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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187706131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-13
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1877
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Erschein tLgltch früh «V. Uhr. »r»Lttl»« ,»b «^ebMo» JohanmSgafir S3. Lorrchßuobe» brr Lrbartt«»: B-rrmittagS IS—12 Uhr. Nachmittags 4—S Uhr. An nähme der für die nSchft- !fenoe Nummer bestimmte« erste an Wochentage« bis Nachmittags, an Sonu- und Festtagen früh bis V,v Uhr. I« »r» Filiale, für Zos.-Luaahmr: Otto Klemm, UniverfitLtsstr. 22, LouiS Lösche,Katharinenstr. 18,p. nur bis '/.3 Uhr. 'olaend Insera «Uhr WpMtrLa-MM Anzeiger. Orgau fir Politik, Localgeschichte, Handels- md SeschistSverkehr. Austaae LL,22i>. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gedühreo für <rxtradeilag«u ohne Posibtsördcrung 3L «t. ...it Postbesörderung 4b SÄ. Zasrrate 4g«sp. Bourgeois-. 20 Pf. Ärvßere «vchnfteu laut unsere» Preiöverzeichniß. —Tadcllaris>r«r Satz nach höherem Tarif Nerlomt» „ier dem »ebartümsslttch die Spaltzeile 40 Pf. Inserat« find stets an d. Lr-rdttt«» -u senden. — Rabatt wird mche gegeben. Zahlung xn^nnmonmch oder durch Postvorlcbuß. M 184. Mittwoch den 13. Juni 1877. 71. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Mehrfach vorgekommene Differenzen zwingen un- wiederholt die dringende Bitte an da- geehrte Publicum zu richten, _ alle Holzschnitte oder Clichjs, welche unS zum Abdruck im Tageblatte übergeben werden, nach Beendigung der Insertion sofort bei «u- wieder in Gnrpfang «ehine« z« lasse«, da wir nach gemachtem Gebrauche eine Garantie für dieselben nicht übernehmen können. Wir erlande» und zugleich darauf aufnrerksa« zu «achen, dass wir Uir die «etsiignng eine« LlichBS «nr dann hafte», wenn dasselbe «it de« I». serate a« Schalter «nserer Gxpedttto» abgegeben wird. Gin kircheupolttischer Verstau-izuugs- Vorschlaz. Während Rom und der UltramontaniSmuS von der höchsten Spitze bi- hinab zu dem kleinsten CaplanSblättchen in jüngster Zeit eine unbändige Kampflust zur Schau tragen, hat in Deutschland ein nichtultramontane- Preßorgan gerade den gegenwärtigen Augenblick für geeignet gehalten, die Nothwendigkeit einer Verständigung, der Ver einbarung eine- „mcräns rivonäi" zwischen Staat und Kirche zu predigen. Die „Schlesische Zei tung" will diese Vereinbarung anbahnen durch Bildung anticulturkämpferischer Vereine. „Nicht zwischen Parlament und Regierung", schreibt sie, „kann sofort zu diesem Zwecke verhandelt werden, die ersten Schritte wüsten au- der Mitte de- Lande- herau- geschehen. Männer beider Parteien, die den Beruf dazu in sich fühlen, sollten darum al-bald zu freien Vereinen zusammeutreten, um, ohne die Regierung und die parlamentarischen Fraktionen irgend zu binde», wenn auch mit ihnen Fühlung haltend, vertraulich zu berathen, waS ohne Aufopferung eiugeräumt werden kann. An einer Grundlage zu solchen Verhandlungen fehlt e- schon heute nicht. Zn weiten Kreisen ist man darüber einig, daß der Staat, unbeschadet seiner Macht und Autorität, sich bei denjenigen Gesetzes bestimmungen bescheiden kann, die auch ohne Con- cordat nach Au-wei- der Vorgänge in anderen Reichen kanonisch zulässig sind, die also ohne Auf opferung eine- FindamentalfatzeS der katholischen Kirche zugestanden werden können." „Männer beider Parteien", also Anhänger der »ltramon- tauen Richtung und Vertheidiger der Rechte de- StaateS, sollen zu freien Vereinen zusammentreten, um auf der angegebenen Grundlage zu verhandeln. Diese Grundlage ist freilich so dürftig und unklar wie möglich gezeichnet Überbesetzt, eS käme eine nennenSwerthe Anzahl von Männern beider Rich tungen zur Verständigung aus derselben — wrS würde damit