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Dresdner Nachrichten : 30.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189705306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-30
- Monat1897-05
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.05.1897
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W, »-»»»» «»«rtchic» ,r«ch»t»«» 48. Jahrgang. n°° Willi-, Iliiinl-. Min»-. Uitt«-, Siiilr- Mi Itttui-Iiikde, - »eiinl«, 1,„e I HVLII». Lijliuiv, 1^« Dresden. 1897 Veäsutevä ilMMls krem für »«lulLlstckvr-, uad bostvr tzuaiitLt. dünrsi-Vvrkank: IMMSiMU l,. VE. V»MMmtr. 34. DWs' ^WG L»r»Lrtvr V»ULvi»I»Ütv. Laaalwäasje«, vsiHüllliek« Liutziiukv undLlodsstudiou in vsrlia, 8o>wvL8eIürwv E!«-I llokljokanmt. 0«-sr. L8S-. -«.^kiizsdoäeiiMtrkd i« Vlsäsmiuu»'8 vvrL3tslLütt8vk -E- »litt «n>«r x«el>t tnx-insllil. oioüt Iilsd»i>ck. älutadl! »I«elen»te. 10, -im»Il8N,ti'. >0. 2»ivic»use»tt.dü. treu»t.: eevini-ioKrtl'.rktLlttttöklit,). Iliciimsreii. Uazzor dvokfsiaor dsutsebor und ynz-tisetzer slnsxantor ^nruse-, ÜOWN- und kListotntoüo in alion modmnsn ß'ardon und 1'nms-(ZuLlitüt<m ru diiliMnn ^rvius». fvnsvksl L 8oknviäsi-, 8ok6ffs!8li-. 19. 8k>ljmlill»il. L. kvlLvdkv, HI 1L««Lru4rvrGtr LS. ^»»virstr.« (8lLlttkLU8). Ar.14S. ;»i«««l: Beratbuna über dir Dereln-aelrtznovelle. Hosnachrichten, Schlacht- u. Vielihos, Bastei-Jubiläum, Stadtver- I Muthmaßiiche Witterung: > ordnetensitzung, AkUlceveländerilllgen, Akanthus, Gerichtsverhandlungen. .Undine" .Pfarrer von Kirchfrld". I Zum Theil unsicher. j e»v» Politische». Dir »weite Leiung der preußischen Verelnsgesetznodelle bat eine endgiltige Entscheidung noch nicht gebracht. Nachdem der frcikonfrrvative Sozialistengesetzentwurf mit der knappen Mehrheit von 13 Stimmen abgelehnt worden war, stimmten die Komer- valtvrn für den Torio der Kommiss,onsbeschlüsse und zwar nur aus dem taktischen Grunde, um eine dritte Lesung zu ermöglichen, bei der die abgelehntrn Anträge wieder eingebracht werden können. Ta indes nach dem Verlauf der vorgestrigen Beratbung und Ab stimmungen weder die Wiederherstellung der Regierungsvorlage noch dir Annahme de» kleinen Sozialistengesetzes zu erwarten ist, so dürft« voraussichtlich bei der Schlnßabstlmmuna auch der Torso, der sich «uff die Aushebung de» Verbindungsverbots und da» Ver bot der Theilnabme minveriähriger Personen an politischen Ver sammlungen beschränkt, durch die Konservativen zu Falle gebracht werden, die bereit» erklärt habe», dag sie einer derartigen halben Maßregel, einem so kläglichen Ausgange der ganzen Aktion die vorläufige Ausrrchterhaltung de» bisherigen Zustands vorziehen würden. Auch für die Regierung dürste dieser Torso unannehm bar lein, nachdem diejenigen Bestimmungen, auf die sie da» Hauptgewicht legt, gestrichen worden sind. So wird vermuthlich die dritte Lesung ebenso wie die zweite mit einer Niederlage der Regierung endigen, einer Niederlage, die vielleicht von dieser gar nicht einmal tragisch genommen werden wird. Die Leiter der Berliner Regierung sind an Niederlagen von gleich schwerwiegender Bedeutung gewohnt; sie haben sie ruhig hingenommen, und so werden sie sich wohl auch sehr bald über die Ablehnung der Bereinsgesetznovelle