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Dresdner Nachrichten : 09.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189711097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18971109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18971109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-09
- Monat1897-11
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.11.1897
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42. Jahrgang. 8«»I, Ait 4oppvlLar l-uftontlsvran^. (FvM«It«»wo» tjolli«8«sk» seb»<Ho8. Telegr.-Adreffe: Nachrichten» Dresden OorekLLsäesMel -WM»!» PMjdee 3 Itidee,, l kideiic, kl^dchlaLl I,.Vviäi8,VMei>I>Lmtr.34 NnAanx »ämmtlioks? ^suksitoQ 1« «lezraat ««rnlntsn Van»«nl»ütvii «vnrv» «n,1 ^^unrmi »okuk - kvp»n»K»i»k 8Ur stitnälsrl O sslle ft»p»r»1»urel 6ummi»ok>on Sokionplstt« n la. ^»^»-L.osu nx rotk u. sckiwr LlLtt u. gerippt l». ssliokplatlon complot ruasmmov^esteHt, aucrk einrelu mit Oedrsueks-^Qv,e»,uuL billizat bei keinksräl l.eupoI1, d°b vi'kLltsn-^. -o- pgpler-I'adr'tk-lLLvr r»p1ar-vr«5odLllä1iu»8 ^.FN <8>V6^ I .U.N »u«r 8ort«> und - " — uvck U«I>»I> ü> »».L 6rS«»»n. 8»I»r«ld- »cI»l»L I-»pI ?doto§rapd!v >«» llLku 8 MeN. üpooaljtLten: unä Q>papz»«n-^ut- nal»msii, Visitlrsrton-kdotozxr-rpkisa 12 8t. 6 dl., Isbsnkxro88s Ln>8tk,IcI»r in Osl ocksr kastsU von 100 dlic. an in nnorlinnnt künotloriscli. Ausführung. un4 ^ Vriiolt- rlnä I n>- GVG. — LvtLsItekt — ^D,t — uoä HVet»»» uoä ssckrk>x«» 5t^t«rvnpiLf»t<^«?. Oolobvvksitspostva. — LiUixsto I^r«i»s. — promptest« I»oäisnovx. ^ ^otrt: Val8Sllkall88trL88S IS, «r.311. r»ie««l: Affaire DreyfuS. Losnachrichten. Gemeindetag, Schnlkinderspeisung. Zahnärztliche Poliklinik. Gerichtsverhandlungen. Loftecieliite. Muthmahliche Witterung: Weniger kalt. naß. gogoaübsr äem oiwmaligsn Victoria-Hotel. ^vri>»pr««itivnr ^rrat S, ». »S^S. Dienstag, 9. Novcmlicr 1897. Politisches. Der Exkavitän DreyfuS hat Wort gehalten: genau drei Jahre nach seiner im November 1891 erfolgten Verurtheilung ist gemäß seiner damals sür den jetzigen Zeltpunkt ergangenen Vorher- veitündtgung die Erörterung des Halles von Neuem in Fluß ge rochen, und zwar in einem Umfange, der sich der allgemeinen Beachtung auszwingt und die Möglichkeit, daß die angeschwollene Fluch von selbst wieder abebbcn werde, weit entfernt erscheinen läßt. Schon im Laufe des letzten Jahres ließen vielfach kleine Gelegenbeitsltchter, die hier und dort in der Presse aufblitzten, von der dunklen und verworrenen Situation wenigstens soviel erkennen, daß etwas zu Gunsten des Exkapitäns im Zuge sei. Die Chau vinisten beuteten derartige Andeutungen in ihrem Sinne aus und geberdeten sich halbtoll vor anichcinender oder wirklicher Besorgniß. der einsame Gefangene auf den Teuselstnseln könne über Nacht entwischt sein und zur Befriedigung keines Rachedurstes ganz Frankreich bis auf das kleinste Mauseloch den Deutschen in die Hände liefern. Nunmehr haben sich die bisher vagen und geheim- nißvollen Ausstreuungen zu greisbaren Tbalsachen verdichtet, deren Prüfung von dem gewissenhaften Theil der öffentlichen Meinung Frankreichs nicht von der Hand zu weise» ist. Es sind drei angesehene Namen der Republik, dle vereint sür den Exkapitän als Kronzeugen auftreten, Namen, deren Trägern auch von den heißspornigften und urtheilslosesten Alarmpatrioten die höchste moralische Qualifikation nicht bestritten werden kann: der Vice- präsident des Senats Scheurer-Kestner, der Schristenkenner