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Dresdner Nachrichten : 31.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188401319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-31
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.01.1884
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Dresden. ?Nl!»«LlKA «t-n-emenItPret» «ertel:S»rUch » «,kl »ö M,.. durch die V-It » R«rk 1t V»,. Nummer >0 Mg. tzllr dt« NUrkgade etngetandter Ma< mitcrt»l« macht sich die SiedacttLN nicht derdmdlich. gnserate tür die Dr. Nachr. mhmen an: Annonce:,-Buceaur »«» 8, »or»d: - Rad. Nte> ,» Magde« durg — I. V»eck t ilo. t» Halle: - B.elrndi, RerlUlV. ; — »doif Steiner t» Hamdura: — ZeUungr-Agcntur von i!. Ptahnt in Tcvittz. ymen an: ernnoneen-vureaur n tzaalenftei» ch «»Dler; — n». Mafi»; — Lande « U».: -- adatiten»«»»: - ». «llller tu , ^ . .. . ^ (I ompfiphlt ihrgrousv« l,::p(or >»n». I'l»»,»t,ii»1i-- sj >>> tllr IIi^Nri n unck "»«»«»,. rs Irostollunx inu'li IKiuruu. Fuufükrun^ nach »»«niirtu grompt. l!I )l>wtor>>il: her M'sion tb-nruu. 1'reinemrr.iiitu gDttr.-,. x rmthrechrtete» Nr. 11 (Allst.)-.»»«(Neust.) Inserate wcrden Nartenste. l» dt« Nachm. » U-r anaenommen. Sonntag» di» Muiaal tll Uhr. An Neustadt: «rot» lllosteraasle t nur au ivochentaae» di« Nach«. S Uhr. — Die etnlaattige Petit» »eile (ca. 8 Eildeni koste: tt Ptg. Unter llmgkiaild: die Zeile N> Pt», truu Garant,» sllr inr» nächst- tagi.ie ttrscheinen der Inserat« wird nicht gegeden. Ilurwirlige Insertion» - Aufträge wcrden „nr gegen Pränumeranda- Zahlnng durch Vries,»orten oder Posteinrahlnna angenommen. — «chl Silben losten lüPsg. Inserat, sür die Montags. Nummer oder nach einem Jesnaae die Pciitjetl« 2V Psg. «« , >«u ^0Ittlv1l8ilt«,I Ililvl» PK !g clor Fiilxlo-Zzviuu (.'onckunsock LIillc Oo. in OIunu. I Ii»td»tli- lß U e,!/Q»i- I4x<r»it ckor Loinimtzlliu liivlsizc, Fnwrilcallinchc'r lltlii«»- kß st': U, I IIvLatvI Uvl 1»Uv^ IIt>»r»rp<tl!,.e. .N»iLS>,t,.z,,«I«».K« lG»-u.XSGlIS-n. A Ä i»u,„,««»!» in vor/tt-Iit:Itor^.u5!n:,>iI tür ll-rnm u. lb-mau <>»«»<« lüliron liv^or m sttntst tiWeber ^Vrurro uml ff. ist »ll. Dl <li!>.>> l !> ettlll., IrR«».» »D «Mall» allI, vorsonckvn ru clon InIIiMton bürgro^-krei^on AIM L ll»nIizrt«N8«, r,^«-i» 2. p::rt. nnck I. lNngv, Orouclc-n. l'illnit/erirtr. 70 ^ M (vift,i::»4> :>:wn:irt8 uercwu ,:r,«stldetuirt ^SLSS^!bLLi^S--?!!SS^S!?-->HSS!LS!LSL-S <^S«-»!LLibLS!^S!LS!--SL-S!^iL^rtSiSi L-SS-Aie^!L-SS-S-!^!^S (( Tageökatt für Politik, zlstlMliititii. KeftüllfislinkeSr. MlciikMl, KemdmkiSe. l)i»8 !. kilNM ^ von lr»ii )IitIIiiItIstIilMie!i, 5ttllrgl:e r. L Fl. Lkkstrssss 5, pari. u. l. Llsgv. UtL llttlOI IZimlE I . öveslrssse 5, pari. u. I. Klage. ÄlttMixIn loitlrFor Knitllloi- uiul 2lil<ivl»tm-<»ru<loinl>v. ^uwitixun^ u.icl» ÄIr»ri88. 81. 29. Jahrgang. Auslage: 40,000 Lrpi. Aussichten für den 31. Januar: Starker Westwind, meist trübe, Niederschläge, Temi'cratur wenig verändert. Dresden» 1884. Tonnerstag, 31. Jan. «eranlworlltchcr Redaktenr sttr Politisches Ur. Smtl Biere h in Decken. Eine recht empfindliche Blöfie bat sich das prcusiischc .Handels- Ministerium in einem Schreiben gegeben, das es an die Handels kammer in Hirschberg gerichtet bat. Jene Bcbördc cmpfieblt die Einfübrnng der Maschinenstickerei, um der notlileibenden Bevölkerung Schlesiens eine neue Liuclle des Verdienstes zu erschließe». Die Absicht ist löblich, aber