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Dresdner Nachrichten : 29.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189704298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-29
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.04.1897
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»a! !,«Uu>tt«-k nur ,e,en lvrauivrcavluna ounien nedmen ILmmtltch« ^«te »nnnncrnbureaur an. tlrr werden mit n> Via. berewnet. -«NtL.'LSS.k'"'- W» »--»»«-- wochrichle» „sch,«»«» >»,Nch ÄpIM'SiLL«^Ü!«L» We» 48. Jahrgang. 8vI»Lttt'r«vl4- IkL«^«r, fl-LuvNSll-A886 7. > Dresden. I8S7 Vmlorw-, llvrss-, Sssstr- NItti Niiirkll-Illodsll in ullvii nur b'arkvn Icklt ^rvsstas Löluüs E Int»kbl>r: A 1 »ri M unä Al««I«-8l»8»»Lln 4. ül. li«mli»tr M 6 Mmckt 6 L>aN1«1ee«nt v«trrüi»<I«t >848 und VIlLlinttskrtlc divtot st«1« nur das Xanest« unä Ilosta /» killix^tsn ?reis«n. L. omptislilt in Jnscvakl: Idl^orno Ovksi» u. Ü«r<Iv, II»U8-, Küvlivn- Issouvslv NoävUv. »«.ÜLüL«. L. Hkillfikll ösl^llkl «r. 118. M«el: b'vruspr. I, 8390. d'ornspr. I, 3390. Ak/ns/ws ^hys/tz/z von dekorativer ^Virkrin^. Orijzinal-'I'apeteo clor ersten en^Iiseh. Fabriken empfehlen > 7apst,»d»o« Vivtori-utr. 2 Hvuv8lv MoävUv. Griechisch-türkisch« Krim, Hosnachrtchten, Nationalliberale Partei, Kewerbeverrin, Konsum- ;rcine, ^ Mr die Uonake Mi md Zum werden Bestellungen auf die „Dresdner Nach richten" für Dresden bei der Geschäftsstelle. Marien- straße 38. zu 1 Mark 7tt Pfennigen, für aus wärts bei den Kaiserlichen Postanstalten im Deutschen Reichsgebiete zu 1 Mark 84 Pfennigen, in Oester reich-Ungarn bei den K. K. Postämtern zu 1 Gulden 69 Kreuzern angenommen. Vereins, Gerichtsverhandlungen. Amerikanische Solide. ""E°ÄN'L"""°1Donnerstag. 28. April. P-Uttl«,«. Nach der militärischen Seite scheint der türkisch-griechische Konflikt entschieden zu sein, wenn auch vor der Hand die baldige Beendigung deS Feldzugs nicht in Aussicht steht. Sachverständige haben von vornherein an der Uebcrlegenheit der türkischen Waffen nicht gezweifen; daß aber die Griechen vor den Türken wie eine Schafherde, die den Wolf wittert, auseinanderlaufen würden, das hatte nach der gewaltigen säbclrasselnden Reklame, die der Phil- hellenismuS Monate lang gemacht hatte, wohl Niemand erwartet. So klüglich war die Rctirade der griechischen Hauptarmee, daß nicht weniger als l0,000 von den tapferen Nachkommen der Marathonkämpfer und der Helden von Thermophlae spurlos ver duftet sind. Kronprinz Konstantin ritt an der Spitze der ersten Abtheilung, die sich in wilder panikartiger Flucht rückwärts konzentrirt«. Nicht einmal einen ernsten Versuch scheinen die Griechen gewagt zu habe», ihre vorthrilhaften Positionen gegen den andringenden Feind zu behaupten. Die Blamage wirkt um sp komischer, je gröber der Abstand ist zwischen der Feigheit der griechischen Soldaten und ihrer Führer und ienem todes- muthkgen Heldensinn, den die Neuhellenen vor der Kanonade zur Schau getragen haben. Von einem weiteren emsthaften Wider stand kann bei einem Heere, das derartig moralisch erschüttert ist. wie dos griechische, kaum noch die Rede sein. Die Türken sind die Herren von Thessalien, der blühendsten und reichsten Provinz deS nenhelleniichen Königreichs. Durch die offen stehenden Pässe an der makedonischen Grenze können sie ihr Heer in Ruhe er gänzen. ehe sie sich zu weiterem Vorgehen entschließen. Die Griechen haben allem Anscheine nach auch Pharsalus, wo Cäsar einst über Pompeius siegte, aufgegeben; erst bei den Thermopylcn wollen sie wieder Halt machen, vielleicht, um auch hier den Beweis zu erbringen, daß der Heldentod