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Dresdner Nachrichten : 01.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189708013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-01
- Monat1897-08
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.08.1897
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De,«,-sebSKr v>n««Mr,^^ 2^0. dm« bl« »MI «»»tindigringen Ar die nü«lie Numiner epolat in der bÄÜ»t«*wutÄkll«. Marcrnin. ss. u. ,,L^"?,"d^^">csccllcu r>. Bonn, ^blssIlkir Na«m. «onnkoas nur Marieickr. -» v n-'/.r Mr Mittags. Slnzeiaentarif. Di« I wattige Kriindceilc ca «Silben» U>P>..Anlund>LU»ae„auiderPr>vat ikN« Helle 20 Pi.; Tovvel^-ile..nuten,, Smm Ginaeiandt» « Pi. sirnnd cccie nir Wvntoae oder »a« KclNanc» so P». inir iianiilikniitiü,richten -c.>. b«. A Pf. — »luöwcirtiac AustrÜcic nur a«»en BorcucSbciccktuns. VeleMLttcr ivcrd.in ioPt.berechnet. Mr Rückgabe eingeianbier Schrift, imcke keine Verbindlichkeit. Hernivrechanichiub: Amt I Ur. 11 u, Ur. L>e Dresdner Nachrichten erichcinen täglich Moraens. ln^mOlhlj » IIokNokorLul^u 8r. ill^off^ß <1vs K^vixs voü ^Ledsvi» . ^ FZV5,8vrt«>. 4s» ^ZahrlMII. I ^ Ljorolvvrknul l»r«-><t«-n, ^Ikrnnnkit 2. HoNzokvrLUt.or» Kr. ill^o^Lß <1y» K^vixs voü KLedsvi» Dl»«»«»«, FZv-, «vrt«». Divrolverknul I»r«-><t«-n, llkrnnnkt 2. ssr Telegr.-Adresse: Nachrichten, DreSde, »» Iiinrliiteixliriilt" kmilnel' l/liiuniiiixilüi'-sikiikiir Z k'ornllprootiHr ^ 'I'vIver.-iV'IroK««: . ^mt II. k'r. 2lü^ ompslvklt. ikro (7Krunp.»^.-I)roi«1on mit L. 8. 8iaalKpnoi8 rzn»<i-o2^i<'liiil>t< n < Iinmpn^nvn »lit'Iz rotlis und üur^umlnr ^lou«80,zF. ^'isäsrls^ou doi Uorrn II. K. I'Iizlipp, »u rlor Kiou/Kirolis 2, unä doj ^ llorron >Vvj« L Iloiiko, Lvolllod^trav«« 17. ki'.LMislgkseMMmidl.NLNllLi'dkiteii W> NsIHKLB! M ü^mr» kodvlms m sllkll krejslssvll LLKL0SS« iM LKL^LLLTLL L^H, ssfoxliii, .^k-k-ttnititi«; 5», I. O>nn«pn^« II« II17. I. ^vllnnkt n-^.^peüUinn kür »No /Lslttin^sa. II. Mllet-Verlt»uf für äio vro^Iuor l'üSLt«. III. Kik>kt^n Konkroll« unksr li»r»ntjs. IV. Kollektion «l« r KLekii. I.»vüe»,Ivrr»rI«. <r Larl klLuI 2i! ^ 2ki ' . V«rjc»ot«1ocLl Mit: I't>it<-nrc>. ,A«8t klL8VLLrvN U Mar Lrt aus cken bycisuleniislon CinM'ckwa Om ln- nvä ^ Luslanckss, omplvdlsn in reiohvs.Itinar Lci'ivM H ^ Willi. Illlil <!d Kolln, X^I. !iokIigktzrn.nii;n, H ^ >teamai^kt II. D«ni»,k»n««'k*it«'IIr> HIN. .^Ä8S^EL^8^trrMrrr^^r.r»?r»rr»^.^.rt«^»?r^»rtLrALMiK f. 211. -.„.-Ng des deutsch-eimlüchen Handelsvertrags. Hofnae von Holleben, Hochwassernachricdten. Stud. Ehrengerichte. Turnverein. C >richten. Geschlecht I ienchtsvervandlungen. Mttthmcihliche Witterung. I Jetzt unberechenbar. ttkl'Ml'Wliüe üöl' 8ai§ll!l keikidstv ^llsvsdl aller Ispisserie-Mterisliell. Smintag, I.Nugust I8t>7. Schnelle Hilfe th»t »nt»! Die grauenvolle Verwüstung, die das wilde Toben der er barmungslosen Elemente in unserer sächsischen Heimath und weit über ihre Grenzen hinaus angerichtet hat. beginnt nun nach dem Stillstand der Katastrophcn in ihrem ganzen furchtbaren Umfange vor unser Äuge zu treten, und bei dem Anblick, der sich uns dabei bietet, wallt jedem fühlenden Menschen eine heiße Fluth von Empfindungen zum Herzen. Das eine überwältigende GrsW ergreift und beherrscht Alle: schnelle, ausgiebige Hilfe ist das erste und ober st c Erfordernis der Lage. Ist cS doch ein besonderer Jammer der letzten schweren Tage ge wesen, daß des Unglücks zerstörende.Hand in überwiegendem Maße gerade den ärmeren Theii der Bevölkerung getroffen hat, der nach seiner ganzen materiellen Loge nicht im Stande ist, schwere wirth- schaftlichc Schicksalsschläge ohne Bedrohung