Cräpieu-Jamin und der Geschichtsforscher Gabriel Monod. Der Senator Scheurer-Kestner, der auf allen Seiten hervorragendes Ansehen genießt, steht bei dem jetzt zu Gunsten des Verurthctlten unternommenen Feldzug in erster Reihe. Er will im Besitz von Beweisstücken sein, die Nachweisen, einmal, daß dasienigc Dokument, auf Grund dessen seinerzeit DreyfuS schuldig gesprochen wurde, das Machwerk eines Fälschers war und zweitens, daß auch nach der Unschädlichmachung DreyfuS' der Verrat!) sortgedauert hat. Dle Verurtheilung des Exkapitäns erfolgte, nachdem das Kriegsgericht Einsicht von beschriebenen Papierfetzen genommen Halle, die aus einem Papierkorb der deutschen Botschaft entwendet lein sollten und deren Schrift als von Dreysus herrührend von dem Kollegium der Schreibsachverständigen erklärt worden war. Von den fünf Sachverständigen hatten aber nur drei die Ueberzeugung gewonnen, daß die fraglichen Schrtfizüge that- sächlich von der Hand des DreyfuS stammten, während die beiden andern sich mit Entschiedenheit sür das Gegentheil erklärten. Der Senator Scheurer-Kestner behauptet nun den Beweis führen zu können, daß die verhängnißvollen Papierichnitzel, dir im Leben des Exkapitäns eine so tragische Rolle gespielt haben, allerdings aus der deutschen Botschaft entwendet worden seien, aber — unbeschrieben und daß der Dreysus kompromittirende Inhalt erst hinterher von einem Fälscher unter geschickter Nachahmung der Treyfus'schen Handschrift hinzu,irsügt worden sei. Ferner sollen die Schriftstücke, durch die der Senator die Fortdauer der VerrathS auch nach der Deportation des Exkapitäns belegen will, von der selben Fälscherhand henühren. Der Schriftenkenner Cröpieu-Jamin unterstützt die Darleg ungen des Senators Scheurer-Kestner nachdrücklich, indem er dir Annahme, daß die Schrift auf den inkriminirten Papier- schnitzeln den Exkapitän Dreysus zum Urheber habe, aus Grund sorgfältiger Untersuchungen sür «durchaus unmöglich" erklärt und gleichzeitig die übereinstimmenden gleichlautenden Urtheile ver schiedener anderer Jachgenofsen, u. A. des Genfer Professors Paul Morland, heranzieht. Als Dritter im Bunde gesellt sich der Pariser Geschichtsprofessor Gabriel Monod hinzu, der in einem an dir beiden angesehensten französischen Blätter, den .TempS" und das «Journal des DsbatS" gerichtete« Briese mit impulsiver Wärme seine moralische Ueberzeugung von der Unschuld des Ex- kapitän» vertheidigt. Eine weitere Bekräftigung der Anschauung Denenigrn, di« DreyfuS für unschuldig ansehen, liegt in dem eigenihümlichen Verhalten deS Direktors des Militärgesängnisses in Paris, ln dem DreyfuS die Zeit während seines Prozesses zu- drochte, d«S Kommandanten Jorzinetti. Dieser Mann ist von Ansang an für die Schuldlosigkeit DreyfaS' ringetreten und steht noch heute so unerschütterlich fest auf demselben Standpunkt, daß die chauvinistische Presse bereits anfängt, ihm mit der Amts- entlassung »u drohen. Endlich fällt zu Gunsten DreyfuS' noch in's Gewicht, daß ein io schwer kompromkttirendeS Schriftstück der in Frage kommenden Art wohl von keinem Gesandtschaftsbeamten der West, am allerwenigsten aber von einem deutschen leichtherzig einem so unzuverlässigen Aufbewahrungsort, wie eS ein Paplerkorb ist, anvertraut werden dürfte, ganz abgesehen davon, daß auf das energische Betreiben der deutschen Regierung fran- MscherleltS offiziös dle unumwundene Erklärung abgegeben wor den ist, die deutsche Botschaft habe mit der