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Dresdner Nachrichten : 01.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189704019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-01
- Monat1897-04
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 01.04.1897
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'siLsa irstellnng a Fabrik» br. Jnstr. 300. 325. lermicthe >«e Zeit. dr«, dp»t, mnionstr. Waare» f. an. ufer Mark. i Mark. ». ohne Pf. am »Pf. an. :gcnf«in» ^ Mark. Pf. und luarien. ictzc und iedrigste« swaht. isrni, - rL6§. ;Iie >M. bekannlci: ifiehlt 2l9. Ml sosoct zu UN». «M ckvollster Auswahl reisen zu .8«. 4. 0 Mart. M. atze 8. «» zugl. >m lesal. kl. liill. zu lietlieu. matten- I», Wagen» kl^ sofort «S- Kersigbilcliei'. llztergLzetieliire ^ owpüolilt iu zväer l'roislngo HV1I»,«Ii aNv? !s. „perleÄiv", ^irlcunz-, korvioOrissiu.tl-'i'irpviM <isr orsiou onxlweh. pukrißso swz>tvhlvn l Tapstvodau» ^ Vletortiwtr. S I>r. moö. 1VvIts,n>iU>»'8 katont- U> »obbnnä, unorroioht an 8itn n. IVirünn,, u.viu^oxou tii,.jvciou Ijrudiloicikmäoo. ^Iloinvoritauiliei Rr. S1. KpM: Bismarck s Geburtstag. Hofnachrtchten, Exc. von Charpentler. Schwerterbeim Oberjustlzrath Stein f. Landw Genossenschaften. Lehrerinnenhcim. Tie versnnkcne Glocke. DreWVsche Slngakabemic. '«Ä^r^rrSi^er^r^. .1. II. XoiAklirltr M k ältniilikt ii Norit«»r«rant «vrrnNielvt »81S <' UN ! W < H bivtst 8tst8 nur ö-,8 Xvuoüts u»<i Uosio r.» I,illig8ton I',civ,n ^ 8k«., Rsriei^tr. 22 "'^ÄLS^lDöimerstag, I. April. Unseres Bismarck s Geburtstag: Lei der Hundertjahresseier haben wir in dankbarer Bekehrung de? edlen Kaisers gedacht, der durch seine hohen persönlichen Tugenden dem deutschen Volke ein dauerndes Vorbild aufgestellt hat, und heute treten wir huldigend vor den Mann, der zusammen mil Kaiser Wilhelm I. in untrennbarer nationaler Vereinigung soitleben wird, so lange das Deutsche Reich in festem Gefüge auf recht steht. Zweiundachtzig Jahre sind es heute, die Fürst Bis marck vollendet. Ein solches Alter hat schon bei gewöhnlichen Sterblichen Etwas an sich, was die Ehrfurcht heraussordert. Wenn sich aber die Last der Jahre in so ungewöhnlicher Zahl auf ein besonders begnadetes Haupt legt, dann ragt der also Aus gezeichnete wie ein Seher unter den Zeitgenossen hervor, wie ein rückwärts gekehrter Prophet, der vor einem verschlossenen Berge voll kostbarer Schätze der Erfahrung und Erinnerung steht, z» denen ihm jederzeit der Zugang offen ist durch das Zauberwort: „Sesam thue Dich auf!" Unendlich Wenige sind eö, denen das Schicksal als seinen auserwäblten Lieblingen ein solches Loos zn- >he>'l werden läßt, aber selbst unter diesen Wenigen war niemals Einer, der sich mit der Alles überragenden Größe unseres ersten Kanzlers messen könnte. Wenn daher Fürst Bismarck einmal den Schatz seiner reichen Erfahrung an das Tageslicht zieht, wenn er in schweren Zeitläuften seine Meinung knndgiebt und rin Wort an die Nation richtet, so hat das ein Gewicht, dem nichts Anderes gleichkommt. Der Einfluß des Bismarck'schen Geistes wirkt noch io lebendig in unserem Wolke fort, daß bei jeder kritischen Wend ung in der inneren und äußeren Politik die Blicke der Patrioten sich unwillkürlich zuerst nach Friedrichsruh richten und auf die nationale Loosung warten, die von dort gegeben wird. So hat die geschichtliche Thatsache des Rücktritts des Fürsten seinen inneren Zusammenhang mit der Nation