verwunderlich wirkt die sich in dem betressenden Schreiben befindende Aeuberung, dasi die Maschinenstickerei nur in der Schweiz große Fortschritte geinacht babe, in Deutschland aber zurückgeblieben sei. Die Fabrikanten in unserem Erzgebirge und Voigtlande schütteln die .stopfe, wie schlecht insormirt man im Berliner Handelsministerium über den Stand der deutschen Fnduslric ist. Man bat dort ostenbar keine Mining davon, daß im Boigtlande, wo die Maschinenstickcrci seit 2ti Fahren Eingang gesunden, in den letzten 2 Fahren allein über 7—800 neue Stickmascbincn ausgestellt wurden, daß jene Fabrikanten ibr Absatzgebiet in allen Wcltlbeilen baden. Die 3 größten Stictmascbinenfabriken in Planen und in stavvel bei Chemnitz konnten, wie der „Voigtl.Anz." Iicrvorliedt, im vorigen Fahre nicht genug Maschinen liefern und mußten die Bestellungen Monate lang unausgeführt liegen lassen. Auch i» Schneeberg, Neustüdtel, Aue und Eibenstock, wo die Stickereibranche heimisch ist. herrscht reges, industrielles Treiben, überall sind dort Maicbineiigebände im Ban begriffen, zahlreiche Wolmräunic werden in Maschinenräume umgewandclt. Die Fürsorge des preußischen Handelsministeriums sür die schlesische Bevölkerung kommt also etwas spät: der Platz ist von der rührigeren, sächsischen Fndustrie schon längst besetzt. Man muß aber angesichts einer solchen Unkenntniß der leitenden Stelle in Berlin über Verhältnisse, wo eine Auskunft so leicht zu erlangen, sich doch fragen, ob solche Flüchtigkeit sich nicht auch in der Ausarbeitung anderer volkswirtb- schastlicher Maßnahmen, die aus dem Handelsministerium hervor- gegangen sind, bemerkbar gemacht hat? Der kaiserliche Statthalter von Elsaß-Lothringen, Feldmarschall v. Manteufsel, ist auf seinen Straßburger Posten zurückgereist. Ob er ihn noch lange inne hat, wird stark bezweifelt. Jedenfalls bereiten sich in der Verwaltung der Reichslandc, oder doch in den Grundsätze» der Verwaltung, wichtige Veränderungen vor. Nicht umsonst hatte der Statthalter mehrere längere Audienzen bei dem Kaiser, nicht umsonst weilte er mehrere Tage als Gast des Fürsten Bismarck in Jriedrichsruhe, wo sich gleichzeitig auch der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, eingcfunden hatte. Man ist bezüglich des Ergebnisses dieser Besprechung zunächst nur aus Mutkmaßungen angewiesen. Tie Politik Manteussel's. die sogen. Notabeln zu hätscheln, d. h. die hervorragenden Vertreter der besitzenden Klassen, hat sich sür die Fortsetzung der Wiedcrgcrmani- nrung der verloren gewesenen Bruderstämme als nickst sehr glücklich heraiisgestellt. Diese Bevölkerungsschickst, durch und durch französisch, fetzt dem Germanisirungswerke den zähesten Widerstand entgegen. Sic hat es bisher zu vereiteln gewußt, daß der Lieblingüivunsch des Statthalters der Verwirklichung entgegenreifte: Elsaß-Lothringen mit allen Versassungsrecksten eines Bundesstaates auszuslatten. Es ist mehr als fraglich, ob künftig diese Bestrebungen Manteussel's dahin sortgehen. oder ob nicht vielmehr umgekehrt zur 'Abwehr der lranzösirenden Propaganda die Dictaturzügel künftig wieder etwas schärfer angezogen werden. Möglicherweise läßt sich Herr v.Manlcussci zu Letzterem nicht bereit finden, sondern räumt dazu den Platz de», Grafen Stollberg. Jedenfalls wurde in den Dreimanncrkonsercnzen zu FriedrichSruhc die gegenwärtige Gesammtlage Elsaß-Lothringens eingehend untersucht