deS spartanischen Königs LeonidaS ihnen nickt nachahmenswerth erscheint. Dieser berühmte Pah, der nach türkischer Auffassung leichter zu nehmen ist als der Melnnapaß, dessen Eroberung ja auch nicht gerade besondere Schwierigkeiten bereitet hat, «öffnet den Weg nach der Haupt stadt Athen. Die türkischen Erfolge aus dem thessalischen Kriegsschauplatz sind auch insofern von Bedeutung, als unter dem starken Eindruck der unaufhaltsamen Slegeslantbahn der Türken alle jene Elemente innerhalb und außerhalb des osmanischen Reiches, die auf einen griechischen Sieg gerechnet haben, um ihrerseits loszuschlagen, es vorziehen werden, die weitere Entwickelung vorsichtig abzuwarten. Die vollständige Niederlage der Neuhellenen wird tndeß schwerlich abzuwenden sein, selbst wenn es ihrer Flotte und ihrer Westarmre beschirden sein sollte, einige Erfolge davon zu tragen. Die Kämpfe in EpimS und an den Küsten sind nur untergeordnete Episoden, die einen schwerwiegenden Einfluß auf den Gang der Ereignisse nicht ausüben können, ganz abgesehen davon, daß die Entscheidung M See und auf dem Kriegsschauplatz noch gar nicht gefallen ist. Schon heute darf man behaupten, daß die weit verbreitete Vor stellung. als sei das türkische Reich unrettbar dem Auflösungs prozesse verfallen, ein« irrige ist. Nicht blos ihre strategischen Er folge. sondern auch die ganze überlegene civilisirte Art ihr« Krieg führung lassen «kennen, daß die Türkei einen ungleich größeren Anspruch aus selbstständige staatliche und nationale Existenzberech tigung hat als Griechenland, daß die Integrität der Pforte, von der die europäischen Diplomaten so viel gesprochen haben, nicht blo« ein« leere Redensart ist. sondern thatsächlich begründet ist, während daS neuhellenische Königreich schon jetzt, kurze Zeit noch der Eröffnung des Krieges, recht bedenkliche Schwankungen in seinen Ärundsngen aufweist. Vielleicht noch schwerer als die militärische wird in Griechen land die innerpolitische Katastrophe sein, die jene nach sich ziehen wird. Nach den letzten Meldungen aus Athen wächst die Gefahr, daß die Dynastie über den Hansen geworfen wird. Je niehr sich König Georg in der Hoffnung, dadurch seine Krone zu erhalten, »um willenlose» Werkzeug oes panhcllenijcken Chauvinismus degradirte, um so mehr bat er sein Ansehen nicht blos im Aus land. sondern auch bet seinem eigenen Volke eingebüßt. Machtlos steht « der revolutionären Strömung gegenüber, die die Herrschast schon so weit auSübt, daß sie die Abberufung des angeblich un fähigen Kronprinzen Konstantin von dem Oberbefehl v« thessali schen Armee und die Absetzung sein« Berather verlangt. Auf Sympathien hat König Georg nicht mehr zu rechnen. Selbst wenn er zuletzt noch freiwillig zurücktreten sollte, so wird sein Ab gang «in unrühmlicher »ein. Die chauvinistischen Kundgebungen in denen er den wohlgemeinten Rathschlägen der Großmächte Trotz bot. standen ganz auf der Höhe der übermüthlaen Großsprecherei und bohlen Selbstüberhebung, die di« politischen Führer des griechischen Volkes von jeher an den Tag gelegt haben. Wäre er der Held, al» der « sich in seinen Reden aufgespielt hat. dann hätte er sich persönlich an die Spitze seines Heere- gestellt, statt in energielos« Unthätiakeit in der Hauptstadt zu verbleiben und ge duldig den Augenblick abzuwarten, wo ihm al- .Sündenbock', der alle- verschuldet hat, die theure Krone vom Haupte gerissen wird und « froh sein darf, mir den Seinen wenigstens das Leben retten zu können. An daS Ende sein« Laufbahn könnte man dann den Ausspruch stellen: Alles verloren, nur nicht das Leben! Treffend wird die