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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187708228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-22
- Monat1877-08
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1877
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Erscheint tSzltch früh 6V, Uhr. »edant»» »»> Tepedttto» JohaaniSgasse SS. »»«chft-adr« der Lrtatti»»: Vmcmittags lü—12 Uhr. Nachmittags 4—K Uhr. )me der für die nächft- Nummer bestimmten »te an Wochcutagen bis Nachmittags, an Sonn- «td Kesttage« früh bis '/,tt Uhr. >» de» FUiatra sir Z,s. Ziaaati«,: Vit« Klemm. UniversitLtSstr. 22, Söuls Löiche.Katharinrnstr. 18,p. nur dis '/,3 Uhr. MWgrr Tageblatt Anzeiger. drqo« chx PvlM, Local-elchichte, Handels- md BeschLstSvnktbr. «»»>«- IL.L5». 2ttei>annri»»prrt» viertelt. 4'/,Mt^ mcl. «rrnaertohu b Mt., durch die Post dejvgea 6 Mi! Jede einzelne Nummer 30 zrf. Belegexemplar Io Nf. Sebitdre» für Extradeilageu ohne Postbefkrderung Sv Ml!. ».»U PostdesÜrderuug 4b U^. Siseratr iaesp Bourgeois-. 20 ,-1. Artigere «Schritten laut unserem HrriSverzeichnitz. — Tabellar.Ich^ Satz nach höherem Tar-.r Slktiameu vatrr Sr« Sleöattioaejhich dir Spaltzeile 40 Pf. Iulerat« find stets an d. -rprdttl»» zu senden. — Rabatt wird nich qegeden Zahlung oder durch Postvorschuß. W 234. Mittwoch den 22. August 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. An »nserer höhere» Bürgerschule für MLdche« ist zum I. Oktober d. I. die mit 3000 Iahre-gehalt votirle Stelle de» zweiten Lehrer- für »euere Sprache» durch einen aka demisch gebildeten Lehrer, welcher die erforderliche taenlUm durch eine (öffentliche) Prüfung nachzu- weisen vermag, zu besetzen. (Aufenthalt in Frankreich und England erwünscht.) Geeignete Bewerber werden ersucht, sich schriftlich bi- spätesten» de» I. Septeueher d. I. bei unS zu melden und ihrem Bewerbungsgesuch PrüfunaSzeugniß und LebenSlaus beizusügen. Leipzig, den 10. August 1877. Der -ßath der Stadt Leipzig. vr Tröndlin. Zilisch, Resdr. LogiSvermteibung. In dem V»tverfitä'tsgru«dstürk zum „graue» Wolf", Hainstraße Nr.. 28, ist die dritte Stage, bestehend au- Vorsaal, 7 Zt««ero, « Ka»»«»«r», Küche «»d üdrtge« Zubehör, vom 1. Ianuar 1878 an aus fünf Jahre meistbietend anderwell zu vermrethen. Mtethliebhabcr werden hiermit ersucht, in dem hierzu aus DteuStag, de» 28. A»g«st d. I., Vormittags 11 Uhr. angesetzteu Termine im V»tversltLts»Rr»ra«te (Paulinum) zu erscheinen und ihre Gebot» abzugeben. Die Au-wahl unter den Licitanten sowie die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 20. August 1877. UaiversitütS-Re»ta«t. Graf. Leipzig, 21. August. Der Wahlkamps in Frankreich hat sich in der letzten Woche wieder erheblich verschärft. Während die Coalition de- 16. Mai ihren „Mar- ichall-Präfidenten" in der Provinz immer auf- Neue da- alte Lied von dem Schutze der Ordnung gegen den Umsturz wiederholen läßt, fobaß die naive Menge hinter jedem Republikaner, selbst hinter den wahrhaft conservativen. weil sehr ver mögenden Männern de- linken Centrum- einen Communarden suchen soll, hat Gambetta in seiner zu Lille gehaltenen Rede sozusagen ein Manifest der großen geeinigten republikanischen Partei er lasten, welche- die Gegner wie Aeulenschläge trifft. Mit der ganzen Wucht seiner Beredsamkeit hat der Exdictator den kläglichen Humbug, welchen die monarchistische Reactton mir erfundenen Ge fahren treibt, gegeißelt. Bon größerer Wichtigkeit aber ist, wie er d,e in der diesmaligen Wahl- dewegung sich bekämpfenden Gegensätze auffaßt Im Grunde sieht er nur zwei feindliche Lager: aus der einen Seite die republikanische Partei, auf der anderen den verbündeten KlerikaliSmuS und Bonaparti-muS ES ist kaum zweifelhaft, daß von den monarchistischen Parteien nur der BonapartiSmuS ernstliche Aussicht haben könne, von Neuem zur Herrschaft zu gelangen. Versteht e- der CäsarismuS doch so