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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187703297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-03
- Tag1877-03-29
- Monat1877-03
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1877
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Erscheint tiigltch früh SV. Uhr. Hi-Ä», «a «PtMni J-ha-mSg-ff« SZ. '-0 »prrchdqbr» drr Urdarttoa: VoNnMa^S lO-^l-i Uhr. Nachmittags Uh^- »uuahche der für die nächst- lende «vmmer bcstlmmteu _jkratr M «vchnttage» bis Nhr NachmittaaS. «« Tom»- »rdstestlagm irüL »iS '/.S Uhr. „ chu FMate» ftr Z,^ A«mchvu : mer Töo»ak«r«opret» iv" — «r. »eine Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. W 88. r ^ . «1^ i N Donnerstag den 29. März 1877. ,W ftr v lift- k. «hetlagen obne PostSefvrberuag 3V Mt. mit. Postdesördernug 45 ML Zostratr 4aesp BouraeoiSz. 20 Ps. Größer« «chnstcn laut auserv» PrrrSverzeichmß. —Tabellarisch«! Satz »ach l-öh«wur Tarif, »ectame, untre dem Ulsacttaachräh die SpÄtzeile 40 Pi- Inserat« find stets a« d.S«P«»ltt», zu senden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung xraeuiuaerawü oder durch Poftvorschuß. 71. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. hlvr bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartakwechscl den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten Karte und Rechnung bereits von beute an in Empfang nehmen lasten. ZL«kI»FFsFr«-r : Die allgemeine Ausstellung der Gchülerzeichnnnge» sännmtlicher Leipziger G1»btsch«lrn bleibt, vielse, t gen Aufforderungen und Wünschen zu entsprechen, noch bist Sonnabend Mittag 12 Uhr geöffnet. AuSstellungstocal: 1. Bürgerschule für Knaben, 1. Etage. Eintritt frei für Jedermann Ausgestellt find die Zeichnungen: vom ThomaS- und Nicolaigymnasium, Realschule I. Ordnung, Realschule II. Ordnung, höhere Bürgerschule sür Mädchen, 1. biS 5. Bürgerschule, 1. biS 4. Be- zirk-schule, RathSfreisckule und Fortbildungsschule sür Mädchen. Die Fortbildungsschule für Knaben »st nur durch Elaffe 20—40 vertreten Zum Besuche der Ausstellung ladet ergebenst ein F. Fliazer, städt. Zeicheninspector. di< zur an Vre Lrudtstraße Bekanntmachung. Wir beabsichtigen in nächster Zeit die Großen Fleischergaste uud die Gro-e s'' Grundstücke Nr 6 und 28 dieser Straße, auf dem Areale der Immobiliengesellschaft neu zu pflastern, uud ergeht de-halb au die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bezeichnet«! Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-Gas- und Wasserleitungen uns veischleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Reupflasterung auSzuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- gutem StraßenpflasterS dergleichen Arbeiten während eine- Zeiträume- von L Jahren «ach beendeter Nenpflasterung in der Regel nicht mehr zugelaffen werden. Leipzig, am 26. März 1877. Der Skat- der Gt«dt Leipzig. vr. Georg». Mangemann. Städtische Gewerbeschule. Die Sehiilerarbette» der ftndtisäbe» Gewerbeschule, die während de- verflossenen Schuljahres im VKodelltr tkarsnS so wie in den versch wurden, liegen im AuSstellung-zimmer der Tewerbefchul parterre) vo» heute biS mit 2. Oftersetertag geneigter Besichtigung aus. Leipzig, am 28. März 1877. Die Direktion der ftndt. Gewerbeschnle. Niep er, Prof. LchMS« 28. März. Der ReiLStag ist in die Ferien gegangen, nachdem er fleißig gearbeitet hat, ohne doch er heblich vorwärts zu kommen. Nur zwei Puncte hat er endgültig erledigt: e- sind die- die Gesetze, welche die Lande-gesetzgebung in Elsaß Lothringen und den Sitz