erreicht fein? Die CentrumSsraction de- Parlament- würde die betreffenden Männer ibrer Partei kurzweg verleugnen. Sie hat sich auf den grundsätzlichen Standpunct gestellt: keme Unttrordnung der Arrche unter den Staat, son dern im Nothfall Nebenordnung, von Rechtswegen Ueberordnung, daher Regelung de- Verhältnisse- zwischen Kirche und Staat durch Vertrag, an welchen nach vaticanischer Anschauung der Staat unter jeder Bedingung, der Papst nur so lange gebunden bleibt. alS e- ihm beliebt. Die „Ger mania" entwirft au- Anlaß de- Papstjubiläum eine begeisterte Schilderung de- mittelalterlichen KaiserthuwS alS eine- gehorsamen Werkzeug- de- PapstthumS. ES ist jene päpstliche Theorie, die in Heinrich'- IV. Bußfahrt nach Canossa den Höhepunct ihre- praktischen Triumphe- erreichte. Da- ultramontaue Blatt fügt hinzu: „Die tief erschütterte fürstliche Autorität wird nicht eher wieder aus festem Grunde stehen, alS bi- sie sich der höheren päpstlichen Autorität unterwirft und dadurch wieder aller der vortheile theilhaftig wird, welche einst die Kaiser de- heiligen römischen Reiche- besaßen." Die- ist die -ttsschaunng der TentrumSpartei. Mit volle« Rechte ist derselben nn preußischen Abgeordnetenhaufe zugerufen wor den: „Der Friede mit der Kirche wird möglich sein an dem Tage, da Sie alS Partei verschwunden sein werden." So lange sie in unseren Parlamenten existirt, sind alle sogenannten Vermitteluna-vor- schlüge, welche der Kirche nicht da- Recht zuqestehen, über ihre Stellung im Staate mit dem letzteren als gleichberechtigter Macht zu verhandeln, ohne jede Aussicht Einen mockao rlvvucki kmut auch die CentrumSpartei, nämlich: d,e Maigesetze zwar auf de» Papier stehen zu lasten, sie in der Praxi- aber nicht «ehr zu handhaben Dieser vor einiger Zeit von der „Germania" gemachte Vorschlag zur Tüte übertrifft an Unverfrorenheit alle Zum», Hungen, welche der Ultramontam-mu- de« Staate bi-her gemacht hat. — Vorbedingung der von der „Gchlss. Ztg " geplanten Verständigung würde als» die Beseitigung der «u-gksprochen ult«m,ou. tauen Partei aus unseren Parlamenten fei». Glaubt man aber wirklich, die „freien Vereine" don „dazu berufenen Männern" würden in der unmöglich, zustimmt. Wesen deS vor dem großen Maste der katholischen Bevölkerung einen so bedeutenven Einfluß haben, um diese Beseiti gung bei der Vornahme von Neuwahlen zu er reichen? Sie würden zu dem Ende zunächst die gesammte Caplanokratie beseitigen müssen, alSvann den Einfluß der abgesetzten Bischöfe, endlich da- ganze absolutistisch-ceniralistische System der Vati« canischen Kirchenverfassung. Man erinnert daran, daß der AugSburger Religion-friede ja auch ledig lich zwischen Deutschen geschloffen sei, während der Papst gegen denselben protestirte. Aber, von allen anderen Fehlern dieser Vergleichung abgesehen, ver handelten auf dem Reichstage zu AugSburg selbst, ständige deutsche Fürsten und Städte miteinander; auch die geistlichen Stände waren zugleich welt liche Fürsten, Rom gegenüber von großer Unab hängigkeit Was die heutigen Bischöfe feit dem vatikanischen Concil sind, haben wir vor Augen Jedwede ersprießliche Verständigung über den Kirchenconflict m Deutschland ist wenn nicht die römische Curie Wer die- verkennt, irrt Kampfe-, der fett WSS geführt wird. Wenn die „Schles. Zlg „Hineinziehen fernliegender hochpolitischer Con- jecturen in unsere häuslichen Angelegenheiten" warnt, so verlangt sie, daß man dem Uevel steuere, ohne sich um seine Ursachen zu kümmern. Da- würde nicht rationelle Heilkunst sein, sondern Curpfuscherei. Die weltgeschichtliche Bedeutung des heutigen Kampfe- zwischen Staat und Kirche wird durch spießbürgerlich ersonnene AuSkunftS- rmttelchen freilich nicht gemindert; wohl aber müssen derartige Phantasien, wenn sie in wei teren Kreis« Boden faßten, die Widerstands fähigkeit de- Staate- schwächen. Da- Schicksal indch, welche- die Deutschconservativm i« vorigen Jahre mit der Loosung der Revision der Mat- gesetze gehabt, bürgt dafür, daß auch heute die Natron sich nicht durch absolut unklare und un durchführbare Frieden-Vorschläge verlocken lasten wird. Die Mitarbeit -er Kirche an den socialen Fragen -er Gegenwart. Thesen, ausgestellt von vr. Victor Böhmert für die Meißener Kirchenconferenz. 