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Dresdner Nachrichten : 04.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189705042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-04
- Monat1897-05
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 04.05.1897
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48. Jahrgang. > ÜÄ, vronäan-di., LnMrslviurtr.. Lot« 7'jOok-tr»»««, ^»rn«pr.-^. U. L > 8 »irkwilrl, SV.00V Klüclt tu " DW7' Xnatvusrot« ?rodv. Dresden» 1897 tlozekLöLäearÜtLl »I Utitzrt! frielji>ick Lappig W»l ylMid-c Z ti,l>ni. » k.^illl Vlchtl-f^LlM —-?^- . I»utir- und >Vr»i8«nIiUU8»tr. 30, I^rnupi-. I, 3390. Heli88le lVillllkllL pneumstio-, u. Kummlrviksn Lol»kLr4H,vupott. 6ummII»d0>> l-uklsokltluvt,», ^ s <j 3 > « , ^vslösuns, ^ ll, »>>» k?vpaes1ueut«nkillvn W»N>n«szl7. 28. <i»8tav Mmlivl«!, NoritWtrWe 14 v»p«r«». I »81» »«I ^ n 4E» ink., ewsikiotüt in reiolümltigstk-r ^usvatü Üii'» I'riidjLdr tk'lvvlitl 1 i Maiseier. Hvsnachrichten, Vrnnählung Sr. Excellenz des Grasen v. Tschirschkp-Bögendors, Festtafel im I Muthmaßliche Witterung: I Aßt» Ri^eZ. KPIkgkt. Residrnzschlnß, Internat. Kunstausstellung, Fabrikant Aug. Mcbert -s. »Der Prophet". Belvedme-Concert.! Kühl, veränderliches Wetter.! n <» Nb litl au» Vli'ol. 2!t, iickbon äsm rin Poltttsche». In der guten Stube der sozialen Revolution fängt bei der Länge der Zeit, die der große Kladderadatsch auf sich warten läßt, ein Thcil des HausrathS an wurmstichig zu weiden und muß des halb unter den entmickelnngSgeschichtlichen Hammer gebracht werden. Bon Kleinigkeiten abgesehen, sind von diesem Schicksal dis setzt hauptsächlich drei große Prunkstücke betroffen worden, nämlich die einst viel gepriesene internationale Solidarität der Sozialrevolutionäre, das angebliche Gesetz von der unaufhaltsam sortichreitenden Perelendung der Massen und — die Maiseier. ES ist gewiß ein bitteres Gefühl für die alte» Herren von revolutio nären Gnaden, wenn sie mitansehen müssen, wie Ihre schönsten Sachen dem Zahne der Zeit zum Opfer fallen und heute kein Mensch mehr etwas Rechtes für die einst so stattlich aufgeputztcn Dinge geben will. Sogar eingefleischte Bourgeois konnten in der letzten Zeit insgeheim aufrichtiges menschliches Mitleid mit den Herren Bebel, Liebknecht und Genossen empfinden, wenn sic die einst überschwenglich gefeierten Führer, der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, Sprosse um Sprosse von der Himmelsleiter hermiterklettern sahen. Zu vollem ungehemmten Ansdruck aber muß lenes Gefühl gelangen, angesichts dcö geradezu kläglichen Fiaskos, das die diesmalige Maifeier erlitten hat. Daß der große Weltseiertag dermaßen sang- und klanglos verlaufen würde, wie es thatsächlich inr Jahre des Heils 1897 der Fall gewesen ist. haben die Anhänger des gewaltsamen Umsturzes sich gewiß nicht träumen lassen, und vielleicht ist die Größe der sozialrevolutionäre» Niederlage in solchem Umfange auch der bürgerlichen Welt einiger maßen überraschend gekommen. Die Berichte, die aus den größeren Arbeitsplätzen des In- und Auslands über den. Verlauf der Mai feier eingegangen sind, könnten ein revolutionäres Gemüth zur Verzweiflung bringen: so zahm ist ihr Inhalt, mit solcher nieder schmetternden Einmiithigkeit geben sie für die Thatiache Zeugniß, daß auk dem ganzen Erdenrund vorläufig die Macht der Ordnung noch gänzlich ungebrochen ist und Denen, die sich bei früheren ähnlichen Gelegenheiten