und die Aufschlüsse, die der deutsche Botschafter bei der französischen Republik über die Verbindungen der Elsässer Emigranten mit den in der Hcimath zurückge assenen Unzufriedenen zu geben in der Lage war. werden ausschlaggebend sür den künftigen Geist der Verwaltung gewesen sein. Die betreffenden Beschlüsse dürften nicht lange auf fick warten lasten. Sofort nach seiner Zurückkunft von dem Besuche bei seiner in München verhciratheten Tochter Gisela hat der Kaiser von Oester reich in Wien die Verordnung unterzeichnet, womit einige Bestim mungen des Versammlung^, Vereins- und Preßgeietzcs sür Wien und Umgebung aufgehoben werden. Die Verordnung wird sofort dem ReichSrathe zur Genehmigung vorgelegt, ihre Gutheißung durch selbigen steht außer allem Zweifel. Der dringende Anlaß hierzu war in den neuesten Verbrechen der Anarchisten gegeben. Die österreichische Regierung führt also nicht die ihr zugeschriebene Ab sicht aus. ein nach deutschem Muster gearbeitetes Sozialistengesetz cinzubringen, sondern greift zu dem näher liegenden Mittel, die ibr zustchenden Befugnisse anzuwenden. Wo sich „bochverrätherische oder sonst die Verfassung bedrohende oder die persönliche Sicherheit gefährdende Umtriebe" zeigen, ist die Regierung ermächtigt, das 'Vereins- und Versammlungs- und das Preßacsetz zu beschränken. Die Polizei kann Druckschriften einfach verbieten oder die Ein reichung eines Pflichteremvlars drei Stunden vor der Ausgabe derselben verlangen. Mit den gewöhnlichen Machtmittel», die der Staat in geordneten Zuständen und in ruhigen Zeitläuscn besitzt, ist nickt mehr auözukommen, wenn die Maulwurlsarbiit Most'schcr Lendlinge Verbrechen wie die jüngst erlebten erzeugt. Niemand vermag anzugebcn, eine wie starke anarchistische Partei in Oester reich jetzt schon existirt, daß aber die Ansätze und die Organisation ^ einer solchen vorbanden sind, lehren die Tbatsachcn unwiderleglich. Wenn das soziale und politische Naubmörberthum das struppige Haupt erhebt, ist es Pflicht und Seld'Ierkaltungstrieb der Gesell- ichast und deS Staats, die anarchistischen Revolverhelden in ihre äußersten Schlupfwinkel zu verfolgen Schon vier Tage dauert in der französischen Kammer die De batte über die soziale Frage und noch ist ihr Ende nicht abzuschen. 'Rur soviel lagt sich alle Welt, daß keine greifbaren Beschlüsse dar aus hcrvorgeken und daß die Volksvertretung bei dieien unsnicht- bare» akademischen Erörterungen ihre Zeit verloren hat. Die ver schiedenartigsten „Lösungen" der sozialen Frage hat man vortragcn hören, jeder Redner gab ein universales Heilmittel an. Tie ver schiedenartigsten Produktionösusteme. verstärkter Schutzzoll wie der Freihandel, der unentgeltliche Volksschulunterricht wie internationale Arbeitsgesetzgebung, der Ministersturz wie die Revision der Ver fassung, die Einsetzung der erblichen Monarchie ivic die Geld- vertbcsiung an die Arbeitslosen, die Fnnngrisinabme von Noth- standsbautcn und allerhand andere Rezevte wurden mit mehr oder weniger Bcrcdtsamkeit vorgctragcn. Ein beständiges Hi»- und Hcrichwanken zwischen optimistischen ArNscknrcidereien und Scibst- beräucherungen bis zur pessimistischen Verzweiflung der anarchi stischen 'Vernichtung! Praktische, ausführbare Gevanken wurden nur vereinzelt verlautbart. Der Vertreter der Lyoner Arbeiter. Brialon, fand mit Grund als das Hanptübcl de, jetzigen so be klommenen sozialen Lage die