seiner gelammten Existenz zu tragen. Den kleinen Bauern hat das unerbittliche Element die Ernte vernichtet und ihnen so die letzte Hoffnung ge raubt, an die sie sich in ihrer so wie so schwer bedrängten Stell ung klammerten. Wie die Felder, so sind auch die fruchttragenden Gärten der kleinen Leute verwüstet, dazu ist das Vieh dahingerasst und den nothdürftigen Hausrath hat die Gewalt der Fluchen fort- geschwemmt oder total verdorben. Wie Mancher, der sich am Abend noch mit dem tröstenden Gedanken zur Ruhe gebettet hatte: „Klein, aber mein!", fuhr des Nachts unter dem Donner der Fluchen zu einem jähen Erwachen auf. und beim Grauen des Morgens mußte er froh sein, nur das nackte Leben gerettet zu haben i sonst aber war Alles dahin, und nackt und bloß, ohne Hab und Gut, ohne Stätte, ihr Haupt zu betten, und ohne Mittel, ihr Leben zu fristen, sehen nun Hunderte und Aberhunderte kleiner Existenzen einer ungewissen Zukunft in das kalte Antlitz. Da ttitt die Barmherzigkeit ihr hohes Amt an. Sie wandelt überall durch die Lande, klopft mit milder Hand an alle Thürcn und bittet Jeden um sein Scherflein zur Linderung der Noch. Niemand, in dessen Brust ein Iheilnahmsvolles Mcnschenherz schlägt, kann ihren Bitten widerstehen. Der oft bewährte Wohlthätigkeitssinn unserer Mitbürger wird zweifellos auch bei dieser Gelegenheit die Probe glänzend bestehen. In erster Linie aber kommt es jetzt daraus an. daß schnell nnd planmäßig geholfen wird. Deshalb er geht an alle Städte und Gemeinden des Landes die dringende Aufforderung zur unverzüglichen Bildung von Ausschüssen, die die Sammlungen leiten und die eingegan- gencn Gelder in entsprechender Weise zur Vertheilung bringen. Politisches. Mit der Kündigung des deutsch-englischen Meistbegünstigungs vertrags vollzieht sich ein bedeutsamer Schritt vorwärts aus der Bahn ,ener wirthschaftlichcn Entwickelung, die bereits jetzt deutlich die Ansätze zu einer Wirthschastspolitik von Kontinent zu Kontinent im Gegensatz zu der einzelstaaliichen wirchschastspolitischen Be- thätigung im modernen Weltverkehr erkennen läßt. Das Bedürf- niß nach einem kontinentalen zollpolltikchen Zusammenschlüsse ist gegenwärtig freilich noch zumeist in Amerika und England lebendig, während unser von politischem Mißtrauen in verschiedene Lager ge spaltenes europäisches Festland wie gewöhnlich hinter der Zeit her- hlnkl und erst durch schwere Erschütterungen seines wirthschaft- iichci, Gleichgewichts von Amerika nnd England her zum Bewußt sein dessen, was noch thut, emporgerüttelt werden muß. » Die Amerikaner haben mit dem Dinglehtarif das Ihrige ge- than und nun tritt England, mit der zollpolitischen Kneifzange seines „(lreatvr Lritaia" bewaffnet, gegen uns aus den Plan. Im vorigen Jahre um diese Zeit feierte das englische Manchcsterthum das Njährige Jubiläum des Freihandels und damals nahmen die Herren, die nichts lernen wollen, sekundirt von ihren deutschen Gesinnungsgenossen, den Mund noch recht voll. Das war aber nur äußerlich. Im Geheimen hatte der Zwang der Thatsachen in dm maßgebenden Kreisen bereits eine Wandlung in den An schauungen hervorgebracht, die drastisch in dem offenen Geständniß Lord Salisburu's zum Ausdruck kam, daß er im Grunde seines Herzens eigentlich immer ein überzeugter SchutzMner gewesen sei! England befindet sich thatsächlich, trotz aller Aufwendungen sin seine Industrie, augenblicklich in einer nicht günstigen Lage. Wenn cs auch zur Zeit noch zlffcrmäßig an erster Stelle im Welt verkehr steht, so rückt ihm Deutschland doch langsam, aber sicher näher und näher und seine aufbltthende wirthschastliche Kraft