hinweazusetzen wissen. Kann man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, daß e» der preußischen Regierung nicht besonders am Herzen gelegen hat, im vorliegenden Falle einen Steg zu «ringen. Von vornherein ließ die Vertretung der Vorlage Energie und Kampse-sreudiakeit ver missen. Wenn die preußische Regierung mit Nachdruck und mit allen Kräften für ihre Forderungen etngetreten wäre, würde eS nicht schwer gewesen sein, den Widerstand der Nationalliberalen zu überwinden, gerade derjenigen Partei, von der von Hau» aus rin unbedingt ablehnender Standpunkt nicht zu gewärtigen war. Wie ost ist e» dem Fürsten Bismarck gelungen, die Anfangs widerstrebenden Nationallibrralen für sich zu gewinnen. Aber von d« preußischen Regierung ist gegenwärtig auch nicht der leiseste Versuch gemacht worden, die Opposition der National- liberalen zu brechen. Die Vertheidigung der Vorlage in der zweiten Lesung wurde dem Minister des Jnnem überlassen, wäh rend eS der Ministerpräsident und die übrigen Minister nicht für nothwendig hielten, anwesend zu sein, geschweige denn da» Wort zu ergreifen. Der einsam am RegierungStische sitzende Freiherr v. d. Recke versicherte zwar, daß die preußische Regierung «in- müthia der Meinung sei, der Staat bedürfe uns dem Gebiete des Vereins- und Versammlnugswesen» verstärkter Macht: aber diele Einmüthigkett kam nicht gnade dadurch überzeugend zum Ausdruck, daß sich nur ein einzig« Minist« berufen fühlte, die Einmüthigkett des ReaierungSwillenS zu vertreten. Die Vorlage war. obwohl sie angeblich sehr gründlich «wogen worden sein soll, lv unzulänglich vorbereitet, daß das Material, das zur Begründung auch bei der zweiten Lesung vom RegierungStische vorgebrachl würbe, geradezu al» kläglich bezeichnet werden muß. Immerhin ist anzuttkennrn, daß der Minister des Innern v. d. Recke am Freitag wett entschieden«, als e» bei der ersten Berathung von dcr Regierung geichehen war, die Tendenz der Vorlage alö eine anlisoztoidemokratiiche kennzeichnete. Er betonte vor Allem, daß die Sozialdemokratie nicht eine Resvrmpartei, sondern eine revolu tionäre Partei sei, die als solche behandelt werden müsse, wie dies auch in gerichtlichen Erkenntnissen geschehen ist. Noch an, 29. Januar dS. Js. hat das preußische OberverwaituiigSaericht in einem Erkenntnis ansgesprochen, daß ein Beaniter sich des Ver trauens unwürdig mache, wenn « die Bestrebungen der sozial demokratischen Partei unterstütze, weil diese Grundlagen des Staates bekämpfe. Gewiß ist es gegenüber der CapriviMen Auffassung ein erfreulicher Fortschritt, daß die gegenwärtige Negierung wieder den revolutionären Charakter der Sozialdemokratie erkennt und wenigstens den Versuch macht, zu einem Svstem scharf« und kräf tiger Abwehrpoiitik znrückzukehren. Aber was nützt diese Erkennt nis, wenn dies« Versuch scheitert, weil die Regierung nicht die Energie besitzt, die Forderungen, dt« sie als Gebot dn Staats- nothwendtgkeit und StaatSerhaltuna «könnt hat. durchzusetzen? Die Nationalliberalen haben ihre ablehnende Haltung auch bei dcr zweiten Lesung nicht geändert; nur ein einziger von ihnen, der Aba. Durch der Generalsekretär de» CentralvrrbandS deutscher Industrieller