übertriebenen öffentlichen Ausgaben, die »nnötbigcn Verwendungen und Pcrschmcnviingcn von Staats- Feldern sür politische Parteizwccke. Wahr ist auch, was der Minister Ferr» ausfübrte, daß von einer allgemeinen Krise kaum die R de sein kann, dieselbe ist vielmehr in der Hauptsache auf Paris be schränkt und macht sich weniger im übrigen Frankreich fühlbar. Bei vielen in der Provinz hcrgcstclltcn Arnkcln war die 'Ausfuhr im vorigen Fahre größer als in den vorangcgangenen Jalwen. Die Pariser Krise ist zunächst eine Folge der gesteigerten Konkurrenz- sülsigkcit Belgiens, Deutschlands, Oesterreichs :c. in de» Artikeln, die bisher als die Spezialitäten von Paria galten. Diese Kon kurrenz ist nicht nur guaiilativ ebenbürtig geworden, sie arbeitet, woraus cS vor Altem ankommt, auch billiger als die Pariser Fndu strie. Die letztere hat wegen des Oktrois, der hoben Miellicn, des bessere» Lebensunterhalts der Arbeiter mit beträchtlich höheren Löhnen zu rechnen und muß deshalb tbeurer protzuzircn. Will sic sich behaupten, so wird nichts anderes übrig bleiben, als daß die Mehrzahl der Fabrikationszwcige aus das Land geht. Gerade Das aber verabscheuen die lieben Pariser Arbeiter. Man bat ihnen so oft gcschmcickiclt, daß sie die Träger der Civilisation sind, daß sie einen halben Hochverrat!: zu begeben glauben würden, wenn sie dem Pariser Matter Lebewohl sagten. Kurz, die französischen Gewallinbaber stehen der sozialen Krisis ziemlich rathlos gegenüber und von einem vianmäßigcn Fnangrifinehmen der sozialen Frage, wie cS Tcutichlanb mit der Lozialresoim ziclbewußt gctban, ist bei unseren Nachbarn keine Rede. 'Ilciirstc Telegramme der „Dresdner Rachr." vom.30. Jan. Berlin. Das Befinden des Kaisers ist befriedigend, die Wiederaufnahme der üblichen Ausfahrten im offenen Wagen sind wegen ungünstigen Wetters unterhürben — Dem Bnndrsrathe ging die Nachweisung zu über die den einzelnen Bundeöstaa'iekl bis Ende 1883 überwiesenen Beträge an Reichs Silber-, Nickel- undKuvscr- münren. Deren Gcia nmlsumme beträgt 475'e> Millionen Mark, darunter ca. 300 Millionen Einpfennrg - Stücke. — Die Slcnrr- Kommission dcS Abgeordnetenhauses lehnte die Zuziehung von Akt: n- gcsellschaslen zur Emkommcnstcuer ab. ebensalls den vom Centern» eingebractzten Antrag, daß die außcrvreußlschcn Akticngcselllchaltcn welche in Preußen zum Gewerbebetrieb zugelassen sind, der Ein kommensteuer unterliege» sollen — Die Existenz van Meinrmgs- i Verschiedenbeilen zwuche» Bismarck und dem Statthalter der Reichs- 1 lande wirk offiziös in Abrede gestellt. Berlin. Das Abgcordiiclcnbarls setzte die Berathung des i Kultaüetats fort, wobei das Ccntrum wie in trüberen Fahren gegen ! die Mittel sür den kirchlichen Gerichtshof stimmte Dann winde über das Verhalten des Konsistoriums von Brandenburg den Ge meindebehörden gegenüber debattirt, obgleich der Minister erklärte, daß er mit Rücksicht auf die bestehenden Gesetze nicht eingrcifcn könne. Morgen Fortsetzung des Kultuselars. Wien. F» politischen Kreisen glaubt man. daß angesichts der bestehenden sozialistischen Gcsabren, den» doch schon nächster Tage im Verordnungswegc eine Art Ausnahmezustand über Wien und Umgebung verhängt werden wird. Paris Zur Beendigung der Debatte über die wirtlsichaitliche Krisis wird Clemenccau Namens der äußersten Linken die Einsetzung einer rncrziggUederigen Kommission beantragen, behufs Untersuchung des