vortrefflich, jenen beiden in Frankreich so mächtigen Factoren, dem Dcmokrati-mu- und dem KlerikaliSmuS zugleich zu schmeicheln! Gawbetia hat den Sieg, welchen der RepublikaniSmuS über diese gefährlichen Gegner davontragen werde, mit überaus glänzenden Farben geschildert. Inwieweit er dabei der üblichen Schön särberri de- WahlagitatorS Raum gegeben hat. kann der au-wSrt- Stehende kaum beurtheilen. Die Rede schloß: „Wenn Frankreich seine souveraine Stimme hat vernehmen lassen, so wird man »nt weder sich unterwerfen oder sich verabschieden " Wenn „man" nun aber Kein- von Beiden thut? Auf republikanischer Seite giebt »an sich beharr lich den Anschein, diele dritte Möglichkeit gar nicht zu sehe», obwohl sie durch Mac Mahon'S wiederholte Versicherung, daß er feine Mission bi- zu Ende führen werde, wahrlich nahe genug ge legt ist. Doch scheint Gambetta da- Bedürfniß gefühlt zu haben, wenigsten- indirekt etwaige Br- sorgnifse in dieser Richtung zu beschwichtigen. Da- Schicksal einer nach überwiegend republika nischem »»-fall der Wahlen etwa zu handhaben den Staat-streichpolitik würde ohne Zweifel von der Haltung der Armee abhängen. Gambetta hat unter dem jubelnden veisall seiner Zuhörer den streng verfassungstreuen Ginn der Armee in ,n einem wahren Dithyrambus gefeiert; ob aber au- voller Ueberzeugung oder mehr zum Zwecke ver Gewinnung der Masten einerseil- »nv der Veruhioung andererseits, muß dahingestellt blei ben. Jedenfalls kommt man immer wieder zu der Einsicht, daß da- nächste Schicksal Frankreicv- iu tiefe- und »nheildrobende- Dunkel gehüllt ist. Freilich soll »us diese Einsicht aber nicht abbalten, der republikanischen Partei, welche den Kampf wider da- „Attentat de- klerikalen Geiste- gegen ganz Europa" auf ihre Fahne geschrieben, unsere betten Wünscbe iu die Wähle« lasten. Zahlcampagne folgen zu Ta-es-eschichLlichL ßleüerfiA Lchyig. 2t. »ugust. Die .Meserzeitung" verlangt der Leben-- »ittel-Lersälschung gegenüber eine heilsame Strenge, durch die auch Derjenigen da- Gewissen geschärft werde, die zwar nicht moralisch genug sind, um dem scblechten Beispiele zu wrverflehen, oder auch nicht »nmoralisch genug, um eine Handlung zu begehen, deren Verworfenheit sie ganz deutlich empfinden. „Die Zahl der gesavken losen Sünder, die unbevenklich betrügen, weil Der und Der e- ja auch thut oder weil e- ein mal im Geschäfte so hergebracht ist, übersteigt diejenige ver eigentlichen Lerbrechernaturen sehr erheblich. Solchen muß da- Strafgesetz nach helfen. ES muß ihnen an dem Ernste, den die Justiz zrigt, deutlich werden, daß Da- schände l,ch ist, wa- sie sich erlauben, ohne sich Ge wissen-scrupel zu machen. Niemals werden sie e- begreifen, wenn sie sehen, daß der Richter sie ungefähr ebenso behandelt wie den Uebertreter einer Polizeiordnung, wie einen Kutscher, der zu schnell gefahren hat, oder einen Reiter, der sich auf einem Fußwege betreffen läßt. „ES muß eine öffentliche Standarte de, Moral geben, sagt Kant, und auch da- Strafrecht hat sich diesem „Muß" anzupasten." Auch die „Schlesische Presse" erwartet vom Staate, daß er da- Uebel der Verfälschung der Leben-mittel de kämpfe, fügt aber hinzu: so weit eS in seinen Kräften steht und so weit da- Heilmittel nicht ärger ist, als die zu beseitigende Krankheit. „Wollte man den Versuch machen, einfach da- Axiom durchzuführrn, daß verdorbene und ver fälschte Nahrungsmittel nicht zu Markte geführt und verkauft werden dürfen, so würde man eine Aera der Polizciwillkür eröffnen, die schlimmere Blüthen treiben würde, alS die Censur sie jemal- hervorgebracht hat (?). Darüber, wa- „verdorben und verfälscht ist", sind Bücher zu schrttben. Da- Reicb-gesundheit-amt kann, nach unserem Dafür halten, nur schrittweise Vorgehen und, von den nothwendigsten RabrungSmitteln beginnend, etwa von Milch und Fleisch, vorschreiben, welche Eigen schaften die zum Verkauf gestellten Artikel