DreyfuS-Affair« nicht daß allermindeste zu schaffen. So stehen dle Dinge zur Zeit. Eine offiziöse Aeußerung des «TempS" zu der Angelegenheit besagt, daß nach dem Gesetz der Justizminister befugt sei. die Revision eine- Prozesse- zu fordern, wenn nach der Verurtheilung neue, bei der Verhandlung unbekannt gebliebene Beweisstücke beigebracht würden, durch die dle Unschuld eines Verurthetlte« vargethan werde. Wenn tn dem Fall DreyfuS solche neuen Beweise vorhanden sein sollten, müßten sie demgemäß dem Justizminister unterbreitet werden, der nach dem Gesetz eine Revisionskommission mit der Prüfung und weiteren Beschlußfass ung zu betrauen hätte. Bis zur Stunde hat aber der Senator Scheurer-Kestner den ihm vom.Temps" nahcgelegten Schritt noch nicht gethan, vielmehr erklärt, er wolle den Zeitpunkt dafür nach seinem eigenen Ermessen wählen. Soweit für uns Deutsche das Interesse an dem Fall Dreysus nach der politischen Seite liegt, werden wir die weitere Entwickel ung in seiner Behandlung durch die chauvinistiiche Presse im Auge behalten müssen. Schon letzt machen sich Anzeichen bemerkbar, daß die Poltrons im Begriff sind, alle Bande der Zucht und Ord nung zu durchbrechen und sich auf's Neue in herausiordernden Beleidigungen Deutschlands zu ergehen. Das unsinnigste Gewäsch wird von lener Sette vorgebracht. So sollen sich unter deutscher Führung die Juden der gelammten Welt zusammengelhan und 50 Millionen flüssig gemachr haben, um Dreysus zu retten. Senator Scheurer-Kestner soll ein Deutscher sein und auf deutschen Befehl handeln, Judenthum und deutscher Proestanttsmus seien verbündet, um in der Person des Exkapitäns Dreysus Frankreich zu verrathen und wehrlos zu machen, und lo mit Grazie in's Unendliche weiter. Solange derartige Albernheiten nicht jedes erträgliche Maß überschreite», wird man diesseits selbstverständlich mit heiterer Ueberlegeirlieit darauf he>ablächeln. Herr Möline wird aber bei alledem eingedenk bleiben müssen, dag selbst der fried liebendste Nachbar sich nicht Alles gefallen lassen kann. Es wäre deshalb im Interesse der beiderseitigen Beziehungen dringend zu wünschen, daß der sraniösriche Ministerpräsident rechtzeitig vor beugte, damit die deutsche Regierung nicht wieder wie im Jahre !894 in die Nochwendigkeit verletzt wird, mit divlomati'chen Mitteln ein kategorvcheü «Bis hierher und nicht weiter!" zu erzwingen. Im Ueb tgen ist es selbstverständlich eine ausschließ lich innere Angelegenheit Frankreichs, über das fernere Schicksal des Exkapitäns Dreysus zu entscheiden. Dreysus ist französischer StnaiSangeyöciger, untersteht als solcher allein der französischen Gerichtsbarkeit, und keine Nation der Welt würde auch nur einen Schatten von Recht haben, sich in den Fall Dreysus einzumischen, leidst wenn das Vorhandensein eines schweren Justizirrthnms so klar wäre wie der Tag. Herrisch reib- uns Fenttprech-BeNchte vom 8. November. * Berlin. Der ehemalige Direktor des «Theater deS Westens" Blumenreich wurde wegen Unterschlagung, verbunden mit Untreue. Urkundenfälschung und Vergehen gegen die Konkursocdnung, unter Annahme mildernder Umstände zu 9 Monaten Gefängniß und 50 Mark Geldstrafe verurtheilt. Berlin. Der .Reichsanzeiger" veröffentlicht die Grundsätze, welche bei dem Vollzug gerichtlich erkannter Freiheitsstrafen bis zu weiterer gemeinsamer Regelung zur Anwendung kommen und sagt dazu im Eingang: Die bereits im Jahre 1879 seitens des Reichr- jnstizamts in Angriff genommene leichsgeietzliche