in Berlin, bat für das freikonservative kleine Sozia listengesetz gestimmt. Tue Art ab«, wie die nationallibrralen Redn« bet dn zweiten Lesung ihren Standpunkt begründeten, wich wesentlich von der Motlvirung ab. die bei der ersten Berath ung In den Vordergrund gestellt worden war. Damals hatte der Aba. Dr. Krause erklärt, die sorlaldemokratiiche Bewegung könne nicht mit Mitteln der Gesetzgebung bekämpft werden; diesmal wurde di« Nothwendiakeit der Bekämpfung der Umsturzparteie», durch gesetzgeberische Maßnahmen zwar anerkannt, ab« man lehnt es ab, der gegenwärtigen Regierung verstärkte Machtmittel zu ge währen, well man kein Vertrauen zn Ihr hat. Wir haben, sagte der nationalliberale Aba. Schmieding, nach den Vorgängen der letzten Zelt nicht da» vertrauen zur Regierung, daß wir ihr die weitgehenden Vollmachten, die sie verlangt, anvertrauen können; eine schwache Regierung kann man nicht dadurch stark machen, daß man ihr unbegrenzte Vollmachten giebt. Der zweite naktonal- liberal« Redn« Dr. Sattler begründete diese» Mißtrauensvotum, indem cr darauf hlnwies, daß die Minister nicht mehr Ihrer Ueber- zrugung gemäß handeln, sondern nur den Einflüssen d« Krone folgen. Jeder unabhängige Mann, betonte der nationalttberale Führer mit Recht, muß leine Unabhängigkeit auch vor FÜrsten- thnmen beweisen, indem « nicht» thut, wa» gegen seine Ueber- zrugung ist. Wenn tndeß die Nationallibrralen konsequent sein würden, so dürften sie rinn Regierung, zu der sie kein Vertrauen mehr baden können, überhaupt nicht» mehr bewilligen. Dn Abg. Dr. Sattln rühmte jedoch, daß «» sein« Partei zu verdanken wäre, wenn ein positiver Ergebniß zu Stande käme. Er meinte mit diesem positiven Ergebniß da» Verbot dn Theilnahme Minder jähriger an politischen Bersammlunqen. Mit diesem dürftigen Zugeständntß glaubt dt« nationalttberale Partei die auSdruckitch von Ihr anerkannte Pflicht, die Grundlagen de» Staate» »ach jeder Richtung, also auch aus gesetzgeberischem Wege, »u schützen, «füllt zu haben. Die Haltung »er preußischen Nationaltiberalen entbehrt ab« auch völlig d« realpolitiichen Logik. Auf d« einen Seite «klärte der Ava. Schmieding, daß nicht bis» auf dem Boden dr» zen Kampfe», sondern auch mit den Machtmitteln des Staates en sozialdemokratischen Umsturzbestrelmngen entgegengetreten wer den müsse: ja « machte sogar der preußischen Regierung den Vorwurf, daß sie von den ihr gegebenen Machtmitteln gegen die Sozialdemokratie keinen ausreichenden Gebrauch mache. Anderer seits aber verweigert er der Regierung die Unterstützung, obwohl sie sich endlich aufgcrafft hat und eine Vorlage einbringt. der wenigstens die Absicht an die Stirn geschrieben steht, nunmehr mit voller Energie den Sozialdemokraten mit den Machtmitteln des Staates zn Leibe zu gehen. Weiter meinte der Abg. Schmie ding. es genügt nicht, blos auf dem Gebiete des Vereins- und VeyammlungswesenS gegen die Umsturzparteien vorzugrhen; da bleibt vor Allem die ungezügelte Presse der Sozialdemokratie, und e» giebt noch eine ganze Reihe von anders» Gebieten, ans denen «in Eingreifen des Staates wirksam« und nothwendig« wäre: wir wollen ganze Arbeit haben! Da aber im Reiche zur Zeit an solche Geietzaebung nicht