haben müssen, welche ihnen nicht anhaften dürfen. Da- Publicum muß gegen Betrügereien der Verkäufer gesichert sein, aber man muß von Anfang an da- Augenmerk daraus richten, daß auch di« Ver käufer gegen willkürliche AuSleguvgen der Polizei »sichert sind Wir haben diesen Zweig der Ge- «ndheit-polizei bi-her über Gebühr vernachlässigt; Wir wüsten dafür; sorgen, daß jetzt kein Schaden dadurch geschieht, daß wir un- mit einem über Gebühr gesteigerten Eifer plötzlich darauf werfend In der , Kreuzzeiiung" steht nachstehende- Ein gesandt: „Wenn, wie in den Zeitungen berichtet wird, der Herr Cultu-mtnister in Folge der Dühring'scheo Angelegenheit und im Hinbuck aus da- bevorstehende unterricht-zesetz gern alle Vor schläge znr Verbesserung der deutschen Univer sitäten entgegeummmt, so sollte «an ihm doch vor Allem den unterbreiten, daß die Prüfungen von den Universitäten weggelegt würden, so daß kein Mitglied der Universitäten in der ExaminationI-Commission säße. Damit wäre den außerordentlichen Profestoren und den Privat bcernten mehr geholfen, al- durch eine Auf besterung ihrer Gehälter, bezw. eine Ertheilung von Gehalt. Wer nur einigermaßen mit den Zuständen der Universitäten bekannt ist, der weiß welch' einen Bann die Au-ficht aus da- Examen au-übt, wie vielfach Collegia bei dem betreffenden Professor nur darum belegt werden, weil er in ver PrüfungScommisfion sitzt und dort einseitig genug ta- von ihm selbst Borgetragene von den Examinanden verlangt. Also fort von der Universität mit diesen Examenrücksichten!" Nachrichten a»S Wien, die für ziemlich zuver lässig angesehen werden, stellen nunmehr den Fortgang der Verhandlungen über die Er Neuerung de- deutsch-österreichischen Handelsvertrag- al- günstig dar. Die Ver Handlungen werden "sich, wie die Pester Corr. be richtet, noch eium Monat htnau-zichen, nachdem sich für die Delegieren die Rothwendigkeit ergeben hat, von ihren Regierungen neuere Anweisungen einzuhvleu; aber an dem schließlich«« Erfolge wirb kaum noch gezweifelt. Die „N Fr. Pr." theilt auf Grund einer osficiöfen Meldung au- Pett mit, daß die erste Lesung deS Zolltarif- bereit- ersolgr und daß mit Ausnahme einiger in Schwebe belasteter, aber unwichtiger Posten über alle Tarifsätze eine Ber-inbarung erzielt sei. In Neapel ist man einer neuen Art Handel mit MensLenfleisch aus die Spur gekommen, welche auf die dortigen socialen Verhältnisse ein grelle- Licht wirft Man verhaftete einen Agenten, al- er eben im Begriff war, zwei blühende Mäd chen nach Egypten an einen Harem zu verkaufen. Wie „Roma Capitale' bemerkt, existirrn ähnliche Geschäftsverbindungen von Neapel a«S auch mit Berlin, Wien und Hamburg! Sollte die deutsche Polizei sich nicht der Belheiligten annehnen, damit dem Unwesen gesteuert wird'? Die Verlegenheiten der inneren politischen Situation macheu sich dem französischen Mi nisterium neuerding- in einem Umfange fühlbar, wie «S seit dem Beginn der Krise nicht der Fall gewesen ist. lieber lang oder kurz muß der Widerspruch, in den sich die Urheber deS 16 Mai mit der öffentlichen Meinung deS Landes unleugbar gesetzt Haber, zum AuStrage gebracht werden, und wie Die- auf konstitutionellem Wege geschehen soll, ohne dem Werke der Firma Broglie-Fourtou gründlichst den GarauS zu machen, ist für alle Welt ein Geheimniß, am Meisten viel leicht für die betreffenden Persönlichkeiten selber. Während da- Staatsoberhaupt seine Rund reise durch die Normandie fortsetzt, berath- schlagt da- nunmehr wieder vollzählig in Pari» anwesende Cabinet über die zur Rettung de- Regime der moralischen Ordnung fernerhin zu treffenden Maßnahmen. Die offenkundige Feindschaft zwischen dem Cabinet-vorsitzenden und dem Minister de- Innern läßt die Erwirkung eine» einheitlichen Programm- ziemlich au-sicht- loS erscheinen. Auf den Gewinn der Wählerin pagnc macht man sich selbst in den Kreisen der eifrigsten Anhänger