gegenwuriigcn Notbstandes und der Lage der Arbeiter übcrbaupt. Die Majorität wird die molivirte Tagesordnung annebmen. worin der Wille der Kammer ausgedrückk wird, das begonnene Reform werk sortzusetzen und alle aus Besserung der Arbeitsbedingungen in Frankreich abzielcnden Vorschläge zu müreir. Die Pockzer verbot das „Gesvrochenc Journal", weil ein Mitarbeiter >erl ewige» Abenden ! sich mittelst fal'cher Nase und Bart eine Minister - Ferr» - Maske ! machte und den Minister-Präsidenten kopirtc Cbristiania. Der König und die Königin sowie Prinz ! Eugen treffen morgen liier ein Die lonalen Elemente der Bcvölke^ rung .ereilen einen demonstrativen Empfang vor. Am Freitag er- i ösnrct der König den Stortlsing veriönlich. Mit dem König trifft j die Stockholmer Abtbeilnng deS norwegischen Ministeriums ein, deren ^ Prozeß vor dem Reichsgericht Ende Februar beginnt Die Berliner Börse ccöfsnetc im Anschluß an fremde Plätze sehr fest, dann trat ein ziemlich energisches Angebot hervor, wodurch die Koursc gedrückt wurden. Zwischen der Hausse - und Baisse-Partei fand ern erregter Kamps statt, wobei letztere invcß keine dauernden Erfolge erzielte, denn der Schluß war wieder fest. Sockulative Banke» schwankend, schloffen aber gegen gestern mit kleinen Aufbesserungen, Kaffabankcn theilwcis belebt, so Leipziger Kredit, Ostpreußen eröfsncten mebrcne Prozent höher als gestern, gingen aber dann in erregte», Verkehr zurück und blieben schließlich l Proz. über gestern. Sonstige deutsche Babne» meist gut bekouptct, Berlin-Dresdner Stammociorrtäken Nachlasse»», österreichische Bahnen fest, Gotthard matte:, österreichische Prioritäten gut belebt, Berg werk und 'Industrien schwächer, deutsche Fonds zremlick: fest. Für fremde Renten bestand anfangs gute Meinung, die später nachlreß, Geld ungewöhnlich flüssig, Privat-Discont 2'V» Proz., Nachbörse matt. »»««Nur: ». llo. Jänner, llrcdt, Slnar»dadn 270«-,. vom. borden >2!«.. «0cr Loo>e —. Oesierr. Stlderrente —. Pavrerienle —. I!al:»ier2bl><,. Oeirerr. Goldrenre —. «°1, U»,. «olbrenle—. 77er Nullen80«r Rusen S.Oricnlanleihc —. Neueste Unser. Goidonletbe 7L>/,. i. kriemonletlie -. U»,»r. Povlerrcnle —. Di»con:o—. Eouvrer «oudardbodn S7. Mainzer-. Schwach. Laei», ::o. Januar. «Schluß: Renre 77.»o. Nnleibe ro:.:>b. J:al:ener S2.«o- Slaalidabn L87,d«. vombarden Llb.rb. do. Srtortläten 222. Sanvler 21«. veverr- «»Idrenie 8«-', Schwach. rllten. so Januar, riredl: M,20. Slaatib. 220.1». Lombarden 111.00. Elbellial —. Nordwcstb. ISS.du. Marlnolen SS.2S. Ung. Lrcdl! 32S.0V Gedrückt. Lokale« und LiikbkikckeS. — Ihre König!. Hob. die Frau Prinzessin Georg hat die Nacht zum Mittwoch bis gegen 1 Uhr etwas ruhiger verbracht. Um diese Zeit traten wieder heftigere Delirien ein. welche die wiederholte Anwendung kalter Bäder nolliwendig machte». Letztere minderten das Fieber beträchtlich, die Gehirncrichcinungen nahmen indeß nickst ab. Nack: dem gestern Mittag ausgcgcbencn Bulletin hatte das Fieber »och nickst wieder die gestrige .Höbe erreicht, auch hat sich Nachmittags etwas Appetit eingestellt. Der Puls war kräftig, doch fehlt der Sckilai nvck: immer vollständig. Fl:re Majestäten haben anläßtick: dieses höchst bedaucrndwerlhen Famitien-Ereignisscs den für die ersten Tage des Februar beabsichtigten Aufenthalt in Leipzig ausgegcben. — Die Büiletins über den Verlauf der Krankheit F. K. -H. Prinzessin Georg werden von jetzt ab