zn denken ist. so ist es doch wohl ein Gebot gesunder Realpolitik, zunächst auf demjenigen beschränkten Gebiete eine Besserung herbeiznführen. wo eine solche erzielt wer den kann. Das ist keine richtige Politik, meinte der sretkonser- vativ« Führ« Freiherr v. Zedlitz-Neukirch, der Taube auf dem Dache wegen den Sperltng aus der Hand wegzugeben. Diese nationailiberale Haltung, die weder national noch realpolitiich, sondern doktrinärer Dilettantismus ist, dürfte in weiten Kreisen des Volkes wohl kein Verständniß finden. F-ernichreib- und Aernsprech-Bertchte vom 29. Mai * Wi« n. Da der Abgeordnete Peßler im Abgeordnetenhaus«: am nächsten Dienstag eine Erklärung über den die Majorität be leidigenden Zwischenruf abaeben wird, sind die Forderungen der Abgeordneten Uvrzal und Wtclowicyski in unblutiger Weise erledigt. * Pari». Kammer. Der Dcputirte Volle drückte seine Ver wunderung auS, daß man bei der Feier In Rotte Dame den Pater Olltvirr reden ließ. Der Präsident Mölinc betonte, die Regierung wendete stets alle Gesetze mir Festigkeit an und folgte bei der Feier nur dem Beispiele Goblet's nach dem Brande der Opera comiaue. Goblet warf dem Minister vor, daß er sich stets hinter seinen Vor gängern verschanze. Die Regierung habe man im Jahre 1887 wenigstens nicht in die Lage verletzt, dem Vertreter ein« aus- wäritgen Macht, die er nicht nennen wolle, einen Dank auszusprechen, Eine von der Regierung verlangte einfache Tagesordnung wurde iodanu durch Hänvrausheben angenommen. Delcasse interpellirt hierauf über die allgemeine Politik der Negierung. Keine Reform werde «zielt, weil die Regierung, statt an die Gesammtheit der Republikaner zu appelliren, sich auf die Rechte stütze. Msline ent gegnete: Die Regierung kam ihren Verpflichtungen nach; wenn die Ziele nicht «reicht wurden, war dies die Schuld der Inter pellanten. MSline weist den Vorwurf zurück, daß sich die Regier ung aus die Rechte stütze. Seine Majorität sei eine republikanische. Die Kammer nahm schließlich mit 296 gegen 23l Stimmen eine die Erklärungen der Regierung billigende Tagesordnung an. Paris. Kammer. Das Haus und die Tribünen sind voll unerhört, daß ein Agent der politi>chen Polizei solche Infamien besetzt. Berry interpellirt darüber, wen die Verantwortung für den in die Zeitungen dringen könne. WaS hier Lerr v. Lützow Brand im WohlthätigleitSbazar treffe. Der Interpellant wies aus und dec Polizei' die Aufopferung und den Much hi», welchen die Männer ans dem Volke bewiesen. Ausreichende Sicherhettsmaßregeln seien für die Zukunft nothwendig. Dem Polizeipräsidenten treffe dec Vorwurf, daß er nicht, wie es sein Recht gewesen, den Bau deS Bazars über wachte und «inschrttt. Barthou erwiderte, die Ursache des Brandes sei heute genau ermittelt. Durch ein Zündholz sei der Archer, welcher zur Beleuchtung der Lampe des Ktnematoaraphen diente, entzündet worden. Wen die Verantwortung hierfür treffe, werde festgestellt werden. D« Polizeipräsident lmbe den Bazar nicht überwachen lassen können, da er in einem Prtvatraume stattsand. (Beifalls * Konstantinopel. (Wien« Korrespondenz-Bureau,) Informationen aus Kreisen der Botschafter bezeichnen die Nach richt, daß Rußland sich bereit