wirft Schatten auf den englischen industriellen nnd kommerziellen Fort schritt, die diesem einen wesentlichen Theil seiner Lebenskraft zu tauben drohen. Deshalb sinnt England unaufhörlich ans Mittel, um die deutsche Konkurrenz sich vom Halse zu schaffen, und nach dem das famose „Ll-ulo in kvrioavx" sich nicht nur aiS wirkungs los erwiesen, sondem die Absicht seiner Urheber in'S.direkte Gegen- theii verkehrt hat, soll nunmehr dir Sache mit Hilfe des kolonialm 3»sammenschlusseS in Angriff genommen werden. Es läßt sich nicht leugnen, daß der diesmalige Schachzug Englands gegen die deutsche Konkurrenz sich gegen eine empfind lich« Stelle richtet. Die zur Begründung der Kündigung vor- »ebrachte Behauptung freilich, daß Deutschland bereits selbst in loesentlichen Punkten de« Meistbegünstigung-Vertrag mit England ilebrachen habe, ist rein aus den Fingern gesogen. Die Wahrheit ist. daß der Bruch des Vertrags in sehr schwerer und heraus fordernder Form zuerst von England vollzogen worden ist und zwar durch die jüngste eanadnchc Zollgesetzgebung- Der in der zweiten Halste dieses Jahres von dem canadischen Parlament an genommene neue Zolltarif lmit voller Wirksamkeit vom 1. Juli l8Wi. setzt hohe Differentialzölle gegen die deutsche Einfuhr zu Gunsten der englischen fest, im Widerspruche mit dem klaren Wortlaute des deutsch-englischen Meistbegünstigungsvertrags, ans Grund dessen den deutschen Maaren bei der Einfuhr in Canada genau die gleiche Behandlung zugesichert wird, wie den englischen. Die unterschiedliche Verzollung, die sich aus alle wichtigen deutschen Ausfuhrartikel nach Eanada bezieht, beträgt gegenüber der englischen im Durschschnitt ein Mehr von 8—9 Proz. des Wcrthzollcs. Betroffen werden von den Differentialzöllen an erster Stelle Textilerzeugnisse, Konsektionsartikel und Handschuhe, sodann Materialwaaren (Zucker ausgenommen, der mit der englischen Einfuhr gleich behandelt wird) und endlich Droguen- und Eisen- waaren, Bürstenbinderwaaren, sowie Glas-, Kurz-, Leder-, Papcer- und Thonwaaren. JnSgesammt beträgt die deutsche Ausfuhr nach Canada 16 Millionen Mack, aus welcher Höhe sie sich seit dem Jahre 1880 ziemlich gleichmäßig erhalten hat. Die Einfuhr nach Deutschland von Canada aus ist dagegen seit dem gedachten Zeit punkte fortge'etzt gesunken. Sie betrug 1880 7',^ Millionen. 1895 nur noch 2 Millionen. Das deutsche Aussuhrinteresse gegenüber Canada ist also wett überwiegend. Bei den übrigen englischen Kolonien waltet dagegen das umgekehrte Verhältnis! vor, da so wohl nach Britisch-Ostindien wie »ach Britisch-Westindien und Britifch-Australien die deutsche Ausfuhr die Einfuhr von dorther ccheblich unterwiegt. Deshaib ist auch gerade Canada von Weiten Englands dazu auSersehen worden, um den Londoner Machthabern den Schlug gegen den deutschen Wettbewerb sichren z„ helfen. Da inzwischen zu dem canadischen Differentialtarif ver Punkt auf das i durch die Kündigung des deutsch-englischen Meistbegünstigungs- Vertrags gesetzt worden ist, so erübrigen sich weitere Proteste gegen die ungleiche Behandlung der deutschen und der englischen Maaren, sofern nicht etwa enMchersetts versucht werden sollte, die nntec- schiedliche Verzollung schon vor dem Ablauf der nach der Kündigung noch bestehenden einjährigen Vertragsdanec zur Anwendung zu bringen. Vom Standpunkt einer zielbewußten deutschen Wirthschafts- politik bleibt ledoch unter allen Umständen die Thatsache bedauer lich, daß die Kündigung von der englische» Regierung und nicht von unserer Seite ausgegangen ist. Doppelt schwer fällt dieie Unterlassungssünde in's Gewicht, als die ganze Sachlage