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Dresdner Nachrichten : 30.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-30
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.03.1897
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42.Jahrgang. Dr^eu-A., Lartürslvostr. Llllo?ioolcktra^50. !>rr>8^r.-^. II. ziOlirjttl», ix« 6 LIkI prNmurt, 60.00» 8?Ul 1: ia " Lvktonfrvlv I»rndv. '.!'L ^ <7 P'» L V/ piivotioa« ^ EMM f DM" Osvi lHozekLÜsLesriM fkieäflek LsopiZek »LL >1it »Ic)ppylt.?r l.rz!wr.t!vvnmx. 0vvsl'sr»ws8 l-ieUU«5r,ou «ck»tU»8. Dresden, I8S7. eSlied». l IU» kapivr-k'gbrlL-l.szvr küpIvr-Srorrodsnälluix ^.ZIL <VV6 ^ 6 vnü«»t«» L«^«r »Nor Norton ll„<I I-a>Npui>,>^e, irormol« U».I Nolion io »II.» tirii^ünn. ^<t>r« t>>-. I«»»»-, I»^»I» onck > »>- »rNIon IiuXI^I. — rotXII, I,t — o«Nt — UI», Ii»tt«r- I'tNjx»M0Nk. HG».«« Uli ! ^>Ol«Io»»i,»l»I» > «. c-sloxoalioilopoot«». — villixoto I'rvis». -- Nromptool» Soäivna»». ssouvsto MoÄvUv. "ttummis»i>r,k keinlisrilt I.eui>vlt. vees«i«ll.jl/'?!!','Äs" VttpStV». ß siiiM!Iitü8kki«ItI, LMimek Ksttlisl srr. 8S. S-itßtL.- ^u« Stroddatlsbrlk. Vsisvovsus8tl'.3a 1'ari>8pr. I, 33!)». Msuvslv LoävUv. Panamaskandal. Hofnachrichten. Logenieier. „Kinderhort", Jahrmarkt, Sozialdemokratische Versammlungen, Gerichtsverhandlungen. Bei der bedeutenden Auflage der „Dresdner Nachrichten" ist es nothwendig, die Aestessungen auf das zweite Vierteljahr I8V7 bei dem betreffenden Postamte sofort bewirken zu wollen, da andernfalls aus ungestörte Fortlicscrung bcz. rechtzeitige Aculiescrung deS Blattes nicht gerechnet werden könnte. Tie BezugSgebiilir betrügt bei den Kaiser!. Poftanstaltcn im REflebicl Vtertrljährlich 2 Mark 75 Pf.. in Oesterreich-Ungarn 2 Fl. .'>3 Ar. und im Auslande 3 Mark 75 Pf. mit entsprechendem Pesuulchlage. Für TreSdril nimnit die Unterzeichnete Geschäftsstelle während der Tie»,,stunden Bestellungen zum Preise von 2 Mark 50 Pf. (einschließ lich Bringertolml entgegen. Neu- und Abbestellungen, sowie die Anzeigen über erfolgte Wah- nmiaSvrränderunar» in Dresden, wolle man entweder persönlich -»bringen oder schriftlich — nicht durch Fernsprecher — an die Geschnsts- sielle gelangen lassen. Geschäftsstelle der »TreSdurr Nachrichten". Marienstrasre 38. Erdgeschosz. Tienstag» 30. Mär;. Schatzsekretär Graf Posadowsky, laut Gesetz könne Generalslaatsanwalt. Dieser Herr erkannte bei der Durchsicht der! sowohl der Betriebssteuerpflicht, wie der Kontingentirung lediglich AN°--m«d «- Mnthmaßliche Witterung: ^ Auillärend. kühl. Anderer Ansicht als der Untersuchungsrichter war nämlich ^r > stcuer erklärt Politisches. Die Franzosen beschäftigen sich seit einiger Zeit lebhaft mit solchen Llngelegenheiten, die sich aus den Teufel und dessen Groß mutter beziehen. Die in pilzartigen Mengen austauchenden .Seherinnen" behaupten und ihre zahlreichen Anhänger glauben r« daß Frankreich gegenwärtig vom Teufel heimgesucht werde und daß dessen Hand bei ollen kritischen Wendungen der öffentlichen Angelegenheiten der Republik im Spiele sei. Auch der samose Teufel Bttru und Miß Diana Vaughan, deren Erscheinen neuer dings für Mitte April in Paris in Aussicht gestellt wird, sind französische Gewächke. Skeptiker wollen zwar von der geneigten Miiwirkuiig Sr. höllischen Majestät an der Regierung der Republik weder auf