1) Die sogenannte sociale Frage ist ein Inbe griff sehr vieler Fragen und Aufgaben, welche die Befreiung der Massen von Noth und Elend und ihre Emporhebung zu äußerer Wohlfahrt und innerer Zufriedenheit bezwecken. 2) Der äußeren Noth, welche IheilS au- Mangel an Unterhaltung-mitteln, lheilS a»S unwirthschaft« lichem Verbrauch derselben entsteht, läßt sich nur durch gesteigerte Production, angemessene Ver keilung und weisen Verbrauch der Güter ab helfen., Der Versuch, «ehr Lohn für weniger Arbeit zu erzwingen, muß zu einer Vertheuerung aller Dinge führen, wäche natürlich aus den ärmste» Elasten am Schwörst« lastet. Ebenso wenig kann die «nfetxdima de- Kabrikbetrtebe-, der Maschtue»b«n»tzu»g und »rbett-theilung für die Gesammthett des Volk-, dm Handwerkerstand inbegriffen, von Nutz« fein ES müssen viel, mehr alle Arbeitskräfte und Eapitalmittel, welche tu einzeln« Betriebszweig« überflüssig geworden find, rasch für andere Zwecke verfügbar gemacht und der llebergang z» ander« ErwerbSthättg- keiten, sowie die Aneignung der best« Betriebs- Methoden Jedem erleichtert werden. 3) Da- Capital ist ein Borrath von nicht ver zehrt« Gütern, au- welchem die Löhne der Arbeiter bestritt« und die zur weiter« Pro duction unentbehrlichen Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen, Werkstätten rc. beschafft werden; tu dem Capital Hab« wir daher dm best« Bun desgenossen oder vielmehr me nothwrndiae Vor- bedttlgung der Arbeit Je rascher die Vermeh rung de- Cavital- fortschrettet, um so höher steig« die Lroeit-löhne. Diese pfleg« in reich« Ländern am Höchst« und in arm« Ländern am Tiefst« zu steh«. Hemmnisse der Arbeit und Capitalbubung verhindern aber die Abnahme von Roth und Elend. 4) Die Beziehung« der Arbeitgeber zu dm Arbeitnehmern müssen al- ein Verhältniß von Mitarbeitern aufgefaßt werden und auf gegen seitigem Vertrauen und Wohlwollen beruhen. Jede ehrliche Arbeit, mag sie hoch oder niedrig, beliebt oder unbeliebt sein, mag sie Kopf »der Hand in Anspruch nehmen, ist al- sittliche Pfl cht und Vorbedingung w ihren Leben-glückeS aufzufassm und in Ehr« zu halten. 5) Der sociale Fortschritt der Menschheit be ruht jedoch nicht nur auf einer Milderung der äußeren Noth, sondern ebenso auf einer Be kämpfung der inner« Noth, welche a»S dem Mangel an geistigen und sittlich« Gütern und an Frieden de- Gemüth- entsteht. Die „innere Arbeit" und Selbstbeherrschung im Genuß ist die wichtigste productive Beschäftigung. Da- Gemüth ist die Vorrath-kammcr der kostbarsten Reich- thümer. LebenSglück ist All« erreichbar, welche mit Dankbarkeit und Freude am Dasern auch Andere durch äußere und innere Gab« zu be glück« suchen. 6) Die Kirche, al- die Gemeinde aller heilS- bcdürftigen und nach Versöhnung ringenden Ge- müther, hat in dem social« Kampfe der Gegen wart unter all« Formen und Confessionen die Aufgabe, der äußer« und inner« Noth und dm Predigt« de- Haffe- und Neide- mit Gedanken de- Frieden-, Wort« der Verständigung und Werken der Liebe «tgegenzutretcn. 