nicht zu zerstören ver mocht. Die Form ist wohl zertrümmert worden, aber der öleist lebt mächtig fort und beherrscht das Denken und Empfinden des Volkes um so lebendiger, je klarer die fortschreitende Entwickel ung die innere Ohnmacht und das todte Buchstabenregiment des nachbismarck'ichen Kurses enthüllt, der sich bis jetzt ganz außer Stande gezeigt Hot. der inneren Politik einen kräftigen patriotischen Anstoß und Aufschwung zu geben. Es ist aber nicht bloS das Politische Moment, das bei der Gestaltung des Verhältnisses zwischen dem Fürsten Bismarck und dem deutschen Volke den Ausschlag giebt, soiidern Beide verbindet zugleich ein Gefühl persönlicher Hinneigung, das im Laufe der Jahre um so klarer zur Geltung gekommen ist, je mehr sich die Beschwerden des Alters bei dem Fürsten einstellten und je mehr tue eigenartige Verkettung der Umstände die menschliche Seite im Leben des Fürsten hervorkehrte. Schon der Rücktritt des Fürsten öidertr einen Ausfluß der persönlichen Hingebung des Volkes zu Tage, indem seit jener Zeit die Bezeichnung „Altreichskanzler gang und gäbe wurde. In diesem einen Worte kommt die ganze Wekmuth zum Ausdruck, die olle patriotischen Kreise unseres Volkes seiner Zeit bei dem Abgänge des Fürsten schmerzlich em- psanden, und sowohl als der Name „Altreichskanzler" zum ersten Male gebraucht wurde, als auch, wenn er heute angewendet wird, sprach und spricht er die allgemeine Empfindung aus: „So. wie es unter ihm, dem Einzigen, war, wird cS niemals wieder werden." Einen so warmen, innigen Ton findet das Volk nicht für seine Herzen» Meinung, wenn ihm eine Persönlichkeit ausschließlich als Heros verehrungswürdig erscheint. Die echt menschliche Seite der Vismarckocrehrung fand auch bei all' den grandiosen Pilgerzügen, die deutsche Patrioten nach Friedrichsruh in den letzten Jahren veranstaltet haben, ihre volle Würdigung, und in geradezu über wältigender Weise trat sie bei der großen nationalen Jubelfeier zu Ehren des 80. GehurtstagS deS Fürsten hervor. Auch der heutige Tag. den der Fürst in stiller Einsamkeit be geht, ist recht dazu geschaffen, daß wir uns des persönlichen Ban des erinnern, das uns mit dem Altreichskanzler verknüpft. Haben doch die körperlichen Leiden den Fürsten gerade in den letzten Wochen mehr als gewöhnlich gegnält, sodaß die Herzen der deut schen Patrioten bereits in banger Sorge zu schlagen begannen. Tie kraftvolle Natur des Altreichskanzlers hat allerdings den An sall glücklich überwunden, sodaß heute nach menschlicher Voraus sicht jede Gefahr als ausgeschlossen gelten darf. Immerhin zeigt ober dieser betrübende Zwischenfall, wie wir jetzt zu jeder Stunde darau denken müssen, daß es Abend werden will in Friedrichsruh. Ilm so mehr also sind wir verpflichtet, unsere ganze Mühe und Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß wir dem Altreichskanzler jede fernere Stunde, die ihm noch inmitten seines Volkes beschie- den Ist. durch treue, hingebende Liebe versüßen und verschönen. Fürst BiSmarck empfindet solches Bemühen tief, weil sein Sinn trotz all' seiner geschichtlichen Größe fest und Innig auf HL'iSiicheS Glück gerichtet ist Daher ist es für die Nation ein tröstlicher Gedanke, zu wissen, daß es dem Altreichskanzler vergönnt ist. im Schooße seiner Familie zu leben. Die treue Gefährtin seines Lebens zwar hat ihn verlassen. Dafür weilt aber nur wenige Stunden mit der Eisenbahn entfernt, aus dem