Regelung des Strafvollzugs hat sich bis letzt nicht verwirklichen lassen. Die HinderungSgründe sind vom Staatssekretär des Reichsjustizamts bei Gelegenheit der Elatderatbung des Reichstags öffentlich dar- gelegt worden. Um die baldmöglichst wieder auszunehmenbe Ausgabe der Gesetzgebung vorzubereiten und um auch schon einst weilen eine Gleichartigkeit des Strafvollzugs nach seiten Regeln anzudahnen, haben sich die Bundesregierungen nunmehr über eine Reihe von Grundsätzen geeinigt, welche sür den Fall gerichtlich er kannter Freiheitsstrafen im ganzen Reiche fortan maßgebend sein werden. — Die «Natronalzkg." bestätigt, daß in der Sitzung des Bundesraths am Donnerstag der Entwurf der Militärstrafprozeb- ordnung endgiltig angenommen worden und sür die Vorlage im Reichstag sestgeslellt ist. — Zur Militärstcasprozeß- reform erfahren tn Ergänzung der Meldung, daß dem Großherzoz von Baden die glückliche Lösung der Frage der Militärstrasprozeß- reform zu verdanken sei, die der mecklenburgischen Regierung nahe stehenden «Mecklenburgischen Nachrichten", daß der Großherzog als Milirär-Jnspektcur in der beredten Frage eine Denkichrffk an den Kaiser gerichtet hatte, und daß hierdurch ein Umschwung in den Anschauungen an maßgebender Stelle erzielt wurde. Bekannt ist, daß seinerzeit iämmllrche kommandirende Generale ein Gutachten über die Reform zu erstatten hatten. Es verlautete ferner vor nicht langer Zeit, daß an allerhöchster Stelle nochmals Gut achten in der Frage eingelordert worden seien. Möglicher Weise ge hört zu dielen letzteren auch die Denkschrtst des General-Inspekteurs derib. Armee-Inspektion, deren die «Mecklenburgischen Nachrichten" Erwähnung thun. — Der Kolonialrath ist auf den 18. November einberufen. — Der Obervräsident der Provinz Sachsen, v. Pommer-Esche, hat seine Entlastung nachgesucht und erhallen. Als Nachfolger soll der frühere Staatssekretär v. Bötticher verelts ernannt sein. — Die Thatsache, daß in Haiti LüderS durch die Vermittelung des Vertreters der Vereinigten Staaten von Amerika auf freien Fuß geletzt worden ist, dürfte sich nach der .Post" da durch erklären, daß Laders Thetlhaber einer amerikanischen Firma in Pnri-au-Prince ist. — Die Subhastatlon des «Theater des Westens" ist vom Magistrat von Charlotieaburg wegen rückständi ger Stenern, Kautionsgebühr.n ,c. im Betrag von 500 Mk. be antragt worden. — Bet einem heute Vormittag in Moabit ftatt- gesunoenen Dachstuhlbrand ist die Tochter elneS Architekten, die auf dem Boden mit Waschen beschäftigt war. durch den Qualm erstickt. FaIkensteln i. Bogtl. Am Sonntag früh 5 Uhr erfolgten hier zwei heftige Erdstöße; der zweite dauert« 8 Minuten. Hirlchberg t. Schles. Bei der Besichtigung des Ueber- schwemmungsaebieteS tn der hiesigen Umgegend »verreichte Ober- präsivent Fürst Hatzfcldt dem Kaiser einen Plan deS gesammten UeberschwemmungSgebirtS. Um 9 Uhr traf der Kaiser in Warm- brnnn ein und besichtigte die durch das ÄterSdorser Wasser an- gerichteten Verwüstungen, betrat persönlich mehrere Baulichkeiten und fuhr dann nach Querseiffen, Krummhubel und Brückenberg. Die Fahrt fand bei prächtigem Weiter statt. In allen Ortschaften, die der Kaiser passüte, bildeten Vereine und Feuerwehr Spalier. Posen. Al-Urheber deS EisenbahnunfallS in Znim, wobei der Lokomotivführer und der Heizer schwer verletzt wurden, ist der 16,ährige Noigtssohn Reinhold Mühlbrand au- Murczynek er mittelt und verhaftet worden. Derselbe hat eingerümnt, die