen zn sagen, daß er den glänzenden und herzcrwärnienden Empfang, der ihm hiec geworden sei, niemals vergessen werde! Nachträglich spreche auch er persön lich seinen Tank für jene Huldigung anS, da er ja die indirekte Beranlassnna zu teuer Reise nach Dresden gewesen sei. Damals habe Fürs! Bismarck zum Schliff; seiner Ansprache an den Ober bürgermeister gesagt, cs sei eine schwere Arbeit gewesen, die deut schen Stämme ziffammenzubringeii, aber noch schwerer werde es lein, sie zn trennen. Dafür zn sorgen, das; diese Worte immer Wahrheit bleiben mögen, sei die hehrste Pflicht gerade der konser- vatinen Partei. Konservativ sein heiße nicht erhalten um jeden Preis, sondern müsse toiverslanden werden, Dasjenige zu befestigen nnd cmsznbancn, was inan ans bester Ueberzcuguna ais erhattens- wertb erkannt hat. Dabei müsse man die drei Worte im Auge haben; „ichw't.'r um nnrci." nnd sich nicht ui» Dinge kümmern, die einem nicht im Wege sind Schon e»r altrömischer Geschichts schreiber babe gejagt, ein Reich werde nur mit denienigcn Kräften nnd Mitteln erhalten, ans denen es entstanden ist. Für unser noch junges Reich seien diele Kräfte die Traditionen des hochieligcn KaffcrS Wilhelm, und an dielen sestzuhalten liege im Sinne eines icdes tonjervativen Mannes. Niemand weide behauvlen wollen, das; dies während der letzten sieben Jahre immer geschehen ici, aber er hoffe, daß nns diese sieben inagcrens Jahre nun die heileren fol gen. Fürst Bismarck habe zum Wöhle des Reicks die Politik der nationalen Arbeit inaiigriltt und es verstanden, die Interssen lämmtlicher produzirendeii Stände zu versöhnen und damit die Wohlfahrt des Reiches in materieller Hinsicht zu sichern. Tic 1801er Regierung habe mit den .Handelsverträgen den Erisapsel der Zwietracht zwischen die Produzenten geworfen und es leider unterlassen, vorher die Mcislbcgünstiguiigsvcrtrage zu kündigen. So hätten wir ohne rede Gegenleistung einer ganzen Reihe von Slaalen nach Abschluß der Handelsverträge werthvolle Eoneessionen machen müssen. Andererseits habe die Re gierung dcS neuen Kurses es unterlassen, während der zwei Jahre vor Abschluß der Handelsverträge neue Tarife ausarbciten zu lasse», deren man sich als Unterlagen bei den Bcihaiio- lungen über die Verträge bedienen mutzte. Im Jahre 1870 seien derartige Tarife innerhab 7 Monaten geschaffen worden. Ans diesem Mißerfolge sollten sich die produzirenden Stände die Lehre ziehen, zusammennihalten, denn nur Einigkeit könne sie stark machen. Es >ei ein Stolz der konservativen Partei, immer nnd immer wieder sich nni das Handwerk bemüht zu haben. Das Hand werke habe leider keinen goldnen Boden niehr und seine Interessen seien vielfach verletzt worden, u. A. durch die Bäckereiverord- nung. welche jetzt auch der Bundesrath gewiß gern znrück- ziehen möchte, er habe nur den richtigen Weg noch nicht ge funden. Sie sei cinaefiihrt worden durch einen Ansschuß, der draus und dran sei, sich zu einem Wohlfahrtsausschuß anSzu- bilden, der zu einer Art Nebciircgicru»gshehörde geworden sei In diesem Ausschuß sitze ein Sozialdemokrat, und das finde er, unverständlich. Die Sozialdemokraten seien >a als Menschen vor dem Gcietz und vor Gott gleichberechtigt, aber voliftiche Gleich heit könne er nur solchen Leuten zueckemien, die mit »ns erhallen wollen und mit uns auf einer Basis stehen. tDvseiidcr Beifall.) Daß man diese Partei Im Reichstag aus dem Fuße der Gleichberechtig ung behandle, mit ihnen zusammen in den Kommissionen sitze und Gesetze berathe, während sie doch alle Grundlagen des Rechts staates leugnen, habe ihn immer verwundert. So weit dürfe die deutsche Gntmüthigkeit nicht gehen! Hierin Wandel zu schassen, sei Pflicht der Regierung. Bor mehr als zwei Jahren habe diese wohl eine Umsturzvorlage eingebracht, wenn auch aus einer fehler haften Basis, allein sie sei in der Versenkung verschwunden trotz der scierlichen Erklärung des Reichskanzlers, das werde das Mindeste sein, womit sich die Regierung begnüge. DaS Sozialistengesetz habe immerhin seine Dienste gethan. denn