der höheren Glorie der Führer zu Liebe durch Auflehnung wider die bestehende Gewalt leere Taschen und blutige Köpfe geholt haben, zunächst die Lust verleidet hat, die Probe ans das ungleiche Exempel zu wiederholen. Die deutschen Sozialdemokraten insbesondere habe» sich aller Orten der größten Zurückhaltung befleißigt, sodaß an dem Weltfeiertagc die Arbeit überall ihren gewohnten Gang gehen konnte und die »Zielbewussten m ihrer Hoffnung, der 1. Mai 1897 werde den Arbeitgebern einen iühlbaren Begriff von der Macht und Solidarität der internationalen Arbeitcrverbrüderung geben, sich gründlich getäuscht sahen. Nicht einmal in der Reichshauptstadt haben die Sozialrevolutionäre mit der Maifeier auch nur einen bescheidenen Achtungserfolg zu erzielen vermocht. Die Ordnung triumphirte in allen Werkstätten, und das Loos des Lcerstehens blühte statt ihrer den Versammlungslokalen, in denen die sozialrevolutionäre» Redner ihr Sprüchlein herunter sagten. Nur in eineni einzigen Lokale wurde ein volles Haus erzielt, dort nämlich, wo Herr Bebel seinen Zuhörern das gewohnte doktrinäre Hach« herrichtete. Das geschah aber auch erst nach Schluß der Arbeitszeit und es war daher für die Versammelten eine ganz gefahrlose Sache, sich von Herrn Bebel mit dem Brustton der Ueberzcugung versichern zu lassen, daß die Arbeit an jenem Tage das ausbeuterische Kapital glänzend geschlagen habe. Di« andächtig lauschende Menge glaubte das Herrn Bebel auf's Wort und feierte ihren »Sieg" nach Beendigung der Rede bei Bier und Butterbrot, indem sie dadurch die „Magensrage" in höchst einfacher und allseitig befriedigender Weise löste. Sv zweifellos aber auch die Ueberlegenhett sein mag, die bei der diesjährigen Maifeier zu Gunsten der Ordnungssache hervor getreten ist, so bestimmt muß etwaigen Neigungen und Versuchen, daraus falsche und gefährliche Folgerungen für die künftige staat liche Behandlung der Sozialdemokratie zu ziehen, von vornherein begegnet werden. Nach früheren Erfahrungen zu nrtheilen, wird cs auch dieses Mal nicht an Stimmen fehlen, die ein allmähliches Einschlummern der revolutionären Triebe in der Partei und ihre Nmwandclung in eine radikale Arbeitervertretung prophezeien und im Anschluß daran empfehlen, der Staat solle die ganze Bewegung »sich selbst" überlassen. Die Grenzlinie, ander solche Bemühungen innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft sich hinziehen, bezeichnet die Trennung zwischen bürgerlichem Radikalismus und christlichem oder KathedersozialismuS auf der einen und dem eigentlichen staats erhallenden Kern der Ordnnngspartelen auf der anderen Seite. Ter Unterschied beider Anschauungen im Verhältniß zur Sozial demokratie liegt darin, daß die Radikalen und die sozialen Theo retiker Gefühlspolitik treiben und über einzelnen momentan gün stigeren Shmptomen das tiefere Wesen der sozialrevolntlonären Krankheit vergessen. Die ordnnngSparteilichc Politik gegenüber der Sozialdemokratie behält dagegen stets de» fortschreitenden Krank- heitsprozeß an seinem Herde selbst im Auge und folgert aus den so gewonnenen Beobachtungen die zur Bekämpfung des Uebels cmzuwrndeiiden Mittel. Die Anhänger dieser allein auf das wirk liche Staatswohl bedachten Richtung werden sich auch jetzt durch den Schiffbruch der Maifeier nicht über die unverminderte Fort dauer der revolutionären Gefahr täuschen lassen. Es genügt nicht, dlos die Thatsache fest,»stellen, daß der