in der Kgl. Hoi-Äpotheke (Sckloßstraße) zur beliebigen Einsickst ausliegcn. — Tie zweite Kammer bericth in der gestrigen Sitzung das Budget des Ministeriums des Fnner», Res. Starke. Bei dem Kapitel Landcspsleg-, Straf- und Besserungsanstalten weist Abg. Heger daraus hin. daß das Gutachten des Landes-Medicinalkollegiums, welches dem schriftlichen Deputationsherickst heigcgeben ist, auf's Neue bestätigt, daß in den meisten Fällen der Mißbrauch geistiger Getränke die Ursache von Geistesstörungen ist. Auck: sür das Ver- brecherthuin habe die Trunksucht das größte Contingcnt gestellt. Mit Freuden begrüße er es deshalb, daß von Sachsen der Jmvuls ausgegangcn, dem Mißbrauch geistiger Getränke entgegenzuarbciten. Da der neue Verein niit den größten Schwierigkeiten zu kämvfcn babcn werde, bitte er deshalb die Regierung, die Ziele desselben thunlichst zu fördern. Er werde auch nicht davor zurückschreckcn, wenn cs sich um Bewilligung einer materiellen Suboention^von Seiten des Staates handle, denn die etwaigen Opfer winden in vielfacher Potenz von den Kosten subtrahirt werden, die jetzt Gefängnisse und Besserungsanstalten er forderten. Abgeordneter Liebknecht bestreitet, daß aus Grund der Statistik ein Umsichgreifen der Trunksucht stattgesunbcn, viel mehr sei diese seit alter Zeit ein Lasier der germanischen Stämme gewesen. Er glaubt auch nicht, daß sic in so bobem Maße die Ursache zu Geistesstörungen und Füllung der Gefängnisse sei, meint vielmehr, daß zu erstercn ganz andere Faktoren mitwirktcn» wie cS denn auch in dem Gutachten des LandesmcdizinalkoUegiums beiße: „Tie gesteigerten Anforderungen im Kamvse ums Dasein treten heutzutage an daS Gehirn des Einzelnen schon aus der Schulbank heran und die Konkurrenz auf allen Gebieten der Kunst, Wissenschaft und Fnbustrie, der Drang »ach Genuß und Reichtbum erbaltcn einen großen Tbcil der modernen Gesellschaft in einem Zustande beständiger Anspannung der Nervcnkräste und nervöser Erregung." Ferner seien eS nickst die niederen Klassen, die bauvt- säckilich vem Laster der Trunksucht sröbnten, sondern gerade die besser sitrurten. Daß es bei den ärmeren Klassen mehr hervor trete, liege lediglich an der mangelhaften Nahrung, die diese zu sich nehmen. Das einzige Mittel, diesem Uebelstande abzuhelfen, :ei eine möglichst hohe Besteuerung der Branntweinbrennereien. Res. Starke hält dem Vorrevncr entgegen, daß an einer anderen Stelle des von ihm citirlen Gutachtens gesagt sei, keiner der Fak toren sei so geeignet. die individuelle Disposition zum Irrsinn zu begründen und zu steigern, als der Mißbrauch alkoholischer Getränke, während Abg. Heger nochmals darauf lsinwcift, daß nach gewissen- l,alten statistischen Erbebiingen die Trunksucht die vaupturlache zur Füllung der Gefängnisse sei. Abg. Walter pflichtet den Aus- sübrunge» des Abg. Heger voll und ganz bei. Abg. Liebknecht wendet sich gegen die eingcsührtc Verschärfung des Srrasvollzugs. Aus dem Deputations-Bericht gebe hervor, daß bereits früber in ! den Genckstsgefängnissen härtere Discivlinarstrascn bestanden hätten ! als in den Landcs-Strasanstalten. Diese seien aber in jenen am allerwenigsten am Platze, da man es liier zun: Tlieil noch mit Unter- luckiringsgefangenen zu tliun liabe. Es sei falsch, jetzt wieder zur Ab- ! ichreckungstbeorie znrückzugrcisen, die sich ja i» der Praxis nie bewährt ! habe, masam besten dadurch bewiesen werde, daß