Weiche verstellt zu baben, angeblich um sich von der Handhabung Krnntalß zu verschaffe,' Darmstadt. Prinz Heinrich halte hier eine Konferenz mit dem Staatssekretär Tirpitz, bei welcher es sich um Folgendes handelte: Eine hiesige Kessclfabrik hat einen neue» Sch>i>Skesje> erfunden, der in Marinekreisen Interesse erweckt Prinz Heinrich hat den Admiral Tirpitz zur Besichtigung der Pläne und Modelle eingeladen. dir in der Konierenz vorgclegt wurden. Nach Fertig stellung eines Kessels, in etwa sechs Wochen, sollen Versuche damit „«gestellt werden, denen auch ein Ingenieur der kaiserlichen Marine beiwohnen wird. Wien. Im weiteren Verlause der Sitzung des Abgeordneten hauses wurden Namens der deutschen VolkSoartet. der deutsche» Fortschrittler und der Sozialdemokraten Erklärungen gegen die letzten Aercherungen des Finanzmintstcrs im Budgetansschaß ab gegeben. Die Redner bezeichneten ein eventuelles Ausdrängen des Ausgleichsprovtsoriums mit Ungarn für unmöglich. Dieselben Redner, sowie Kayser von der deutschen Volksoartei, protestrrten gegen das Vorgehen des Präsidiums und der Majorität in den letzten beiden Sitzungen und bezeichneten dieses Vorgehen als einen Bruch der Geschäftsordnung. Nach Verlesung mehrerer Interpellationen nahm das Haus um 2 Uhr die am 4. d. M. unter brochene geheime Sitzung wieder auf. Die Pnltdeckcl im Sitz ungsiaal sind abgeschafft worden. Der parlamentarische AuSicbuß der Rechten sprach den beiden Vicepräsiventen Abrahamowicz! und Keamarz den Dank für ihr aufopferungsvolles Wrrken aus! und be'chloß, daß Abrahamowicz zum Präsidenten. I Kramarz zum! V'cevräsrdenten und ein Mitlgied der katholischen VolkSpartei zum zweiten Bic Präsidenten gewählt werde. — Heute fand die feier-! liche Enthüllung des Brllroth-Denkmals in der Universität statt. Karlsbad. Auch hier sind heftige Erdstöße wahrgenommen! worden. Durch Messungen wurde festgestellt, daß an den Bade- zellcn nicht die geringste Veränderung vor sich gegangen rst. Die Strudelmessungen werden täglich ernenert. Eger. Gestern früh 4 Uhr 55Min. erfolgte hier ein heftiger Erdstoß, der 7 Sekunden andauerte und von unterirdischem Getöse begleitet war, tn der Richtung Ostwest. Bold darauf folgten ein zweiter und ein dritter Stoß. P e st. Die „Pesler Korrespondenz" veröffentlicht heute fol-! gende offiziöse Mittheilung: In der Rede, welche Finanzminlste^ Dr. v. Bilinski im Budgetausichuß des österreichischen Abgeord-! netenhauies gehalten hak, finden wir einige Erörterungen, welche! unbedingt rekiifizirt werden müssen. Der Minister behauptet, daß. solange die 1802 abgeschlossenen Handelsverträge nicht abgelausen seien, also bis Ende 1903. das gemeinsame Zollgebiet zwischen Ungarn und Oesterreich mit Rücksicht auf die kontrohirendcn anS- wärligen Staaten unbedingt aufrecht erhalten werden müsse. Diele Behauptung ist vollkommcir irrig. Die Sache verhält sich so, daß! Ungarn istle Pflichten, welche es als der eine Staat der Monatchic in den Handelsverträgen auf sich genommen hat, den fremden! Staaten gegenüber pünktlich einzuhalten verpflichtet ist, solange! diese Verträge keinen Einfluß daraus haben, daß die Zollgemein- schaft zwischen Oesterreich und Ungam aufrecht erhalten wird. Das Zollwesen ist keine gemeinsame Angelegenheit und in dem Falle, daß ein billiger Ausgleich mit Oesterreich zu Stande kommt, ist Ungarn im Sinne des Ausgleichs von 1867 durch die mit den auswärtigen Staaten abgeschlossenen Handelsverträge nur insofern