alten Stammgute Schönhausen bei Stendal, sein Sohn Herbert mit seiner liebreizenden Gemahlin und zwei Enkelinnen, so daß allwöchentlich oft mehrere Male ein intimer persönlicher Ver kehr möglich ist, und im Parke deS Schlosse- von Friedrichsruh selbst tummeln sich die kleinen Komtessen Rantzau, vom Groß' Vater mit liebenden Blicken und manch' heiterem Scherzwort bei Ihren jugendlichen Spielen begleitet. Was dem Fürsten seine Hüuslicheit von icher gewesen ist, veranschaulicht in rührender Weise das Glückwunschschreiben Kaiser Wilhelm s I. zur Feier der silbernen Hochzeit Bismarck's im Jahre 1872. Das Schreiben ist aus Coblenz vom 26. Juli des genannten Jahres datirt nnd lautet folgendermaßen: „Sie werden den 26. ds. MtS. ein schönes Familien Fest begehen, daß Ihnen der Allmächtige in Seiner Gnade beschert. Daher darf und kann ich mit meiner Theilnahme an diesem Feste nicht Zurückbleiben und so wollen Sie und die Fürstin Ihre Geniahlin meinen innigsten und wärmsten Glückwunsch zu diesem erhebenden Feste entgegen nehmen! Daß Ihnen Beiden unter so vielen Glücksgütem die Ihnen die Vorsehung für Sie erkoren hat, doch immer das häusliche Glück oben an stand, daß ist es wofür Ihre Dankgcbethe zum vimmcl steige» ! Unsere und meine Dankgcbethe gehen aber weiter, indem sie den Dank in sich schließen, daß Gott Sie mir i» entscheidender Stunde zur Seile stellte und damit eine Laufbahn meiner Negierung «öffnete, die weit über Denken und Verstehen gehet. Aber auch dafür werden Sie Ihre Dankgefühle nach Oben senden, daß Gott Sie begna digte so Hohes zu leisten! Und nach alle» Ihren Blühen fanden Sie stets in der Häuslichkeit Erhohlung nnd Frieden — das er hält Sie in Ihrem schweren Berufe! Zur Erinnerung an Ihre silberne Hochzeit wird Ihnen eine Vaie übergeben werden, die eine dankbare Borussia darstellt und die so zerbrechlich ihr Material auch sein mag. doch selbst in jeder Scherbe dereinst ausiprechen soll, was Preußen Ihnen durch die Erhebung aus die Höhe, auf welcher cs jetzt steht, verdankt. Ihr treu ergebener dankbarer König Wilhelm." Treu ergeben und dankbar, wie sein Kaiser und König es war. ist dem Altreichskanzler auch das deutsche Volk allezeit ge wesen und wird cs immerdar sein. Die große deutsche Stammes familie, die Fürst Bismarck geschaffen hat, erhebt heute zu ihm die Herzen nnd die Hände nnd segnet ihn für die unermeßlichen Wohl- thaken, die von seinem Geiste auf sic geflossen sind. Kein Zeit- nblaus und keine späteren Ereignisse werden im Stande sein, die Dankbarkeit zu mindern, die wir dem Fürsten Bismarck als Löhne des geeinten Vaterlands schulden. In dieser Gesinnung wünschen wir an dem heutigen Tage von Herzen, daß alle Welterstrahlen der inneren nnd äußeren Politik von dem stolzen Gebäude des von dem Altreichskanzler geschaffenen Deutschen Reiches unschäd lich abgleiten mögen, damit dem Fürsten noch manches Jahr in stillem häuslichem Glücke im Schooße seiner Familie ungestört zu verleben vergönnt sei. eller wurde meren Kerker Aernschreib- und Aermvrcch-Berichte vom 31. März. * Wien. Der Bürgermeister Sttohbach legte das Bürger meisteranit nieder. * Wien. Der Operettenkomponist Hofrath Z, wegen Betruges und Falscheres zu einjährigem schrr verurtheilt. Berlin. Reichstag. Bei schwacher Besetzung setzt daS HauS die erste Berathung der Gewerbenovelle. Organisation des Handwerks, fort. — Abg. Jakobskölter < kons.): Die Vor lage hat eigentlich