Weltseiertag in's Wasser gefallen ist, cS müssen auch die Beweggründe geprüft werden, die der sorialrrvolutionärcn Gefolgschaft ihre ablehnende Haltung vor geschriebe» haben. Ist es etwa eine plötzlich erwachte allgemeine Liebe zur Ordnung, eine allgemeine Abkehr von den revolutionären Grundsätzen gewesen, die in diesem Jahre am 1. Mai die Räder nicht still stehen ließ ? Es gehört die ganze Weltabgeschtedenhett eines in der Wolle gefärbten sozialen Theoretikers dazu, um das zu glauben. In Wirklichkeit ist es blos der Zwang gewesen, der den revolutionär gesinnten Theil der Arbeiterschaft am 1. Mai an die Werkstätten gefesselt hat, die Erkenntniß ihrer Ohnmacht gegen über dem feste» Gefüge der staatlichen Ordnung, die mangelnde Geneigtheit der Arbeiter, sich und ihre Familien um das tägliche Brot zu bringen um einer Sache willen, die bei dem kundgegebcnen festen Zusammenhalt der Regierungen und Arbeitgeber dieses Mal weniger Erfolg veogcach als je zuvor. Ein gebranntes Kind scheut eben das Feuer, aber doch nur so lange, als die unmittelbare Er innerung an den erlittenen Schaden fortwirkt. Inzwischen glüht aber der Haß gegen die bestehende Ordnung in den Kreisen der sozialen Revolutionäre mit unverminderter Heftigkeit fort, und die revolutionäre Hctzarbcit ist bereits emsig bemüht, durch Schürung der inneren Flamme das wieder auszu- gleichcn, was an äußeren Erfolgen am 1. Mai ausgeblieben ist. Die sozialrevolutionäre Presse ist aus Anlaß der verunglückten Maifeier voll von Ergüssen, die nach Form und Inhalt nur den Zweck haben können, den zehrenden Grimm der Unzufriedenheit neu zu entfachen und ihn fortlodcm zu lassen bis zu nächster besserer Gelegenheit, die sich den umsturzlksternen Elementen zur Bekämpf ung der bestehenden Ordnung darbieten wird. Diese Rechnung ist auch insofern nicht ohne den Wirth gemacht, als alle diejenigen Sozialrevolutionäre, die an dem diesjährigen Weltfeirrtage dem höheren OrdnnngSzwange sich unterworfen haben, ohne Zweifel von dem ernstlichen Willen beseelt sind, den Kampf bis zum bitteren Ende wieder aufzunehmen, sobald nnr das gegenseitige Kräfteverhältnis; einigermaßen Aussicht auf Erfolg für die revolu tionäre Sache bietet. Der Geist des Aufruhrs, der unerbittlichen Feindschaft gegen die Autorität, der die bestehende Ordnung gewaltsam beseitigen will, lebt in der Partei des Umsturzes fort, auch wenn die Bewegung äußerlich hier und da einen vereinzelten Schlag erleidet. Diese Erwägung muß für eine wirklich staats- crhaltende Politik gegenüber der sozialrevolutionären Propaganda den Ausschlag geben. Was vielleicht einmal in 100 Jahren mit der Sozialdemokratie geworden sein wird, darnach haben wir jetzt nicht zu fragen. Für uns kommt es nur darauf an, in der Gegenwart und nächsten Zukunft diejenigen Maßregeln zu ergreifen, die nach unserer gewissenhaften Ueberzeugung nothwendig sind, um Vaterland und Volk vor der fortschreitenden Gefährdung durch das revolutionäre Gift zu behüten. In jedem weiteren Verzüge niit solchen Maßnahmen liegt ernstliche Gefahr. An der real- politischen Richtigkeit dieses Satzes wird auch durch den Mißerfolg der diesjährigen Maifeier nichts geändert: das ist die Nutz anwendung, die sich vom vrdnungsparkeilichen Standpunkt aus dem sür die Sozialdemokratie ungünstigen Verlaufe des Wclt- feiertags ergiebt. Der sichtbare Erfolg, den dieses Mal die Sache der Ordnung davongetragen hat, sollte ihre