direktem Wege, noch großmütterlichcrseits elwas gemerkt haben. Diese ungläubigen Gemächer machen sich vielmehr über den ganzen Höllenpsnhl weidlich lustig, sodaß ihnen vvn den Teuselsgläubigcn schon längst eine derbe Lektion gewünscht worden ist, und siehe da! Das Verhängniß ist über Nacht herrin- gebrochen in Gestalt des — Checkteufels, der in der Perion des Herrn Alton umhergeht und fürchterliche Musterung hält unter Denen, die zwar die Gewohnheit haben, teufelLmäßig viel Geld zu verbrauchen, im klebrigen aber NM die ganze Diabolik nicht einen Pfifferling geben. Herr Arlon war einer der drei Hauptaktcure bei dem Panama- ichwindel. dem er mit seinen beiden Genossen Jacob Reinach und Cornelius Herz in die Blülhe hals. Während Reinach seine moralischen Differenzen mit einer Kugel beglich und Cornelius sich von einem rechtzeitigen Herzleiden an den englischen Boden fesseln iieß, besah Herr Alton sich in aller Gcmüthsruhe die Welt, reiste die .'treu; und Quer in Europa herum und riß jedes Mal aus wie der Wind, sobald der ihn „verfolgende" französische Geheim polizist ihm einen Wink gegeben hatte, daß er gern wieder einmal bas Nachsehen haben möchte. So kam Herr Alton schließlich auch nach London. Inzwischen hatte sich aber in Frankreich in der Politik eine radikale Brise ausgemacht, vor der dnS Staatsschiff munter dahinflog zum erneute» Kampfe wider die „Korruption", rin Schlogwort, dessen der radikale Kabinetsches Herr Bourgeois dringend benölhigte, um seine Gegner einznschüchtern und sich und icincu Freunden möglichst lange die Vortheile deS Amlsgenuffes zu sichern. Herr Bourgeois ließ daher ohne Gnade seinen Donner keil gegen Arton los, bewirkte seine Verhaftung In London und beantragte seine Auslieferung. DaS war Ende November 1895. Einmal begonnen, mußte die Sache natürlich wohl oder übel auch von der nachfolgenden Regierung durchgeführt werden, und so er eilte denn langsam zwar, aber sicher Herrn Drton das Schicksal, dem er so lange hohnlächeln!» die Stirn geboten hatte. Der Augenblick, wo ihm das gerichtliche Urtheil verkündet wurde, machte dem Verbrechertrod Arton's den GarauS. Vielleicht in der Hoffnung, durch «ln Geständniß seine Lage zu erleichtern, oder in dem Triebe, nicht allein zu leiden, während ernoch Andere schuldig wußte, entschloß er sich zur Preisgebung seiner Geheimnisse. Diese bestehen nach den bis seht bekannt gewordenen Mittheilungen in Folgendem: Arton hatte von der Panamagesellschaft 2 Millionen Francs erhalten zu dem Zweck, sie zur Bestechung derienigen Par lamentarier zu verwenden, die in der Frage der Panamalotterie Opposition machten und deren Stimmen man nicht entrathen zu können glaubte, um in beiden Kammern eine günstige Abstimmung herbei,,,führen. Arton entledigte sich auch des Ihm ertheilten ehrenvollen Auftrags so gewissenhaft, daß er in drei verschiedenen, genau übereinstimmenden Listen sorgfältig daS Nationale der von ihm mit Goldfüchsen helmgesuchten Abgeordneten nebst den ge zahlten Summen auf Heller und Pfennig aufzeichnete. Tie Listen halte Herr Arron bei seiner Auslieferung in London wohlverwahrt zuriiSgelassen, weshalb der Pariser Untersuchungsrichter sich erst an Ort und Stelle begeben mußte, um sich ihres Besitzes zu ver sichern. Dann aber, als er die mündlichen Angabe» Arton's schwarz aus