zu der Vermukhung heraussordert, daß die schwankende und unentschlossene Haltung Deutschlands gegenüber dem amerikanischen Vertragsbruch, der durch die Tarisirung des Zuckers in dem Dinglehtarif begangen worden rst. die Canadier ermuthigt habe, Tentschland zu beweisen, daß sie keineswegs bessere Menschen seien, als die Nankees. Fürst Bismarck bat wiederholt bciont, daß cs im wokinerstandcnen In teresse der heimischen Wirthschastspolitik liege, wenn bei handels politischen Verwickelungen mit dem Ausland Deutschland recht zeitig den ersten Schritt thne, um die Situation zu klären. Das Reich dürfe, vorausgesetzt natürlich, daß eine ersprießliche Ver ständigung aus gütlichem Wege gänzlich aussichtslos erscheint, gegebenen Falls selbst die augenblicklichen Nachtheile eines Zoll kriegs nicht scheuen, sobald nur die Umstände den sicheren Schluß rechtfertigten, daß Deutschland doch zuletzt der gewinnende Theil sein werde. So könne es dann sehr wohl möglich sein, daß selbst ein Zollkrieg in seiner Ixtzien Wirkung einen neuen besruchtenden Anreiz aus dir heimische Volkswirtyschast ausübe. Etz wäre empfehlenswerth gewesen, wenn die deutsche Regierung jene Lehre in dem vorliegenden Falle beherzigt hätte. Dacuber, daß England nicht nachgeben würde, mußie man doch wohl ln Berlin bis zur Zweifellosigkeit unterrichtet sein, und wenn man das einmal wußte, so hätte auch rechtzeitig die Konieguenz aus dieser Lage gezogen und England gegenüber das Prävenire gespielt werden müssen. Daß das nicht geschehen ist. erscheint als ein Ausffuß von Unent schlossenheit, der nicht gerade dazu dienen kann, das Vertrauen im Lande zu künftiger Energie der Regierung in der Vertretung Aernschreib- nnv A-crufprcch-Berichte vom 31. Juli. »—Dresden. Die König!. Wasserbau-Direktion meldet: Nach Voraussage wird die Elbe in Dresden Montag früh mit 3 80 Emtr. über Null ihren Höchststand erreichen. »Döbeln. Die Stadt bietet ein Bild schrecklichster Ver wüstung, wie sie dieses Jahrhundert noch nicht gesehen Die Mulde umichließt in zwei Armen die Stadt: diese ist vollständig überschwemmt und viele Häuser sind in Gefahr. Der Schaden ist ungeheuer. Die Mulde zeigt neues, starkes Steigen, lieber Bdhrigen ist eine Wasserhose niedergegnngen. » Görlitz. Die Neisse sinkt. Nach neuerlichen Nachrichten sind in Steinkirch 6, in Wingendorf und Göclitz ce eine Pecson ertrunken. » Friedrichsruh. Heute Mittag wurde der engere Vor stand des Bundes der Landwirthe, Plvtz, Rösicke nnd Hahn, von dem Fü.sten v. Bismarck empfangen und zur Fnihstückstasel gezogen. Der Fürst sah lehr wohl aus und war heiterster Laune. Tatz Ge spräch drehte sich besonders um die wirthschastspolitIschen Fragen, wobei der Fürst die Nothwendigkeit des Schutzes der nationalen Arbeit betonte und hrrvorhob, daß, um dieses Ziel zu erreichen, die Anhänger der verschiedensten politischen Parteien heranznziehe» seien unter Betonung des Grundsatzes: „Da locborevtz clo !a srsetjon oat intoräirs." Berlin. Die Abreise des Kaisers von Kiel nach Petersburg erfolgt am 9. August. Das begleitende Geschwader laust bereits am Montag aus. — Prinz Heinrich vegiebt sich nach Wilhelms- Hafen. um dort die Tauie des Panzers „Ersatz Friedrich der Große" vorzunehmen. — Fürst Bismarck gedachte heute die Voisitzcnden des Bundes der Landwirthe zu empfangen, die ihm eine Nach bildung des Medailloncelcess des Fürsten überreichen wollen, das sich in der Emgcuigsflnr des Berliner Bundeshauses befindet. — Die „Antis. Korr." des Herrn Liebermann v. Sonnenberg ist ohne Angabe von Gründen von der russischen Eensurdehörde für den ganzen Umfang der russischen