Vorkämpfer gerade ermuthigen, die ihnen zu Gebote stehenden wirksamen Waffen rechtzeitig vorbeugend in Anwendung zu bringen, damit größere Hebel, wie sie der sonst unvermeidliche spätere Entscheidungskamps mit sich bringen würde, der Gesellschaft erspart bleiben. Aernickreib- unv Akrnsprech-Berickite vom 3. Mai. daß meldet, daß die eiterten. Baron laiser Bericht zu * Budapest. Ein Privat-Eorrespoudent Verhandlungen der Quoten - Deputationen Ick Banffh reist morgen nach Wien, um den, l erstatten. Berlin. Reichstag. Das Haus ist namentlich aus der linken Seite schwach besetzt. Am Bundesrathstischc sitzen Reichs kanzler Fürst.Hohenlohe, Staatssekretär v. Marschall. Aus der Tagesordnung steht die Interpellation Graf Kanitz: Beabsichtigen die verbündeten Regierungen Angesichts der bevorstehenden Er höhung wichtiger Positionen des Zolltarifs der nordamerikanischen Union, insbesondere der verschärften Disferenziirung der deutschen Zuckereinfuhr, an dem Uebercinkommen mit den Bereinigten Staaten vom 22. August 189l fcstzuhalten? — Abg. Graf Kanitz tkons.f betont, daß seit wenigen Jahren zum dritten Male tiefein» greifende Veränderungen im amerikanischen Zolltarif geplant seien, woraus sür die deutschen Export-Industrien eine neue schwere Gefahr erwachse. Allerdings sei der neue dortige Zolltarif noch nicht vom Senat gutgcheißen. schon jetzt aber habe der Reichstag das Recht und die Pflicht, sich mit der drohenden Gefahr zu be schäftigen. In Oesterreich hätten die Industriellen bereits eine europäische Koalition gegen Nordamerika angeregt, falls der Kinleh- Taris Gesetz werde. Auch er halte diesen Vorschlag für der Er wägung sehr werth. Jedenfalls liege in dem Vorgehen Amerikas eine gewisse Demüthlgung sür uns, die wir uns nicht gefallen lassen könnten. — Staatssekretär v. Marlchall: Die vorliegende Angelegenheit ist noch in der Schwebe, und die verbündeten Re gierungen haben daher noch keine Stellung dazu genommen, was sie etwa zukünftig thun werden. Ich bin außer Stande, ein Bild zu entrollen, was wir etwa thun werden: ich kann nur lagen, was von unserer Seite geschehen ist. um den zweifellos unserem Er werbsleben drohenden Gefahren entgegenzutreten. Was unser be stehendes Verhältniß z» Amerika anlangt, so sind wir stets der Ansicht gewesen, daß ebenso wie in Schweden und Norwegen, die früher von Preußen mit Amerika geschlossenen Verträge nicht durch! die Gründung des Deutschen Reiches hinfällig geworden sind. Fürst Bismarck hat im Jahre 1880 ans die Anfrage eines Ab geordneten ausdrücklich erklärt, daß die betreffenden Staaten ein Meistbegünstlgunasrechl auf Grund von Sonderverträarn hätten. Der Vorredner »versieht, wenn er alle Schwankungen in unserem Handel mit Amerika lediglich aus die Tarifvcrhältnisse zurückiührt, die übrige» mitwirkenden Umstände. Ich fürchte allerdings, daß man vielfach drüben glaubt,, wir hätten ein größeres Interesse an den bestehenden Verhältnissen, als Amerika. Ich kann das nur als einen bedauerlichen Jrrthum bezeichnen, und wenn man auf VON 8^2 Nk. XölÜAl. Dienstag, 4.Mai. dieser Grundlage drüben zu gesetzgeberischen Maßnahmen schreiten sollte, so könnten Enttäuschungen nicht ausbleiben. Der Noten austausch von Saratoga bedeutete keine Erweiterung des bestehen den Meistbegünstigungsverhältniffes, sondern nur eine Festlegung desselben. In dem Zuschlagszoll auf Zucker 1894 sehen wir that- süchlich eine Beeinträchtigung unseres Rechtes. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat das auf unseren Protest hin auch aner kannt, aber seinem Vorschläge, den Zuschlagszoll wieder aufzu beben, hat der dortige Senat nicht statlgegeben. (Zurufe rechts.) Wenn wir unseren Protest nicht weiter veriolgt haben, so liegt das darin, daß sich hinterher herausstellte, daß unser Zucker-Export durch diesen Zuschlag nicht gelitten habe. Infolge der neueren Vorgänge ist der Protest erneuert worden, und es ist vorläufig die Antwort gekommen, daß der Protest dem Vorsitzenden des Senats übermittelt worden ist. Was die Kinleh-Bill anlangt. Io bedroht dieselbe uns mit großen Schwierigkeiten hinsichtlich unseres Absatzes nach drüben. Es ist aber zunächst Sache der dortigen Interessenten, sich gegen die für sie entstehenden Zollerichw-ningen zu wehren, und ferner ist nicht zu übersehen, daß die Autonomie der beiderseitigen Gesetzgebungen eine nnbeschränktc ist. Es gehör« zu dem ungeschriebenen Gesetz, daß kein Staat der Welt, welcher seinen Markt gegen fremde Waaren verschließt, für seine Maaren Anspruch auf einen fremden Markt erbeben kann. Kein Staat ist wirthschastlich so sich selbst genug, daß ec sich diesem wirthschaft- lichen Äeketzc entziehen kann. Es ist auch nicht zmn ersten Riale geschehen, daß, wenn eine Fluthwelle die größte Höhe erreicht zn haben scheint, bereits in der Ferne die Gegenströmung vorhanden ist, welche die Welle bricht und vernichtet. Heute schon entschei dende Beschlüsse zu fassen, wäre der schwerste Fehler und die schwerste Versündigung gegen die Interessen, deren Schutz und Pflege den Verbündeten Regierungen anvertraut ist. Ich kann in diesem Augenblicke nur bitten, der Reichstag möge zu der Regier ung das Vertrauen haben, daß sie sich der Schwierigkeit ihrer Aufgabe bewußt ist und daß sie ihre Äcichlüsse fassen wird mit der Festigkeit, zu der uns unser Recht vollen Anlaß gleist. — Abg ! Barth tFreis. Ver.): Es wäre ein sehr großer Fehler, wenn Deutsch land sich von den guten Beziehungen zn Amerika dem Vertrage von 1828, abbringen ließe. Halten wir an diesem Vertrage fest, so können wir auch verlangen, daß Amerika uns die Meistbegünstig ung gewährt. Eigenthümlicherweise wird unsere Ziickeranssichr! durch die vielgenannte Kialey-Bill nicht beeinträchtigt, sondern sogar begünstigt, da unsere Prämien niedriger sind als die öster reichischen und französischen, umsoweniger brauchen wir diese! Sache so in den Vordergrund zu stellen. Auch gegenüber dem Kinlcp-Taris warnt Redner vor teidcnschaitlichen Revressionsmaß-j regeln. — Abg. Hevl zn Herrnsheim (nat.-lib.t erklärt, seine Freunde hätten volles Vertrauen zn dem jetzigen Reichskanzler: zn dem srühcren Reichskanzler hätten sie das Vertrauen nicht gehabt. Im Gegensatz zum Vorredner meine er, das; wir 1891 Amerika mcbr zngestandeii haben, als wir an jenen Zugeständnissen verdienten. Auch unterschätzt Vorredner die uns drohende Gefahr. Werde doch! bereits allen Ernstes in Amerika aus eine Voll-Union zwischen! Nord- und Südamerika hingearbeitet, zum Nachtheil der euro päischen Importeure. Die Zollerhvhungen des Kinlev-Tarifs seien ganz ungeheure: solchen Zollziischlägen gegenüber seien die Voll machten. die der Bundesrath besitze, ganz ungenügend. Thatsache sei außerdem, daß Amerika den Vertrag von 1828 unter Meistbegünstigung seit 1894 dauernd durch den Zucker-Differential zoll benetzte, und ein so verletzter Vertrag sei