erklärt hätte, die von Griechenland an die Türket z» zahlende Kriegs-Entschädigung » eonto sein« Kriegsentschädigungs-Forderung zu übernehmen, übereinstimmend als unrichtig. « Berlin. Prozeß Tausch, (b. Tag.) Vor Beginn d« Ver handlung erhält der Angeklagte v. Lützow zu ein« Erklärung da» Wort in Betreff seiner Unterredung mit Dr. Liman. Er sagt u. A.: Ich habe keineswegs mir erlaubt, irgend etwas Abfälliges >u Süßem, im Gegentheil habe ich gesagt, daß der Kaiser sehr stark eine Mißbilligung über die Fassung der Depesche, welche durch wS Wolff'sche Bureau verbreitet worden war, ausgesprochen habe.— Einen breiten Raum in der heutigen Berhandiung nimmt die Vernehmung des Zeugen Maximilian Harden ein. Der Ober staatsanwalt fragt den Zeugen, ob v. Tausch schon früh« einmal bei ihm gewesen sei, und ob er dabet ein Gespräch Über Herrn v. Bötticher und dessen Verhältnisse zu seinem Schwiegervater ge habt habe. v. Tausch erklärte, daß « das nicht mehr wisse. Zeuge Harden: Ich habe den Angeklagten v. Tausch einmal im Jahre 18SK gesprochen. Er kam zu mir. nm einen ihm gewordenen Auf trag zu erfüllen und bei dieser Gelegenheit führte He« v. Tausch das Gespräch auf Herm v. Bötticher. DaS Gespräch kam aber nicht üb« die Allgemeinheit hinaus. Weit« «zählt dann der Zeuge, wie n kurz vor der Verhaftung v. Tausch's mit dem Ange klagten zusammengekommen iei. Aus die Frage des Präsidenten, ob der Angeklagte bei dies« zweiten Zusammenkunft es aus gesprochen habe, daß einer der Zeugen seine Eide»vflicht verletzt habe, antwortete d«Zeuge: Nein, das nicht! Er schien zu wissen, daß chm ein Prozeß drohte. Er klagte auch, daß er sich in einer 'chllmmen Lage befinde. « wisse nicht, wie viel und ob er Alle- sagen solle. Präs.: Was «zählte « Ihnen in Betreff eine» Ge- prächeS mit Tr. Lrvvkohnk Zeuge: Er sagte, daß « den Dr. Levysvhn besucht habe, um sich wegen einer Korrespondenz zu er kundigen. Da« b« dies« Gelegenheit geführte Gespräch sei bereit» am solgrndkn Tage veröffentlicht worden, aber wa» das Schlimmste, sei da», wa» er nicht gesagt habe. So habe er vor allen Dingen nicht gesagt, bah Leckert vom Auswärtigen Amt empfangen werde. ,Präs7: Es mutz auffallen, daß d« Angeklagte. . ittheilungen auS den TageSblättern wieder herauszubringen. Zeug«: Rach mein« Erinnerung hat er diese Levysohn'iche Sache gar nicht für so schwerwiegend nachtet, und ich habe ihm meine Meinung auch dahin ansgesprochrn. LS folgt dann weit« die Befragung de- Zeugen über da« Zusammentreffen zwilchen Leckert und MoiMiltan Harden. Letzterer hatte Leckert von vornherein von sich abgewiesen und sein Anerbieten rundweg adgelehiit Weiter wird dann das Zusammentreffen zwischen Maximilian Harde» und Brentano, des ehemaligen Chefs dn »Saale-Ztg.". erörtert. Besonderes fördnt diese Vernehmung nicht zu Tage. Es folgt dann eine Reihe von Fragen dcr Vertheidiaer an Maxi milian Harden. Hieraus wird als Zeuge aujgerusen Staatssekretär Freiherr v- Marschall. Präsident: Excellenr, es handelt sich um die Frage, ob der Angeklagte v. Tausch seine Zeugen Pflicht im Prozeß Leckert-Lützow nicht verletzt habe. Wollen Sie unS ein Bild geben und Thalsachen ansühren, tn welchen Bezieh unaen Herr v. Tausch zum