Monarchie verboten worden. — In der Zeit vom I. April bis Ende Juni sind im Deutschen Reiche einschließlich der kreditirten Betrüge an Zöllen nnd gemeinschaftlichen Verbrauchsabgaben 173,337,560 Mt. zur Anlchceibnng gelangt, 8.991,007 Mk. Weniger als im gleichen Zeiträume des Vorjahrs. Die Znckersteuer ergab eine Mindereinnahme von 30,6 Millionen. Die übrigen Verbrauchssteuern und Zölle brachten Mehreinnahmen. Die zur Reichskaffc gelangte Jsteiimadme zuzüglich der Ausfuhr- Verfügung und Verwaltungskosten betrug bei den gemeiilichaft lichen Verbrauchssteuer» und Zöllen 163,195,992 Mk (539.U7M!. weniger). Lotterie und Börsensiener ergaben wieder Minderein nahmen. Bei der Post und Teiegraphenverwaltung beziffert sich die Mehreinnahme auf ca. 5 Millionen Mark- Berlin. Der hiesige englische Botschafter hak, als er im ^"2 3 c» 2. sinn zu künftiger Energie der Regierung richtiger wirthlchasispolilischcr Grundsätze zu stärken. Gleichwohl ist es die allerhöchste Zeit, daß die Regierung sich zu einer kraftvollen Haltung in der deutschen Handelspolitik er mannt, da bei den bevorstehenden Wahlen Handels- und zoll politische Fragen nicht nur von der größten Tragweite sei», sondem die Lage ausschlaggebend beherrschen werden. Das neueste Vorgehen Englands giebt einen beachtenswerthen Fingerzeig nach dieser Richtung. Es handelt sich in der nächsten Legislaturperiode des Reichstags um dle Ausstellung eines neuen autonomen Zoll tarifs kür das Deutsche Reich, der uns bei dem Ablauf der noch bestehenden großen Handelsverträge im Jahre 1903 nach allen Richtungen die Hände frei macht, sodaß nur unser eigenes In teresse flir «ns maßgebend ist bei der Anknüpfung neuer handels politischer Beziehungen. Es ivird dann mit dem jetzigen System der Meistbegtlnstigungsverträgr, das sich auf allen Seiten stark diskreditirt hat, zn brechen sein und an ihre Stelle werden die specificirtrn Tarifverträge ohne die MeistbeaünstimmaSklausel zu treten haben. Auf dieienigen Staaten, die sich zu keinen vertrags mäßigen Zugeständnissen herbeiloffen wollen, finden die hohen Sätze des autonomen Zolltarifs Anwendung. Ein genügend hoher autonomer Zolltarif wirkt daher zugleich als eine Art von Zwangs mittel zur Erzielung günstiger handelspolittichec Bedingungen von Seiten fremder Staaten und ist als solches für eine starke Re gierung unentbehrlich. Allerdings ist die unerläßliche Voraus setzung für daS Zustandekommen eines derartigen Tarifs in einer wirklich alle betheiligten Interessen durchgreifend schützenden Form das einmüthige Zusammenwirken der drei großen Erwerbsstände: Handel, Industrie und Landwirthschaft. Auch in diesem Punkte ertheilt die Kündigung des deutsch-englischen Meistbegünstlgnnas« Vertrags eine neue eindringliche Lehre. Eine allezeit zlelbewußte nationale WirthschaftSpolittk im Deutschen Reiche dürfte auch am ehesten geeignet sein, das europäisch-kontinentale Moment in der sich neu entwickelnden Weltlage zu allgemeinerer Erkenntniß zu bringen und die Aussicht zu verwirklichen, die der nattonalliberaie Abgeordnete Dr. Kammacher im Februar dS. I. im Reichstage schon für eine sehr nahe Zukunft stellen zu dürfen glaubte, daß nämlich die europäischen Staaten dazu übergehen, gegenüber den allamrrikanischrn und allenglischen Bestrebungen engeren Anschluß aneinander zu suchen und z« finde«. dem sreihändlerüchen Waschzettel, der sich in mehreren irrt- innigen Morgenblciltern betreffs der Kündigung des deutsch- / englischen Handelsvertrags befindet, schreibt die „Kreuz.