die Zahl dcrMordtkaten j sich bedeutend vermehrt habe, seitdem die Todesurtkeile wieder voll- strcckt werde». Ferner sei auch der Wegfall des VictualicuverkaufS an Gelange»? von vädagogischem Stundpunkte aus zu tadeln. Be treffs der Gefäugnißarbeit müsse man dahin streben, eine Concur- renz mit der freien Arbeit möglichst zu vermeiden, man müsse des halb mit dem jetzigen Gcsnngnißsnstcm brechen und mehr und mehr Vcrsorgungsanstaltcn an die Stelle der Gefängnisse treten lassen, zumal da der größte Tlieil der Verbrecher nickst im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten wäre und besser in Irren- und Cor- rcctionvanstalten als in Gefängnissen untergebracht wäre. Alle Gesüngnißinsteme ständen sich in ibrer Resultatlosigkeit völlig gleich, denn die Zahl der Rückfälligen wäre seit Jahrzehnten dieselbe ge blieben. Wenn man aber das Verbrechen als eine Krankheit er kannt habe, dürfe man auch nicht mit Härte, z. B. mit Prügelstrafen Vorgehen, und nicht zu jener als voll ständig falsch erkannten Abschreckungs-Theorie zurückgrcisen. Mil den: jetzigen Snstcme werde man noch soweit kommen, daß die halbe Welt im Gciänaniß büße und die andere Hälfte Aussictsts- bcamtc sein müßte. Res. Starke: Es sei am Platz, di« Zügel etwas straffer anzuziehen, denn die Gemütblickkeit im Strafvollzug wäre doch etwas zu weit gegangen. Wohl Niemanden entzücke die Wiedereinführung der Prügelstrafe, aber Niemand verkenne auch, daß sür eine gcwine Zahl Verbrechen (SittiichkeitSverbrccken.Bnume- abickmciden :c.) eine tüchtige Tracht Prügel am Platz wäre. Solche Bande, solche Bengel müßten gehauen wcrden. daß sie nicht mehr lausen könnten (Heiterkeit). Der Staat habe die Pflicht, den Gesunkenen aufzuliclien, aber auch die Pflicht, das verletzte RecktSgefühl deS Volkes zu rächen (sehr richtig!) Mg. Liebknecht hält als einen Haurstgrnnd sür die Uebcrsüllung der Gefängnisse, daß heut« zutage das Familienleben und die Familiencrzirbung nicht gehörig gepflegt würden oder gepflegt werden könnten. Bei gewissen Verbrechen ist er ebenfalls nicht gegen die Prügelstrafe. Gegen den Referenten gewendet, meint er. der Staat habe wobt zu strafen, der Hauptzweck des Strafvollzuges aber sei die Besserung. Abg. Bcbei wünscht bei ähnlichen Beratlmngen einen gut untcr- nchtcten Gesängniß - Beamten am Regicrungstiscbe zu seken. Wenn bei de» unteren Ständen ein richtigeS^-camirienIeben nicht exmire, so liege dies daran, daß die Eltern den Tag Uber außer dem Hause zubringen müßten, wenn man aber die Erziehung der Kinder in den höheren Ständen betrachte, so träten die sozialen Schäden erst reckst zu Tage. Abg. Or. Straumer dagegen konstatirt, daß sich die große Melirzalil der Eltern eingehend mrt der Erziehung ihrer Kinder beschäftige, auch in den ärmeren Familien cxistire ein gesundes Familienleben. Justizminiftcr von Abeken: seit der Wiedereinführung der Prügelstrafe in den Justizgcsängniffcn sei noch keine körperliche Züchtigung, auch kern Fall von thällicher Renitenz vorgckommen, vielmehr habe es genügt, daß die Prügelstrafe auf der Disziplinär - Ordnung geitarwen. Die Kammer bewilligt sodann die für die Pfleg-, straf- und Besserungsanstalten geforderten Zuschüsse: Für Hubertusbura 363,300 M.. »ür Sonncnstein 144,100 Ä.. für Colditz 211,500 M» für Hochwcitzschcn I65.3M M., für die Blindenanstalt zu Dresden
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