weiß dreifach bestätigt sah. zögerte der Untersuchungs richter. der die Sache offenbar peinlich ernst nimmt, keinen Augen blick in der nnerbittllchen Erfüllung feiner Pflicht, Indem er sich «njchickte, von den Kammern die Auslieferung sämmtlichrr Schuldigen zu bennttogen. Soweit reicht der Ernst der Affaire und nunmehr beginnt da- Sattzrspirl. größten ThrilS der dort verzeichncten viainen und entschloß sich daher zu einem ekleltischen Verfahren, bei dem die Zahl der anzu klagenden Personen von 104 auf ganze 4 zusamnicnschmvlz. Drei von diesen vier gehören nicht der gemäßigten republikanischen Partei an: der Ex-Boulangist Naquet, ein unausstehlicher Kra- kehler, der insbesondere in Chauvinismus macht, der Direktor des „Radical", Marek, ein ewiger Nörgler, und der extreme Sozialist Boher. Als Vierter fignrirt ein Opferlamm der republikanischen Partei, das anscheinend geschlachtet werden soll, »m dem Ver fahren einen Anschein selbstloser Gerechtigkeit anfzudrücken. der Senator Lcvrcy. Das in dieser Gestalt an die Kammern gerichtete Auslieferungsbegehicn der Anklagcbchörde bat natürlich über seinen farcenhatten Charakter Niemand zu täuschen vermocht. Tie Senatskommission erklärte einstimmig, daß die vorgebrachten Schuldbcweise gegen Lcvren nicht genügten, und in der Kamnier gab es einen Höllenlärm, aus dem nur das eine Verlangen deutlich und allgemein hcrauszuhören war. daß die Regierung rücksichtslos alle Schuldigen nennen und der gerichtlichen Verfolgung über liefern müsse. Für Leute, deren Begriffe aus ein geordnetes StcwtS- weseu zugcschniiten sind, ist es überhaupt ganz unverständlich, wie die französische Regierung den Muth finden konnte, ein derartiges, dem Namen Justiz geradezu hohnsprechendes Verfahren seitens der Generalstaatsanwaltschast zuzulassen. Den Kammern und der öffentlichen Meinung znzumuthen, daß sie die 4 Männer allein in den feurigen Ofen hineinschirben sollen, ist angesichts der Thattache, daß eö sich um 2 Millionen handelt, ein Ansinnen das die ganze Charakterlosigkeit des herrschenden Partei- regimentS bloßlrgt. Es kann sich ja männigllch an den Fingern abzählen, daß die vier unter Anklage gestellten, ziemlich nnbe deutenden Parlamentarier nicht jeder für sich eine halbe Million in die Tasche gesteckt haben. Wenn trotzdem eine so plumpe Ab wälzung der Sühne auf rin paar mindcrwerthige Schuldige ganz ungenirt versucht wird, so beweist das nicht nur, bis zu welchem Grade die herrschenden Kreise der Republik bereits gegen moralische Bedenken abgestumpft sind, sondern auch, wie wenig sie die Kunst verstehen, den Eindruck ihrer Haltung in der Ocffcntlichkeit im Voraus richtig zu beurtheilcn. Nichts ist der staatlichen Anlorität abträglicher als derartige Justickomodicn, die mit der Majestät des Gesetzes ei» verderbliches Spiel t eiben. So lange ei» Volk »och die Ueberzcugung hegt, daq die staatliche GerechtigleitSpflege nnerichüttect dastcht, daß die Jnslizbebörden ausnahmslos den ernsten und unbeugsame» Willm haben. Recht zu sprechen ohne Ansehen der Person und des Standes, so lange werden selbst minderwerlhige öffentliche Zustände noch mit einer gewissen Freudigkeit ertragen und die revolutionäre Nn Zufriedenheit kommt schlecht a»s ihre Kosten. Wird aber erst einmal offen der Grundsatz prollamirt: „Die lleinen Diebe