Auswärtigen Amte stand und in welcher Weise er thätig war bet der in Frage kommenden Sache. Freiherr v. Marschall beginnt damit seine Aussage, wie kurz nach dem Ministerwechjel in der ,Saale-Ztg." hemge Artikel gegen den neuen Kurs erschienen seien. Man habe da erfahren, daß ein Dr. Schumann dn Verfasser sei- Bald daraus erschiene» in Paris« Blättern Artikel skandalölen Inhalts über hochgestellte Personen. Es kam dcr Zwischenfall mit dem Redakteur Brentano. Er theilte dem Reichskanzler mit, daß ec bereit sei. den Verfasser zu nennen. Brentano erltärte dem Major Ebmeier, daß die ganze Sache auf einen Beamten der politischen Polizei zuruckzufuhren sei. Wenige Tage später theilte uns Brentano mit, daß ihm von Normann - Schumann der Brief gezeigt worden fei. Dieser sei, selbst der Verfasser und werde nun damit beaustragl, den Thäter zn ermitteln. Das war doch eine höchst auffällige Thatsache. Wir beschlossen, den Verkehr mit der politischen Polizei abzubrechen, da doch nichts dabei herauskam. Wenn es sich um Normann- Schumann bandelte, so versagte der Apparat. Nach dem letzten Strafprozeß habe ich die Sache selbst in die Hand genommen und den Haswejeht gegen den flüchtigen N.-Sch. ergehen lassen. Daß v. Tausch selbst intriguirt hat, dafür habe ich keine Ankaitepunkle. Freiherr v. Marschall geht dann weit« aus Einzelheiten ein. lieber N.-Sch. sagte er, daß « allenthalben als Schwindler und Hochstapler gekennzeichnet sei. Vnen solchen Mann als V«> ttauenSmann der politischen Polizei zu haben, ist an sich eine Ungeheuerlichkeit. Dcr Mann hatte die Eigenthümlichkeit, daß er selbst Majcstätsbeleidigunaen verübte und dann ganz unschuldige Personen anklagte, die«« Majestätstielcidigungea begangen zn haben. Lv stellte sich bei einem Prozeß in Leipzig heraus, daß er ganz unschuldige Leute der Maiestärsbeleidiaung geziehen hatte, die er wahrscheinlich selbst begangen Hot. Es kam das Jahr 1895, da theilte mir einmal der Krtegsministcr Broniart v Schellendorff, der mich deshalb ausgesucht hatte, mit, daß in den .Münchn. Neuest. Nachr." die später viel besprochene Depesche üb« eine Staatsministerialsitzung, in welcher die Mllitärstrasnovelle zur Be rathung stand, erschienen sei, welche Depesche nur aus einer Indis kretion beruhen könnte. Man lenkte den Verdacht aus Herr» v. Köller. Dieser Verdacht war aber völlig grundlos, und Tr Htrth in München hat die Nachricht auf ganz unverfängliche Art. und Weise erhallen. Frhr. v. Marschall geht dann weiter aus das Erscheinen der verschiedenen Artikel in der »Köln. Ztg." und in der «Welt am Montag" ein. u. A. sagt er. cr hatte eS für ganz s* 3 *2. 3 2 r» s L » ils b-l'? und dec Poltzeikomissar thaten, war das Schlimmste, was eö geben kann. ES sei ihm auch aufczesallen. daß bei einer Unterredung in Gegenwart des Polizeipräsidenten Herr v. Tausch den Herrn v. Lützow immer in Schutz genommen Hobe. Weiter schildert dann Frhr. v. Marschall die Vorgänge bei Emir- ring des Verfassers des Artikels der .Köln. Ztg.", Vorgänge, die indcß aus dem Prozeß Leckert-Lützow hinlänglich bekannt sind. Als Leckert verhaftet worden sei, habe das „Berl. Taget»!." die falsche Notiz gebracht, daß Leckert im Auswärtigen Amte em