unter seiner Herrlchait wäre niemals diese sozialdemokratische Partei als so gleichberechtigt behandelt worden, daß Berliner Schutzleute kein Bedenken hatten, sozlaldemokraliich zu wählen, weil sic am Tage vor der Wahl von ihrem Vorgesetzten einen Verweis erhalten hätten. Die national angelegte Politik des Fürsten Bismarck habe demselben die bittersten Anfeindungen aller derjenigen Elemente eingetragen, denen eine Stärkung des Deutschen Reiches ein Dorn im Auge ist. Die Angriffe und Beschimpfungen hätten an Roh heit des Tones immer zugenommen. Fürst Bismarck selbst be obachte diese naturhistorisch merkwürdige Erfahrung mit der heite ren Ruhe des Naturforschers. iHeitcrkcit.) Er habe erklärt, diesen bitteren Haß der nationalserndlichen Elemente betrachte er als eine willkommene Quitlung dasür, daß er immer aus rechtem Wege ge gangen sei. Ec als Sohn habe eS nicht für nöthig gehalten im Reichstag gegen solche Beschimpfungen arffzntreten, trotzdem sich dabei das Präsidium dauernd passiv verhalte. Heute schon stehe das Urlhcil der Geschichte über den Altreichskanzler fest. Ganz Deutschland sei sein Denkmal. Wenn ein Staatsmann Lberhaupi ein Denkmal von Stein und Erz nicht brauche, so sei er eS. lStürmilcher Beifall.) Tie Leute, die ihn beschimpfen, erniedrigen sich nur selbst, soweit das noch möglich ist. Ec wünsche, daß die konservative Partei gut gewappnet in die nächsten Wahlen hinein gehe Dann werde auch in weltlicher Beziehung das wahr bleiben. waS unser großer Reformator Luther einst sagte: „Das Reich mns; uns doch bleiben". — An zweiter Stelle sprach Jrhr. v. M a n teusscl. der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses. Wie sömnftlichc Redner, gab er zunächst seinem Danke für die Einlad ! ring nnd leinen Svnipathien für Sachsen und seine Hcuipfftadk Ausdruck, um daraus über die gegenwärtige Lage der konservativen Partei zu berichten. Sein Rücktritt von dem Vorstandsposten der toniervaiiven Fraktion des Reichstags sei durchaus harmlos Eine Einmülhigkeit wie kaum je zuvor habe in oem Moment seines Rücktritts in der konsecvative» Fraktion geherrscht, und sein Nach svlger, Herr v. Levetzow, werde die Partei nach demselben Muster wie er wciterführeii. Die konservative Partei, unstreitig die best gehaßte von allen, müsse in den breiten Schichten des Volkes wurzeln, wenn sie wirklich konservativ sein wolle. 11m jedoch nicht in die Gelabr zn gerathen, in ei» demagogisches Fahrwasser zu kommen, dürfe sie sich niemals in Versprechungen einlassen, von denen sie nicht gewiß ici. das; sie sie werde erfüllen können, und müsse ihre Meinung »»beugsam auch nach oben zum Ausdruck bringen. Die Regierung könne nur eine konservative Partei brauchen, welche den Mutt) habe, ihre Ueberzeugung zu sagen und ihre Selbstständigkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Stühe der Negierung werde immer nur die koniervative Partei sein können! als diejenige, welche am freiesten ist von Egoismus und am feste sten zu ihrem himmlischen und zu ihrem irdischen König hält., Redner trat weiter iür die strenge Durchmhruna des Börscnaesetzcs,. einen berechtigten Anlffcmitismus und die Aushebung der Bäckerei- Vervrdming ei» und schloß mit den zuversichtlichen Worten, daß,, solange die konservative Partei die ausschlaggebende im Reichstag! sei und die verbündeten Regierungen mit ihr zusammenstehen,! auch das Deutsche Reich nie anseinanderfallcn werde. — Weiter!' sprach Herr Graf zn L i m b u rg- S t iru m, Mitglied des Reichs-! tags, über «Sozialpoülik nnd Sozialdemokratie". In den letzten! zehn Jahren sei so viel zum Wohlc der arbeitenden Klassen gethan worden, daß cs letzt eher den kleinen Landwirthen und kleinen Handwerkern schlechter gehe. Trotzdem leugnet die Sozialdcmo- krafte diese Fürsorge. Diese Partei kämpfe mit einer diabolischen ! Geschicklichkeit, um die bestehende Gesellschaftsordnung zn unter-! , graben und alle Ideale zu zerstören. Mit ihr könne man sich nichl ans einen angeblichen Geisteskamps cinlassen. Man stehe vor der, ! Afternairve. entweder der