hängt man. die großen läßt man lausen", so gerälh der Bestand des Staates und der Gesellschaft ernstlich in Gefahr. Der Gedanke, daß die Gerichte und Staatsanwaltschaften mit ihrem furchtbaren Machb apparat bloß dazu da seien, um Mummenschanz zu treiben, indem sie den wehrlosen, ohnmächtigen Verbrecher zermalmen, den großen Galgenvogel dagegen, der Beziehungen zu den Mächtigen im Staate hat. frei ansgehen lassen, wirkt furchtbar nusreizend und muß im Dcitrrgreisen die letzte Spur des öffentliche» Vertrauens auslöschen. Die französische Regierung sieht sich daher vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt. Nach den bisherigen En sahrnngen ist es freilich nicht wahrscheinlich, daß sie dem schlechten Anfang ein besseres Ende folgen lassen werde. Vielleicht kann sie auch nicht, selbst wenn sic wollte, weil die Korruption zu groß und zu allgemein ist: um so schlimmer dann für die gelammte französische Gesellschaft. Einstweilen scheint die Regierung es mit der verzögerlichen Methode versuchen zu wollen. Es wird nämlich gemeldet, daß infolge der in der Kammer auSgebrochenen Ent rüstung „drei vis vier neue Auslieferungsgesuche eingebracht werden sollen. Inzwischen bat die parlamentarische Kommission die ersten vier Gesuche einstimmig genehmigt, um der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen, ohne aber damit, wie ausdrücklich hinzuaefügt wird, einen Schuldverdacht als irgendwie begründet hinzustellen. Unter den Kompromittirtrn soll sich auch der Name einer verstorbenen hervorragenden Persönlichkeit der Republik befinden, deren Leicheu- begöngniß mit großer Feierlichkeit stattgcsnnden habe. So wird wohl noch Manches durchsickem, was den herrschenden Größen den Schweiß aus den Poren treibt. Wollen sie tapfer zugreifen, fo starren ihnen die höchsten Namen der Republik entgegen und schieben sie zurück, und dann kommt Alton wieder von hinten vor- berechnen sein, weil man dann z. B. die schwimmenden Produkte mit in Ansatz bringen müßte, und am Himmel der Zuckerinduslrie ständen gerade letzt verschiedene dunkle Wolken und es müsse daher Alles vermieden werden, was zur Steigerung der Ueberproduktion an Zucker beitragen könne. — Der Etat wirb genehmigt. Ferner debattelos die Etats des Reichseisenbahnamts,, der Reichsichuld Minderung der Offizters-Pensiomrungen dem Centrum vorgehalten, daß es in Bauern einem ähnlichen, Anträge zugestimmt habe. herum und treibt sie mit dem Stachel feiner Ent wärtS. der Teufel dahinter. ch wärtS. Das ist eine Lage, die thatsächlich so aussicht, als stecke Aeritschretb- «nd Fernsprech-Bertckite vom 29. März. *Pari§. Der Senat stimmte nach kurzer Beratbung der Dringlichkeit der Zuckervorlage zu und erledigte den Artikel 1 der Vorlage. Welterberathung morgen. "Paris. Die Kammer beschloß auf Antrag der JinnmnitätS- kommijsion die Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung der Deputirten Boqcr, Marct und Naauet. Der Antrag Rouanet ans sofortige Einsetzung einer Panamn-unterluchnngskommissivn wurde auf Verlangen des Ministerpräsidenten Möltne abgelehnt. * Paris. DaS Schwurgericht verurtheilte die Doktoren BoiSleux und Laiarrtge wegen verbrecherischer Operation zu fünf Jahren Zuchthaus. Berlin. Reichstag. Auf dem Präsidentenliich prangt auS Anlaß der 200. Sitzung ein prächtiger Blumenstrauß, für