be'chränkr, als es die von fremden Staaten vertragsmäßig zn- geficherten Rechte nach jeder Richtung hin zu achten gchaltm ist. Wir müssen aber auch von der Warnung 'prechen, welche Herr v. Bilinski an seine österreichischen Abgeordnctenkollegen gerichtet hat. die er ermahnte, die Regierung nicht zu zwingen, das Provi sorium mit Hilfe von 8 l4 der österreichischen Verfassung in s Leben treten zu lasten. Wir müssen namentlich vocausictzen. der Minister habe Kennlnlß davon, daß die Erklärung, welche bezüg lich dies« Frage der ungarische Ministerpräsident im ungarischen Abgeoidnetenhaus abgegeben hat. keine einseitige, sondern der Ausfluß einer gemeinsamen Vereinbarung war und können daher nur unsere Verwunderung darüber anssprechen, daß der öster reichische Finanzminister dem Jnslebentretcn der Provisoriums- Vorlage auf Grund von 8 l4 noch immer als im Bereich der Mög lichkeit liegend nachznstrebeil sucht. P e st. In Neu-Pcst kam es auf der Straße zu einem Zu sammenstoß zwilchen Soldaten und Arbeitern. Die bei der Aus schreitung bethciligten Marineioldaten mußten mit Militärgewalt üverwältlak werden. 8 Soldaten wurden verhaftet, die übrigen flohen. Zahlreiche Civilverionen wurden verwundet. Parts. Die Dcputirtenkammer genehmigte die Zweitheiluug des 6. Armeekorps und trat dann in die Bndgetbcrntbung ein Marseille. Nach den milder letzten indisch-chinesischen Post eingeaangenen Nachrichten nimmt die Unsicherveit in Siam immer mehr zu. Die gewaltsamen Raube und Morde werden häufiger und verwegener ausgcführt als je. In Bangkok werden aus offener Straße Rcvolverschüsse gewechselt. Die Fuvrwerkc und dle Straßenbahnen werden von der öffentlichen Gewalt beschützt. Der Palast des Königs ist trotz der Wachtposten nicht sicher. Rom. Vor dem Kassatioushof wurde heute über den Rekurs verhandelt, den Crispi gegen den Beschluß der Anklagekammer tm Appellhof von Bologna, durch welchen eln ordentliches Gerichts verfahren gegen Crispi sür zulässig erklärt worden war. eingelegt hakte. Der Beschluß der Anklagekammer wurde vom Kassatlonshol aufgehoben. Bern. Das schweizerische Budget für das Jahr 1898 (91,375,000 Frcs. Einnabme-Etat und 89,013.000 FrcS. AuSgabe- Etat) ist vom BundeSrath durchberathen und genehmigt worden. Madrid. Der .Liberal" schreibt, man spreche von aeheimniß- vollen Manövern, die in New-Aork von Personen, die an der separa tistischen Bewegung auf Cuba interessirt sind, betrieben würden und von der baldigen Aufdeckung einer riesenhaften unmoralischen Speku lation. Man wisse, daß der Revolutionsausichuß unter den Frei beutern Krieasfonds unterzubrinaen suche, welche lächerliche und ima ginäre Bürgschaften darboten. Das Blatt fügt hinzu: Wir haben Alles gethan, was möglich war. um den Frieden auf Cuba zu sichern. Wir haben die Sympathie Europas und das inter nationale Recht für uns. Wir werden daher keine offensive Ein flußnahme dulden. De» Verwickelungen, welche enlstehen könnten, dürfen wir ruhig die Stirn bleten. Wlrglauben, daß dos Volk der Vereinigten Staaten sich nicht mit gewissen Abenteurern solidarisch machen wird, aber wenn da- auch der Fall wäre, würden wir den uns von Ehre nnd Pflicht vorgezrlchneten Weg nicht verlassen. London. Einem Telegramm aus Sdangbat zufolge wurde der deutsche Gesandte .in Peking Freiherr v. Hcykinä, sowie de, .Cormoran" in Wuchang vom warf Steine aut die deutsche der chinesische« Re- L' »> < V ROH MW
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