doch für uns nicht sehr bindend. Es müsse unbedingt ein entschiedenes Vorgehen gegen Amerika verlangt werden. (Bravo rechts." Gegenüber dem Petroleum-Monopol Rockfeller's erscheine ihm ein deutsches Raf finerie-Monopol viel weniger verdächtig für unsere Konsumenten, das Roh-Oel können wir auch von Rußland beziehen. — Staats sekretär v. Marschall: Der Vorredner empfiehlt icdesmal die Kün digung der Handelsverträge, aber er läßt uns allemal im Stich, wenn wir ihn fragen, was wir denn an Stelle der Verträge letzen sollen, und irgend Etwas ist doch nöthig sür ein Land, dessen Ausfuhr viele Hundert Millionen Mark beträgt. — Abg. Richter (Freis. Volksp.) weist aus den Vortheil hin. den wir von de» Mei" ' - Canada hätten. Graf eine Verthenerung der anern vorwersen. sei Alles ihr eigenes System. An Stelle der Zucker-Znschlagszölle, über die man sich so betchwere, solle man lieber die Aushebung der Zucker Prämien setzen. In der Petroleumsrage, die außerdem eine private Sache sei, vertraue er aus die natürliche Entwickelung Anstatt an die nationalen Leidenschaften zu appelltre». appellirc er an den gesunden Menschenverstand der Amerikaner und rechne daraus, daß sie einsehen werden, wie sehr sie sich selber durch so hohe Zölle schaden. Es wäre ein großes Unglück, wenn wir uns io wechsel seitig die Zölle in die Höhe schraubten, und ein noch größeres, wenn wir die Meistbegünstigung aufgäben. Die Rechte creibe nur eine Politik der Sondecintercssen, welche die dortigen Projekte nur als Handhabe benützt, nm hier bei uns die Zölle ;u erhöhen. lBeisall links. Widerwrnch rechts ! — Abg. v. Kardorsf iRcichsp.) pcotestirt dagegen, daß es sich hier um beabsichtigte Lebensmittel verthenernngen handele. Der Staatssekretär habe Vertraue» zu der Regierung gefordert, aber wenn das Vertrauen vorhanden wäre, würde die Interpellation überhaupt nicht erst eingebracht worden sein. Gegen Amerika müsse eine entschiedene Sprache ge führt werden. Zu Bismarck s Zeiten würde sich Amerika so Etwas nicht erlaubt Häven. — Abg. Gras Limburg lkons.) wirst u. A. der Regierung vor, sich in der Zuckerzuschlagszollsrage gar zu bescheiden dem Beschlüsse des amerikanischen Senats gefügt zu haben. Staatssekretär v. Marichall sagt, nicht aus Bescheidenheit, sondern weil der Präsident der Vereinigten «>taaten linier Recht anerkannt hatte und weil außerdem außergewöhnliche Umstände einlrate». namentlich die starke Steigerung unserer Zuckerausfnhr — Abg. v. Stumm iReichsp.) bemerkt, seine Unterschritt unter der Inter pellation solle kein Mißtrauen gegen die Regierung bedeuten. — Nach einigen Ausführungen des Abg. Ahlwardt, der u. A. dem Aba Nnrtn iinrmirtt i» Amerika Barch verwirft,'D Amerika den Freihändler Bryan bekämpft persönlich zu haben, schließt die Besprechung. Persönlich bezeichnet noch Abg Barth den ebenerwähnten Vorwurf als absurd, ebenst' eine Aeußcrung v. Kardorsf's. daß er selbst und der Abg. Richter als Delegirte des Auslandes hier ansträten. Präsident v. Bnol be zeichnet de» Ausdruck „absurd" als unpassend. — Morgen: Scrvis- Äorlaac, Relikten-Novelle. Berlin. Das Abgeordnetenhaus setzte heute die Berathnng des KnItiiselatS fort. Ein Antrag des Ceiitrnms um Erhöhung der Bezüge der Domkapitulare :e. wurde gegen die Stimmen des Cciitmms, der Polen und eines Tbeiles de. Frei sinnige» abgclehnt. Kapitel 116a, erhielt aus Antrag der Budget-
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