welche Ehrung der Präsident dem freundlichen Geber seinen Tank ausiprlcht. Das Hans setzt die dritte Berathung des Etats fort bei dem Etat des Neichsjchatzamts. — Auf eine Beschwerde des Abg. Graf Stolberg über die Art der Kontingentirung der Zucker- rZ. > IZ' .8- Tlwtsächlich bestehe aber nun in Bauern eine solche Trennung von Kommandoaewalt und Verantwortlicher Militärverwaltung nicht, wie es in Preußen der Fall sei. Herr Sckaller könne daraus ent nehmen, wie gefährlich es sei, einem Eentrumsantrag. der in Bauern gestell! sei. hier für das Reich abzusckreiben. (Heiterkeit.) — Der Etat wird genehmigt. — Bei dem Etat des Jnvaliden- ionvs stellt auf Anregung des Grafen Oriola der General v. Viebcihn fest, daß die Wittwen im Kriege Gefallener in Frank-, ^ reich keineswegs besser gestellt seien als bet uns, auch die Versorg- U, nng der Wittwen in Italien, Rußland und Oesterreich stehe dex umriaen im Allgemeinen zurück. — Auch dieser Etat, ferner der der Zölle unv Verbrauchssteuern u»v der Reichsstempelabgaben werden genehmigt. — Bei dem Pastetat beschwett sich Abo. v. Czarlinski (Pole) über unregelmäßige Bestellungen von Polin-j scben Zeitungen seitens der Landbrietträger. der Abg. Krzyminsktz über verweigerte Pastbeftellungen von einem polnischen Guts-^ bescher am Grund seiner Namensichreibnng. obwohl der Be-^ treffende sich genau so schreibe, wie daS schon sein Großvater ge-i ihnn habe. — Nntcrstaats'ekretär Fischer: Die betr. Empfänger hätten sich doch bei der Oberpvstdirektron beschweren sollen, dann wäre Abhiise geschaffen worden, aber dergleichen bei der dritten Lesung zur Sprache zu bringen, dazu liege doch gar kein Anlaß vor. — Abg. Singer (Soz.): Solche Vorkommnisse sollten aber den obersten Postbehörven Veranlassung geben, von selbst eimu- schrcitcn. Der Unterstaalssekretür hätte richtiger geantwortet: Ich werde mir die Sache anschen und eventuell Aenderungen treffen. <Sel>r richtig, links.) — Abg. Lieber (Eentr.): Seine Freunde wür den sich von dem Nnterstaatssekrekär keinesfalls Lehren darüber^ crthcilen lassen, was sie hier im Reichstag vorznbringen haben oder nicht. (Beifall.) Was die Sache selbst anlange, so habe sich der Gutsbesitzer Manski thatsächlich um Abhilfe an die Oberpost- direklion in Bromberg gewandt, aber zur Ämlvort erhalten, diez Obcrpostdirektion könne nicht helfen, weil der Landrath erklärt habe, der Mann heiße Mnnske und man solle ihm dre Postsache,» auf den Name» Manski nicht aushändigen. Seit iwann lasse sich! §82.^ denn die Reichspostbehörde Vorschriften von einer preußischen Be- F hörvc machen? (Lebhafter Beifall.) — UnterslaatSsekretär Fächer: Er habe dem Reichstag keine Lehren rrtheilen wollen, sondern nur. » gemeint, es wäre einfacher gewesen, wenn man sich an ihn ge wandt hätte, che man dir Sache hier zur Sprache brachte. Er be halte sich vor. oen Fall zu untersuchen, auch das Verhältniß zur LandeSbehörde. ober natürlich könne er nicht ohne Weiteres Ab hilfe versprechen, ehe die Untersuchung erfolgt sei. — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) bezweifelt, daß von einem Befehl des Land raths die Rede lein könne. Eine Polenfrage liege hier gar nicht vor, da Manske evangeliich und deutsch sei. — Abg. Müller- Saga» (freis. Ve») bringt den Rechtsstreit zwischen der Postvcr- Wallung