Revolution entgegenzrigehen, oder mit! . allen Machtmittel» den Kamps auszunehmen, solange man noch, die Macht habe. Dazu bedürft eS seincrMeinung nach der Wieder^ cinsübrnng eines Sozialistengesetzes. Er hoffe von den deutschen Fürsten, daß sie zusammen!,alten und ihrer Führung es gelingen werde, den Kamps mit Ecsolg zu führen mit dem Schlachtruf; „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts ans dieser Weit." — Herr Abg. Fetisch besprach hieraus die „Organisa- lion des Handwerks". Es sei keine Frage, daß die Leistlingen deS deulichen Handwerks zurückgecumgen sind. Durch die Gewerbeordnung ici ihm die goldirc Freiheit genommen worden. Der Meister sei ihm verloren gegangen und an seine Stelle der Arbeitgeber getreten, die Stelle des Geicllen nnd Lehrlings fülle jetzt der Arbeitnehmer aus. Nur dadurch sei die Sozial demokralic hauptsächlich groß gezogen worden, daß kein Meiftcr- stand mehr in Dentichland existirt, weil die Zucht und der Artton tätsglaubc auigehört haben. Eine beiorgnitzerregendc Flucht vor dem Handwerk breche sich unter denen eigene» Kindern Balm. Die Ehristenpslicht gebiete cs. mit der weiteren Schaffung von Ärbeiterschutzjftsetzen vorsichtig zu sein, bis auch andere Nationen, mit denen wir aus dem Weltmarkt zu konkurrircn haben, uns nach- gesolgt sind. Er fürchte, die für Mitte März von der Negierung zugcsagte Vorlage werde wieder die berechtigten Wünsche des Handwerks nicht voll erfüllen und es werde der Stellung von An trägen bedürien. Man müsse dann fordern das; eine Vereinigung des Handwerks in Fachinnungen zwangsweise stattsinde, daß nur die Handwerksmeister das okkive und passive Wahlrecht haben. Diese Organisation müsse eine gleiche für ganz Deutschland sein. Lehren dürfe nur, wer gelernt hat und wer Meister ist. Den Meistertitel dürfe Niemand führen, der ihn nicht wirklich erworben hat. Ter Befähigungsnachweis müsse als Vorbedingung mindestens znm Betriebe des Gewerbes überall da ciiigeftthrt werden, wo Leben nnd Gesundheit der Arbeiter nnd sonstige nationac- ökonomischc Fragen damit in Beziehung kommen. Das Handwerk müsse von den Landwirthen lernen, sich zuscnnmcirzuthun und gc- mciiffchasllich für seine Interessen cinzutreten. — Ferner sprach Frhr. von E r s s a - Wernburg über .Wirthichastliche Fragen". Er behandelte vom Standpunkte des Landwirths Handelsverträge. Börsenordnung und Währnngsfrage. Durch die Handelsverträge halten wir einer ganzen Reihe von Staaten, welche uns nicht in. Mindesten rittgegenkommen, große wirthichastliche Vortheilc zu kommen lassen, indem wir die Mcislpegünstigungsklausel nicht vorher kündigte» Die Landwirthschait sei von dem gegenwärtigen wirthschaftlichcn Aufschwünge ausgeschlossen nnd werde aus dem Boden deS Antrags Kanitz stehen bleiben müsse», so lange ihr kein besserer Weg gezeigt werde. Tie Börse empfinde am schwersten den Verlust des TcrminhandelS. Wenn die produktiven .Ttändc. namentlich Industrie »nd Landwirthschaft, bei den nächsten Wahlen zniniiimcnhalie». müsse die konservative Partei siegreich aus den, Wahlkamps hervorgehen. — Excellenz Gras Roon erinnerte an den Wehrstand, welcher auch ein produktiver Stand im eminentesten Sinne sei. da er alle Stünde schütze. Jedermann von echt nationaler Gesinnung möge dafür sorgen, daß die Armee in ihrer Tüchtigkeit, Stärke und Kraft erhalten bleibe. Den inneren Feinden gegenüber müsse man einig sein und den Bundesregierungen zu rufen: „Der Worte sind genug gewechselt, laßt uns endlich Thate» sch'n." — Herr v. Ploctz vertheidigte den Bund der Landwirthe gegen den Vorwurf der Demagogie. Wer demagogisch arbeite, arbeite laut und unehrlich. Das Erster« habe sich der Bund vielleicht etwas ongeeignet, aber das Letztere nimmer. Wenn es sich um einen Kamps gegen die Regierung gehandelt habe, io sei der Bund gewöhnlich ver angegriffene Tlieil gewesen. Der Lund der Landwirthe stehe zum Handwerk und zum Kleingewerbe und sei i» Betreff der Ansiührnng des Börftiigesetzentwirrss noch re- I Li
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