nirgends eine günstige Ausnahme gefunden, zu meiner Verwunderung auch nicht bei den eigentlichen Handwerkern selbst. Deshalb hielt ich es für nolhwendig, für die Vorlage in soweit einzurreten, daß man eine vorurtheilslosc Prüfung eintreten lassen kann. (Sehr richtig, rechts.) In dieser Beziehung herrscht zwischen mir und meinen Parteifreunden keine Differenz. Wir alle bedauern, daß nicht der Befähigungsnachweis in der Vorlage ent halten ist. nicht einmal für dteHundwerkSarten. wo ein öffentliches Interesse mitspricht. Aber das Verlangen der Jnnungsverbände. deshalb die Vorlage abzulehnen, geht zu weit, denn in gewissem Sinne enthält dieselbe doch einen Befähigungsnachweis. indem fortan sich Meister nur nennen darf, wer geprüft ist, nnd indem Lehrlinge nur Der ausbilden darf, der selbst das Handwerk gelernt hat. Insofern unterscheide sich die Vorlage nicht von den, ur sprünglichen preußischen Entwürfe, icdensalls bedeute sie einen großen Fortschritt. Im Gegensatz zu Herrn Hitze verlongffü wir obligatorischen Fortbildungsunterricht. Weiter bedauert Redner, daß die Zwangsinnungen nur fakultativ lein sollen je nach dem Sinne der Mehrheit der betr. Handwerker. Er persönlich glaube nun allerdings, daß das. was hier vvrgeschlagen werde, der histori schen Entwickelung eiiispricht und daß überhaupt die Vorlage den Wünschen der Handwerker möglichst »ahekomme. Der unglückselige Handwerkerausschuß sei befestigt und durch den Jnnungsausschuß ersetzt. Auch die Zusammensetzung der Handwerterkainmeru sei weniger unklar und einfacher als in dem früheren Entwurf. Darin stimme er Hitze bei, daß der staatliche Kommissar bei den Kammern nicht zu viel Polizeibcfugnisse haben dürfe. Die Vorlage ist nur eine Abschlagszahlung, aber als solche uns werthvoll genug, um sie anmnehmrn: wir werden allerdings in der Kommission nach Möglichkeit noch Besserungen anzubringen versuchen. — Abg. Äassermann lnat.-lib.s erblickt Verbesserungen gegen die frühere Vorlage namentlich in den Bestimmungen der Handwerkcrkammern. Dankbar zu begrüßen sei vornehmlich, daß das Wahlrecht zu den Kammern auch den freien Gewerbevercinen gewahrt sei. An und für sich sei eine Organisation des Handwerks icdensalls zu billigen, und er wünsche da nur. daß die Kammerbezirke nicht zu groß ge griffen würden, damit eine mehr intensive Wirksamkeit der Kämmen, möglich sei. Im Gegensatz zu den Abgeordneten Hitze und Jakobskötter billigen seine Freunde, daß in Bezug aus die Inn ungen von dem Berlepsch'schtN Entwurf abgegangen worden sei. wett dieser dem Willen der irweiligen Mehrheit der Handwerker gar keine Rechnung getragen habe, zum Nachtheil der Selbst bestimmung und Selbstverwaltung. Sehr erheblich kämpften da gegen seine Freunde auch noch gegen die fakultative ZmangS- mnuna. denn damit sei bereit- das Prinzip der Gewerbefreihcit verletzt, könne doch der Zwang schon bei zufälligen Mehrheitsbild- ungen eintreten. Besonders seine Freunde im Süden wie über haupt die Handwerker im Süden hielten an den bewährten freien Innungen und Eewechevereinen fest. den durchaus nothwendig halte er die Gesellenausschüsse, sofern man überhaupt zu eine, Organisation des Handwerks schreite. Diesen Gesichtspunkt würde die Kommission wohl zu erwägen haben auf die Gefahr hin. das: es io zu sozialdemokratischen Gesellenausichüssen komme. In großen Städten werde es sowieso an sozialdemokratischen Inn ui,gen nicht fehlen. Große