de- persönlichen Septennalü keine Hoffnung mehr, sondern man beschäftigt sich schon mit dem Verhalten, welche- man einer mit noch schärfer republikanischem Gepräge auftrrtenden Kammer gegenüber einzuschlagen haben werde. Auf oppositioneller Seite thut man da- Gleiche, und zieht ein den ministeriellen Aussichten wenig günstige- Facit. Die „DebatS" berechnen, daß. wenn der 14 Oktober al- Wahltermin sestge -alten werde, die neue Kammer nicht vor Anfang November zusammentreten, und, da die Wahl -riisungen vier Wochen beanspruchen dürsten, aum vor Anfang Decemder die eigentliche Action beginnen könne. Erst dann sei die öiluation für einen neuen Conflict zwischen Ministerium und Volksvertretung reis und könne ein neuer Auflösung«antrag beim Senat gestellt resp. von demselben genehmigt werden. Seit dem 16. August stehen sich die am nörd - lichenBalkanabhange gegen einanderoperi rcnden Heere-massen nur noch aus einige Stunden Entfernung gegenüber, ihre Bortruppen haben bereit- Fühlung. Die russischen Stellungen welche die Front nach Ost und nach Südost ge richtet haben, liegen in de« Rau« zwischen Tne- nowa.Trawr a Gabrowa.von wo sie sich bi- an den südlichen Au-gang de- Gchipkapasse- hinziehev, Sicherheit-abthei!ungen sind auf allen in den ge nannten Richtungen führenden Wegen vorge schoben Im Westen bildet da- von einer Division besetzt« Selvi den Stützpunkt der Vertheidigung. Die Türken stehen ihnen in weitem Bogen von Slataritza über Schipka bi- Kalofer gegenüber und haben überall an den Eingängen de- Gebirge- Ver- schanzuugen angelegt, die ihnen im Rothfall Aus nahmestellungen gewähren sollen. Mit Aus nahme eine- am 16. von den Türken auf den Hankioi Paß (der zuerst von Russen überschritte, neu Passage) gemachten, aber mißlungenen An griffe- hat bisher ein ernstere- Engagement wcht stattgesunden, und haben sich namentlich die Türken vorsichtig zurückgehalten Dem Anschein nach ge- bietet die augenblickliche strategische Lage der am Balkan und am Lom stehenden türkischen Armee, nachdem die beiden HeereStheile Mehemed Lli's und Suleiman'S ihre Bereinigung vollzogen haben, und O-«an Pascha auS seiner sehr starken Desen- stvftellung wenigsten- durch Schernbewegungen eine Einwirkung gegen Selvi geltend machen und Kräfte abziehen kann, eine energische Offensive, um den noch in der Samm lung und Verstärkung begriffenen Gegner so schnell wie möglich anzusallen. Jeder Tag de- Warten« führt dem Feinde neue Kräfte zu, befestigt d« Zusammenhang zwischen seinen ge trennt »der nur locker verbundenen stehenden Corp-, vervollständigt und Verbeffert seine rück wärtigen Verbindungen. ES bleibt abzuwarten, ob die türkische Heeresleitung, nachdem sie durck die geschickt combinirten und aus ein Ziel ein- heitsicd gerichteten Bewegungen ihrer großen Heere-masten unstreitig gewisse vortheile für sich errungen hat. i» Stand« sein wird, die günstige strategische Lage auch tattisch au-zunutzen, wa- nur durch ein Schlagen mit vereinter Kraft in der Richtung, wo die russische Hauptmacht anzu reffen ist, geschehen kann Der Angriff auf Üiruowa allein würde nur ein Theil diese- An griff- in großem Style sein. Einem vom t. August datncten Briefe eine- auf dem Kriegsschauplätze anwesenden preußischen lDificie S entnimmt die „Nordd. Allg Ztg." olgende Stelle: ,.D'e russischen Verwundeten ägen au-, daß die in den Reihen der Türken dienenden Engländer versucht hätten, diesetben von Grausamkeiten zurückzuhalten, die Polen dagegen hätten sie dazu angestachelt." Die Thronrede, mit welcher die Königin von Lngland jüngst die Parlamentssession schloß, ent hält einen düsteren Zug, der im AuSlande über den orientalischen Sorgen, die darin hervortreten, leicht übersehen werden kann. ES ist da- die An kündigung einer weiteren drohenden HungerS- noth in den südlichen Präsidentschaften Östin dien-, ein Ereigniß, da- bei den ungeheuren Dimensionen, in