de- ReichSgerichtS betreffen Durch da- erstere ist ein neuer Schritt vorwärts gethan worden in der moralischen Eroberung der Reichs lande, deren SelbstverwaltunaSrechte, vertreten in ihrem Landesausschuffe, auf Kosten des Reichs tage- erweitert worden sind. Hoffen wir, daß da- Vertrauen, mit dem da- Reich den wieder- gewonnenen Stamme-drüdern entgegenkommt, mit Vertrauen belohnt werden wird In dieser Hoff nung werden wir bestärkt durch die erquickliche Tdatsache, daß die Vertreter der Reichslande, die früher grollend und protestirend im Winkel stan den, in dieser Session zum ersten Male thätig an den Arbeiten deS Reichstages theilnahmen. Durch den Beschluß Über den Sitz des ReichSgerichtS ist eine Frage, die zu erregten Fehden zu führen drohte, zum Abschlüsse gebracht und einem Con- flict zwischen Reichstag und Bundesrath vorge beugt worden, und während die Gegner der Wahl Leipzig- in dieser einen Sieg de-ParticulariSmuS erblickten, stellt sich jetzt heran-, daß gerade diese Wahl einen wesentlichen Sieg de- ReichSgedanken- mit sich bringt. Sachsen wird «in wichtige- Hoheit-recht opfern und sein eigene- Obergericht einziehen müssen — ein Opfer, daß schon jetzt zu bringen ihm nicht eingefallen wäre, wenn daS Reichsgericht seinen Sitz in Berlin erhalten hätte. Alle anderen Arbeiten harren noch der Er ledigung, und der am 10. April aus den Ferien zuruckkommende Reichstag wird überreichen Stoff vorfinden: außer dem großentheil- noch nicht durchberathenen HauShaltplan die Gesetze Uber die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben de- Reiche- und über die Errichtung eineS ReichS- rechnung-hofe-, daS SeeunfallSqesctz, da- Cascrni- rung-gesetz, da- Patentgesetz. Letztere- wird aber nicht die einzige Vorlage sein, die sich auf wirth schastliche Dinge bezieht; au- der Mitte de- Hause- selbst ist von den verschiedenen Parteien eine ganze Reihe von Anträgen vorbereitet und eingereicht, die sich mit der Gewerbeordnung, der Zoll« und Handelspolitik und allerlei wirthschaft licken Fragen zu schaffen machen. Wir haben die betreffenden Anträge bereit- zur Kenntniß unserer Leser gebracht. Leider ver sprechen wir un- wenig wirklichen Erfolg von den meisten derselben. Unsere wirtschaftliche Gesetzgebung mag ja vielfach an Fehlgriffen und Lücken leiden. Diese find aber lange nicht so tiefgreifend, als daß sie den jetzigen Nothstand verschuldet haben sollten, wie die Socialistcn, die Klerikale« und die Deutschconservativen vorgeben Nach den Anträgen der Letzteren brauchten wir nur unsere wirtschaftliche Gesetzgebung umzubilden oder zurückzubilden — und «S wäre dann Llle- wi.der gut. Schade nur. daß die Herren fort und fort rufen: E- muß ander- werden! —, darüber aber sehr wenig sagen, wie daS gemacht werden soll. Der Antrag der Centrum-Partei spielt nur mit Worten, weun er eine „Revision der Ge werbefreiheit, der Freizügigkeit" :c. verlangt. Will er diese Freiheiten eingeschränkt oder abgeschafft wisten? Will er die Gewerbetreiben den und Handwerker wieder an die Scholle binden, den alten Zunftzwang wieder einführen'? Wie soll da- heutzutage angestellt werden? Gewerbefreibeit und Freizügigkeit können nicht von einer Gewerbeordnung dictirt und beliebig wegdccretirt werden; au- dem gesammten Ge triebe unserer modernen Industrie- uud Berkehr- verhältuiffe hervorgegangen, können sie nur ab geschafft werden, wenn eS gelingt, diese selbst zu Zerstören. Halten die Klerikalen DaS für au-- ührbar? Gewiß nicht. Sehen sie nicht, daß auch in allen anderen Ländern, in denen