7) Die Kirche hat bei Erfüllung ihrer Haupt aufgabe ein besondere- Augenmerk darauf zu richten, bei ihr« Gliedern auch die Erkenntmß der wirthschastlichm Entwickelung zu Pfleg« und sowohl zur Verbreitung wirthschaft- licher Wahrheiten, al- auch zur Förderung gemeinnütziger Bestrebung« für da- BolkSwohl nach Kräften beizutragm. ^ v»x Kircho fasste, sich g»ch de- and VereinSwesmS und der Lokal presse al- eine- HülsSmittel- der Seelsorge und der Belehrung der Massen häufiger als bisher bedienen und die Wahrheit verbreit« helfm, daß die sociale Lage der Menschheit nicht durch irgend ein Universalmittel oder eine neue politische ZwangSorganisation, sondern nur auf dem Boden der Freiheit, Selbsttbätigkeit und Selbstverant wortlichkeit de- Individuum-, durch eine Ver bindung persönlicher Anstrengung« und gemein nütziger Einrichtungen von Familie und Familie, von Gemeinde und Gemeinde mit Wei-Heit und Geduld, Liebe und Entsagung allmälig verbessert werden kann. Tagesgeschichtliche -lebersicht» Leipzig« 12. Juni Die Herstellung de-Kaiser- ist so weit vor geschritten, daß derselbe bereit- AuSsabrt« unter nehm« und Vorträge hör« konnte. Militairischen Besichtigungen hat der Kaiser noch nicht bei gewohnt Der zum Mitglieds de- deutschen statisti schen Amt.eS von Be« nach Berlin berufene Docent vr. Scheel ist zur Uebernahme seiner Geichäste dort eingttroffen An seine Berufung ist die Besorgniß geknüpft worden, daß die Wirth- schaft-politik de- Reiches vor einer bedenklich« Wendung stehe, vr. Scheel übernimmt aber die bescheidenen Functionen eine- kaiserlichen Regie- rung-rath-, und al- solcher ordnet er sich dem System unter, da-, im Einvernehmen mit dem Reichstage, die ReichSregierung befolgt. Die „Magdev. Ztg " erinnert daran, daß bei Be rufungen in den Reich-dimst bi-ber immer nur die geistige Lhätigkeit maßgebend war, nicht Dienstalter, nicht besondere Fürsprache und nicht Rücksicht auf das politische oder literarische Vor leben der einzeln« Persönlichkeit« AlS der norddeutsche Bund zu Stande gekommen war. sagte sich der damalige Bundeskanzler Gras Bi-marck: e- geht nicht an, auf Männer einer bestimmt« Richtung für dm Rnch-dievst da- Auge zu lenk«, fonb«» die Tüchtigsten zu ge winn«, und sofort machte er dem preußischen Handel-minister dessen vorzüglich« Director vr. Delbrück abspänsttz. Dem nachmaligen StaatS- minister Delbrück folgt« bald Heinrich Michaeli-, der sich als Abgeordneter hervorgethau hatte, und kau» war dieser Zeitung-redacteur in dm Reich-dimst aufamommen, so erging an d« Assessor a. Flüchtling und Literat« Lothar Bücher die Messung, al- Hülsßaroetter in da- Lu-wärtige Amt einzutreten. Ziemlich gleichzeitig mit de« ehemalig« Steuerverwetgerer Bücher gelaugte an dm Kreuzzeitungß-Dagener eine Be- rufuug-ordre, »ad diese ist vielleicht die einzige, die BrSwarck zu bedauern gehabt hat. Wie der Kanzler, so verfuhr Delbrück. Wer sich etwa al- SachverstLndiaer oder als Mitalied eine- parla mentarischen Körpers oder in sonst einer Eigen schaft besonder- au-zeichnete, der bekam eine Stelle im Reich-kaozleramt, dieser kaum defiairbareu, schwerfällig«, um ihrer Organisation will« vom Kanzler selbst bemängelten verwaltung-instanz. Aber we-halb arbeitet sie trotz ihrer viel ange griffen« Organisation vorzüglich? Weil sie über au-gezeichnete Arbeitskräfte in jeder einzeln« Abtheilung verfügt: und bi-her ist e- diesem Reichskanzleramt wie all« übrig« Reichsämtern noch immer zu Statten gekommen, daß sie z« Räthm und zu HülfSarbeitern Kräfte der aller verschiedensten geistig« Richtung an sich heran gezogen Hab«. Um der Schwierigkeit ihrer Aus gaben will« hat die ReichSregierung die Pflicht gegm sich selbst, alle kleinlichen Bedenk« bei Be rufung« fall« zu lass« und blo- auf tüchtige Arbeiter zu sehen Da- deutsche Reich ist thal sächlich in seiner Verwaltung darauf angewissen, Anstellung« rein sachlich zu bewirk« und von kleinlichen Erwägung« ganz und gar abzusehen. Die vor Kurzem erschienenen Denkwürdig keiten de- Staat-kauzler- Fürsten von Hardenberg Hab« Max Duncker zu einer kritischen