und der Stadt Breslau wegen Anlegung von Telcgraphen- linien über die Straße zur Sprache. Die Stadt Breslau habe keineswegs etwas Unbilliges gefordert, denn sie habe nur für An legung besonderer Anlagen die Einholung ihrer Genehmigung ver langt. — Abg. Singer (SoO rügt, daß in Frankfurt a. M. 15- bis ltilährige junge Leute zum Dcpttchendicnst gegen ganz niedriges Entgelt benützt würden. Das schicke sich überhaupt nicht für die Postverwaltung, ganz abgesehen davon, daß sie bei der Depeichen- betörderung zuverlässiger Leute bedürfe. — Niiterstaatssekretär Fischer erwidert, auch für aushilfsweise Beschäftigung sei das Alter von mindestens 18 Jahren vorgeschrieben. Er werde den Fall prüfe» und event. Abhilfe veranlassen. — Die Abga. Wenders (Eentr.) und Hammachcr <uat.-ltb.> bemängeln die widerspruchs volle Art der Regelung veS telephonischen Verkehrs mit Vororten und fragen dann wegen des Standes der Dinge In Breslau an. — Geh. Rath Schesfler: Wir haben eben da. wo sich die Nothwendig- etne zwingende herauSgestellt hat, von dem Prinzip der lg von Pauschal-Vergütunge» tni Vorortsveikehr abaeheu Was die Angelegenheit in Breslau anlangt, so würde es viel Schreiberei geben, wenn wir jedes Mal für einen Trabt die Genehmigung der Stadt einholea müßten. Es handelt sich da eben noch um einen schwebenden Rechtsstreit, und Ich kann darüber nichts weiter sagen. — Abg. Liebermann (Antisemit» kommt aus den Fall Basbsord zurück und kvnstnttrt, daß fast die lesammte deutsche Presse die Partei des betr. Beamten genommen abe. Redner wünicht sodann noch mehr Sonntagsruhe für die Beamten, speziell llnterbeamten. — Abg. Wemer (Res.) bringt verschiedene Beichwerden vor. In Hannover sei den beamteten Damen das Aiistreten verboten, in Berlin sollte» sie nicht mit deni Fahrrad den Dienst antreten dürfen :c. — Unterftaatslekretär Fischer erwidert, für die Sonntagsruhe der llnterbeamten sei durch ausdrückliche Vorschriften gesorgt. Der Mißgriff des Vorstehers in Hannover habe bereits eine Korrektur gesunden. Herrn Singer müsse er noch erwidern, daß man i» Frankmrt a. M-, wie er so eben telephonisch erfahren habe, von der Anstellung jugendlicher Personen im Akkordlohn gar nichts wisse. — Ter Titel Staats sekretär wird genehmigt. — Abg. Müller-Sagan befürwortet so dann seine Resolution, betr. Gleichstellung der Civil- und Militär anwärter bci Besetzung der Assistenleiistcllen. — Die Resolution, welcher llnterstaatsiekcetär Fächer widerspricht, wird debatte- los angenommen. Hieraus werden der Nest des PostetatS und der Etat der Reichsdruckerei erledigt, desgleichen ohne bemerkenswerthr Debatte der Rest des Gesammtctnts und das Etatgesetz. Schließ lich wird der Etat in der Mesammtabstimmung angenommen. — Es folgt dir Interpellation von Czarltnski. die Auflösung von polnisch redenden Wählerveriammlungcn betr. — Abg. p. Czar linski: Noch gestern sei eine Versammlung aufgelöst morden, ob wohl bei Einbringung dieser Interpellation die Beschwerdeführer von dem Minister des Innern dir Mitthcilung erhallen hätten, er habe an die Behörden Weisungen ergehen lasten. Zweifellos handle es sich hier um direkte Rechtsverletzung. — Staatssekretär v. Bötticher: Anch die Regierung beabsichtige nicht, das verfaff- «i H -ff 1 « W .. ,
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