pfangen worden sei. Frhr. v. Marschall bat Herrn Dr. Lcvisohn. ihm Gelegenheit zu einem Gespräch zu geben. Er habe ihn gefragt, woher cr die Nachricht habe. Dr. Levisohn habe den Betreffenden nicht nennen wollen. Da habe ihm Frhr. v. Marschall gesagt: So, da will ich Ihnen Ihre Quelle nennen: es ist v. Tausch. Dr. Levisohn habe dieie Frage nicht direkt bejaht: seiner Antwort sei jedoch zu entnehmen gewesen, daß thalsächlich jene Notiz auf Herm v. Tausch zurückzusührcn sei. Präs.: Excellenz sagten, daß die ErmittelungSkunsl des Angeki. v. Tausch bet den Nachforschungen nach dem Verfasser der skanda lösen Artikel in der .Agence Lidre" vollständig versagte. Daraus mag vielleicht hervorgeyen, daß Herr v. Tausch seiner Ausgabe nicht gewachsen war, man braucht doch aber nicht nothwendig« Weise anznnehmrn, daß dcr Angeki. v. Tausch absichtlich nichts er mittelt habe. Alles. WaS Excellenz gejagt haben, ist geelanet. einen Verdacht auf Herm v. Tausch zu werfe», eine direkte Widerlegung des Angeklagten ist damit aber noch nicht geliefert. Im Vertäu,r deS VeryörS bekundet Frhr. v. Marschall noch, daß in den Akten de» Auswärtigen Amtes der Name v. Tausch zum ersten Male in Verbindung mit dem Namen Normann-Schumann vorkomme ge- legentlich der Mittheilung, daß eS ein Herr Richard Grolbe ge wesen sei, der die Schandartckel Normann-Schumann's in die Pariser Blätter gebracht habe. Dort ist auch vermerkt, datz N.-Sch und Grothe intime Freunde waren. Rechtsanwalt Dr. Sello: Ist e» Sr. Excellenz bekannt, daß v. Tausch von ein« besonderen Animosität gegen den Geh. Rath v. Holstein beieelt war? Frhr. v. Marschall: Davon ist mir nicht» bekannt. Oberstaatsanwalt: Ich mache darauf aufmerksam, daß der Angeklagte v. Lützow an- aedeutet hat, Herr v. Holstein sei der Hintermann Leckert s. Der Oberstaatsanwalt erklärt dann, einen Beweis dafür, daß v. Tausch hinter den Preßtreibrreien des N. - Sch. stand und mit dessen Artikeln eng verbunden war, halte ich auch heute nach den Be kundungen o«S Staatssekretärs nicht für erbracht. Es kann zwar ein schwerer Verdacht nach dieser Richtung hin nicht abgclcugnet werden, ein schlüssiger Beweis liegt ab« nicht vor. Freiherr v. Marschall wird noch gefragt, ob er den Eindruck erhalten habe, daß ein Polizeiagent auf eigene Hand Politik treibe, v. Marschall: Däs ist schwer zu sagen. Im Allgemeinen darf man wohl an- nehmen, daß der Agent den Willen leine« Meisters thut. Rechts anwalt Dr. Schwmdt: Wir haben über N.-Sch. gehört, daß dieser über Bismarck schimpfte, dann wieder über Herrn v. Marschall und da» Auswärtige Amt. daß n gleichzeitig Antisemit war, dn sich unter der Maske eines Beamten des Justizministeriums damit brüstete, eine Suprrrevision de« Lauten« Prozesse» vorzunehmen und schließlich auch im .Vorwärts" ein- und auSgtng. Glaubt der Zeuge, daß dieser auch nur dem Winke seines Meister» folgte? Da müßte der Letztere ia beinahe ein viel- köpffae» politische» Ungeheuer gewesen sein. Freiherr von tarschall: Normann-Schumann macht eine Ausnahme ücS den Akten «giebt sich, daß dieser vielseitige Mann in Rom !ecttatteiisi»ann eines Kardinal-, zugleich aber auch eines
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