Bedenken habe er betreffs der Ein schränkung des Rechts zur Ausbildung der Lehrlinge: die Folge davon würde nur sein, daß sich das Gebiet der „igendlichen Ar beiter erweitere. Seine Partei sei einverstanden mit der vernün' Ligen Organisation des Handwerks in Kammern, erblicke aber keineslalls das Heil für das Handwerk in einer Rückkehr zu mittel alterlichen Zuständen. Ter Befähigungsnachweis vor Allem werde jetzt hoffentlich mit den Berlepsch scheu Vorschlägen begraben sein. — Abg. Schneider streif. Volksp j: Die Lage des Handwerks sei überhaupt nicht auf Mängel in der Organisation ziirückziiführen. sondern aus die ganze wirtbschaslliche Entwickelung. Das Hand werk müsse sich mehr als bisher zum Kunsthandwerk ausgestalte» unter Mithilfe des Staates, der doch auch für solche kulturelle Zwecke Geld haben müsse, wenn er soviel Geld für andere Zwecke nuffvcnde. Von Zmaugsimiungen dürfe man sich für das Hand werk gar nichts verbrechen: eine freiere Bewegung müsse man den gewerblichen Vereinen schon gewähren. DaS Richtigste wären, Normatlvbestinimliiigeii für die Innungen und sodann die denkbar- peinlichste Aufsicht über dieienigen Innungen, die sich auf! Grund solcher Normativbestimmungen bilden. Selbst auf Grun^ der Motive der Vorlage sei schwer erklärlich, wie man die Zwangs- innungen auch mir in fakultativer Form habe beibehaltcn können. Wie wolle man seststellen, wo die Mehrheit sei. wer als betheiligt anzuiehen sei? Es werde schließlich nichts übrig bleiben, als ein allgemeines Kataster aller Handwerker unter Abionderung der ein zelnen Handwerke von einander, was offenbar ein bedauerlicher Rückichrttt wäre und, wie in Oesterreich, zu den wunderlichsten Entscheidungen führen werde. Ganz so schlecht wie die Bertemch- sche Vorlage sei die jetzige allerdings nicht, aber eine starke Ver- - schlechtenmg der Gewerbeordnung bringe sie zweifellos, und seine Freunde stimmten daher dagegen. — Abg. Gamp zReichsp.): An- ! gesichts der verschiedenen Anschauungen m Nord- und Süddeutsch- ! land wird nichts übrig bleiben, als eine Verständigung ans Grund I dieser Vorlage. Nachdem Handel und Landwirthichaft eine. Zwangsorganffation in den Kammern hätten, weshalb nicht auch ! das Handwerk? (Rufe links: Gegen die Kammern babeu wir ja !gar nichts.) Wenn Abg. Schneioer Gesellenausichüssc verlange, habe man denn in den Handelskammern Hanvclsgehilfen-Ans- schüsse? Was das Eingreifen der Behörden anlauge. so fege er selbst freilich voraus, daß dasselbe nicht in biireaiikcatffchrr Wcffe^ erfolge, sondern im Einvernehmen mit den Innungen. Nedncr- billigt sodann ausdrücklich die Bestimmungen über Meistertitel und- Lehrlingsausbildung. Die Bestimmungen über die Zwangs-! Innungen findet Redner zu umfangreich und zu bureaukratisch. —! Abg. Grillenbergcr (Soz.s: DaS Handwerk sei als selbstständiger' wirthschastlicher Faktor durch die heutige Gesetzgebung überhaupt nicht mehr zu retten, sein Untergang sei bedingt durch das Vor-! wärtsichreiten der Großkapitalistcn. Nur eine völlige Umformung unserer ganzen Produktionsweise könne Helten. Die ictzige Vorlage sei nur etwas halbes: glaube man an den Segen des Zwanges, so solle man doch gleich etwas Ganzes, die unbedingte Zwangs innung, beschließen. DaS ganze Zwangsinnungswesen. auch in der voraeschlagenen Form, laute nur daraus hinaus, die Arbeiter in verstärktem Maße unter die Botmäßigkeit oer Arbeitgeber zu bringen Meine Freunde stimmen gegen die ganze Vorlage. Er wünsche im Uebrigen der Kommission zu ihrer Arbeit viel Vergnügen Große Heiterkeit). — Abg. Hilpert (Bauernbündler) verspricht sich von der Vorlage nicht viel, namentlich nicht auf dem stachen Lande. Ten Handwerkern werde bester geholfen werden, wenn man die großen Geichäste energisch besteuern wollte. — Morgen: Fortsetzung und Jnvaliditätsversichrrungs-Novelle. Berlin. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute die Beioldungsvorlage und nahm durchweg die aus Kompromiß be ruhenden Kommissionsbeschlüsse an. — Die Buvgetkommiision des Reichstags setzte die Berathung der Vorlage über die BetoldungS aufbesseruugen fort. Es wurde die Erhöhung des MajorSgehälls von 5400 aus 5700 Mk. (statt wie die Vorlage beantragt au, 6M» Mk.) mit 15 gegen 12 Stimmen angenommen. Das Gehalt de, Regimentskommandeure sollte nach der Vorlage von 7800 aus 8100 Mb erhöht werden, doch wurde diese Gehaltserhöhung gegen die Stimmen der beiden konservativen Parteien abgelehnt. Wcite,- berarbung : Freitag. Berlin. Der Kaiser nnd die Kaiserin fuhren heute Vo, mittag bet dem Reichskanzler vor, um denselben zu seinem heuti gen 78. Geburtstag persönlich zu beglückwünschen. Der Kaiser verehrte dem Reichskanzler rin Album mit Ansichten von Breslau aus den Tagen der Kafferzusammenlunst. Die Kaiserin ließ ein prachtvolles Blumenarrangement überbringe». Von nah und fern gingen Glückwunichtelegrammc ein: von allen Leiten trafen Ge schenke und eine große Fülle der herrlichsten Frühlingsblumen ein — Dem Präsidenten des OberlandeSgerichts tr, Hamm, ehemaligen Kultusminister Dr. Jnlk, sind anläßlich seines üOjährigen Dicnil- jubiläums die Brillanten des Großkreuzes des rochen Adlerordens verliehen worden. Wien. Das Herrenhaus nahm einstimmig den Dringlich keitsantrag des Kardinals Schönborn, eine Kommission von 21 Gliedern zur Ausarbeitung des Adrcßentwiirfs zu wählen, an. Wien. Tie Admirale der Großmächte haben den Kabineten die Blockade des athenischen Meerbusens vorgeschlagcn, damit die zriechischen Schiffe nicht nur von Kreta ferngchalren. sondern falls sie auSziilausen versuchen, nach dem PiräuS ziirückgcwiesen werden vnnten. Tie meisten Mächte, darunter Oesterreich und Deutsch land, sollten geneigt lein, dem Vorschläge zuzustimmen, doch stehe die Zustimmung Englands noch ans, was theilwciie durch die Ab wesenheit Lord Salrsbnrv's erklärt werde. — Die Botschafter in Konstantffwpel berathcn außer den Hauptzügen der Autonomie von Kreta auch ihre Vorschläge betreffs der Form einer provisorischen Verwaltung, sowie der Bestellung eines Generalgouverneurs. London. Nack einer Meldung des Neiiterstchen Bureaus aus Barberlon lTransvaal) hat 20 Meilen von Barbcrton ein Gefecht zwischen Weißen und Swazis stattgesunden, wobei ei» Swazi siel und verschiedene verwundet wurden. Die Swazis hätten über Ge schütze verfügt und seien mit Assagais bewaffnet gewesen. Eine Polizeimacht ist nach dem Schauplatz abgesandt worden. - Nach einer Meldung aus Kapstadt wären die im Oranjesreistant gegen das Abkommen, betr. den engeren Zusammenschluß mit Transvaal, in Umlauf gesetzten Petitionen von vielen Perionen unterschrieben worden. — Oberst Willoughbv, einer der Theilnehmer an dein Zuge Jameson s. ist heut« aus dem Gesäugt,iß entlasten wachen. Kn rr ZS ^ V « s . SS o»- «p V» 7! k's 4 L , - ki
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