gegenwärtige Situation In Athen mit drr- jenigrn in Pari- zur Zeit des Kriege» von 1870/71 verglichen. Wie damals die Franzosen, so feierten auch jetzt die Griechen ln vor zeitig« StegeSbegeistenma anfangs einen angeblich erfochtenen an den Grenzen; dann folgte die bittere Enttäuschung. die d«n Sturz« bn napoleomschen Dvnastte Grnugthuung zu schaffen suchte. So wird vielleicht auch König Georg sein leicht- sinnig-srevelhasteS Va-bamme-Spiel mit der Krone zu zahlen haben. Die Züchtigung, die den Griechen schon jetzt in empfindlich« Weile zu Theil geworden ist, war wohlverdient; wenn sie aber wirksam sein soll, dergestalt, daß diesen frechen Bankerotteuren und Friedensstörern aus geraume Zeit die Lust benommen wird, ihr kriegerisches Spiel von Neuem zu beginnen, jo werden die Groß mächte gut thun, den Türken nicht in die Arme zu fallen, damit sie die Züchtigung gründlich durchführen können. Im Grunde sind die Türken hierbei nichts Anderes als die Vollstrecker des europäischen Willens, der sich für die Ausrechterhaltung des europäischen Friedens ausgesprochen hat, ab« nicht im Stande gewesen ist, die Griechen von ihrem völlerrechtswidriaen Vorgehen zurückzuhalten. Erst wenn diese so weit gedemüthiat sein werden, daß ihnen nichts Anderes übrig bleibt, als ihre Besieger um Friede» zu bitten, sollte von einer Intervention die Rede sein dürfen, deren Aufgabe allerdings nicht darin bestehen könnte, Strafmilderung oder Schonung für die Besiegten zu erwirken, sondern dir Garantien zu «höhen, daß die Friedensbedmgimgen von den Griechen io erfüllt werden, daß ein erneuter Friedensbruch im Orient io bald nicht wieder zu befürchten ist. Aernschreib- „nd Aernspreckl-Verichte vom 28. April. 'Berlin. In der heutigen Sitzung des Bundesraths wurde ferner das Einverständniß der Bundesregierungen über die künstige Auslegung und Anwendung des Paragraphen 34 des Ausführungs- Reglements zum Reichstaaswahlgesetz dahin festgestellt. daß bei den infolge Ablebuung oder Ungiltlgkeitserklärnng einer Wahl uöthig werdenden Nachwahlen dir Aufstellung neuer Wählerlisten dann «forderlich ist. wenn bereits ein Jahr seit der allgemeinen Wahl verflossen ist. 'Berlin. Der Staatssekretär I ihr. v. Marschall und der Generalkonsul des Oranjefreistaats für die Niederlande, Müller, Unterzeichneten heute im Auswärtigen Amte zu Berlin den Freund- schasts- und Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und dem Oranjefreistoat. * Berlin. Aus die Nachricht von ein« in Athen herrschenden Währung «hielt der deutsche Kreuzer „Kaiserin Augusta' Befehl, sich vorübergehend nach Phaleron zu begeben. Die zur Bewachung der aus Kreta gehißten deutschen Flagge erforderliche Mannschaft bleibt inzwischen dort. * Athen, Mittags. Die Kammer konnte auch heute Vor mittag nicht tagen, da eine beschlußfähige Mitgliedcrzahl nicht ver sammelt war. Es ist nicht bekannt, ob man versuchen wird, Nach mittags zu tagen. Bisher herrscht heute hier völlige Ruhe. — Die Preffe betrachtet eine Kabinetsveränderung als unmittelbar bevorstehend. Mehrere Blätter berichten, der englische Gesandte hätte gestern beim Könige eine lange Audienz gehabt, und sprechen zugleich von einer europäischen Intervention. Berlin. Reichstag. Eingegangen ist die Service-Vor lage. Aus der Tagesordnung steht die Novelle zum Jnvaliden- versicherungsgesetz. — Abg. v. Plötz lkons.): Meine poli tischen Freunde finden manches Gute in der Vorlage, halten aber das. was sie bringt, nicht für ausreichend; man sollte lieber noch warten, um mehr Erfahrungen zu sammeln, um dann gründlich Vorgehen zu könne». Redner billigt die