die In dustrie ihr Wesen treibt, die Folgen der Ueber- production sich fühlbar machen, daß auch dort Tausende und Abertausende feiern, daß auch dort der Nothstand sich außbrritet? Sre sehen e- wohl, und dennoch richte« sie ihre Angriffe gegen die deutsche Mißregieruug, gegen die deutsche Mißgesetzgebung. Der Nothstand, der Jedermann ohne Unterschied der Parteistellung zu Herzeu geht, ist den Feinden de- Reiche- eben nur ein Mittel zum Zweck. Sie Haffen da- Reich, und darum sprechen sie so viel von dem Eleud de- Volke-, an dem da- Reich schuld sein soll. Sie begeben sich damit in die Fußstapfen der Socialvemokratie, die ja schon vor langen Jahren einen damals noch gar nicht vorhandenen Noth stand zu ihren kommunistischen Parteizwecken aus beutete. Leider hat sich auch die Fortschritt-Partei an manchen Orten auf diesen Abweg verlocken lassen. Al- ob damit etwa- geholfen wäre, wenn angenehm klingende Schlagwörter in- Volk ge worfen und Hoffnungen erweckt werden, ohne daß von praktischen Vorschlägen die Rede ist! Diese betrübende Erscheinung ist leider nur Deutschland eigenthümlich. Den Nothstand theilen wir mit anderen Ländern ; nirgend- aber wird er benutzt, um Parteicapital darau- zu schlagen, um da- Volk, statt ihm nach Kräften zu helfen, noch mehr zu erbittern, rS aufzureizen gegen die bestehende Ordnung und Gesetzgebung und feine Liebe zum Vaterlande zu ertvdten! In den Kreisen de- höheren deutschen Lehr er stände- in Elsaß-Lothringen zeigt sich seit einiger Zeit Mißstimmung und Besorgniß über verschiedene Maßnahmen der Schulverwaltung, denen einsichtige Pädagogen eine verderbliche Wirkung beimkffen zu müssen glauben. Voraus sichtlich wird die Angelegenheit auch im Reichs tag zur Sprache kommen, und sie ist wichtig genug, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Reihe treffender und unterrichtender Bemerkungen »n dieser Hinsicht findet sich in einer kürzlich er schienenen Schrift de- Oberlehrer- Or. G. Kauf mann in Straßburg: „Der Kampf der fran zösischen und deutschen Schulorganisation und feine neueste Phase in Elsaß-Lothringen" (in den „deutschen Zeit - und Streitfragen"). Der Der- saffer bezeichnet al- einen Hauptscharen de- fran zösischen Schulwesen-, daß die Lehrer völlig ab hängig, Nichts al- Werkzeuge sind, sei cs de- StaateS. sei e- der geistlichen Hierarchie, daß die Selbstständigkeit und Eigenart der Schule durch gleichmachenke Bevormundung von oben gebrochen wird. Dieselben Tendenzen glaubt der Verfasser nun auch in der Art und Weise, wie da- höhere Schulwesen in Elsaß-Lothringen geleitet wird, zu erblicken. Er schildert die erfolgreichen Be mühungen der deutschen Regierung, da- nach der deutsche-: Besetzung völlig in Auflösung begriffene Schulwesen der Reich-lande m:t neuem Leben zu erfüllen. Fast alle staatlichen und städtischen höheren Lehranstalten hatten sich von selbst auf gelöst, nur fünf waren im Gange geblieben. Mit rößter Energie und rücksichtslosen Geldopsern «t nun die deutsche Negierung an Stelle der e:n- egangenen neue Schulen gegründet. GV^vwärtig estehen 25 höhere Lehranstalten im Reich-le-nd, darunter 11 Gymnasien und 10 Realgymnasien, die zusammen 5382 Schüler zählen, darunter 3554 Eingeborene. ES ist da- ein Erfolg, wie er kaum zu hoffen war. Der freiwillige Fort gang der französischen Lehrer war ein Glück, denn nun wurden die Anstalten ganz von selbst nach deutschem Master eingerichtet Diese deutsche Organisation der Schulen wurde bestätigt durch die am 10. Juli 1873 vom Reichskanzler erlassene Verordnung. Diese