-Ztg.": Wieder ein Beispiel srcihändierffchrr Entstellung und Verhetzung' Niemals ist in Canada eine irgendwie seiudliche Stimmung gegen die deutsch-agrarische Politik hervorgetreten und es dürste auch davon gar keine Rede sein, weil Canada au dem deutschen Markte cm nur ganz untergeordnetes Interesse hat, da seine gescuiunte Ausfuhr nach Deutschland in den letzten Jahren sich mir ans 2 Millionen Mark jährlich belief. Canada treibt vielmehr selbst agrarische Politik. Es will vor Allem Difsecentialzollbcdingungen iur seine landwirthschastlichen Erzeugnisse auf dem englischen Markte, und zwar zunächst gegen die Vereinigten Staaten die mit ihren Erzeugnissen erdrückende Konkurrenz machen. Der Satz: „Die deutsche Aussuhrindustrie wird also für die Sünden der Agrarier gestraft", zeigt, weß Geistes Kinder dieie deutschen Maiichestermänner sind. Die „Post" schreibt daraufhin, daß der canadlschc Weizen und Roggen nach Aushören des Vertrags nicht mit 3,5, sondern mit 5 Mk. pro Doppelzentner zu versteuern sein Dana ' werde und fährt sort, wenn Canada sich wirklich aus Aergcr über die in Deutschland bestehenden landwirthschastlichen Zölle zu der differentiellen Behandlunchder deutschen Einfuhr bewogen gefunden hat, so erweist sich diese Maßregel daher als ein >ehr zweischneidiges Schwert: sie würde, wenn nicht eine andere vertragliche Regelung ecntritt, mit dem Ausschluß der Erzeugnisse der canadischen Land - wirlhschaft vom deutschen Markte gleichbedeutend sein. — Die „Nat.-Ztg." äußert sich über die höhnische Bemerkung der „Times": Aus den Andeutungen des englischen Blattes gehe soviel hervor, daß England bei der Kündigung der Verträge mit Deutschland nnd Belgien thatsächlich nur seinen Kolonien sreie Hand verschaffen wollte und unter Beibehaltung seiner bisherigen Wirthschastspolitik bereit sei, neue nur für England selbst bindende Handelsverträge abzuschließen. — Aus Berlin wird der „Köln. Ztg.", offenbar aus Regierungskreisen, gemeldet: Hier bcurthcilt man die englische Kündigung im Allgemeinen sehr ruhig, da man dabei von der Auf fassung ausgeht, daß bei den Handelsbeziehungen beider Länder betderleikliche Interessen obwalten und daß England ebenso gut am beiderseitigen Handel interessirt ist als wir. Berlin. Das Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat den Oberpräsidenten der Provinz Schlesien ersucht, eine Zusammen stellung der Wasserschäden anzusertigen, die dem Kaiser vorgelegt werden soll. Köln. Der Minister für Landwirthschaft Frhr. v- Hammer stein hielt bei dem gestrigen Festmahle anläßlich der Jubelfeier der landwirthschastlichen Akademie zu Poppelsdorf etwa folgende An sprache : Er habe schon früh der Landwirthschaft angehangen und habe ein Herz für sie. Wer da sage, daß er der Landwirthschaft helfen könnte, aber nicht wollte, gegen Den werde er mit Jreimuth austreten und sagen, daß sei eine Unwahrheit. Das behaupte er nicht Mr sich allein. Eine schlechte Regierung sei eS. dle es nicht begriffe, daß neben dem Wehr- und Lehrstande vor Allem die Landwirthschaft eine Stütze des Staates sei. Was würde aus dem premzilchen Staat werden, wenn nicht aus den Reihen der Landwirthe Wehrkräfte, wenn nicht aus den Reihen der Grund besitzer treue Beamte erwüchsen, wie es seit-Jahrhunderten der Fall gewesen lei. Er wiffe gewiß, daß jeder Hohenzoller gern deutsch ist und baß. wenn er dieses Fundament nicht sicher halte, der preußische Staat nicht mehr bleibe, was er gewesen sei: der Kopf von Deutschland. Nicht sein Gefühl, sondern seine Pflicht, seine innerste Uederzeugung spreche dafür, daß die Landwirthschaft mit das Fundament d«S preußischen Staates, des deutschen Vaterlandes
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