Entlastung der Kranken kassen. sowie den Eintritt der Arbeiter in die Verwaltungskörper- schaften; dagegen dürften die Aufsichtsbesugniffe der Regierungen über die Versicherungsanstalten keinesfalls erhöht werden, lieber die anderweite Veitheilung der Lasten zwischen den Versicherunas- anstalten würden wohl die Ansichten auseinander gehen. Im Osten sei man gar nicht damit einverstanden, denn jetzt muffe der Osten Lasten tragen für die Arbeiter, die ihre Kräfte in den Jn- dustriebezirken ausgebraucht hätten. Durchaus beseitigen niüsse man das Markenkleben. Er und seine Freunde hätten oaher auch einen eigenen Gesetzentwurf eingebracht, der eine anderwcite Auf bringung der Mittel bezwecke, der Jedem die Rente gewähre, der den Nachweis «bringe, vier Jahre als Arbeiter beschäftigt zu sein, und d« außerdem eine Einheitsrente schaffe und nur Denen eine erhöhte Rente gewähre, welche die Versteuerung ihres Arbeits einkommens Nachweisen könnten. Das Schwierigste bei der Sache iei jedenfalls die Vertheilung der Lasten. Da die Sicherstellung der Zu kunft deS Arbeiters ein eminent staatliches Interesse sei, so müßten auch die Lasten auf die Gesammtheit der Steuerzahler übertragen wer den. dabet müsse es jedem Bundesstaat überlassen werde», wie er den Bedarf aufbringen wolle, für Preußen habe er es sich jo ge dacht. daß Zuschläge zur Einkommensteuer z» erheben icien. Das sei nicht sozialistisch, wie man seinem Vorschlag vorwerfe und Ikdensalls weniger gefährlich, als wenn man den Mittelstand zu Grunde gehen lasse. Weiter befürchte er, daß in dieser Session doch nichts zu Stande kommen werde. An klemen Mitteln sei für die Landwirthschast noch sehr wenig gethan, denn das Börsen- reformgesetz sei nicht einmal durchaesührt worden, wie man das aus dem Fortbestehen der Feenpalast-Veilammlung ersehe. — Abg. Rösicke (lib.): Wäre die Arbetterversicherurm heute noch ein un beschriebenes Blatt, so würden wir den Weg, den wir mit den, bestehenden Jnvalrdenversicherungsgesetz beschütten habe», heute wohl nicht beschreiten. Gegen alle auf die Zusammenlegung der verschiedenen Zweige deS sozialen Versicherungswesens gerichteten Vorschläge habe er namentlich daS Bedenken, daß in, Jntnesse der Arbeitgeber weniger geschehe als in dem der Arbeitnehmer. Er könne nur ein Bedürfniß anerkennen bezüglich der Vereinfachung des Schiedsgerlcktswesens, dieses sei zu vielgestaltig für die drei Versicherungszweige mit nicht weniger als 1600 Schiedsgerichten in Deutschland. Der Antrag Plötz sei undurchführbar, er soll auch wohl »ur ein AgitationSmtttel sein. Leider pflege aber der Bundesrath vor den Wünschen des Bundes d« Landwirlhe leicht znriickzuweichen. Der Antrag diene nur den Interessen des Groß grundbesitzes. Da nicht in allen Einzelstaaten Einkommensteuer bestehe. >o fehle es vor Allem dem Anträge an der nöthigen Grundlage. Der Antrag sei thatsächlich sozialistisch, denn er wolle Alles ans deu großen Staatsmittel» nehmen, und im Einklänge damit hätten auch seinerzeit die Sozialdemokraten eine starke Er höhung deS Reichszuschuffes erlangt. Wie könne man fordern, daß alle Diejenigen zu den Kosten der Invalidenversicherung beitragen sollen, die leine Arbeiter beschäftigen, wie Lehrer, Beamten, Wtttwen, zahlreiche Gewerbetreibende ohne Arbeiter? Gerade den gewerblichen Mittelstand würde der Antra Plötz belasten, dagegen den große» Unternehmer mit zahlreichen Arbeitern stark entlasten, ebenso den Großgrundbesitzer. Hei Aufbringung der Mittel dürfe man am allerwenigsten an indirekte Steuern denke», denn das würde heißen, daß dir Arbeiter dle Kosten dies« zu ihren Gunsten "ZI s- er s geschloffenen Versicherung selber ausbrlngen müßten. An der Vor lage billigt Redner die Verbesserung tm Markenkleben (für größere Zeiträume nur eine Marke von höherem Werthes. Ferner die Aenderungen, nach denen auch der nicht dauernd erwerbsunfähige Versicherte, der ein halbes Jahr Ibisher ein Jahr) ununterbrochen erwerbsunsähig war, für die weitere Dauer seiner Erwerbsunfähig keit Invalidenrente erhalten soll. Redner empfiehlt seinen Antrag, diese sowie einige andere Punkte aus der Vorlage herauszugreifen und sich auf deren Annahme zu beschränken. Er bekämpft sodann noch die Vorschläge der Regierung In Bezug auf die anderweite Vertheilung der Lasten. Wie könne man dem Reichstag mit einem solchen Vorschläge kommen, zu Gunsten beispielsweise dn ostpreußischen Anstalten, in deren Jahresbericht es wörtlich heiße. „daß vielfach umichtige Bescheinigungen zur Gewähmng von Renten geführt hätten? — Geh. Rath v. Woedtke hält beide An träge nicht für annehmbar, den Antrag Plötz wegen sein« finanziellen Konsequenzen, Die Bestimmung, schon bei dem Nach weis viersähriger Arbeitsdauer das Recht ans Invalidenrente zu gewähren, habe sich früher als Uebergangsbestimmung nicht be währt. Herr v. Plötz könne auch selbst die finanzielle Tragweite seiner Vorschläge nicht übersehen »nd wolle deshalb eine Herab setzung der Rente zugestehen. Aber was geschehe dann mit Den- wnigen. die sich das Recht aus die höhere Rente bereits erworben hätten? Herr Rösicke erkenne einige gute Punkte der Vorlage an und wolle, daß man sich auf diese be>chränke. aber wenn man über haupt an einer so wichtigen Materie etwas ändere, so sei es doch vortheilhafter, dies nicht aus zwei Sektionen zu vertheilen, sondern mit einem Male erschöpfend vorzugehen, auch liege doch wirklich kein Bedürsniß vor, für die anderweite Vertheilung der Lasten im Interesse der nothleidenden Anstalten; und wenn auch vielleicht öei den ostpreußischen Anstalten einige Fehl« vorgekommen seien, io erkläre dochdas nicht allein die ungünstige Lage dieser Anstalten. Ein Ausgleich müsse geschaffen wnden, entweder durch Zusammen legung der Anstalten oder durch andere Vertheilung der Lasten. — Abg. Gamp (Reichst,-) «klärt, seine Partei hege für den Vorschlag Rösicke gar keine Sympathie, um so weniger, als wenn man dem selben folge, die Neigung des Reichstags und der Regierung, eine gründliche Revision des Gesetzes vorzunehmen, hinterher ganz - schwinden würde. Jedenfalls müsse ein Ziel zur Vereinfachung der ^ aesammten sozialen Versicherung im Auge behalte» werden. Di« Nothlage der ostbreußischen Anstalten sei eine dauernde, der unter 8 allen Umständen abgeholsen werden müsse. Redner vertheidigt Sk. «>» weiter entschieden den Antrag Plötz. Was die Vorlage anlange, io meine er, wenn es hier nicht gelinge, leistungsfähigen Verbänden durch Zusammenlegung oder sonstwie zu helfen, so sei doch Preußen für sich allein schon in der Lage, aut Grund des bestehenden Ge setzes zur Zusammenlegung der Anstalten in Preußen zu schreiten. — Weiterberathung morgen. Berlin. Der Bundesrath stimmte heute dem Handelsgesetz buch in der vom Reichstag beschlossenen Fassung zu. Der ReichS- tagsbejchluß betr. Aushebung des Jesuitengesetzes wurde an eine Kommission bewiesen. — Wie mitgetheilt wird, steht ein Erlas des preußischen HandelSministers an die Oberpräsidenten betrefft der Produktenbörsen bevor. Der Minist« versichert darin, daß « den Konflikt beigclegt zu sehen wünsche, indeß könne er nicht davon abgehen, daß Landwirthe tn den Vorstand der Produktenbörse zu wählen sind, da dies dem Landwirthschaftskammergesetz