zeigt die elsäsfischen Schulen in gleicher Ordnung und Au-bildung wie die einer jeden preußischen Provinz, und d»e elsässtsche Jugend kommt der deutschen Lehr- und Erziehung-weise mit Freuden entgegen. Allein dieser gedeihliche Aufschwung erscheint dem Ber- äffer bedroht durch neuere Maßnahmen der deut- chen Regierung im Schulwesen der Reichslande- er sieht die Thür geöffnet, durch welche der Geist der französisch-jesuitischen Schule in da- deutsche Gebäude einzieht. Er klagt namentlich über da- Gesetz vom 23 December 1873, wonach die Direktoren «m öffeutllchen höheren uud die Lehrer an öffentlichen niederen Schulen durch Verfügung de- Oberpräsidenten jederzeit mit Wartegeld in den Ruhestand versetzt werden können. Da mit wird der Direktor eine- Gymnasium- al- ein Beamter charakterisirt, der Nicht- ist, als da- Organ der Regierung. ES hindert gar Nichts mehr, daß eine despotische Regierung von den Direktoren fordert, ihr Amt zu mißbrauchen im Dienst einer bestimmten kirchlichen »der p»litischen Richtung, wenn die Schule zu einem einfachen VerwaltungSgebiet erniedngt ist Die zweite Säule, aus der die alte deutsche Schulordnung ruhte, daS Beschlußrecht der Lehrerconferenz, ist am 7. April 1876 durch eine „gelegentlich' erlassene Verordnung beseitigt. Seit Gründung der Schulen, also fünf Jahre lang, war die DiSciplin, die Versetzung, die Erlheilung von Schul- und Militairzeugniffen in der Hand der Conferenz. Der Oberpräsident hat nun in einer Verordnung erklärt, daß den Lehrern überhaupt keine be schließende Stimme zustehe, sondern nur eine Meinungsäußerung, und auf eine Eingabe der Straßburger Oberlehrer an den Reichs kanzler, worin außeinandergesetzt war, wie diese scheinbar unwesentliche Äenderung den Kern berühre, wie die DiSciplin und Lehrmethode der deutschen Schule bedingt sei durch die alte Stellung der Lehrer zur Anstalt, erfolgte ein der Sache nach ablehnender Bescheid. Auch in Preußen ent behren diese Verhältnisse de- bestimmten gesetzlichen Boden-, der erst in dem UnterrichtSgesetz wird geschaffen werden müssen. Da- preußische Schul gesetz wird mittelbar auch die Schulorganisation der ReichSlande regeln und e- ist dem Verfasser zu danken, daß er, an die Verhältnisse seine- neuen Heimathlandes anknüpsend, eine Reihe sür da- Schulwesen so wichtiger Fragen zur Sprache ge bracht hat Die Schule hat die innere Wieder gewinnung deS Elsaß für Deutschland zu voll enden, und auf diesem Gebiete können alle Miß griffe ganz besonder- verhängnißvoll werden. Tagesgeschichtliche Aebersicht. Leidig. 27. März. Ein Svcialdemokrat in Hamburg, der Gast- wirth Richter, hat dieser Tage in einer großen öffentlichen Versammlung einen Vortrag über die socialen Kämpfe der Gegenwart gehalten und Krisen Theilen, den Arbeitern und den Arbeit gebern, seine Meinung nicht verhehlt. Es liegt darüber der Bericht de- „Hamb. Carrespondenten" vor. Der Redner führte im Hinblick auf die na tionale Gesinnung Laffalle's aus, wie durch die Vereinigung der deutschen allgemeinen Arbeiter partei mit der Eisenacher Richtung sächsischer Particularisten Bebel, Liebknecht, die ganze Arbeiter bewegung in jenes unheilvolle Fahrwasser geleitet worden sei, in welchem sie sich heute rum Schaden de- gesammten deutschen Volkes befinde, wa- auch ihn (Redner) veranlaßt habe, sich von der Bewegung auSruschließen. Da- allgemeine Wahl recht würde erst dann se^ reich sür da- deutsche Volk werden, wenn auch die untersten Elasten jene Bildung und Sittlichkeit sich zu eigen ge macht hätten, welche es ermöglichen, den