Beleuchtung in dm „Preußischen Jahr büchern" Gelegmheit gegeben, deren unter dem Gesicht-puncte der historischen Gerechtigkeit hoch interessante Ergebnisse in folgender Stelle zu- sammcngesaßt sind: „Die Denkwürdigkeiten treten den Bew«- an, daß die Politik, welche in den drei dem Kriege vorangehend« Jahr« befolgt worden sei, nicht die Hardenberg'- gewesen, ob wohl er zwei Jahre von dies« drei« Minister de- Auswärtig« war, daß die Katastrophe zu vermeiden gewesen sein würde, wenn sein Rath, wmn sein Programm zur Ausführung gekomm« wärm. Länger und lebhafter, alS man nach dem gewaltig« Umstürze erwart« sollte, verweilt die Erzählung bei den prrsönlichm Krän kung« und Zurücksetzungen, die Hardmberg in jmm Jahren erfahren, bei den Jntriguen feiner vormalig« Freunde und nachmalig« Gegner. Auch ohne diese Ausführungen würde e- Niemandem in dm Sinn gekomm« fein, Hardmberg'- Hal tung und Art mit der seiner Gegner und deren Verhalt« auf eine Linie zu stell«. Unzweifelhaft weis« die Denkwürdigkeiten nach, daß er mit Emst und Eifer von Mitte October bi- gegen Mitte Dxernber de- Jahre- 1805 danach getrachtet habe, Preußen zur Action gegen Frankreich gelangen zu lass«. Daß er die richtig« Maßregeln ergriff«, dafür bleiben sie freilich den Beweis schuldig, und noch weniger vermag ich dm Bewei- dafür erbracht zu halten, daß Hardenberg'- Programm, wmn e- vor dem October 1805 zur Ausführung gr- komm« wäre, den Staat vor der Katastrophe de- nächst« Jahre- bewahrt hätte. Sie wäre in diesem Falle wohl noch unwiederbringlicher erfolgt Die leuchtenden Verdienste, die sich Har denberg danach im Frühjahr 1807, die er sich um die Waffmerhebung Preußen- im Frühjahr 1813 und deren Vorbereitung, die er sich um d<n Wiederaufbau de- Staat- vor und nach dieser Zeit erworben hat, werdm nicht verdunkelt, Wer n die Prüfung seiner Denkwürdigkeiten auf Grund der Acten zu dem Ergebaiß führt, daß er während seine- ersten Ministerium-den Gegner Preußen-nicht viel besser gekannt und feine Absicht« ebensowenig durchschaut hat, alS die Haugwitz und Lombard, wenn sein Gefühl von der Würde und Stellung de- Staat- auch ein andere- war, daß auch er dem Könige vor 1808 die Stütze eine- sicher n und unbeirrt« Rath- nicht gewährt hat, die um so unerläßlicher war, je wentger die militairischen Autoritäten jener Tage im Stande war«, un zureichende Kräfte der auSwürtigen Leitung -u ergänz« und zu übertragen, daß ein recht an sehnlicher Schuldantheil an der Katastrophe de- Staat- auf Hardenberg'- Schultern fällt. Er war damals noch in dm Lehrjahren. Sein Blick ist erst durch die Ereignisse reismd Heller und weiter geworden, um endlich dem gewaltig« Gegner steh« zu können." Der „Reichs-Anzeiger" schreibt: Nach amtlichen Nachricht« au- Japan hat am 5. Juni in Yokohama eiue Schlägerei zmischen Matrofm von S. M- Schiff „Elisabeth" und franzö sischen Seeleuten stattgssunden. bei welcher einer der letzteren um- Leb« gekommen und ein zweiter gefährlich verwundet worden ist. Die Herausforderung scheint von französischer Seite a»-gegangen zu sein. E- ist dafür Sorge ge- trag«, daß die Untersuchung de- bbäuerlichen Falle- eingehend und unparteilich erfolg« wird. Weiter schreibt der „Reicb-anzeiger": Au- Fez (Marokko) ist die traurige Nachricht einoegang«, daß der zu« Gefolge der Gesandtschaft an den Hof de- Sultan- von Marokko commandirte Vice-Wachtmeister Stolt vom 2. Garde-Ulanen- regimmt unter nachstehend« beklageu-werthe» Umständen mit Tode abgega»»« ist Zu den für d« Sultan gewählt« Geschenken gehör, e auch eine a»S der Fabrik von vaaß <L Littmarn in Halle a. d. S. bezogene Ammoniak.Eisbereitung«- Maschine. Wachtmeister Stolt, welcher baupi- sächlich die Bestimmung hatte, eine trm Sultan
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