ent spreche. Der Handelsminister neige ans Grund der bisherigen Er fahrungen zu der Ansicht, daß die Versammlung im Jeenpaiast als eine Börse anzusehen fei, während er die Frage in Bezug auf den Frühmarkt für unentschieden halte. — Zu der Privatklagesache des irühcren Direktors der Charteret, Company Alfred Beit gegen den Redakteur Reißmann von der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung' erkannte das Schöffengericht zu Essen, daß der vom Beklagten an- getrctene Wahrheitsbeweis vollkommen erbracht sei, da fest- gestellt sei, daß der Pilvatklttger in Gemeinschaft mitCecilRhodes in der Thal den Aufstand der Johannesburger Reformleute zu eigennützigen Zwecken gefördert habe. Darnach sei der Prival» nngeklagtc der formalen Beleidigung durch die Presse schuldig. Das Gericht verurtheitte den Angeklagten ;n 50 Mk. Geldstrafe. Was den Wahrheitsbeweis anlange, so war das Gericht der An sicht, daß dies« im Großen und Ganzen gelungen »nd daß fest- gestellt worden ist, daß der Privatklägcr a» dem Einfall sich nicht nur ideell betheiligt hat und davon nicht nur früher unter richtet war, sondern Viesen Einfall materiell unterstützt hat und daß er sowie die Charteret) Eompnn» die Seele der ganzen Ver schwörung gewesen sind. Diesen Beweis hat der Gerichtshof als erbracht angenommen ans Grund deS Grünbuchs deS Kapvarlo- meiits, bezw. von Transvaal, sowie des deutschen Weißbuchs. — Ein dnrchaegangenes Liebespaar wird ans Leipzig hierher signalisirt. Es handelt sich um den 29jährige», aus Stuttgart gebürtigen Redakteur Otto Sonne und die um 12 Jahre ältere Frau veS Opernsängers de Grach. Das Paar hat an, Montag Abend die Wohnung heimlich verlassen und ist seitdem ans Leipzig ver schwunden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie in den Tod ge gangen sind. Wien. Wie aus Athen gemeldet wird, traten die dortigen Vertreter der Mächte zu einer Besprechung der kritischen Lage bei deni Doyen des diplomatischen Korps, bei dem russische» Gesandten, zusammen und kamen dahin überein, im Falle des Ausbruchs eines Ausstands den König dadurch zu sichern, daß es sich in's Palais begebe. Der griechische Minister deS Aeußer» erklärte, daß ihm die Lage des Königs nicht ernstlich gefährdet erscheine, allerdings wären kaum 300 Polizeisoldaten rum Schub vorhanden. Ein österreichisches und ein deutsche» Kriegsschiff werde in Phaleron ewartet. die übrigen Großmächte sind bereits durch je ei» Kriegsschiff vertreten. P e st. Graf Apponyi richtete an den Ministerpräsidenten fol gende Interpellation: 1. Gicbt eS unter den Mächten ein Urb«- cinkommen bezüglich der Grundsätze, welche bei dem griechisch- türkischen Friedensschlüsse zur Geltung gelangen sollen? 2. Wenn, wie voraus,»sehen ist, der territoriale Status guo und die Autono mie Kretas auch seht das Lauvtprinzip ist, welches bezüglich de» Einvernehmens nntcr den Großmächten besteht, hält das österrei chisch-ungarische Auswärtige Amt den Zeitpunkt nicht für gekom men. um Schritte zu thun, damit dem zwecklosen und politisch schädlichen Kriege ein Ende gesetzt wird und Zustände herbei- geführt werden, welche dem internationalen Rechte und der Huma nität entsprechen? 3. Bezweckt die Petersburger Reise des Kaiser» eine solche Aktion, welche unsere Bündnißverhältnisse modifizirt. oder bezweckt die Reise des Kaisers ohne solche Modifikation eine Vereinbarung mit Rußland bezüglich der Lage im Orient? Ist die Regierung geneigt, seinerzeit das Abgeordnetenhaus über die politischen Ergebnisse diestr Monarchenreise zu orientiren?
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