hoben Werth desselben zu würdigen und persönlich selost- ständia zu handeln. ES sei betrübend, wenn man sehe, wie heute die gedankenl»se unwissende Maste von socialistischen Hetzern zur Wahlurne getrieben würde. Hauptsächlich feien e-die soaalisti- schen Gewerkschasteo, welche demTerrori-mu- über den Arbeiter Thor und Thür öffneten. Da- Gothaer Programm wolle die direkte Gesetz gebung durch das Volk. Wer würde dann die Gesetz« machen? Eine unverständige, unwissende, terrorisirte Maste, und wa- würde die Folge sein? Die Haransheschw-rung einer Tyrannei, wie sie noch nicht dagewesen. Da- genannte Programm verlange die Boll-wehr! Auch er sei dafür, aber erst dann, wenn alle größeren Nachbarstaaten sie einführten und die strengste DiSciplin in ihr «alte. Erft dann sei diese Forderung vernunftgemäß und könne er sich bi- dahin von feinem nationalen Standpunkte au- nicht für Abschaffung der stehen den Heere begeistern. Nachdem Redner noch die sonstigen Puncte de- Gothaer Programm- kritisch beleuchtet hatte, sprach er zum Schluffe: Die Socialisten predigen den Classenhaß. e- sei aber Unrecht vom Arbeiter, den tödtlichen Haß gegen die Besitzenden in sich «ufkommen zu lasten; aber auch die Besitzenden mit ihrer Intelligenz und Wissenschaft müßten sich nunmehr «ufraffen, sie müßten thalkräftig und ohne Eß»i-«»S Schritte zur Lösung der brennenden socialen Frage thun und in dem Arbeiter dciS Vertrauen erwecken, daß man ihm ernstlich zu einem menschenwürdigen Dasein verhelfen wolle. Noch sei e- Zeit, erre gewaltsame Umwälzung aller Verhältnisse zu hindern, der Tag der Versöhnung erreichbar! Nicht Haß, sondern die Liebe zum Guten müsse un- Alle beherrschen. » Bei Gelegenheit de- kaiserlichen Geburts tage- laS man wieder — wie schon so oft bei ähnlichen Feierlichkeiten — in den Zeitungen: Der Kaiser und die königlichen Prinzen hatten beim Empfange de- Erzherzog- Karl Ludwig aus dem Anhaltischen Babnhose dem hohen Gaste zu Ehren österreichische Uniformen angelegt und ebenso war al- Ehrenwache eine Compagnre de- Kaiser-Franz-Garde-Grenadierregiments mit der Fahne und der RegimentSmufik aus dem Perron aufgestellt! — ES dürste Wenigen bekannt sein, woher diese Sitte fürstlicher Höflichkeiten stammt Den gegenseitigen Unisormwechsel bei Fürsten, besuchen hat wohl Friedrich der Vroße erfuuöeu Al- der König 1770 Gast Kaiser Joseph'- II. i» Lager zu Neustadt in Mähren war, erschien er mit seiner ganzen Suite in einer weißen Phantasie uniform mit Silberstickerei uud silberoeu Litzen statt der preußischen Epaulett- auf deu Achseln — und so sahen die Preußen fast ganz au-, wie die Oesterreicher ES war dies enie zarte Auf merksamkeit de- großen König- und Sieger- von Prag, Hohenfrievberg rc. — gegen seine Gast- freunde, die alle Ursache hatten, die blauen preu ßischen Uniformen nicht sonderlich zu lieben. Dem Wiener Congreß war e- Vorbehalte», diese fürst liche Courtoisie noch weiter au-zubilden. In jenen Tagen froher Feste, glänzender Spiele und ritterlicher Galanterien verliehen sich die deuts^en BuadeSsürsten uns Kaiser Alexander von Rußland gegenseitig die schönsten Regimenter und die fürst sichen Chef- beeilten sich, bei Besuchen die Uniform de- ihnen verliebenen fremdländischen Ncgimenl- anzulegen. In Kaiser Wilhelm'- riesigen Kleider spinden hängen so mehr al- ein Dutzend fremd ländischer, besonder- russischer uud österreichischer Uniformen jener Regimenter, deren Inhaber er ist. In früheren Tagen, al- Kleiudeutschland-
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