denen e- heranzieht, fast wie ein unabwendbare- Naturgesetz sich ankündigt. Und in der That lasten sich schon Stimmen in England kören, die jeden Kampf gegen jene furchtbare Plage al- hoffnungslos im BorauS aufzugebe.r anrathen. Auf der anderen Seite kommen von Indien durcbdringendcSchmerzenSschreie. E«n Brief auS Be.'galore an die „Time-' vom 22. v M. sagt: „Ein schreckliche-Unglück ist dieseHungerSnoth, und Niemand in Südindien kann eü begreifen, daß keine Hülfe von England kommt. Man hat keinen Begriff davon, wa- da- Au-bleiben de- Regen- durch drei Iahre-zeiten in Indien be deutet. ES ist einfach der Tod von Zehnlausen- drn. So haben sich bereit- Zehntausende zu Tode gehungert, und wenn der Regen wieder auSbleibi, wie jetzt in drohender A,-sicht steht, so wird der Tod über die Million kommen Ich glaube nicht, daß die indische Regierung der Sache gewachsen ist. Ist eS nicht ein grausamer Spott, England für Bulgaren und Andere zeichnen zu sehen, währeno feine eigenen Unterthanen zu Tausenden uw- kommen? Ein Gebiet größer al- Frankreich ist mit vollständiger Entvölkerung bedroht." Größer alS irgend ein andere- Unglück, da» Indien »nier englischer Herrschaft jetzt betroffen, nennt die , Saturday Review" dre hereinbrechende HungerS- noth. Die Bevölkerung ist durch vergangene- Leiben geschwächt, und die HülsSmittel der Regierung sind durch die großen bi- jetzt geleisteten Aukgadcn verringert. Die Sprache der Regierung von Madras ist wett verschieden von der wäh-end der Hunger-noth in Bengalen gebrauchten. Von der Rettung jede» einzelnen Leben- ist nicht mehr die Rede. Im Geaentheil, eS wird versichert, daß «ehr alS eine halbe Million Menschen schon der Noth erlegen sind. Ein anderer Redner ttellte fest, daß an einem Morgen jetzt durch Madras mehr Tobte gefunden werden, al- während der ganzen HungerSnoth in Bengalen starben AuS dem Reiche de- Zopfe- bringt die „Dorfztg." folgende interessante Mittbeilung: „Ich muß meine tiefgefühlte Bewunderung für die schön gehaltenen stattlichen Schiffe auS- prechen, welche heute die deutsche Tricolore ragen; dieselben machen sich der geachteten Em- >leme und der alten maritimen Energie der H-rnse- iädte würdig. Nicht minder bemerken-werth al- >ie Schiffe selbst ist da- Aussehen und d:e Hal tung der Mannschaften. WaS der englisch jpre- ende Seemann in seinen besten Tagen war, da- i heute sein teutonischer Verdränger " Da- ist da- Urtheil eine- Engländer-, de- Gcneral- rnfpector» der chinesischen Zollämter, über die »rutschen Schiffe und die deutschen Seeleute in den chinesischen Gewässern, und e- soll da- nicht etwa ein bloße- Eompliment für »n- Deutsche sein, sondern e- steht so in dem Bericht de- Generalinspector- an seine Regierung. In der That ist der deutsche Seemann bei den Chinesen weit de- siebter und angesehener al-der englische, wegen seine- weit ruhigeren und meistautmüthlgen Cbarakter-, während die englischen Matrosen all Zänker und Krakehler sich leicht verhaßt machen Deutsche Schifffahrt wird in den chinesischen Gewässern stark betrieben, weniger im direkten Verkehr mit Deutschland, denn al- Küstenschifffahrt, und eine gute Zahl von deutschen Firmen in Canton und an anderen Orten der chinesischen Küste beschäs. tigen sich mit der Ausfuhr von Stapelartikeln, d. h. solchen Maaren, welche sich m großen Men gen an einem oder vem andern Orte anhäufen. Neueroing- hat die chinesische Negierung die Er öffnung weiterer Häfen für den Fremden verkehr beschlossen und hat sich auch bereit erklärt zu Verhandlungen über die Beseitigung der In- landzöll«. Man hat sich dk-halb mehrfach großen Hoffnungen hingegeben, daß von nun an da chinesisch-deutsche Geschäft einen ganz außerordent lichen Ausschwung nehmen werde Aber man bat da ohne einen sehr bedeutenden und gefährlichen Eoncurrenten gerechnet. Der Chinese ist nicht
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